Suche löschen...
- Erscheinungsdatum
- 1875-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187503029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18750302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18750302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-03
- Tag 1875-03-02
-
Monat
1875-03
-
Jahr
1875
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
tMrrirninabc I». Abo», nomkntopr«!» »terteliäbr- ll»r Matt-LP'»»..durch dl» Post »Matt LOP ge. -iujrl.NummcruioVlgc. «ufloge. 26000 «rpl. 8"r dl» Mllekgabe eltt»c- Pindlcr Manuscrlplc ««acht sich di» Rrdaelian nicht vcrbiudlich. I»scra'en-An»alm>c au» IviillS: Uua8on-ti.lll uiul da»!»» i» Hauibiira. Bcr- lin. rvi-iu L»ibji,i. Pasel, Peeolau, Nra»N»>t a M. — ItuL. N„»ao in Belli», Leibjla, Wien. Hanttnirii, yrankfult a. M., Müu-' che». — vaubo L to. tu Neai'lull a. M. - I r. Vxi^i, i» Liuin»,^. - II». »Pi,l,»iitto, I!»Mo, L 0». tu Pari!. Tageblatt für Politik, Unterhaltung u. Geschäftsverkehr, i Druck und Eigenthum der Herausgeber: 1,'ttpsch Äl Nkklhardt in Dresde 8>raiie"rL aazenawMkn »t» «b. k Ub», Louitl^» di» Mil,»,» 1» Udr- IN Ncuiiadr^ zrode Ai»Il»»- »asse d dt» «achm. 4 Udk. — Der Raum »tn«r ei». Iballiaen PeVtjcN» lostet >L Psae. Eingesandt dir Zeile U'i Pi«c. Enic viaranlic sstr dal «ach sltägige Erschci- Nkii der Inserate ivird nicht gegeben. «uiwlirtiqe Annoncen« Auiirage vou uni »»de» tannlen Firmen und Per« tone» inicrircn wir nur gegen Pränumerando» Za diu na durch Briei- inarlen oder Pasteinzah» lu»a. Renn Silben kosten IL Psac. Inscrale iur die Montags Wuniuier oder »ach einen, Jesttag» die Pellijeiie -ü Psgx. Nr. «1. Zwanzigster Jahrgang. Mitredacleur: vr. Lu»tl Für das Feuilleton: Hwrtr»»»». Dresden, Dienstag, 2. Mär; 187S Politisches. „Heil Dir, mein ^fenheim!" als» mögeiz die Ocsterrcicher i» Zulunst in ihrer Nationalhymne singen. „Das ist mein Oester reich!" wie cs leibt, lebt und fault, so steht cs, so steht „mein Oester reich" mit dem Ausgange des Scandalprocesses vor aller Welt da. Zu den 238 Bankerotten, die Wien im Jahre 1874 erlebte, tritt zu Beginn des Jahres 1875 der 230stc hinzu, der moralische, der dem Kaiserstaale tiefer» Wunden schlagen wird, als jene 238 dem Wohl stände Wiens. Was nur wenige unverbesserliche Zweifelseelen von Anfang an behaupteten: „Paßt auf, der K... lügt sich durch'." ist durch den Wahrspruch der Wiener Geschwornen bestätigt worden. Die unbefangene öffentliche Meinung einpfindet diesen Proceßschluß als einen der Moral in's Gesicht gegebenen Faustschlag. Seine Rechtschaffenheit, Kaiser Franz Josef, wird hierdurch nicht minder aufgebracht sein. Wohl ist Victor v. Ofenheim, Ritter des Schwar zen Meeres, von der Anllagc des Betruges freigcsprochcn worden durch einen Gcschworncnclubb Wiener'Kleinbürger, aber über jener Geschwornenbank sitzt die öffentliche Meinung, sitzt die Geschichte zu Gericht und ihr Verbiet lautet über den Ritter wie die Geschworen „Schuldig!" Vieles ist zusammengetreten, um einen solchen Ausgang herbei- zuführcn. Ein ungemein verwickelter Rechtsfall, zu schwierig für das Verständnis; von Regenschirmmachern, Zuckerbäckern, Pfeifen- schneidern und Greißler, eine Verhandlung, die volle 36 viclstündigc Sitzungen in Anspruch nahm, ein sequcstrirender Beamter, Hosrath v. Barychar, den die Oeffentlichkeit mit dem Brandmale der Lächer lichkeit stempelt, ein Proceß, blos gegen Einen angestrengt, während die übrigen Verwaltungüräthe frei ausgchen und vor Gericht die Theorie der Bestechung als Moral predigen, ein hochbegabter, aber in der Wahl seiner Mittel nicht vor dem Aeußersten zurückbebender Angeklagter, ein mit allen Hunden gehetzter Vertheidigcr, eine ge kaufte Presse, welche auf die Geschworen mit den unlautersten Mitteln einwirkt, das in fast jeder Phase des Proccsses hörbare knistern der Tausendguldennoten, welche die Börse zur Rettung ihres TypuL-Märtyrers und Helden zusammcnschießt, schließlich noch der täppische Brief des Landcsgerichtspräsidenten v. Hein, die Erkrankung des Schwurgerichtspräsidenten v. Wittmann, nicht zum geringsten Theile auch noch die Gründerthätigkcit des jetzt nach Italien reisenden Handelsminister BanhanS — Alles dies zusammen ließ in der unmoralischen Gründeratmosphäre Wiens das Giftgewächs einer Freisprechung Ofenheim's reifen. Ja, wenn uns Jemand sagte: Schade, daß Wittmann's Erkrankung den Aufschub in die Gerichts verhandlung brachte ; unter dem frischen Eindrücke der ausgezeichne ten Rede des Staatsanwaltes würden die Gcschwornen anders er kannt haben, als jetzt, wo die Ofenheimianer acht volle Tage Zeit hatten, die Geschwornen zu bearbeiten — wir würden uns keine Mühe geben, den Mann eines Besseren zu belehren. Viele Einzclheittn lassen vermuthen, daß die Freisprechung Ofenheim's vorher schon bekannt war und daß die achttägige Witt- mann-Pause von den Helfershelfern Ofenheim's gründlich benutzt wurde. Als er nach der Freisprechung nach Hause kam, fand er sein ganzes HauS bereits hell erleuchtet und mit Blumen geschmückt, die man bereit gehalten hatte. Er selbst hörte das Urtheil an, ohne durch ein äußeres Zeichen, durch Aufathmen, durch freudigen Blick, durch seine ganze Haltung das tiefe Gefühl kundzugeben, das ihn plötzlich übcrfluthet haben müßte, wäre er nicht von seiner Frei sprechung vorher unterrichtet gewesen. Die Zuhörerschaft brach bei dem UrtheilSspruche wiederholt in BcifallSsalven aus, so daß der stellvertretende Vorsitzende v. Gerncrth ausricf: „Diese Gesetzes Verletzung ist unerhört!" Als trotzdem der Beifall Derer, die schon während des Proeesses durch ihre Haltung ganz unverkennbar auf die Geschwornen eingewirlt hat»«;, kein Ende nahm, fand Gernerth ein an und für sich ganz schönes Wort: „Das Recht bedarf keines Beifalles!" — aber ist s nicht traurig, solch ein erquickendes Wort bei so schlechter Sache zu sprechen? Die Geschwornen haben sich auch merkwüroig beeilt mit ihrem Wahrspruche: in fünf Stunden haben sie über die complicirtesten Dinge: die Gründung einer Bahn, die Gründergewinne, die Vorauslagen, die Kosten für fehlgeschlagene Projekte, den Bauzustaud mit der nach Millionen zählenden Schavcnziffer, die Provision, welche die Fabrikanten zahlten, die Ueberwälzung von Mehrauslagcn von der alten auf die neue Linie, die Concessionirung der dritten Linie mit den dabei erzielten Gewin nen abgcurtheilt. Das geschah im Handumdrehen. Wohl! Die Geschwornen waren reiflich vorbereitet, als sie ihre Clausur antratcn. Alles wußten und hörten sie, nur Eines nicht, was der Staatsanwalt so schön ausdrückte: „Die Stimme des Gewissens, das tief in der menschlichen Brust unvertilgbar lebt, oft kaum ge hört, oft zurückgedrängt und das doch immer wieder an unser Ohr schlägt." Nun jubelt in Wien Alles auf, was schon den Strick um den Hals fühlte. Tie professionellen Gründer, die Gcldmenschen vom Schlage Giskra'ü, die ganze bis in den Grund angefaulte Bande, ihr hängt der Himmel voller Geigen. Was ist nunmehr in Oester reich noch verboten, wenn Ofenheim's Thaten straflos find - Ein Glück ist es noch zu nennen, daß die Beurlaubung vou BanhanS v or der Freisprechung Ofenheim's erfolgte. Damit ist der Schein vermieden, als billigte man höchsten Ortes die Thaten des Ritters vom Schwarzen Meere und cnlließe aus diesem Grunde den Han- dclsminister. Es fragt sich bloS, ob die „Krankheit", welche den Vorwand für BanhanS' Urlaub abgiebt, ansteckend für das ganze andere österreichische Ministerium ist. Wir glauben nicht. Viel mehr hat sich dieses in der öffentlichen Meinung dadurch befestigt, daß cS sich lossagte von der Gemeinschaft mit dem doch nicht ganz rcingeschnittenen BanhanS. Die Zeit ist noch nicht da, daß Ofen» heim der Nachfolger von BanhanS im Handelsministerium wird, wie die Börse frech bossl. Auch werden nicht noch mehrere Ercellenzc», scmdi nr BanhanS allein eine Erholungsreise nach dem Süden an- > treten. Allein'? Vielleicht fährt er auf der Reise nach Nervi bei Genua in demselben Zuge mit Osenheim, der ebenfalls sich in mil derem Klima erholen soll. Oesterreich aber wird den Ausgang des Proeesses empfinden wie eine verlorene Schlacht, wie ein Solserino, ein Königgrätz. Lieblich ist auch die Regelung der Ministerkrisis in Ungarn. Das neue Eabinet kommt auf der Basis zusammen, daß für Be deckung des Deficits von 1875 eine Creditoperation, d. h. eine neue Anleihe gemacht, alle übrigen Finanzfragen aber verschoben werden sollen. Von 1876 an aber wollen die Magyaren nun wirklich und ganz bestimmt, weiß Knöpfchen! anfangen Ordnung zu schaffen, mehr Steuern zu zahlen u. dergl. Wie rührend! So lange Je mand diesen Magyaren noch einen Kreuzer borgt, lassen sie den lieben Gott einen frommen Mann sein. Ob Buffet, bisher Präsident der französischen Nationalver sammlung, als Großsiegelbewahrer das Haupt des künftigen Mi nisteriums Mac Mahons wird oder ob er in seinem jetzigen Amte verbleibt, darüber giebt uns bald der Telegraph Gewißheit. Be stimmend ist bei der schließlichen Regulirung dieser Dinge einzig die Frage: wie begegnet man am zweckmäßigsten dem Bonapartismus? Die Furcht vor der Wiederkehr der Napoleoniden schweißte die rc- publikanisch-orleanistische Mehrheit zusammen, bis die Republik etablirt war; diese Furcht ist auch der Kitt der Parteien in der näch stcn Zeit. Und nicht ohne Grund! Man erfährt jetzt erst, daß eine militärische Verschwörung existirte, um die Einsetzung der Re publik im letzten Augenblicke zu hintertreibcn und den Prinzen 'Ra polcon als Kaiser zurückzuführen. Die Generäle Ducrot und Lacretellc suchten Mac Mahvn zu bereden, sich ihnen und Bourbaki anzuschließcn, um Prinz Louis auf den Thron zu setzen. Mac Mahon lehnte entschieden ab. Die Verschwörer wollten nun ihren Plan ohne Mae Mahon und selbst gegen ihn durchsetzen, ihn bei einer Jagd festnehmen und erst nach vollendetem Handstreiche frei lassen. Der Polizeipräsident von Paris, Renault, vereitelte diesen verwegenen Anschlag. Aus dem in der Nationalversammlung ver lesenen Berichte Savary's über die Umtriebe der Bonapartistcn er hellt, daß sie eine vollständige Nebenregierung eingesetzt hatten. Man wird jetzt aus Instinkt der Selbsterhaltung die gesammte Verwalt ung von den bonapartistischen Beamten säubern. Eine der interes santesten Partieen des Savary'schen Berichts ist eS, daß die Bona- partisten die engsten Beziehungen mit den Communarden mrter- halten. Die Petroleumhelden der Pariser Commune, die Abgötter auch der deutschen Socialdemokratie, als Agenten des BonapartiS- mus entlarvt, das ist ein harter Schlag. Die Bismarck-Krisis ist beendet. Es fällt dem Kanzler gar nicht ein, zu gehen. Die Officiösen, welche erst die Welt mitleids voll jammern machten über die trübselige Verfassung der Bismarck- schen Nerven, thun jetzt wildfremd und erzählen naiv: das sei Alles nur „Vcrmuthung" gewesen. Abgeschmackt ist dieses Treiben. Die Sache verhält sich vielmehr allem Anscheine nach so, daß Bismarcks Macht neugestärkt und vermehrt aus dem Conflicte hervorgeht: er ist jetzt, nach Duckung Eulenburgs, ein ebenso unumschränkter Mi nisterpräsident in Preußen geworden, als er cs als Reichskanzler in Deutschland ist. Darüber jubele, wer sich vor dem Absolutismus auf den Bauch wirft! Locale- und Sächsisches. — Am königlichen Hofe hat vorgestern eine dramatische Auf führung mit lebenden Bildern ftattgesundcn. Der Gedanke dazu war von I. Maj. der Königin Carola ausgegangen, die Aufführung leitete wie früher der Generalintendant Neichsgraf Platen. — Der Kämmerer und Oberhofmcistcr von Lüttichau hat das weimarische Großkreuz des Ordens der Wachsamkeit oder vom wei ßen Falken, der Kirchschullchrer Hauswald in Cotta die goldene Medaille des Albrechtsordens erhalten. — Der zeitherige Stellvertreter des Staatsanwalts zu Anna- berg, vr. Hartmann, ist zum wirklichen Staatsanwalt am Bezirks gericht Annaberg ernannt worden. — Am 27. Februar fand unter Vorsitz des Amtshauptmanns Graf zu Münster zum dritten Male die Sitzung des Bezirksaus schusses der Amtshauptmannschast Dresden statt. Die Berathungs- gcgenstände betrafen: DiSmembrationssachen, Gesuche wegen 'An legung von Industrie-Anstalten, 10 SchankconcessionSgcsuche und 7 verschiedenartige Ortsstatutc. Von den Schankconcessionen konn ten der Sachlage gemäß nur 2 berücksichtigt werden. Die nächste Sitzung wird an; 15. März stattfinden. — Sonnabend den 27. vor. Mon. fand in MeinholdS Sälen die diesjährige zweite und letzte Soiree der privilegirten Bogen- schützengildc statt, welcher zwar die allerhöchsten und höchftcnHerr- schaften des eingetrctencn frohen Familien Ereignisses und der am königlichen Hofe gleichzeitig stattsindenden Festlichkeit wegen beizu wohnen verhindert waren, die aber wiederum durch die Anwesenheit hervorragender Persönlichkeiten in Staat und Stadt, wie Sr. Exc. des Herrn Ministers von Falkenstcin, Stadtverordncten-Vorstehcr Hofrath Ackermann u. s. w. ausgezeichnet wurde. In dem reich haltigen Programm waren erste Künstlerkräfte vertreten. Wie in der ersten Soiree, am 11. Tecembcr v.J., das Pianoforte durch die ausgezeichnete Künstlerin und sehr gesuchte Lehrerin Frau Lina Bollard-Dittmarsch, deren hervorragende Leistungen an jenem Abende auch von II. KK. HH. dem Prinzen und der Frau Prin zessin Georg rühmend anerkannt wurden, so war es in der letzten Soiree abermals eine Schülerin des vortrefflichen Altmeisters Hof- pianistcn Kragen, Fräulein Margarethe Herr. Tochter des zu früh verstorbenen kgl. Kammermusikus Herr, welche durch ihr gediegenes und virtuoses Spiel das Publikum zu größtem Beifall hinriß. In die Lorbeeren des Abends theilten sich außerdem Fräu lein Adelinr von Büdel auS St. Petersburg, eine bei dm besten Meistern Italien« und Frankreichs gebildete Coloratursängerin, die Herren Kammermusiker Zizold und Demnih, welche im Veiein^ mit Herrn Corrcpetitor Krantz ausgezeichnete Leistungen boten, so wie endlich die 11jährige reichbegabte Frida Mannsfeldt. welche die Pedalharse mit einer für ihre Jahre überraschenden Kraft und Fertigkeit unter allgemeinstem Beifall spielte. — Unmittelbar nach der Taufe des Prinzen Albert hat, wie wir nachträglich s vernehmen, I. Maj. die Königin-Mutter ihrer Schwiegertochter, der Prinzessin Georg, ein prachtvolles Brillanten diadem an das Wochenbett gebracht und zum Geschenke überreicht. Während der Taufe hielt der Erzherzog Karl Ludwig den Täufling. Unsere Leserinnen wird es interessircn, etwas von der Toilette der. hohen Herrschaften zu vernehmen. Die Königin - Mutter war in schweren;, weißen Atlaskleide erschienen, die Königin Marie trug ein wassergraublaues Seidenkleid, die regierende Königin Carola hatte sich in blauen brochirten ArlaS gekleidet; die jugendliche Gestalt der Erzherzogin Antoinette trat in hellblauer Seide höchst vortheilhaft hervor. Ein cigenthümlicher Zufall hat es gewollt, daß die Amme, welche den neugeborenen Prinzen Albert nährt, dieselbe Frau ist» welche bereits de»; vorletzt geborenen Prinzen Max die Brust gereift hat. Der Mann dieser Frau, ein bäuerlicher Tagelöhner, soll üb^ dieses eigenthümlichc Zusammentreffen sehr glücklich sein. — Herr Hosküchenmeister Baumann feierte gestern sein 25jähriges Jubiläum als Mitglied der königlichen Hofküche. Seine- zahlreichen früheren Eleven überreichten ihm zu diesem Tage ein prachtvolles Photographien-Album, dessen Deckplatten von Herrn Holzbildhauer Elmendorfs in Holzschnitzarbcit künstlerisch ausgeführt sind. Die Mitte der vorderen in Birnbaum geschnitzten Deckplatte enthält auf massiver Silbcrplatte den Datum des Jubiläums und in vier Eckrondels die sonstigen für den Jubilar wichtigen Taten. Ganz außerordentlich schön ist auch die Holzschnitzerei !vüt dem Fa- milienwappen; der Rückseite. Se. Majestät der König hat den treuen Beamten durch Uebersendung einer goldenen Remontoir-Uhr erfreut, während auch Freunde und Collegen (frühere und jetzige) desselben durch ein schönes reiches Geschenk ihren freundschaftlichen Gesinnungen Ausdruck gegeben haben. — Mit ganz besonderer Freude muß es jeder echte Naturfreund begrüßt haben, daß, wie die „Dresdner Nachrichten" kürzlich mel deten, ein jüngst verstorbener Mitbürger in seinem Testamente der lieblichen Sänger des Waldes, der Vögelschaar im Großen Garten gedacht und einen Theil seines ansehnlichen Vermögens dazu be stimmt hat, daß den bunten Waldbewohnern, die trotz Eis und Schnee treu den Winter über bei uns ausharren und beim ersten Strahle der Alles belebenden Frühlingssonne mit schmetterndem Gesänge uns Ohr und Herz erfreuen, in rauher Jahreszeit der Tisch gedeckt werde. Dank, tausend Dank diesem Wohlthäter der Vogel-, weit, wenn im Walde ein Vöglcin singt! Möchte sich nur auch Je mand des armen Wildes, vornehmlich der armen Hasen erbarmen;' schaarenweis kann man sie sehen, trockene Rinde und hartgefrorene Knospen von Bäumen und Sträuchern abnagen, um ein elendes Dasein zu fristen, und doch vielleicht bald, wie uns aus dem Großen Garten erzählt wurde, vor Hunger zu sterben, oder, wie wir cb.n- daselbst gestern Nachmittag zu sehen Gelegenheit hatten, den umher - strcifendcn Hunden ermattet und halb todt zur Beute zu fallen! Welchem fühlenden Menschenherzcn, welcher rechten Waivmanns- seclc könnte solcher Anblick gleichgiltig sein und sic nicht mit Mitleid erfüllen'? Sind denn nicht die Mittel vorhanden, den armen Schel men, wie dies an manchen Stellen für die Vögel geschehen, Futter plätze cinzurichtcn und ihnen Nahrung und frisches Wasser zu rei chen? Leider scheint auch der Große Garten unter diesen Heuer freilich ganz abnormen Verhältnissen sehr zu leiden! denn welchem aufmerksamen Gartenbcsuchcr könnten die kolossalen Verheerungen entgangen sein, die dic hungerlcidcndenLampcs in den neu eingerich teten Promenaden und de»; alten Garten angerichtet. Nach un serer freilich nur laienhaften Ansicht sind wohl die Tausende von jungen Bäumchen, die ringsum und ellenhoch von aller Rinde ent- blöst, den Einwirkungen des Frostes ausgesetzt sind, dem sicheren Verderben geweiht. Möge man entweder die armen Thiere füttern oder ihnen durch Pulver und Blei ein schnelles Ende bereiten, statt sie zum unermeßlichen Nachtheile für den Großen Garten, der Perle Dresdens, dessen Anlagen verwüsten und langsam verhungern zu lasten. Möge sich also bald ein mitleidiges Herz finden, das zum Füttern der Hasen eine Summe von seinem Ucberflusse opfert und so an diesen armen Thieren zum Wohlthäter wird. — Die von uns vor Kurzem erwähnte Entgleisung eines Gü terzuges bei Görlitz hat nicht auf der sächsisch-schlesischen Bahn, son dern auf der Strecke Lauban-Görlitz stattgefunden. — In der Naumann'schen Brauerei, große Kirchgasse 2, ist anr vorigen Sonnabend Nachmittag einer der dortselbst beschäftigten Arbeiter, Namens Kühn aus Potschappcl, als wegen eines Defekts an der Dampfpumpe von einem Schlosser und ihm an derselben ge arbeitet wurde, durch eigenes Verschulden mit dem linken Arme dem großenKammradc zu nahe gekommen und dadurch so verletzt morden, daß ihm der verletzte Arm in dem Krankenhaus;', wohin er sogleich geschasst worden war, amputirt worden sein soll. — Wir brachten vor einiger Zeit Ende Januar) die Notiz, daß ein Diener aus dev; Brillantringc seines Herrn den Stein ent fernt und einen unechten dafür habe hineinsetze;; lassen. Wir wollen nachträglich bemerken, daß betreffender Diebstahl nicht aus der Prager Straße vorgekommen ist. — Ein höchst amüsantes Programm wird der Viktoria- Salon übermorgen, am Donnerstag, bieten. ES findet an diesem Abend eine Bcnefizvorstclttzug für Herrn und Madame Otto statt, und da Beide beim Publikum beliebt sind, so wird auch ein volles Haus gewiß nicht fehlen. So viel wir hören, soll an diesem Abend eine der hübschesten einactigcn Operetten zur Aufführung gelangen. Jene am Freitag hier verhafteten vier ungarischen Diebe haben, wie man nnö mitthellt, während ihres kurzen hiesigen Aufent halts dock; Gelegenheit gefunden, Geschäfte zu mache» Sie haben zwar keine Taschendiebstähle begangen, wenigstens sind bei der Be ll a>
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite