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- Erscheinungsdatum
- 1881-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188110206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18811020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18811020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-10
- Tag 1881-10-20
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Monat
1881-10
-
Jahr
1881
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» - Ni Ock»*«r1«t ist >r Ueheueugung aekommen lei, daß uns da» Go^alistenaesetz Noth time, die Tribüne soilteß. Nun entstand ein furchtbarer » und »Intge dtt Anwesenden nahmen so drohende Mienen an, „ der anwescnde Polizeikominifsar den Herrn Maurer unter den Schild der Polizei stellen mußte. Al» nun di« Versammlung aus« ei««drr ging - e» waren ca. 3000 Personen anwesend — wurde Herr Maurer fortwährend auf der Straße insultirt, so daß die Gendarmerie rinschritt und den Geängsttgten in da« Gendarmerie- gebäude in Sicherheit bringen muhte. Die Hur» der internationalen Jagd-Ausstellung zu Cleve hat dem Kronprinzen Erzherzog Rudolf von Oesterreich für ' schriftstellerische Thätigkeit die goldene Medaille verliehen. ,ndeh nur zu bedauern, daß Se. K. K. Hoheit absolut nicht» ^ , licke« versaßt hat. So viel un» bekannt, hat derselbe zwei Werke geschrieben: „Fünfzehn Tage auf der Donau und „Adler in Spanien" sowie einige kleinere Abhandlungen, die snmmtltch in da» Gebiet der Ornithologie gehören, wenn auch in ersterein on passant einige jagdliche Erlebnisse beschrieben werden, so dürste die» kaum zur Prä- miirung als Jagdschrisisteller genügen. Außerdem waren auf der Ausstellung niedrere wirklich gediegene sagdliche Werke vorhanden. Wir könne» dem erlauchten Verfasser unter Ansehung seiner hohen Stellung unsere Hochachtung nicht versagen, um so bedauerlicher ist e», daß die Schriften desselben absolut dem Publikum fremd sind, da der Kronprinz bis setzt jede Bitte um Abdruck in den össentlichen Blättern abgewlesen l>at. Ob aber auch dem erlauchten Verfasser mit der Clever Auszeichnung sonderlich gedient ist, und ob cü ilmi angenehm sein wird, daß die von ihm gestiftete Medaille ihm selbst verliehen wurde, steht aus einem anderen Blatte. Tie -Hamburg-Amerikanische Packetsahrt-Micn Gesellschaft hat soeben den Kontrakt über Erbauung eines neuen Dampfers von 4000 TonS für ihre New-Borker Linie mit der Schiffsbau Gesellschaft „Vulkan" in Stettin abgeschlossen. Es wird dies das größte aller bisher in Deutschland erbauten Dampsschisse sein. Oesterreich. In Wien wurde ein Soldat, Franz Nußbaum, der seinen Korporal aus Rache ermordet hatte, hingerichtet. Ai» Freitag war dem Delinquenten verkündet worden, daß der Kaiser nicht Gnade für Recht wolle ergehen lassen, dass die Gerechtigkeit ihren freien Laus haben und daß er in 24 Munden durch den Strang vom Leben zum Tode befördert werden solle. Nusbaum hörte die Verkündigung der llrtbeilsbestätigung mit voller Fassung an. Er nahm zum Nachtmahle Speise und Trank zu sich und ließ sich seine Liebliugssprise „Wnchteln", ein namentlich in Mähren sebr beliebtes Gericht, zuberciten. Nußbaum unterhielt sich über zwei Stunden, bis ungefähr gegen Mitternacht, mit dem il»n zur Beichte und Tröstung zugewiesenen Garnisoupsarrer. Er legte ein oßenes und reumüttngcü Bekenntniß seiner Schuld ab. Gegen Mitternacht begab sich Nusbaum zur Ruhe. Bis deS Morgen« um 5> Uhr lag er anscheinend in Schlaf versunken da, aber das öftere Emporichrecteu und laute Aufschreien deuteten auf die O.nal böser Träume und Gewissensbisse. Um 5, Uhr erhob sich Nusbaum von seinem Lager und beichtete noch einmal. Auf die Frage des Stabs- vrosoßen, ob er noch einen letzten Wunfch erfüllt sehen möchte, er bat sich Nußbaum eine Tasse Kaffee. Noch ein kurzes, stilles Gebet verrichtete der Delinquent in seiner Feile, dann ertönte dumpf das Armensimderglöckchcn von der Kascrnenkapelle. Ter Profoß und V Mann erschienen, nahmen den Delinquenten in die Mitte, und gestützt auf den Arm deS Geistlichen, schritt er in den Kascrnenhos hinaus, bei dessen Betreten ihm zuerst der Galgen entgcgenblickte. Vielleicht 300 Menschen standen, angelockt von dem .Hämmern des Henkers Willenbacher und seiner beiden Knechte, vor dem Hosportnl. In dem Innern des-Hofes war eine Compagnie vom 32. Infanterie- Regiment, dem Nußbaum angehört hatte, und ein Bataillon in Parade Uniform, befehligt von einem Major, ausgestellt. Zwei Adjutanten, Abgesandte deS General-Kommandirenden, erschiene» im Hofe und, sich an den das Bataillon komniandireuden Major wendend, sagte der eine von ihnen: „Melde gcborsamst, -Herr Ma jor, Seine Ercellenz hat befunden, den Delinquenten nicht zu be gnadigen." Das Gesicht mit Todtenblässe bedeckt, aber festen «chrittcs und aufrecht, ließ sich Nußbaum, eine hagere, unansehn liche Erscheinung, zu dem Galgen hinsübren. Der Auditeur verlas mit lauter Stimme das Todcsurtbeil und übergab hierauf den Delinquenten dem Henker. Nußbaum entledigte sich selbst seiner Kleidung und küßte inbrünstig das ibm vom Pfarrer Golz darge reichte Kruzifix. Bis hierher hatte die Standhaftigkeit des Delin quenten gewährt, dann aber verließ sie Um und er drohte vor Angst und Beden zusammenzubrechen. Doch bald ermannte er sich und richtete an Golz in ungarischer Sprache einige Worte, welche der Letztere den Anwesenden deutsch mit lauter Stimme verkündete: ,,Ich bitte das Regiment um Verzeihung wegen der Schande, die ich ihm durch mein Verbrechen zugefügt; meine Kameraden mögen sich an mir ein warnendes Beispiel nehmen und niemals gegen Gesetz und Recht verstoßen. Ich bereue meine That.... Verzeiht." Jetzt begann der Henker sein Werk. Rasch legte er dem von den Henkersknechten cmporgehobencn Verurtl,eilten die Schlinge um den Hals, befestigte den «strick an den Pfahl, gab ein leises Zeichen und in einem Momente zogen die Henkersknechte die Füße Nus baum s mit aller Wucht nach unten, der Henker faßte den Delin quenten an dem Genick und ein und eine halbe Minute später war der Gerechtigkeit Genüge gethan. Der Todeskampf des Iustiiicirte» wirkte auf die Anwesenden so schrecklich, daß ein Infanterist, ein früherer Kamerad Nußhaum's und ein Offizier ohnmächtig zusam- menbracheu. Endlich, nach einer qualvollen Panse, konnte der die Exemtion überwachende Ilr. Swoboda den cingetreteneu Tod kon- statire», Pfarrer Gold trat hervor und richtete an die Anwesenden ui ungarischer Sprache folgende Anrede: „Der Verbrecher bat seine Mint geblitzt. Möge der Allmächtige und Allerbarmer auch seiner armen Seele gnädig sein und sic aufnehinen. Der Soldat niögc aus der traurigen Begebenheit von heute die Lehre ziehen, daß die Vorschriften des Gesetzes ihm vor Augen schweben müssen ^ag und Nacht, daß Pflichtgefühl und Unterordnung unter den Befehl des 'Vorgesetzten die schönsten Tugenden des Soldaten sind." Nachdem Golz seine Anrede beendet hatte, entblößten die Soldaten wie auf ein gegebenes Zeichen ihr Haupt, fielen in die Knie und beteten für das Seelenheil ihres Hingerichteten Kameraden mit leiser «timnie ein Vaterunser. Ausfällig war das Benehmen des Henkers Willenbacher nach der Executiou. ''Nachdem der Leichnam vom Galgen abgeuommeu war. trat Willenbacher zu einigen aus der Richistätte anwesenden Personen mit der fröhlichsten Miene von der Welt heran, und, als ob er soeben irgend ein Freudcnwerk ver richtet batte, sagte er zu denselben: „'Nach gethaner Arbeit schmeckt ein guter Trunk noch'mal so gut." Sprach'S, ging nach einem BZeinresiaiuant in der Nähe und genoß dort, als wenn 'Nichts passtrt wäre, eine Flasche Wein! Frankreich. Ter „Gaulois" verösfentiicht den Brief eines sranzösi scheu L niziers der südalg e r i s ch e n A r »i e e: „In klaret habe ich einem wahrhaft peinlichen und für mich neuen «chani'piei beigewohnt. Wir kamen müde und ermattet an, die Kleider beschmutzt und zerrissen. Wir haben unsere Garnison seit drei Monaten verlassen. Man hatte uns außerhalb Tiarets kam- piren lassen und verboten, vor 4 Mir Abends uns in Tiaret zu zeigen. Gegen 9 Mir lief die ganze .Kompagnie in die Stadt und in die Redoute. Sie stürzte sich in die EabarelS, Garküchen ic. Nach einer Stunde zählte man aus Mit Mann I I3 total betrunkene. Nur Pins hatten die Befehle befolgt. Alle diese Leute wälzte» sich wie Tlnere, die Einen q»f den Trottoirs, die Anderen lagen in den Ehaussccgräbcn. Und nur 4 Uhr solitcn wir in großem Pomp un seren Einzug in die Redoute halten! Etwa 20 trafen zur fest gesetzten Zeit ein, aber in welchem Zustande. Man mußte auf das beabsichtigte DeMiren verzichten. Die Fnbrer, die nicht wußten, was sie Ilm» sollten, flüchteten sich in den Eerelc". Der Brief schließt mit der Bemerkung, daß gegen keinen einzigen dieser Sol daten eine Bestrafung beantragt wurde! Die wegen der zahlreichen Eisenbahn - Unglücküfällc veranstaltete Enquete bat als erstes Resultat die Demission des Herr» Veron-Duvergcr, Gencraldirettor der Eisenbahnen im Bauten- ministcriuni, zur Folge gehabt. Ucber das revolutionäre „En trüstungö"-Meeting in Paris schreibt „Figaro": Seene: Das Orchester mit drei Tischen, auf denen sich eine nngeiienre Kiingei und nur drei Glas Wasser für 10 Redner befinden. Kein Zucker. Der Zucker ist zu philiströs. Hauptdarsteller: Der Bürger E»d>'ü, der mit allen gegen vier Stimmen zum Präsidenten gewählt wird. Die Bürger Grangcr, Tigeon und Franklin als Beisitzer. Zuschauer: Ein Redner wird sogleich versichern, daß sich ihre Zahl auf 4000 beläuft. Nehmen wir 3O00 an. Dekoration des «aales: Zahlreiche rothe Banner oder Oriftammcn, weiche sämmtlich dir Aufschrift: F RInmjui! tragen. Nachdem zunächst einige Störenfriede aus dein Saale ent fernt worden waren, entwickelt« der „Bürger" Eastelnan. indem «r sogleich in mvcklas ros eintrat, »wem die Verantwortlichkeit für dm tunesischen Krieg obliege?' Bezüglich Gambetta's äußerte sich dieser Redner unter Anderem wie folgt: „Wenn ein Land einen früher arme» Bürger auS der Menge emporsteigcn sah, der nach zehn Jahren die Taschen voll Gold und so viel Fett angesetzt hat, daß er allen ebareutiors davon verkaufen könnte, dann find Ver sammlungen, wie die heutige dringend geboten." Selbstverständlich riek diese Stylblüthe den stürmischsten Applaus der Zuhörer hervor. ,Man verhaftet", fuhr der Redner fort, „in den Straßen alle Tage Straßcnrüuber, in finanzieller Beziehung nennt man die letzten ein «»ndllat. 'Nachdem nun diese Briganten zu niedrigem Kourse tunesische Aktie» gekauft haben, hatten sie die fllr sie vortheilhaste Idee, dieselben wieder steigeil zu lasten. Aber cs handelt sich nicht um Worte, sondern um Thatsachen." Der Redner theilte dann alle die von der ultraradikalen Presse seit geraumer Zelt veröffent lichten Belüge mit, um die Schuld Gambctta's zu erhärten. Als „Bürger" Eastelnan seinen Vortrag beendet hatte, meldete sich ein Herr Catcllc zum Worte, um dem Vorredner zu antworte». Von Anfang an stürmisch unterbrochen gab er der Ucberzeugung Aus druck, daß sich im Saale zahlreiche „Bürger" befänden, die seine Ansicht theilte». Er beschwört dieselben, zinn Zeichen der Zustim mung die Hände zu erheben. Allgemeiner Holm war die Antwort. Als er sich dann auf das Beispiel Englands berics, wo man auch die entgegengesetzten Ansichten gelten lasse, und seinen Zuhörern znrief, vaß cs ihnen sehr schwer fallen würde, sich an die Sitten der Freiheit zu gewöhnen — athmete er sniis Äinnten später ans der Straße die reine Lust der Freiheit. Der Bürger Diprou for- mulirte demnächst die der Versammlung vorgelegte Resolution, die solgendermaßen lautete: 1) Die Proklamirung des Rechtes der In surrektion kür den Fall» daß die Kammer nach ihrer Einbcrufling nicht die Versetzung des Ministeriums in den Anklagezustaiid be schließen sollte; 2) die Stellung Gambetta's und der Minister außerhalb deS Gesetzes, wie man dies im Jahre 180l gegenüber Bonapnrie und seinen Parteigängern gethan hat; 31 die lleber- tragnng der nothivendigen Machtbefugnisse an den Vorstand des 'Meetings behusü Durchführung der für nothwendig erachteten Maß regel». Allgemeiner Beifall und die Rufe „.4 inort, Oamlwtta! Vivc, In 6»i»mii»n!" erdröhnten nach der Verlesung dieser Reso lution, durch welche Gambetta und die Minister für vogelfrei er- ttärt werben. Die nioeo >io rösji-lanev solttc jedoch erst in einer Rede der berüchtigten Petroleuse Louise Michel folgen. Wieder ihre Gewohnheit ganz in Schwarz gekleidet und ihre Arme wie eine Prophetin ausstrcckcnd, trat dieselbe auf die Estrade und be gann in feierlichem Tone: „Ich begrüße das Volk, welches die be trügerischen Beamten, die Mörder und Verrüthcr, die Diebe, welche ans der Grundlage von Verbreche» Wucher treiben, in Anklagezu- stnnd versetzt. Wenn Gambetta sich noch nicht im Bagno be findet ..." — Hier rief eine Stimme: „Er ivird hinkoinmen!" Dieser Ausruf gab zu einer neuen, stürmischen Scene Anlaß, man vernalnn nur die Worte: „Nein, nein! Sein Tod ist nothwendig! Vivo l.ouiso Vlioln l! Vivo In Itt voliilion »oeialo!" Endlich ge langte die Rednerin wieder zum Worte. Sie erinnerte an die Drohung Gamhetta's, seine Gegner in ihren Schlupfwinkeln auf- zusnchen und forderte ihn aus, von seinem Gallifet und seinen Sbirren gefolgt, nach Bellcville zu kommen, da „der Löwe Volk dann das Vergnügen haben würde, in seiner Höhle diese Schlange zu vernichten. „Für einen gctödtetcn Sohn des Volkes", schloß Louise Blichet „werden zehn sich erheben. Auch der tunesische Krieg soll unS dienen. Er ist der Blutbach, welcher den Strom über stießen läßt. Was Euch betrifft, so ergreift nicht das Gewehr, son dern begnügt Euch damit, Schaufel und Besen zu nehmen. Die Soldaten sind ans unserer Seite. Der Elende hatte dies nicht vor- hergesehcn. Wenn Eure Söhne aus Tunesien zurüclkehren, wird Gallifet, seinen großen, noch von dem Blute des Jahres 1871 gc- röthcten Säbel schwingend, sie iminerhin auffordern können, aus uns anzulcgeii, sic werden ihn zum Ziele nehmen . . . Wenn aber unsere Fahne uns allzusehr an das in Tunesien vergossene Blut erinnert, io werden wir sie ändern. Wir werden die schwarze Fahne aufpslanzen, das Banner unserer Trauer, unserer verrathcncn Hoffnungen!" Nach dieser Brandrede konnte die einstimmige An nahme der vorgeschlagcncn Resolution nicht zweifelhaft sein und die Versammlung trennte sich mit dem Rufe: „Vive Oiiiiso! F inort tlamdetta'.' Rußland. In der Nacht aus den 3. d. ist in der russischen Gouverncinentsstadt Tula bei einem reichen Kaufmann das Kassen- gewölbe erbrochen und eine Summe von 120,000 Rubel, Äril- lnntschmuck und kostbare Pelze entwendet worden. Die Diebe waren über den Zaun in den Garten gedrungen, batten zwei Hunde ver giftet und dann mit einer Brechstange das eiserne Gitter erbrochen. England. Arttzur O'Eonnor, Ilnterhansmitglied, hat die Leitung der irischen, nach England verlegten Land-Liga übernom men, doch ivird derselbe wobl in den nächsten Tagen das Schicksal Pnrncll'ü theilen. Bisher scheint er nur durch einen Zufall der Verhaftung entgangen. Während die DctektivcS in seinem Hotel Nachfrage hielten, befand sich O'Eonnor auf einem Besuch bei Parncll im Kilmainhamgefnngniß. Obwohl die Erregung der Gc- »iüther in Irland und in den irischen Quartieren Englands noch in der Zunahme begriffen ist, so hegt die Regierung doch die Zu versicht, daß cs zu einem organisirten Maffenaufstandc nicht kom men und ihr somit der „Bürgerkrieg" erspart bleiben werde. Len Führern der bisherigen Bewegung, zumal Parnell, kommt ihre Berbastung sehr gelegen, sie sind durch die Intervention der Regie rung einer unerträglichen Situation entrückt worden. Sic standen unter dem Druck ihrer amerikanischen Landsleute, welche mit der Entziehung der Agitationsgcldcr drohen, sobald die Land-Liga die Lanvaktc als ein Mittel zur Beruhigung der Gemüthcr gelten lassen würde. Parnell und Genossen können sich aber der Ucbcr- zcngnng nicht erwehren, daß die Bestimmungen des Gladstonc'schcn Landge,etzeS eine thatsächlich erhebliche Besserung der Lage der Pächter und Landbevölkerung zur Folge haben werden. ,zzat doch Parnell die 'Vorlage anfangs selbst als einen ehrenvollen und rnhmwürdigcn Versuch, den Beschwerden der Irländer gerecht zu werden, begrüßt; erst die amerikanischen Drohungen haben sie wieder in die alte Stellung des Kampfs bis aufs Messer zurückgcdrängt. Die Ameri kaner batten die Loüreißung Irlands von England und die Be gründung einer irischen Republik gegenwärtig für durchführbar und wollen daher ihre Landsleute daheim nicht zur Ruhe kommen taffen. Parnell hat gebeten, man »löge ibn mit Tischlerarbeit beschäftigen, da er seit seiner Jugend zur Tischlerei 'Neigung gehabt. Tic 'Nach richt, daß Gladstone, sowie mehrere andere Minister in Folge der Verhaftung der irischen Agitatoren Drohbriefe erhalten hätten und datier die Amtswohnungen derselben polizeilich bewacht wurden, ivird als erfunden bezeichnet. In bemerkcnowcrther Bitterkeit hebt die lwchkonscrvative „St. James Gazette" aus Anlaß dieser Nach richt hervor, daß es keinem Irländer in den Sinn kommen könnte, Herrn Gladstone oder einen seiner Kollege» zu ermorden, denn Niemand habe soviel für Irland gethan, als die gegenwärtigen Minister. „In Wahrheit," schreibt „ist. James Gazette" — „wenn gegen den Premierminister ein Mord verübt werden soll, so sollte er ehe» durch einen englischen, als durch einen irischen Patrioten anügcführt werden. Denn er hat England unendliches Unheil zu- gcsügt; er hat es nicht nur entehrt und betrogen, sondern er hat seine Zukunft thatsächlich derart aufs Spiel gesetzt, als ob er das dümmste und bösartigste Geschöpf gewesen, welches je über ein freies Land geherrscht bat". In Dublin wurde eine Proklamation veröffentlicht, in welcher alle tonalen und friedlichen Bürger ausgefordert werden, bis zinn Erlaß einer neuen Ordre nach Sonneii-Unleigang zu Hause zu bleiben; wenn sie ihre Wohnungen verließen, würde» sie cs auf ihre eigene Gefahr tbun. Trotzdem haben am Dienstag neue Ruhe störungen stntlgefnnden. Der Pöbel zertrümmerte Laternen und Schaufenster und beraubte Läden. Der Schaden ivird auf 2000 s Pfd. Sterl. veranschlagt. Die Polizei zerstreute schließlich die Ruhe störer. Das Schloß Hawardcn, wo der Premier Gladstone wobnt, solche» ln den Annalen der Geschichte nicht mehr vorfindet. Wie in jeder Stadt des Orient», so trieben sich nämlich auch bi» jetzt in den Straßen Kairos, zumal in den arabischen Quartieren. Hun- derte von heimathlosen Lunden herum, welche den Verkehr unge mein erschwerten. Da aber die Gläubigen diese Thiere beschützten, so wagte man es nicht, dieselben zu entfernen. Erst jetzt hat sich die Polizei Kairos zu einer kühnen Thal aufgerafft und ließ in den ersten drei Tagen der vergangenen Woche alle diese hnrenlose Hunde einfangen und todten. Amerika. In Philadelphia brach in der Nacht zum 14. d. in Landenbergcrs Spinnerei ein Brand au», wobei vielen in der Fabrik beschäftigten Personen durch die Flammen der Ausweg versperrt ward, so daß sie aus den Fenstern springen mußten. Mehrere kamen dabei um ihr Leben, Andere erlitten schwere Ver letzungen, Einige sind verbrannt oder erstickt. Man schätzt die Zahl der verlorenen Ntenschenlrben auf 20. Ae»Meto«. -s In der heutigen Oberon- Aufführung (Allst. Hoftheater) wird die Partie des Scherasmin, wie es recht und nöthig ist, wie der von einem Ban,ton gesungen. Herr Gutschbach führt ViePartie nnS und damit entfällt der seitherige Einwand gegen den Mangel eines Baffes in den Quartett- und Duettsätzen C. M. v. Weber'» im Oberon. P Im vorgestrigen „Lokenarin" de« Hofthsater», mit Herrn Gndrbui als prächtigem Titelhelden und Frl. Malten als unver gleichlich poetischer Elsa, versuchte sich Herr Buih zum ersten Male nach seiner Krankheit in der kleinen Rolle des Heerrufers und sofort stellte sich seine beste Disposition heraus, die nun demnächst in einer umfänglicheren Partie die alte Freude an dm herrlichen Mitteln deS Künstlers erzielen dürste. Was das Repertoir der nächsten Tage bringen wird, scheint recht unbestimmt. Vorläufig soll „Troubadour" Sonnabend nicht, sonder» die „Hugenotten, Sonntag „Armida" oder „Test" gegeben werden. Man beachte also die Tageszcttel. ! Res iden; thcater. Das Volksstück Ilr. Hugo Müller's: „Gewonnene Herzen" gewann bei seiner Neubclcbung vorgestern Abend wiederum die -Herzen des Publikums, wenn auch nicht in demselben Maße, wie zu der Zeit, als es neu war und seine Hand lung nnmittelbar in die hochgebende patriotische Stimmung Hinein klang, die der deutsch-französische Krieg in allen Herzen entzündet batte. Der Grundgedanke, daß die vor dem Kriege unter deutschen Völkerschaften — hier Bayern und Preußen — bestandene Miß stimmung durch die gemeinsamen Heldenthatcn vor dem gemeinsamen Feind in gegenseitige Achtung, Liebe und ehrliche Verbrüderung ge führt ward, ist gewiß ein schöner und vr. Müller hat ihn in zwar sehr genrehatter und vielleicht etwas zu rührseliger Schilde rung ansprechend durchgesührt und dabei auch rin gutes Stück seiner Immoristischeir Stimmung mit einfließen taffen. Da nun auch die Darstellung in der Hauptsache gut war, so konnte auch jetzt noch das freilich speziell für die ersten Siebenziger Jahre geschriebene Stück nicht ohne Wirkung bleiben. Daß Herr Direktor Karl in der Darstellung alter oberbayrischer Starrköpfe vorzüglich lebenstren ist, zeigte sich auck wieder in der Rolle des Schmied-Hansel, ebenso wirkten Frl. Bendel, Hr. Schwarz und Hr. Einicke — namentlich aber Hr. Schwarz — sowie das komische Paar: Frl. Hänscl und Hr. Wilhclmi trefflich für das Gelingen des spannciide und fesselnde Momente bietenden Stückes. -s- Eduard v. Bauernfeld, dessen Lustspiel „Aus der Ge sellschaft" gestern hier neueinstudirt anstand und der im Januar seinen 80. Geburtstag feiern soll, ist in Wien nicht unbedenklich erkrankt. Von seinem Sommcraufenthalte in Gmunden gesund zn- rückgekebrt, batte er sich dieser Tage eine gastrische Affektion zngc- zogen. Er hütete einige Tage das Bett, verließ cs jedoch letzten Sonnabend wieder, bis ibn gestern ein erneuter Schüttelfrost aber mals aus das Krankenlager zwang. Sein Zustand giebt leider zu ernsten Besorgnissen Anlaß. -h Die Frankfurter Preisoper „DaS Kätkchen von Heil bronn" von C. Reinthalcr in Bremen geht am 30. Oktober im neuen Ovrrnbause zu Frankfurt in Scene. Soeben ist (Leipzig, Kistner) der Klavierauszug des Werkes erschienen. Ein flüchtiger Einblick ergiebt, daß der musikalisch ganz wundersam ausgiebige Tcrt kehr talentvoll, klar, herzlich und geschickt komponirt in »nd das Repertoir mit diesem deutschen Opcrnwcrk endlich einmal wie der eine Bereicherung erfahren wird. ch Hamburg, 18. Oct. Daß der von Leipzig s. Z. hierher übersiedelte ausgezeichnete Kapellmeister Sucher unseres Stadt- theaterS sich so plötzlich als ein genial veranlagter Komponist ent puppen sollte, hat manche Ver- und Bewunderung erregt. Die von ibm koiiiponirte Fest-Hymne, welche als Ovation des Stadt- tbcaters einen künstlerischen Glanzpunkt der Feier des Maurice- Jubiläums bildete, ist am Vorabend des OOjäbrigen Geburtstages des deutschen Kronprinzen im Stadtthcater selbst, bei festlich be leuchtetem Hause, von dem gelammten Solo-, Cbor- und Orchester- Personal ausgcführt worden und hat auch an dieser Stätte einen gewaltigen Eindruck gemacht. Der herrlichen Komvosition war ein neuer, der Feier des Tages entsprechender^Tert unterlegt, der von Adolph Philipp verfaßt war. Frau Sucher gab den Part der Borussia, Frau Kögel den der Germania, Herr Winkelmann den Avoll. Ter Hymne voran ging eine echt deutsche Over'- Krenber's „Nachtlager zu Granada", »nt Ilr. Krauß als Jäger und Frau Brandt-Görtz als Gabriele. Cs war eine sehr würdige und erfolg reiche Vorstellung, die der Dircction Pollini wieder zur Eine ge reicht. — Das R e d iv i tz'sche edle und wirksame bürgerliche Drama „Schloß Monbonhenr" hat auch bei den Wiederholungen am biestgen und Altonaer Stadtthenter den lebbasiesien Beifall des stets in reicher Zabl versammelten Publikums gesunden. — Im Laufe der nächsten Woche bringt das Stadttheatcr das Wildcn- brnch'schc Drama „Die Karolinger", am 1.November die dra- niatisck-pbantastiscke Oper „B e r a" von dem ivoblbekannten Mnsik- schriftstcllcr Martin Roedcr, der bereits liier cingeiroffcn ist. h Shakcspcarc'ö „Sturm" ist im Berliner Vicloria- thcater als melodramatisches Ausstattungsstück mit Tanzeinlagen und zwar in einer Bearbeitung von Fcdor Webl l!) in Seene gegangen. Das reizende, tiefsinnige Zanbcrmnrchcn nabm sich in seinem über triebenen äußeren Aufputz nicht vortbeilbast ans; die bcrrliche Dichtung batte eigentlich nur Librettodicnstr zu verrichten und machte in dieser dienenden Stellung einen nicht erbebenden Ein druck, Die Musik von Mar Seyfriz reicht über die landläufige Schablone nicht hinaus und vermag die phantastische Stimmung, welche über dem wunderlichen Werke Shakcspeare's jchwebt, auch nicht annälicrnd wicdcrzugebcn. Ter Erfolg ist auf die Leistungen einzelner Schauspieler, auf die Balleleinlagen und auf die Wirkungen der Dekorationen zurückzuführen. v Ein sinniges Erimiernngsblatt für die viele» Verehrer von Ni a r » K rebs bat die Lichtdrnckanstalt von Hosfmaiin bier ge legentlich des tausendsten öffentlichen Ansiretens der vielgeseicrten Künstlerin soeben in den Knnstknndel gemacht. Das Blatt zeigt die kindliche Photograpliic zur Zeit ibres ersten Auftretens und daneben die jetzige, sprechend ätmliche Pbotograpbie der Künstlerin. Auf dem Kindcrgcstcht liegt bereits der feiiigeistige Zug, der jetzt den anmuthigen Zügen einen träninerischen Ernst verleiht. -h Das R eick, s - K urük u ch, bearl'eitet im Knrühurean des Reichspostamts, 1881, Ausgabe 'Nr, 7, Winter-Fahrdienst 1881 82, October - November «Berlin, Julius Springer!, Preis 2 Mark, ist soeben erschienen. Tie Pünktlichkeit, mit der dieses bewährte Kurs buch wieder auf dem Platze ist, ist umsomehr anznerkennen, als die großen 'Veränderungen, weiche am 10. October ans allen Babnlinien cintretcn und die zu einem nicht geringen Tbeiie erst in den aller letzten Tagen genau sest.n'sieltt werden, die rechtzeitige Herstellung ungemein erschwere». Die Reichspostvenvalttmg hal es sich ange legen sein lassen, auch mit dieser Ausgabe einige Ncnernngen ein- zufützre», um das Kursbuch immer niciir zu venwilkoinmnen und für den Gebrauch so bequem nls möglich zu gestalten. ist unter permanenten Schutz der Polizei gestellt. Die Landliga ^ WM,,üaMnna^ ^ '"'Ich ^inöchic^kaust»"/Revolver''"- bat ein von Parnell, Davitt, Breuna». Dillo». Scxton und Egan! a^^.nwiinä,, Sie ' Na.nn Ä N„ Aen u» unterzeichnetes Manifest an das irische Volk gerichtet. Dann heißt ^ Lob. „Nn. emen v» es, die Regierung sei zum Terrorismus gcschntten, um die LaHdbiii! ^ den Pächter» nuszudrängen. Infolge der Einspernnig der Fülirer und hauptsächlichsten Beamten der Liga sei letztere gezwungen, ihre Absicht, die Land-Acte zu erprobe», anfzugebcn, und crtbeile den Pächtern den Ratb, keinen Pacht zu zahlen, bis die Regierung ihren Terrorismus aufgegebcn und die konstitutionellen Rechte des Volkes wiedcrhcrgesteUt haben würde. Egtzpte». Die Stadt Kairo bat Anfangs der vergangenen Woche cm Blutbad in ihren Straßen gelehrn, wie stch^ ein' Hr. 7. Unn« «„«<„>»« »»r, Ku8li8(!lw, Isrrui2ü8i8c.1w unä Deutselio L^oserrrkv! ^>eue8t« «ler t)vt!vdtv8tHU
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