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- Erscheinungsdatum
- 1882-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188206161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18820616
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18820616
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-06
- Tag 1882-06-16
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Monat
1882-06
-
Jahr
1882
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hrtm in näherer Beziehung Gegen den durch seine Erdbebentheorie und durch seine ander weitig astronomisch-geologischen Forschungen bekannten Gelehrten Rudolf Falb, der auch in Dresden Vorlesungen über das Erd beben in Agram vielt, ist von der katholischen Geistlichkeit in «ine Anzeige beim dortigen Landesgericht erst« ' ra ue Anzeige beim dortigen Landesgericht erstattet worden. Falb, r früher katholischer Priester war, ist bereits im Jahre 1871 -um rotestantiümuS übergetreten zugleich ist er auS dem österreichischen EtaatSvcrbanv ausgetreten und hat die StaaatSangcliörigleit im deutschen Reiche erworben, doch lebt er seit der Rückkehr von seiner südamerikanischcn Studien-Reise in stiller Zurückgezogenheit in dem Orte Obdach in Steiermark, nur mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt. Im vorigen Jahre hatte er gebetrathet, und zwar ist seine Frau gleichfalls keine Oesterreicherin, sondern aus dem deutschen Ausland. Wegen dieser Ehe ist aber nun die Anzeige gegen Falb erfolgt und er sollte am 11. dieses vor dem Grazer Landesgerichte die Giltigkeit seiner Ehe erweisen. Die starcrvtcianische Studentenschaft in Agram, d. h. die den Ungarn feindliche Kroatenvartci, benutzte den Namenstag ihres Herolds zu einem blutigen Exceß. Zu Ehren des Abg. Anton Starcevic veranstalteten die Universitätshörer einen Kommers, nach Beendigung dessen ein grosser Tlieil derselben singend und lärmend durch die Straßen zog. Die Studenten sangen dabei fortwährend die polizeilich verbotenen Stracevic-Lieder: „vckri, min in der Stadt, waxxarvou striic ra vratl' rc. Auf dem Jellacicplatze von machten nunmehr von ihren Waffen Gebrauch, während die Stu dcnten mit Stöcken u. s. w. aus sie eindrangen. Mehrere Stu denten und 2 Wachmänner wurden verwundet, einige der ersteren, 7 wie cs heißt, lebensgefährlich. Einem Wachmann wurde durch einen Schlag auf den Kops der Schädel förmlich gespalten, einem anderen wurde ein Auge auSgcschlagcn. Von den Studenten sind I derart verwundet, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird; 17 Studenten, darunter einige der Verletzten, wurden in Hast genom men. Unter der Studentenschaft herrscht große Aufregung-, man befürchtet eine Wiederholung der Exccsse. Der deutsch-österreichische Lese»erein der Universität Wien wurde soeben behördlich aufgelöst, die Lokalität versiegelt. Die nach Alexandrien gesandte österreichische Panzersregatte .Laudon" hat die Instruction, sich unter allen Umständen auf den Schlitz der österreichisch-ungarischen Untcrthancn zu beschränken. Sonnabend treffen in Triest mit dem Lloyddampser, der wegen großen Zudranges von Alexandrien einen Tag früher abfuhr, über 1000 Flüchtlinge ein. Die Lloyddireclion santre die beiden großen Dampfer „Acknllc" und „Minerva" mit voller Maschincnkraft »ach Alexandrien zur weiteren Ausnahme von Flüchtigen ab. — Die französische Messagcrie entsandte dahin 7 Dampfer. Rens Goblct, der Minister des Innern, eine Rede, in welcher er unter großem Beifall die decentralisirende Politik der Regierung vertheidigte. Der Minister sagte u. A.: Ohne Zweifel kann man, wenn man das Prinzip der centralisirten Autorität auf die Spitze treibt, aus einem Volke eine starke und mächtige Maschine machen, um sie auf ein anderes Volk zu richten. Das wollen wir, glaube ,ch, nicht. Diese Kraft ist nur scheinbar und trügerisch, und wir halekl in unserer jüngsten Vergangenheit Beispiele, die dazu angethan sind, uns für immer von diesem Rtgiernngssyftcm zu heilen. Nur die Freiheit allein bildet männliche Völker. Italic». Die am Sonntag stattgehabte Ucberführung oer Büste Garibaldi's auf das Kapitol gestaltete sich zu einer aroßarckigen patriotischen Demonstration, welche durch den Enthusiasmus der Menge nichts von ihrer feierlichen Würde einbüßte. Es dürften gern 3M Vereine mit ebcnsoviclen Fahnen, im Ganzen mehr als vierzigtausciid Menschen an dem Zuge theilgcnommcn haben. Um vier Uhr setzte sich diese riesige Masse in Bewegung. Der Zug wurde überall lebhaft begrüßt; Frauen schwenkten Tücher. Bei Sa» Carlo wurde plötzlich der Ruf: „Pferde! Pferde!" laut. Hätten sich nicht Alle musterhaft ruhig verhalten, cs Hütte sich ein schreckliches Unglück ereignen können. Dieselben Rufe ertönten bei der Piazza Venezia. Beide Male wurden die Ruhestörer verhaftet, welche der klerikalen Partei angehören, die gerne einen Tumult hcrvorgerufen hätte. Nach diesen Zwischenfällen verlief Alles in bester Ordnung. Am Kapitol waren dre Loggien mit den Fahnen der 14 Stadtthcile geschmückt, auf Bernini's Kolossalsticge standen MO Fahnenträger, der schöne Platz war gesteckt voll. Als der von acht Schimmeln ge zogene Wagen mit den vierzig Schlachtenzcichcn ankam, da erscholl ein einziger donnernder Ruf, dann ward wieder Alles still, und Bovio sprach wenige Gcdcnkworte zu Ehren des Helden, dem die Kapitolinischen Ehren zu Thcil wurden. Hieraus sprach, vom Volke sympathisch begrüßt, Songcon, Präsident des Pariser Stadtratheö, welcher dem Wunsche Ausdruck gab, Italien und Frankreich, die am Grabe Garibaldi's zusammmen trauern, mögen auch fernerhin zu sammen die Wege des Fortschrittes und der Freiheit wandeln. Eavallotti crwicdcrte wenige Worte. Nach diesen Reden wurde die Büste mit einem Kranze aus Lorbeer- und Eichenblüttcrn geschmückt und unter den Klängen der Garibaldi-Hymne und dem Geläute der Kapitolinischen Glocke in den großen Rathssaal getragen, ivo sie vom Bürgermeister-Stellvertreter, Herzog Leopold Torloma, in Empfang genommen und aus einen Älumensockel gestellt wurde. Die Menge applaudirte und schwenkte die Tücher. Unter den feierlichen Klängen der Kapitolinischen Glocke gingen die Versammelten, von dem Ver laufe der Feier überaus befriedigt, ruhig au seinander. — Nach ander weitigen Berichten trugen die erwähnten Zwischenfälle doch einen ernstere» Charakter, als es nach Obigem den Anschein hat. Wie dem „Figaro" gemeldet wird, entstand viermal eine Panigue durch den Ruf „Diebe! Räuber O und ähnliche. Zahlreiche Personen wurden im Gedränge gestoßen und getreten, Frauen steten m Ohn macht und Kinder wurden zu Boden geworfen. Mehrere Fahnen entfielen den Händen ihrer Träger und wurden mit Füßen getreten. Nach einem neueren Telegramm der „N. Fr. Pr." wurden bei der ersten Panigue sechs Personen schwer und zwanzig leicht verwundet. Die klerikalen Journale sagen, daß der falsche Alarm von Taschen dieben ansging. Schweiz. Am 6. d. ist in dem Berner Dorfe Großhochstättcn das Dach und der Thurm der dortigen Kirche abgebrannt. Der Lehrer erklärte den Schülern das Wesen des Luftballons und ließ behufs Veranschaulichung einen kleinen Luftballon steigen, wobei er sich einer Weingeistflamme bediente. Der Ballon flog gegen das Dach der Kirche, das, nur mit Schindeln bedeckt, in Brand gerieth und bei starkem Luftzug sammt dem Thurm bald in Hellen Flammen aufging. Das Innere der Kirche blieb unversehrtdie Glocken sind geschmolzen. Rnhland. Nach dem neuesten Bulletin über das Befinden der Kaiserin war die vergangene Nacht etwas unruhig infolge des nervösen Zustandes: Puls und Temperatur normal, Appetit vor handen. Der Zustand des Kindes ist ein ausgezeichneter. Türkei. Der Sultan drückte dem Lord Dufscrin sein Be dauern aus wegen der bei den Unruhen in Alexandrien zum Opfer gefallenen Engländer. Der Ministcrrath ist wegen der egyptischen Frage im Kasserpalast versammelt. Bisher wurde jedoch keinerlei Entichluß gefaßt. Auf der Admiralität und im Arsenal werden jedoch Vorbereitungen für jede Eventualität getroffen. Ggypten. Wie die „Times" aus Alexandrien melden, er suchten der Khedive und Derwisch Pascha die Pforte gemeinschaft lich, 18,000 türkische Truppen »ach Egypten zu senden. Es haben 4öONer Haftungen stattgesunden und cs wird beabsichtigt, eine internationale Kommission zur Aburthcilung der Theilnehmer an den jüngsten Ruhestörungen niederzusetze». Die Panik in Kairo nimmt zu. Der allgemeine Fortzug dauert fort. Mehrere Bankinstitute wurden geschloffen, ebenso das Bureau der europäischen Finanzkontroleure; Colvin hat sich nach Alexandrien begeben, Bredif reist Abends dahin ab, alle ihre Beamten sind m Urlaub gegangen. Voraussichtlich werden alle Bureaus der egyptischen Verwaltung, auch die Staatsschuldcnkasse, «ach Alexandrien verlegt. Es heißt, der französische diplomatische Agent habe um seine Abberufung gebeten und einer Versammlung französischer Staatsangehöriger erklärt, er müsse ablehnen, die Ver antwortung für ibre Sicherheit zu übernehmen. Ter Gouverneur von Alexandrien erklärte in einer Prokla mation an die Bevölkerung, die Ankunft deS Khedive und Der wisch Paschas sei eine Bürgschaft für die Ausrechterbaltung der Ordnung, und die Bümcr dürsten mit Vertrauen ihre Gclchäste wieder ansnehmen. — Eine türkische Fregatte ist außerhalb des Hafens signalislrt worden. — Bei dem Empfange der Patriarchen» deS diplomatischen Corps, der Beamten und europäischen Notabili- ttlrn richtete der Khedive Worte der Beruhigung an die Ver- 8«« » - sammelten und sagt», die Stadt sei in »1er Quartiere eingetheilt, von denen jede« eine starke Garnison habe. Ei sei kein Grund zu der Befürchtung vorhanden, daß die Unruhen sich erneuern würden. Sngland. In Irland setzen die Mondschein banden ihre unheilbringende Thätigkeit fort. Agrarische Morde, Verwun dungen, Verstümmelungen, Brandstiftungen und andere Ausschrei tungen gehören feit einiger Zeit wieder zur Tagesordnung, ohne daß e» gelungen wäre, die Thäter zu entdecken. Die Mörder des Grund besitzers Walter Bourke und des ihm zum Schutze bcigegebenen Dragoner-Korporals sind trotz der ausgesetzten hohen Belohnung von 2000 Pfund Sterling noch nicht ermittelt worden. Vier Personen, welche, als der That verdächtig, verhaftet wurden, sind wieder aus freien Fuß gesetzt worden. In einem Felde sind mehrere Gewehre gefunden worden, welche augenscheinlich von den Mörder» auf ihrer Flucht wcggeworsen wurden. Alle Personen der Nachbar schaft weigerten sich, die Leiche deS ermordeten Master Bourke zu begraben, in Folge dessen der Bruder des Verblichenen und cm Konstabler aus Dublin sich dieser Aufgabe unterziehen mußten! Beiden wurden später in dem Dorfe Erfrilchungen versagt. Der Ermordete soll ein großer Leuteschinder gewesen sein. In englischen Hofkreisen hatte man sich der Hoffnung hin- gegeben, daß das Oberhaus diesmal dem Gesetz, welches die Heirath der Schwester der gestorbenen Gattin erlauben sollte, seine Zustim mung nicht versagen würde. Um so empfindlicher trifft die aber malige Ablehnung allerdings mit der unbedeutenden Mehrheit von 4 Summen. Mit der Minderheit stimmten der Prinz von Wales, die Herzöae von Edinburg und Albany. Die Verehelichung der Prinzeisin Beatrice mit dem Großherzog Ludwig von Hessen, die noch unnier geplant ist, erscheint wiederum vertagt. Der Großherzog war mit der englischen Prinzessin Alice vermählt, der verstorbenen Schwcstrr der Prinzessin Beatrice. Bvrgmann: „Bettlerin" (Nr. 24). Fast in Lebentgrtße «»ei Fi guren in der von Berlin ausgehenden realistischen Manier (Guffow), die alles, selbst daS abschreckend Häßliche in größter Naturwahrheu bringt, dabei aber daS veredelnde Schöne vergißt. Zum Schluffe unseres Berichtes über die zum ersten Einireferunas-Termine ein- (N-. IM.H und Robert Heck (Stuttgart): >urg): utter- Die Fenier drohten, den Cardinal-Erzbischof von Dublin zu ermorden. Die Regierung traf Maßregeln zu dessen Schutze. Aenillcrou. -ff Wenn die, wie es scheint, von einer Theateragentur ausge plauderte Notiz wahr ist, nach welcher Frau Bas! a, die jüngst vielgenannte treffliche Koloratur- und lyrisch-dramatische Sängerin, von 1883 ab mit 21,000 Mark Jahresgage in Dressen engagirt sei, so gewänne damit eine schwer glaubliche Mittheiiung sichere Bestä tigung, nach welcher Frau Schuch ihren übcrnüchstjährig ablaufcnvcn Kontrakt hieiiclbst gekündigt habe. Bei den, Maße hoher Künstlcr- schakt der Sängerin und ihrer weitgehenden Einwnrzelung in das klassische und neuere Repertoir unserer Hosbühnc wäre das ein Verlust, dessen Tragweite hoffentlich sehr reif erwogen werden wird. Von der Einbuße einer solchen feinsühiigcn Gcsangsknnsttrnst ganz abgesehen, würbe das Repertoir aus Jahre hinaus durch diesen Wechsel sehr schwer berührt werden, denn Talent, Fleiß und zuver lässige Hingebung der kleinen Frau an die Interessen unseres In stitutes wird ibr wohl Jeder nuss Wärmste zuerkenncn. Bei der Heimlichkeit, mit der solche Sachen sich bei uns abspiclcn, eine Heimlichkeit, die sich seit der neuen Operndircction noch fester zu- knöpst, ist es gut, bei Zeiten zurusehen, wenn man nicht über rascht werden will. Grund des Abganges wäre wohl nur der Ehr geiz oder, wenn man so will, die Vorsicht des Herrn Direktor Schuch, dem die aktive Mitgliedschaft seiner Gemahlin hierselbst unerwünscht sein soll — ein Grund, der n» fick verständlich ist,! aber für die Gesammtheit doch nicht entscheidend sein dürste. -j- Bekanntlich zählt die Holländer- Maschinerie im Dresd ner Hostheater zu dem Vollkommensten, was derart geleistet werden kann; das Manövriren der Schisse ist ein prachtvolles Schauspiel. ^ Auck die sonstige Jnszene und Malerei läßt wenig zu wünschen.! Wohl aber gicbt cs einen argen Ucbelstand im 2. Alt. Der srüherc l Irrsinn», daß Senta unmittelbar unter dem Bildniß des Holländer sitzt, ist korrigirt-, Senta sitzt ganz rechts und braucht nicht mehr den Kopf zu verrenken, um das phantastische Bild zu ffxiren. Aber seltsam — Senta muß durch Holz hindurchsehcn könne», denn von der Decke herab hängt ein (trefflich gemaltes) Schisssinodell, das in der Seblinie zwischen Bild und Senta eingeschoben scheint. Freilich ist es nur gemalt, von Pappe, flach-, aber die szenische Wirkung appcllirt an die Wahrheit der Wahrscheinlichkeit, das Schiff „soll" körperhaft sein, und wenn manLies voraussctzt, kann Senta ihren Holländer unmöglich durch dasselbe hindurchsehen. Da nun auch die Profilstellnng Scnla'ü um so günstiger wirst, je weniger sie nach rückwärts schauen muß, wäre cs besser, man poslirte das Bild — gar nichts ungewöhnliches — über den Kamin. Tann ergäbe sich eine wahrscheinliche und malerisch schöne Situation, die der übrigen so sinnvollen Ausstattung würdig wäre. -ff Unser strebsames N e s i d cn z th c a t er öffnet bereits nächsten Sonntag, den 18. d. Mts., nachdem alle Umbauten fertiggcstellt, seine Psorten wieder. Nachmittags gelangen bei halben Preisen „Vcrgnügungs-Zügler", Posse mit Gesang in 3 Bildern und „Ga ribaldi", ein einaktiger Schwank, mit den ersten Püssenkruslcn znr Anfführung. Abends (Bons giitig) geht die bekannte Snppo'sche meiodiösc Operette „Boccaccio" in Scene. In der Titelrolle gaslirt eine renommirte Sängerin, Frl. Aliprandi vom Residenztheater in Hannover. Die übrige Besetzung ist die alte vorzügliche und theil- weise neue mit den Damen Bendel, Osscney, Länder und Häusel und den Herren Rüdinger, Wilhclmi, Kammans und Rosa. -j- Aus München meldet die Franks. Ztg. einen guten, aber wie cs scheint doch nicht auffallenden Erfolg des Frl. Heese. In Oktave Fcuillcts „Der verarmte Edelmann" rpielte Frl. Klara Heese als Gast die Rolle der Margncritc. Sie ist eine hübsche, stattliche Erscheinung mit gutem und deutlichem Organ; das Spiel rvac nobel und der jeweil-gen Situation entiprecheno, so daß das Publikum nicht ermangelte, ihr durch öfteren Beifall ihre Anerkennung auszusprcchen. Die Wiener Allg. Ztg. sagt: „Tic mit ausgezeichnetem Gedüchtniß ausgerüsteten ältesten ^pernhabituos werben wert in dem Buche ihrer Erinnerung zurückbiärler» müssen, ehe sie auf eine Aufführung des „Provhet" stoßen, die gleich gewaltigen Eindruck auf die Hörer gemacht hätte, wie die heutige. Fräulein Brandt als Fides, N iem a n n in der Titelrolle, Frau Will als Bertha. Man war entzückt, begeistert. In der Domlcenc, da ging einmal ein lauter Beifallsruf durch das ganze Haus, und den hatten Niemann und Fräulein Brandt nur mit ihrem stummen Spiel provocirt. Nicmann sang so schön, daß er nach dem Finale des zweiten Aktes trotz eines groben 'Verstoßes - er setzte einen halben Takt zu spät ein — viermal gerufen wurde." Die Ausstellung der sensationellen Schlachtenbilder Were- schagin ist in Hamburg binnen einem Monat von 40,OM Per sonen besucht worden. Man beginnt nächsten Monat mit der Ueberssihrung der Bilder nach Dresden, wo sie im August ausge stellt werden sollen. Die Feier eines sünsuiidzwanzigjährigcn Zuschaucrjubi- läunis ist gewiß eine Rarität. In Wien wurde das seltsame Fest soeben gefeiert: Am Freitag waren eS 25 Jahre, daß eine Wienerin, Marie Kahler, zum ersten Male den steilen Weg zum Olymp des Burgtheaiers emporklomm, und sic hat seitdem ein Vicrteljahrhnndert lang an keinem interessanten Abend gefehlt. So ist sic mit der Zeit gleichsam die Patriarchin der vierten Galerie geworden, deren Besucher sic mit gesprochenen Theater-Feuilletons aus vergangenen Tagen unterhält. -ff Akademischc AussteIlnng. X. Auch die Karlsruher Schule ist, wenn auch nur durch wenige, doch gute Bilder vertreten, unter denen si' „Odysseus auf Schöpfungen t , „ Landschaft bezeichnet, da die Staffage von geringerer Bedeutung nur den Schauplatz näher zu bezeichnen und den hoben idealen Schwung der historischen Landschaft zu charakterisircn dient. Von nickst minderem Werthe ist Kanoldt's „Landschaft mit Eichen" (Nr. 1l6), eine geistvolle, dnrckgearbeitetc Koniposition von guter Licht- und Farbenwirkung, mit schönen, sich abhebenden Bäumen. ros. Ferdinand Keller: „Römisches Mädchen" (Nr. 117). Ter Schöpfer des Vorhanges im König!. Theater dokumentirt auch hier in diesem Bilde — eine nickt gerade schöne, dock tnvisch-wakrc Römerin dar stellend — seine Malewcise und eigcntkümlickc Farbengebung. Pros. Hermann Baisch: „Landstraße bei Deist" (Nr. 7), eine echte nieder ländische Landschaft in abendlicher Beleuchtung; ein langgestreckter Weg, neben einem solchen Kanal, beides belebt durch nationale Be völkerung und den in Holland nie fehlenden Vichheerde», ein Bild des Flachlandes, welches ohne Staffage gar kein malerisches Mo.iv abgäbc. C. C. Schirm: „Das Jncobsgrab, Jerusalem" (Nr. 201). Inmitten eines hohen, röthlich schimmernden Gebirgszuges ein alter jüdischer Friedhof, mit umgcstürzten Grabsteinen, die von verdorrtem Gesträuch überwuchert und von dem in dem Felsen gehauenen an geblichen Grabe Jacobs überragt wird, ein stilles, trauriges Stück chen Erde, jedoch erwärmt durch schönes Kolorit und verschönt durch virtuose Beleuchtung-, die Gräber im Halbdunkel wahrend die Höhen deS Gebirges von dem Glanze der Sonne erhellt sind. Paul >E- »StzN glück" (Nr. 82). -ß Die „Bresl. Ztg." schreibt: „Richard Wagner contra CarlGutztow. so lautete die Parole zur Zeit, als Richard Wagner Kapellmeister und Carl Gutzkow Dramaturg des König!. Hostheatcrs zu Dresden war. Gutzkow batte in Gesellschaft einiger Freunde den Scher; gemacht, Richard Wagner sei nach Aufführung seines „Tannhäuser", „Ricnzi" und „Holländer" so eitel geworden, daß er bei dem jüngsten starken Gewitter in seinem Zimmer nieder kniete und betete: „Gott erhalte mich den Deutschen!" Richard Wagner bekam durch Freunde Kenntniß dieses harmlosen (?) Scherzes. Durch Earl Gutzkow's Stellung gelangte wiederholt gegen Wagner's Willen Reissiger's Oper „Der Schiffbruch der Me dusa" »ur Aufführung. Doch Gutzkow versprach, bei Aufstellung des nächsten Repertoires auch „Tannhäuser" zu berücksichtigen. Wagner fand ans seinem Schreibtisch das neue Repertoire, auf welchem, trotz des Versprechens Gutzkow's, Wagner's Oper abermals keinen Platz fand, die Reisstgcr'schc Oper „Der Schiffbruch der Medusa" jedoch mehrmals zur Aufführung angesetzt war. Da schrieb Wagner auf das Repertoire -. „ES ändere, ingt eine alle Kunde, Ter -v-cnsch sich siet) »ach sieden Jahren. Doch Täuschung i»-d: ich liad'S crsadrcn, SS iindert sich Herr Gngiow jede Stunde." N. V. Im Kouvert sandte Wagner das Unterzeichnete Repertoire mit dem Epigramm Herrn Gutzkow zu. Gutzkow las das Epigramm und schrieb darunter: „Die kleinen Kinder sind die schlimmste» nimmer. Die grobe», wen» sic bo-haff, sind viel schlimmer." 6. ü. und sandte mit einem Anschrcibcn das Repertoire sammt Antwort- Epigramm an Richard Wagner, bcinerkend, daß die vollständige Unterschrift des Herrn Kapellmeisters auf dem Repertoire fehle. Richard Wagner las, Unterzeichnete das Repertoire und antwortete darauf: Wen» stuinpse Dolche von Neid, BoShcil uns erreichen, Mub man sie mit der Nmhc der Verachtung slirtchen. k. V. Richard Wagner reichte — seine Entlassung ein, und auch Carl Gutztow ging nach wenigen Monaten. -ß Von den klassischen Liefcrungswcrken „R o m in Wort und Bild" und „Griechenland in Wort und Bild", welche die Verlags-Bnchhandlring von H. Schmidt und E. Günther in Leipzig lietcrungsiveisc erscheinen läßt, liegen neue Hefte vor. Or. Klein- vnul bringt die Schilderung des altchrisllichen Rom zu Ende; er führt in einem ebenso frischen als blüheiucn Deutsch die Leser nach der Basilica San Elemente, mit den ältesten christlichen Aitrr- tbümern gefüllt ; wir steigen an der Hand dieses bewährten Führers in die Ealixtns-Katakoinhcn und besuchen das Grab der »eiligen Eäcitia und nach der Besichtigung anderer interessanter Kirchen die wundervolle Basilica im Lateran. Eine höchst genußreiche Wanderung! — Nicht minder anziehend ist die Führung des Herrn v. Schmeizer-Lerchciiseld durch Griechenland. Die Seele geht dem Leser auf, wenn er nach dem reizenden Arealsten kommt mit den prachtvollen Ruinen des Tempels voll Bassal; man besichtigt die Ruinen von Messcne und das altbcrühmte hochinteressante Olympia mit seinen gewaltigen llcberreslen. Der diesmalige Spaziergang wird an den Quellen des Styx beschlossen. — Der verewigte Pros. I>r. Hettner, gewiß eine Autorität in diesem Fache, bezeichnet« dem Referenten gegenüber die beiden Werke „Rom und Griechenland in Wort und Bild" als das beste und instruktivste, was für das gebildete, nicht sachniännischc Publikum zur Auffrischung von Reise- cindrückcn, oder zur Einführung in die klassische Weit des Alter- thums in neuerer Zeit die Literatur geschaffen. L. L. -ß Von Meyers Fachlexila sind neu ein Lexikon für Theologie und Kirchenwescn von Prof. Dr. H. Holtz- mann und Prof. Di. R. Zöpffel (728Oktav-Seiten) und Lexikon des Handels- und Gewerl> crcchts für den Kaufmann und Gcwcrbtreibcnden von Or. zur. A. Löbner, Sekretär der .Enndels- und Gcwerbekainmcr in Zittau (533 Oktav-Seiten) im Bibliographischen Institut zu Leipzig erschienen. Das Handels- rechtslcxikon ist jedem Handel- und Gewerbtrcibenden aufs Triiigcncste anzucinpsehlcn, es ist aus der Praxis für die Praxis. Das merkt man aus jeder Seite des kleinen und doch äußerst in- haltrelchen Buches, denn es gicbt eine vollständige Rcchtskunde für jeden Kaufmann und Gewerblreibendcn, die nicht nur über alle Bestimmungen des .Handelsgesetzbuchs und der Gewerbeordnung sachgemäße Auskunft gicbt, sondern einerseits auch das Erforder liche über Wcchselrrcht, Koilkurogesctzgcbung, zuständige Gerichte, Genchtökostcn, Gebühren und Stcmpelabgaben, Aktien- und Ge nossenschaftswesen re. enthält, anderseits neben der in ihre Einzel heiten zerlegten Gewerbeordnung auch die Fabrikgesetzgebung, die Arbcitervelhältnisse, die Gesetze über gewerbliche Anlagen, das Ur heberrecht (Mnstmchutz), Patent- und Verkehrswesen rc. berück sichtigt und geiueinverständlich erläutert, und dabei stets, wo es nötlng, Muster der vorichrsstsinüßigen Eingaben rc. gicbt. Das theologische Buch wird engere Kresse beschästigen; indeß, es ver dient das Prädikat zeitgcmätz, denn in unserer Zeit des Streits zwischen Staat und Kirche wird es willkommen geheißen werden. Sein Inhalt umsaßt das ganze Gebiet der Glaubenslehre, den .Kultus, die Feste, Orden und Sekten aller christlichen Bekenntnisse, die biblische und christliche Alterthuiiiskunde, eine vollständige Kirchcngeschichte, zuverlässige biographische Angaben über die zeit genössischen Theologen und das Wichtigste über Kirchenrecht und Verfassung der einrclnen Kirchen und ihr Verhäitniß zum Staat sowie daS Erforderliche über die übrigen Religionsgemeinschaften. Es ist also ein theologisches Universallexikon, und sicher wird es vielen erwünscht sein, nicht nur Fachleuten, sondern auch Laien, die durch Beruf oder 'Neigung in Connex mit theologischen oder kirch lichen Fragen kommen. Vermischtes. * Was seitens mancher Behörden in Bureaukratismus und Formalismus geleistet wird, davon hat dieser Tage das badische Amtsgericht Adelsheim ein Pröbchen abgelegt. Ein Geschäftsmann richtete an diese Beliörde ein Gesuch um Erlassung des Zahlungs befehls und benutzt hierzu einen Bogen Papier, der 8 Millimeter zu hoch und 4 Millimeter breiter war, als nach einer im badischen Einführungsgesetzc zum Gerichtskostengesetz enthaltenen Formatvor schrift best,mint ist. Für diese Frevelthat wurde der Betreffende mit einer Geldstrafe von 50 Ps. belegt und ihm eine Strafverfügung hierüber zugcstcllt. Das BemerkciiLwcrtheste bei dem rigorosen Vor gehen des Amtsgerichts liegt indeß darin, daß sowohl der ven dem selben ursprünglich erlassene Zahlungsbefehl, als auch die Strafver fügung über 50 Pf. auf Papiere ausgesertigt find, welches ebenso erheblich von dem vorgcschriebcncn Maße abwcicht, als die mit Strafe belegte Eingabe des Geschäftsmannes. In Anbetracht dessen bat letzterer um Aussiebung der Strafverfügung petitiontrt, welchem Gesuch jedoch vom Adelsheimcr Amtsgericht nicht stattgeaeben, da gegen der Beschwerdeweg an eine Vorgesetzte Behörde anheimgestellt wurde. * Nach einem an die französische Akademie der Wissenschaften erstatteten Bericht erklärt ein Photograph Namens Marey, es sei ihm gelungen, den Flug dcrWögel zu pbotographiren, eine Leistung, weiche die des Herrn Muybridge in San Franziska — derselbe vlwtographirtc bekanntlich galoppircnde Pferde — wesentlich übertrifst. Der dazu benutzte Revolver-Apparat hat die Gestalt eines Jagdge wehres »lnd nimint in einer Sekunde 12 Bilder auf, wobei die meiste Zeit für die Veränderung der Stellung des Apparates verbraucht wird, da die Aufnahme selbst bei trübem Wetter '/»», bei Sonnen schein gar nur V,n»Sccundc beansprucht. Bringt man die Aufnahmen in einen geeigneten optischen Apparat, so bat man ein getreues Bild von den Bewegungen der Flügel wäbrcnd des Fluges. * Auf einer jüngst in Boston veranstalteten Schildkröten» ausstcllung erschreckte eine gebildete junge Dame, wriche i» ihre« Bekanntenkreisen durch die Gründlichkeit glänzt, mit der ste an alle Erscheinungen grübelnde Betrachtungen >u knüpfen pstegt, die Um stehenden dinch folgendes tiefsinnige Wort: „Ist es nicht merkwüdig, ja eigentlich gnnr unerklärlich, daß die Schildkröte, welche die besten und feinsten Kämme liefert, selber gar kein Haar hat? I" Abends cingctroffene Börsen. ivori» (Prodnkien), i!>. Juni, (Schluß.! Weizen Juni «,«, Seht.-Ter. 27,so, ruNI». Sinrilne Inni L8,2d, Sept.-Dec. b«,7ü, ruhig. estidsl Juni SeVidr.-Deedr. 74,76. weichend. .dn, «»iftcrdun, <Pr°dutten), Juni »VS, Lctodcr 172. iü. Inn«. (Schluß.) wetzen N,dbr. 2ss. Roggen
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