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- Erscheinungsdatum
- 1882-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188206152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18820615
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18820615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-06
- Tag 1882-06-15
-
Monat
1882-06
-
Jahr
1882
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» Vrvsäsn 1888. »«ein« »rU 7 >l»r i« »er ErvediUon: vlarienslms» l». «Xon>ement«»r^» »«ertUiährli» a Mark bN Pf,,.. durch die Voll » Mark 7» Vla» Nuuii». >0 Psg«, 37000 *ufta»e tzlir »ieNllt Ikiemdl. elaiidlerMa- «ftadeelnaela kiulcridle mackil sich dt« Redaclto» »Ich« ocrvtndltch. »innoiiken ftir »n» »«dm«,, an: HÄuuom'ril-ü'urcaux v.ch««len stet» » »-,»««; - «u»«Is Vlo««, Laude ch v«mp.!- A»»aII»«,i»an»i - ». «alle» tu Gttrli»: R-d. «trft tu Maabeduig: — I. tltarik ch N». tu Hau«: — »enier tu Hamdur» TageSkatt für AEM. Aiiterhaltong, Geschäftsverkehr. Lorsenbericht, Fremdenliste. 87. esaln'Lkn«. Inieraie irerdcn Martcn»rade » dl« ti u>,> an^uolumeu. div .s>>»l«a»tirn r. An s.eunadi nur '.-So.Nciil-N',-»: nr. chtolir^atlr!>!l. .7 t..!l>alrui.»Ut,r. — Tie rluj>'ot»sr i> '«»qr. <>i„»-2»iil>i 2N -,>i,,e. (?>!>: sru-.nti- jiir d>4 »»chsl lügtstr Ertch,»„rn r«> Iulci't« »t'.d »ich« qc actir». ?t»iwt>.I>>>c ANilviiieil« 2i.t!Ir>>>tk t>ottu»l>rko,n«r.. > « > . 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Tilconto i-u«>.-2.7, «»ainner -i7'i„ Jeit. 25 LnekbosöL uuä 25 Louvsrts. «asltvokos ^ornurt. mit »»»ogeammen (2 Iwlivbiga Uuebstabon. vci-8cdlun«oii>, vvrnaekt in vinvm vlveantvu Oartou, i Llarß. — Onsor Lorument lwstokt au« ul2 verseliiackonon ülonox/rammen. ^Vilsftniftvislrkti,««!»!. Dtll'llsOIl ^8IlN6»>Vil8il>uftLr8trL8sv! s»r » U o r 8 >> >> I> I o u » t r » « « o. jtz «ten. l< Juni. Mcnd». tlrcdtt WIM. Mall. Part»» ii. Juni. lTchluß.I iticuic 82,R>. Nnletyc II.',,2«. Italiener lui.iil». Staatebalm i!!».7ü. Lombarden do. Prioritäten L'»M. Egypicr 22ö,W. Oesierr. Goldrente 7!>'/,. Träge. kmi! UimIllM« ^ IIU«I I'v»8taNM«,t»»IIlII»x 8tr«vv8tr»»8« Hlo. r. ^ l'ttsi'lwli nnnntoriiroelleii li<iit»nft>rrii:kt für Limx'11, Il^t ti it 6 unel Xiiiltkr. ^»^rvtiltl in 25 vle>utult<ui li^irsiti'rilc'ii. ^ kreüsn kilii^s. Ilveln'nnnsr coulnnt. 8 -»«ii»," «Pr«»uiieij. tt. Juni. iSchlusi.« Weizen Junt 20.2». ÜeR.-Dec. 2. .»!>, richig. Sbtniu« Iunr bl,27. Le»I.-Dcc. üb.m. jietaend. Rttddl Inn« 72.M. Sedtbr. Tccbr. 7!,.bN. rnliig. «msterdam ««rodnklcn,. ii. Juni. lLchlub.t Weizen Rodbr. 282. sieigcno. > Roggen Juni —, Oclober «71, bedaudkei. " Rr. 186. Witterung dom 14. Juni: varonieter nach OScar VLsolt. WaUsiraße IS sAbdS, 7 U.) I 7SSMIII.. lei« gestern liiweranderi. Tbeiinowetrogr.n.Rearirn.: Tenider.ll " W., ! ntedr. Tein». 8"W.. höchste Tkind. 18 «W. West Wind. Vedelk«. t ?I»§sielften für den 15. Juni: Bei frischen südwestlichen Winden mit leitweisen Niederschlägen meist trübe und etwas wärmer. Donnerstag» 15. Juni. Rirr.n in Dre'den! truppen würde nur den Aanatismuo der Eingeborenen entfachen. . » " ' Terwisch Pascha ist mit dem schwächlichen Bicckönig Tewfik in v>el Iceues Alexandrien eingetroffcn, wabrscheinlich um ilm an Bord eines türklschen Kriegsschiffs einfuschisscn, dainit dem Willen des Sultans , , .... ... iT""*"/ '^"7 und dem Verlangen der Egnptcr entsprechend Halim als neuer als Retourkutsche bemerkte. Uebcrbaupt, Bicekönig eingesetzt werde. Tie Türkei verhält sich neuerdings nicht mehr so absolut ableimcnd gegen eine europäische .uonscrenz — Letztere wird freilich wenig mehr zu thun haben, als Alles zu billi gen, was Derwisch Pascha und Arabi Ben in Egnpten mittler weile durchgesührl haben. VeraniwdrOlcher Redacleur sUr PvlllfschkH l>r. Emil Darin ist dem Aba. Eugen Richter beizupflichten: brachte die Biömarck'sche TavakSrede nicht. Aber ganz dastclbe gilt von der Richter'schcn Entgegnung in noch viel höherem stiradc, wie der Schatzsekretär Scholz finden sich in der ganzen zweitägigen Monopoldebatte neue Gesichts punkte in noch geringerer Zahl, als Rosinen in dem Butterzopfe bei muucher Ckristbescherung für arme Kinder. Wie sollte cö denn auch anders sein ? Ucber das Tabaksmonopol ist in den letzten .tabrcir so unendlich viel geredet und geschrieben worden, — es ist wie eine Göthe-Haust-Llteratur eine förmliche TabakSmonopol Literatur entstanden — daft die Sache wirklich nun spruchreif ist. Hurst Bismarck hat auf das Monopol verzichtet, soweit bei seiner Zähigkeit überhaupt von dem Verzichten auf einen LieblingSgedankcn die Rede sein kann. Er kämpfte nickt um den Sieg, sondern nur un, einen guten Rückzug. Zu diesem soll ihm der Antrag der Kon iervativen aus Einführung einer Börsen- und auf Erhöhung der Sckmapssteuer die goldne Brücke bauen. Fürst Bismarck hat sich auch in seine Tabaksnicderlagc mit vcrhältnißmäslig gutein Humor gefunden: „Darum keine Feindschaft nickt!" — Diese Wendung fand »ich zweimal in seiner langen Rede. Die Annahme der Resolution Lingcn'S jedoch den Verlust einer Schlacht, die Versagung aller nndcren Steucrquellen den Verlust des gaiue» Feldzugs. Dann wäre er nickt blos geschlagen, sondern auch besiegt. Wir vermissen daher mit Schmerzen eine bündige Erklärung vom Bundcsraths- lische aus: wie sich die ReichSrcgicrung zu dem Auokunftomittel der Börsen- nnd der Schnapsstcner stellt? Bei der Parteizerrissenbeit des Reichstags liegen ja die Tinge leider so, dass diese Vorschläge als gelegentliche Anträge der Konservativen eingedrückt, keine Ans sicht aus eine Mehrheit im Reichstage haben: erst, wenn sich die Regierung für sie bestimmt erklärt, werden sie zur Lebensfähigkeit befruchtet. Man sollte aber bei allen Finanz- und Steuersragcn nie aus den Augen verlieren, daß die Hauptsache immer bleibt, daß die Arbeit blühend und lohnend sei. Verdienei« die Leute Geld, dann werden ihnen auch die Steuern leicht, sind sie aber arbeitslos, dann wird ihnen auch die geringste Steuer zu viel — und es hilft ihnen auch die Steuerfreiheit nichts. "Nack, dem Begräbnis! des Tabaknionopols werden die Leidtra ge«,den nur »och kurze Zeit beisammen sein. Fürst Bismarck hat sich nicht abgeneigt erklärt, in die Vertagung des Reichstags bis zum Herbste zu wllligen. Die mühsame Arbeit, welche die Reichs- tagskommissionen an das Kranken- und das Unfattversicherringsgesetz, sowie die Gewerbc-Ordnungsnovelle gewendet haben, sind also nicht verloren. Die gründlichen Vorarbeiten für diese sozialen Rcform- gesctze werden dem Reichstag, sobald er im Herbste seine Geschäfte wieder aufnimmt, sehr zu Statten kommen. Die französische Deputirtcnkammer hat neuerdings mehrere Be schlüsse gefaßt, die sie der verächtlichen Bezeichnung Gambetta's „Das ist eine Kammer von Unter-Tbicrärzten" nicht ganz unwürdig erscheinen lassen. Es handelte sich um die sog. Reform des Richter standes (in Frankreich Magistratur geheißen), d. h. die Republikaner wollen die Gerichte von allen konservativen, klerikalen und mo narchischen Richtern säubern. Zu diesem Bekufe beschloß die Kammer zunächst die Unabsetzbarkeit der Richter auszubeben. Diesem revo lutionären Beschluß ließ sie sofort einen zweiten nicht minder ver« hängnißvollen folgen: mit 284 gegen 212 Stimmen setzte sie fest, daß die Richter nicht bloS absetzbar seien, sondern auch vom Volke gewählt werden sollen. Man giebt also die Rechtspflege dem augen blicklichen Belieben der Volksmassen anheim. Mit Mehrheit wählt ein Distrikt die Richter und wenn diese nicht in dem Sinne der gerade herrschenden Volksströmung Urtheile fällen, dann zwingt sie ein Mißtrauensvotum der Wähler, abzutreten und ein gefügigerer Richter handhabt die Justiz nach den Befehlen seiner geeinten Herren Wähler. Also ganz das amerikanische Snstem! Warum wählt nicht auch das Volk die Offiziere und Generäle? Wenn alle Auto rität im Staate auf den Flugsand schwankender und wechselnder Mehrheiten gebannt wird, ist gar nicht abzuseben, warum man vor den Epanlettcn größere Ehrfurcht empfinden sollte, als vor dein Richter-Talnr? Der Beschluß von der Wählbarkeit der Richter durch das Volk wurde in der Kammer nur dadurch ermöglicht, daß die Monarchisten für diesen revolutionären Antrag der Radikalen stimmten und zwar in der Absicht, die ganze Abänderung derFustiz- gcsctzgebung zu verpfuschen. Die Monarchisten wollten den Gesetz entwurf durch Uebertreibung seiner radikalen Bestimmungen für den Senat unannehmbar machen. Der Justizminister Humbert, welcher sich vergebens diesen tollen radikalen Bestimmungen widcr- sctzt hatte, bot nach seiner Niederlage dem Präsidenten der Republik seine Entlassung an. Frepcinet genehmigte sie jedoch nicht, sondern bewilligte ilim nur einen einmonatlichen Urlaub. Einstweilen tröstet man sich damit, daß der Senat weder die Unabsetzbarkeit noch die Wählbarkeit der Richter billigen wird; doch zollen diese Beschlüsse nicht gerade ein hohes Lob der gesetzgeberischen Weisheit der Re publikaner. Fl,re Durchführung hätte die völlige Zerrüttung der Rechtspflege zur Folge, die Republik gelangte hurtig an den Ab grund, falls die Radikalen sich der Staatsgewalt bemächtigen. Da mit die Republik diese Zwischenstation möglichst bald erreiche, sind die Monarchisten jederzeit gem bereit, dies selbstmörderische Treiben der Radikalen zu unterstützen. Einen Snstcmwechscl bedeutet für Rußland nun schon die un gnädige Entlassung des Grasen Jgnatieff nicht; es ist nur ein Personenwechsel. Man ist noch ohne Ausschluß darüber, warum sich der Zar entschloß, seinen Minister fallen zu lassen : der Vorgang macht mehr den Eindruck eines Hofercignifscs, als einer großen staatlichen Aenderiing. Den äußeren Beziehung«» Rußlands bringt der Abtritt eines dem Anstande so verdächtigen Menschen wie Fgnatiess war ersichtliche Erleichterung -, für die innere Entwicklung Rußlands ist mit der Ernennung eines starren Orthodoxen und Absolutisten wie Graf Tolstoi Nichts gewonnen. Niemals wird dieser Mann den Bestrebungen nach vcrlassungsmäßigen Zuständen, nach Reformen in der Verwaltung Vorschub leisten. Wäre Tolstor vor einem Jahre ans Ruder gelangt, so wäre heute die Verwirrung vielleicht noch nicht so groß; aber um den StaatSwagcn von der Richtung abznlenkcn, in die ihn Jgnatieff geschoben und in der er nun auch ohne Zutlmn mit stets vermehrter Schnelligkeit weiter rollt, dazu ist Tolstoi zu alt, zu blind. Jgnatiefs's Entlassung, gewiß nur der Ausfluß gereizter Gefühle des Zaren, bringt Ruß land keine Rettung. In die egnptische Finsternis die bisher das Blutbad in Alexan drien umschwebte, kommt allmäUg etwas Lickt. Der griechische und mattefische Dübel, der sich in der egmftischen Hafenstadt von jeher angesammelt, veranlaßte zunächst die Unruhen und bcthciligte sich vorzugsweise an den Plünderungen. Die Ruhe ist wieder hcrgestellt, die Behörde» sunktioniren, das Militär gelioicht pünktlich den Be fehlen. es erweist sich als pflichtgetreu. Das ist die Hauptsache. Zu einer Ausschiffung europäischer Truppen fchlt^jeder Anlaß, wenn die Neueste Telegramme der „Dresdner Nachr." vom 14. Juni. Berlin. Reichstag. Die zweite Berathung des Mo nopolentwurfs wird fortgesetzt. Abg. Ackermann erklärt sich iin Einverständniß mit Minnigerodc dahin, daß die Konservativen die Monopolsragc nicht als Pnrteisrnge hetrachteten. Aber auch diejenigen unter ihnen, die nicht für bas Monopol stimmen könnte», seien bereit, die sozialpqlitijchcn Pläne des Reichskanzlers nach Kräften zu unterstützen und das Reich finanziell aus eigene Füße zu stellen. Sie anerkennen, daß das Reich, nachdem es die indirekten Einnahmegucllen an sich genommen, verpflichtet sei, die einzelnen Bundesstaaten in finanziellen Bedrängnissen zu unterstützen. Aber sie könnten nicht eine so ticseinschneidcnde Maßregel für noth- «vendig erachten. Sie glaubten, daß eine Höherbcstcuerung des Branntweines als Genußmittel, sowie des Großkapitalverkebrs zu obigen Zwecken genügen würden. Er hatte sich als Abgeordneter für verpflichtet, die Meinungen seiner Wähler zu hören, und wundere sich, daß überhaupt das Verdikt des Reichstages noch ein- geholt worden sei. Dadurch seien diejenigen Parteien geschädigt worden, die ven Reichskanzler in seinen Plänen zu unterstützen bereit sind. Er halte das finanzielle Ergebniß des Monopols noch für zweifelhaft. Der Bericht der Kommission sei einseitig, denn er müsse doch annehme», daß die Regierung besseres Material für ihre Vorlage erbracht hat, als in dem Bericht erwähnt sei. Das Resultat, welches in Oesterreich mit dem Monopol erlangt ist, sei nickt so bedeutend, um uns zu veranlassen, dem Beispiele zu folgen. Wenn wir berechnen, was die Tabaksteuer bei uns einträgt, zusammen mit den Summen, die bei Einführung des Monopols an Steuern re. verloren gehen, so gewinnen wir etwa den Ertrag dcS Monopols in Oesterreich. Er anerkenne die finanzielle Nothlage in Preußen, aber wegen Preußens dürfe man den übrigen Staaten nicht zumutben, sich schwer zu schädigen. Die sächsische Tabakindufirie sei eine blühende; merkwürdig sei, daß der Äommissionsbericht davon nichts erwähne. Redner giebt eine ausführliche Statistik der sächsischen Tabak-Industrie, aus welcher sich ergiebt, baß dieselbe ebenso umfangreich als blühend ist. Die sächsische TabakSsabrika- tion sei großcntheils Sache der -Hausindustrie, deren Erhaltung man sich angelegen sein lassen müsse. Ai'er auch die Rücksicht auf die großen deutschen Handelsstädte Hamburg und Bremen veranlasse ihn, sich gegen das Monopol zu erklären. Beide Städte verdankten ihre WelthandelSstellung dem Tabak; der deutsche Tabakshandel würde nach dem Uebergange znm Monopol an -Holland und Bel gien fallen. Der Tabaksbau würde durch das Monopol geschädigt. Nach alledem glaube er mit gutem Gewissen, sein Nein abgeben zu können. Wenn wir das Monopol heute begrabe», so thuc er dies ohne Schmerz und in der Hoffnung, daß cs Niemandem ein sallen werde, cs wieder auszugraben. (Bravo.) Fürst Bismarck tritt ein und ergreift sofort das Wort. Er vermcibe es so gut als er kann, «nit dem Abg. Rictuer in eine direkte Diskussion einzn- trcten; er werde cS indeß versuchen und sich dabei in den Grenzen seiner Erziehung halten. Richter habe gesagt, er (Bismarck) habe seine 79er Rede wiederholt; aber Richter habe auch nichts Neues gesagt. Er (Redner) wiederhole sich seltener, weil er überhaupt nicht oft rede. Aber wenn er sich wiederhole, so seien cs Wahr heiten, die er wiederhole, und das könne man von Richter nicht sagen. Wie sollen denn die Zölle und Steuern, die 1881 noch nicht in voller Kraft waren, auf die Exekutionen von 1876 und 1877 gewirkt haben? Wie oft habe Richter seine Behauptung wiederholt, daß die Getreidezölle das Brod veriheuelten! Alle Bäcker der Welt hätten ihn nicht eines Befieren belehren können Das Brod werde doch nicht ausschließlich aus eingefübrtem Ge- treide, sondern zum weitaus grüßten Thcile ans heimischem her- gestellt Die heimische Landwirthscbaft müsse ihre direkten Stenern ans das Korn schlagen. Allein auf der deutschen Landwirthscbaft lasten 200 Millionen Mark, die der Landmann doch wieder ein- bringen müsse. Der Centner Getreide werde dadurch um mindestens 1 volle Mark vertheuert. Die Last, die auf unserer Korncrzeug ung im Jnlande liege, müsse verringert werden. Es ist eine Pflicht, daß wir den vaterländischen Getreidebau nicht ganz verfallen lassen. Es würde bei der großen Begabung Richter für daS Land sehr nützlich sein, wenn er einmal aufs Land hinaus als Lehrling eines Gutsbesitzers gehen ivollte. (Heiter keit.) Die starke Auswanderung aus den dünn bevölkerte« Ackerbau treibendeni Provinzen sei auf die Vernichtung der In dustricn durch den Freihandel in jenen Gegenden zurückzufübren, wozu noch der Druck der direkten Stenern trete. Richter sage: Amerika habe keine landw. Schutzzölle ; seines Wissens seien die selben dort aber vierfach höher als bei uns. Er habe nie etwas versprochen, auch nie etwas veriprechcn können; wie könne er etwas versprechen, was er gar nicht habe! Er habe den Wunsch, die ärmeren Klassen zu entlasten und den Reichstag gebeten, ibm dabei zu Hilfe zu kommen. Es könne nicht im Jnterefie derKonsolidation dcvReiches sein, wenn «nan die Regierung ewig als übelwollend, als »nfälug kinstelle. Richter empfehle Entlastung durch Ersparnisse und weist immer auf daS Militärbudget. Wenn er ein Verdienst i» der auswärtigen Politik habe, so sei es das: eine übermächtige Eoaiition gegen Deutschland verhindert zu haben. Das wäre aber ohne eine starke Militärmacht, mit der «vir Respekt einflößen, unmöglich gewesen. Ohne diesen Respekt würden «vir ganz in die Lage ivie früher ge kommen sein, etiva in die Polens. Rühren Sie nicht daran, da hört die Gcmüthlichkcit auf. Die Verstaatlichung der Eisenbahnen sei ein sehr richtiger Gedanke gewesen; man solle nicht den Eiscnbahinninister, der sich sehr große Verdienste um Eiscnbalmverwaltung erworbe», beständig herabzusctzen suchen. Bambcrger's Rede erinnere ai« den Ausspruch: Diesem Ministerium keinen Groschen. Wenn es ihm an läge, so würde er ja längst vorgeschlagcn haben, die Herren au die Spitze zu stellen, blos um zu sehe», ivie sie opcriren werden. Eine Partei- regieruna sei in Deutschland unmöglich, «veil keine Partei kräftig genug ist. Dazu kommt, daß die Parteien iinmrr den« Extrem zu- stcucrn. die conscrvative nach reaktionärer, die liberale nach radi kaler Richtung. Diese Erfahrung sei überall gemacht worden, iu Frankreich, England, Oesterreich rc. Er sei seit 20 Jahren Minister und habe also bewiesen, daß er mit de» verschiedensten Paueicii auskommen könne. Freilich mit einer" Partei ivie Richter könne kein Mensch regieren. Er habe nicht gesagt, daß der Landtag nuf- solle, wenn die Antwort des Landtags mit Nein auS- icrung wolle nur überhaupt eine Antwort haben uitd eine solche zu fordern. Ohne eine starke preuhtsch« Armee sei die Durchführung der nationalen Einheit unmöglich ge wesen; wer habe denn das früher ausgesprochen? I», Gegeu- tkieil, man habe Alles gethan, um diese Armee zu untergral eu. Mit welchem Rechte spreche Abg. Bambcrger im Namen des deutschen Volkes? Dieser möge doch aus sein,- Vergangenheit zurückblicken. Mit viel mehr Recht könnte er ^Redner) sich als, wenn nickt den, so doch als einen der Vertreter des deutschen Volkes hinstellcn. Richter habe gesagt, daß er die Sprache oes Absolutismus geredet. Wenn er der Meinung wäre, dan -.'lbufiu- tismus und Patriotismus dasselbe seien ldicsc Meinung habe er mcbi >, dann würde er sich nicht bedenken, zum Absolutismus ;n greisen. Mau solle ihm doch nicht solche Vorwürfe machen. Was liabeu denn die Herren für die deutsche Einheit riskirt? «Ruf: Gesang»»!'» Tn« mag wohl andere Gründe haben. Richter möge sich also derg!. Vorwürfe sparen, wenn cs sich darum handele, den nationalen Ge danken zum Ausdruck zu bringen, da komme Richter doch nicht inft ihm mit. (Lebhafter wiederholter Beifall rechts. Zischen liuls.» Abgeordneter Bambcrger beklagt sich, daß der Reichskanzler au« ibi: den Schatten fremder Gesinnungen werfe, er, der seit langen Jahren immer bestrebt sei, fremdländische Einrichtungen bei uns emzuführcn: die französischen Schutzzölle, den französischen Volks wirthsckastsrath und das Monopol. Er verlange, daß seine Ge sinnung nicht verdächtigt werde. Er sei einer der Ersten gewen-u. die für die Bismarck'sche Politik eingetretcn. Man babe ibn deshalb verhöhnt, ihn herabgezogen, wie er jetzt durch den Reichskanzler herabgezogen werde. Woher nebnie der Reichskanzler das Recht, ihn mit dem Ausdruck: »ixjst mixt» zu belegen, ein Wort, das, wenn es deutsch gebraucht worden, vom Präsidenten ge rügt worden wäre! Der Reichskanzler habe sich mit einer Eoroium von Männern umgeben, durch welche nicht die öffentliche Meinung an sein Ohr zu drmgen vermöge. Warum stehe er denn noch, ob gleich er die Majoritcitgegcn sich habe? (Murrenrechts). Rcdnerbeklagt fick ferner, daß der Reichskanzler von dem Moloch des Freihandel» gesprochen. Man könne über Freihandel und Schutzzoll diskutiren, aber für Boden- u.Fabrikationsprodukte gleichzeitig Zölle erheben u. zu gleich einen höheren Export hcrbeiführen zu wollen, sei ein Un ding. Der Reichskanzler Fürst Bismarck bittet, sich in den Dis kussionen weniger mit seiner Person als vielmehr mit der Sache zu beschäftigen. Er habe Bambcrger keinerlei Verfolgung persön licher Doriheile insinuirt. Frankreich verdanke seine Stellung den Schutzzöllen. England habe früher die höchsten Schutzzölle gehabt; unter denselben sei es erstarkt und zwar derart, daß es jetzt als neugeborenes K«id den Freihandel sehr gut ertragen könne. Die Getreidczölle nützten der deutschen Landwirthschast vornehmlich dadurch, daß nicht große fremde Vor- räthe auf den deutschen Markt geworfen werden. Wenn die Re gierungen etwas als richtig anerkennen, so werden sie daran sest- halten trotz aller Majoritäten. (Beifall.) Abgeordneter Richter- Hagen ergreift das Wort zur Erwiederung, worauf der Reichskanzler den Saal verläßt. Redner überhäuft den Reichskanzler mit Angriffen. Derselbe kenne die Meinung des Volkes nicht, weil er sich mit einer großen Kette von Polizisten umgebe. Er sei der größte Wahlagitator iin Lande, Keiner wühle so wie er. Dos ganze Volk und nicht der Reichskanzler «nit seinen Berufssoldaten habe Deutschland groß und einig gemacht. Zuletzt habe doch nur die Tapferkeit der Soldaten die Politik Bismarck'S durckgebauen. Der Reichskanzler habe gesagt, die Fortschritts partei lieg« immer auf der Lauer, um über seine Vorlagen herzufallen. Die Fortschrittspartei habe auch in dieser Session wie der eine Anzahl von Initiativanträge» eingcbracht; sie habe mit Freuden dein 14Millioncn-Steuererlasse zugcstimmt. Sic habe den Kanzler eher zu viel als zu wenig unterstützt. Der Kanzler weise es zurück Versprechungen gemacht zu haben; also nicht ciiminl Versprechungen, an die inan sich halten könne, sondern Ziele, Zukunftsmusiken, Fantasien. Nur in Einem habe ihn der Reichskanzler berichtigt, aber nur in der Form; in Nordamerila bestünden allerdings Gctreidezölle, aber dieselben seien wirtlingsios, weil der amerikanische Getreidcmarkt von dem Abfluß nach Europa abbänge. Er finde eine genügende Entschädigung für die Spitzen, die Bismarck'S Rede gegen ilm enthielt, darin, daß der Reichsknnzier ihm in so ausführlicher Weise geantwortet und so scinJiuercsie au öffentlichen Angelegenheiten bewiesen habe. (Bravo! links). Abg. Hasenclcver: Die Monopolvorlage sei nicht sozialistisch, sonst würveu die Sozialdemokraten dafür stimmen. Wie wolle man denn das Monopol einfübren ohne die Sozialdemokraten? Denn die Eigarre» und Tabaksarbeiter seien fast alle Sozialdemokraten. Jeder Mensch sei das Produtt seiner Erziehung: der Reichstag habe den Reichs kanzler erst zu seinem Seldstbewußlsein erzogen. Die Salzsteuer treste den ?lrmen init 6 Mark jährlich. Rothschild soll 3 Millionen jährlich einnebmcn, davon könnten ganz gilt 2 Millionen für den Staat in Anspruch genommen werden. Die Reaktion verursache die Auswanderung. Die Debatte wird geschloffen. Abg. I)r. Bartl, als Referent bedauert, daß in der Debatte kein Mitglied der Kon, Mission gegen die gegen diese erbobcnen Angriffe Verwahrung ei», gelegt habe. Er vertheidigt die Kommission, sowie seinen Bericht. Der entscheidende 8 1 der Vorlage wurde mit 276 gegen 43 St. abgelehnt. 12 Polen und Abg. Ludwig enthielten sich der Abstim mung. Mit Ja stimmten ein Tbcil der Konservativen, drei Ecn- trumsmitglieder, zwei Eisäffer und zwei Nationalliberale. Eine längere Vertagung des Reichstags wird ventilirt; eine Entscheidung etroffen.. Der Kaiser verschob seine Abreise nach Ems D uno wird unterwegs den Prinzen Karl besuchen. Berliner Börse. Die Börse nahm einen matten Verlauf, matt lauteten auck die von den fremden Börsen vorliegenden No- tirungen. Lebhafte Kauflust bestand nur kür Marienburgcr, die l'/e Proc. höber wurden. Sonst lagen Eisenbabnen meist still und die Abstriche überwogen. Banken schwach und schwankend. Berg werke und Industrien fest. Deutsche Fonds unverändert, fremde abgeschwäckt. Lokales und Sächsisches. — lieber die Abreise unseres Königs aus Berlin meldet man noch: Der Abschied war ungemein herzlich. Die Hof-Equi- vagen kamen in folgender Reihenfolge auf dem Bahnhöfe «mg fahren: zuerst der Kaiser mit dem König von Sachsen, im j Wagen Kronprinz Rudolph mit dem Prinzen Wilhelm, im der Kronprinz nnd Prinz Friedrich Karl und im vierten der Herzog von Mecklenburg und dann daS Gefolge. KronvrinzRu- dolpb ft,ig die Uniform des Kaiser Franz Garve-Grenadier-Regi- mentö, der Kaiser und der Kronprinz zu Ehren des Königs Albert die sächsische Generals-Uniform. Der Zug war ein österreichisch« ächsischer kombinirter Hofzug. Nach kurzer Unterhaltung i« Wartesalon verabschiedete s:cb unter Küsten und Umarmungen d« König von Sachsen und nabm im Salonwagen des Kronprinz« Plah. Daraus erfolgte der Abschied deS österreichischen Kronprinzen. Der Kaiser lußte ihn wiederholt. Entblößten Hauptes stieg dann romninz Rudolph zum König Albert ein zur Abfahrt in denWagen ,
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