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- Erscheinungsdatum
- 1876-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187602030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1876
-
Monat
1876-02
- Tag 1876-02-03
-
Monat
1876-02
-
Jahr
1876
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Insekt« iLr tte vkinta,,. r>un>ni»r »der noch einem yeltto,- »t« Veliizeil, ra Pf,«. Nr. 34. Kiniindzwanzlgster Jahrgang. Mttredactrur: vr. Li»ii itzlersF. Für das Feuilleton: i,n«l««kr N>«rtin»nn» Dresden, Donnerstag, 3. Februar 1876' Politische». Bester all mit Barrikadenkämpfen legt man der Socialdemo- kratia da« Handwerk zunächst dadurch, daß in dm obersten und «deren Schichten der Gesellschaft nicht den niederen Elasten schlimme Beispiele von unrrdlichem Erwerb, Habsucht, Schwindel und Genuß« gier geboten werden. Naturgemäß ahmen die ärmeren, ungebildeten Kreise di« Vorgänge nach, die sie bei dm reicheren, sogenannten ge bildeten Kreisen beobachten. Wer wüßte nun nicht, wa« letzter« in dieser Richtung geradezu für unverantwortliche Vorbilder in dm letzten zehn Jahren geschaffen haben? Geht e« dem Fabrikanten für voll au«, daß er mir Schwindelkäufen Zehntausend« verdient, warum soll sein Arbeiter sich geniren» für geringere Leistungen höhere Löhne zu verlangen? Fließt bei dem durch mühelose Creditoperationm reich gewordmm Großhändler der Champagner in Strömen, warum soll sein Markthelfer, der früher bei Einfachem zufrieden war, nicht täglich sein Bairisch für unentbehrlich haltm? u. s. w. u. s. w. Auch die Wahrnehmung, daß für so viele Schwindler und Wucherer, die notorisch ihrm Rcichthum nicht auf ehrliche Weise erworben, die Maschen de» Strafgesetzbuche« so groß sind, daß sie munter hin- durchschwimmen, sollte sie nicht auch die Moral der unteren Classm vergiften? Nun kommt so ein socialdemokratischer, zungenfertiger Reiseapostel, bearbeitet den also bereit« gelockerten Bodm in dm Gemüthem de« niederen Volke«, streut dm Samen de« Neide» auf den Besitz und dm Genuß der Lebensgüter geschickt au«, und dann wundere man sich noch, wa« für eine Saat aufgeht'. Lassen sich nicht recht oft Recht und Gerechtigkeit vermissen? Vorgänge, wie bei der Veranlagung de« Reichs-Invaliden- und des preußischen Provinzial-DotationS-Fond» treiben niehr Anhänger in die Reihen der Socialdemokratie, al« die verlockendste Predigt eines ihrer Agitatoren. WaS geschieht denn zur Klarlegung der abscheu lichen Courstreiberei am ä. Januar? Di« „Proo.-Corresp." ver langte Entdeckung der Schuldigen. Aber werden denn die Agentm des Bankhauses etwa zeugeneidlich vernommen? Bei einer Zeitung, die einen unliebsamen Angriff gebracht hätte, wäre der Staatsanwalt rasch mit Haussuchung und Verhaftung da. Hier aber heißt es blo«: „ein unbekannter und noch dazu ungeschickter Wohlthäter der Regierung habe ohne deren Wissen die Course am 3. Januar ge trieben und die Regierungskassen bereichert I! Und als in einer Ausschuß-Sitzung de« preußischen Abgebrdnetenhause« Herr von Brlow auf die eigmthümlichm Manöver de« Abg. Miquel bei diesm Papieren hinwir«, da sprangm dessen Parteigenossen, Nickert und Wehrenpfennig, entrüstet auf und erklärten, sie duldeten keine Belei digungen Miquel« ; ja selbst Eugen Richter sucht die Sache auf ein andere« Feld zu spielen, indem er auf WagenerS Gründungen zu reden kommt. Ja, ja, unsere Zeit hat gar keine sonderliche Ab neigung gegen Unredlichkeiten aller Gattung, aber einen höllischen Abscheu davor, daß das Kind beim rechten Namen genannt wird I Schwindle soviel du willst — nur glücklich und womöglich im Großen I dann zieht die Welt vor dir den Hut! Der Thor aber, der „eine Katze eine Katze und Rollet einen Spitzbuben nennt", der ist ein feiger Ehrabschneider, ein elender Verleumder, dm muß man zerichtlich belangen! Nun kann nur der Unerfahrene glauben, daß in einem social demokratischen Staate Schwindel, Unredlichkeit und Betrug der Sittenstrenge, Redlichkeit und Treue Platz machen würden. Man denke an die Millionen-Diebstähle und Unterschlagungen zur Zeit de« Convent» in Paris! Menschen sind Menschen und cs gehört die Arbeit von Jahrhunderten dazu, andere Begriffe von Moral in eie Herzen zu prägen und Geschlechter zu erziehen, die den Ver lockungen der Habgier, Genußsucht und der Gaukeleien unbeugsame ren Widerstand entgegenzusetzen wissm, als ihre Vorgeschlechter. Zu ihrem Schaden haben die Socialdemokraten gar oft selbst erfahren, daß auch unter den glühendsten Bekennern ihrer Principien sich un zetreue Verwalter fremden Eigenthum», Kassendiebe und Beiträge interschlager befanden. Deshalb wird man nicht die große Masse dieser Partei für die Verschuldung einzelner Mitglieder verantwort lich machen und die Socialdemokraten sollten, wenn sie den Schwin del geißeln, der in höheren Kreisen sich zeigte, nicht die Arbeiter zu dem Glauben verleiten, als sei Treue und Glaube, ehrliche Sitte, redlicher Handel und Wandel hier gänzlich verschwunden. Gott sei Dank, die ehrlichen Leute haben in allen Kreisen immer noch die überwiegmde Mehrheit über die Schwindler. Aber davon haben wir ein starke» Gefühl, daß kein Dünger in dem socialdemokratischen Treibhause ungesündere Gewächse erzeugt, als das häßliche Vorbild ungesühnt bleibenden Schwindels und Wucher« in den sogenannten höheren und gebildeten Kreisen. Daß das Umsichgreifen der Socialdemokratie noch andere Ursachen hat und welche? daß man zu ihrer Bekämpfung andere Mittel ergreifen muß, als den Bürger krieg anzuzetteln, sei späteren Betrachtungen Vorbehalten. In Dem, was er mittheilt und was er verschweigt, bespricht der französische Telegraph deutlich genug den großen Sieg, den die gemäßigten Republikaner bei den Senatswahlen erhielten. Aller dings bemäntelt das Ministerium Buffet seine Niederlage, indem e« ungewiß läßt, welcher Richtung viele Senatoren, die vom Ministe rium unterstützt wurden, angehören. Aber Thatsache bleibt, daß die Mehrheit der Gewählten überzeagung«treue conservative Republi kaner sind. Obwohl Buffet selbst nach Epinal gereist war und sich den Delegirten bei einem Diner von der äußersten Liebenswürdig keit zeigte, obwohl der Präfect de« an der deutschen Grenze liegen den Vogesen-Lepartement« alle Mittel der Wahlbeeinfluffung an» wandte, fehlten Herrn Buffet noch 9 Stimmen zur erforderlichen Zahl. Um so glänzender siegte Buffet'« Gegner, der republikanische Finanzminister Leon Say. Verdrießlich ist es außerdem Buffet, daß Pari« so gemäßigt wählte. Recht rothe Demokraten wären ihm willkommener gewesen; damit hätte er da» Volk vor dem „rochen Gespenst" gruseln lassen können. Dir unermeßlich, Eitellrit d;S ..Gewissen« von Pari«, ja de« Universum«", de» „«reise« Binden", de» „Träger» der Cultur der Menschheit" — wir sprechen natürlich von Victor Hugo — ist auf eine harte Probe gestellt worden. Mit Mühe drang er durch, und man wettet in Paris bereits, ob er diese mühsam erquälte Wahl nicht al» eine solch« Niederlage ansehcn wird, daß er, der nun nicht „der erste Senator von Frankreich" wurde, überhaupt ablehnt ober beim ersten Anlaß ausscheidet. Wir in Deutschland wollen e» als eine gute Kunde aufnehmen, daß weder die Ultramontanen, noch die Bonapartisten, noch die Eocialdemo- kraten, sondern maßvolle Friedens- und FrciheitSfreunde im künf tigen Senat von Frankreich die Mehrheit bilden. Locale» und Sächsisches. — Im Reichstag hat Abg. Günther folgenden Antrag einge bracht: „Der Reichstag wolle beschließen, die Petitionen, die Wan derlager, die Waaren-Auctionen und den Hausirbetrieb betreffend, dem Herrn Reichskanzler zur Erwägung und zur Anstellung von Erörterungen darüber, wie den behaupteten Mißständen im Wege der Gesetzgebung zu begegnen sei, zu überweisen." Ein ähnlicher Antrag, den Abg. Ackermann in der Petitions-Commission gestellt hatte, fand dort nicht die Mehrheit, vielmehr schlägt Abg. Krause als Referent, vor, über jene Petitionen zur Tagesordnung überzugehen. — In reizender und für Dresden völlig neuer Gestalt wurde gestern Nachmittag der Bazar zum Besten des „Daheim für Arbeiterinnen" eröffnet. Von den nach Hunderten zu zählen den Besuchern dieses Bazars hörte man nur eine Stimme, daß Ge danke, Arrangement und Ausführung dieses modernisirten Jahr marktes zu PlunderSweilern das vollste Lob verdienen. Lange vor 3 Uhr bereits drängte sich ein eben so gewähltes, als frohgelauntes Publikum in den Saal des Gewerbehauses, der einen überraschenden Anblick bot. Die zwei kleinen Nebensäle waren zu einer ununter brochenen Flucht von Häusern, Hütten und Verkaufsgewölben um gewandelt. Gemalte Decorationen und Versatzstücke aller Art, Pappschilde und Guirlanden bewirkten eine eben so vollständige,'als anmuthige Täuschung. Man glaubte bald durch eine Dorfgasse unseres Erzgebirges, bald vor den Hütten einer friesischen Nordsee- Insel, oder in einer anderen charakteristischen Gegend unseres großen Vaterlandes zu wanvÄn, und um die Täuschung vollständig zu machen, trugen dit Gestalten der Verkäuferinnen die Kostüme der Gegend, dcrenJndustrie-Erzeugnisse sie feilbotcn. Den breiten Raum, den sonst das Orchester einnimmt, hatte man für Kunst- und Kunst gewerbeprodukte verschiedener Stilgattungen und Erzeugungsorte bestimmt und die Verkäuferinnen dieses bunten, terrassenförmig sich aufbauenden WaarenlagerS waren in feiner Promenade- oder Ball toilette erschienen. In dem gegenüberliegenden tiefen Saale wal teten freundliche Frauengestalten des Amts, dem vom kgl. Hofe gelieferten Buffet vorzustehen. Von einer Galerie ließ Kapellmei ster Mannsfeldt die fashionabclstcn Walzermelodicn ertönen und vor dem Loostempel schlug man sich fast, um Nieten oder Gewinne zu erhaschen. Treten wir eine Wanderung durch den Saal an! Wir folgen in ehrerbietiger Entfernung den allerhöchsten Herrschaf ten, die vor und kurz nach 3 Uhr erschienen, um reiche Einkäufe zu machen: Se. M. dem Könige, der höchst befriedigt über das Gelin gen des von seiner hohen Frau Gemahlin beschirmten, nein! erson nenen, geleiteten und mit außerordentlichster Sorgfalt durchgeführ ten Unternehmens zu sein schien, I. Al. der Königin-Wittwe und Königin-Mutter, S. kgl. H. Prinz und Prinzessin Georg nebst Kindern. Zuvörderst aber treten wir dem Büffet näher! Frau Neichsgräfin v. Platen und Frau Oberst- hofmeisterin v. Senfft - Pilsach sind so gütig, sich nach un seren Wünschen zu erkundigen. Eine Tasse Kaffee? Ein Hofdiener erscheint und präsentirt auf gediegenem Silber aus der kgl. Silber kammer uns in echt chines. Porzellan eine Schale mit den: Abgusse der Bohne Arabiens und ein zweiterHofdiener reicht uns von einem kunstvollen Silberaufsatze den nöthigcn Kuchen. Doch wer ist jene reizende Gestalt am Eingänge dcS Büffets? Ist Liotard's Choko- ladenmädchen von der kgl. Gemäldegalerie aus ihre», Goldrahmen herauögetreten, um im Gewerbshause für wohlthätige Zwecke köst liche Chokolade zu kredenzen? Die Täuschung ist nahezu vollkom men ; in Wahrheit aber ist die anmuthige Spenderin des würzigen Trankes Freifrau von Fmk auf Nöthnitz, geb. v. Burgk. Aber zu lange dürfen wir nicht verweilen, schon wollen Andere das Vergnü gen genießen, vom königl. Geschirr zu speisen und sich von königl, Lakaien bedienen zu lassen. Wir aber wollen uns nur panzern, daß uns die verführerischen Zureden der Verkäuferinnen nicht zuviel Geld herauslocken. Bei unserer im Ganzen mangelhaften Personal- kcnntniß der höchsten Gesellschaftskreise erfahren wir aber doch so viel: Im Loostempel theilen die reizende Frau von Wuthenau, die Generalin von Funk und Frau von Globig die schwarzen und die heiteren Loose aris. Glücksgewinne hingegen, bei denen der vertrauensvolle LooSzieher nie betrogen wird, bieten dicht neben dem Büffet die Fräuleins von Witzlcben und von Dallwitz aus. Jede Nummer gewinnt! Eine Mark wird riskirt und wir erhalten von einer der beiden in altfranzösischer Tracht kostümirten Damen ein vorzügliches Oelgemälde. Aus einer Pulsnitzer Pfefferkuchenbude nehmen wir ein Packet süßer Lebkuchen und aus der holländischen Waffelbude daneben warme Waffeln von den schelmischen Verkäuferinnen mit. Daneben halten mehrere thürin gische Mädchen mit mächtigen Flügelhauben Spielwaarcn, Porzellan- und Steingutartikel feil, während Frau Adolf Nenner nebst Frln. Tochter zum Kauf« von Stickereien, fertigen Negligö-Häubchen und Puppen lockt. In der Nachbarhütte bietet u. A. ein Frln. v. Box berg echt schlesisch« Leinwand, Schnupftücher, Glaser und Geschirre Schlesiens zum Verkaufe. Ganz reizende Gruppen sind zu links und rechts de» Orchester» aufgebaut. Al» sollten sie von friesischen Fischerburschen zuy» SonntagStanz abgeholt werden, schauen die Frln«. v. Burgk und v, Nostitz-Jänkeudorf hinter einem Aufbau köstlicher Erzeugnisse de» Meeres (Muscheln u. dergl.) und Gaben überseeischen Handel» hervor. Setztet?», meist vom Kaufmann Gehe i u.Comp. gespendet, sind wcrthvolle Lockwaarcn Japan» und Chinas. Diese malerischen Gestalten der friesischen Jungfrauen erhalten in den Vierländerinnen, welche würzige Blumenbouquets feil halten, ein sinniges Pendant. Letztere werden von den Frlnö. v. Craushaar, v. Schoenberg und einer Miß Scotland dar- gestellt; mit mütterlicher Sorgfalt geht ihnen Frau Minister v. Nostitz - Wallivitz zur Hand. In einem erzgebirgischen Bauernhause wird Frau Fabrikant Hopffe nebst Frl. Tochter und einem Frl. Tasch aus Glauchau erzgebirgische Maaren, Strümpfe, Klöppel- und Häkelarbeiten, N-ähartikel u. dergl reißend los. Hessen ist lieblich durch 3 FrlS. Scotland vertreten, auS deren Hand einen Korb oder ein anderes Geflecht zu erhalten Niemanden schmerzen wird. Tirol vertreibt durch 2 Sennerinnen zarte Handschuhe und sonstige lederne Gegenstände, während Frau Gesandtin v. Gasser, die Frls. Gräfin Einsiedel und v. Ungern-Sternbcrg als schelmische Schwäbinnen uns eine Schwarzwälder- oder Kukuks- oder kostbare Remontoire-Uhr präsenteren. Den Schluß der charakteristischen Gruppen bilden erzgebirgische Jungfrauen in rothem Mieder und goldncn Litzen, welche Spiel- und Musikivaaren freundlichst offeri- ren. Im Waarenlager des Orchesters bewegen sich Frau v Fuchs- Nordhof und Frl Schramm auS Leipzig, sowie Frls. v. Ccrrini von hier nebst Anderen als glückliche Verkäuferinnen. Wohl sind wir bei dieser Wanderung viel Geld los geworden, aber übertriebene Preise forderte man nirgends. Doch, wer zupft uns da? Es sind phantastische Kindergestalten, die mit Körbchen voll Conditorwaaren, Näschereien, Apfelsinen, Wachskerzchcn u. dergl. hausiren, förmliche idealisirte Erscheinungen der aus den öffentlichen Wirtschaften be kannten hausirenden Kinder. In einer Ecke des Saales vcrauctio- nircn zwei Maler als Chinesen verkleidet allerhand werthvolle Ar tikel unter scherzhaften Anpreisungen. Kurz, das Ganze war eine hier in Dresden noch nicht erlebte Mischung von Mummenschanz und Tagesgcwühl, Wohlthätigkeit und freiem Spiel des Humors, eine Annäherung von königlicher Familie, Adel und Bürgerthum, wie sie der Carncval zwanglos herbeisührt, um einem edlen Zwecke zu dienen. Um das treffliche Gelingen deS Ganzen haben sich Herr Tapetenfabrikant Hopfs e, um die künstlerische Ausführung die Herren Architekten Hauschild und Eltzner große Verdienste er worben. — Vorgestern Abend beehrten II. MajestätenderKöuig und die Königin mit Gefolge die Vorstellung im Circus Loisset. Die Vorstellung ward musterhaft durchgeführt, eL miß glückte auch nicht das Mindeste. Das zahlreiche Publikum spendete vielen und reichlichen Beifall. Der Ringkamps, diesmal wieder zwischen dem Athleten Charles Ernst und dem Preisringer Otto Kemps, blieb unentschieden, cs ward keiner der Ringer geworfen, obschon der Erstgenannte einige Male auf d:e Kniee zu liegen kam. — Der berühmte Chemiker Prof. Hermann Kolbe in Leipzig war von der Berliner Akademie der Wissenschaften, auf den Vorschlag seines großen Gegners Johann Joseph Hofmann, zum Mitgliede ernannt worden und hat, was der Akademie noch nie geschehen ist, in einem gereizten Briefe diese hohe Ehre ausgeschlagen. Man hatte, angeblich aus Versehen, die Ernennung mit Heinrich, statt mit Hermann Kolbe adrcssirt. Dieser erklärte nun, er heiße nicht Heinrich, sondern Hermann; aber selbst wenn er gemeint sein sollte, bedauere er, die Ernennung nicht annchmen zu können, da ihm, der schon 30 Jahre Chemiker sei, diese Ehre wohl etwas spät zu kommen scheine. , .— Die Ueberbrückung der Eisenbahn bei der Falkenstraße ist im Mauerwerk und auch in der Eisenconsiruction fertig. Letz tere ruht in mächtiger Breite auf 3 X 5 eisernen Säulen. Nur die Erdarbeiten sind noch zurück und können des Frostes wegen jetzt nicht gefördert werden. Wenn übrigens diese wichtige Dresdner Zugangsstraße nicht nur einem Ortsbedürfniß abhelfen, sondern den starken Wagenverkehr der engen Plauenschenstraße entziehen und direct vom Feldschlößchen zum Postplatz leiten soll, so muß vorn Durchlaß der Bahn bis zum Feldschlößchen der Ttraßcntraet noch bedeutend erhöht werden. Das heißt, dort,.wo rechts die Falken straße, links die Zugangsstraße zur Plauenschen Chaussee sich gabeln, muß erstere natürlich sich abwärts feilten, letztere aber im Niveau eben zum Feldschlößchen laufe», was um so eher möglich ist, als das Terrain des Feldschlößchen-Gartens und des Blinden- Gartcns um fast 4 Ellen höher liegt, als die jetzige Straße. Läßt man letztere zu viel bergauff bergab gehen, so werden die Fracht fuhrwerke sie nicht wählen, wenngleich sie schneller in die Stadt mitte führte. — Bezüglich der dritten Gas-Fabrik, die bekanntlich aus Neicker Flur erbaut werden soll, hat die bez. DirectionderStaatö- bahnen endlich die bisher versagte Genehmigung zur Herstellung einer Geleis-Verbindung zwischen der sächs.-böhmischcn Staatsbahn und der zu erbauenden Fabrik ertheilt. Es wird aber auch dringend nöthig, daß mit dem Bau begonnen wird, da der Gas-Verbrauch in steter Zunahme begriffen ist! Im Jahre 1875 hat die Zahl der Consumcntcn um 692, die Zahl der Privatflammen um 10,172 sich vermehrt, so daß bei Beginn des neuen Jahres die Zahl der Consu- menten 6555, die Zahl der Privatflammen 93,073 betrug. — In der vorvcrgangcncn Nacht hat sich ein von hier gebür tiger, 23 Jahre alter Handarbeiter Namens Manch einer Bestialität schuldig gemacht, die so recht wieder als ein Zeichen der Jetztzeit an- zusehen ist. Derselbe, ein Mensch, welcher wiederholt schon wegen Gesetzwidrigkeiten mit den Behörden in Berührung gekommen ist, hatte in der letzten Zeit nach einander mit zwei in gleicher Lage wie er sich befindenden Frauenspersonen in einem näheren Verhältniß gestanden, welches beide Male jedoch dadurch gestört worden war, daß seine beiden Flammen nach erlittenen Bestrafungen von hier ausgewiesen worden waren. Ueber dieses Mißgeschick war Manitz nun so wüthend geworden, daß er vorgestern Abend in der Lotze'schen Herberge, Mühlhosyäßchen 4, woselbst viel arbeitsloses Volk zu vüchtiüLU m»d »u verkehren pflegt, tzie gräßlichsten Drohreden ous-
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