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Nr. S3V »»«»«>,« «>, leusnate 10 «»me. «»I«»»el« »Irrte»«»»« «q 2 Mark «ü PI»e„ duritz K7v»ft » Mar» .» VI,r. <tiitkl.»um««k» 10»>»,r. »usi.M 32000 »r»l. Fkkr dir Rllkkgadr »In^. landlrr Manulcrlvle »cht sich dir Rrdactio« »tcht »erdmdltch. I»srratr«>«nnahme,u». MLrl» t)aak«»sl«tn un» vaalarinLambura. B-r. Un. Vinn. Lcipti,. Bakel, vrrtiau, Nranlsun a M., — Mud.Mais« i» Berlin, Lelpjka. Llllkn. Hamdur,. glanksurl a. M., Mitn. chr». — Lau»« » «». «n Nranliur« a. M. — U». vatal i» iihemni»— ll»r„, dalllte, IIuIII«» ch c«. in Par». Sonnabend, den 18. Augnst. >! Tageblatt für Wlitik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr. ^ Börsenbericht und Kremdenliste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Likpsch L Reilhllr-t in Dresden. Vcrantw. Redacteur: Fr. Goedslhe in Dresden. S»I,r»1» »rrden Marie» Slrat« IS di, «».» Ul:» »n,en»mme». Sonata,» »i» Mtita,» »» Uhr. 2» »irusiad«: »ros>« kklaller» ,,sie k bi» Nachm. L Uh». — Der Raum einrr rl» ivalilgr» PkiUjrtie kailet u, Pia«, itmgklandt d« ticilc00 Ps,e. »in« Garanite sllr dat »achttla,>,« Srichcmr» tu 2uiklal« wird »ich« ,< grbra. «utwämge «nnancen« Äuilrage ron UN, Uttdr» Ia»u»»2>>u>rn und ^er» kaue» inirnie» wir nu» ac,ru Pra»„mcra»»»> »sahlttug durch tLrirs« mariiu oder Poüklnjah- tuNii. Acht Tilden kolie» lü Pig,. Inierale iü» di» Ic^oulage. Nummer oder noch cinim Jeina,« die Pe»ljr,le 20 Ps,e. XXII. Jahrgang. Aliltretacteur: Dr» kliull .Für daö Feuilleton: Lu«t,vi8 Dressen, 1877. Politisches. Dem deutschen Journalistentage, der heute in unserenMauern seine Arbeiten ausniinmt, rufen wir ein herzliches Willkommen zu! Es sind die Vertreter nicht mehr der sechsten, sondern der ersten Großmacht: der öffentlichen Meinung, die sich für Heuer die gute Stadt Dresden als Versammlungsort erliest haben. Heute fragt man nicht: welcher politischen Partei gehört das Blatt an, bei wel chem Du arbeitest? Man erinnert sich noch weniger der bellagens- werthen Trennung in Deutsche und „Ocstcrreicher" — die geistigen Arbeiter im Dienste der Publicistik reichen sich heute ohne Unter schied der Parteirichtung oder des deutschen Volköstammes versöhnt und zu gemeinsamem Werke dieselben Hände, die sie sonst oft genug gegen einander mit der scharfen Waffe der Feder bewehrten. Die angesehensten Zeitungen Deutschlands und Oesterreichs sind auf dem Kongresse durch eine Anzahl ihrer ausgezeichnetsten Mitarbeiter vertreten. Eigenlob ist allerwärts ein übles Ding, aber wenn ein Mitglied des Journaliften-Eongreffes die Reihen jener charakter festen, geistvollen Männer mustert, die er „Collegen" nennen darf, wer wollte cs ihm verargen, wenn ihm das Herz höher schlägt? Welche Summe von Kenntnissen und Erfahrungen auf allen Gebie ten menschlichen Wissens und Könnens steckt in diesen Köpfen! Wie viel Muth in diesen Herzen! Welche Gewalt in diesen Federn! Zählte man nur zusammen, wie viele Jahre die Mitglieder des Dresdner Journalistentages in Gefängnissen verbrachten, uin für ihre Uebcrzeugung die Verantwortung zu tragen, welch' ehrenvolle Ziffer würde da erreicht! Im Publikum hat man gemeinhin nur sehr unzulängliche Kenntniß von den Mühsalen und Gefährden des Journalistcnberufes. Plan weiß kaum, wie der tägliche Dienst viel beschäftigter Redacteure, ihre Arbeiten unter dem hetzenden Bewußt sein, bis zu einer geivissen Minute ein Zeitungvblatt versandtfähig Herstellen zu müssen, nervenaufreibend wirkt. Ein echter Journalist muß (von allen anderen Eigenschaften abgesehen) für jede neu auf- tauchcnde Erscheinung im Volksleben einen zutreffenden Gedanken, für jeden Gedanken einen glücklichen Ausdruck bereit haben. Wie oft arbeitet man, das Bedürfniß des Publikums nach frischer, pikanter, offenherziger Darstellung und Bcurtheilung zur Rechten, das Straf gesetzbuch zur Linken! Wohl wissen wir, an welchen Gebrechen der Journalismus leidet, welchen Mißbräuchen insbesondere die deutsche Presse unterworfen ist. Nicht Alle, welche die Feder führen, sind unverzagte Streiter für Licht und Freiheit, Wahrheit und Recht! Plan braucht sich nicht mit dem Hinweis aus die allgemeine Gebrech lichkeit der Mcnschennatur zu trösten oder durch dieExemplisicirung, daß die erhabensten Gedanken der Religion und des Vaterlandes ebenfalls aus das Abscheulichste gcmißbraucht würden, zu entschul digen. Wir sagen vielmehr: auf keinem Gebiete ist das Streben, Schäden der Sache durch die Sache selbst zu heilen, erfolgreicher und geübter, als auf dem Prcßgebiete. Der mythische Speer desAchillcs, der die Wunden heilte, die er geschlagen hatte, hier in der modernen Presse verwirklicht er sich. Das ist um so mehr anzuerkennen, als die Presse streng genommen leinen einzigen Freund hat. Jm Gegcntheil! Negierungen und Volks-Vertretungen hemmen neuerdings die Thätigkeit der Presse nach Möglichkeit. Jedermann braucht die Presse, aber Niemand liebt sie. Alle Welt ist von ihrer II Entbehrlichkeit überzeugt, aber wer fördert sie? Thörichte ver folgen sie, Kluge suchen sie zu lenken. Schlaue wollen ihr schmeicheln, Ueberschlaue sie fälschen. In anderen Ländern nimmt die Presse eine höhere Stellung ein, dort zählt sie in allen Schichten der Bevöl kerung Freunde, Förderer, freiwillige Mitarbeiter! In Deutsch land nimmt man wohl ihre Dienste an, aber welcher deutsche Staats mann „geht unter das Federvieh" etwa in der lauteren Absicht, der Presse ihre hohe Aufgabe zu erleichtern, Aufklärung zu verbreiten, das sittliche Gefühl im Volke zu heben und zu läutern, Bürgcr- tugcndcn aller Art zu pflegen? In Deutschland sind die herrschen den Kreise noch viel zu viel von der Furcht vor der Presse beherrscht und die Fürsorge, die man einein der wichtigsten Volks-Bildungs- ruittcl angedeihen läßt, besteht zumeist in dem Abfassen gewisser Straf-Paragraphen und dem Einrichtcn noch gewisserer Kcrkerzcllen. Ist es bei solchem Zustande verwunderlich, wenn die deutsche Presse nicht immer und allerorten auf der Höhe ihrer Ausgaben sich an treffen läßt? Die schmerzlichste Enttäuschung erlebte die deutsche Presse neuerdings durch die liberalen Parteien des Reichstages, die, uueingedenk der Dienste, welche ihnen die Presse geleistet hatte, im Preßgesetz und in der Strafproceß-Ordnung das ZeitungSwcsen ärger knebelten, als cS die Neaction verstanden hatte. Der ver storbene Bischof von Mainz, v. Kcttelcr, hatte gut sagen, daß der hel!g-:Paulus,rvenn er heule lebte, zunächst eineZcitung gründen und Redacteur ivcrden würde. Gewiß würde der brave Apostel heutigen tags !> in wirksameres Agitationsmittel zur Verbreitung der Lehre oom G kreuzigten ergreifen können, aber das Kreuz dieses Berufes würde er gar oft nach Plötzensee, Ziegenhain oder den Spiclbcrg tragen müssen, wenn er seine Eorintherbriefe als Leitartikel oder Eorrespondcnzcn in der Kunst Gutenbergs 6 Mal wöchentlich erschei nen ließe. Diese Erkenntniß wird die deutsche Journalistenwclt jedoch nicht cntmuthigen. Der heurige Journalistentag trägt hoffent lich dazu bei, bessere Preß Zustände in Deutschland herbeizuführen. In keinem Culturstaatc Europas liegen ja die Verhältnisse für die Presse so ungünstig, wie bei dem „Volke der Denker." Dieser Zu stand ist um so beschämender, als wohl noch immer gilt, was einst der Minister Stein schrieb: „Aut den Deutschen wirkt Schrlttstellerel mehr ein als auf andere Stationen, wegen seiner Leselust und der große» Anzadl von Menschen, auf die die öffentlichen Lehr-Anstalten einen Einfluß irgend einer Art baden. Die Leselust der deutschen Nation ist eine Folge ihrer Gemütbörube. ihrer Neigung zu einem Inneren, besonnenen Leben und Ihrer StaatS-Veriassung, die die Verwaltung der nationalen Angelcgcnbcitcn wenigen > Üciilljchen Beamten und nicht der Station anvcrtrant. Die Anzahl der Schristitcllcr ist i» Deutschland größer, aio in irgend einem anderen eiuopäischc» Lande." Nun hat sich auch die Staatsvcrfassung Deutschlands wesent lich geändert — die Leselust der Deutschen ist die gleiche geblieben, aber auch ihre Steigung zu dem, was Stein inneres besonnenes Leben nennt, das aber häufig sich als Mangel an Energie kundgiebt. Mag aus der Zusammenkunft und der gemeinsamen Arbeit der „Ritter vom Geiste" die Wahrung ihrer Interessen, die in Wahrheit die der Nation sind, ein beachtliches Stück vorrücken! Mögen auch, damit schließen wir unfern Gruß an den Journalistentag, unsere College» in unserer guten Stadt Dresden cS sich wohl gefallen lassen: die Hauptstadt des Königreichs Sachsen hat in neuerer Zeit manche Be schuldigung erdulden müssen. Früher als Sitz des zopfigen Phili stertums verschrieen, suchte man sie seit der letzten Reichstagswahl als Hort der Umsturzpartei zu verleumden. Glasbrenncr wollte, als einmal der Weltuntergang prophezeit war, nach Dresden ziehen, um dort 14 Tage länger zu leben, weil in Dresden Alles mindestens 14 Tage später geschehe. Seit der Wahl Bebel s als linksufrigem Abgeordneten Dresdens — das rechte User vertritt der conservative I>e. v. Schwarze — hat man der sächsischen Hauptstadt den Spitz namen „Bebelburg" angehangcn. Beide Urtheile übertreiben, sie sind pikanter als wahr. Weder hinkte Dresden jemals im Nach trabe, noch schwärmt eS mit dem Petroleumkünnchen voran. Die Journalisten Deutschlands und Oesterreichs werden sich überzeugen, daß weder die Elbe roth stießt, noch die schwarzen Schatten der Neaction in den Dresdner Landtagssaal fallen. Vielmehr hoffen wir, finden die Journalisten in Dresden eine freisinnige Bürger schaft, intelligent und der Entwickelung auf allen Gebieten aufrichtig zugethan. Gut sächsisch schlagen hier die Herzen, aber die Bürger schaft weiß auch, was sie dem geliebten großen Vaterlands schuldet. Und sollte den Herren dann und wann ein Zug der sprichwörtlichen sächsischen Gemüthlichkeit begegnen, so wollen sie cs sreundlichst ent schuldigen, daß der Sachse das Ueberleitcn liebgcwordner Einricht ungen in gewisse stramme Verhältnisse nicht immer „acmüthlich" findet. Locales and Sächsisches. - Am 14. und IL.August d.J. feierte der DresdnerHaupt- vercin bet Gustav A d o l s - S t i t tn n g sei» !!>. Jabrcösist zu Eberöd ori bci Löban in dcr Oberlausitz unter dein Präsidium des Herrn Eonsistorlalrath Superintendent Franz von Dresden. Am in. d. AbendS wurde» die Vereine im Kretscham durch Superintendent Franz bewillkommnet. Der 14. Aug. war der specicllcn Bcralhung gewidmet. Am Morgen des 15. war Ebcrsbach mit Fadnen, Flaggen und Kränze» reich geschmückt und längs dcr Auffahrt zur Kirche hatte man Guirlanden-Spalicre errichtet. Die versammelten Vertreter tcö Gustav Adols-VcrcinS zogen vom Garte» deö Pastors VcnuS auS unter Vorantrltt der Jugend-Vereine und eines Musikchores nach der geschmackvoll mit Blumen dccorlrtcn Kirche, in welcher die Fcstprcdlgt Herr Pastor Kohlschüttcr auö Forchbelm hielt und den Vcrcinsbcricht Herr Professor Iw. Richter von Dresden erstattete. In Wort und Lied ward autö Neue der milde Sinn deö Vereins angercgt, den evangelischen Brüder», wo immer sie in Notb und Bcträngniß sind, zu Helsen. — Heute Abend, am Geburtstage deö österreichischen Kaisers, versammelt sich der hiesige östcrrcichisch-ungariichc Verein zu einem Festact in Mckiihold'o Sälen. ES wird dem Kaiser Franz Joseph von dem Vereine und den Versammelten ein Glückwunschtelegramm nach Ischl zugciandt werten. BillctS zum freien Elntritt lind auch sür Nichtwltgliedcr im Pcrcins- Burcau tVIctoriasiraüc Ik zu haben. Für Musik und Saaldcco- ration ist bestens gesorgt, auch wird cö nicht an künstlerischen Vorträgen kehlen. — Die Nachricht der Mont.-Zig. von dcr bevorstehenden Prägung von 25 - Pscnnigstücken beruht offenbar aut einem Jrr- thum. Dazu würde cc> vor allem dcr Abänderung des Münz- gcsctzcö bedürfen, welches eine solche Münze aio mit dem Dezimal system nnverträglich prinzipiell auöschlicßt. — Aus den veröffentlichten Ergebnisse» dcr Berathungcn deö Preisgerichts für die erste S p c c i a l a uö st el l n n g von Hcizungs - und V c n tI > a 1 t o » S - A n l ag c n in Kassel weilen wir unseren Lesern hiermit die Namen derjenigen Fabriken und Fabrikanten mit, die in Sachsen befindlich >md prämiirt wnrtcn. Das Preisgericht bestand auö 8 Rcgieulugv-Dclcgirlcn und 8 gewählten Mitgliedern. Daö Ehre» dlpio in erhielten: die i» Dresden, Maricnstraße, eine Filiale haltende Berliner Acticiigeiclljehait für Eentral-Heizungc'-. Wasser- und GnS-An lagen , vorm. Sci'äfscr und Walker: taS rcnommirtc Eisenwerk Lauchhammcr; die Meißner Oscnsabiik in Meißen; Friedrich Siemens in Dresden. Das Verdienst- und Fort schritts-Diplom erhielten: Job. Georg Bodcmcr in Zscho pau; Emil Keliing in Dresden. Das AncrkcnnnngS- Diplom: G. E. Lichtcnbcrgcr in Dresden; Richard Döricl in Kilchberg, und Nestler n. Brcitscld, Eisenhüttenwerk Erka bei Schwarzenberg. — Ein buntes, rcgcS Leben wird sich am Montag bei einiger maßen günstigem Wetter imBcivcdöre dcr Brüblschen Terrasse entfalten. Zu Ebrcn der In Dresden versammelten Journalisten bat Herr Ficbigcr wiederum ein großes Sommcrfcst arranglrt. Wer dem im vorigen Jahre abgc- haltcncn beiwohnte, wird dem diesmaligen gewiß nicht fern bleiben, denn der vorjährige Festabend war einer dcr anregendsten und cinmutblgsicn, die man überhaupt genießen kann. Ein i»i- untcrbrochencs Eonccrt, auöacsührt von 4 Musikchören. findet statt; im Saale spielt die Eapelle des Hauses unter Direktor Tb.Hcnnig und die Gartereitcr unter CapellmelsterWagiicr, im Garten die Eapelle des 1. Hiisarcn-Reglincntö unter Direktor Albin Müller und am Fuße der Terrasse aus einem Dainps- schiff Musikdirektor Ehrlich mit seiner 50glictcrlgen Eapelle. Sämintlichc Gaödecoratloncn werden brennen und bei einbrechen der Dunkelheit wird bie Elbe nach venetlanischer Art von vielen mit bunten Ballonö geschmückten Gondeln belebt sein, die Elb- ufcr werden elektrisch erleuchtet, die Albcrlbrücke lUumlnilt. so baß sich wiederum ein herrliches Nachtbild ergeben muß. Ilm 10 Uhr endlich soll auf der Elbe eln großes Brillant-Feuerwerk abgebrannt werden. Hinsichtlich deö Blllctvcrkaujö re. verweisen wir auf die Inserate. — Gleich einer alten Sage lebt und vererbt sich die Mär vom sächsischen B l ü m chen - Ka si c c imiiicr noch fort, obgleich man längst in innerem Sachsen ganz vortrefflichen Kaffee trinkt. Für den küiutigcn Eultuiblstoilker dürfte es indcß interessant sein, die Mvtbc vom „Blüiiichcn-Kaftec zu kennen, wie sie ehe dem gang und gäbe war. Der brutsche VolkS-Humor, so erzählt Moritz Busch kn seiner „Geschicke beö Volkö Humorö". zählte als Leibgericht der Sachsen „Kalb-braten" und „Backpflaumen" auf und erzählte vom sächsischen Lcibgetränk „Blüinchcii-Kaffce". zu dessen Bereitung alljährlich in dcr Shlvcsiernacht unter aller hand frommen Bräuchen eine Bob»e Mocca aus den Boden deö KafscetopicS genagelt würde, die mit viel Wasser und Genügsam keit während dcr folgenden 12 Monale zur Herstellung deö Morgen- und NachmittagS-LabsalS zu dienen häkle. — Herr Flelschecinclslcr Luthe rer. Sccslraße v, bietet heute seinen Kunden und Abnehmern eine Dclicatesse ln Gestalt von S chöpsenbraten , wie er vielleicht noch nicht in Dresden bagewcien, auch nicht gleich wicterkoiiiiiicii düiite. Ein Schöps, bei dessen Anblick man unwillkürlich über seine Größe und Stärke in Staunen versitzt wird, beschloß gestern Nachmittag sein irdisches Dasein und hinterlleß außer einem wunderschönen Fließ ein Fleiichguantum von I10-I20Pmnd. Es ist ticieO.uaiititar Von sogenanntem Kleinvieh eine wirkliche Abnormität. — Dcr Name des Herrn Grasin v. Luckncr ist dieser Tage, wie unS mitgctbcilt wird, von einem Schwindler zur Aus führung einer Betrügerei gcmißbraucht worden. Dicscr unbekannte Betrüger hat nämlich einen Schioßchaisinträger nach einer Nestau ration am Frcibcrgerplatz geschickt, um dort ein Kistchen mit Feiicrwerlökörpeiii lieh aushändigen zu lassen und dasselbe nach Altsranken in daö Schloß des Herrn Graien v. Luckncr zu tragen, woselbst er 15 M. dafür werdeauSgezaylterhalten. DcrCbalien- trägcr hat sich in Folge dieses Auftrags nach der betreffenden Restauration verfügt, nach dem kläglichen Kistchen gefragt, ein solches gegen Erstattung von !> Nt. auch ciuvgehändigt erhalten und daßelbe auch an die ihm bezeichnete Adresse nach Altkranken getragen. Dort bat man nichts von der Sache gewußt und den Ebatscnträger abgcwicsin, welcher nunmehr unter Zuziehung der Polizei ermittelt hat, daß der unbekannte Gauner, welcher ihn nach jener Restauration geschickt bat, daö Kistchen daselbst zuvor mit dein Aufträge, sich von dem dasselbe abbvlendcn Manne v M. auSzahlen zu lassen, abgegeben und später die von dem Ehaisinträger erlegten M. sich bat auShändigen lassen. Beim Ocfsnen drSKistchenS hat man darin nichts weiter alö sichö leere kleine Elgarrenkistchcn voigcfundcn. - AuS der Strafanstalt Zeitz ist in der Nacht zum Ist. Au gust dcr wegen schwere» Diebstahls und Körperverletzungen vom Criinliialgericht Altcnbnrg zu langjährigem Zuchthaus vcr- iirtheilte Johann Gottticb Heinrich Porst nutz Wahlen bciErim- mitschau in Gemeinschaft mit dem vom Eriminalgcricht Roda zu lebenslänglichem Zuchthaus verurtheilten Mörder Friedrich Ditt- mann and Lindenburg anögebiochen und cntslcvcn. — — Am gestrigen Vormittag ist ein kleiner einjährigerK nabe anS einem offenen Fenster der ersten Etage eines Hauses in der Trompctcrstiaßc aus den Hof bc rabg estürzt und anschcinlich leblos vom Platze getragen worden. Nachdem ihm schnell ärzt liche Hilfe zu 2heil geworden, ist er wieder zur Besinnung ge kommen und hat eö den Anschein, daß ihm ernstere Nach,heile nicht daraus erwachsen werte». — Morgen hält auch Kötzschenbroda sein diesjähriges großes Vogelschießen ab, während dessen cö sich seit einer langen Reihe von Jahren auch immer eines ansehnlichen Besuches aus Dresden zu erstellen hat. Diesmal zum ersten Make ist daselbst eine Gewcrbeballc errichtet, in welcher eine Waarenver- loosung stattstndet. — Vorgestern hat in einem hiesigen Ga st Hause ein preußischer Gardegrcncidicr im stark angciäuieltcn Zustande die Wirthin. mehrere Gäste und den hinzugerutenen Polizei- bcaintcn so impertinent behandelt, daß er arrctirt wurde. Auch aui dem Wege zum Wachtlokal scandal > rtc der Patron und vergriff sich sogar tdätlich an dem Gendarm; er mußte schließlich gefesselt werten. — — Auch bei Görlitz, zwischen Kliiigcnthak und dcr söge- nannten Schanze, ist der zur Landplage wertende Colorado- Kätcr jetzt anigctaucht. Einige Schüler kanten ganz zufällig am Rande eines Kartoffelfeldes einen, oder mehrere der Käser, die sie de» Beschreibungen nach iür Eolorados hielten und Herrn Oberlehrer Fechtncr in Görlitz überbrachten. der, leider Gottes, den Verdacht der Schüler bestätige» muütc. - Am Donnerstag Mittag hat In einem LoglS der 4. Etage dcS Hausiö Bautzncrstraße Nr. «ist ein Küchcnbrand stait- gcklindcn, welcher jedoch bald wieder gelöscht worden ist, und dadurch entstanden zu sein scheint, daß auö dem Oken ein Funke in einen unweit davon gestandenen, mit Holzipäncn angcMtcn Korb gefallen ist. Dieser Korb ist nebst Inhalt verbrannt, und die Dielen, an der Stelle wo er gestanden bat, sind stark angekohlt. — In dcr vorvcrgangcncn Nacht ist in der Polizeiwache der Antonstatt durch zwei Arbeiter ein unbekannter Mann gebunden abgelietert worden, der bei dci» Versuche, in die an der Ratc- bcrgcrstiaßc hinter dem Fischhailse gelegene sog. Hai dem üble einzubrechcn, erwischt und icstgcnominen worden ist. — Von dcrsächst sch e n G renzc schreibt man: Bei ten um diese Zeit stattkindende» Schübcnsisten i» den sächsischen Ortschastc» au der böhmischen Grenze findet aus dcr österreichi schen Seite eine bcdcntcnde Ansammlung von Krüppeln und Bettlern statt. So war u. A. de, dem Neugersdorsir Schießen aut dcr Kaiscrstraße von Gcorgswalte nach Gcrsdors eine wahre Auswahl von allen Arten menschlichen Elends ver treten, tarnntcr aut einer Sireckc von nur wenigen Minuten scchszchn Krüppel, die, ihre verstümmelten oder verkrüppelten Gliedmaßen vorzeigcnd, nm eine Gate sichten. DIcsi Leute kommen, wie versichert wird, aus dem Innern Oesterreichs, um an der Grenze zur Schande ihrer Heimaih zu betteln und da von Selten dcr böhmischen Polizeiorgane nichts geschieht, um das zu verhindern, so findet in den sächsischen Grcnzgemclnden taS Gerücht Glauben, daß die böhmischen Nachbargemeinden von den Krüppeln für tlc Erlaubniß. ihr Elend in ihrem Gebiet zur Schau stellen und daraus betteln zu kürsin. eine Abgabe erheben, ähnlich den Marktstanbögeldern für Schaustellungen aus Jahrmärkten und Messen. — Auö Meerane melket der dortige Anzeiger folgendes un. gebeucrllche Eoncurrenzmanöver. indem er schreibt: „Während wir wähnten, im tiefsten Frieden in unserem Meerane zu lebe», hat unbewußt und im Stille» das rothe Gespenst, die Revolution in unseren Mauern gehaust. Es klingt unglaublich, doch der nachstehende, an ten Böttcher Börner kn Zeitz gerichtete Briet schlägt alle Bedenken nieder. Man lese »»d staune: Meerane, den 6. Juli 1877. An Frau Börner i» Zeitz. Gute Frau Bör ner. mir zitternder Hand thcile Ich Ihnen mit, daß bei uns seit beute früh sehr aufgeregte Vorkommnisse stattgeiundcn haben, welche sich km Lausi deö TagcS btö zu einem gewissen Grad von Tumult gestalteten; jetzt ist eö 8 Ubr Slbendö, soeben hört man, daß die Fabriken dcmollrt werden, in welchen sich die Erregung schon lange gezeigt hat; cö wird geringer Lohn alö Ursache an gegeben. Die Polizei ist bereits nicht mehr mächtig genug, den Ausstanb zu beschwichtigen. Eö ist nach Militair tclcgraphirt. Soeben schlägt es iO Uhr, crttinen die Sturmglocke». sämnttllchcS Geröll, was zum Markt bergesahrcn ist, brennt. Die Aufregung