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- Erscheinungsdatum
- 1882-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188206161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18820616
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18820616
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-06
- Tag 1882-06-16
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Monat
1882-06
-
Jahr
1882
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I« /che evangelische Kirchenkonferenz in oß,n B«tug auf dil! Herstellung eines Cl»oralmelodien- ^ »« dem Entwürfe eines gemeinsamen MilitürgesangbncheS ein« Kommisston zu deaustraeen, vir Vorarbeiten dam fortrusetzen und der nächsten sponseren; Uber daö Ergebnih der Arbeiten Bericht »u erstatten. In betreff der Revision der luthenschen Bibelübersetzung wurde beschlossen, den Oberkirchenratl, in Berlin zu ersuchen, die mit oerBegutachtunadrsUebersehungSiverkes zu beauskragenden Referenten zu der mit der Revision betrauten Komission ziizuztehen. — In Bezug aus den jetzt ineblfach ermähnten Bau eines Gebäudes für uinsangreiche Ausstellungen, große «onzert- auitührungen »c. hätte man auch folgenden Vorschlag zu machen. Bisher haben doch sämmtliche Aussteliungen in dem Lrangeriege- däude an der Herzogin Garten stattgefundcn, jedoch für größere Unternehmungen iu o»s in der jetzigen Beschassenkeit zu klein, es könnte aber mit Benutzung des bestehenden Gebäudes und Hinzu- nahme des Gartens etwas großartiges an einer der schönsten Lagen Dresdens geschaffen werden, wenn z. B. noch ein derartiger Flügel an der entgegegesetzlen Seite verbunden durch einen geräumige» Mitte.bau ausgelührt würde. Was die Ueberlassung des Gartens zu diesem Zweck betrifft, so wird cs kaum mit großen Schwierigkeiten verbunden sein, da ja schon nach dem Brande des Hoftheaters pro- jeklirt war, an derselben Stelle ein steinernes Jnterimstheater zu errichten, und der gevlante Straßendurchbruch könnte entweder unter bleiben, oder nach Beenden dennoch stattfinden. — Der vorige Reichstag hatte die Petition des -Herrn Dir. I)r. Peschet um Uebernahme des Körncrmuseums durch dao Reich unerledigt gelaffen. Herr vr. Peschcl hat jevt seine Petition wiederholt und die Petitionskommission bat sich abermals mit der Frage beschäftigt und schlägt vor, die Petition dem Reichskanzler zur Aenntnißnahme zu unterbreiten, mit dem Ersuchen, durch Ver handlungen und in sonst geeigneter Weise erörtern zu lassen, unter welchen Bedingungen das Fortbestehen des Körnermuseums ge sichert werden könne und von dem Ergebniß der Erörterungen dem Reichstage Mittheilung zu machen. — Der alte Dresdner Thierschutz-Verein, welcher am Mittwoch in seinem Vereinshause auf der Augnstusstraße die dies jährige Generalversammlung abbielt, ist gegenwärtig bis auf RN Mitglieder angewachsen. Aus dein dabei erstatteten Berichte ivar wiederum eine recht verdienstliche Tbäligkeit zu entnehmen. An Hundesubriverksbesttzer wurden 72 Decken und 70 Unterlagen ver theilt. Für Anzeigen wegen Tbierauälereie» wurden an Gendarme», Wohlfakrtspolizeibeamte rc. 347 M-, >ür gute Hundepflege 288 M., für empfohlene Droschkenkutscher 12» M. und als Beihilfen für Hundesteuer 170 M. vertheilt. Die IalneS - Einnahmen betrugen 18,733 M,, die Ausgaben 14,257 M. In den Vorstand wurden neugewählt die Henen Parlilnlier Leutbold und Oberlehrer Timme. — Rach einem am 12. d. M. hierher gelangten Schreiben ans Arkansas ist in der Ansiedelung „Kolonie Dresden" der ehemalige Vorstand des hiesigen Answanderungs Vereins „Hoff nung", Gustav Bah n e r t, erschossen worden. Derselbe soll ein Opfer der allgemeinen Unzufriedenheit der von ihm dorthin geführten deutschen Kolonisten geworden sein. — Anläßlich des lüngst voigekommenen Unfalles, daß ein-Herr vom Perron eines P f e r d e b a h n w a g e n S ans das Pflaster herab geschleudert wurde, sei im Interesse des Publikums nachdrücklichsl darauf ausmerksam geinacht, sich bcim^Passiren von Kurvenwen düngen u. s. w. an den vorhandenen Sicherhcitsstangen fest anzu halten. Durch die Außerachtlassung dieser doch von selbst gebe teilen Vorsicht konnte gestern wiederum ein Passagier in arge Ge fahr kemmen. — Beim 7. mitteldeutschen B u n d e s sch i e ß c n in Berlin Kat sich am dritten Festtage von den sächsischen Schützen ein Herr R. Schonhcrr in Ehcmnitz au» der Standickeibe einen Becher er schaffen. Von der leipziger Schützengeiellschast sind 2 seine weiße Kaffeeservice im Wertlie von je OM Mark und 2 Regulareure im Wertste von je 00 Mark als Ehrengaben überreicht worden. — Gestern Nachmittag >-.-3 Mr erhob sich plötzlich ein kurzer, aber furchtbarer Sturmwind über dem E.btbalkeisel. Aus der Albertbrllcke wurde in Folge dessen ein leerer Möbelwagen um- geivorsen und bis an daS Brückengeländer geschlendert. Mehrere Passanten halfen den Wagen wieder mit aüfriclsten. Pferd und Kutscher blieben unbeschädigt. — Die K n a b e n bcichäfti g u n g s a n stalt des Stadt Vereins für innere Mission zu Friedrichstadt-Dresden beschäftigte ini vergangenen Jahre 300 Knaben, lbeils mit Holzarbeit, tluuls mit Knwlitlikneisen und Tau- und Wollempsen. Von Neujahr 1881 bis dahin 1882 wurden 2494 Raummeter Holz zerkleinert uns abgefahren, ca. 2000 Kilo Kryolith gelesen, 525 Kilo Schiris- tau und 424 Kilo Putzwolle gezupft. Die vvn den Knabe» verdienten Arbeitslöhne betrugen 5390 Pik. 70 Pf. Der monatliche Verdienst des Einzelnen varürt zwischen l—9 Pik. Ein Tbeil der Knaben überließ auch dieies Jahr der Administration der Anstatt ganz oder tbeilweise die Arbeitslöhne längere oder kürzere Zeit zur Aufbewahrung, so daß die gelammte Lvaremlage 1210 M. und die höchste Spareinlage 131 M- betrug. Sv erhielte» einige Konfir manden beim Verlagen der Anstalt einen Sparbetrag von 00 bis 131 M. ausgezahlt, den armen Eltern eure äußerst willkommene Unterstützung zur Ausstattung ihrer Kinder oder diesen leibst eine Einlage für ein Sparkassenbuch. Der Segen der gern und freudig von den Knaben besuchten Anstalt macht sich fortdauernd zum Heile und Glücke des kleinen Arbeitervolkes bemerkbar. — Bekanntlich war der Bulterp reis schon seit vergangenen Herbst lus vor Kurzem ziemlich hock, was jetzt durch das reichlick e grüne Futter, wodurch viel Milch, und in Folge testen auch viel Butter erzeugt wird, endlich zu billigeren Preisen geführt hat. So prächtige süße Salmenbutter, welche in dem Geschäft von Robert Preih (Wettinerstraße N und Neustadt, Hauptstraße 15) täglich frisch eintrifft, da zweimal täglich von der Bezugsquelle gebuttert wird, möchte nur seiten zu finden fern. Diese Butter würde selbst der feinsten fürstlichen Tafel zur Zierde gereichen und ist der Preis » Stück 65 Pf. billig zu nennen. Die Preiß'scheu Geschäfte führen auch andere Sorten glcke Landbntter ü Stück 48 Pf., gute , frische, reine Nalurbutter und ist es dadurch auch der ärmeren Klasse mög lich, sich jetzt eine etwas fetter geschmierte gute Buttelbemme zu gönnen, sie kann auch als gute Koch- u. Backbuttcr dienen <s. Inserat). — P o l i z e i b e r i ch t. Seit Dienstag Mittag wird hier ein Mhriger Knabe F. vermi ß l. Derselbe hat seinem Pater Mittag essen züqetragen und ist dann nach der Elbe zugegangen. Die Eltern befürchten, daß er auf den am Ouai lagernden Stämmen gespielt hat und dabei, wie schon mehrfach andern Kindern pa'sirl, in das Wasser gefallen und ertrunken ist. — Das große 2 ommerfest für die Ferienkolonien im Skating Renk findet nicht beute, sondern Freitag den 23. Juni, «lso in acht Taren statt. — Die nächste P rU f u n g s ü rAp o t h e k e r g c b i lf c n findet den 27. Juni c. statt. Gesuche „m Zulassung zu derselben, denen die im Gesetz vorgeschriebenen Nack-weise beigefügt sein müssen, sind von den betreffenden Prinzipalen bei der Kanzlei der Königl. Krcis- hauptmanmchait Dresden einznreichen. — Aus den Perhandlungen des Chiruracn-KongreffeS in Berlin verdient eine gelegentlich mitgetlicilte Beobachtung des Herrn Tr. Nidder aus Mannheim liervorgeboben zu werden, welclie für die P »lege der Kinder von erheblicher Tragweite ist. Derselbe bat bei Kindern von ein bis zwei Fahren wiederholt beobachtet, daß unter den zahlreichen Fuß- und Gclenkverkrümmungcn, welche in seine Behandlung kamen, auch solche sich befanden, bei denen der Fuß ein log. X „Bein" (Vorm . der andere ein 0 Bein (Vom, v.unini) war. Er führt diese Verkrümmungen darauf zurück, daß die jungen Kinder von den Müttern resp. den Ammen oder Kindermädchen stets nur auf eine m Arme getragen werden. Der Bau des weiblichen Körpers bedinge alsdann, daß die Knie des Kindes in die Vertiefung zwischen Brust und Unterleib der Trägerin hincingcvrcßt würden. Durckdiesen täglich wiederholten, andauernden Druck würden die zarten Knochen und Gelenke des Kindes in ihrem Wachsthnm beeinflußt und verkrümmt. So werde ein Kind, das von der Mutter oder Wärterin stets^auf dem linken Arme getragen wird, im Laufe der Zeit ani rechten Fuß ein v Bein und ain linken ein X Bein erhalten, während umgekehrt durch fortwährendes Tragen aus dem rechten Arm am linken Fuß des Kindes ein v Bein und rechts ein X Bein entstehe. Ohne Zweifel würden auch viele andere Arten von Verkrümmungen und Verwachsungen bei jungen Kindern auf diele Ursache znrückzusüliren sein. Tr. Biddcr bat, wenn solche > Fälle frisch in seine Behandlung kamen, sic einfach dadurch kurirt, daß er die Mütter anivics, die Kinder nunmehr stets am dem anderen j Arme zu tragen, um durch die entgegengesetzte Wirkung die Krüm mung anszugleicken. "Bon anderen Tbeilnelzmern des Chirurgen-! Kongresses wurden diese Beobachtungen bestätigt. , — Tie Ressource (natu l-oiio nicht die ehrwürdig adelige sondern die gutbiirgerlictie jngendtrische) unternahm am Mittwoch ^ aus einem sahncngcschmücktcn Extravampser ihren Sommer-l die nach d«n und au« klug. Das Weü« vegüMtzte die-xjhirston. . Por-deri ging, so halbwea«. -in stattlicher Zug marschirie » Musikbegleitung Durch den FnrdrickSgrund nach dem Porsberg Uber di, Ruin« uwück. Im Demnitz'schm, Gasthäs, ,u Los«tzvitz i em frohrS Abendvrod eingenommen und in den, prächtigen Tan-saale ein sehr gcinütbltcher Val otmmv-trs arrangirt. Vor der Adsabrt d«s MusttdampserS prasselt« ein prächtiges Feuerwerk in den regnerischen Abendhimmel hinnn. — Näckisten Sonntag unternimmt der aus SOO Mitgliedern, bestehende Markt helferverei» mittelstCxtrazugcS eine Partie nach Berggießhübel, um von hier aus den Eottaer Spttzberg. Lang« hennerSdorter Wassersall, Augusluöberg und Gottleuba zu besuchen. — Am Dienstag Nachmittag ' »4 Mir ist in der Nähe der Privatgüterschupven auf dem Bautzner Babnbose der 30jährige Wagenrücker Lehmann beim Rangiren von LowrieS von einer derselben derart überfahren worden, daß er sofort todt blieb. Lehmann hinterläßt eine Frau und 2 Kinder. — Das mit den» 100jährigen Jubiläum dreier Fahnen ver bundene Schützenfest in Löbau am 25. und 20. d. M. soll sehr glanzvoll und großartig werden. Mehr als KN Nachbarkorporatio nen resp. Deputationen sind zu demselben eingcladen worden. Im Ganzen rechnet man auf Tausende von Gästen. Die Stadt Löbau hat als ersten Ehrenpreis ein silbernes Löffel-Services im Werthe von 200 Mark gespendet. - Am 11. d. brannten die Fabrikationsgebäude der Gebrüder Meitzer im Hütte ngrund beiMarienberg vollständig ab. Brand stiftung steht unzweiselhast fest. — Der Handarbeiter Earl Wilhelm Hentschel in Werdau war am 13. d. bei der Vertiefung eines Brunnens das. beschäftigt, wobei aus der sog. Steigmauer sich ein Stück Ziegel löste, welches den genannten H. dergestalt aus den Kops traf, daß er sofort todt zusammenbrach. H. hinterläßt eine Wittwe und 3 unerzogene Kinder. — Am 13. d. stürzten in Gahlenz bei Oederan 3 Schiefer decker von einem neu zu deckenden Gebäude des Gutsbesitzers Morgenstern. Der Erste stürzte Vorm, im Inneren des Gebäudes herunter und soll innerlich schwer verletzt sein, die 2 andern Nach mittags vom Dacke, ohne fick jedoch schwere Verletznngen zuznziehen. — In der Nähe der Tuttendorser Brücke bei Frciberg stürzte am Sonntag Abend ein Kupferschmied in den daietbst be findlichen Kunstgrabe,i. wurde aber noch rechtzeitig von einem hinzu- kommenden Handlungs-CommiS mit eigener Lebensgefahr gerettet. — Am 14. d. ist der Restaurateur Vöbme in G r i m m a seinen beim Brande der Restauration zur Terrasse daselbst am 0. d. er littenen schweren Verwundungen nach qualvollen Leiden erlegen. — Am 12. ds. ist in Neustadt b. Stolpe» der t Iabr alte Sohn des Stadtwachtmeister Strohdach das. im dortige» Mühl graben ertrunken, — Am 13. dS. wurde nns einem Nenbaue in Netzschkau i. V. der 19 I. alte Maurer Tillner aus Plauen durch lierabfallende Simssteinc io schwer verletzt, daß er im Krankenhaus nntergchrncht, am andern Morgen an den erlittenen Pcrlctzringen gestorben ist. — In der Leinen- und Tischzcugfabrik von I. G. Böhme u, Sölmc in Wehrsdorf wurde am 13. d. das seltene Fest eines 50jährigen A r b e i l e r j u b i l ü u m s gefeiert. Dem Jubilar Karl Gottfried Ulbricht winde durch einen Vertreter der Königl. Aiuls- hauptmamischast zu Bautzen die große silberne Medaille für Irene Arbeit überreicht, während vier andere Arbeiter, unter ihnen ein Sohn des Jubilars, welche ebenfalls länger als 25 Jahre in dem selben Geschäft lliätig gewesen waren, Belobigungsdecrete empfingen. — Oberhalb der «ladt Slollberg in der Nähe des Walk- leicheS in der sog. "Arie ist eine stark eiscnhallige Duelle entdeckt worden, welche auf Kosten des Stadtgutbcsitzcrs Fischer durch Herr» 1)r. Nettel in Chemnitz anattstwt und für Blutarme vorzüglich geeignet befunden wurde. Ter Stadlrath bat beschlossen, diefelbc zu fassen und zum allgemeinen Gebrauch einricbten zu lasse». — Ein konbttionüloser Kellner in Leipzig unterhielt mit einem dortigen Mädchen ein Liebesverhältnis;, das aber seiten des Letzteren aufgelöst wurde. Aus Zorn darüber ging er am Dienstag in deren Wohnung, forderte die gemachten Geschenke zurück und vollfülirte dabei ei»eu solchen Heidcnfkandal, daß er eingesteckt wurde. — In B r c i t e n b a ch bei Iolianngeorgenfladl brannte in der Nacht zum 13. ein dem Mulilenbefitzer Clans gehöriger, mit vielen Holzvorräilicn gelullter Schuppen nieder. Das Mühlcn- gebäuve selbst konnte gerettet werde». — In Berg e n bei Falkeustcin ist am 13. d. Abends beim Einreißcn einer alten Tanziaaiiiiauer des Schillcr'schcu Gasthofes der Handarbeiter Gustav Strobel von einer einstürzenden Wand verschüttet und sofort getödiel worden. — In Nauöiitz bat sich der in den fünfziger Jahre» stehende Handarbeiter Golllieb Rothe in feiner Wohnung erhängt. — Landgericht. Haurstverhandlung gegen den Trechslcr- uieisier und Prokurist Ferdinand August Bebel aus Köln und den Destillateur und Grundstücksbesitzer Carl Golllieb Münch aus Zittau wegen MajestütSbeleibigring re. Den Vorsitz suhlte Herr standgerichtsdirektor v. Mangold!, während die Anklage Herr Staats anwalt v. Belclnvitz vertrat und der fortschrittliche Herr Rechts anwalt Emil Lehmann am Bertheidigertisch Platz nahm. Tie Tnbünc mar bei Beginn der Verhandlung dicht von den Partei-, genossen der beiden Angeklagten besetzt und einem großen Theil von j Personen, meist "Anhängern der sozialdemokratischen Partei, tonnte! der Zutritt m den Gerichlsiaal mangels Raumes nicht gestattet werden. Unter den 10 zur Verhandlung -orgeladcne» Zeugen be-! fanden sich der Criminalcommiffac Pani, sowie Polizeiwachluieisler! Zimmer ans Dresden, der Bnchdruckereibcsitzer Lrmo» aus Prnra l und der Ziltancr Polizelwachtmeister. Bebel, der am 22. Februar 1842 zu Köln geboren wurde und die sozialdemolratrsche Partei früher mehrfach im Reichstage vertrat, ist Procurisl der Firma Ißleid u. Bebel zu Leipzig und vertritt gegenwärtig einen Wahlkreis als Abgeordneter im sächsischen Landtage.' Außer einer ihm wegen "Vorbereitung zum Hochverrnth rm Jahre 1872 zucrkannten zweijährigen Feslnngshalt wurde B. ivegen politischer Vergeben rc. außerdem noch je einmal zu 9 Monaten Gefängniß, sowie 100 Mark Geldstrafe verurtheilt, doch ist in dem einen Falle infolge der von rhin eingelegten Berufung die Slraie ans 6 Monate herabgesetzt worden. Belregs des dein Angeklagten vor einiger Zeit in Leipzig publicirlen, durch Revision ange fochtenen und auf 1 Monat' Gefängniß lautenden Unheils ist eine Entscheidung des höchsten deutschen Gerichtshofes noch nickt erfolgt. Der Mitangeklagte Münch stellt im 5l. Lebensjahre und ist, wenn wir nicht irren, ebenfalls von der sozialdemokratischen Partei als Rcickstagskandidat aufgestellt gewesen. Die finanziellen Verhält nisse M's lasten nichts zu wünschen übrig, dagegen scheint es deni Manne, ivic aus den EutfcheidungSgründcn des Urtheils hervorging, an Intelligenz und geistiger Befähigung zu mangeln. Vor Beginn der "Vernehmung beider Angeklagten ließ der Herr Vorsitzende die Tribüne räumen und die Verhandlung nahm nunmehr unter Ausschluß der Ocssentlickkeit ihren Fortgang. Nachmittags 4 Uhr gelangte das Urtbeil zur Publikation und ging aus diesem Nach stehendes hervor: Bebel verabsaßte im September v. I. aus An laß der bevorstehenden Wahlen znm Reichstage ein von ihm auch unterzciclmetcs Flugblatt an die Wähler von Altstadt-Dresden be hufs Verbreitung in diesem Wahlkreise und wurde eine Masse Eremplare desselben unter Beihilfe Münch's als Leinwand in Dresden eingeschmuggelt. Ehe es jedoch gelang, eine allgemeine Verbreitung zu bewirken, erfolgte s. Z. die Beschlagnahme der Flugblätter. Das Sozialistengesetz wird in der Flugschrift als ein infames und barbarisches Gesetz bezeichnet und die Anklage nahm an, daß in Folge der "Ausführungen Bebels sowohl Se. Maj. der Kaiser als auch der Bundesrath beleidigt worden sei, während der Angeklagte versickert, daß sich seine "Ausfälle lediglich aus das Gesetz selbst bezögen. Ter Gerichtshof fand indeß nur eine Beleidigung des Vnndesrntbes, als gesetzgebender Körperschaft, die in Geuiein- schast mit dem Reichstage das vom Kaiser janklionirtc Sozialisten gesetz geschaffen habe, als erwiesen. Die Vcrthcidigung bczcichnete die Ermächtigung dcS Bundesrathes zur strafrechtlichen Verfolgung mit der Motivirung als unzulässig, daß derselbe nicht als gesetz geberische Körperschaft zu betrachten sei, während der Gerichtshof unter Bezugnahme von "Artikel 5 der Rcichsuerfasfung das Gegen- theil für erwiesen annalinr und ferner wies die Strafkammer die Annahme des Vertbcidigcrs, es sei bctr. der strafrechtlichen Verfolgung Verjährung eingetreten, als unbegründet zurück. Wenn weiter auch die Beleidigung in Folge Beschlagnahme der Wahlflugblätter vor ibrer Verbreitung nickt als öffentliche zu betrachten sei, so bleibe dieselbe doch immer eine vollendete und die Frage, ob 8 193 des R.-Str.-G.-B., wonach tadelnde Urtherlc und Acußerungen, welche zur Ausführung oder Vcrthcidigung von Reckten oder zur Wahr nehmung berechtigter Interessen nur insosern straflos sind, als das Vorhandensein einer Beleidigung nicht schon aus der Form der Acußenmgcn oder aus den Umständen, unter welchen sie geschehen, i bervorgeh». zur Anwendung gelangen könne, müsse ebenfalls verneint werden. In Rücksicht einerseits aus die Erregung, in welcher sich Bebel »«der Maie>iar»veleu>t<,una ,,rer,prea,uug erfoigir. yer, « Bebel von der wetteren Airklage eine- Vergehen- gegen d gesrtz freigesprochen, da die Behauptung B'S, daß er vaü V iirsem singirtcr Namen von Drucker und Verleger auf d wegen Beleidigung während von der erfolgte. Jeimtt or dern Flugblatt« vorher nicht gekannt habe, nicht sür widerlegt erachtet achen Vorstrafen Kl erkannte der Gl de- Bundesrathel x. auf 2 Monate G iktla« der Mairstät-deleidigung Frei wurd« Bebel von der wetteren ' Händen ' >r nicht gel , werden konnte. Betreffs veS Mitangeklagten Münch lautete da- Urtheil ebenfalls auf Fretsprcchung, da sich M. als eine Person von so beschränktem geistigen Vermögen charakteristrt habe, daß er, selbst wenn das Flugblatt von ihm gelesen sei. schwerlich die Straf barkeit von dessen Iiikalt zu beurtheilen vermocht haben würde. — L«ndn,rtql dk» »i. Luiit. ««>aii-»»mcr Hl. v Uiir HauploeliiandUi»!, ,c,k„ d«i> Hilckcr und MM-ndMkr llriisi Jultu» Po»« au» «M»a»k«» uxarn »«nmiendelcidia»»», Mtlstannii. ivcsiechnnsi und u«berneui»il. w>i» ««»«» d«n H«ndard«»kr iAuliau Otcar tzianj List«» au» Tue»de» wegen e»u»ldcn Diedfiatil» tin wiederhol«»» iitiickioU«. li ,e»en d»n stipedtciue» Lrinrick Wilhelm Meißner au» Dresden iveqcn cinjawen Dtebslahi» i,u wieherhotten Rililsalle. tveodactftungeu tzamdur» »in »4. Juni um o Uhr Murg»»». e»«. I Eopenha««» . . kioelholm . . baparanda . . S«. Petec»burg Mo»kau . . . Hanidnrg . . pari» . ! München. Letpetz . . , beeil» > ^ - , .- Wien IN» ' r rv tchwach - bald dedeell I « iS Nr-«Ia- 7L» ^ V m«ßih wattig -410« Ii Nachmittag» Regen, grodc See. 2) Geller» etwa» Regen, Ueberiichl der Witterung. Begleitet vo» döiger, stellenweise siiirmilcher Witterung auf der Sridietle i» die Depression, weich» gestern Uber Jütland lag, nord- o»wa«» svrlgeichriltcn und iept im Berschwtndc» begriffe». An der oildeulschen Lüge wehen »och garte dt» fiUriutlche Böen au» Ilidwcsilicher Richiung, während im Wellen die Lnftdewegnna dei ausklärendem Wetter schwächer geworden rst. Indessen ist eine neue tiesc Devreiston lldrr Schottland erschienen, weiche neue» Aussrischen der süd westlichen Winde mit lriidem. senchlem Wetter »anächsl sür da» westliche Deuilchland wahrscheinlich machl. Die Tenipcrainr liegt l» Norddetttichland bis zu ii, in Mittcl- deniiananb l-,- ,n n und in Süddenischiand bi» zu iS Sirad nn:er der normalen. ««»». «»»«»». i,t«i Reuen -s- 748 ?S «>v leicht bedeckt -i- 7»2 3 D 8 leicht wollig 4 7»0 8 leicht Regen i 8 leiser Zu» heiler 4 7L4 W8VV mäliii wolkig 74» 8V lieg bedeckt >) 4 7«c! ^ schwach bedeckt , 7SU VV schwach Regen 4- 7S8 ZS d»>V Ml« wolkig 4 7Ü7 §z VVSN schwach wolkig') 4 7ii0 ' L VV schwach bald dedeckt 4 7L8 * VV mäßia W»lNg 4 Glbhöüe t» Dresden, 15. Juni, Mittags: 58 Eenl. unter 0. ragtSstkichichte. Leutscheö Reich. Die Mittwochs Sitzung des ReichS- iages, von der man sebr geringe Erwartungen gehegt hatte, ge staltete sich durch das unvermuthete Eintreten des Reichskanzlers in die Debatte zu einer hochinteressanten. Der Vice-Prüsident Acker mann hatte eben seine kurze Rede beendet, da trat Fürst Bismarck mit dem Ausdruck einer gewissen Erregung im Gesicht und in mili tärisch strammer Haltung rir den Saal und nahm alsbald das Wort. Schon nach den ersten Bemerkungen ging eine starke Bewegung durch das Haus, die Mehrzahl der Abgeordneten erhob sich von den Sitzen und hörte stehend zu, ein Tbeil ging bis zu den Slcnograpl>entiichen vor, um ja keine Silbe zu verlieren. Denn man hatte losort bemerkt, daß es sich diesmal nickt blos um eine staatsmännische Rede, sondern um eine direkte Polemik gegen den Abgeordneten Richter, das ousirnt torribli- das Reichskanzlers, handle. Fürst Bismarck war heute aus gezeichnet disponirt, seine Stimme klang laut und vernehmlich. die Worte strömten bis auf wenige Stockungen mit ungehemmter Rapi- silät ans feinem Munde und erfand Betonungen von außerordent licher Schärfe und einschneidendem Nachdruck. Seine Beredtsamkeit hatte schon seit Langem keine ähnliche auch äußerlich packende Wir kung hervorgebracht wie heute. So zu sagen aus jedem Satze ath- mcte lue impetuoje Energie und das leidenschaftliche Temperament des „eisernen Kanzlers". Er fand alle die Nuancen wieder, die ihm in früheren Jahren so willig zu Gebote standen und die in Folge der übergroßen Sachlichkeit, der er sich in letzter Zeit immer besleißigt luitke, znm Theil verschwunden waren: Spott, Ironie, Sarkasmus, «atire. Witz. Hageldicht flogen die Pfeile aus Richter und Bam- bergcr nieder. Der erslere hatte sich auf dem Pulte neben der Reonerbühne mit einem riesigen Stoß von Akten niedergelassen und schrieb fortwährend sti fieberhafter Huf! Notizen nieder. Seine Miene war sichtlich gedrückt, obgleich er seine unbehagliche Stimmung zeitweilig durch einen demonstrativen lachenden Blick nach dem Reichs kanzlcr zu niaskwen suchte. Die Rede des- Fürsten Bismarck dauerte an die zwei Stunden. Währenddessen herrschte eine unbeschreibliche Spannung und eine starte Erregung im Hause. Ausbrüche lautester Heiterkeit, heftige Bravorufe und Proteste von Seite der Linken be gleiteten die einzelnen Ausführungen. Als der Fürst geendet batte, erhob sich ein betäubendes Bravogeschrci, daS sich immer und immer erneuerte, sobald die Linke, wenn cü stille geworden war, ein Zischen zur Geltung zu bringen suchte. Auf der Aktiengesellschaft „Weser" von Bremen, ist am 12. Juni wieder ein Torpedodamp ser vom Stapel gelassen worden, welches den Namen „Kühn" erhalten hat. Zwei Schiffe liegen noch ans der Werst. Das erste, der „Schütze", wird dieser Tage fertig an die kaiserliche Admiralität abgeliesert. Das Panzcrgesch w ader unter dem Besehl des Kontrc- Admirals von "Wickede, ivcla>cs mehrere Tage im Hafen von Kiel gelegen Halle, segelte wieder in die Ostsee und wird vorläufig kurze Zeit in der Nensiädtcr Bucht bleiben, um dort Schießübungen an- zustellen. Von der Neuslädter Bucht segelt das Geschwader nach Warnemünde, und setzt dann seine Fahrt in dem östlichsten Theil der Ostsee, so weit die deutsche Küste reicht, bis nach Memel zu, fort. Nack Kiel wird das Geschwader nicht wieder zurückkebren, sondern bis zum September in der Ostsee alle möglichen Manöver, Schieß- versuche und Landnngsversuche austiihrcn, um dann direkt nach Wilhelmübaven zurüekziikchren und daselbst aufgelöst zu werden, da die großenPanzerfregalten fortan alle inWilhelmshaven bleiben sollen. Ein Zeichen der intimen Beziehungen, weiche gegenwärtig zwischen dein Hof des Sultans und der deutschen Politik bestehen, bildet u. A. auch die "Verleihung eines der höchsten türkif ch esn Orden, des Großkreuzes des „Medschidje" an drei der höchsten Beamten unseres auswärtigen Amtes. Der Decernent sür orienta lische Angelenhcitcn, Geheimrath Busch, der Schwiegersohn vc-s Fürsten BiSinarck, Graf Rantzau und der ebenfalls mit orientalischen Angelegenheiten im auswärtigen Amte beschäftigte Graf Rndolin- Rndolinski haben diese Dekoration erhalten, und cs ist jetzt die Ge nehmigung des Kaisers zur Anlegung derselben erthcilt worden. Zugleich ift dem Grafen Wilhelm Bismarck, dem zweiten Sohn des Reichskanzlers, der Medschidje-Orden zweiter Klasse verliehe» worden. Die Konkurrenz für Entwürfe zum deutschen Reichstags- h ause ist mit 194 Entwürfen, die im Ganzen mehr als 3000 Blatt Zeichnungen umsaffen sollen, beschickt worden. Etwa 80 Entwürfe sind angeblich allein aus Berlin eingekomnren. Da nahezu 800 Programme verschickt worden sind, so hat etwa der vierte Theil der Arclnü kten, welche der Aufgabe näher getreten waren, die Arbeit zu Ende geführt. Immerhin ist die Zahl der Konkurrenten eine außer ordentlich hohe und grösser als sie bei einer der uns bekannten Preisbewerlmngen — mit Ausnahme derjenigen um das Viktor- Emanuel-Denkmal niit 299 Arbeiten — jemals erreicht worden ist. Am nächsten steht derselben in Deutschland die Konkurrenz um das Hamburger Rathhaus (1876), bei der 144 Entwürfe (18 verspätet) einlicfcn. Die erste Konkurrenz um das deutsche Reichstagöhaus 1872) hat 102 Entwürfe (darunter 23 von Ausländem), die Konkur renz um das Kollcgiengcbäude der Straßburger Universität (1878) 101 Entwürfe geliefert, während um den Berliner Dom 0808) und das Wiener Ratlibans (1869) seiner Zeit nur 51 bczw. 63 Architekten konkurrirten. — Wie in früheren Fällen wird der Thätigleit der Preisrichter auch diesmal insosern vorgcarbcitet, als die eingeaangenen Entwürfe zunächst von sachverständiger Seite in Bezug auf die Er füllung der formalen Programm-Bedingungen — vor Allem in Bezug darauf, ob die Grundrisse auch sämmtliche vorgeschriebenen Räume in ausreichender Größe enthalten — geprüft werden. Es sollen mitdieser Ermittelung drei Bauinspcttorcn beauftragt wordenem. In Gotha bat am 11. Juni die 78. Lc i ch e nv e r l> r e n nung stattgefundcn. Die bestattete Leiche war die des Rentiers und frü heren Spinncreibesitzcrs Müller aus Schlesien. Die Strafkammer des Landgerichts II. hat den Reickstags- abaeordncten Pros. l)r. Mommscn von der Anklage der Bismarck« belcidigung freigesprochcn. Prof.Mommsen hatte den Reichskanzler Fürsten Bismarck den „HauSmeier" dcS Kaisers Wilhelm genannt. Prof. Mommscn wurde, als er in den Reichstag trat, von seinen seccsstonistischen und fortschrittlichen Freunden lebhaft beglückwünscht. Oesterreich. Am 04. früh wurden vor sder Hnuptsront des Schlosses Ottenheim nächst Linz im Park zwei junge, schöne, elegante Damen, die eine blond, die andere brünett erschollen aufgcsunden. Die Damen, zwei Französinnen, Albinc Nenevillc und Maria d'Almootc, kamen aus Wien, wolnilcn zwei Tage im Gasthose „zur Post" in Ottenheim, kamen Nachts in den verweinten, von einem Hunde bewachten Park, schaffen durch ein ebenerdiges Fenster in das
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