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Vrvsä«» 188L. »r« 7 I , «arl «aHs».„ durch dtetzv» ,«ar« ?»,,«« ««sia» 37000 »„«»l. tzsir dt,»«ck««d« «ina-siindierl»»« * ' ) dt« «cdacrw, «düch. >«»»n-r» III» «n« nehmen ,nr ' i*««».,— Mull«, „ „ Otetz si» Maadedur»; - I. «»eck » «l». ' ^»U«; — »lei»« »nsirtpir «<><!> I sich nicht Verdi» >nn»n-e» tllr und nehme» vie »imonc-n-Bureaur».-« siet* ch «»,,»»! - « »«sie, »«„»« ch«, ziwnltdendnnk: - ». sn GävU»: - «»d. < IN»« tN ch«»»MH. TageStatt für Z-litik, Unterhaltung, Gtschäftsverktdr. Lörsenbericht, TremSenliste. ksivkvl L S«ü»s (rrttl»« r o. n«1ii«s chk Iilv«ikriii»nnh »wpteUvll siivriiurok idro d'ndrih »Uor Lrtv» Miivl, i»»d«suncksr« äi« seit IItLj»oron 8nkrvll »uc «mrslMirto NpnrlnUUlt koeseomödel LroüeedsLed1L§sQ. Vi<tvriii-8rrIou. ^uttrvtvi» «I«r 8vI»L»i»jxvi»bLi»«Ii8vrii» Hiss Kais vsmsjsnte, 80vvlv tle8 M8UMU»tvU LÜU8t1vrp«r8«Nal8. I»r»»»iI^ii»^It««<a«II, I»x«>vo»r Sir Nkeraeduku-l-lul» vu»Il>I»tr-I2Id>»u Le«"« ««I»»us, (!«ill«iir, O«i»»1«rt»I-vl8tvl>t W^r1«v»i ßsv«vI»Ltt. FIttßs»Li» 1vli»4r ILiktv, IVIiitLvi», tr»verttt i». 87. SnIernM werden «arlendraheK »>» «»chm. » Uhr i„,en»m>»» S-nntaaß di» Mittag»t»Uhr. I, Neultadi nur an Wochentagen: gr. Eloltergasie Rr. d diSNachm. IlNH^ — Ti« einspaltige Pclilzeile kosiet >» Psge. iiiugelandl SO Psge. Sine idaranlie tlir da» nächii- logige itrscheine» der Jnlemtt wird nicht gegeden. «uiwärtige Annoncen - Auftrag« »onunbelannienPeisoncninierire» «ir nur gegen PeLnumer«»»», Rahtung durch »irlcsmarke» ode» Posttinjahiuiig. Ach, Silben tolle, >b Vlg. Inserate iür die Montag», >»«m«r oder nach einem gesuäW dt« ht«tilt-,i« ÄI Ps. A xvsvtrlicheosehiltrt, nneli Vorkvlinl't von I»r «u«t. ^Ljjs«r ii» vnipkoklvn lll äou ULULnton 1ffce.0N8 !7I»»rt«iit«Ira8«v 7. L,«»«»«« IVr. I I. vvl»t«r i» rte. Rr. IS». Witterung vom I». Sept.: Barometer »ach v»earBLsolt. Wallsirahc Ii> (AlidS. 7 N.) > "HL Mill., seit gestern t Mtll. aesallen. Therniomeirogr. nach Ncaumur: Tcmp. ' ' " " ' 'W. Sli 1«»W.. niedr. T»N,P.!I°W.. bbchlie Tcmp IS' -iid wind. Heiler. Aussichten für den 16. September: Unbestimmt leicht, veränderliche Bewölkung, meist trocken, Temperatur wenig verändert. Sonnaven», 16. Septbr. Die Itaiser-arade bei Riesa. Selten ist ein niilitürisches Schauspiel so glänzend verlausen, Tvle die gestrige Parade des Königs. Sachs. Armeekorps. Hier vereinigten sich alle Faktoren zum guten Gelingen: die An wesenheit des Kaisers, des Königs und der anderen Fürsten und Prinzen, ein zablrcichcs, stattliches und trefflich ausgerüstetes Heer, ein ausgezeichnet gewähltes Paradeseid und ein kö>tlichcü Wetter. Fm Gegensatz zu dem verregneten Kaiser-Einzug herrschte eine Witterung, die man sich nicht günstiger denken kann: ein kühler Morgen, ein nicht z« heißer Mittag, kein Sonnenbrand, sondern ein halbbedeckter Himmel, weder Sturm noch Staub. Das Plateau von Mcrgendorf bet Riesa ist zu einer Truvpenschan wie geschlissen es dehnt sich als Ebene über 1 Stunde ins Geviert ans und ge währt eine recht freundliche Fernsicht. Mcrgcndors selbst liegt unsichtbar unterhalb der Ebene, aber ringsum grenzen Dörfer den Horizont ab. Fn der Mitte der Aussicht leuchtet das 1 Stunde entfernte Riesa mit seinem Sckiulpalaste herüber, links und rechts davon gewährt man die Kirckitbürmc von Zcithain und Strehla, ganz aus der Nähe ragen die Thurmsvitzen von Prausitz und »zahnisliauscn empor. Der Kolmberg bei Otchatz schließt das Bild im Westen würdig ab. Von den frühesten Morgenstunden wälzten sich gestern ganze Schaaren von Schaulustigen aus allen Himmels richtvngen nach dem Paradeplatze zu. Zu Fuß und in Gelahrten aller Gattungen, Fahrzehnte und Constructionen. Die Soldatcn- züge, die von ihnen bald gekreuzt, bald überholt wurden, üblen ihren Witz mit manchem Scherzwort, das sic den Insassen dieser Fahrzeuge zuriefen. Sille Dörfer, durch die man kam, wimmelten von Fußvolk, Reiterei und Geschützen und eS gab da bereits manch prächtiges Soldatenbild. Jedes Dorf war aber auch außerdem mit Ehrenpforten, Fahnen, Guirlanden und Inschriften freundlichst geschmückt. Im prächtigsten Schmucke glänzte aber namentlich die Stadt Riesa selbst; wenn Kaiser Wilhelm und König Albert beut« in sie einfabrcn, werden sie ihre Freude über die Loyalität und den Geschmack der Bürger schaft Riesa's haben. Auf der Südseite des ParadeplatzcS erhob sich eine mä rtige Tribüne, welche Herr Zimmermeister Förster in Riesa in solidester Ausstattung hatte errichten lassen. Sie war arößtenthcils bedeckt, hatte breite Zugänge, gewährte den 4660 Zu schauern, die sie faßte, bequeme Sitzplätze und eine prächtige Ncber- sicht über das Schauspiel. Man hörte nur anerkennende Worte über den Förstcr'schen Bau. Die Tribüne war ausverkauft; Zwischen händler lösten in letzter Stunde noch 10 M. für dos Bittet. Neben der Tribüne faßten weitere Tausende von Zuschauern Platz; man tarirt sie wohl ohne Uebcrtreibung auf 40,000. Der Zugang der selben war trefflich geregelt ; in weitem Umkreise waren berittene Gendarmerieposten aufgestellt, welche aufs freundlichste dem Pu blikum die ZugangSstraßen anwiesen. Als der Herr Amtslianpt- mann v. Weißbach aus Großenhain am Parademorgen die Posten ringsum revidirte. fand er Alles in bester Ordnung. Lange vor Beginn der Truppenschau war daS Bild auf dem Plateau bunt und fesselnd. Das Anrücken der Truppen von ferne, ibr Postofasscn, das Hin- und Hersprengen von Offizieren und Ordonnanzen erregte lebhaftes Interesse. Unmittelbar vor der Tribüne stellten sich, wohl 160 der Zahl nach, die verabschiedeten und Reserve-Offiziere ein, die in Uniform der Pnrade beiwohnen wollten; einzelne Reserve-Offiziere waren auch zu Pferd, wie Herr v. Leipziger, der mit seiner Gattin, geh. v. Kaskel, ein oiclbemcrktes Reiterpaar abaab. Nächstdem zeigte sich auch als perfekte Reiterin Frau v. Wuthenau. Kurz nach 11 Uhr erschien der Fürstenzug auf dem Paradefelde. Zwei Extrazüge hatten die Fürsten und die ficmdhcrrlichrn Offiziere nach dem Balmhose Nickritz gebracht. Letztere hatten sofort dort die ihnen von Sr. Majestät dem Könige gestellten Reitpferde bestiegen und auf dem rechten Flügel der Parade Ausstellung genommen. Die Allerhöchsten Herrschaften fuhren von Nickritz in Equipagen bis Gostewitz: der Krcisobergendarm Fichtner ritt vor, die Obcrgendarmen Scholzc, Enger, Rothe und Binder begleiteten die fürstlichen Karossen als Bor- und Schlußreitcr. In dem ersten Wagen nahmen aus der Hinfahrt Kaiser Wilhelm und der deutsche Kronprinz Platz, auf der Rückfahrt setzte sich unser König zu seinem Kaitcrlichcn Obm, um mit ihm über die gemachten Beobachtungen ,u plaudern Dem Kaiserlichen Wagen folgten Prinz Georg und die fremden Fürsten. Dann er schien Ihre Masestät die Königin (dunklen warmen Mantel), und in zwei weiteren Equipagen Ihre Königliche Hoheiten Prinzeß Georg und Prinzessin Mathilde (Helle Mäntel, die Roben und Sonnenschirme grau und himmelblau), sowie Prinzessin Maria Josepba und Prinz Max. Der Kaiser, der König, s Zrinz Georg und die anderen Fürsten und Prinzen machten sich in Gostewitz beritten. DaS Pferd des Kaisers, eine Fuchsstutc, batte eine Stunde lang vorher, auf dem Paradeplatze, sein Stallmeister, Major Mencr, sattelwarm geritten; auch die meisten der anderen Fürsten haben ihre eigenen Pferde mitgebracht, die übrigen hat der König!. MarstaU gestellt. Kaiser Wilhelm bot, als er hoch zu Roß daher gesprengt kam, einen alle Welt eleltrisirenden Anblick. Man bedenke: ein Greis, den der Allmächtige mit einer Lebensdauer von 85 Jahren begnadet, saß stundenlang im Sattel mit der ganzen Rüstigkeit eines Iünglinsts. Cs war die personifizirte Lebenskraft. Unwillkürlich erbrauste ringsum der Volksjubel. Kaiser Wilhelm hatte ebenso wie sein erlauchter Sohn und der Feldmarschall Moltke das breite blaue Band des sächsischen Heinrichsordens an gelegt ; der Kaiser trug daran jene Dekoration, die 1870 König Johann (war cs nach St. Privat oder Sedan?) eiacnS für ihn gestiftet hat und die Niemand sonst erhalten hat. Der Kronprin den Fürsten sprengte eine Suite einher, glänzender wie sie je hier gesehen wurde: die fremden Fürsten, ihr zahlreiches Gefolge und die vielen fremdherrlichen Offiziere mit ihren ebenso brillanten als abwechselnden buntfarbigen Uniformen — ein Bild, daS in seinen fortwährenden Verschiebungen immer neue Wirkungen erzielte. Der erste Tbeil einer Parade besteht stets in dem Avreiten der Front. Diesmal nahm dieses Werk gegen '/« Stunden Zeit in Anspruch. Die Front hatte eine Ausdehnung von 1900 Fuß. DaS aesammte sächsische Heer in seiner Friedensstärke war ausgestellt. Zählte daS schlesische Armeekorps 21,000 Mann, so kann inan, ohne Regimenter aus der Erde zu stampfen, das stärkere sächsische auf 23-24,000 veranschlagen, die sich hier in zwei Tressen postirt batte. Nickt weniger als 10 Regimenter Infanterie, 2 Jägervotaillone, 6 Regimenter Cavallerie, 2 Regimenter Artillerie, daS Pionnier- und das Trainbataillon wurden hier durch ihren kommandirenden General, Prinz Georg, K. H.. dem kaiserlichen Feldherrn voraefübrt — welch stolze Kriegsmacht! DaS erste Treffen wurde lediglich vom Fußvolk gebildet, eS zerfiel in 2 Jnf.-Divistonen, kommandtrt von den Generalleutnants v. Hausen und v. Montbo, im zweiten Treffen, kommandirt vom Generalleutnant Sensst v. Pilsach, stand di, Artillerie und Train, Der Reibenfolae nach standen im ersten Tressen: die Stäbe, das Kadettenkorps, die Grcnadicr-Reg Nr. 100 und 101, das Sckützen-Reg. Nr. 108 und die Marienbcrgcr Untcr- ofsiziersschulc (Brigadier: v. d. Decken), die Ins.-Reg. Nr. 102 und 103 und daS Jägcrbataitton Nr. 13 (Brigadier: v- Einsiedel), die J»s.-Reg. 101 und 133 und daü l. Iägerbat. Nr. 12 «Brigadier: v. Bosse), die Ins. Reg. 103, 107 und 134 und das Pionnicr- bataillon (Brigadier: v. Tschirschky). Im zweiten Tressen standen: die Gardereiter, das I. Husaren-Rcg. Nr. 18, daü 1. Illancn-Rcg. Nr. 17 (Brigadier: v. Kirchback), das Earabinier-, das 2. Husarcn- Reg.Nr. 1!» und das 2. Illancn-Rcg. Nr. 18 (Brigadier : v. Waltbcr), die Artillcrie-Rcg. Nr. 12 und 28 und das Trainbataitton (Bri gadier: v. Schubert). Nu» begann der Vorbeimarsch des .Heeres. Das erste Mal marschirtcn die Truppen in Kompagniesront, vas zweite Mal in Regiments-Kolonnen vorbei. Das war nun derjenige Thcil des Schauspiels, welcher die Zuschauer besonders intcrcssirte und be friedigte. obwobi cs recht gut 200 Schritt näber der Tribüne hätte arrangirt sein können; denn trotz des klaren Wetters konnte man nur mittelst guten Feldstechers einzelne bekannte Offiziere bcraus- erkennen. Sobald ein Regiment erschien, das einen der Fürsten als Cbef hatte, setzte sich derselbe an die Spitze, um es dem Kaiser persönlich vorzusübre». Das geschab Seitens des Königs Albert mit dem Lcibgrenavicr-Rca.. dem Gardcreitcr- und dem 1. Art.- Reg., seitens des Prinzen Georg mit dem Schützen- und dem 103. Reg., seitens des deutschen Kronprinzen mit dem 19. Husaren-Rcg. und seitens des Herzogs von Altcnburg mit dem Frcibcrgcr Iäger- bataillon. Alle diese Fürsten wurden jedesmal, wen» sic auf ihr Regiment zusprcngten und dann beimKaiser salutirten, von stürmischen Ovationen des Publikums begrüßt. Ter Enthusiasmus steigerte sich aber auss Höchste, als beim Sichtbarwerden der 101. Grenadiere Kaiser Wilbelm ilmcu im Trabe weit cntgcgenritt, um dieses sein Regiment unserem König vorzuführen. Ritterlich salutirtc der greise Kaiser dabei mit dem Degen. Tie Spitze des ganzen Vorbei marsches bildete König Albert selbst, er führte seine Streitmacht unter dem Eommando seines Bruders Georg dem Kaiser selbst vor. Bon Einzclnbcitcn dieses Schauspiels, das I V« Stunde währte, seien folgende erwähnt. Der Infanterie gelang der Paradeschritt in tresslichslcrWcisc.sie marschirte wie auseincmGuß.daSgaiizeBataillon schien nur e i n Mann zu sein. Beim Leil'grcnadierrcgimcnt hatte Prinz Friedrich August die Jabnenwacht, er marschirte stramm bis zum Schlüsse mit. Auch im Schützcnrcgimcnt führte der jüngste Leutnant des sächs. Heeres, Prinz Johann Georg, tapfer den Parade schritt eine Zeit lang aus, er trat jedoch nach dem l.Borübermarsch bei den Herrschaften außer Reib und Glied, um auf einem Pom,- rappcn der Parade bis zum Schluß beizmvohncn. Der Kaiserliche Leibarzt vr. von Lauer, der in einen Wagen geleimt, der Parade zuschaute, batte sichtlich seine Freude an dem jungen Prinzen und ries ikm einige ermunternde Worte zu. Sämmtlichc Infanterie-Regimenter hatten denselben Schritt und das gleiche Tempo, bis auf daS 102., daü, seiner Rcg.-Tradition gemäß, m der Minute 2 Sckritt mehr macht. So geschwind der Marsch der Infanterie auch war — nicht zu leugnen ist, daß nach dem 10. Regi ment das Schauspiel etwas ermüdet batte. Man begrüßte umsomehr das Erscheinen der Kavalerie. Langgezogcne Trompetensanfaren verkündeten jedes Regiment von ferne. Dem Musikchor der Garde-Reiter ritt Stabs-Trompeter Kunze mit den großen Kesselpauken vor, ein stets gern gesehenes Bild. Die Stahlhelme der Garde-Reiter und der Karabiniers funkelten prächtig im Strahle der Mittagssonne; schmuck nahmen sich die beiden Hujarenregimcnter aus, mit ihren reichverschnürten Jacken, scdcrbuschgeschmucktcn KatpackS und den Dotmnns; die Illancnregimcntcr mit ihren lmntsarbigcn Uniformen und den weiß- grünen Fahnen auf ihren Lanzen imponirten nicht minder. Ernst war der Anblick der Artillerie. Sie zeigte 96 Geschütze: die Rohre in jeder Batterie fuhren schnurgerade vorbei. Die Pferde dieser Waffengattung waren fast alle Rappen; das Lcderzcug schien säst völlig neu zu sein; es brachte eine belle Farben-Nüancc in die ernste Erscheinung dieser Truppe mit ihren todtspeiendcn Geschützen. Den 2. Vorbeimarsch führte die Kavalerie im Trabe aus: derselbe gelang den Ulanen am trefflichsten, hier war weder ein Ucbergang einzelner Pferde in Galopp, »och ein Verlassen der schnurgeraden Linie zu bemerken, wie es anderwärts einige Male vorkam. Als Defilirmarsch bliesen die Kavalerie-Knpcllcn meist den Marsch, den 1866 die Preußen beim Einrücker in Dresden vorzugsweise ar»- spicltcn und dem der Text unterliegt: „Macht mir keine Wippchen vor." Beim 1. Borübermarsch marschirtcn die Kanoniere zu Fuß hinter her, beim 2. saßen sie auf den Lafetten auf, denn da ging es im Trabe. Imposant gestaltete sich namentlich auch der Borüber marsch der reitenden Artillerie. Als die Infanterie das zweite Mal in Regimentsfront paradirtc, trug sie ihre 3 Bataiilons- fahncn nebeneinander voran — ein Bild, daS dem säch sischen Patrioten das Herz höher schlagen ließ. Soweit die ncugcschafsenen Bataillone nicht neue Fahnen erhalten haben, webten den Regimentern ihre alten zerschossenen Ebrenbanncr voran! Einzelne Regimenter können ja aus eine ebrcnvollc Kriegs geschichte von über 2 Jahrhunderte znrückblickcn. Sie haben nicht immer mit Glück, aber stets mit Tapferkeit gekämpit und manchen blutigen Lorbeer in Ehren uni ih«e Fahnen geschlungen. Etliche dieser Fahnen hatten an der Stange nur noch Fetzen — aber es ist mit den Fabnenfetzcn wie mit der Hand einer schönen Frau: je kleiner, desto kostbarer! Um o,3 Ubr war die Parade zu Ende; der Kaiser versammelte die Generalität um sich, um ibr seine Anerkennung auszusprechen., Die Truppen waren sofort von dem Paradeplatz nach ihren Kan- j tonnemcntü abmarschirt. Sie schienen nicht im Geringsten ermüdet; ^ singend, jubelnd und scheuend strebten sie ihren oft 2 Stunden, entfernten Quartieren zu. Wer sie aus dem Heimmarsch so lustig, ^ trotz aller Anstrengungen des Tages, betrachtete, de», ging das Herz auf. Sachsens Jugend in Waffen und Rüstung — j welch ein herrliches Kriegsherr! Welche unverwüstliche Kraft in diesen Truppen. Und das 12. Armeekorps ist doch nur der " Th>" ' - - - Italien, Japan u. s. w. nach Hause _ , Wir glauben, keine anderen alS: der deutsche Kaiser trägt in der Hand ein mächtiges, scharfes Schlachtschwert. Wen es schützt, der ist wohlgcborgen — wehe dem, auf den eS niedersaust! Das ganze Schauspiel ist ohne erheblichen Unfall verlaufen. Es gab fast keine Marode oder Kranke. Nur ein Soldat vom 106. Jnf.-Rcg. sank in einer plötzlichen Anwandlung von Ohnmacht nieder. Bei der Auflösung der Zuschaucrmenge wurde eine Dame von einer Ordonnanz umgeritten; es schien ihr aber kein wesent licher Schaden gethan zu sein. Die Rauchsuß'sche Restauration machte gute Gctchäfte, das Publikum war nnt Speisen und Ge tränken recht zufrieden. Ein kleiner Unfall hätte aber leicht Unheil anrichten können: mitten in der Parade drang von unten herauf ein scharfer Pctroleumgeruch. Schon wollte daS Publikum auf- strhen. alS eS beruhigt wurde, daß keine Gefahr vorhanden sei. Akutste Telegramms der „Dresdner Aachr."vo>n15.Scptbr Berlin. Die Großfürstin Wladimir von Rußland hat sich gestern von Breslau nach Koburg begeben, wobin sich auch Grotz- sürst Wladimir nach Beendigung der sächsischen Manöver begeben wird. — Am Sonntag trifft Prinz Heinrich mit dem Avmiralitätschef Stosch in Dresden ein. — Tic Kaiserin gebt in diesem Herbste weder nach Baden-Baden, noch auch nach Koblenz. Bisher batte die hohe Frau aus einer Ebaiscloiiquc nn- battend liegend verbleiben müssen; seit einigen Tagen sind Versuche «um Sitzen in einem Fauteuil gemacht worden. Die Schmerzen sind minder heftig. ^ Paris. Bei dem heutigen Lcichcnbcgäiignissc der Dcha»- spielerin Fcughine folgte der Herzog von Mornq dem Sarge zwi schen dem Prinzen Murat und dem Prinzen von Sagau. Alexandrien. Arabi und Tulba Pascha wurden vom Polizeipräsekt in Kairo festgenommen, als sie versuchten, die Be völkerung zum Widerstande aufzureizcn. Die Truvpcn Arabi's (gegen 10,000 Mann) beginnen die Waffen niedcrzulegen. Berliner Börse. Auch beute war die Börse nur^schwach besucht, demzufolge das Geschäft nur gering war; aber die Tendenz war entschieden fest. Kreditactien wurde» 2Vs Ai. besser; auch Tis- kontogcscttschaft und andere Baiikwertbe erfuhren Avancen, während Berliner Handelsgesellschaft 1'/« Proc. cinbüßten. Bon Eisenbahnen standen wieder Marienburgcr im Vordergründe «1',s Proc.) böbcr. Ocstcrreichische Bahnen wenig verändert, Galizier bevorzugt. Berg werke und Industrien sehr still. Deutsche Fonds kaum verändert, fremde fester. Aeanksurt a. >»., iS, Sci»br„ Abends. Crcdn 27ü>:,. CtaalSbahn —. Lon» vardcn Loose . Ocsl. Silbcrrcnlc —. Papicriciilc . Galizier —. Ocsicrr. Goldremc —. «°i» Unq.Goldrenle —. 77cr Russe»KOcr Russen—. L.LiienIaiilclhc —. Reucsle Ungar. Gvldanlcihc — —. n. Oricntanleibc . Un» »arische Pav'errenic —. DiSconlo —. EM'ter V4,Iä. Goltbardb. Fest. Pari«, LcsNbr. «Schinsi.) Rente «!,Ü2. Anleihe Iie>,45. 2w0c»cr 82 20. StaalSbah» 7b5.l,o. Lombarde» !!>b,7ö. da. Prioritäten 2oü,0ü. Egiivtcr 280. Oesicrr. Goldrcnle 83'/,. Behauptet. Lokales und Sächsisches. — Die Absahrtder Kaiserlichen und Königlichen Majestäten Fürstlichkeiten und src»idherrlichcn hohen Militärs zu der Parade bei Riesa erfolgte gestern Morgen von '.29 bis 0210. Zuvor fuhren die Militärs, Adjutanten, dann in fast derselben Reibe wie sie gekommen, die Fürsten. Tie AugustuSbrücke war nicht gesperrt und die Wagen fuhren, überall von den Grüßen der dicht ausgestellten Volksmengen herzlich begrüßt, über die Brücke, die Meißnerstraße und den Palaisplatz. Lebhafter wurden die Hoch rufe bei der Auffahrt der Prinzeß Georg, K. H., die, ganz hell ge kleidet und einen lichtblauen Sonnenschirm in der Rechten, sehr elegant aussah. Stürmisch begrüßte die Menge den Reichs- fcldmarschatt Grafen Moltke und mit größter Herzlichkeit den deutschen Kronprinzen und Ihre Majestät unsere Königin. Alle lenkten vom Blockbaus in die dichtumstandene Meißnerstraße. Endlich um 0210 schlug die Wache zum Präsentircn vor dem Kaiser und König mit den, bekannten kurzen Trommelwirbel au und unter brausendem Jubel fuhr König Albert und sein Kaiserlicher Gast — nicht in die Mcißncrgasse, wildern durch die via triumphal^ der .Hauptstraße! Das gab freilich einige Enttäuschung, denn dort hatte man die Durchfahrt nicht vcrmuthet. Aber man tröstete ff>h mit morgen. Die belle Frühsonne umstrahlte Dresden und den reizen den Fahnen- und Guirtandenschimick und tausendfach mag die Klage gehört worden sein: hätten wir doch zum Einzug dies Wetter gehabt. Der lebhafte kühle Ostwind ließ alle Fahnen und Fähnlein flattern, daS Wetter scheint beständig zu werden. - lieber die Ankunft Sr. Mas. deS deutschen Kaisers ist nach- zutragen, daß der Extrazug von den 2 Maschine» Pirna und Teplitz befördert wurde. Die erste Maschine führte Herr Wustnmn», die zweite Herr Hcnze. Ten Ebrcnplatz batte aus der ersten Maschine Herr Maschinen'Eber-Inspektor Pagenstechcr eingenommen. Trotz der Verspätung ab Görlitz tras der Zug pünktlich 3 Uhr 51 Min. in der Ankunstsballe ein, nicht 3 Ubr 54 Min. — Gestern Nachmittag mußte bei dem engen Raum der bete. Fahrstraße die Augustnsbrückc zur Rückkehr der Herrschaften ge sperrt werden. Die Sperrung zog sich etwas lange bin und na mentlich der Strnßenbabnverlehr stockte hüben und drüben mit Dutzenden Wagen. Erst nach einigen Stunden fanden die Tausende Passagiere, die namentlich von den Decks der Wagen den herr lichsten Ucberblick der Jcststraßc und ihres Schmuckes genießen, Beförderung. Die Picschcncr Wagen gehen versuchsweise jetzt zum Postplatz. die Neuslüdtcr Batmhosswagcii zum Georgpla tz. Beide bieten vorzügliche und billige Gelegenheit zu den Bahnhöfen. Allerdings Haltestellen muß man in Neustadt cinrichtcn, oder dock, nur, wie sogar der Omnibus gctban, an den cinmündcndcn Straßen halten. Jetzt bleibt Jeder stclm, wo er gerade steht, und läßt Jeder für sich rücksichtslos halten und zwar alle 20—30 Schritte einmal, die Pünktlichkeit und die Pferde leiden dadurch enorm. — Für alle Eisciibalmsahrtcii zu de» Manövern ist für die allerhöchsten Herrschaften aus Beseht Sr. Majestät des Königs Albert der von Allerböchftdcmselben sonst benutzte Wagen train zur Verfügung gestellt worden. — Einen der besten Uebcrblicke über die morgen Mittag auf dcni Alaunplatze stattfindcnde Militärvereinsparade ge nießt man von der deutschen K r i c g e r t r i b ü n c an der Förstcreittraße, zu welcher noch Billcts bei .Herrn Schneider, An tonsplatz 1, zu haben sind. — Gestern Morgen war auf dem Leipziger Balmliofc der A n - drang nach d^em Paradefelde bei Riesa ein ungeheurer. 2 Ertrazüge von Schandau und Freibcrg her kamen vom Böhmischen Bahnhose an, und auf dem Leipziger Bahnhöfe waren 2l9 Billcts 2. lind 899 3. Klaffe dahin verkauft morden. In Summa kamen auf dem Leipziger Bahnhofe bis Os9 Uhr Vormittags 9 Extrazüge zum Abgang. In Chemnitz hatte man 620 Billcts verkauft unv fertigte o Extrazüge ab, um auf den Uiiterivcgsstationcn dcrRiesaer Linie Passagiere ausnehmen zu können. I» Leipzig waren 472 Billets abgegangen; aus den Stationen Wurzen, Dohlen, Oschatz war die Abnahme von Billets ebenfalls sehr lebhaft und daher für diese Linie mehrere Extrazüge erforderlich. — Es muß ausdrücklich konstatirt werden, daß die Bescheiden heit des Albertvereins-Direktoriuins bez. der Eintrittspreise zum Sonntagssest von der Bevölkerung sehr wohl bemerkt wird. Da der Kaiser erscheint, war der Andrang vorauszuseben. Aber man wollte ein beliebt gewordenes Volksfest als solches erhalten und normirte wie früher nur I Mark Entree. Uebersülle soll auf speziellen Wunsch der Königin vermieden und deshalb nur 18,000 Theilnehmer zugeiassen werden. Nun sind freilich die Billcts bis auf jene, die an der Fcststätte selbst ü 3 Mark verkauft werden sollten, vergriffen. Wem aber daran liegt, sich »och Zutritt zu ver schaffen, sehe ,u. daß er von diesen 3-Mark-Billets, deren nur wenige vorhanden sind, emS oder einige erwische, stellen sind bckannt- Die Verkaufs-