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- Erscheinungsdatum
- 1882-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188208052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18820805
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18820805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-08
- Tag 1882-08-05
-
Monat
1882-08
-
Jahr
1882
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Nr 217 l I A»Ss>M-n für den .^August - Mer Nordwest. v-rSndeAich- I Sn,,,,ab-,,tz L. Alt an st. * . ! ni-dr. Tcn,,'. I0°M.. liöch,,- T-mr. 21» «0. Ncrd,ra-I!-W mn^ttrrn". > Zlewolfnng, heiteres Weiler mit 3!>edenchlngen abwcchielnd, tnbl. ! V « »»»» »IV, V» LS»! Politisches. Die vielbesprochene Schleswig - Holsteiner Wahlrede dcS Avg. Häncl, der darin bekanntlich die Verschmelzung aller liberalen Fral- lioncn zu einer großen allgemeinen liberalen Partei, die dann „re gierungsfähig" lein würde, dringend empfahl, stößt überall auf Schwierigkeiten. Nur die Sccessionistcn, die keine historische Ver gangenheit haben, sondern erst kurzweg aus dem Fortschritt aus- schiedcn, um von Fall zu Fall sich dieser oder jener Partei an- znschlicßcn. sind erbaut von Hüncl's Vorschlag; sie allein würden von einer neuen großen liberalen Vereinigung profitircn. Selbst die „Franks. Ztg.", als das vornehmste Organ des Fortschritts, halt eine Verschmelzung der Liberalen im Sinne Hänel's für unpraktisch, lind in der That — stelle man nur einige Fragen zur Abstimmung, die gleichwohl seht bereits in der Luft liegen, wie das Militär- Scptennat, die Zollpolitik, der Schuh des Christel i!, > ,> gegen die Verjudung, die Börsensteucr — so stiegen die lilne.len Stimmen in alle vier Winde auseinander. Tie NationaUiberalen beider Flügel tasten nicht an das eiserne Militärbudget ; LaSler und Bam- berger werden die Christen nicht gegen Vcrjudung schützen wollen; Richter wird den kräftigeren Zollschuh nicht befürworten und die Heranziehung der Börse zu verhältnißmäßigen Beiträgen zu den StaatSlastcn werden die Liberalen ziemlich alle perhoircseircn. Sehen das nun die Prcßorgane der eigenen Parteischattirungcn ei», so ist cs nicht zu verwundern, wenn die konservative Presse der Hänel'schcn gewiß wohlgemeinten Vcrcinigungspolitik des Liberalis mus sehr entschieden heimleuchtet. Tic ossiciclle „Prov.-Corrcsp." sagt in eine», interessanten Artikel unter der lleberschrist: „TaS Ziel der Liberalen": „In liberalen Kreisen hat man sich bis vor Kurzem noch auf das Entscknevcnste dagegen verwahrt, daß man nach einer parlamen tarischen Parteiregicrung strebe. Heute wird dies nach der Nedc des Abg. Hänel nicht mehr möglich sein. Nach dieser Kundgebung „will und soll der Liberalismus zur Herrschaft gelangen, den maß gebenden Cinslnß gewinnen und wenn eS die Dinge fügen, die Re gierung selber in konstitutioneller Weise leiten." Weiter wird für die Herren von Bennigsen, von Stansscnberg und von Farckcnbeck das Regiment in Anspruch genommen und ihnen die Nachfolge wenigstens desjenigen Thcils der Fortschrittspartei in Aussicht ge stellt. welcher die Gesinnungen des betreffenden Redners theilt. Der Beifall, den diese Rede gesunden, zeigt, daß cs sich hier nicht um eine vereinzelte Auffassung handelt, sondern daß in der Thal hiermit das eigentliche Ziel osten lnngcstellt ist, welches die gemeinsamen Liberalen durch, die Wahlen zu erreichen hoffen. Zwar hat man von anderer Seite lediglich die „Bekämpfung der angeblichen kleri kal-konservativen Koalition" als Ziel der Literalen lnngcstellt und ihre Einigung gerade zu diesem Zweck proklnmirt. Aber hierin ist nur die negative Seite der Cinigungspolitik der Liberalen zu er tönten. Das positive Ziel derselben geht darauf hinaus, die Hcrr- Ichaft zu gewinnen und die Leitung der Regierung in die Hand zu bekommen. Hiermit ist zugleich der Gegensatz zwischen den Liberalen und ihren Gegnern gegeben: dort die Erhöhung der Macht des Parlaments und die parlamentarische Herrschaft, hier die Stärkung und ungeschmälerte Erhaltung des Königthums und der Rechte der Krone. Mag man auch auf liberaler Seite sich gegen diese Austastung verwahren, das Streben nach Herrschaft der Li beralen und »ach Leitung der Regierung ist ein Kampf gegen die von der Allerhöchsten Botschaft vom l7. November vorigen Jahres festgestellte Rcformvolitik. Man hat libernlerseitS an das Gewissen deü Volkes appcllirt, in der Meinung, daß dasselbe die HcrrschnstS- l estrcbnngen der Liberalen begünstigen müsse. Entweder irrt man sich in der Adresse, oder man giebt sich einer groben Täuschung über die Wirkung dieses Appells hin. Das Gewissen des Volkes warnt vielmehr, auf Grund der Erfahrungen der Geschichte, sehr eindringlich vor einer Verwirklichung der Ideen des Liberalismus und vor den Bestrebungen nach Stärkung der parlamentarischen Mackst, und ebenso eindringlich spricht es für die volle und un geschmälerte Erhaltung des Wesens des Königthums, dem Preußen und Deutschland allein die großen Erfolge verdanken, deren wir uns heute erfreuen und deren Besitz wir allein durch Eintracht und vertrauensvolles Zusammenwirken mit der Krone uns erhalten können. In der That ist cs wünschensweith, daß das Gewissen des Volks sich jetzt Gehör verschaffe: dasselbe kann, wie wir überzeugt sind, nicht anders, als das von den Liberalen offen bekannte Ziel verurtheilcn, welches auf die Einschränkung der bestehenden Rechte des Königthums und auf die Einführung der parlamentarischen Re gierung hinauslaufcn muß." Fm großen Ganzen wird das offizielle Organ Recht haben. Ter Moment zu neuem destruktivem Vorgehen des Liberalismus ist schlecht gewählt, wo die neue konservative Wirthschastspolitik des Kanzlers ihre guten Früchte zu tragen beginnt. Die Volksstimme wird den Regierungen für die Staatshilsc gegen das llcbcrwuchcrn der fremdländischen Einfuhr, das Wicdercrwachen christlichen Geistes, die Neubclebnng der Handwcrkervcrbände Dank wissen. Und so sicher das bei dem Handwcrkergros, den Kleinindustrielkcn und dem BUrgerthnm der kleineren Städte vorauSzusetzcn ist, so sicher wird auch dic Arbciterbevölkcrung inne geworden sein, daß ihre Interessen von den Konservativen bester als von de» kapitalvcrmögcndcn Libe ralen gewahrt werden, und der Bauernstand außerhalb Lommatzsch, wo Herr Richter so drollige Erfolge erzielt hat, wird erst recht von der Häncl'schen liberalen Zukunstspartci sich mißtrauisch abwerdcn. Vom cgyptischen Kriegsschauplatz kommen so widersprechende Nachrichten, daß man wohl daran thut, mit Vorsicht aus den ein zelnen Telegrammen das Wesentliche sich hcrauSznkonstruircn, dabei aber stets auf unerwartete Wendungen gefaßt zu bleiben. Einzig vosttiv ist der Groll aller Mächte gegen Englands willkürliche Faust rechtpolitik und seine moralische Isolirung. Wie aber die türkischen Truppen sich zu den Engländern und zu Arabi stellen, wenn sie erst in Egnptcn gelandet sein werden, das ist vielleicht den leiten den Staatsmännern selbst noch nicht ganz klar. Neben diesen Wirren zieht augenblicklich Triest (s. Tagesgesch.) aller Augen auf sich. ES wäre lächerlich, aus den frechen Attentaten einiger italie nischer Heißsporne gegen Oesterreich und das Deutschthum eine Ge fahr für den Frieden zwischen Oesterreich und Italien abzuleiten. Ater die Tendenz beachte man wohl — vor Allem in Wien. Daü hat Graf Taasse mit seiner Nntionalitätenicbennng in Oester reich erreicht, daß die einzelnen Stämme, auch wo sic in einer Stadt oder einem Lande in der Minderheit sind, unglaublich dre^ wurden. Was die Czechen im deutschen Wcstbehmcn sich wagen, das können ja auch die Itnlianissimi im deutsch-österreichischen Triest versuchen. Knchelbad oder Triest — die Sache ist gleich. Fatal ist der Vorfall zumeist für die italienische Regierung, die an Annexionen schwerlich denken mag, die aber von diesen Heißfpornen immer inehr gedrängt werden soll, die Grenzen Italiens nach Norden bis Triest, Bozen und das schweizerische Tessin vorzuichicbcn. Bei der Wahl, ob das römische Kabinet Oesterreich beleidigen, oder seine eigenen lästigen Italiaschreier desavoniren will, dürste man sich in Rom sür's letztere entscheiden. Rtnrstc Tclrstrgntltic vrr „Dresdner Reicht." vom 4. Ang. Berlin. Der Kaiser verlässt am 8. d. Bi. Gaslcin und trifft am selben Tage Abends in Salzburg ein. Am nächsten Tage Mittags erfolgt die Ankunft in Ischl, wo der Kaiser bis zum 10. August verweilt, um unverzüglich nach Potsdam znrück- znkchren, woselbst bereits am 0. August I. Majestät die Kaiserin aus Homburg v. d. H. eintrisst. Die Begegmmg des Kaisers mit Kaiser Franz Joseph erfolgt auf der Station Strahl an, 8., woraus beide Monarchen gemeinsam nach Ischl fahren. — Es gilt hier als unwahrscheinlich, daß der hiesige sranz.Botichastcr de Conrccl geneigt sein werde, seinen Posten mit dem eines Ministers z» vertauschen.— In Bezug auf die Besetzung Suez durch die Engländer meint die „Krcnzztg.": Der europäischen llchcrwachnng der Schifffahrt aus dem Suezknnale dürste dieser militärische Alt Englands nicht prü- juviciren. Paris. Gutem Vernehmen nach wird sich daS neue Kabinet folgendermaßen konslituircn: Leblond Präsidentschaft und Justiz, DccraiS Aenßcrcs, Develle Inneres, Tirard Finanzen, Billot Krieg, Ianreguiberr» Marine, Sadicarnot öffentliche Arbeiten, Mah» Ackerbau und Cochcni die Posten. Ter Hanvclsiiiinislhr ist noch nicht dcsignirt. London. Ter deutsche Vertreter in Konstantinopel über reichte am Mittwoch dem Sultan die Insignien des Rothen Adler- Ordens 2. Klasse, den Kaiser Wilhelm den zwei jüngsten Söhnen des SnltanS verliehen hat. — Aus Kairo wird berichtet: Arabi ließ 27 Paschas und Bens, die mehr oder weniger Freunde des Khedivc sind, verhaften und >9 angcschenc Eingeborene, die sich weiger ten. Arabi's Regierung (?) anzrierkenricn, erschießen. Berliner Börse. Tie Geschästslosigkeit dauerte auch heute an; nur für einzelne österreichische Bahnen, Franzosen, Lombarden und Galizier zeigte sich mehr Interesse als in den letzten Tagen. Deutsche Bahnen lagen unbeachtet, während für Schweizer Bahnen etwas bessere Haltung bestand. Banken lustlos. Montanwerthe fest, aber still. Industrie» nicht behauptet. Von Anlagcwerthen waren nur Deutsche Prioritäten gut gefragt. Pari», >. AlWin. <Lcki»k.> Rcitte 8i,e5. smirihe Iii.75. Italiener 87.20. Slaaisealn, 722.78. poinbardc» Mb.vo. do. Pricrüätcn 2L2,co. Sgerlce 258,eo. Lcsicrr. (XoNircnic gelt. Hrn»tt»lI a. tv'., i. Anaiist, Abend?. Credit 27(2 Tiaaidbalni 2LN/,. Sonn» oarden I1N.87. eocrsoosc--. Lest. Lilberrentc —. Pazoerrenlc —. eyaUzicr 275.25. Ocslcrr. sloldrcmc —. 4"/» Unq.Goldrcnic —. 7:cr Nnitc» —. eoer Sinsen en. I.Lricnlanicilic —. Sicucltc Unnar. Goldanlribc . U. Lrirnianlcilic . U-.i- gariichc PaiNcrrcnie —. Tidccnto . EM'ler ö'.oS. Schwächer! Lokales uns Sächsisches. — Die Straßen, durch welche II. MM. Kaiser Wilhelm und die Kaiserin Angusta am Nachmittag des I I. nächsten Monats vam Bahnhof aus ihren Einzug durch die Stadt nach dem Konigl. Refidcnzschloß halte» werden, werden durch das Staotbauaint sest- tich anogcsehinnckt. Ta das hohe Kniserpanr auf dein Schlesischen Bahnhole liier cintristt und dort von Sr. Mast König Albert und dem Königlichen Hose empfangen wird, wird der Weg durch die Antonslraßc über den Albertplatz, durch die Allee der Hauptstraße über die Angnslnsbrücke genommen. Das dem Kaiser dieser Tage Seitens des Natbes Uberiandtc ipeeielle Programm ist noch nicht wieder zurück von Gastein. — Am Donnerstag Vormittag haben bereits die hiesigen Mnsikchöre und Tambonrznge im Infantcric- Kasernenhosc eine Hauptprobe zu dem großen Zapfenstreiche abgc- bnlten, der bei Anwesenheit der Kaiser!. Majestäten staltsinden soll, lieber die festliche Begrüßung der Kaiserlichen Majestäten von Sei ten der Dresdner Einwohnerichaft nm Ick. September verlautet, daß n. A. nicht bloS die stndircnde Jugend (Akademie, Gnmnasien, Realschulen :e.), sondern auch die Schuljugend bctbeiligt sein wird, letztere durch die Schüler und Schülerinnen der ersten Klassen aller Schulen beider Konicssionen, und werden von diesem Chor von ea. 3000 Stimmen von einer Estrade am Albcrtplatze aus II. MM. der Kaiser und die Kaiserin durch einen HnmnuS begrüßt werden. — Oberst Graf Roon, Kommandeur des ck. Garde-Regiments zu Fuß, erhielt das Komthnrkreni, Hanptmann v. Znaniecki im 1. Großhcrzogl. Hessischen Insantcric-Rcgiment Nr. II.) das Ritter kreuz erster Klasse und Prcmierlentnant Frhr. v. Nord eck im 1. Großhcrzogl. Hess. Dragoner-Regiment Nr. 23 das Ritterkreuz zweiter Klasse des Konigl. Sächs. Albrcchts-OrdenS. — Die Bcr in ählnng der Tochter unseres Herrn KricgS- ministcrS, des Frl. v. Fabriee, mit dem Grafen Henkel v. Donncrö- mark ist nunmehr, nach glücklicher Genesung der Comtessc von schwerer Krankheit, ans den Ick. d. M. festgesetzt worden. — Von den 200 Einsendungen von P läncn zum Van der Antonstädtcr Kirche sind 20 zur engeren Wahl für die Prä- miirung gekommen. Von diesen erhielte»: den e r st e n Preis Ar chitekt Toni Eal in Louvain (Belgien), den zweiten Preis die Herren Gieße und Weidner in Dresden, den dritten Preis Herr Architekt Ioh. Vollmer in Berlin. An dcr Preisjur» nahmen unter Vorsitz des Herrn Stadtrath Tcucher die Herren Stadtbaurath Friedrich und Bnurath Prof. Livfius Tbeil. Die pxämiirtcn Ent würfe sind sämintlich im romanischen Kirchcnstnl, also abweichend von der vorgcschricbenen Renaissance. — Gestern Nachmittag wurden die ersten zwei Drähte für die Televlionie oder Fernsprecheinrichtnng in Dresden über die Dächer der Marienstraße hinwcggezogen und aus die Träger bez. die Porzellan-Isolatoren gelegt. Zunächst kommt jetzt mir die Maricnstrnße in Frage, da cs sich vor der Hand erst »in eine Ver bindung des Fernsprech-HauptttMteS im alten Postgebüudc mit dem Telcgravlienamte bandelt, zwischen welchen wahrscheinlich schon heute Morgen die telephonische Korrespondenz beginnen wird. DaS Aufziehen und Auflegen dieser Drähte ist eine gefährlich ausiehenoc Arbeit; die betreffenden, dieselbe ausführcndcn Arbeiter sitzen da oben auf den Tro'gcrstangen zwischen den Isolatoren und von der Straße ans gesehen, fast in der Lust. Der erste Draht wurde vom Fernsprcch-Hanpt-Amte ans gezogen, mittelst Bindfaden auf das Dach des HouscS Mnrienstriße 1 gehoben, von da übergeiübit nach dem Hanse Oskar Renners, von da nach kein der „Dresdn. Rachr." und von hier hinüber nach dem Telegrophcnomte. — TaS stets so große Thcilnabme erweckende 3Gb ert seit wird diesmal in die festlichen Tage der Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers in Dresden fallen, die hohe Protektorin des Vereins, Ihre Majestät Königin Earola, hat zur Abhaltung desselben den 17. September, einen Sonntag, angesetzt. — Das Vogclwiesfcst ist mit Genehmigung des Kgl. Ministeriums des Innern um 2 Tage, also bis mit Dienstag den 8. August, verlängert worden. — Die Witterung der letzten Tage gestaltete sich recht leidlich und so fehlte cs nicht, daß Taufende von Menschen die Festwiese belebten. Die Camera olEira im optischen Pavillon bei der Schicßhalle crmöglickstc einen reizenden Gcsaiiimtübcrblick über das buntbewcgte, farbenreiche Bild. Welch ein freundlicher Kontrast zu den ersten Tagen der Vogelwiese! Da wimmelte und wogte cs wieder auf den jetzt in ganz praktikabler Weise hcrgestcllten Fuß wegen, in den Wirthszctten und in den Tanzsalons wie ehe dem und wie es der Dresdner von scher gar nicht anders gewohnt ist. In den Abendstunden waren die größeren Zelte fast alle bis auf den letzten Platz gefüllt. Die hübschen feschen Tirolcrinncn im Hosbräu-Äüiichener Biersalon des Herrn Rancbsus! halten alle Hände voll zu thnn, die Hunderte von Gäste mit Riescnbrntivürsten und dem süffigen Gebräu zu regalii en. Gestern Abend gelangte bereits die lO.OOOstc Bratwurst zur Verweisung, in welche ein goldenes 10- Markstück cingearbeitet wurde. Der glückliche Gewinner, der uns z. Zt. noch nicht bekannt geworden ist, erhält außerdem noch 12 GlaS extra von dem berühmten Hofbräu-Mnnckmer kredenzt. Ganz be sonderer Freguenz erfreut sich Herrn Voigt's Schweizer-Conditorci und gilt als der Rendcz-vous-Platz insbesondere der höheren Ge sellschaftsklassen. Nicht weniger gute Geschäfte machen die Tnnz- salons, der Hippodrom und die Tingcl-TangelS. In der Thalia- Halle bietet die Singspiel-Gesellschaft Hcnncbcrg aus Hamburg treffliche Leistungen. Man muß sich nur einmal die famose Parodie „Baller man los" anhorcn, um einmal die Lach- und Bauchmuskeln einer recht woblthätigcn Erschütterung auszusetzen. Tic Vor stellungen im Wiener Orpheum haben sich ebenfalls sehr be liebt gemacht, dafür legt der kolossale Zudrang zu demselben einen für den Unternehmer jedenfalls sehr erfreulichen Beweis ab. Ter famose Wiener Prater und der Wiener National salon übcrbictcn sich gegenseitig in den vortrefflichsten Knnst- leistungen» denn allabendlich tritt in letzterem Miß Allee, genannt die Turn- und Schlangenkönigin, ans, welche in ihren vortrefflichen Produktionen lebhaft an den s. Z. im Circus Herzog ausgetretenen Schlangenmenschen Tbelsen Knösing erinnert. Daß von keiner Familie, welche die Vogelwiese mit ihren kleinen Angehörigen besucht, Bäse's Affentheater vergessen wird, ist selbstverständlich und daher auch der kleine Circus vn miilürturo immer voll besucht. Wer sich nach einem abendlichen Nundgang auf der Festwiese noch etwas ganz Besonders für den Magen ver schaffen will, der findet in dem bekannten Albrecht'schen Fisch- salon neben den üblichen Sauergurkcn und Bratheringen auch ganz vorzüglichen Cauiar und Delikateßheringe, welche, mit einem Gläschen trefflichen Madeira oder Kräutcrligneur genossen, in sanitärer Beziehung ein ausgezeichnetes Präservativ gegen eventuelle üble Folgen deS VogAwiescnbcsuchcs bieten. — Die Wettergläser sind seit ea. 8 Tagen so unzuver lässig, daß cs z. B. bei angczcigtcm guten Wetter tagelang wie Bindfaden regnete. Auch die vorzüglichen Instrumente im mathe matisch-physikalischen Salon meldeten das strikte Gegenthcil von dem gerade herrschenden Wetter, so daß man schließlich glaubte, die Instrumente feien nicht mehr intakt ; man überzeugte sich jedoch durch Vergleich mit den besten Gläsern eines hiesigen Optikus-, wenn auch nicht von der Richtigkeit der Angaben, so doch von der Ordnung der Gläser. — In Folge der anhaltenden Regengüsse beginnt das Wasser derMoldan und Elbc in Böhmen wie Dresden langsam zu steigen. Der hiesige Clbpegcl zeigte heute Mittag 40 Ccinimctcr über Rull. — Ter hiesige prakt. Wund- und Impsarzt .Herr Mertz, dessen Bürger - Jubiläum wir gestern bereits gedachten, erhielt auS diesem Anlasse ein Ehrengeschenk aus der Stadtkasse verabreicht. — Die Gegend südlich von Riesa wird bei den bevor stehenden Manövern voraussichtlich sehr stark mit Militär belegt werden. Ta nun jeder Mann eine Lagcrdccke zu beanspruchen hat. so beschäftigt sich die Bewohnerschaft des Manövcrtcrrains lebhaft mit der Frage, ans welche Weise diese beschafft werden sollen. Man kann doch den größeren Besitzern und den kleineren erst recht nicht zumuthen, bei dieser ungewöhnlich starken Einguarticrung sich diese Decken anzuschasscn. Große Verstimmung hat cs daher hcrvor- gerufcn, daß die Gnrnisonvcrwaltmigcn nicht helfend cingreiscn und diese Decken gegen Einlage und Vergütung verleihen, vielmehr eine diesbezügliche amtShauptmannschastliche Anfrage ablehnend beant wortet haben. — lieber die schlimmen Folgen anhaltender Regengüsse für die sächsische Landwirthschast schreibt uns ein Nittcrgulsbcjitzcr und Vorstand eines Landwirtschaftlichen Vereins: ,,'Src scheinen von dem Stande der Ernte in den besten Pflegen schlecht unter richtet zu sein, denn Sie prophezeien im Leitartikel Nr. 213 Ihres Blattes großen Kindersegen in Folge der reichen Ernten! Nun, es müßte den Dresdner Einwohnern zu wohl fein, da sic, trotz an haltenden Regcnwcttcks, eine ganze Woche lang auf der unver gleichlichen Vogelwiese sich crlustircn; dem Landmann, welcher in ,volge der üblen Witterung einen großen Tbcil seiner Ernte dem Verderben prcisgcgebcn sicht und dem das Herz schwer von Sorgen ist, wird cS wahrlich nicht zu wohl! Nicht allein, daß daS schöne Getreide tbcilweise auf dem .Halm auswächst, sondern auch auf die Oualiiät der Kartoffeln übt das fortwährend nasse Wetter einen höchst nnclitheiligen Einfluß aus. Ferner verseuchen bei dem stets nassen Grünfnttcr die Kühe so, daß sich die Herren Städter nicht zu wundern brauchen, wenn die Butter immer noch thcnrer wird. Wo ans allen Gegenden unseres deutschen Vaterlandes Nolhschreie über durch Hagcl'chlng und Wolkenbrücbc vernichtete Erntehoff nungen, mitunter auf Jahre hinaus, Wegrcißcn von Brucken, Eisen- balmdänunen rc. erklingen, macht es eine» gar wnnderlichen Ein druck, wenn die „Dr.Nachr." ebenfalls in Nr. 213 um gutes Wetter für die Vogelwiese bitten, während man keinen frommen Wunsch vernimmt für das glückliche Einbringen der Ernte, wovon bckanni- lich nicht blos das Wohl des Landwirtbs, sondern dcS ganzen Volkes abhängt. (Ja, verehrter Herr, an frommen Wünschen für das Einbringen einer guten Ernte würden mir cs gewiß nie fehlen lassen, wenn der Einfluß der „Dr. Nachr." damit mir irgend etwas zu nützen im Stande wäre. Daß wir unseren Vogelivicsgcschäfts- lcutcn nebenbei auch einmal gutes Weiter „wünschten", läßt doch nicht annehmen, daß wir nicht auch oft bekundetes großes Interesse an dem Gcdcibeii der Landwirthschast hätten. Die Red.) — Bei dem heute Abend auf der Terrasse dcS Waldschlößchcns stattfindenden W o h l i li ä t i g k e i t s - E o n c e r t wird auch daS gesummte Etablissement durch eine prachtvolle Illumination ge» schmückt werden.
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