Suche löschen...
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188209086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18820908
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18820908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-09
- Tag 1882-09-08
-
Monat
1882-09
-
Jahr
1882
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Hr ««1 dt« Armen am gedachten Tage auf die Auszahlung der ihnen be- stimmten Unterstützungen ; der Armen-Kommissions-Borsteher war und blieb verschwunden. Sofort wurde dem Magistrat jkennt- nitz der Sachlage gegeben und beorderte dieser auch auf der Stelle einen Deputaten, der den Unterstützungsbedürftige» auch sofort die ihnen bewilligten Gelder auSzahtcn mutzte. Der Flüchtige hat eine Frau und mehrere Kinder, wir man sagt, ohne jeden Pfennig zurück» gelassen und soll sich angeblich in Paris aufhalten. Seine Schulden dürsten nicht unbedeutend sein. Soziales Elend — unter dieser Ueberschrist erzählt das „Deutsche Tageblatt" folgende Geschichte aus dem Berliner Leben: „Die Gattin eines Fabrikanten. Frau D., war ain vergangenen Freitag in der Küche mit dem Anrichten des AbendbrodeS beschäftigt, als ste draußen auf der Flurtreppe ein kurzes, unterdrücktes Schluch zen vernahm, dem das Weinen eines »lindes folgte. Da gleich darauf dre Klingel gezogen wurde, ging sie zur Tlrürc und sah, wie eine Frauensperson die Treppe huraberlte. Auf der Schwelle ihrer Thüre aber stand rin Korb, in welchem sorglich eingehüllt ein Säug ling lag. Frau D. rief ihren Galten herbei und beide untersuchten den Korb, nachdem eine sofort angestellte Verfolgung dcr Frauens person sich als refultatloS erwiesen hatte. Das die Spure» großen Mangels zur Schau tragende Kind hatte um das rechte Aermchen einen Zettel gebunden. welcher die flehentliche Bitte enthielt, sich des ausgesetzten Kindes anzunehmcn. Der Zettel enthielt ferner die Versicherung, daß die Mutter des Kindes dre D.'schen Eheleute als woblthütiae, mildherzige Leute kenne und aus diesen» Grunde die Tbat erfolgt sei. Die ganze Abfassung dcS Briefes ließ in Herrn D. die Bermuthung auskommen, das, dre Aussetzerin des KindcS mit der Person eines mehrere Fahre in seinem Dienste gewesenen Mädchens identisch sei. Da das Mädchen, welches einen braven, rechtschaffenen Arbeiter geheirathet hatte, em gutgeartcter, pflichtgetreucr Dienstbote gewesen war, beschloß Herr D. der Sache auf den Grund zu gehen. Mit Hilfe der Polizei ermittelte er die Wohnung seines ehemaligen Dienstmädchens und suchte dieses auf. Ei» Bild des Jammerü enthüllte sich ihm. Er hatte richtig gerathen, denn die snnge Frau warf sich, Verzeihung erflehend zu seinen Füßen. Für Mann hatte sie längst verlassen. Die erste Zeit der jungen Ehe war glücklich verlaufen, dann verlor der Mann die Arbeit und als alles Mühen vergeblich war, auch den Kopf und er ergab sich dem Trunk. Olme segrrche Subsistenzmittel hatte die verlassene Frau versucht, ihr Kind u» Waisenhause unterzubringen, um wieder dem Erwerb uachgehen zu können. Ihr Ersuchen wurde abgeschlagen und jetzt ging eine traurige, das Herz einer Mutter ticfbewegende Reise des Krudes an. Ueberall wurde ihr daö Kind zurückgcbracht, denn die Mutter vcr- inoäte nicht das erforderliche Wegegeld zu beschaffen. Ta erinnerte sie sich in der Noth der früheren gutherzigen Herrschaft und anstatt den richtigen Weg einzuschlage», gaben ihr Scham und falscher Stolz den verwerflichen Ausweg an. Ein Blick auf die Häuslich keit der armen Frau, die früher blühend und wohlgenährt, jetzt ein Bild des Jammers war, bestätigten ihre Angaben nur allzusehr, und Herr D. fühlte ein menschliches Rühre». Er selbst ist kinder los ; er wird die Mutter unterstützen und den kleinen Aussetzung als sein eigenes Kind betrachten." Oesterreich, lieber die i»r gestrigen Blatt erwähnten Ar beit e r m a s s c n v e r h a s t u n g e n liegen folgende Details vor: Die Verhaftungen erfolgten in den ersten Morgenstunden. Nach Mitternacht verteilten sich die Polizeibeamten unter Assistenz einer entsprechenden Anzahl von Dctectives in die einzelnen Bezirke und Vororte. Um 2 Uhr wurden sämmtliche Verdächtige ausgehoben und bei denselben Hausdurchsuchungen vorgcnommen. Bei letzteren wurden viele sozial-revolutionäre Druckschriften und Broschüren, ferner sozialistische Schriftstücke und Werke aufgesunden und saisirt. Die Verhafteten wurden in das neue Gefangenhaus gebracht, wel ches damit seiner Bestimmung übergeben wurde. Den ganzen Tag waren mehrere Beamte mit der Sichtung der saisirten Eorrcspon- dcnzen beschäftigt. Die Verhöre der Verhafteten sollen sofort be ginnen. Es wird den Verhafteten dann der gerichtliche Verhasts- besehl cingehändigt und bleiben dieselben bis zum Abschluß der Voruntersuchung, welche 14 Tage dauern dürste, in Polizciaewahrsam. Tie österreichischePolar-Expedition in Jan Mayen hat nach glücklicher Landung auf der einsamen Insel am 1. August die in der Konferenz zu Petersburg festgesetzten magnetischen und meteorologischen Beobachtungen begonnen. Der Beobachtungspunkt liegt nach den astronomischen Bestimmungen aus 71" 0' u. Br. und 8" 20' Westlänge von Greenwich. Diese landschaftlich nicht reizlose Gegend erhielt den Namen Wilczek-Thal. das Klima wird als sehr rauh geschildert; Nebel und Regen herrschten während der Zeit von Anfang Juli bis Mitte August vor, und das Thermometer erhob sich selten über -i- 3" Celsius, sank aber auch unter Nullgrad. Die 1030 von der Ueberwinterung der damals zu Grunde gegangenen Holländer herstammenden Hütten wurden aufgefundcn. Dieselben sind aus Ziegelwcrk erbaut und haben eine Holzverkleidung an den Innenwänden. Noch während der Anwesenheit des Dampfers „Polu" unternahm eine Gesellschaft eine Besteigung des 0000 Fuß hoben Värenberges, allein es gelang unter großen Schwierigkeiten über unwegsame Gletscher, nach neunstündiger Wanderung, nur eine Hohe von 5000 Fuß (bis an den Rand des Kraters) zu erreichen, worauf der Weiteraufstieg wegen mangelhafter Ausrüstung aufgegebcn werden mußte. Besondere Schwierigkeiten und große Strapazen bereitete daS Anlaufen der Insel und die Landung des Expeditions- Materials. Bekanntlich mußte der Dampfer „Pola", als er von Bergen auslief, den ersten Versuch, Jan Mayen anzulaufcn, wegen der auf mehr als 100 Seemeilen vorgelagerten Eismassen ausgebcrr und unverrichteter Dinge in Tromsöe (im nördlichen Norwegen) einlaufcn. Mitte Juni ging das Schiff wieder in Sec und näherte sich, nur wenig von Eis behindert, bis auf fünf geographische Merlen der Insel, wo es durch eine dichte Eisbarrc am Vordringen arrfgchalten wurde. Durch volle zwei Wochen wurden nun vergebliche Versuche geinacht, ein Fahrwasser zu finden ^ bis endlich durch ausgetretene heftige Winde und durch den Einfluß der Ebbe- und Fluth-Strömungen eine langsame Verschiebung der Eis massen stattgefunden hatte und sich ein, wenn gleich mit Eistrümmern bedecktes Fahrwasser bildete. So gelang cs, in der Mary-Bucht zwischen festgcfahrenen Eisbergen zu ankern. Allein noch war an die Ausschiffung nicht zu denken, vielmehr mußte der Ankerplatz wegen der bedenklichen, das Schiff gefährdenden Eisbewegung noch dreimal gewechselt werden. Erst am 14., 15. und 10. Juli konnten die Stationsgebäude und der Proviant bei ununterbrochener Tag- nnd Nachtarbeit an's Land geschafft werden. In den folgenden Tagen trug nran vorn Schiffe auch 1000 Ccntncr Steinkohlen an's Land und nun ging es an die Erbauung der Häuser. Am 15. Aug. war die Exvedilron vollkommen eingerichtet und am 10. verließ der Dampfer „Pola" die einsame Insel, begleitet von den Abschiedsgrüßerr der wackeren Schaar, welche sich für 20 Monate in abgeschiedener Ocde dem Dienste der Wissenschaft geweiht hatte. Von der Be mannung der „Pola" starb ein Matrose bei Jarr Mayen, wo derselbe am 10. Juli feierlich beerdigt wurde. Spanien. Nach weiteren Nachrichten aus Manilla sind daselbst am 4. d. Mts. 25 Eingeborene und 4 Europäer an der Cholera gestorben. In 18 Ortschaften der Provinz starben 308 Personen, darunter auch der amerikanische Konsul. Türkei. Mit 1. Oktober treten in dentürkischen Staats- dienst der Direktor des österreichischen Eisenbahn-Bctriebsamtcs Sebald als Unterstaats-Sekretär des Ministeriums der öffentlichen Bauten und Geheimrath von Nordenflycht als Unterstaats-Sekretär des Ackerbauministeriuins. Elfterer übernimnrt die Leitung des ge kämmten türkischen Eisenbahnwesens und die projektirten Neubauten. Die Anstellung erfolgte durch Vermittelung der deutschen Regierung zunächst auf drei Jahre. Montenegro. Die „Presse" meldet aus Cetinje, daß Sonn tag am Marktage in Podgorrza einige Albanese» aus Gruda einen Montenegriner rin Weichbildc der Stadt ermordeten, ihm die N a se abschnittcn und hierauf entflohen. Unter den Montenegrinern entstand ungeheure Aufregung, doch wurde ein blutiger Konflikt vor der Hand verhindert. Ggypten. Die englische Armee bezieht ihre Verpflegung zum Tbeil aus Jrrdien, zum Theil aus Rußland. Gegenwärtig unter handeln die englischen Agenten in Odessa wegen der Lieferung von 28,000 Stück Schafe und Rinder. Sobald das Parlament den Kricgskredit bewilligt hatte, wnrden per Telegraph in Cypern, Smyrna, Beirut, Sizilien und Neapel, Spanien, Amerika und in der Kapstadt Ordres zum Ankauf von 10,000 Mauleseln crtbcilt, seitdem sind fast zwei Monate vergangen und erst vorige Woche find einige hundert Maulesel in Jünrailia gelandet worden. Dre Herbeischaffung von Kamcelcn ist mit noch größeren Schwierigkeiten verknüpft : welche Unzahl von Lasttbieren ein englisches Kriegsherr bedarf, zeigt die Thatsacke, daß in den letzten Feldzügen gegen Afghanistan 1878—80 nicht weniger als sechzigtausend Kameele an den KricgSstrapazen zu Grunde gegangen sind. Der griechische Konsularagent AntonopuIoS in Alexandrien, der wegen einer Unterhaltung einer Verbindung mit Arabi Pascha vor einigen Tagen verhaftet wurde, soll nach Griechenland zurück- — Svtto S — b'rortag, ckon 8; Koptombor 1882 gesendet werden. Mehreren anderen verdächtigen Personen wurde von der Polizei der Rath «rtherlt, das Land zu. verlassen. Die egnptischen Behörden sind eifrig bemüht, die Einwanderung von mittel- und unterbaltslosen Personen zu verhindern. — Am 0. früh brach in der Scherifsirabe eine FeurrSbrnnst aus, mehrere der An legung des Feuers verdächtige Personen sind verhaftet worden. Am 5. früh wurde hier ein Haus und ebenso auch in Ramleh ein Haus ausgeplündert. Einem Telegramm deS Generals Wolselcy aus I 8 mailia zufolge unternahm die feindlicke Kavaleric am 0. d. eine Rekog- noszirung gegen die Stellung der Engländer in Kassassin. Es kam zu einem Gewehrfeuer, wobei Kapitän Holland an der Schulter leicht verwundet wurde. Die Quarantäne für die Provenienzen aus Bombay und Aden wurde ausgehoben, bezüglich der Provenienzen von Java und den Philippinen dagegen ausrechtcrhaltcn. — Der Ministcrrath be rietst Über die Frage wegen der E n t s chüd i g un g der Einwohner für die durch Brandstiftungen und Plünderungen entstandenen Verluste. Es wird für ziemlich sicher gehalten, daß das Ministerium den Mächten Vorschlägen werde, einen internationalen Ausschuß zur Regelung der bezüglichen Forderungen zu ernennen. England. Gerüchtweise verlautet, daß England und die Türkei gleichzeitig mit der Milltürkonvention einen geheimen Ver trag über die Reorganisation der Verwaltung Egyptens nach der Niederwerfung Arabi Bey's unterzeichnet Hütten. Zur Polizeikrisiü in Irland wird aus Dublin ge meldet, daß viele GeschäslSlokale daselbst am Montag ein trauriges Aussehen boten. Fensterscheiben wurden am Sonnabend und Sonntag masjenliast zertrümmert. Die sogenannten „gyrottars" (Würger) und anderes Raufgesindel, welche die Straßen unsicher! macken, haben empörende Grausamkeiten sowie viele Einbruchdieb stühle verübt. Aus einem Juwelierladen allein wurden Schmuck- sachen inr Wertste von über 150 Lstrl. geraubt. Auch sind Klagen cingclauscn, daß Frauen und Mädchen in einsamen Straßen über fallen, beraubt und mißhandelt wurden. Mittlerweile istlbie Ruhe wiederhergestellt. gende Niederlage sei, welche ost mit einem einzigen Schlage ein rn Jahrhunderten gereistes stolzes Kulturleben zerbricht, de» Besiegten nicht nur in Schmach und Schande, sondern auch in Armuth und Elend stürzt, der Weltgeschichte neue Bahnen eröffnet. Irr allen Schichte» der Bevölkerung den Blick zu schärse» für die eiserne Nothwcndigkeit steter Kampsbercitschaft kann denn nichts so geeignet sein als eine Vertiefung in die Großthaten aller Jahrhunderte. Und eine solche bietet das im Verlage von I. I. Weber in Leipzig erschienene Buck Entscheidungsschlachten der Weltge schichte von Cb. F. Maurer. Preis brosch. 7Mark, in elegantem Chili und Perm wieder vollständig aufgeiromiucn worden, und aus beiden Seiten werden die Operationen eifrig betrieben. John Concvaro, ehemaliger Vicepräsident von Peru, Mannet Canevaro, ein bedeutender peruanischer Kapitalist und General Lacotcva, ehe maliger Kriegöministcr, sind als Kriegsgefangene von Lima ange- koiiimen, mir nach Valdivia und Mngcllnnrü gesandt zu werden. 3000 Mann chilenische Truppen sind im Begriffe nach Callao ahzugehen. Einband 8 Mark. Nach einer längeren Einleitung, die sich, vor nehmlich aus Ranke gestützt, über die älteste Geschichte der orienta lischen Reiche ergeht (deren Schlachten sich unserer Dclailleiintniß entziehen), schildert das stattliche Werk zweiundzwairzig Entscheid- ungskümpse, darunter die im vorigen »nd jetzigen Jahrhundert statt- gcfundencn: Die Schlacht bei Hochstätt «Blindsten») (i. I. 1704), die Schlacht bei Poltawa (i. I. 1700), die Schlacht bei Roßbach <i. I. 1757), die Schlacht bei Saratoga <i. I. 1777), die Schlackst bei Palm» (i. I. 1702) die Schlacht beiBelle-Aliiance (i. J.1815), die Schlacht bei Königgrätz (i. I. 1800), die Schlacht bei Sedan (>. I. 1870). Der Venaffer hat cs meisterlich verstanden, dem Leser in jeder Entscheidungsschlacht nicht blos ein streng geschlossenes Bild vorzusühren. sondern zugleich im Anschluß an diese Schlachten aus Eirund unserer bewährtesten Geschichtschreiber einen Uebcrblick über die Entwickelung der hervorragendsten Völker und Staaten zu bieten. s- Vom zukünftigen Deutschcn Theater in Berlin weiß der „B. E." zu berichten. Demnächst werden Berathungen zwischen den zürn „Deutschen Theater" verbundenen Künstlern stattfinden. L'Arronge befindet sich irr Berlin, Ludwig Barnay ist zu seinem Gastspiel am Residenztheater cingetroffen und Friedmann ist eben falls bereits irr sein neues Berliner Heim eiugezogen, um einige Monate va zu bleibenauch Friedrich Haasc und Dr. Förster treffen ein. Es wird dann das Repcrtoir für das erste Vierteljahr, also für die Zeit vom I. Oktober 1883 bis zum 1. Januar 1884, in den Gninvzügen festgcslestt werde», um, so rvcit cs uollnvendig ist. für Dekorationen, für Ausstattung und Kostüme Sorge zu tragen. Von den Damen der neuen Bühne verlautet noch nichts. Möge Friede »nd Einigkeit dem selbstständigen Künstlertheater wenigstens — eine Weile erhalten bleiben. Aenillcrou. -s Wie wir bereits melden konnte», ist die Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß Ce. Mas. der Kaiser Wilhcl m nicht einmal, sondern wiederholt das Hostheatcr vom 14. bis 16. Sept. besuchen wird, wenn er auch nicht die ganze» Abende darin verweilen sollte. Man hat daher seiten der Kgl. Intendanz sorgfältig in Berlin sondirt, was dem Kaiser am angenehmsten zu bieten wäre, und auf anlhcntischc Mrltheilungc» hin das Repcrtoir vom 14. bis 18. d. ausgestellt. „Das goldne Kreuz" (14.). die Einakter (15.) erwähnte» wir schon. Wie im „goldnen Kreuz" kommt auch in der „Negi- mcntstochtcr", wie cs der Kaiser liebt, Militär auf der Bühne vor und deswegen wird (10.) diese Oper wohl dem ebenfalls vorge sehenen „schwarzen Domino" vorgezogcn werden. Am Sonntag, (17.) ist das Albcrtsest, doch wird, falls der Kaiser Abends einige! Stunden Tbcater wünscht, die „Königin von Saba", als glänzende Ausstattungs- und Ballctleisttmg unserer Bülmc, gegeben, zugleich mit Rücksicht aus die vielen hohen Gäste und Militärs, die an besuchen dürste». „Der Barbier von diesem Abend sicher vollzählig das Theater Montag (18.) finoct als eigentliche Fcstoper Sevilla" statt, bei welchem ebenfalls Bühncnmiiitär mitwirkt, dessen Musik der Kaiser liebt und der mir O UHr zu Ende ist. Herr Oberbürgermeister Ilr. Stübcl bringt das Hoch aus und mn 0 Ubr betritt der Kaiser die Exedra, mn die Huldigung der Bürgerschaft entgegcnzuirehmen. Dienstag (den 10.) findet großes Gala-Hos- Concert statt. 's Die „Wiener Abendpost" bestätigt, daß in Breslau zu Elircn des Kaisers am 11. d. unter Mitwirkung der Damen Gabillon und Janisch, der Herren Sonnenthal und Devrient eine Gala-Bor-- steliung stattsinden wird. Wie wir der „Schl. Ztg." entnehmen, wird dicS nicht eine besondere Theater-Vorstellung sein, sondern nur die Darstellung einiger Lustspiele aus einer improvisirten kleinen Bühne. Von Berlin ging Herr v. Strantz mit den »öthigen Requisiten nach Breslau ab. Die Mitwirkung der Aurgschauspielcr ist eine Eourtoisie des österr. Hofes gegen den deutschen Kaiser. ch Im Residcnzthcater zu M ü n ch e n ist Frln. Clara Heese zur» ersten Male als engagirtes Mitglied dieser .Hofbühne ausge treten. Sie gab die Königin Anna in Scribc's „Ein Glas Wasser". ch Die W e r e s ch a g i n - Ausstellung hat eine Bereicherung erfahren: Der Meister hat von heute au ein neues Gemälde ,D)er Kreml in Ntoskau, Krönungsort des Zaren" ausgestellt. chMartin Röder, einer der talentvollsten und prononcirt fortschrittlichen jüngeren Musiker, bekannt geworden durch seine geistvolle Over „Vera" in -Hamburg, befindet sich z. Z. zur Er holung in Schandau. ch Gras Äolko Hochberg, der Komponist der romantischen Oper „Der Würwols", die im Lause der Saison im König!. Hof- tbcatcr wieder gegeben werden wird, hat auf der Wienerstraßc eine Villa crmicthct und rvird für zwei Jahre in Dresden seinen Aufenthalt nehmen. -s Octave Feuillet, der von einer schweren Krankheit ge nesen ist, hat in seiner Villcggiatnr zu Saint-Gcrniai» sein neues, dem Gynrnase-Tbeater gewidmetes Drama „Dir rom.-uichnrision" vor gelesen. Die Lektüre dauerte vier Stunden; aber das Stück, das Ende October in Scene gehen wird, machte aus die Versammlung großen Effekt. ch Herr K. Kapellmeister Friedrich Wagner, der hier wie auswärts — er csnccrtirte soeben wieder unter großen Auszeich nungen in Hannover — als cin Künstler ersten Ranges auf der Trompctine gilt, hat seine technischen Kenntnisse in Behandlung der Blasinstrumente in zwei theoretisch-praktischen Werke» nicdcrgelcgt, die sich durch die Stellung und den Namen des Autors von selbst empfehlen. Aber auch rein musikalisch be trachtet sind die Etüden geschmackvoll, geschickt und raschsördcrnd eingerichtet, namentlich auch eine Fülle von Verzicrungssigurcii lehrend, die den Vortheil haben, alle woblaussührbar zu sein, denn Herr Wagner selbst brachte sic oft zu Gehör. Die Helte betircln sich „Schule der Geläufigkeit" in 5 Ausgaben (ä 4 Mk.), welche in Os und 11 die Instrumente der Trompetine, das Piston, Altborn, Flügelhor», Snxhorn n. s. w., ferner die tiefen Bläser, Fagott, Baßtuba, Helikon, dann die Flöte, die Clarinctte und endlich Oboö und Saxophon umfassen. Faßlich und praktisch sind die Grund lagen der Fertigkeit hier gelehrt und in dem zweiten Hefte führt der Autor durch alle 24 Tonarten in zweckmäßigen Etüden (3 Mk.) die errungenen Fertigkeiten weiter. Bei Secling (Neustadt) und Lende (Leipzig) sind die für Musiker wichtigen Werke zu haben, sowie durch den Verfasser selbst zu beziehen. chIol, anne 8 Gell> kc, bereits wohl empfohlen durch ver schiedene Ehorlicdcr, bat (Leipzig, Kistner) den 100. Psalm und einen Trauergesang (Op. 17 »nd 12) "erscheinen lassen, die sich nebst guter musikalischer Qualität, durch sehr bequeme Sangbarkeit für Schulen und Krrchcrrchöre, insonders der Lehrer- und Karrtorenwclt empfehlen. ch „Tbusnelda", große Oper in 3 Auszügen von H. Dick- mann, Musik von Carl Gramann (op. 29) ist soeben in sehr hübscher Ausstattung (8") bei C. A. Klemm, Leipzig und Dresden, inr Druck erschienen. Dre Publikation trifft in eure für den be gabten Komponisten günstige Zeit; diesen Sommer hat er mit der großen Ballade mit Orchester „die Hexe" in Bonn, wie wir s. Z. meldeten, einen sehr bedeutenden Erfolg gehabt, und soeben schickt fick, Dresden an, der Wiener Hofovcr mit der Premiere des „Arr- drcasfestcs" zuvorzukommen. Für Dresden ist daS Werk für Oktober- November, für Wien im März-April geplant. ch Seitdem es eine Geschichte grcbt, sind die Geschicke der Völker durch Schlachten entschieden worden. Die entsprechende Lehre hieraus zu ziehen, fällt vielen Deutschen trotz 1870—71, trotz 1806, trotz der Freiheitskriege, trotz der eingelieirdeir Kenntniß der Geschichte der mittleren und älteren Vergangenheit, leider noch heute außerordentlich schwer: wir haben die Folgen der schrecklichen dreißig Jahre und der Urnen folgenden entsetzlichen nationalen Ver sumpfung in der ersten Hälfte deS 18. Jahrhunderts noch immer nicht verwunden! Es ist wahr, der Krieg birgt viele Schrecken in sich; da aber die geographische Lage des Deutschen Reiches uns keineswegs ewigen Frieden verbürgt, so ist es denn doch an der Zelt, an der Hand der Geschichte zu ermessen, daß schrecklicher als der Krieg die, ungenügender Vorbereitung mit Nothwendigkcit fol- i BelmischtkS. * Vom alten Fritz. Aus einer der groffen Revuen, die wenige Jahre vor dem banrischen Erbfolgetriege in schienen gehalten wurden, sollte ein neues wichtiges und von Friedrich selbst erfundenes Kavalcrie-Manöver arisgesührt werden. Acht Regimenter, tlicils schwere, thcils leichte Reiterei, stellten sich ans und den linken Flügel bildete das in allen Feldzügen Lurch seine Tapferkeit so berühmt gewordene Husarcnrcgiment v. W. Der Entwurf des Königs war, daß alle Regimenter einer mit Fleiß gewühlten schiefen Richtung rn Zügen dicht vor ibm vorbei, in scharfem Trabe , aber genauester Distanz, ein festgesetztes Ziel erreichen und sich daselbst in möglichster Geschwindigkeit zrnn Angriff formiren sollten. Das Manöver ging an. Aber eins der ersten Regimenter gerietst in Unordnung, die Züge verminten sich, man verlor die Distanzen und alle Bemühungen dcr Offiziere, während des raschen Reitens die verlorene Ordnung wieder uerzustellen, waren fruchtlos. WaS eine ganz natürliche Folge sein mußte, es geschah auch hier; die Verwirrung theilte sich den folgenden Regimentern mehr oder weniger mit und so war es auch natürlich, daß Las ans dem linken Flügel, also ganz zuletzt reitende, brave Husarcnrcgiment v. W., ans eine Art vor dem Monarchen vorbei sprengte, die unmöglich den Beifall desselben haben konnte. Den letzten Zug dieses Regiments führte cin Lieutenant Namens Ni., einer dcr bravsten Offiziere, der sich durch sein Benehmen und durch seine Tapferleil vom gemeinen Husaren zum Posten eines Premier-Lieutenants hinnrifgeschwnngen hatte. Mit dem größten Unwillen batte Friedrich die Verwirrung angesehen; laut hatte er sein Mißfallen geäußert und jetzt sammelte sich sein Unwillen auf jenen unglücklichen Offizier, dcr den letzten Zug führte, auf den braven M. Hingerissen von seinem Verdrnssc, iprengtc der König unter den härtesten Aeußerungen teurer Aufwallung und mit ans- gchobcncm Krückstöcke aus den Offizier los, der aber, um den weiteren Ausbrüchen des königlichen Zornes zu entgehen, sein Pferd sogleich herrrmwarf und verfolgt von dem immer zorniger werdenden Könige, an dcr Linie Iiernnsprengte, ohne daß ihn Friedrich einholen konnte. Möglich, daß die starke Bewegung des Königs Willen gemindert hatte ; der Monarch wurde ruhiger, die Regimenter, die sich während dieser Zeit so gut als es gehen wollte, ausgestellt hatten, sollten jetzt auf seinen Befehl das ganze Manöver noch einmal und zwar in dcr Ordnung machen, daß man links abschwenkte und alio jenes, auf dem Unten Flügel ballende Regiment das erste war. Musterhaft wurde nun das ganze Manöver arisgeführt und laut äußerte Friedrich seine Zufriedenheit mit dcr Ausführung. Kaum waren die Husaren in ihre Quartiere gerückt, als auch schon der Lieutenant M. sich bei seinem Ehcf, dem braven General W., cinsand. „Nun, lieber Nt., was bringt Sic zu mir?" — „Nichts, als die Bitte uni meinen Abschied." — Der General sah ihn, sich verwundernd, an. „Sie suchen Ihre Entlassung - Tie kann ich Ihnen um so weniger gewähren, da ich Sie schon zu meinem Regiments-Adjutanten bestimmt habe; Sie wissen, dieser Posten ist vakant." — „Ick danke von Herzen für das Zutrauen, muß aber doch auf meiner Entlassung bestehen und bitte Sic, Herr General, mein Gesuch bei Sr. Majestät zu unterstützen." — „Bedenken Sic. mein Sohn. Sie haben kein Vermögen, wovon wollen Sie leben?" — „Das ist mein geringster Krimmer. Ich bitte um meine Entlassung." — „Lieber M., besinnen Sie sich!" — „Ich habe leider meine guten Gründe, die mich zu meiner Bitte bewegen, die ich sonst nie gcthan haben würde." — „Gründe haben Sie?'' — „Es ist schon an dem einen genug, daß dcr König mich heute mit seinem Krückstock bedroht hatte. Ich konnte kaum einer Behandlung entgehe». die mich ans ewig entehrt hätte. Das Regiment hat diesen Austritt gesehen und ich tarrn es keinem Offizier verdenken, wenn er mit nur nicht länger dienen will: ich würde alle Tage Händel haben und das will ich nicht." — „Nun denn eine Bitte von meiner Seite!" sagte dcr General und reichte dem Lieutenant die Hand. „Uchereitcn Sic nichts! Dem Könige geht mehr durch den Kopf als uns ; warten Sic mit Ihrer Bitte bis morgen!" M. versprach dies, äußerte aber nochmals gegen de» General' die Bitte, daß er zur Erreichung seines Wunsches beitragen möchte. Er verließ den General. Mittag war große Tafel bei dem Könige. Auch dcr General W., einer der Lieblinge Friedrich's, war dort und saß dem Monarchen gegenüber. Man svrach über das zum zweiten Mat so ausgezeichnet schön ausgcsührte Manöver Friedrich schrieb das Gelingen desselben der schönen Richtung zu, die das Regiment W. dem Ganzen gegeben hätte und ertheilte sowohl dem Regiments als dem General die größten Lobsprüche W. hörte dies dankbar an, fiel aber mit aller ihm eigenen Un- Bmckcrsdorf noch auf dem Schiachtseide vom gemeinen Husaren zum Offizier machten, bittet um seine Entlassung l" W. schwieg Auch Friedrich sckwicg einige Augenblicke, dann fragte er: „Ist der Lieutenant wirklich cin braver Offizier?" — „Ich kenne keinen, der ihn übcrtrifst." — „Weshalb will er seine Entlassung?" — Mil möglichster Unbefangenheit erzählte W. die Veranlassung und bald verdrängte ein anderer Gegenstand den ganzen Austritt. Am folgenden Morgen sollte wieder manövrirt werden-, die Regimenter stellten fick auf, M. lnelt vor seinem Zuge, als dcr König sich näherte. „Heißt er nickt M. ?" fragte Friedrich. — „Ja, Majestät!" — „Hör Er. mein Sohn," fuhr der Monarch mit dcr ihm eigcnthümlichcn Freund lichkeit fort, „Er ist Rittmeister. Ich habe es Ihm schon gestern sagen wollen, ick konnte Ilm aber nicht cinbolcn. Er reitet ia wie dcr Teufel." Mit diesen Worten verließ dcr Monarch den Lieutenant, dcr nun an keine Bitte um Entlassung mehr dachte. * Jliegeustiche. Es werden jetzt häufig sehr empfindliche Anschwellungen beobachtet, welche von Fliegenstichcn hcrrührcn; nickt selten muß ärztirche Hilfe in Anspruch genommen werden. Bekannt ist, daß durch solche Stiche tödlich, verlausende Blutver giftungen herbeigefübrt rverden tonnen. So rst noch kürzlich ein Lokomotivheizer der Hamburg-Berliner Bahn an einem Flrcgenstrch gestorben. Es empfiehlt sich deshalb für alle die, welche letzt vrcl im Freien sich aufhalten. ein Gläschen mit Salmiakgeist her sich zu führen, um sofort die durch einen Insektenstich hcrvorgebrachte schmerzhafte Wunde damit einzurciben. Es ist daS ein vortreffliches Vorbeugungßmittcl. Abends ein ge tröffe ne Börsen. «pari« «Produllci». 7. Tcptbr. lTcklub., Wege» Tkvtember 20,40, Iannar- Slvril 20 7V ruhig. LpMIu» Eeplbr. bL.Lli, Jaiiuar-Aprll b>,70, ruhig. Richer Tkpicinbör 70.20, Janmn-April 7S.20, weichend. , »mfiervam (PrvduXci,,. 7. Ceplcmber. iTchlux.) Weizen November
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)