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Nr. 78. »6»,Int «,,,«« tt«, 7 Uhr i» der »»vedltt,» v!ai>r»I,rahe IS. «don- »rmenl»»re>« »lerleljälir» N<I> 2 MnrkSN PIge, durch hi« Po» 2 Mar» 1» PIgr. klnjel.Nummern IVPIg«. »usio»e 33000 ikkdl. tzllr dir Rilrlgade eln-e« landtrr Munulcripie «oilil sich dir Rrdacli« nicht verbindlich. jsnsrratrn-Amialime au», wärt« <saas«n»«in und voaierm Hamburg. Ber lin. Mir», SnpM. Buirl, ssraiilluri a. M., — Mud.ivtosie in Berlin, Lririia. Wie». Hamburg. Kranksurl a M.. Miin- chen — r>>»d« » «o. ln ftranlnul a. M. — Ar. Äoia« m Llienmid — tlara», l.»ütt>-, »uliler ät 0o. in Pari«. Dienstag, IS. März: Tageblatt fürWlitik.Nnterhallung, Geschäftsverkehr., Börsenbericht lind Kreiudcnlilte. Druck und Eigenthum der Herausgeber: icktpsch k Rrichllldt in Dresden. Verantw.Nedacteur: l^kinrichNohlcnK in Dresden. 5ir>>erote werden Marien» Cirake IS d>»«d.k Uhr angenommen. Eonnlag« »ii Mittag» »S Ubr. In Neustadl: große aioller- gasie L di» Nachm. < Ubr. — Der Raum emrr ein» halligen Peittjeile ko»«e IL Psae. Eingesandt dt» Zeile Sü Psge. Sine Garantie siir da» «ächftlägige Sricheinrn der Jnieralc wird nicht gegeben. Nuchväriige «nnoncen- iluilräge von un» nnve» kannien Zirmen und Per sonell lnierlren wir nur gegen Präiinmcraudo- Zablung durch Briei- marlen oder Posieinjab» lung. Acht «üben »olle» 15 Pige. Inserate für die Montag» > Nummer »der nach etilem sseittage die Peiitecilc 20 Psge. XXM. Jahrgang. Mitrcdatteur: !)r. iri«-»^^. Für bas Feuilleton: >1»Biuir»»i>. Dresden, 1878. Politisches. Heber den Schwerlranken, den Congrefi, täglich ein Bulletin für die Leser zusammenzustellen, ist eine mißlichere Aufgabe als sich mancher Hosarzt träumen laßt. Heute hört man einerseits von einem „Vorcongresse", welcher die Schwierigkeiten beseitigen soll, ^ die dem Zusammentritte des wirklichen Kongresses entgegenstehen, j In entgegengesetzter Richtung bewegt sich eine Nachricht, die die: Lösung der Lrieatsrage auf dem Wege der völligen Beseitigung der ^ Osmancnherrschaft in Europa in Aussicht stellt. Also Theilung der > Türkei, welcher Handlung wohl zunächst die Beseitigung des neu backenen Friedens von San Stefano voranzugehcn hätte. Der Sultan ließe sich das natürlich nicht ruhig gefallen, man würde aber, wenn Europa sich über ein Thcilungsprogramm verständigt hätte, mit dem Nachfolger des Propheten wohl wenig Federlesens machen. So widersprechend ist Alles, was man über die nächste Zukunft Europas vernimmt. Man bezeichnet auf der einen Seite bereits die Mitglieder des Lorcongresses und rüstet auf der anderen ernstlich. Rußland trifft Vorbereitungen, um den Landsturm ein- znberufen, und England, um eine stattliche Landmacht auf die Beine zu bringen. Dunkler wie jemals ist das Schicksal der nächsten Wochen. Von höchstem Einfluß auf das Vorgehen Englands ist die Haltung, welche die Millionen seiner muhamedanischcn Unterthanen in Ostindien einnehmen. Derselben hat sich eine dumpfe Währung bemächtigt. Der Sturz dcS Sultans in Europa erfüllt seine Glau bensgenossen in Asien mit Schmerz und Ingrimm. Die Eingebo renen Indiens beschuldigen die englische Regierung, den trübseligen Ausgang des Krieges verschuldet zu haben. Die Sprache der muha- medanischen Journale Ostindiens ist so aufreizender Natur gewor den, daß sich das Gouvernement zu dem für das freie England un erhörten Schritte bewogen fand, die Preßfreiheit aufzuheben und die Eensur einzufuhren. Es ist wahr, die meisten Artikel der heimischen indischen Presse waren für die gedankenlose Masse berechnet, der man die englische Regierung als eine schwache erscheinen läßt, und bas will dort etwas sagen, denn der Hindu wie Muhamedaner schlußfolgert dann weiter, daß man einer schwachen Regierung nicht zu gehorchen brauche. Soll nicht in Ostindien ein neuer Aufstand ausflammen, so muß die Opposition mundtodt gemacht werden, schnell, unerbittlich, von Grund aus und vollständig, so daß diese Maßregel den orientalischen Gcmüthcrn als ein Gebot des Schick sals erscheint. So zieht der russische Krieg nicht blos Gesammt- Europa, sondern einen zweiten Welttheil in beträchtlichem Umfange in seine Strudel. Der Demokrat Cairoli hat Mühe, ein einheitliches Ministerium in Italien zusammenzubringen. Seltsamer Weise machen ihm aber nicht die Conservativen Schwierigkeiten, sondern seine früheren Ge- sinnungö- und Kampfgenossen, die Garibaldianer und die noch weiter links stehenden Socialdemokraten. Eairoli hatte jüngst noch die Er werbung Trients, Triests und Istriens für Italien verlangt; jetzt hat der alte, mitunter recht schwach werdende Garibaldi einen Brief an seinen Waffenbruder Eairoii geschrieben, worin er ihn an das alte Versprechen, „die unter der Fremdherrschaft schmachtenden Brüder zu befreien", erinnert. Ferner wurde in Rom ein Verein zur Befreiung der von Oesterreich noch „unterjochten" italienischen Brüder gegründet. Warum gründen die Italiener nicht Vereine zur Wiedererwerbung des an Frankreich abgetretenen Savoyen und der Grafschaft Nizza, sowie zur Losreißung des Tessins von der Schweiz? Die Italiener sollten froh sein, wenn sie behalten, was sie durch die Thaten Anderer geschenkt bekommen, während sic selbst zu Wasser und Land schmachvolle Niederlagen erlitten. Durch den abgeschmackten Brief Garibaldi's kommt nun Eairoli in die Klemme, seine Vergangenheit zu verleugnen oder auf Eintritt in die Regierung zu verzichten. Der amerikanische Eongreß hat jüngst einen bcachtcnswerthcn Beschluß gefaßt. Bisher bezogen die amerikanischen Gesandten in London, Paris, Berlin und Petersburg 17.000 Dollars Gehalt; man setzte denselben aber jüngst in Llnbetracht der schlechten Zeiten auf 15,000 herab. Das sind 60,000 Mark. Unser deutscher Reichstag hat in bcmerkenswerthem Gegensätze zu dieser verstän digen Ersparnißmaßregcl das Gehalt des deutschen Botschafters in London, der bereits jetzt 150,000 Mark bezieht, neben freier Woh nung in einem prächtigen Hotel, auf 180,000 Mark erhöht. Die Frage ist erlaubt, ob die amerikanischen Gesandten nicht bei beschei denerem Auftreten die Interessen ihres Vaterlandes ebenso nach drücklich und würdevoll vertreten, als unsere Botschafter mit ihren enormen Gehalten. Der Etat des auswärtigen Amtes verschlingt überhaupt die Niesensumme von über 5*/z Millionen Mark. Ob sich die Leistungen der deutschen Diplomatie auf der Höhe der auf sie verwendeten Mittel halten, darüber macht sich der Steuerzahler seine absonderlichen Gedanken. Ersparnisse und Ermäßigungen in den Ausgaben für die Diplomatie erscheinen bei den jetzigen schlech ten Einnahmen sehr nothwendig, und hoffentlich streicht in der dritten Lesung der Reichstag mindestens die 30,000 Mark Zulage für den deutschen Botschafter in London, da Graf Münster auch mit 150,000 Mark erfolgreich „für den Frieden wirken kann". Freundlicher muthet uns der gemeinsame Beschluß beider Häuser oeS preußischen Landtags an, daß künftig die Richter in einer Amtstracht (Robe) ihre Amtshandlungen vorzunehmen haben. Die ser Beschluß wird auch für Sachsen rückwirkende Kraft haben, denn bei der sonstigen Einheit in der deutschen Rechtspflege wäre es seltsam, wenn vom nächsten Jahre ab die Richter in Halle und Görlitz in einer Amts-Robe, die Richter in Leipzig und Bautzen im Fracke, dem Galakleide des Kellners, Recht sprächen. Der Frack ist nicht das würdigste Gewand eines Richters. Noch weniger wäre es die auch in Vorschlag gekommene Uniform, dieses Zeichen dcS Gehorsams. Der Richter hat nicht Gehorsam zu bekunden, sondern ohne Men schenfurcht der NechtSüberzeugung seines Gewissens Ausdruck zu verleihen. In feierlicher Amtötracht wird — so ungewohnt unseren Augen zunächst das Schauspiel sein wird — der Respekt vor dem Richter und der in ihm verkörperten Majestät des Gesetzes sich un Publikum erhöhen, der Richter wird mehr auf seine äußere Erschei-' nung achten lernen, was bei dem Schwalbenschwanz weniger der Fall ist. Wenn der Richter seinen Ouadrillenschwcnker in Bällen und Gesellschaften nicht entbehren kann, so rhut er künftig mit dein An-i legen einer feierlichen Amtstracht zugleich auch die Gedanken an Concert- oder Ballsaal oder Whisttisch ab und wird äußerlich schoni auf den Ernst seines Berufes hingewiesen. Auch die evangelischen Geistlichen tragen eine Amtstracht und ein Prediger im Fracke würde auf einer Kanzel oder am offenen Grabe wohl nicht die beste Nolle spielen. Die Amtstracht der Richter ist in Frankreich, England und am Rheine eingcführt. Es ist leicht zu sagen und auch wahr, daß es mehr auf ein gutes Urthcil als auf ein feierliches Gewand ankommt, aber wer wüßte nicht, welche Bedeutung den Aeußerlichleitcn inncwohnt? Dem Finanzminister Camphausen wird von seiner eignen, ihm bisher durch Dick und Dünn folgenden natwnalliberalcn Presse das Sterbeglöckchen geläutet. Er läßt sich selbst durch den »vinkendcn Schwarzen Adler »ich t aufhaltcn. Eine Würdigung der Leistungen Eamphausens in seiner nahezu neunjährigen Ministerthätigleit sei Vorbehalten. Sein wahrscheinlicher Nachfolger ist der wirkliche Geheime Obcr-RegierungSrath Burghardt; sein Titel läßt schon ahnen, daß man es mit einem straffen preußischen Bureaukraten zu thun hat. Mit Vertrauen hingegen würde man der Bestellung des Grafen Otto Stollberg-Wernigerove zum Vicekanzler des Reiches entgegensetzen. Nicht daß er streng orthodox gesinnt ist und z. B. im Herrenhause gegen Einführung der Civilche stimmte, bewirkt diese günstige Meinung die ihm vorangcht, sondern die Wahrnehmung daß man cs mit einem wirklich unabhängigen Manne zu thun hat, der sich vor „Friktionen" nicht scheut, sondern nach Ueberzeugung handelt. Graf Otto Stollberg ist ein Cavalicr, ein Aristokrat in des Wortes bestem Sinne, ein Mann von großen Fähigkeiten und überragt Politiker vom Schlage Bennigsens oder gar Lasker'S wie der Brocken den sandigen Kreuzberg bei Berlin. Neneste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." . Berlin, 18. März. Der „Nationalzeitung" wird in Bestä tigung der gestrigen Meldung über die Anzeige des Papstes von dessen Besteigung des päpstlichen Stuhles an den Kaiser Wilhelm aus München gemeldet, daß die Zustellung des betreffenden Schrei bens durch die baixischc Negierung erfolgt sei. — Nach dem Ein treffen der offiziellen Mittheilung des FricdcnsdokumentcS in den einzelnen Hauptstädten wird die Einladung zum Kongreß an die zur Theilnahme an demselben berufenen Negierungen ergehen können und derselbe voraussichtlich am 2. April hier zusammcn- trctcn. Wien, 18. März. Die österreichische Delegation genehmigte die Indemnität für das 2. Quartal und nahm den vom Kriegs minister verlangten Vcrpflegungsvorschuß von 557,000 Gulden an. Konstantinopcl, 17. März. Die russischen Truppen haben den Fluß zwischen Makrikoi lind San Stefano überschritten und drei Ortschaften bei Makrikoi besetzt. Andere russische Truppen- theile sind in Domanvdcrc in der Nähe vonBujuldere angekommcn, wo die Jacht „Zar", der „ErMl" und zwei Torpedosahrzeugc ankern. Einer Besetzung Bujukderes durch russische Truppen soll die türkische Negierung bis jetzt nicht zugestimmt haben. — Der englische Konsul in Adrianopcl, Blunt, ist heute hier angekommen, da die Russen in Anbetracht der dermaligcn Verhältnisse es ablehncn, das Konsularkorps in Adrianopel und Philippopcl anzucrkcnnen. vorale» and Sächsisches. — Dem Advokat Carl Moritz Ludwig Zieger in BlichoiS- werda ist daö Ritterkreuz l.CIassc des Albreckstvordeno verliehen worden. — Se. K. H. Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, hat die königl. preußischen und sächsischen Hoflieferanten Herren »August Fcldvcim Söhne In Mainz auch zu seinen Hoflieferanten crnaimt. Kurz nach Ilcvcrnadme der bischöfliche» Würde bat der Bischof Acrnert beim heiligen Stuhle In Rom die Milderung der Fastcnordnung, wie solche in hiesigen Lanken gilt, bean tragt. Infolge der Krankheit deö Papstes Piuo IX. verzögerte sich die Entscheidung über diese Frage; neuerdings aber hat der Papst Leo XIII. daö Ersuchen dcö hiesigen Bischoitz gnehmigt und am vorigen Sonntage wurde iin Anschluß an den alljährlichen Hirtenbrief von der Kanzel der katholischen Hoskirchc die neue, für die katholischen Glaubensgenossen im Königreiche Lachsen gel tende Fastcuortuung verlesen. — In diesem Jahre können auö dem goldnen Stipendien- fond sechs Stipendien an Stuvircnde der Universität Leipzig, sächsischer Staatsangehörigkeit, verliehen werden. Bewerbungen sind bis 30. April d. I. an das Ministerium des kgl. Hauses elnzureichc». — Die II. Plenarsitzung des LandeSkulturratbeö eröffnetc geiiern früh Herr Obcrschenk h. Mctzsch als Vorsitzender, weicher zunächst die Tagesordnung mittleittc, ferner einen Ucbcr- blick der Thätigkeit dev LandeskulturratbcS im vcrslcsscnen Jahre gab. Bon einer Kooptation an die Stelle der auögcschietenc» Herren Seiler, Otto und v. Mangoldt wurde mit Rücksicht aui die bevorstehende Neuwahl abgesehen, lieber die Errichtung einer laudwirthscbaitllchen Maschinen-Prülungsitation erstattete Rea.-Rath vr. Hartlg Bericht. Diese Prüsungöstatlon soll In Verbindung mit dem landwirtbichaitllchen Institute der Universität Leipzig errichtet werden und Organ dcSLandeökuttucrathcö sein. Elu Antrag auf Errichtung einer besonderen Professur für landwltth« schaitllcbe Maschinenkunde an der Universität ianc namentlich bei den Herren, welche zugleich Mitglieder der Ständeversammlung sind; v. Schönberg-Bornitz, Ubiemann, Rickstcr-Tharandt und Bicepräsldent v. Oehlschlägel, so wenig Anklang, daß derselbe schließlich zurückgezogen wurde, nachdem Neg.-Rath vr. Hartlg erklärt hatte, die Erlaubnitz seiner Vorgesetzten Behörde voraus gesetzt. als technisches Mitglied der Prüfungskommission dienen zu wollen. Daö vorgelegte Statut fand mit einigen durch Vor- stebcnbkü bedingten Abänderungen Annahme. Die Veröffent lichung dcr Resultate von Maschlnenprüsungen, welche gclegcnt- l.ch der landwiribickalllichen Ausstellung in Döbeln vorgcnommcn wurden, übertrug die Versammlung gleichfalls Herrn vr. Hartig. Aui eine Anfrage, ob die Koite» dieser Veröffentlichung nicht von den Ucberichüssc» der landwirkbick ältlichen Ausstellung zu Döbeln bestritten werten könnten, erklärte Herr Dir. Mchncrl, daß sich jene llebcrichüsse noch gar nicht beziffern ließen, weil mit Rück» licht cbichweöcndor Differenzen über einige Forderungen die Rech nung noch nicht dcfiniliv habe abgeschlossen werten können. Ferner wurde das Ministerium dcS Innern erstick t, zu erwägen, ob cö sich empfehle, eine Verordnung betreffs dcr Vor beugung von UnglückbräUcn bet dem Gebrauche von landwirthschaitlicken Maschinen zu erlassen (Res. Vr. Hartig». Die durch lanbwirlssick,astlicke Maschinen vcrursachlen UnglückskäUe stehen gar nickt sehr dinier denen der Industrie zurück. Aus Vortrag dcS Herrn llhicmann wurde die Regierung um Hcradietzung des EiscirbahniracktiariiS der Knochen (welche in Sachsen vornehmlich alö Düngemittel Verwendung finden) ersucht. Mit dcr Acnderung der Einthcilung dcr Wahl bezirke tür die Wahlen zum Lai.deSkulturratl e, über welche Herr v. Schönberg-Bornitz „aus dem Kopie" berichtete, erklärte man sich einverstanden. Die Elcken-Lckälwald-Kultur tzur Beickai- iung von Lohe iür Gerbereien» soll bei den landw. Krciövcrcincn I» Anregung gebracht werten <Rct. 1)o. Iudeick). Bisher sind mit der Erckcn-Lchälwald-Knllur leine besonders günstigen Re sultate erzielt worden, dazu kommt noch die Konkurrenz, welche Surrogate «Eiicnoxssd» der Eichcnlche machen. Zu einer längten Debatte gaben die reicgraphiickc» Wcltcrbcrichrc Anlaß. Die berickkcrstaltente Sektion >Rci. vr. Blmneycrj halle als Sach verständige» den Direktor dcr Leipziger Sternwarte. Geh. Hosrath Pros. vr.BruhnS zugezogcn und schlug vor: DerL.-C.-N. wolle l) erklären: Bei der großen wirlhlchaitllchc» Bedeutung dcr Wetterprognosen scheint cS geboten, th.stiächlich zu ver suchen, inwieweit sich mit Hilfe der in dem vorliegenden Berichte dargclcglen Einrichtungen unk Maßnahmen «Bezug dcr Ham burger Wcttcrdcpeschcn rc.. Ausstellung dcr Prognose in der Ecniralstation zu Leipzig und Verbreitung derselben aus tele graphischem Wege durck daS ganze Land, so daß die Interessenten das in Aussicht stehende Wetter einen Tag vorher eriahren» zu verlässige Wettervoraussagen iür daS Königreich Sachsen aui- stcllen und verbreiten lassen und cö empfiehlt sich, diesen Versuch durch 2 Jahre iortzuietzcn. 2» Die Regierung zu ersuchen, diesen Versuch zur Ausführung zu bringen und die hierfür eriorkcrlichen Mittel in der Flnanzpcriode 1878/7'.» zur Verfügung zu stellen; 3» fick bereit zu erklären, hierzu 8000 Mk. aus seinen disponiblen Mitteln bcizutragen. Nach Ansicht dcö Geh.HoirathVr.BruhnS würden sich bei den Prognosen auiangS etwa 70 Proc. alö zu treffend, 10 bis 15 Proc. alö zweifelhaft richtig und 15 bis 20 Proc:nt alö irrig erweisen. Bei steigender Hebung würde sich aber nicht nur die Zahl der Treffer steigern, sondern cs würden auch Prognosen für:t bis 4 Tage gegeben werden könne». Für die vorstehenden Anträge verwendete sich Vicexräs. v.Oevlichlägel sehr warm, ebenso die Herren Häucl, Kökcrt, Pienustiei, Geh. fflath Stöckbardt und Gcneraliekcetär v. Langsdorfs. Herr Uhle- mann wünschte zunächst eine Erhebung darüber, aus wie viel Abnehmer kür die Wetterprognosen zu rechnen sein würde. Die Herren Rlckter-Tharandt und May erklärten, für Eiperimcnle keinen Pfennig bewilligen zu wollen; etwas anderes wäre cs, wenn im Interesse der Wisscnsckait ein höherer Aeirag iür die meteorologische Station zu Leipzig gefordert würbe. Geh. Rath Lchmaltz erklärte alö Regicrungs-Commissar, daß die Regierung eine feste Stellung zu dcr vorliegenden Frage noch nicht habe nehmen können. Ein neues Postulat könne setzt die Regierung nicht an die Stände bringen. Schließlich fanden die obigen An träge Annahme. Um 3 Uhr wurde die Bcrathung ausgesctzt. - Nicht ohne Interesse ist ein Gutachten der Leipziger Handelskammer vor Kurzem aus Ersuchen des dortigen Stabt- iathS abgegeben, alö die Hutmacher-Innung die F-rrlgebung dcr Vormittagsstunden am Sonntag iür den Verkauf ihrer Produkte gefordert hatte. Die Handelskammer könne sich, io heißt cö in dem Bericht, nicht überzeugen, daß die begehrte Frei- gcbung zur Hebung des Verkaufs beitragen werbe. VorauSiicht- lick werde dieselbe nur die Verschiebung eines Tbeilö des Absatzes hon den Werktagen aui den Sonntag bcrdeiiühren. „Etz will uns scheine»", heißt es weiter, „altz gewinne in tmmcr weiteren Kreisen die Ueberzeugung Boden, daß cö sich auch vom volktz- wirthschaitlichcii Standpunkte drlngcnv empfehle, die Geschäitk- tbätigkclt am Sonntage aui daö Notbwenttge zu beschränken, well icder Arbeiter nur durch regelmäßige Ruhe und Erholung diejenige Frische und Elaiticltät bewahren kann, deren er zu rich tiger und tördcriamer Arbeit bedarf. Wenn diese Erkcnntnlh in kleineren Provinzlalstadten noch nickst zum Durchbruch gelangt ist. so ziemt eö tick unseres Erachtens tür eine Stabt lvle Leipzig, mit gutem Beispiele voranzugcben, nicht aber die bereits errungene Gewohnheit, dem schlechteren Beiiptcle folgend, wieder fallen zu lassen. Von diesem Gesichtspunkte auö haben wir bereits i>n Jahre I8G> Veranlassung genommen, den Prinzipale» zu em pfehlen, daß sic Ihren Gehlsten und Lehrlinge» die zur Erholung und Fortbildung erforderliche Zelt in auvgiebigercm Maße ge währen möchten. And demselben Gesichtöpuntte haben wir teruer, als im Jahre 1873 die Postverwaltung nutz die Frage vorlegte, ob es mit den Hanbclölntercsscn vereinbar erscheine, den Post- tienst am Sonntage mehr alö bis dahin einzuschränken, kein Be. denken getragen, diese Frage zu besahen. So können wir auch diele letzt uns vorgelegte Frage nur dahin beantworten, daß unseres Erackstentz in den hiesige» Verhältnissen ein Grund Iür Erweiterung dcr Ausnahmen von derNegei eeSSonntagtzgeietzeS nicht gegeben ist. — Bet Annahme von 20-Markstücken sind dieser Tage in Berlin Geschäftsleute arg getäuscht worden. ES sind niederländische 10-Gulvensiücke in den Verkehr gebracht, welche genau die Größe der 20-Markstücke und nur '/» Gramm Mindergewicht haben. Dieselben, zwischen 20-Markstücke gebracht, sind nur bei genauer Betrachtung von ihnen zu unterscheiden, sie gelten aber nur 10 Mk. 80 Pi. — Hier die Beschreibung dieser 10-Gulkenstücke. Averö: König der Niederlande, starker bärtiger Kopf mit der Umschrift: tövning IVillem cko vorcke. 6ock Slot Ons. Rcverö: Konlugrizlr ckor dlockarlancko, in der Mitte ein Wappen, ähnlich dein unserer alten Dreier, daneben 10 0. Letzteres Erkennungs zeichen ist daS leichteste. — Eine ernste aber würdige Nachfeier zu dem vor acht Tagen von unserer Anncnkirchengemelnde gefeierten schönen Feste brachte der gestrige Sonnlag: Die feierliche Einweihung der Kap elleundperübrigcnGebäudeausbem neuen Friedbote. der in Löbtancr Flur gelegen ist. Hervorragende Vertreter unserer kirchlichen und weltlichen, königlichen »nd städtischen Behörden waren der erhaltenen Einladung in großer Anzahl gefolgt und die Schaar der übrigen Fesltheilnehmer war io groß, daß nur ein Tbeil derselben in de» verhättnlßmäßig großen Räumlichkeiten Platz finden konnte. Wir verzichten sür - veute auf eine Beschreibung drr äußerst zweckmäßig und in den