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Vrvsävn 188L. „,,t« fr«» 7 U»r i» »er «p»edüw»: «Narlenstrote IS. «don»emeut»»r»<I vterirlMrlich « Mark io Psae.. d:»ch die Pal« » Mark 7L Plae. Nun»,» w Pfge. Aust»,» 37000 «rem»,. pllr dl,«ll(k,abcetiia»>andIerMa« „ulcrlpte macht sich die Stedaclto» nicht »erblndUch. Annanern M» Mi« nedme» an: Die Lnnonc»ii-It»reaur v.-«»s«»> «ein » v,,l«»i - «-»»>« M»,st«i - »«ut>« »««mp.: — Znv«li»«»»ant, - t». «stalle» s>> Weit»! - Via», «test in vlagdedur«: - I. V«r< « tl». in Halle: — Sielner tu Hamdur« Tageblatt für Politik, Anterhaltllllg, Geschäftsverkehr. Sörftnbericht, FremSenftste. L7. Snlerate »erden M»rtensir-»«tz »I» Nachm. » U«e an,en»mm>K Eonnta,» dt» MtilagitvUhr. I» Neustadt nur an Wochentagen: »losI'rgalI-Nr.dbisNlchm.»Udr: — Die einspaltige Pelil«e,le kostet I» Psge. Eingesandt 20 Psgc. Sine Garantie slir da» ttächst- sagtge Erscheinen der Jnsewt« wird nicht gegeben. 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Lid. u. 8»i»Iilvi»t«tr. 6 am L'vstplalr. 8pitnvn uiul Iil«»iutoi> in tiokvarr, voistt, crZmo Uttil coulviirt, L6ru-8tloIivr6!vn, 8p!t/vn, v-udelten io ti-Iilell-n, liartie», leinenen Vau» »llrage», Verl- u. eiieulile- ltrageu, bieiillrre», Itllaelien, »eilleue» Uliiiil,,,,. Fltmnrkt 5 l?IMll'iell !!ie!lt6l' 5. ^«Ut)8tv8 IN Hoi/MutvII, gesedultri« I» < «n»«»Ian, ir>u»»«utt»vlian, stitnittalvtva, »N«I, ri turnliiinung: »II«r n. «. v. Kä. UaInr«I»tI«rA^ ÜolLbiläkuuvr Lngsvr tvtnditar »a I «»«I, n I tL-HVnnr«» I1ro»»ckvn, Vlotorlanirans« 25. Oixrn-rvusirtirLrikv, 1.1 «I» vur 8 < I» rtt » It «, <»?<N8« I»tnn»,d „. ». Rr. 26<;. Witterung vom 72. Scpt.: varoinrter nach tkeer lvölolt, Wallstrasie IS (Abends), -so Mtll., seit gestern « Mill. gesalle». Tdeiinomctrogr. nach Neaumin: Tcinp. l2»W..nted>. Trmv. »>/, »M.. bdchsiereniv lg « W. Nord-Wen-Wind Negcn. Auösiclitm für den 23. Sovtdr.: Nordwcst, auffrischend, veränder lich, abncl'inende Niederkchläsie, Temperalur dieselbe. Somiabeiid, LS.Septbr. Lcraiitworttichcr Nedacteur slir Politisches vr- Emil Biere« in Tretdc». Unsere braven Soldaten sind nun von den Manövern in ihre Garnisonen zurückgckebrt. Die Anerkennung, welche ihnen der Kaiser und ihr König für ihre Leistungen -ollten, muh sie ent schädigen für die Entbehrungen, die ihnen die Quartierwirtlie aus erlegt hatten, gsim mündlichen Verkehr mit Offizieren und Mann schaften der verschiedenen Waffengattungen gewinnt man erst Einblick in die oft geradezu erbärmliche Verpflegung bei dürftigem Unter kommen. Die Truppen hatten sich auf recht gute Ouartiere gespitzt, als cs hieß, die Manöver finden in der „Lommatzschcr Pflege" statt. Wenn die Wasfcnübungcn in die armseligste Gegend dcä Voigt- landcs verlegt worden wären, die Soldaten hätten auch nicht schlechter guartiert sein können und mehr hungern müssen, als in den reichen Bauerndörfern. Die Klage ist so allgemein, bah man nicht von einzelnen Ausnalimesällen reden kann. Luther hat schon gesagt: „Wenn der Bauer nicht muß, rührt er weder Hand noch Haß", aber daß die Knickerei gegen dic Einguartirung so weit gehen würde, wie sic eü that, ist doch eine recht traurige Erfahrung. ES sind gerade die reichsten Bauern jenes gesegneten LnndesthcilcS ge wesen, über deren Geiz die Soldaten am meisten klagen. Ta, wo die Industrie in die Bauerndörfer gedrungen, haben die Soldaten mehr und besser zu essen bekommen. Um ganz gerecht zu sein, muh man voranschicken, daß die Sätze, mittelst welcher daS Reich die Friedens-Einquartirungslast entschädigt, äuherst gering sind. WochcnlangeEinguartirung wird zur wirklichen Beschwerde. Aber diese Last läht sich doch erheblich mildern, wenn die Landgemeinden soviel wie möglich Masscnquarticre errichten, die Mannschaften in Gencral- vcrpflcgung geben und hierfür aus der Gcmeindckasse einen Zuschuh gewähren. Dann wird der Soldat reichlicher verpflegt und der einzelne Quartierwirth befindet sich dabei auch wohlcr. Zn dieser Weise verfahren schon längst grobe Städte und die intelligenten Landgemciudcvorstündc in der Nähe Dresdens. An dieser prak tischen Einrichtung schcint's gar vielfach auf dem heurigen Manöver- felde gefehlt zu haben. Doch dieser Mangel entschuldigt schlechter dings nicht die störrische Filzigkeit, mit der dort den Soldaten die Nahrung zugethcilt wurde. Nun wird cs auch begreiflich, weshalb bei der letzten Rcichstagswabl in jener Gegend soviel sozialdemo kratische Stimmen abgegeben wurden. Genau so wie die Soldaten jetzt, wird sonst meist auch das ländliche Gesinde bekönigt. Tic Folge ist dann die Abgabe sozialdemokratischer Stimmzettel. Es ist, rim auch Das willig einzuräumcn, durchaus nicht einmal überall böser Wille im Spiele. Viele Baucrsrcmen verstehen beim besten Willen gar nicht besser zu kochen, als was die Soldaten zu kosten bekamen. Die Erziehung der weiblichen Jugend auf dem Lande steht im Punkte des Kochens okt auf einer recht tiefen Stufe. Meist gehört gar nicht viel dazu, um aus denselben Nahrungs mitteln ein weit schmackhafteres Essen herzustcllen, als jetzt infolge der Unkcnntnih ausgctischt wird. Leckerbissen ver langt Niemand, dah sic den Soldaten gegeben werden sollen, aber ihr Essen soll ihnen schmecken. Dieselben Bestandtlicile, richtig zubereitct, munden prächtig und ganz anders, als wenn eine un kundige Hand den Löffel rührte. Es ist daher nur willkommen zu heihcn, wenn jetzt wohlhabende Bauern ansangen, ihre Töchter in Lchrmcicreicn zu schicken, damit sie dort nicht blos Butter- und Käsebereitung, sondern auch lernen, wie die tüchtige Bauersfrau ihrem Mann und Gesinde aus einfachen Bcstandthcilcn ein schmack haftes Mittagsmahl auf den Tisch stellt. Infolge des Geständnisses des Trichter Bombcnmanncs Lber- dank ist Aussicht vorhanden, dah in das dunkele Treiben der irrcdentistischcn Verschwörerbandcn endlich mit der Fackel geleuchtet werde. In kurzer Zeit haben die italienischen Revolutionäre drei Bombenattentntc inszcnirt, von denen das erste so und soviel Opfer kostete, während die anderen glücklicherweise vorher entdeckt wurden. In allen drei Füllen spielen Lrsinibombcn die Hauptrolle und in allen drei Fällen kamen diese aus Italien. Kein Wunder, dah man in Oesterreich stutzig wird und sich die Frage vorlegt, ob cs nicht die Pflicht der römischen Regierung wäre, etwas mehr Auf merksamkeit als bisher anzuwcndcn und zu verhüten, dah innerhalb ihrer Landcsgrcnzen fortgesetzte Attentate vorbereitet werden, welche dann in Oesterreich zur Ausführung gelangen, wenn man sie nicht eben durch eine glückliche Verkettung von Ilmständen oder durch Zufälle zu verhindern vermag. Italien muff sich daher von Oester reich auS einen internationalen Ordnungsruf gefallen lassen. Wen überwacht denn eigentlich die italienische Geheimpolizei, wenn nicht Bombcnfabrikantcn ä la Obcrdank? Derselbe hat in den Club- vcrsammlungcn und öffentlichen Auszügen der Jrridcnta in Rom eine hervorragende Nolle gespielt, hat aufreizende Reden gehalten, die Italien aussordcrtcn, Triest und Südtirol vom Leibe Oester reichs loszureiben, aber die römische Polizei nahm ihn trotzdem nicht aufs Korn. Jetzt hat sie einige Haussuchungen vorgenommen, die natürlich erfolglos blieben. Sic hat es gar sehr an dem Eifer fehlen lassen im Einschreiten gegen Verschwörerbandcn, die sich nicht scheuen, zum Meuchelmorde zu greifen. Die englischen Zeitungen haben das Losungswort erhalten, die Zustände in Egnpten als so unsicher zu schildern, daß eine dauernde Besetzung des Landes als ein Gebot der Notlnvendigkeit erscheint. Sie setzen damit nur die Täuschungen Europas fort, die sie mit dem angeblichen Masscn»iordc von Europäern in Alexandrien begonnen hatten, der sich schließlich als ein absichtlich von den Engländern arrangirtcr Tumult hcrausgestellt hat. Auch die neuerlichen Ruhe störungen in Kairo sind reine englische Hirngespinnste. DaS Ziel der englischen Politik ist die verschämte Annexion EgqptcnS, das Protektorat Uber das Land und den Suezkanal, die unsichtbare Hcrrschast. Zu diesem Bchusc wird England aus eine Lösung dringen, welche die Suzerainität des Sultans über den Vasallen staat Egnpten zu einem leeren Schatten herabdrückt. Permanente englische Besatzungen an den wichtigsten Punkten deS Nil-König- rcichs wird sich der Sultan gefallen lassen müssen. England wird ferner dem Vicekönig in der Person eines GencralconsulS oder Residenten einen Beirath geben, dessen Meinung im Ministcrratlie mehr als alle Ansichten der Minister des VicekönigS gelten; der Khcdivc wird eine Puppe in der .Hand dieses britischen Gentlemen sein. Kurz auSgcdrückt: England wird der stille, aber allmächtige Gesellschafter des Kliedive werden. ES wahrt dabei die äußere Form, überläßt dem Khedivc etliche äußere Ehren, in Wahrheit regiert es unumschränkt und verfügt über alle Hilfsquellen und die Reichtliümer des schönen Landes. In Frankreich blickt man auf diese unerwartete Entwicklung mit immer sauer-süßerer Miene. Selbst den Gambettistcn fällt es centncrschiver aufs Herz, daß Frankreich mit seinem Einflüsse auf Egnpten abgedankt hat. Die frühere gemeinsame „Finanzcontrole" der Weltmächte in Egnpten, die in Wahrheit nur die Hcrrschast derselben über das Land war, ist mit den steigenden Wässern des Nils aus Nimmerwiedersehen hinwcggcschwcnnnt worden. Gern unterbreitete Frankreich die Neugestaltung EgnptenS einer europäi schen Eonscrcnz, aber es getraut sich nicht, mit einer solchen Forde rung an England hcranzutrcten. Deutschland hat aber die aller wenigste Ursache, als Bittsteller der Franzosen vor Vir. Gladstone zu erscheinen. Ncncste Telegramme der „Dresdner Nachr." von,22 Septbr. Berlin. Die Kaiserin reist am 25. d. M. nach Baden-Baden ab. Der Kaiser begicbt sich drei Tage später ebenfalls nach dort. Der hohe Herr hat bei seiner Ankunft in Babclsbcrg geäußert, daß er sich von den Manövern in Schlesien und Sachsen etwas er müdet fühle. Tic Kaiserin konnte in den letzten Tagen regelmäßig auf dem Kranlcnstuhl ins Freie gerollt werden. — Bis zur Stunde finden keine diplomatischen Verhandlungen wegen Egnpten statt. Solche werden auch nicht cingclcitet werden, bevor eine Basis für dieselben vorhanden ist; diese kann aber nur durch Anträge Eng lands gegeben werde». Sndnen. DaS Ausstellungs - Gebäude ist durch eine heute früh ausgebrochcne FeuelSbrunst vollständig zerstört.! Lterliuer Börse. Der Borte fehlte es heute an Kauflust! auch das Angebot trat nur in mäßigem Grade auf und so war der Verlauf recht still. Tie festen Wiener Notirungen gaben keine Anregung. Die Eouifc gaben fast du.chiocg noch. ! Von den internationalen Spckulationspapicrcn wichen Ercditaktien ! um 2, Franzosen uni l, Lombarden uni 3'/- Dl. Banken schwan kend und abbröckelnd. Deutsche Bahnen überwiegend schwächer, ! ebenso österreichische. Bergwerke und Industrien behauptet. An- lagewerthc fest, fremde Fonds, besonders Russen, wieder recht belebt. Lokales und Sächsisches. — Während Sr. Majestät der König als Gast Kaiser Franz Josephs in den stcneril'chcn Gebirgen der Gemsjagd obliegen wird, gedenkt Ihre Maj. die Königin der verwan.ten fürstlich Hohen- wllernschen Familie aus der Wcinburg nm Bodcnsce einen längeren Besuch abzustatten. Darnach werden Ihre Majestäten etwa Mitte Octobcr in dem Jagdhausc Rchefcld zusammentrcfsen und daselbst noch etwa ll> Tage verbringen. — Gestern traf hier Ihre König!. Hobelt die Großherzogin von M eck l c n bu rg - S ch iv cr i n ein und flieg im Holcl Bellevue ab; in ihrem Gefolge befand sich auch Kammerhcrr v. d. Knesebeck. — Zu dem gestrigen Verzeichnis» der verliehenen Königl. preußischen O rd e n s d e kö r a t r 0 n c n gehen uns folgende Ergänzungen resp. Richtigstellungen zu. Es erhielten das Grotzlrcuz vom Rothen Adler Herr v. Noslitz-Wallivitz, der Minister des Innern und des Königl. Hcuscs, in letzterer Eigenschaft, sowie Herr Oberhofmarschall v. Kocnncritz. Den Stern -um Kronenorden 2. Kl. erhielt Viccoberslallmeistcr v. Ehrcnstcin, den Rothen Adler 2. Klasse Polizcidireltor Scbwauß und Herr Oberstleutnant I)r. Naundorfs für dcn Albertsvercin. Die Vertreter der Stadtgemeindc: Oberbürgermeister Vr. Stützet und Hofrath Ackermann wurden durch die gleiche Dekoration: Kroncnordcn 2. KI. ausgezeichnet; ebenso Oberstleutnant v. Götz (für die Kunstgcnossenschaft). Ten Rothen Adler 4. Klasse erhielt Kapellmeister Hofrath Schuch und der Königl. Gartendirektor Krause, der Finanzrath Klinkbardt (Staatobalm) den Rothen Adler 3. Klasse^ der Transportinspeltor Falkenstcin den Kroucnorden 4. Klaffe; Herr Tranüportoberinspcktor Winkler war schon früher Inhaber der 3. Klaffe dev Kroncnordcne. — Psarrer einer. I>r. pkil. Wilhelm Heinrich Müller in Oelzschau erhielt das Ritterkreuz l. Klaffe vom Albrcchtsorden, Gc- richtswachtmeister Wilhelm Pctz 0 lbt in Treuen das allgemeine Ehrenzeichen. — Dem Gendarmerie-Brigadier Schmidt in Riesa ist das Allgemeine Ehrenzeichen verlieben worden. — Es ist nicht unbemerkt geblieben, wie lange sich die Neu besetzung des hiesigen r u s s i s cbe n G c s a nd ts ch a f t s p 0 ft e n s hinauszieht. Herr v. Nclidow scheint schwer zu ersetzen zu sein. — Die französischen und gr 0 hbritannischcn Of fiziere, welche den sächsischen Manövern bcigewolmt haben: General de Jeffs, Oberstleutnant de Ebautenct und Eommandant Le Loup de <2ancy, sowie General Sir L. A. Simmons, Major H. W. Rookc und Brcvctmajor I. I. S. Chisholme sind vor gestern Abend von hier nach Berlin abgereist. — Der Termin für die preußischen Landtagswahlen ist um eine Woche hinausgeschobcn worden. Der Landtag wird in diesem Jahre nicht berufen. — Der Geh. Rath v. Watzdorf (Ministerium deS Acußercn) bat einen längeren Urlaub genommen, um mit seiner Gattin eine Reise nach Konstantinopel anzutrcten. Politischen Zwecken dürste diese Reise nicht gelten. — Herr Stadtrath vr. Nake ist durch ein Brustlciden gc- nöthigt, den Winter im Süden zuzubringen. Er hat dazu vom Rathscollegium einen mehrmonntlichcn Urlaub erbeten und erhalten. Die Geschäfte des von ihm gewissenhaft verwalteten Ressorts, der so nndanlburen Baupolizei, werden zunächst vom Stadtschrcibcr Wilisch wahrgenommen. — Fcldmarschall Graf Moltke wurde während seines hiesigen Aufenthaltes von einer interessanten Persönlichkeit ausgesucht und interviewt. In seinem Quartier (PrinzcnpalaiS) fand sich eines schönen Morgens beim Adjutanten der etwa 10jährige Sohn des hiesigen Musik" "" ' ' ^ ' iestgen MustklehrerS P. ein» der unter allm Umständen den Feld marschall sprechen wollte. Aus die Frage: was er denn da wolle? cnviedcrtc er, „das könne cr Moltkc'n nur alleine sagen". Der Ab jutant verfügte sich denn endlich in das Wohnzimmer deS Marschalls, der den kleinen Dresdner auch wirklich vorlicß. "Natürlich batte das Bürschchen nicht die Absicht, den nächsten Feldzugsplnn des großen Heerführers auszukundschasten, sondern sein Zweck war einzig: Moltke'n zu scheu und zu sprechen. Dem Marschall gefiel der dreiste Knabe, da er recht aufgeweckt war; er plauderte eine Zeit lang mit ihm über die Schule u. s. w. Schließlich war aber das Thema er schöpft; der Knabe ging aber nicht eher, als bis er von Moltlc dessen eigenen Namcnszug erhalten hatte. Zu diesem Bclmfc hatte er ein Stück Papier bereits mitgebrachl. — lieber die am Mittwoch von "Nickritz aus erfolgte Abfa h r t des Kaiserzugcs und die gleichzeitige Verabschiedung der hohen Gäste von unserer Königssamilie schreibt man uns von dort folgendes: Ter Abschied fand unmittelbar nach dam Verhallen des letzten Schusses am letzten Manövertagc bei freundlichstem Wetter und ganz ohne Eermoniell statt und es hat der Anblick dieser Szene bei dem kleinen, aus ca. 40 Kopsen bestehenden und in der letzten Stunde herbeigeeiltcn Publikum einen Eindruck Hinterlagen, dcr nicht sobald wieder verwischt werden wird. Bereits '/ei Uhr standen drei Züge in Bereitschaft und cs kamen während des in dcr Nähe noch er brausenden Geschützdonners und Gewebrseuers höhere sächs. Offiziere, Hobe Hoschargen, wie auch die fremdländischen Lssiziere an und boten diese Gruppen vor dem Bahnhose ein buritglänzenves Bild. Tic allerhöchsten und höchsten Herrschaften kamen vom Manöverselde der in Kgl. Wagen angesahrcn und begaben sich sofort m die von wildem Wein gänzlich umranktc Kgl. Wartehalle, woselbst die eigentliche Verabschiedung statlfand und cs bestiegen sodann der Kaiser und dessen Gefolge den Zug. Lange, wohl 5 Minuten noch, stand der hohe Herr mit wirklich freudestrahlendem Antlitze am Fenster und wechselte herzliche Worte mit unserer Königin. Wir bemerkten, daß derselbe nach den letzten AbschicdSworten, als sich dcr Zug in Be wegung setzen sollte, den sächsischen Majestäten zugewandt, leise mit beiden Händen wie Beifall spendend ineinandcrichlug, dann die Hand auf die Brust legend sich noch mehrfach verneigend und so in's Koupee zurückzog, gleichfalls als wollte er mit alledem sagen: „Ein Bravo Euch und Eurem Heer und Eurem ganzen Lande, wir sind vereint durch neue Herzcnsbande. Lebt wohl, auf Wiedersehn in meinem Lande!" Desgleichen zeigten sich längere Zeit am Fenster der Kronprinz und Moltke. In den nachstehenden Zug stieg unsere Kgl Familie mit Gefolge, nachdem mit den fremden Offizieren lmldvollst Unterhaltung gepflogen worden war. Durch längere Unterredung zeichnete die Königin besonders einen fremden Lisizicr von sehr schlanker Gestalt und einfacher blauer Unisorm mit gelben Streifen aus. Mit dem dritten Zuge verließ der frcmdhcrrlichc Besuch den Platz. Nach der Abfahrt der Züge und bereits während derselben wimmelte cs ringsum in dcr Gegend auf allen Wegen und Stegen von allerhand Trupnentlicilen, welche, vom Felde sommcnd, nach dcr Richtung ihrer Garnison hin inarschirtcn, ein prachtvolles be wegliches Bild! . - — Gestern starb in seinem 87. Lebensjahre der Geb. Rath I>r. Ai a r s ch n e r. Derselbe hatte sich s. Z. in keiner hervorragenden Steilung im Justizministerium große Verdienste um die Gesetz gebung Sachsens erworben. Die noch bestehende Hnpolbckcn- Ordnung war wesentlich sein Werk; auch die frühere Advokatcn- und Notariatsordnung rührte wesentlich von ihm her. Seit vielen Jahren war der liebenswürdige Greis in Pension getreten. — Wir erwähnten dieser Tage, daß man auch seitens dcr Ver waltung der bthauernswcrthenInsassen des städtischenAsnls für Sieche einen Anblick des Ka»crscst-GcprängcS dadurch verschaffte, daß man Diejenigen, die ausgcben und beziehentlich ausmbrcn konnten, einige 20 Personen, durch die geschmückte Stadt führte. Den armen, züm Tbcil säst blödsinnigen Mcnscbcn ward dadurch eine herzliche Freude bereitet, die durch die Freundlichkeit eines der Führenden, des Herrn Stadtverordneten Gotlschall, »och wesentlich erhöht wurde, dcr ihnen durch ein Geldgeschenk ermöglichte, sich auch körperlich zu erquicken, was sie im Restaurant an dcr Herzogin Garten so fidel als ihnen möglich war und dankbar ihres Schcnl- gcbcis gedenkend, a»sführten. — Unter den crzgebirgischen Militär-Vereinen, die sich an dcr vergangenen Sonntag auf dem Alnuuplatzc stattgefundeneu Parade vor Sr. Majestät dem Kaiser belbeiligten, befand sich auch dcr Dtilitürvercin zu Tbalhcim bei Stollbcrg, welcher in einer Stärke von etwa k5 Mann und unter Mitnahme seiner stattlichen Fahne nach dcr Residenz ausgerückt war. „Rcilerlob's Karl", so heißt der erkorene Träger des Banners, drückte auch bei dcr Parade ganz gehörig durch uuö bildete sich nicht wenig ein, eine dcr schön sten sächsischen Militäiucreinsfalmen vor dem obersten deutschen Kriegsherrn senken z» dürfen; allein am nächsten Tage bekam er das veimiveh und war plötzlich, ohne Urlaub zu nehmen, unter Zurücklassung des kostbare» Kleinodes aus dem Hauptquartier „Stadt Werdau" verschwunden. Am wenigsten erbaut von der Fahnenflucht des „Reitcriob's Karl" war „Fubrmnnn's Karl", der in aller Eile zum provisorischen Fahnenträger ernannt wurde und nunmehr das ziemlich schwere Kleinod nicbl nur feinem speziellen Schutze anvertraut crbiclk, sondern auch für den Transport in die Hcinutth am Dienstag Mittag Sorge tragen mußte , wodurch feine bisherige treffliche Laune einen argen Stoß und fein Gesicht einen essigfaurcn Anstrich erhielt. Daß sich „Reiterlob's Karl" vor einem „Kriegsgericht" zu vercmtwortcii haben wird, dürfte nicht zu be zweifeln sei». — Dcr vielgenannte Herr Er-Tbeatcrdircktor Franz Jauner ist ein richtiger Unglücksrabe. Noch schwebt fein Ringtbeakerprozeß in der höheren Instanz, da meldet man schon wieder von einem neuen Unglück, bei dem er eine Rolle spielte. Er war am l!>. ds. Vits, mit dem Baron Rothschild zur Jagd auf dessen Besitzung Schillcrs- dorf in Schlesien; dabei kamen mehrere Unglückssälle vor ; nament lich schoß Jauner einen Treiber an. — Einem Bewohner dcr Marktgaffc in Antonstadl wurde vor gestern Abend seine gesammte Winlergardcrobe g est 0 blc n. Ter Betreffende bewohnt ein Partcrrelogis und ist dem Diebe insofern fein Handwerk leicht gemacht worden, als die Fenster offen gelassen worden waren. Also — Vorsicht, wer im Parterre wolmt. — Nach dem vom MUitürvcrein „K amcradschaf t" soeben veröffentlichten Rechenschaftsbericht auf das k7. VercinSjabr betrug der Kaffcnbcftand ult. Juli 1882 5007 M 02 Pf. und das Gesnmint- vcrmögcn des Vereins 7124 M. 48 Pf. An Gescheuten von den nllcrbochsten und höchsten HcM'chastc», Gönnern und Freunden des Vereins gingen 1350 M. 54 P>. ein, wovon 40 armen Kindern von Vereinsmitgliedern, sowie hilssbedürstigen armen Kameraden eine reichliche Ehristbcscherung bereitet werden konnte. Der Verein zählte am Schluffe dcs Bcreiiiüjahreö 473 Mitglieder und 403 Franc» und verausgabte während dcr 17 Jahre seines Bestehens 10,05!) M. an Krankenunterstützungcn und 14638 M. an Sterhehenefizien. — Die in Folge der großen Herbstmanövcr auSgescütcncn be liebten Konzerte dcr Pionnicrkapclle finden nunmebr morgen Sonn tag in Rohleder'S Etablissement inLöbtau wieder statt.