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I V«,I«, I» Hamdiir,. v r. >i». Sa l, «»»lau, nrinksur» a I. — »»«. ««„, in B-rl.n, Lkipjta. Men, Lamlnug, Frankfurt ». M., Mlln- chen. vv>>» « c«. in Jrankfur» vk. — r». -»i»t in <l»««n>tz. — I«»- n»)L»I>tt». kknlll«, L c», in Pari». Tageblatt für Politik, Unterhaltung u. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Lltpsch L Neichar-1 in Dresden. Verantw. Redakteur: Fritdr. Gtttdsche in Dresden. »ustrig, von un» unde« kannten Firmen untPer- Ionen tnieriren »tr «ur aeqenPranumeran»o> Lakluna durch vriei- marken oder Posteinzad» luna. Acht Gilden koHen l» P!ae. Jvlerat« ISr die Montoj,» . Nummer »der noch einem Jestioz« die PeMjcile N Plae. SNItrebacteur: Vr. LiuU Für daö Feuilleton: Dresden, Mittwoch, Tecemver 1875- Pviiiiiche». Doller Melancholie sind die Artikel der französischen Blätter «egen de» Ankaufs der Suezkanal Aktien durch England. DaS Genie eine» Franzosen, dcs Herrn v. LessepS, war es, welches den Gedanken «ine» Durchstichs der Landenge von Suez faßte, und die Verwirklichung dieses genialen Gedankens ermöglichte iin Mesent- tichen französisches Capital. E» trug zu dem Gesellschaftscapital von 344 Millionen 256 bei. England verhielt sich lange Zeit ab wehrend, nörgelnd, feindselig. AIS am 17. November 1869 feier lichst der Suezkanal eröffnet wurde, schwamm ganz Südfrankreich in Jubel. Marseille sah eine Zukunft voll unermeßlichen Reich- thumS vor seinen entzückten Augen emporsteigen. Der Suezkanal, der zwei Wcltthcile trennte und drei Wcltthcile um so inniger ver band, diese Wasserstraße, die den kürzesten Seeweg von Europa nach Ostindien schuf, mußte offenbar de» ganzen Handel mit Ostindien in französische Hände spielen, Marseille vereinte ohne Zweifel die Bedeutung in sich, welche im Mittclollcr vor Umschisfung dcs Caps der guten Hoffnung. Venedig und Genua als die Hauptstapelplätzc deS Handels zwischen Orient und Oecident besaßen. Bald erkannten jedoch die Engländer, wie thöricht ihr Neid und ihre Scheelsucht, und mit Schrecken ersahen die Franzosen, wie voreilig ihre sangui nischen Hoffnungen gewesen. Nur Schiffe von geringem Tiefgange vermögen den Kanal zu passiren. Das zweimalige Umladen der Ladungen tiefer gehender Schiffe diesseits und jenseits des Kanals ist kostspielig und zeitraubend Englands praktischer Blick erkannte die Sachlage, Englands Capitalrrichthmn erbaute in kurzer Zeit eine Flotte flach gehender Seeschiffe, und so kommt es, daß unter den 1082 Fahrzeugen, die 1P72 den Kanal, passirten, bloS 80 die fran zösische und 761 die englische Flagge führten. Nun befindet sich der Vicekönig Egypten» wie so mancher Monarch in peinlichster Geldverlegenheit. Er besitzt von den 400,000 Suczkanal-Actien n, 500 Fpancü 177,000 Stück; er bot einen Theil derselben zunächst Pariser, dann Londoner Banquier» an, um wieder etwas Geld in die Hände zu bekommen. Diesen Augenblick ersah der englische Premier Disracli und er kaufte den, Vicekönig seinen sämmtlichen Vorrath an Euez-Artien ab. Der Grund dieses kühnen ZugreifenS liegt in dem Bestreben, der russi schen Politik einen Schachzug zu bieten, den sie nicht matt machen kann. England setzt sich an der großen indischen Wasserstraße fest; cs kaust im Stillen weitere Suezkanal-Actien auf (o! hätte die Gc- werbebank dergleichen, statt Augustusbad-Hypotheken!) und wird bald die Mehrheit in der Generalversammlung der Suez-Aciionairc haben. ES nimmt ferner die egyplischcn Finanzen in Verwaltung und wird wahrscheinlich noch anvcrwcite große Opfer zu bringen haben, um die schwebenden Verbindlichkeiten des Khedive zu deckt». England besitzt zwar nur Gibraltar und Malta i», MitttKfieere, aber seine Weltstellung in allen fünf Wclttheilen beruht darauf, daß sich keine fremde Macht der Wasserstraße bemächtige, in der sich die Wogen des Rothen und des MittelmecreS mischen! Ganz Eng land jubelt dem kühnen Handstreiche dcs leitend«! Ministers zu: „Es ist noch Leben in der alten Dogge", wie John Butt schmun zelnd sagt. Im Nothsall schickt England dH schottischen Füsiliere über Malta nach Egypten und holt aus Irland Truppen, um die Wasserstraße militairisch zu sichern. Nur z,v«i Mächte kratzen sich ärgerlich hinter den Ohren: Frankreich und Rußland. Ersteres empfindet aufs Tiefste die Demüthigung, die ihm England bereitet. Frankreichs politischer Einfluß ist tief im Sinken, düse Lehre predigt den Franzosen die englische Finanzmaßregel. Weder Herr v LessepS noch der Minister dcSAttrßern, Herzog von DccazeS, hatten eine Ahnung davon. ..Unser internationales Fegefeuer ist noch nicht zu Ende", klagen die Pariser. „Wären wir e>ne Monarchie, so respectirtä man uns mehr!" murmeln die Bonapartisten; „eine so schwankende Regie rung, wie unsere republikanische, rcspcctirt man nicht." Alle Fran zosen fühlen es aber, daß jetzt erst die Folgen dcs deutschen Sieges über sie zu Tage treten, daß sie lange nicht mehr die hervorragende Rolle von sonst in Europa spielen. Zornig aber bebt der russiscbe Bär über den ihm von der britischen Dogge versetzten Biß, er heult schmerzlich auf und läßt etwas wie von Neutralisirung des Sucz- kanals hören. So, so. Wenn Rußland mit brutaler Waffengewalt in Ecntralasien Landstrich über Landstrich erobert, wenn es die Türkei zerrüttet, dann ist Alles in OrdnunK; wftin aber England den Suezkanal bezahlt, dann muß Europa als Schutz dagegen auf- geboten werden. Den Franzosen aber geschieht nur Recht. Anstatt einfältiger Weise immer auf Rache gegen Deutschland zu sinnen, sich in gewaltigen, übertriebenen Rüstungen zu erschöpfen und uns dadurch zu Gegenrüstungcn zu treiben, statt für den Jcsuitismuö zu arbeiten, hätten die Franzosen den Orient im Auge behalten sollen. Dann wäre ihnen die jetzige beschämende Schlappe erspart geblieben. Für neue Bataillone, verbesserte Mordwaffen und für jesuitische Universitäten haben die Franzosen Geld genug — aber keines, um die Suezkanal-Actien zu kaufen. Im Reichstage sind die Naticnallibcralen drauf und dran, einen Eonipromiß wegen des Strafgesetzbuches abzuschlüßen, d. h. das geringe Maß von Freiheit, welches wir Deutschen zur Aus übung unserer politischen Rechte besitzen, wird nicht ungeschmälert bleiben. Tie Zeitungen der Nationallibcralen verwerfen zwar das schmachvolle Nachgcbcn ihrer Partei ; aber wenn die Partei dennoch nachgiebt, so ist der Schaden eben gcthun. Niemand wundere sich dann aber, daß bei den nächsten Wahlen die Socialdemolraten und klerikalen bcträclülich stärker im Reichslage erscheinen werden. In der Budget Commission des Reichstages gehen die Dinge auch son derbar genug. Die Beantwortung der Fragen wegen der für den JnvalidcnsondS cmgekauftcn, jet',t cntwerlhcten Eisenbahn-Priori täten hat der Bundes-Eommissar nur „soweit thunlich" in Aussicht gestellt. Und doch wäre hier nicht bles „ein Wenig mehr Licht",! sondern volle TageShclle nothwmdig! Die von Richter so latcgo-' risch aufgeworfene Frage nach dem Verbleib des Restes der franzö- j fischen Kriegsschuld und über welchen Baarbestand die Regierung noch verfüge, ist auch in der Commission noch unbeantwortet geblie ben. U,-. Michaeli» setzt, wenn man ihn immer und immer wieder fragt, die dürftige Antwort entgegen: „daß dieser Bestand sich fort während vermindere." Es wurde daher zu Protokoll constatirt, daß die Regierung offenbar nicht sagen wolle, wieviel Geld sie besitze. Ebenso hat die Negierung Auskunft über eine Reihe anderer Posten verweigert. Die deutsche Lammesgeduld, mit der ein solches Verhalten ertragen wird, ist unerschöpflich. WaS lauert aber hinter jenen Verheimlichungen'/ Locales n«d Sächsisches. — Vorgestern Abend, sofort nach der im Schlöffe abgehalte- ncn königlichen Familientafel, reiste Ihre Majestät die deut sche Kaiserin mit ihrem Gefolge, bestehend aus den Hofdamen Gräfin von Brandenburg und Gräfin von Schimmelmann und dem Kammerherru von Frentz, mit dem Abends ^ 7 Uhr abgehenden Schnellzuge (über Nödcrau) nach Berlin ab. Die Kaiserin warb von Ihren Majestäten dem König und der Königin und den königl. Hoheiten Prinz Georg und Frau Gemahlin zum Leipziger Bahnhof begleitet. — Der Großherzog von Weimar, der augenblicklich in Berlin verweilt, besuchte daselbst seinen künftigen Schwiegersohn, den Prinzen von Reuß, der sich bekanntlich durch einen Fall das Knie verletzt hat und deshalb noch nicht wieder auf seinen Botschafter posten nach Petersburg abgchcn kann. Der Großherzog von Weimar empfing sodann in besonderer Audienz den königl. sächs. Gesandten in Berlin, Herrn v. Nostitz-Wallwitz. Der Bruder deS Letzteren, der RcichStagsabgeordncte v. Noftitz-Wallwitz, weilte gestern in Dresden, wohin ihn die Geschäfte seines ministeriellen ReffortS gerufen hatten. — Der zeitherige Hilfsarbeiter beim Justizministerium, Justiz rath Ephraim Oskar Taube, ist zum Geheimen Justizrath und der RegierungSrath Vogel zum Geheimen Negierungsrath ernannt worden. — Nach einer Ausführungsverordnung deS königl. sächsischen Ministeriums de» Innern und der Justiz über die Beurkundung des Personenstandes sollen die Diriistfcrgek der zukünftigen Standes ämter das königlich sächsisch« Wappen und die Umschrift ,Mnigl. sächsisches Standesamt" erhalten. Die bisher bestandene Ver pflichtung der Hebammen, dafür zu fforgcn, daß alle Geburten, zp welchen sie gerufen werden, rechtzeitig bei der Kirche angezcigt wer den, bleibt neben der durch das Ncichsgesetz den Hebammen auf- erlegtcn Verpflichtung zur Anzeige der Geburten bei dem Standcs- vegtntcn bestehen. Ebenso die bisherigen Verpflichtungen der Leichenfrauen, welche nunmehr auch dafür zu sorgen haben, daß die Anzeige des Sterbcfallcs beim Standesbeamten rechtzeitig be wirkt weüie. — Dem Neustäbter Kirchenvorflande schlägt der Stadtrath be hufs Wiederbcsctzung dcs Pfarramtes zu Neustadt, in Folge der Re signation zweier bereits vorgcschlagen gewesenerCandidatcn, aus der Reihe der Bewerber den Pfarrer Gretschel zu Crimmitschau und den Pfarrer Röntsch zu Miltitz zur Wahl vor. — Zufolge des Gesetzes über die Beurkundung deS Personen standes und die Eheschließung ist der Bezirk der hiesigen Kgl. AmtS- hauptmannschast in 46 Staildesamtsbeziicke eingetheilt und sind die künftigen Standesbeamten nnd deren Stellvertreter von der Königl. Krcishaupliiiamrschaft bestätigt worden. Nachdem ihre Verpflichtung erfolgt sei» wird, werden wir mit Rücksicht auf die mannigfachen Interesse», welche sich an die neue Einrichtung knüpfen werden, eine Uebcrsicht Über die betreffenden Beamten, die Sitze der Standes ämter und r ie Znbehörigkeit d-'r Ortschaften veröffentlichen. — Der Stadtrath hat neuerlich beschlossen, den provisorischen Tarif für das Wasserwerk, welcher nach den bisherigen Beschlüssen der städtischen Eollegicn nur bis zum 1. Juli 1876 Geltung haben sollte, bis E'ildc des Jahres 1876 beizubehalten, für diejenigen Con- sumcntcn aber, welche das Wasser nach dem Wassermcsser beziehen, schon vom 1. Januar 1870 ab durch den Wegfall dcs bisher tarif mäßigen, nach der Durchflußöffnung dcs Wassermessers, bemessenen Minimalsayes in allen Fällen, in welchen das Wasser zugleich zu hauswirthschastlichen Zwecken bezogen wird, eine Erleichterung ein- trctcn zu lassen. — Tie Budgetcommissicn des Reichstags hat die zur Erbau ung einer Eascrne für das von Meißen nach Dresden zu verlegende Jägerbataillon geforderte 1. Rate von 150,000 Mark abgelehnt. Meißen behalt daher zunächst noch seine Garnison. — Heute werden es 30 Jahre, daß der erste Spatenstich zur ersten sächsischen StaatS-Eisenbahn, der Böhmischen, der Lieb lingsbahn der Dresdner, gegraben wurde Am 1. Dccember 1845 versammelten sich zu diesem Zweck auf dem abgestecktcn Areal des böhmischen Bahnhofes zu Dresden, in der ungefÄren Verlänge rung der Earolastraße, unweit des vormals Jung'schcn Instituts, eine größere Anzahl höherer Staats- und Stadtbcamte, uni diesem Vorgang eine festliche Weihe zu geben. Der damalige königl. Com- niissar für den Bahnbau, der jetzige Geh. Finanzralh v Eraushaar hielt zunächst die Festrede, welche den Zweck der bedeutsamen Bahn- Anlage und die Hoffnungen, welche da» sächsische Volk auf das Ge deihen derselben setze, hervorhob. Zum Schluß der Rede wurden die Anwesenden aufgefordert, den bereitstehenden Erdkarrcn, der stattlich in den sächsischen Farben prangte, mittelst eines ebenfalls grün nnd weiß nmbändcrtcn Spatens, mit Erde zu füllen. Nach dem dieser Aufforderung allseitig Folge geleistet und von Jeden, eine Schaufel Boden ansgehoben worden war, fuhr ein Schacht- mristcr der bereits harrenden 200 Arbeiter den Karren durch eine gründccorirtc Ehrenpforte seinem Bestimmungsorte zu. DieArbeiter setzten nun den Erdtransport auf den vorher sauber auvgelcgten Fahrd'clen sogleich fort um die erste Aufdämmuna des Bahnhofes, an Stelle wo das jetzige Stationsgebäude steht, weiter zu führen. Die in der Festrede ausgesprochenen Hoffnungen für den Nutzen und die Leistungsfähigkeit der Bahn sind glänzend in Erfüllung ge gangen, indem dieselbe jetzt bekanntlich zu den belebtesten und ein- träglichsten unseres Sachsens gehört, obgleich ein Zeitraum von 15 Jahren verstrich, ehe sie eine 4procentige Verzinsung des An lagekapitals, welches mit Einschluß des Baues der Marienbrücke ca. 5,000,000 Thlr. betrug, ausweisen konnte. Der jetzige Bahnhof, der sich damals mitten im freien Felde befand — denn die Stadt Dresden erstreckte sich nicht über die Ammon- und Sidonienstraße hinaus — war vielen Bewohnern Dresdens schon zu weit abgelegen; wie ganz anders urthcilt man von gewisser Seite jetzt darüber. Die technische Leitung dcs Bahnbaues war dem jetzigen Oberst a.D. Peters, als Ober-Ingenieur übertragen und functiomrte unter dem selben der Sections-Ingenieur Bake, welchem wiederum die Ingenieure v. Bose und Kitzler, sowie die jetzigen Bahnbeamten Grumpelt, Schmidt, Balzer und Tränkler beigegeben waren. Alle die vorgenannten Herren befinden sich noch, mit Ausnahme des Letzteren, am Leben. Möge die Bahn ferner blühen und gedeihen und ihr das Mißgeschick, auf dem rechten Elbufer eine unrentable und die sächsische Sandstein-Industrie fast vernichtende Concurrentin zu haben, recht lange erhalten bleiben. — Ein Gutachten des SchulausschusseS hat sich dahin erklärt, daß es nöthig sei. von Ostern 1876 ab das Schulgeld in den Bürgerschulen von 3l/z Mark in den vier unteren Klassen auf 4 Mark und von 5 Mark in den vier oberen Klaffen auf 6 Mark monatlich zu erhöhen; auf eine mäßige Erhöhung desBezirkS- schulgeldes würde aber erst dann zu kommen sein, wenn die Neu gestaltung der Bezirksschulen sich befestigt haben werde. Zunächst wird die Sache bei den Stadtverordneten zur Berathung kommen. — Wieder hat der Dresdner Einwohner drei neue Stra ßennamen seine», Gedächtniß einzuverleiben. Mit allerhöchster Zustinunung sind 1. die Straße Nr. 16 im Bebauungsplan« der Centralbaubank „Schumann-Straße", 2. die Straße Nr. 17 desselben Bebauungsplanes „Neißiger Straße" und 3. die an der Blasewitzer Flurgrenze hinführende Straße zwischen der Blase- witzer- und Blumenstraße „Schubert-Straße" benannt worden. — Infolge Schneewehen» find dies« Tage auf den säch sischen Staats- und Privatbahneu vielfache Verkehrsstörungen, namentlich beim Güter-Berkehr, vorgekommen. Der gestern früh v Uhr von Görlitz abgeaaugene Petsonenzug ist bei Neichevbach^tk Schnee stecken geblieben «nv dadurch erst hcüb 3 Uhr Nachmittags in DreSdm eingetrsffen; ebenso bracht« der hier Nachts 12 Uhr 10 Minuten eintreffcnde Leipziger Eilzug den An schluß von Hamburg nicht mit. Auf der Leipziger Bahn und im Central-Gütcrbahnhofe häufen sich die Wagen und das Personal wird enorm strapazirt. Auch auf der Berlin-Anhalter Bahn blieb an, 28. d. Abends ein Personenzug bei Nockwitz stecken, während auf der bairischen Staatsbahn bei Gaschwitz ein Zug mit 3 und kurz darauf an derselben Stelle ein Personenzug mit 2 Locomotiven aus den Schneewehen herausgezogcn werden mußte. — Während die Elb-Dampfschiffe nunmehr des Treib eises wegen ihre Fahrten eingestellt haben, werden diese von Seiten der Kettenschleppschiffe ungehindert fortgesetzt. Gestern Nachmittag bugsirte ein Kettenschlepper 9 große Frachtkühne, ungenirt vomEise, durch die alte Brücke thalauswärtS, was die Kaufmannswelt um so angenehmer berühren wird, als noch eine Masse Güter für den Weih nachtsbedarf in den niederen Elbgegcnden lagert. — Da mit und nach dem 1. Oktober jeden Jahres eine größere Beurlaubung, sowie weitere Aufnahme durch Eapitulanten in der deutschen Armee erfolgt, den letzteren aber beim Eintritt in ein an deres Regiment rcsp. Armeecorps ihre Charge und frühere Dienst zeit gewahrt bleibt, so ist es auch diesmal wieder der Fall gewesen, daß früher in kgl. preuß. Militairdienst gestandene Personen zum weiteren Dienst im XU. ArmeecorpS (königl. sächsischen) sich gemeldet haben und angenommen worden sind. — In der Aula dcS alten Polytechnikums fand am 22. dS. die diesjährige Prcisvertheilung unserer Akademie der bildenden Künste statt. Anwesend waren dabei Se. k. Hoheit Prinz Georg mit seinem Flügeladjutantcn und der Minister des Innern, von Nostitz-Wallwitz. Herr Bildhauer A. Volkmann, früherer Schü ler des Prof. Hähncl, erhielt den ersten Preis — ein Ncisestipen-- dium; der zweite Preis, die goldene Medaille, ward einem Schüler des genannten Professors, Ehr. Behrens auü Gotha. Die übrigen Preise (silberne Medaillen und Ancrlennungsdiplome) wurden sümmtlich Schülern hiesiger Kunstareliers zu Thcil. — Im Blasewitzer Waldpark entstand Montag Abend in der 7 Stunde auf einem Neubau ein Schadenfeuer. Jedenfalls trug mangelnde Beaufsichtigung die Schuld, da den von den Ar beitern der Kälte wegen angeheizten Handfcuern bei ArbeitSschluß nicht gehörig nachgegangen worden war. Mit rühmlicher Vigilanz machte die Blasewitzer freiwillige Feuerwehr, welche in Folge der Anzeige des gerade dort vorüberfahrenden Herrn Hofschauspicler Dessoir sofort erschien, fernerem Schaden ein Ende. — In der Schillerstraße ist vorgestern das vor einem leichten kleinen, mit zwei Herren besetzten Schlitten befindliche Pferd durch gegangen und der Schlitten, nachdem die beiden Herren von demsel ben herabgesprungen waren, durch Anprallcn total zertrümmert worden. In einem anderen gleichen, ebenfalls vorgestern vorgckom- menen Falle sind zwei Schlittenpfcrde auf dem Wege vom Weißen Hirsch herein dnrchgegangcn, haben den Schlitten mit den Insassen umgeworfen und zerbrochen und sind mit dem Vordcrtheile desselben auf der Moritzburger Straße weiter gelaufen, ohne daß ihr Eigen- thümcr bis gestern Mittag eine Spur ihres Verbleibes erhal ten hatte. - Die bisher in der Seminarstraße untcrgcbrachte kaiserliche Stadt-Post-Expcdition Nr. 5, Dresden-Altstadt, ist in das H-n-s- grundstück WachSblcichgass« Nr. 2 verlegt worden.