Suche löschen...
- Erscheinungsdatum
- 1875-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187506172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18750617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18750617
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-06
- Tag 1875-06-17
-
Monat
1875-06
-
Jahr
1875
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«»>««>»« «i,uq fr», 1 Nt» In der »lpcdN,»» Mattenllrabe >L. Ab»»- »e»,nl»»re>« »>«rle>,ddr> tich LMark.'»Plge. durch di» V°l> L M-it dv As,». »Intel. Kummer» ISP,,«. »ufl°,e. 27000»k»l -II» dl« Mlckga», ,1»»^ sundler >Na»uscrldIe «dcht jlch dt« «edartt« »ich» »««»tndUch. -Inseraten-»»»«,«, »» »an«: s»a«»»>t»t» v»a V»I>»e in Haindur,. ver Itn, Wien, Leivii«, Basel »reeluu, nranlsurl a M. — ka«. «o»>« in Eirrlt», «elppa, Wie::, Hamburg, Frankfurt a. M., Mün chen. — l)»ut>» t 0o. in Nrarlsurt a. M, — I». Voigt in lldrmni». — II». Null!,, » v» in Pari». Tageblatt für Politik, Unterhaltung «.Geschäftsverkehr Druck und Eigenthum der Herausgeber: Lttpschk Reichardt in Drerden. Rr. 168. Zwanzigster Jahrgang. Nnseral, n>«»en surad« >L angenom»»» dt» >dd. k, nur. Lonnl^S dt» Mittag» l'^Ud». K »leviiadl: arote allst»» «asse L dt» Nachm. < Ud«. — Der Raum «tue» «ltt- tpalttaen Pittiteile li 15, Pfg-. Eingesandt Zeile Lu Pige. Eine Garantie siir da» nöchftlägige ltricheU »en der Inserat« Wik» nicht gegeben. »„»wdrttge vnnancn» «usirdge »an »n» und«» kauulen siirmcn und Per« ionen «nserireu wir nur gegen Pränumerando» Aablung durch Briet- Marien »der Pvliein»ah» lung. Rcun Süden losten lü Pige. Jnserale iür die Moittog» Nummer »der nach einem Jelilag» die Pellljeile 2« Psge. ANtredacteur: Dr. Liutl »tvrs^. das Feuilleton: r.a»>iri8 Dresden, Donnerstag, 17. Juni 187». Politisches. „Da» bedeutet Besuch nach aller Vernünftigen Meinung!" erklärt der Dichter Boß, wenn sich das Kätzchen die Pfötchen leckt. WaS aber die vielfachen Besuche hervorragender Per sönlichkeiten in der neuesten Zeit zu bedeuten haben, das giebt dem Politiker reichen Stoff zum Nachdenken. Da ist zuerst Se. afrika nische Majestät der Sultan von Zanzibar, der dem stolzen Eng land seinen Besuch macht, aber nicht die Aufnahme findet, welche er wohl erwartet hatte. Einst war der Sclavenhandel für ihn eine Quelle reicher Einnahmen und» nur erst nach viermonatlichen drin genden Vorstellungen gelang es SirBartle Frkre, dem außerordent lichen Gesandten Englands, dem Sultan das Verwerfliche dieser schwarzen Apanage klar zu machen und einen zur Unterdrückung des Sklavenhandels führenden Vertrag mit England ihm abzulockcn. Diesen Vertrag hat seitdem der Sultan ehrlich gehalten, ist dadurch aber in finanzielle Bedrängnisse gerathen, zu deren Hebung er von England Hilfe zu erwarten wohl berechtigt ist. England begnügte sich damit, den Sultan durch den Unterstaatssecretär Bourke begrü ßen zu lasten, der Hof aber ignorirt ihn gänzlich. Vielleicht haben die Erfahrungen, welche der englische Hof wie auch die anderen Höfe mit dem Schah von Persien gemacht haben, dazu bcigetragen, daß bei jedem Besuch außereuropäischer Fürsten jetzt erst gefragt wird: „Be finden wir uns in einer gebildeten Gesellschaft ?" Da ist denn auch derGeheimrath Wagener, der Gründer par exovllvvoo, dessen Ruf durch die wider ihn geführte Unter suchung, welche mit feiner Pensionirung endete, nicht gewonnen hat, zum Besuch in Varzin erschienen und von dem Reichskanzler freund lich empfangen worden. Warum Fürst Bismarck sich wiederholt mit diesem schwer compromittirten Manne einläßt, ist zum Mindesten räthselhaft. Xoblosso obligo! Der cordiale Ton, mit welchem der deutsche Reichskanzler jederzeit den Herrn Geb. Oberregierungsrath a. D öffentlich beehrt, steht in grellem Eontrast mit der noblen Zu rechtweisung, welche das Herrenhaus dem Fürsten Putbus bereitete. Mit leichenblassem Antlitz mußte Putbus seinen Antrag im Herren haus in der Berliner Nordbahnangelegenheit zurückziehen, für den sich nur zwei beifällige Stimmen erhoben hatten. Ein erfreulicherer Besuch weilt augenblicklich in Berlin: der Kommodore Worden, der im nordamerikanischen Bürgerkriege berühmt gewordene Seeheld. Die amerikanischen Schiffe Franklin und Alaska ankern am Ausfluß der Elbe und dieser Besuch hochver dienter tüchtiger Seeleute erfreut sich überall der ehrendsten Thei! nähme. Conimodore Worden, der in der Führung der Panzerschiffe und Monitors als ein Meister ersten Ranges gilt, ist in Dresden, wo er bald nach dem Kriege sich eine kurze Zeit zur Erholung aufge halten hat, keine unbekannte Erscheinung. Zur Erheiterung nach mancher trüben Erfahrung der letzten Zeit, sind Kaiserin Eugenie und Prinz Louis Napoleon einer Einladung des Baron BussorcS nach Nuprechtsau im Elsaß zur Feier der goldenen Hochzeit dieses getreuen Anhängers gefolgt Wahrscheinlich gehen sie von da aus direct nach Schloß Arenenbcrg in der Schweiz und kehren nicht nach dem kalten England zurück. Einen Besuch, den man sich überall schließlich streng verbitten wird, machen von Zeit zu Zeit die englischen Fischer den besten Fischergründen der Nordsee in der Nähe des deutschen Fries lands und den französischen Fischergründen in der Nähe New-Found- lands. Frankreich hat bereits dagegen remonstrirt und eine ge mischte Commission wird die Streitfrage zu erledigen haben. Die deutschen Fischer aber müssen es sich noch immer gefallen lassen, daß die Engländer mit stärker bemannten Booten den Deutschen in die Netze fahren und diese durch Werfen mit Kohlen u. s. w. zu ver treten suchen. Mit einer gemischten Commission scheint uns solcher Räuberei gegenüber wenig genützt, ein Eingreifen einiger deutscher kleiner Kriegsdampser würde sicher drastischer wirken. Gegen die Räuberei helfen nur schnelle scharfe Maßregeln; ge mischte Commissionen flößen mit ihrem Schneckcngang viel zu wenig Respekt ein. Davon wird sich Italien gar bald überzeugen, denn statt in Sicilien, wo die Maffia, eine Diebsbande in großartigem Maßstabe, offen der Regierungsgcwalt trotzt, militärisch vorzugehen, setzt das italienische Parlament eine Untersuchungscommission ein, vor welcher sich das räuberische Gesiudcl gewiß nicht fürchtet. Die betreffende Sitzung des italienischen Parlaments stellte die Unfähig keit der Minister und die Rücksichtslosigkeit der Abgeordneten in ein solches Licht, daß man wieder hätte fragen mögen: „Befinden wir uns in einer gebildeten Gesellschaft?" Locales uud Sächsisches. — Se. Maj. der König wird dieses Jahr nicht in ein Seebad gehen, sondern mit Ihrer Maj. der Königin Süddcutschland bereisen. Zur gestrigen kgl. Tafel in Pillnitz waren die sämmtlichen Comitce- mitglieder der in den Räumen des Kurländer Palais eröffnctcn Ausstellung kunstgewerblicher Arbeiten geladen. So berichtet das „Dr. I." — Der Rundgang desKönig» in der Gewerbe- und Industrie-Ausstellung am 15. Juni war begreiflicher Weise Anlaß zu mancher Eifersucht, denn jeder Aussteller wollte doch, daß die Augen des Königs auf seine Objecte sich lenken möch ten, und die geleitenden Feuerwehrmänner hatten vollauf zu thun, um jene« Publikum wegzucomplimentiren, welches sich auf dem Wege des König« so aufgestellt Hatte, daß mancher Aussteller mit seinen Schätzen hinter einer lebendigen Mauer wie vergraben saß. Wie wir schon gestern mittheilten, war der erste Gang des Königs in den KönigS - Pavillon. Dieser wahrhaft feinsinnige Schmuck der ganzen Ausstellung ist von dem Herrn Architekten Professor Weißbach entworfen und gezeichnet. Die Steinmetzarbeiten des Hause« sind von Becher und Büttner in Dresden und Pirna; der Cementfußboden de« Austritte« von Rößler in Chemnitz; der Varquetfußboden von Mengert Nachfolger in Dresden; die Zimmerarbeiten von Weißbach in Dresden; die Decorations- malerei von Lutze u Bräunig m Dresden; die Tapeten und Teppiche von F. A. S chütz in Dresden, Wurzen, Halle und Leip zig; die Stoffdecorirungen und Polstermöbel von Gebrüder Bern hardt in Dresden; die Staffelei und geschnitzten Nahmen von F. L. Elmendorfs in Dresden ; die herrliche Stuccatur der Plafonds vom Bildhauer Fehrmannin Dresden; die Bekrönung und Be dachung vom Klempner Hahn er in Dresden; die Vlumengruppi- rung vor dem Pavillon von H. Eck in Vlasewitz ; die künstlichen Blattpflanzen im Innern von C. Metzner in Dresden; dieMöbli- rung des Speisezimmers von LeoMeyerin Dresden; die Glas schleifereien der Fenster von Sahre u. Co. in Dresden; die Thür- und Fenstergriffe von L. Nöhle in Dresden; die Jalousien von Reimer in Dresden; die Geländer und Schlofferarbeiten von Schwab in Dresden ; die reizende Majolika und Hohlkachelöfen von Seidel in Dresden ; die Paneele im Salon und am Eingang vom Tischler Trache in Dresden; die Lackarbeiten an den Kunstmöbeln im Damenzimmer und zwei Spiegel im Salon vom Hofvergolder L. Well Höfer in Dresden; Schreibtisch, Stühle u. s. w. von den Hoftischlern Udluft und Hartmann in Dresden. Als Aus schmückung ist noch des Flügels vom Hof-Pianofabrikanten Ernst Kaps in Dresden und der von G. Gilb ers in Dresden ausge legten Bücher und Verlagswerke zu gedenken. Der Bau wie die Einrichtungen zeugen von feinem Geschmack und solider Ausführung. In den vom König berührten Ausstellungsräumen wandte sich Hochdersclbe mit besonderem Interesse der Seidenwaa ren-Spinnerei von F. A. Clauß zu, deren Aussteller auch die interessanten Spinnmaschinen für Seide mit ausgestellt und in Thätigkeit gesetzt hat. Die Spinnseide bezieht diese in Sachsen ein zigc Fabrik aus Lyon. Bei den schönen Ornamenten des Bildhauers und Modelleurs E. Fehrmann verweilten König und Königin eine ganze Weile und unterhielten sich liebenswürdig mit dem Aussteller; das Gefallen deS Königs wendete sich sodann auf die Holzbildnerei, besonders einen künstlerisch reich ausgeführten Holz- Kronleuchter und Büffet von Max Winde (von welchem auch die irrig der Papierwäschefabrik Mey u. Edlich in Leipzig zugeschriebe nen Schränke herrühren, in denen jene Fabrik ausstcllte'. Bei Herrn Billardsabrikant Heber verweilte Se. Majestät ebenfalls mit einschlägigen Fragen und soll ein Billard von 700 Thalern gekauft haben. Die Königin fand an den niedlichen, mit Fuchsienbouquetö geschmückten Glockenzügen mit elektrischem Strom Gefallen, von, Posamentier H. Barth ausgestellt. Bevor wir in weitere Schil derungen eintreten, sei die Annahme rectificirt, der von Gebrüder Barnewitz ausgestellte Vasen-Springbrunncn (am Eingänge) sei nicht in Sachsen fabricirt. Er ist in Berlin gezeichnet und broncirt re. worden, gegossen aber und cisclirt ist er in Dresden selbst — und das liegt allerdings in Sachsen. Und nun noch eine eilige Notiz für alle Ehristeln und Ricken der Küche! Fix in die Orangeriehalle ge gangen und den Kochherd von Kretschmann in Leipzig besehen — den muß die Herrschaft anschaffen — so was! Nicht nur sorgt das prächtige Stück für eigenen Wasserzulauf und bietet jede Er leichterung den holden Dienstwesen der Küche, sondern sogar die Gans dreht sich, durch ein Uhrwerk getrieben, von selbst am Spieße und macht sich selber hübsch braun. Christel kann sich ruhig mit dem Sergeanten ans Fenster setzen und plauschen — die Gans wird von selber gar — nur daß sie nicht von selbst auf die Tafel laufen kann; da muß Christel aufstehen und sie hercintragen, sonst aber ist das ein wahrhafter Wunderherd! — Die Dresden-Berliner Bahn ist am heutigen Tage dem öffentlichen Verkehr übergeben worden, vorläufig noch und wohl auch für eine längere Zeit, nur eingcleisig. Die Dauer der Fahrt von Dresden nach Berlin ist bis auf Weiteres auf 4 Hz Stunden bestimmt. Für Diejenigen, welche von Dresden aus kürzere, namentlich Vergnügungs-Touren unternehmen wollen, theilen wir nach dem vorliogenden Fahr-Plane mit, daß die Züge mit 1. bis 4., bez. 1. bis 3. Classe nach Cossebaude, Wein böhla und Baßlitz von Friedrichstadt Vorm. 8 Uhr 15 Minuten, Nachm. 2 Uhr 40 Min. abgclassen werden und die Ankunft hier Abends 6 Uhr 11 Min. und 10 Uhr 58 Min. erfolgt. Einfache Billets 3. und 4. Classe nach Cossebaude, Weinböhla und Baßlitz kosten bez. 30, 20; 80, 40; 110, 60 Pfennige; NetourbilletS nur für 3. Classe bez. 40, 100,150 Pfennige. Der Fahrplan liegt unserer heutigen Nummer bei. — Am Eröffnungstage der neuen Dresden-Berliner Eisenbahn setzte die hiesige Verwaltung der alten Linie ihre Fahr- und Frachtpreise herab und erweitert die Giltigkeit der Netour- nllets von 5 auf 8 Tage. Nun sage noch Jemand was gegen die — Concurrenz! — Der gestrige Festtag der römisch katholischen Gemeinden galt außer der Weihung der Welt dem heiligen Herzen Jesu, noch )cm 20. Jahrestag der Regierung des jetzigen Papstes Pius IX. »«nd dem Andenken des heiligen Benno, Schutzherrn der Dresdner Gemeinde. Die bei dieser Feier um 11 Uhr zur Aufführung ge brachte Kirchenmusik (Orgel mit Gesang) war vom Hoforganisten Kretschmer (Componist der Folkunger). — Der kühne Aeronaut Beudet — welcher am Montag we- )er aussteigen, noch mit Fallschirm herabfliegen konnte wegen der Verletzungen, die er auf der Sonntagsfahrt empfangen — beabsich tigte, kommenden Sonntag mit einem großen gasgefüllten Ballon vom Lincke'schen Bade aus mit noch 6 Personen eine längere Fahrt zu unternehmen — wir hören, daß auch Herr Graf Luckner an der Fahrt theilnchmen wollte, — das Projekt ist jedoch gescheitert. Das Musikchor, welches den Nachmittag über im Lincke'schen Bad-Garten cimcertirt, beanspruchte die Hälfte der Einnahme, und da Herr Beudet über 400 Thlr. Kosten hat, so befürchtet er, hierbei nicht nur Nichts zu verdienen, sondern noch in beträchtliche Einbuße zu ge- , rathen. So reist er denn nach Berlin und Leipzig ab, von wo aus die von seinem Plateau gewährte herrliche Aussicht jedoch für die er. wie von verschiedenen anderen Orten, günstige Einladungen und" kleine Anstrengung entschädigt. Im Vordergrund entrollt sich da Anerbietungen erhielt. Wir erfahren über den muthigen Luftschiff« noch Folgendes: Im Jahre 1856 stieg er zum ersten Male von Meaux aus auf. Seit dieser Zeit hat er trotz der sehr zahlreichen Fahrten nur 6 Ballons gebraucht, von denen 3 in 'Rußland, Egyp ten und Berlin verloren gegangen. In Rußland wurde der eine von Bauern, die ihn für ein Unlhier hielten, zerrissen, nachdem ihn Beudet verlassen und sich auf ein Dach geflüchtet hatte. Den zweiten Ballon mußte er in Belgrad preisgeben, um einem gefährlichen Sturze zu entgehen. Bcudet's Montgolficre bringt es nun einmal mit sich, daß der Besitzer öfter, als ihm lieb sein dürfte, mit Dächern und Bäumen Bekanntschaft machen muß. In Rußland stürzte er einmal in einen Sumpf, in welchem er bald erstickt wäre, und nach einer Auffahrt in Konstantinopcl stürzte er in den Bosporus. Ein zu Hilfe eilendes Dampfschiff zerfetzte den auf dem Wasser schwim menden Ballon und Beudet selbst gericth unter den Kiel des Schiffes und stieß sich drei Vorderzähne ein. 1863 stieg er in Gesellschaft des berühmten Luftseglers Nadar und seiner Gemahlin, der Gebrü der Godard und des Montgolsier Eugene d'Arnauld in Paris vom Marsfeld auf; die Gesellschaft hatte eine lange Fahrt gemacht und kam auf Feldern in Hannover nieder. Der König von Hannover sandte Hofequipagen und stellte ihr Wohnung :c. zur Verfügung. Wir wollen Herrn Beudet nur wünschen, daß auch in Zukunft alle« Mißgeschick von ihm so überwunden wird, wie das bisherige. — Unter den vaterländischen Lehrern hat sich in jüngst ver gangener Zeit eine sehr rege Thätigkeit entwickelt, die bisher vielen Orts vernachlässigt worden zu sein scheint, nämlich die Bearbeitung von Lehrplänen, Schul- und Klassenzielen. Die Nothwcndigkeit, daß dem Unterrichte ein geordneter Plan zu Grunde liegen muß. springt in die Augen. Namentlich ist an mchrllassigen Schulen ein gedeihliches Wirken unmöglich, wenn nicht nach einem gemeinsamen Plane und wohlvereinbarter Disciplin gearbeitet wird. Es sind da her die im neuen Schulgesetze und der dazu gehörigen Verordnung hierher bezüglichen Bestimmungen dankbar airzuenemren. Freilich will es nicht viel sagen, wenn der Lehrplan blos auf dem Papiere steht und nicht in Fleisch und Blut der Schule übergegangen ist. Hierfür werden außer den Leitern der einzelnen Schulen besonders die Bezirksschulinspectoren zu sorgen haben und wie man hört, lassen sie sich diese Sorge auch bereits sehr angelegen sein. Aus dem Viel fachen, was die von den einzelnen Lehrern und Lehrerkollegien ent worfenen Pläne bieten, wird sich leicht das wünschenswerthe Ein heitliche Herstellen lassen und die Erfahrungen, welche man im Laufe der Zeit macht, werden den Maßstab dafür in die Hand geben, was man planmäßig von der Arbeit der Lehrer und der Kindcsnatur unter gegebenen Verhältnissen verlangen kann. Auf diese Weise ge winnt man praktischen Boden, auf dem allein der neuausgestreute Same für Förderung der Jugendbildung feste Wurzel schlagen kann. — Nur Sprengen, wo es hingehört! Vorgestern, am Eröff nungstage der Industrie-Ausstellung, gerade als der König die Ostra-Allee passirte, geriet!) einer unserer geachtctsten Mitbürger, Herr Fabrikant A. unter die Wirkung eines Wasserstrahles der Be- sprengung und ward bis auf die Haut durchnäßt; ganz abgesehen, wie fatal gerade in diesem Moment ein solches Malheur dem Be troffenen war, werden Frack und Hut aber auch nicht besser davon Es ist den schlauchführenden Beamten die dringendste Vorsicht zur Pflicht zu machen. — Wanderung durch die Dresdner Militär- bauten. Links vom directcn Wege nach der ehemaligen Poudrettcn- Anstalt betritt man das ausgedehnte Terrain der großartigen Pulver-Etablissements und Pulvermagazine, sowie der für das technische und militärische Personal eingerichteten Wohnge bäude, welche vorläufig auf Kosten der Berlin-Dresdner Eisenbahn gebaut worden sind. Die Durchkreuzung der früheren Pulver- Etablissements in Friedrichstadt durch die neue Bahnlinie machten eine schnelle Verlegung derselben in erster Linie nothwendig und zur Zeit ist der colossale Situationswechscl bereits in der Hauptsache vollendet. Das königliche Kriegsministcrium wird, so viel wir Horen, nach entsprechendem Zeitraum sämmtliche Etablissements zurück kaufen. Rechts vorn Eingänge in das bebaute Terrain erhebt sich zunächst ein 30 Meter langes Gebäude, in welchem das Friedrich städter Pulver-Magazin-Wachlocal dislocirt und ein entsprechender Raum für den Hausmann reservirt worden ist. Das für die Herren Officiere und Beamten bestimmte, vortheiihaft eingerichtete Wohnge bäude von 44 Meter Länge und 15 Meter Tiefe ist bereits fertig und wird in kürzester Zeit bezogen. In Front mit demselben ist ein 10 Meter langes Spritzengebäude errichtet. Die für den directen GeschäftSbcdarf errichteten Gebäude, Laboratorien, Wachsgicßerei, Gießhaus, Kesselhaus, Lagergebüude und mehrere Magazine sind in entsprechender Reihenfolge mit praktischer Verbindung auf dem um fangreichen Raume placirt, während die eigentlichen Pulvermagazine anr Saume deS PrießnitzkammcS sich entlang ziehen und am nord östlichen Ausgange desselben nach rechts abbicgen. Unter den letzte ren scharfbewachten Bauten befindet sich auch ein Magazin, das specicll zur Aufnahme eines der gefährlichsten Explosionsstoffe, des Dynamit, bestimmt ist. Wenden wir uns nun dem in nächster Zeit zu eröffnenden Wasserwerke zu, welches in jeder Beziehung zweckentsprechend angelegt ist. In einer Tiefe von vielleicht 40 Meter fließt der immer wasserarme Pricßnitzbach durch den ro mantischen Prießnitzgrund dahin. Ein 20 Meter tiefer Brunncn- körper im Bette des kleinen Flüßchens ist seit längerer Zeit vollendet und nach den gemachten Beobachtungen hinreichend im Stande, den Wasserbedarf für sämmtliche Bauten zu liefern. Die für da« Heraufziehen deS Wassers, nach den Anforderungen der Neuzeit er richteten Kessel, resp. Dampfmaschinen-Anlage, welche in der nächste,, Zeit in Betrieb gesetzt wird, ist mit einem 20 Meter hohen, soge nannten Wafferthurm versehen, der zwar sehr beschwerlich an einer senkrechten, eisernen und eingemauerten Leiter zu besteigen ist, durch
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite