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«»lchkln« fr«» r Uhr i» der äxi^dMon Varienilrafk >». Rb,n- i>kmenl»ptt>» vl«Nk»,al,r> Uch HMork-i-PIge.durch dir Psi, L Mari ü0Mr. <U»»el. Nummrr» Ui Me. « fl-,e 27000»r»l -iir die Rll<f-ob» «I»»«- taudler Mu»uieri»t» «uchl sich die «edicttd» »chl «ertiiidltch. Snseraten-Innadme »»«> World ^ Lo,»»,.l»>» »>s Vo,I»r ln vomdurg. «er lt». Wien, Uripiitz. «ajel «rrdiau. fsranllu t » M. — tt»». U>,„» in «erlln, Lridjig. Wien. Hnmdurg, griinlsurt a Ls. Miln», che». — v»iid« ld li». in grarksurl a. M. — e». Vvi»l i» Lliemnitz. — «»- l>»iii»r » V» ln Varl». Tageblatt für Politik, Unterhaltung n. Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch -i Netchardt in Dresden. Nnierole »erden MrdW»» Tirade 13 angenom««» »„ Ad. » lldr. Soiml«D di» Mittag« i r udr. Ul» vieuiiadl: grafe «>»«»»> aaUc ü bi- vtachm. 4 UhT. Der giaum einer e>»- laaliigen Pelilzeiie «ol>»t ia Psr . >eulge>andt d« Zeile 30 Pige. «ine iidaranlte liir d^ «ochillagige itrichet» »en der Jnierat« «ir» iiichl gegeben. «niwörtige Nnnanee«» Uuilrage von »»» und«« fannlcn Firmen und Per» ioneil „licrirev wir »ur gezenPronuinerando» Za di uns durch Brtel- inailcn oder Posleiniah» lun». Neun Tilden kokte» Id Piae. Inieiaie >ür die Montags Nummer »der noch einem gelllog» die Peliljkile 20 Pige. Skr. 208. Zwanzigster Jahrgang. MItredacteur: Dr. L»i«I f^llr daS Feuilleton: Lucktvl»! Dresden, Dienstag, 27. Jnii 187S. Fiir die Monate August und Septemier wcrden Abonnements nuf die „Dresdner Nachrichtens in der Expedition, Marienstrasze Nr. L», zu > Mark KO Pfa, sowie für auswärts bei dru Postämtern zu I Mark »O Pfst. angenommen. Ausstellung kunstgewerblicher Arbeiten des Mittelalters im »urliiudtscheu Palais. „Ein edler Sinn liebt edlere Gestalten!" und flüchtet sich bei der politischen Windstille des Augenblicks hinweg von den trüben Wirren der bairischen Wahlkämpfe, der türkischen Steuer- oerweigerer und der widerwilligen Bischöfe und aus dem Staub, den die Flucht Beck's anfgewirbelt hat, in das friedliche Asyl der Kunst. Die Geldkrisis, welche dem Milliardenrausch gefolgt ist, hat in den Gemüthern eine verderbliche Schwarzseherei erzeugt, was konnte da zeitgemäßer sein, als allen Augen durch eine öffentliche Ausstellung unserer über ganz Sachsen verstreuten Kunstschätze, einen Blick in ein Goldland zu eröffnen, alle ängstlichen Gemüther davon zu über zeugen, wie reich wir sind! Die Ausstellung in der Herzogin Garten liefert ein schönes Bild dessen, was wir können; die Ausstellung im Curländer Palais am Zeughofplay hingegen zeigt, was wir haben, ein Bild dessen, was unsere Vorfahren vermochten und was wir pietätvoll als Erinnerung an sie und als Vorbild für unsere eigene Thätigkeit bewahren. Diese Ausstellung ist ein glücklicher Gedanke, für welchen den Begründern und Förderern der aufrichtige Dank aller Freunde des Alterthums, der Kunst und der vaterländischen Industrie gebührt. Bereits hat das Beispiel Dresdens anregend ans andere Städte gewirkt und Frankfurt a./M. und München rüsten sich zu einen, ähnlichen Unter nehmen. Es ist damit ein Fortschritt gemacht auf jener Bahn, welche in England zuerst mit Glück beschritten wurde, die in Privathände zerstreuten Kunstschätze auf kurze Zeit zu sammeln und nutzbar zu machen für die Geschmacksrichtung und Vervollkommnung unserer Kunstgewerbe. Die Wahl des alten vom Chevalier de Saxe 1729 erbauten Curländer Palais zu dieser Ausstellung verdient ebenfalls unge- theilten Beifall, denn dieses eine Zeit lang als „Klinik" benutzte Schloß, inmitten der Stadt ist an sich eine Ueberlicserung ans jener Zeit, wo ein kunstliebender Hof die Residenz Dresden zu einem Elbflorenz zu gestalten unablässig bestrebt war. Der Spiegclsaal darin ist eine der herrlichsten Arbeiten der Rococoperiode und bedeut sam blicken von seinen Wänden die von Casanova gemalten Bilder der kunstliebenden sächsischen Fürsten, August der Starke und August III., auf den Beschauer nieder. Das sächsische Königshaus hat, im Sinne seiner erhabenen Vorfahren, dieser Ausstellung die freundlichste Förderung gewährt und aus dem Gardemeuble, aus der Silberkammer die herrlichsten Schätze für die Ausstellung dargcliehvn. Zehn städtische Cor- porationen, 27 Kirchen und Klöster, 8 öffentliche Sammlungen, >2 Zünfte und 150 Privatpersonen sind dem Beispiele des sächsischen Hofes gefolgt und so gestaltete sich unter der Leitung des gelehrten Kunstkenners, des Prof. Hettner. ein harmonisches reiches Gesammtbild. In dem stattlichen Treppenhause fällt zunächst der Blick auf werthvolle, alte Rüstungen, welche Graf Luckner und Herr von Schönfeld ausgestellt haben und neben diesen Werkzeugen des Krieges, stehen bedeutungsvoll, der Stadtkirche in Pirna entnom mene Altarblätter und Erinnerungen an die Stätten des Friedens. Beim Eintritt in den ersten Saal fesseln reiche Gegenstände der kirchlichen Kunst die Aufmerksamkeit, welche bunt durcheinander aus den verschiedenen Richtungen der Nococo- und Renaissance Periode zusammengestellt sind. Ein reiches Religuiarium aus vergol detem Silber, reich mit Glasflüssen geziert, gothische Arbeit, ist aus dem Besitz der Königin Maria der Sammlung anvertraut. An der Fensterwand steht eine geschmackvoll geschnitzte Kanzel, welche für die Schloßcapclle von Hohenstein 1515 gearbeitet worden. Eine der ausgezeichnetsten, mittelalterlichen Stickereien auf Leinwand grund mit Seide und Goldfäden, ein Antependium, die Krönung Maria's darstellend, fällt zunächst in's Auge. Die Wände sind mit orientalischen Teppichen bekleidet; ein langer, altarähnlichcr Aufbau trägt die verschiedensten Meßgcräthsckiaftcn, Chorstühle aus Anna- berg sind an der Seite ausgestellt; in Glasschränken blinken werth volle altromanische Kelche ; in den Fensternischen stehen kunstvoll ge arbeitete alte Büchereinbände und an den Fenstern selber mildern mittelalterliche Glasgemälde das Licht. Schon an der Eingangs thür lehnt eine reichgeschnitzte, eichene Wand mit den Bildnissen einer dänischen Königsfamilie und sinnreicher Inschrift. Auf's Reue kehren wir zu einem merkwürdigen Buch zurück, welches der königl. Bibliothek entnommen ist, dem Evangelien-Eodex aus dem >0. Jahrhundert; der eigenthümliche Holzeinband ist reich mit Elfenbein und Glasflüssen verziert. Das folgende Zwischenzimmer enthält Gerätschaften der klei nern Hauscinrichtung. Die Wände sind mit kunstvoll genähten Tep pichen bedeckt, welche aus dem kgl. Gardemeuble entlehnt sind. Aehnlichcn Inhalts ist der zweite Saal, nur sind die Gegenstände großartiger und meist aus der Renaissance-Periode. Große Cre- dcnztische, besonders die in der Schweiz gearbeiteten imponiren durch schwierige Arbeit. Die Schränke an den Wänden zeigen Waffen und Gläser, die ausgestellten Kästen Schmucksachen und Schmelz arbeiten. In der Mitte stehen alte Arbeiten aus Schmiedeeisen, dar unter ein geschichtlich werthvolles Stück, eine Feldapotheke, welche Friedrich der Große auf dem Schlachtfeld bei Hochkirch verlor, mit einem kunstvollen ornamentalen Beschlag. Die Schützengescllschaft in Dresden steuerte einen in Silber getriebenen Rathsschild bei, welcher dem Jahre 1537 entstammt. Nun treten wir in das Nllerheiligstc, den großen Saal, dessen «esche Roeaco - Constructzyn zu den ausgestellten Rococo-Gegen- ständcn in herrlichem Einklang steht. Die Meubles sind derselben Zeit angehörig und sämmtlich dem kgl. Gardemeuble entnommen. Eines der schönsten Stücke ist der Schreibtisch I. Ri. der Königin, ein ganz in Silber getriebener Tisch mit einem in Augsburg gear beiteten Ofenschirm, welcher ebenfalls aus vergoldetem Silber ge trieben ist, und in der Mitte Venus bei Vulkan darstellt. An alte Zeiten mahnt die reichvergoldete Sänfte mit reizenden Malereien. Ja solche Chaisen würden Manchem mit dem ominösen Hause aus dem Altmarkt aussöhnen und damit unserm vielgeprüften 'Magistrat doch einen Kummer abnehmen! Die prächtigen Boule-Uhren sind Meisterwerke, an welchen der Großuhrmacher Feind nichts auszu setzen hätte. Die Spitzen und Stickerei zeigen die verloren gegangene Kunstfertigkeil und den Fleiß vergangener Zeit, für welche die Ma schinenthätigkeit keinen vollen Ersatz zu bieten vermag. Unter den Majoliken findet sich vieles Schöne, besonders aber ist der große Tafelaufsatz aus Porzellan, die Reptungruppe, von der kgl. Manu- faetur in Meißen ausgestellt, der Erwähnung werth. Eine größere Porzellanausstcllung ist mit Recht überflüssig befunden worden, da im Japanischen Palais eine Uebersicht ermöglicht ist, welche hier nicht herzustcllen war. Erst nach einem frommen Blick in das anstoßende kleine Zim mer, wo die Bibel des Kurfürsten August in schwarzem Sammet gebunden liegt und deren Silberschmuck den Sündenfall darftelit und dann morgen mit sündlickier Neugierde zu den reichen bestricken den Silberschätzen der Ausstellung. L'ocakcS und §iichslschcS. — Aus München berichtet man der N. fr. P.: Der König von Sachsen, welcher dieser Tage, wie Sie wissen, durch Baiern reiste und Besuche in Possenhofen, sowie bei dem 80jährigen Prin zen Karl von Baiern in Tegernsee machte, hatte eine Zusammen kunst mit unserm dermalen noch in Hohenschwangau weilenden König gewünscht; cs hat eine solche indes; nicht stattgefunden und zwar, wie uns versichert wird, aus dem Grunde, weil König Lud wig !! auch mit dem deutschen Kaiser während dessen neulich« Durchreise nicht zusammengckommcn war. — Der Oberhofmnrschall Freiherr von Könneritz, der wirkliche Gchcimerath, Gencral-Direetor Graf von Platen, der wirkliche Ge heimerath, Hausmarschall Graf Vitzthum von Eckstädt und der Oberstallmeister Senfft von Pilsach haben das schwedische Großkreuz des Rordstcrnordens erhalten. — Der hiesige Photograph Herr Wilhelm Höffert, zur Zeit in, Bade Ems, hat das Prädikat „Hofphotograph" erhalten. — Mittwoch, den 28. Juli, Vormittags 11 Uhr, werden aus dem Verkehre zurückgezogene sächs. Kassenbillcts vom Jahre 1867 im Gesammtbctragc von 900,000 Thlr. ^ 2,700,000 M. in dem Verbrcnnhause im Hofe des Landhauses hier vernichtet wcrden. — Seit 24. d. sind bei der hiesigen Königl. Wasscrbaudireetion folgende Nachrichten eingegangen: Den 24. Abends 8 Uhr: Ter Elbefluß bei Hohenelbe hoch angeschwollen und in rapidem Steigen begriffen. Ten 25. Nachm. 2^ Uhr: Wasserstand der Jscr bei Münchcngrätz heute in fortwährendem Steigen, die Ufergründc über schwemmt. Die sächsischen Gebirgsflüssc sind infolge anhaltenden und theilweis starken Regens ebenfalls bedeutend angeschwollen. — Den 26. 11 Uhr 20 Min. Vorm. Wasserstand der Elbe bei Par dubitz 2 Meter über Rull, noch im Steigen.— Elbe beiLeit- meritz wächst pro Stunde 1 Zoll, früh 9 Uhr dort Wasserstand 18 Zoll über Rull. — Moldnuwasserstand bei Karolinenthal (Prag) 14 Zoll über Rull. — Der Wasserstand der sächs. Gebirgs- slüsse, welche in Folge anhaltenden Regens ebenfalls bedeutend an geschwollen waren, ist gegenwärtig wieder in; Sinken. Die Arbeiten der Einschätzungs-Commissionen in unserer Stadt werden allem Anscheine nach wohl schon im Laufe dieser Woche ihre Endschast erreichen. Es ist dies jedenfalls nur der flei ßigcn Betheiligung der betreffenden Mitglieder zu verdanken. Die Geschäfte haben sich übrigens so glatt abgcwickelt, als man wohl bei der bedeutenden Masse des zu bewältigenden Materials Anfangs nicht hoffen durfte. — Die Einweihung des neuen Polytechnikums ist jetzt definitiv auf den 28., 29. und 30. Oktober festgesetzt worden. Am 28. Oktober, Vormittag, wird sich der Fcstzug vom alten zum neuen Polytechnikum bewegen. Am Nachmittag findet das Fest-Diner statt, an dem sich auch viele fremde Gäste betheiligen werden. Am 29. Lct. Abends wird der Ball für die jetzt Studirendcn abgehaltcn und am 30.Oct. werden die Einweihungs-Festlichkeiten durch Fackcl- zug und Fest Commerz beendet. — Das neue Semester beginnt am 1. November. — Zur Enthüllung des Hermann-Denkmals im Teu toburger Wald, am 15. August, schicken die hiesigen Polytechniker drei Vertreter aus ihrer Mitte, um an dieser erhebenden Feierlich keit Theil zu nehmen. — Am verflossenen Sonntage konnte man auf dem böhmischen Bahnhofe in Dresden-Altstadt wiederum einen äußerst lebhaften Verkehr beobachten, welcher sich in nachstehenden Zahlen verbildlicht. In der Richtung von Bodenbach kamen an 9520, nach dort fuhren ab 7770 Personen, in der Richtung vonChemnitz langten an 9510, dahin fuhren ab 8810 Personen, mithin wurden expcdirt rund 35000 Passagiere. Extrazüge verkehrten 24, davon 12 auf Boden bacher, 12 auf Chemnitzer Linie. — Zu Tausenden und Abcrtauscnden strömten am Sonntag, bereits von 2 Uhr an, die Menschen nach der Vogelwiese, Droschken, Omnibusse, Pferdebahn und Dampfschiffe führten zahl reich Diejenigen hinaus, die ihre Füße für die Wanderung auf der Wiese selbst schonen wollten und diese Schonung vorher mar sehr angebracht, denn in Folge der starkenRegengüssc waren die Straßen zwischen den Buden- und Zeltreihen mühsam genug zu durchwaten. Die ruhigen Spiegel verschiedener großer und kleiner Seen, die zu nichts weniger als zum Baden einluden, wollten mit Umsicht um gangen sein, ebenso die Lehmgebirge, durch welche hier und da kühn» Pfadfinder schmale Engpässe gebahnt. Doch für diesen Uebelstand kann Niemand verantwortlich gemacht werden. Die Rüclsichts losigkeit der Elemente schont eben auch Festwiesen nicht, aber, sic verleidet dem Dresdner keineswegs die Liebe zu seiner Vogelwiese; denn — sehen da die Wege auch noch so schlecht aus, 'S ist doch die Vogelwiese und da macht er sich nichts d'raus. Während im vor. Jahre der Landungsplatz der S.-B.Dampsschisfsahrtsgesellsck. aft. gegenüber dem starken Andrang, manches zu wünschen übrig ließ, ist er in diesem Jahre ganz famos hergestellt, die Landungsbrücke sowohl wie die zu dieser führenden Barrieren in steinernen Rampen sind durchaus neu und ebenso praktisch wie gefällig gearbeitet; für den Billetverkauf ist ein nettes Häuschen errichtet. Abends werden sowohl der Landungsplatz wie die dahin führenden Wege durch die Dampsschifffahrts-Dircction brillant erleuchtet. Ein Bild von der Menschenmenge, die am Sonntag die Wiese srcguentirte, hat man, wenn man hört, daß die Dampfschiffe bis Nachts 1 Uhr fuhren und 50 Schiffe von Dresden ab nach dem Festplatz gingen, die zwischen da und Dresden circa 20,000 Menschen hin und her beförderten. Das Arrangement der Festwiese scheint uns diesmal ansprechender, auch macht sich von Jahr zu Jahr mehr Luxus in der 'Ausschmück ung der Zelte und Buden bemerklich. Es ist im Ganzen über die Rcstaurationszelte und die Verkaufs- und Würfclbudcn nichts wei tcr zu sagen; sie stehen wieder so ziemlich in der seit Jahren bekann ten Ordnung. Die Schaubudenreihe hat insofern eine Verviel fältigung erfahren, als diesmal auch noch eine zweite parallel gehende Reihe cxistirt, in der man „noch nie Dagewesenes" bewundern kann. Es hatte sich das Gericht verbreitet, Mcllini. der oft hier im Gewandhaus als gern gesehener Zauberkünstler Vorstellungen gab, habe auf der Vogelwiese ein Theater für Hexerei errichtet, nun zeigt sich aber, daß der gegenwärtige Künstler nicht Mcllini, sondern Mallini heißt. 'Auf einen Vocal kommtS schließlich nicht weiter an. Im Uebrigen ist auch hier in diesem Viertel nichts weiter zu erwäh nen. Der Zufall hat die Bude des Scclettmcnschen neben die einer der vielen dicken Niesendamen gestellt — Extreme berühren sich! Wem cs nun bei der einen Species schwach wird, der kann sich am Anblick der andern gleich danehen wieder aufrichtcn. Sonst begeg nen wir wahrlich in der „Künstlerreihe" nirgend einer besonders anziehenden Specialität. Doch halt, da lesen wir mit Staunen am Schilde einer kleineren Bude, daß da die Tochter eines indischen Fürsten zu sehen sei. Arme Prinzessin! Ob sie wohl noch weiß, wo Indien liegt ? Schwerlich. Doch auf der Vogelwiese herrscht Maskenfreiheit, da war schon mancher afrikanische noch immer wilde Häuptling, der vor der Vogelwiese noch in Hamburg Hausknecht oder sonst wo so etwas ÄehnlicheS war. — Gestern früh halb 8 Uhr traf hier der Leinziger Poly technische Verein eirca 500 Personen stark, mittelst Exirazuges ein, um der Gcwerbeausstellung und der Vogelwiese einen Besuch abzu- statten. — Vorgestern hat sich der hiesigen Polizei ein aus Leipzig ent wichener Buchbinder unter der Selbstanklage freiwillig gestellt, daß er dem allgemeinen deutschen Buchbindergehilsen-Vcrbnnd, einer social-demokratischen Gewertsgcnossenschast, gehörige Gelder im Be trage von 450 Mark unterschlagen habe. Der Mann wurde zur weiteren Aufklärung der Sache in Haft genommen. — Der nach unserer neulich«: Mittheilung von hier mit Vercinsgcldern entwichene Cassircr des allgemeinen deutschen Tabak- arbcitervereins, Rentzsch, ist in Hamburg verhaftet worden. — Am Sonntag 'Nachmittag ist im Prießnitzgrundc mitten im Walde ein unbekannter Erhängter aufgefundcn wenden, der sehr lange schon gehängt haben mag, denn der Strick, an dem die Leiche an einem Eichbaume gehangen hatte, war durchgefault und der Körper deshalb zur Erde gefallen. Das Alter des 'Mannes war wegen vorgeschrittener Verwesung auch nicht annähernd mehr zu bestimmen. Derselbe war von mittler Größe, hatte einen rothcn Vollbart und war bekleidet mit dunkelkarrirtcm 'Rock und dcrgl. Weste, grauen Beinkleidern und Stiefeletten. In dem Rocke wurde ein braunlcdernes Cigarrenetui mit einer anscheinend goldenen Brille und neben der Leiche ein niedriger schwarzer Filzhut und ein brauner Regenschirm gefunden — Der hiesige Stempelsabrikant und Graveur Holler wurde gestern Vormittag, nachdem er am Böhmischen Bahnhose einen Omnibus verlassen hatte, von heftigen Krämpfen befallen und des halb nach dem Polizeibureau im Böhmischen Bahnhose transportier, woselbst er trotz schneller ärztlicher Hilfe nach ca. 2 Stunden vcr storben ist. H. soll seit vielen Jahren schon an Krämpfen gelitten haben. — Am Sonntag sollte ein Lohnsuhrwerksbesitzcr in Leipzig wegen Geistesstörung durch zwei Rathsdiener zur Beobachtung dem Gcorgcnhause überliefert werden. Auf dem Wege dahin und zwar in dem sogenannten Hospitalgange entsprang der Kranke und eilte im schnellsten Laufe zurück bis aus die Schillerbrücke, dort stürzte er sich kopfüber in den Pleißefluß. Ein hinzugekommencr Fleischer lehrling sprang mit wahrer Todesverachtung dem Aermstcn nach und brachte denselben mit Hilfe eines Feuerwehrmannes auch glück lich wieder ans Land. — Am Sonntag Nachmittag ist auf der Vogelwiese ein 4jähr. Knabe aus einem Carousselwagcn hcrausgestürzt und hat sich dadurch eine Anzahl Vorderzähnc ausgebrochen. — War die diesjährige hiesige PferdeauSstellung schon eine verhältnißmäßig bedeutende zu nennen, so dürfte die im nächsten Jahre, jedenfalls wohl ebenfalls im Central-Viehhofe stattfindende einen noch größeren Ilmfang annchmen. Die Anmeldungen haben bereits eine solche Höhe erreicht, daß sich die Aufführung von pro visorischen Stallgebäudcn nöthig machen wird. — Ein am vorigen Sonnabend hier aufhältlich gewesenerBau Unternehmer aus Neustadt bei Stolpcn hat vor Abgang des Zuges 3 Uhr 40 Min. Nachmittags, den er zur Heimkehr benutzt hat. au«