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- Erscheinungsdatum
- 1884-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188401151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18840115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18840115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-01
- Tag 1884-01-15
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Monat
1884-01
-
Jahr
1884
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8r IS fieberfrei W und die an und kür sich lehr eil«» (s ich mf nch in Lemberg wurde «in Raubmord verübt. In der Friedbosostralie gelegenen Wohnung eines Eisenbahn - Kon- rö erschien ein bisher unbekanntes Individuum und »er- irrt« mit mehreren Beilhieben den Schädel der jugendlichen Pachter des Zimmerherrn und raubte sodann alle Werthgegenstänbe. )aS unglücklzchc Ovsir lebt uock, aber in fürchterlich verstümmcitrm Zustande. Ter Thäter. welcher daS Attentat schon vor mehreren Tagen verüben wollte, wurde bisher nicht ausgefundcn. Im kroatischen Landtage zu Agra m wurde bei der Abstim mung Über einen gegen das Gendarineriegeletz gerichteten Antrag von der Parte» des Devutirten SlareevicS rin so arger Tumult er hoben. das« die Sitzung resultatlvö geschloffen werden muhte. Die Verbaslung des Joseph Pongracz. welcher der Tbeii- nahme an dem Raubmorde in der Enrrl'schen Wechselstube über wiesen ist, erfolgte in der Wohnung seiner Schwester, welche gleichfalls in de» Mariabiffersiraße belegen ist und die er kur» zu- vor betreten batte. Am Freitag Abend gegen neun Ubr erblickte «ine in, Hause Nr. 8 wohnend« FrauenSoersan Namen« Marie Anna Maner aus dem gegenüberliegenden Trottoir Joses Pongracz. Sie erschrak bet seinem Anblick und erschrak noch mehr, a>« sie lan. dass er nicht seinen Winterrock, sondern «inen kurzen Lodenrock an hatte. „Icsuö. Maria. Josef 1" schrie sie. kommen'« dock unter« HauStlior: Wissens denn nicht, das, man Ihnen auspaßt und Sie lllr den Raubmörder halt?" Pongracz erblaßte und folgte ihr weinend in s Hau« zur Schwester. Diese schluchzte laut aus. als sie ibn erblickte und ries ihm zu: „Du bist rin Raubmörder?" Er weinte bitterlich fort und bat sie an seine Schuldlosigkeit zu glauben. In diesen» Augenblick traten zivei Detektivs hervor und erklärten ibn für verhaltet. Er folgte ihnen willig, war aber sicht lich ansgeregt. Die erste aus Pongracz' Tbäterichast verweisende Spur gaben die Wahrnehmungen eures Priborsk». Derselbe er zählte. dass er unmlttelvar vor der Verübung des Raubmorde« in der Mariahilserslraiie dir. 55, in de»» Hause Nr. 8 derselben Strafte in Ausiichcr's Gasthaus ein Individuum gesehen bade. ES war rin etwa sirbenundzwanzigjähriger Manu, de» am Fenster sah und in büchst auffälliger Erregung wiederholt zum Fenster hinanögciehen habe. Der Mann kliinvcrte mit Münzen ln der Tasche und zog. als er sich von Herrn Priborsk» beobachtet sah. einen Dukaten heraus. „Wollen Sie mir Einen wechseln?" fragte er lachend. Herr Pri- borSkn empfand instinktiv eine tiefe Abneigung gegen das freche Gefickt de« Mannes. Plötzlich wurde leiie an, Fenster geklovtt und der Mann sprang heitig auf, warf die Zahlung aus den Tisch und rannte aus dem Gasthaufe. Herr Priborsk,, glaubte, der Plan» könne an dem Mord betbeiiigt sein. Er wurde ermittelt. Jetzt ist auch die Verhaltung eines Eomplicen von Pongracz erfolgt; es ist ein Broncearbeitergelelle. Namens Dürschner, der mit Jenem lange Zeit eng beireundet war. Dürichucr ist als Derjenige erkannt wor den, der aus der Strafte den Auspaffer spielte, wehrend Pongracz mit noch einem Buben iin Laben den Mord und Raub verübte. Auch bezüglich des dritten Tbätero hat die Polizei eine Spur. Pongracz ist als derjenige rekognoszirt worden, der am l6. v. M aus der Rahlgaffe einen Raubansall an Samuel Kahn verübt bat. Rach dem neuesten Raubmord hat er sich den Bart abscheere» lassen, auch Hut und Rock sich neu nngescyafft. Er wurde von Eifert mit Sicherheit als sein Mörder erkannt, namentlich auch an der Stimme. De» kleine Rudolf Eifert ist seinen Wunden erlegen. — Der 5>ache Raub- und Luslmörder Schenk ist seinem entsetz lichen Verbrechen geständig und überführt. Dieser Don Juan bat sein ent>e»liches Hnudwerl. den Massenmord an alternden. Hciraths- lusligen Mädchen, srsttcmalisch betrieben. Karl Schenk, der bisher entschieden leugnete, an den Mordtliatcn seines Bruders Hugo Tbeil genommen zu haben, gestand endlich ei», gemeinsam »nit seinem Bruder die Köchin Therese Ketterle Anfangs August iu der Nähe des Marktes Lilienfeld an» Donauuscr erschossen und dann ins Wasser geworfen zu haben. Beziiglich der Ermordung des Stubenmädchens Fercnczy legte Hugo schenk das Geständnis ab, dieselbe in der Grieckenau bei Preßburg ermordet zu habe»,. So viel seslstebt, bat Tckloffarck bei der Ermordung der Schwester Tiinals und der Fercncz» und Karl Schenk bei der Ermordung der Kelterle milgewirkt. Man hält jetzt auch mit Bestimmtheit Schenk für den Mörder der in» Panerbachcrgraben aufgesundenc» Leiche. Echlossarek. sein Mitschuldiger, hat bekannt; er ist übrigens schwer erkrankt. Ungar». Nock in der letzten vergangenen Nacht machte die Regierung Anstrengungen, die Magnaten sür den Gesetzentwurf bctr. die Mischehe zu gewinnen. Zu Beginn der Sitzung ivaien über IM Petitionen gegen das Gesetz und Dankadressen mit 100,000 Unterschritten sür die Ablehnung cingcbrackit. Vier Ein berufungen erfolgten. Der Fürst Primas eröffnctc die Debatte »nit der Erltärnng, gegen den Entwurf zu stimmen. Graf Szecken bekämpfte den Entwurfs mehcere Obergespäne vertbeidigcn ibn. Grohe Entrüstung »nd Sturm erregte die Acuhcrnng des jüdischen Grasen Abraham Gnnerkn's: cs könnten auch Petitionen sür die Einziehung der geistlichen Güter einlausen. Als dieser Herr von Lbornscir unterbrochen wurde, wiederholte er viermal die Drohung mit Petitionen um Konfiskation der geistlichen Güter und Ab schaffung der Stolgebübren. Nack Schluß der sehr erregten Debatte erklärte der Ministerpräsident Ts za. wenn das Mijch- elicgcsetz nickt eine entsprechende Lösung finde, so würde solchen Bestrebungen Vorschub geleistet, welche gewiß nicht ii» Intcreffe des Landes liegen. Er begreife kanscisionclle Bedenke», obwohl er dieselbe» nicht tbeile; doch leuchte ihm die Gegnerschaft Jener nicht ein, welche die Israeliten sür dem Lande gefährlich hielten, denn in dem Augenblicke, »vo die Israeliten sich mit den übrigen Bürgern verschmelzen könnten, sei solche Gefahr gröfttcnlbeils ge schwunden. Man bcruse sich aut Aeufterungen einzelner Rabbiner, welche als Orthodoxe gegen die Ebe von Juden mit Christen leien, allein daS leien solche, welche sähen, daß die Vorlage ihrer Om»i- votenz ein Ende mache. Zun» Schlüsse wurde das jüdi'cke Msich- cbegcsetz niit 200 gegen 191 Stimmen abgelcbnt. Unter den Magnaten, die für das Gefetz stimmten, befand sich auch ocr Herzog vo», Koburg-Coharn, der Schwager des Kronprinzen Rudolf. Lein Ja! wurde mit Elsenrusen von der einen, mit Zischen von der anderen Seite ausgenommen. Die Schtutzadstinnnung entsaltcte einen Orkan von Beifall der Majorität. Frankreich. Das Parlament kostet dem Volke jährlich die ziemlich beträchtliche Summe von 7 Mill. Francs und zwar entfallen davon 5 Mill. aus die Träten der Abgeordneten, während 2 Mill. die Nebenausgaben betragen. Mit hämischen Ausdrücken liebt ein Pariser Blatt hervor, daß von diesen Ausgaben 590X1 Francs Papier, Federn, Tinte, 40,0X1 Francs Heizung, 8.>,000 Francs Beleuchtung und 36,000 Francs — Büffetkosten betreffen. Der Direktor der Börienbank in Paris, Marie Renauv. ist seit dein 10. d. Morgens flüchtig. Er bat ein Schiciben Hinter lagen, worin er anzeigt, daß durch Böricniviel' das Geld de, Aktionäre verschlungen fei. Der Verlust der Aktionäre ivird auf 3 Millionen Francs geschätzt. Italien. Die „Rasscgna" tlicilt mit, daß eine englische Dame, die dein Peterspsennig jährlich 4»XX1 Pfund beizusteucrn pflegte, de», Pap st lctztivillig 480,000 P'und — 9,Ö>0,00> M. — ver macht hat. Der Papst bat einen seiner Neffen und den Ccremonien- mcislcr Eataldi nach London geschickt, um das Legat in Emplang zu nehmen. Seit einigen Tagen ist der Desuv wieder thätig. Im Nord- westcn hat sich rin neuer Krater gebildet. Die Lava hat bereits Alrio erreicht und auS dem Innern des Berges wälzen sich unter Donnern fortwährend ungeheure Wolken empor. Pros. Palmieri bat lckion sechs Tage vorher, ans Grund der Anzeigen des Seis mographen, den Ausbruch verkündet. Die bevorstehende Vermählung blclia Garibaldi'S, der Tochter des verstarb» »en italienischen Nationnlbciden, »vird aus Turin gemeldet. Die Wittive des Generals hat ain Ne»ijal,rstagc den Freunden der Famiiir den Verlobten Elelia'S vorgestellt. Es ist dies ein junger Professor der Literatur an der Turin« Universität, Namens Graziadei. Zu Anfang deS Sommer« soll die Hochzeit stattfindcn. Nustland. Der Petersburger Korrespondent der „Germania" ergänzt seine frühere Meldung, wonach der Schlitlennnsall des Zaren im Parke von Gatschina die Folge eines Schuß-AtlenIateS gewesen, durch die Mitthcilnnn, daß mit demselben eine Frauensperson in Verbindnng liehe, weiche IablonSkt (der verschwundene nihilistische Gehilfe Sudcjtin's) bei einem Waldhüter in Äatschina unter dem Vorgehen, sie sei eine Polizeispionin, unlergebrackst habe. Am Tage nach der Ermordung Sudeskin's sei sie in Gatschina ver haltet worden; sie lei bejchuivlgt, daS Attentat auf den Zaren wäh rend der Jagd in Gatickina verübt und an der Verschwörung gegen — Seit« »— kt» theiigenommen zu baden. Äs habe sich berauSgestellt, ft« ^ ' obow. .reit« Dienstag äse. Ltb! llauurrr 188, au bereit« gilnzlb ^ .... .. cht« Form der Varicellen (Schafblattern) einen vollkommen nor malen Verlaus nimmt. Zwischen der Kammer der Kronprtnzesstn und jener der kleinen Erzherzogin Elisabeth, welch letztere lo»ort geimpft wurde, ist die vollständigste Separation auf da« genaueste efUtirt worden. - kteur« »richten ein bisher unvetanntes Fndtviduuni und »er- incttert« mit mehreren Beilhieben den Schädcl^dcr jugendlichen sei eine Schwester de« Hingerichteten Kaisermörder« Nach einem in Peter«durg verbreiteten Gerüchte sei sie heimlich gei>ängt worden. England. In Liverpool wurden John Hnck juu. und dessen Affocts Müllen verhaftet unter der Anklage, durch doppelte Veipsändung von Getreide die Northwestrrn-Bant tn Liverpool um eine bedeutende Summe betrogen »u baden. Egypten. Sir Samuel Baker äußert sich über das Auf - geben de« Sudan tn der „Ti»»»«" wie folgt: „Wenn diese nichtswürdtge Entscheidung als endgiltig angenommen wird, so bat das Publikum ein Recht, zu verlangen, daß die notbwenvigen Schritte ergriffen werden, um den Rückzug der Garnisonen von Klmrtum und anderen besrstigten Plätzen zu sichern. In vielem Augenblick ist dir verliängnißvolle Nachricht bereits von den an dem Sliav-n- kandcl intern,irten Kausleuten in Kairo nach Khartum übermittelt worden, und binnen wenigen Tonen wird sich die Kunde weit und breit wie ein Lauffeuer verbreitet »oben, daß der Suva» aulgeqrben wirb. Alle Hände «erden sich bewaffnen, um den gedebmüihlgten Tlupoen, die trotzigem Gesindel wnchrn müffen, den Rückzug zu erschweren. Khartum wird geplündert und in Brand gesteckt weroen. ehe die Garniion den Fluß überschritten haben wird. Dann nimmt der Marsch seinen Ansang. Ein Hausen von Weibern und Kindern, di, ihre Heimstätten verloren, ihre Beickättigung autgegeb-n, und all, Hoffnung verloren haben — diesen Mrnfchrnlnäuel werbe« dir aus de», Rückzüge befindlichen Truppen zu beschützen haben, deren Kampffähiakrit durch di« von den Flüchtlingen m»tgeschlepptr Lagag, weien.lich beeinträchtigt werden wird. Eine schwcie Verantwortung rubt aus de.« Ministern, welche die Räumung de« Sudan angeordnet haben. Wenn nicht sofort ausreichende militärische Maßregeln ge troffen mcldcn, io wird da« furchtbare Schicksal, das Hicks Pascha getroffen, eine Wiederholung erfahren." Aus Khartum meidet nian der „Times", daß die dortige Gar niion unzusrieven sei, weil der Sold rückständig ist. 84,0X1 Mann sollen El Obeid verlosten haben, und der Mahdi. sowie sein Stad, leien in, Begriff zu folgen. — Der österreichische »oniui in Cbartum hat einen Brief von dem Pater Luigi, de», Haupte der Mission in Ei Obeiv erhalte», in welchem derselbe mitllicilt, daß der einzige in Kordosan befindliche Ueberlebende von der Armee Hicks Paschas, der frühere Diener des Major« Seckendorfs, Gustav Adolf Klootz, ist. Derselbe desertirte drei Tage vor der Schlacht, kämpfte in der Armer des Mahdi gegen dir Egnpter und ist jetzt Offizier in der Armee des Mahdi. — Nach einer Meldung au« Kairo haben die Europäer und arabische Kausleutr Berber verlassen. Nach Meldungen auS Suakim ist mit den Häuptlinge» mehrerer bisher feindlichen Stämme in der Nähe der Route von Sualiin nach Becker rin freundschaftliches Verhältnis, hcrgestell, morden, nian hofft, dadurch die Route nach Berber für den Verleb, frei zu machen und damit die Räumung deS Sudan zu ei leichtern. Nach eine»» Beschluß der Regierung soll sich der AricgSministe, aus den, Wege über KoroSk« nach »Hartum begeben und die Räu mung überwachen. Amerika. Ueber da« vor einigen Tagen gemeldete, durch den Zusammenstoß eines Arbeiterzugek »»1 einem Gülerzuge erfolgte Eiirnbahn-Unglück bei Toronto (in Kanada) dringt de, „Newiwrler Heraid" folgende Einzelheiten: Dir Liste der bei den» Unglück gelichteten 29 Personen umfaß! auch den Heizer und den Lokomotivführer de« Gü'erzugcs, die beide vermißt werden. De» Arbeileezug bestand aus 2 Waggons und einer Lokomotive und enthielt zur Zeit deS Zulamnienfioßes LO Pc>f'vnc». Der Güterzug fuhr in den Arberterzug hinein und zertrümmerte denirlvc» voll ständig. Der Kessel der Lokomotive des Arhertcrzngcs platzte, wo durch einige Arbeiter auf der Steile gelichtet wurvcn; bann gcrietben die Trümmer in Brand und mehreie Perionen kamen in den Flammen um. Einige Leichen waren bis zur Unkenntlichkeit ver brannt. Inmitten der Trümmer des Zuges svielten sich fürchterliche Szenen ab. Da säst alle Arbeiter ni»r dem verunglückten Zug, entweder getödte, oder schwer verletzt und verstümmelt worden sind hat die Fabrik, in welcher dieselben deschäsligt waren, ihren Betrieb zeitweise eingestellt. Ter Dampfer „Neckar" ist auS New-Aork am 12. Januar mit der Leicke LaSkcr' s abgegange». Peru. In Peru ist es in Folge der von Weißen verübten G e w a lt t l, a t e n wieder zu einem Jndianerlriege gekommen. Während des Krieges zwischen Chili und Peru wurden in kaum zwei Monaten 15tX1 Indianer gelichtet. Dadurch und durch die grausame Behandlung seitens der Peruaner zur Verzweiflung ge- llicbcn, erhoben sich die Indianer zu einem Vergeitungokriege, bei von ibncn mit furchtbarer Grausamkeit geführt wird. In de» Gegend von .Huancano haben sie bereits an Hundcrlcn von Weißen die furchtbarsten Gewaltlhüligteiten geübt. Männer und Jünglinge wurden vor de» Augen ihrer Angehörigen in der grauiamilen Wein zu Tode gemartert, die Frauen mit den Kindern rn die Gesangen- ickast abgcsühit. Viele Haziendas sind eingeüfchert und die blühenvcn Anlagen zerstört. General Iglesias hat eine ansehnlrche Truppcn- »nacht abgeschickt, um dieser Bewegung unter den Indianern, die allgemein zu rrcrdcn droht, ein Ende zu macken. Etiina. Ein Telegramm aus Kanton sagt, die Behörden de» Provinz Kwangtong träten ernstliche Kriegsvorbereitungen. zwischen Kanton und der Grenze von Tonkin werde eine telegra phische Verbindung hergestellt, nach Hatnan würden beträchtliche Truvpenverstärkungen geschickt. Eine Proklamation des Vizekönigc fordere die Bevölkerung auf. sich aus den Krieg vorzubercilen und einen Anglist der Franzosen zurUckzumeiien, ocr Ausruf gedenke schlief,ilch oes srcundichai Nicke» Verbäclinsses zu den anderen Nationen. Feuilleton. ch Heute Abend wird im Rcuilävtcr Hofthcater das neue Lustspiel „Der Lchrislflellertag" von H. Hemeinnnn sBraunichweig), das bereits an anderen Olten zuletzt »n Leipzig, lebhaften Erio,g batte, zuin ersten Male auigesübrt. — Am 22. d. M. wird dasclbu der GebuUstag Leiffng'S durch eine Aufführung des Trauerspieis „Einilia Gaioili" würdig gefeiert werden. ch Bei der sür Sonnabend den 19. d. M. angesetzten Aufführ ung des „Zar und Z » n> in e r m a n n " singt -verr Brucks zun» ersten Male die Partie des Zaren, die sich sur feine prüchlrge» Stimmmittel bestens eignet. Nach Ablauf seines Kontrakts wirb der Sänger leider Dresden verlassen und bereits im Laute des Sommers sein Engagement am Kgl. Hoslbeater in Kassel antreten, ch Residen zli> eatcr. „Der Verschwender", Zaubcrmärchen von Ferd. Ramiuiid. Wer bätte sich nicht schon oit an dieiein Drama voll echter Poesie, köstlichen.Humors und ergreisender Lebens wahrbeit erbaut und elauickt? Leider ist cs wahr, daß heutzutage die Enivlängilchkcit für Raimund und seine liebenswürdige Eigen art ninncl »»ehr liincnichwinden begonnen, »reit man statt des her zigen Humors lieber^ hurlcslen Svaß, statt der sinnigen Poesie viel Heber Ulk und Posten aus der Bühne sieht und hört. Trotzdem sind die Zaubermärchen Raimunds noch nicht überall zum alle» Eiien geworsen. Besonders aber finden Auflichtungen des „Ver schwenoer", wenn sic eben mit Lust und Liebe erlaßt, mit Humo, erfüllt werden, bei dem gemütl,volleren Publikum noch stets guten Boden. Dasiir war die I»biiä>lmsvo»sie>iling am Sonnabend ein unwiderleglicher Beweis. Muffte auch Einiges in der Ausstattung hinter den durch modischen Prunk und Luxus gesteigerten An lmüchen z»n1lckbleiben und konnte auch in der Besetzung der Rollen nicht Alles voll befriedigen, so wurde doch in der Hauotsache viel erreicht: die gute Laune und der frische Eifer der Darstellenden er zeugten voll>»,inpatl,ische Stimmung. Vor Allen errang siai den ersten Preis der ganz vortreffliche Valentin, Herr Direktor Karl, der noch immer jugendsrische Jubilar. Sowohl in den rührenden oder empfindsamen, als m den lusligen und komischen Momente, Recht ain meisten die Naivclät hervor, die sich mit drolligem Huincn so anziehend vereint. Iin Hobellicde hätte man allerdings gen» noch einige Raiinund'sche Strophe» gehört, aber die gutgemeinten eigenen Reime sanvcn doch Anklang und paßten zur Stimmung des Festtages, dessen Auslegungen den Sänger wohl auch stimmlich hceinttächtigten. Neben ihm wurde Frl. Bendel als excellentc Rosa oft Genossir. der Ovationen. Sie hielt stch ganz frei von soudretten- haster Verkünstetung, spielte Kisch und munter, in jeder Situation den wirlsamcn Ton treffend und gab besonders dem Tiotze der Hausfrau, die dem CdeOiiann noch immer wegen eines iallchen Ver dachtes und einer Kritik ihrer Gestalt grollt, sehr gelungenes Ge präge. Für die Gciainmtwirkung der stet- eiiijchtagendcn genre- bildlichen Szenen de« letzten Aktes erwiesen sich k»e kleinen Valen- tiniichen, daS allerliebste Fünsblaff der Narl'schen Familie, dulchaus plausibel. Man hatte ihnen kein Wortwechseln eingetrichtert, sondern sie durften knabenhaft leck sich tummeln und auch so reden. Die Vertretung der ernsten Rollen mußte ebcnlalls zum größten Ttieit al« eine tüchtige, Anerkennung finden. Ist auch der Verschwender, lottwell, sür di« Indimouatilät des Herrn Reimeiö nicht tn allen Ztücken geeignet. Io fanden doch sein schöner Eifer und manche wohlgelungen« Momente, zumal im letzte» Alle, gerechte Anerken nung. Mehr chevalereSker Ton wäre zuweilen erwünscht gewesen. Dasselbe gilt von dem Ebevalier Lumont de« .Herrn Wilheimi. dir war die köstliche Szene mit dem häftUchjchönen alten Weibe wirk- ai» Illustrirte und dabei durch die sehr löbliche Darstellung des )el. Corbach aut unlersiützt wurde, iin Uebrigm aber mchl sranzö- tsch genug erschien. Herr Hanno erlüiit seine Ausgabe alS Kammer- dinrr Wots vollständig, indem er erst den ungetreuen Hauchler, später den lodtkranken Hausherrn ganz treffend wieveiaab. Von den Ue- brigen seien noch der im Gesang und in der Deklamation gleich iobenswerthe Bettler (Azur) des Herrn Korichen und der eckte Wiener Baumeister deS Herrn Rose hervolgehoben, während die Fee Ehertilane des Frt. Tondrur. die i» der Dekiamalicu off zu al>- gehtaßl erschien, nicht ganz genügte. Tic muiitaiitchen Ausschmück ungen des Stückes, namentlich die frisch gelungenen Trinklieder, kamen meist zu besriedigenoer Geltung. B. Seuhcrl»ch. ck Im Residenz-Tlicater ist gestern „ich! der „Ver- chwender", sondern der „Bcttclsludent" zur Aufführung gekommen, weil Herr Direktor Karl, durch Indisposition hehindell, nick» au! treten konnte. Morgen (Mittwocks) ist Offenbach's Burlcste .Orpheus in der Unterwelt", für Donnerstag der „Verschwenocr" «»gefetzt. s Herr Hosopernsänaer Bulft wird demnächst in Magdeburg gastiren. Wenn in der Zeit dieses Gastspiels eine Auffülirung der „Undine" angesetzt wird, ist Hern« Fischer die Rolle des Ksthletzorn, welche der auSgezeichnrte Bassist früher schon oft mit beste!» Erfolg gesungen, iuaedacht. Bezüglich der in einigen Enumblestelllen er forderlichen Tiefe wird b»c>er Rollenwechsel nicht uniwistheilhast sein, denn Herr Bulb als Baritonist konnte darin nicht die nölbige Kraft und Fülle des Tones besitzen. -s- Herr Hosschauspieler Otto Le h seid auS Weimar, der rühmiichst bekannte Künstler und virtuoie Shakespeare-Darsteller, dessen König Lear, Richard III. und Othello noch vieren Besuchern des !>iei. Hostheaters in vester Erinnerung sein werden, halt sich gegen- wäitig hier auf. Er beabsichtigt, einen Eullns von Sbakespeurc Rccilationen (nickt Vorlesungen, sondern frei vor getragen- unter Mitwirkung einer bcgabtenKüiistlerin. FrauMarie(Nette-- Sckwendy, zu veranstalten. Daß diese Absicht auch zur Wahrheit werde, wünicken sicherlich Viele, die sür Lliakefpearc »nd die hervorragende Vortrags- kunsl Otto Lehscld's Intcreffe besitzen. ch Am Sonnabend den 12. d. bot iin -Hotel de Sarc die dritte Abendunterhaltung des F ro u cn - E rw e r h s - B e re i n sein ab- wechseiungs- und genußreiches Programm. Herr l-r. P. Wciden- ftach begann mit einem geistvollen Vortrage über den „Materialis mus", in welchem Idealismus und Materialismus zuerst im Alter- lbui». ferner im christlichen Mittelalter, zur Reformatio,»szeit und in der Gegenwart »>it übersichtlicher Klarheit »no Prägnanz dar- gesteilt und speziell in Bezug aus die Stellung der Frau hervor gehoben wurde, daß die Frau mit ihrem mehr lonservaliveii W >en dazu berufen sei, dem nach auswärts neigenden und wirkenden Manne als heilsames Korrektiv zu nützen. Tein anregcndcn In halte und der trefflichen Porlragsweiic spendete» die Hörer vollen Beifall. Den vokalen Tbeil der mniikaliichcii Vorträge vertraten Frau l)r. Sophie Naumann, eine sehr talentirte Schülerin des Frl. N. Hänisch, und .Herr A. v. Kieler. Die Entere sang von Rubinstrin „Der ASra" und „Gelb rollt mir zu Füßen", das Lied „Herzeleid" von Goldmark und „Mw träumte von einem Königs- lind" von L. Hartman». Ihre volltönende Stimme besitzt cigen- ihümlichen Rc,z iin Timbre und eignet sich vortrefflich sür sc» Balladenton. Sie gefiel so sehr, daß ihr reicher und wiederholter Beifall zu Tbeil wurde. Von den Vorträgen des Herrn v. Kieler erweckten das Liebeslied ans Wagner'S „Walküre" und das schöne Lied „Sei mein" von P. Eornclius die lebhafteste Zustimmung. Der rühmlich bekannte Pianist .Herr E. Heß erfreute den Zuhörer- ffeis mit feinem wirtlich hrcivonrmäßigen Vortra» der Poionaiie von Weber-Liszt, der t'-üur-Balladc und einiger Etüden von Ehovin, sowie eines Nocturne eigener .Komposition edlen GehalreS. meist im St»Ie Ebopin's. Sein delikates und technisch vollendetes Spiel zeichnete sich durch gute Säiattirung, Kraft und Poesie deS Ausdrucks aus »nd fand begeisterten Anklang. Außerdem sind noch die feinfühligen Violinvortrnge des Herrn Ruppert Becker und die saubere Begleitung des tüchtigen Pianisten .Herrn Bercht lobend zu erivätmcn. H. S. -- 2). ff- Königliche G e »i ü ld e - G a l c r i e. Die neueste Erwer bnng der Galerie: Eduard »on Gebbnrdt's: „Waschung des Leich nams Cbristi" ist im Kabinct 31 ll. ausgestellt und Vars in der Thal, was von den neuen Aeguisitionen nicht immer z» sagen ist. als eine Bereicherung der modernen Ablheilung willkommen ge heißen werden. K. F. Ed. von Gebhardt, der noch zu den jungen Malern Deutschlands gebörr, wurde am 1. Juni 1838 in St. Johann (Esthland) geboren, sludirle aut de» Kunstschulen in Petersburg, Karlsrube und Düsseldorf, in welch letzterer Stadt er sich jetzt als Professor der Akademie befindet. Gebbardt hat das Fach der reli giösen Historie erwählt und malt demznsolge nur biblische Bcgcben- beiten, und wie er meint, in ihrer ganzen historischen Wirtlichkeit. Wie iebr dieser Weg ein falscher ist, sehen wir an seinem Bilde in ->er National-Kalene in Berlin: „Das letzte Abendmahl" und nun auch an dieser neuen Erwerbung der biesigen Galerie. Wie vor züglich seine Technik, wie bewunderungswürdig der individuelle Ausdruck der handelnde» Personen auch sein mag, ist es doch durch aus verselilt, de» biblische?, Stoffen die übernatürliche Verklärung zu rauben und Vorgänge, die sich das gläubigc christliche Gcmülh oielleicht unter Palmen vorgehend denkt, in ein bürgerliches Nürn berger Zimmer ungesähr aus der Zeit Lutlier's zu verlegen. Wenn man im 13.. 14. und 15. Jahrhundert in der sogenannten Kiblin paupvi'um dem Volke, welches nickt lesen konnte, die heil chen Be gebenheiten ganz wie tägliche Vorkommnisse bildlich darstelltc, so lvar dies weise und praktisch; wenn die altilalieimchcn, die alt deutschen und altnicdcrländischcn Malenchulen Aehniiches tliaten, war dies verzeihlich, da Künstler und Volk in ihrer minderen Bil dung keinen Aniioß hieran finden konnten, doch heule, wo die Kunst die durch Bildung seiner gewordene Phantasie unterstützen soll, sind Anachronismen, ivie aut dem Gehhardt'schcn Bilde, wirkungs los, sa störend. Der modernen Zeit fehlt allerdings die naive An- chauimg der vorresornialorischcn Zeit, nicht aber das Verständniß, biblische Vorgänge sich auch biblisch denken zu können. weSbalb auch die Schnorr'iche Bibel so allgemeinen Anklang in Deutschland ge sunden ; die befangene mittelalterliche Darstcllungsweise vaßt eben nicht mehr zur Vorsiellungsweise der Neuzeit. Nichtsdestoweniger ist die Acguisttion des Gebliardt'schen Bildes eine berechtigte, weil trotz alledem und alledem dies Werk durch seine großen Vorzüge >vom verdient, den großen Schöpfungen unserer Galerie angerciht zu werden. -j- DaS .Hokoverntbeater zu Wien hat eine neue einaktige Oper: ^Heini der Steuer" von Backrich zur Aufführung angenommen. ch Der „Betteliludent" - Komvonist Millöcker ha! eine neue Operette unter dem Titel „Gasvarone" koinponirt, die demnächst in Wien an, Tbeat r an der Wien, später im Neuen Fricdrich- Wiihclmstädter Theater zu Berlin ausgesührt werden wird. ch Am ll. d. M. starb in Ha Ile der Geb Reg.-Rath Pros. vr. Ulrici, eine Hauvtzicrde der dortigen Universität, an welcher er last 50 Jahre lang rühmiichst wirkte. Als Philosoph bat er sich durch seine mustcrgiilige Leitung der Zcitichnst sür Philosophie und philosophische Kritik (Organ der Theistenichiilc), außerdem durch seine ästhetisch-kritischen Lcbriften, namentlich über Shakespeare, ausgezeichnet. E» redigirtc auch eine 'Ausgabe von „Shakes»care's Werken" und schrieb dazu geistvolle Einleitungen. ch Die Direktion der großen Over in Paris entwickelt eine sehr löbliche Energie gegenüber den oft recht willkürlichen Ansprüchen ihrer Kunstgrößen. «ic lieft nämlich durch ein Eiikular ankündigcn, daß keine Rolle „Eigensinn»" eines Künstlers ist, und daß künftig jede Partie nach Bedarf abwechselnd von dam „am meisten be fähigten" Künstlern dargestellt n erden soll. Bravo! Möge dieses Beispiel dircktioncller Energie überall Nachahmung finden! ch In Pest macht die extravagante Schauipieleli» IltaPalmar, durch eine PreiSauöschrcibung sür fick Reklame. Sic bietet nämlich einen Preis von 50 Dukaten sür ein Schauspiel mit Gelang, ein Vo ksstück, eine Posse oder auch Operette, aber sic verlangt. da>: „aus ihre Rolle dabei das.Hauvtgemicht zu legen sei" und ichließ sich bemerkt sie gnädig: „Das Stück uiuft auch einigen literarischen Werth besitzen". Eii»cndu»gste>i»in bis zum 15. ,veln»ar. De» Bewerbern möchte bemglich der Rolle für Frau Palma», da sie bekanntlich auf Kostümloliglcii capricirt ist, anzuratlien sei», größte Freiheit von Kleideriaft gleich vorziischreibcn — das würde ihr sicherlich sehr gefallen! ch DaS „T agcbuch der Kgl. sackst. Hofthealcr vom Jahre 1883" (67. Iabrgangl. hcrausgcgeheu van Friedrich Gabriel und Fr. Rößler (Druck von Liepicb u. Reickardl, hier- ist jetzt erschienen und in derHosiiiusikalienbandlung von R.Bcnfer (vorm. B. Fiiedel, Pragertlr 16) b»i Emil Weise (Palais Gutenberg) und bei Pierson (Waisenhauöslraße) im Preise von l Nil. 50 Via. zu haben.
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