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- Erscheinungsdatum
- 1875-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187502104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18750210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18750210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-02
- Tag 1875-02-10
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Monat
1875-02
-
Jahr
1875
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»rl»«ln, tl,kl« «r«» 1 Uhr in der itxpedilto» Mariemirade >!>. Äbo»> «iemcnl»prei» vtexteI>Sdr» Uch 2Mark 2LPIg» .durch dir V»st » Mart Ü0 Biftc. liinjel «ummrriilSPige. »ufla,«: 26000 iixpl. glir die «iickgade einqe- landtrr Manuscripic knaihi sich die Redacllim nicht verbindlich. Inseraten-vnnalnne au»- V»»I«r in Hamburg, Brr. U». Wien, lleipjig, Basel, B.rllau, tzrankkurt a. Bl. — li .U. dir,»,» In Bcrliu, Lridjig. Mir«. Hamburg, grankfur« a, M,, Müu> chen. — Vaud« lb La. in granksurt a. M, — kr. Vuixt in Ldrmniv. — II». va», l.»litte, dulliar ib 0a, in Pari«. Jnlrrate werden Marien, e in angenouimr» »> d. 5> UUr. Sonuiag» d>r Etlagr Ubr. In bl .uadl: grobe »lofter g je LlnS -.achjN, ^ Udr, Dir Raum einer c>», wa»r u Peuljjkile tastet tL Pii , lii.tgciandt dir jjitie lin P>ge. Eine tbarauiic iur d,t «aii, iitagig« <r>ichet- Iteu der Inserate wird nicht gegeben. g.'uilväriiie Anuourrn» il,.urige oo» nut rinde» kariiii. ,'lrnren r. : Prr» iouc.i inierireii intr nur gegenPi annmera nd o» biabluur durch ruj»s marken aber PenreniiD,-» lung, 2>euü -ilb.ill,,!,» I.', Pige niueirie -r d>e Bloiilaga blirinnier oder I'i'i einem .r.eii.eg» die Pu t-ru- 2» Pjgr. M^t^ZwmizlgsterJahr^M^ MItrevacteur: l>r. Lnitl 6ür daS Feuilleton: Lualvts H«rtuir»nn. Dresden, Mittwoch, 10. Februar LML. Politisches. Ziemlich umfassend ist das Gebiet der Gesetzgebung, welches dte englische Thronrede verheißt. Es sind meist Fragen sozialer Natur. Da England Deutschland in der Entwicklung Volkswirt!)- schaftlicher Dinge um eine Spanne Zeit voraus ist, lohnt es sich, zu ersehen, an welchen Punkten die Lösung sozialer Probleme jenseits des Canals in "Angriff genommen wird. Wir begegnen in der eng lischen Thronrede der Verheißung von Gesetzen über die Verbesserung der Arbeiterwohnungen in großen Städten, über Spar- und Hilfs- kaffen, über Verbesserungen in der öffentlichen Gesundheitspflege, über die Rechtsverhältnisse ländlicher Pächter, über Landübertragun gen, über Schutzmaßregeln für die Matrosen bei der Ausrüstung und Bemannung der Kauffahrteischiffe. Ein Durchlesen dieses Katalogs zeigt, auf wie viel Punkten zugleich die Engländer sich mit sozialen Angelegenheiten beschäftigen; nur einige derselben befriedi gend erledigt und es ist für das Wohlbefinden der Gesellschaft ein respektabler Schritt gethan. Jenen Gesetzen werden sich die noch in der Ausarbeitung begriffenen Vorlagen über Contractbruch und Verabredung zum Einstellen der Arbeit anschließcn. Die französische Nationalversammlung beschäftigt sich, ehe sie zu der letzten Lesung der Verfassungsgesetze übergeht, mit Fragen mehr praitischer Natur,B. über die Freigebung dcr Dynamitsabrikation an Privatleute. Echt französisch, immer etwas komödiantenhaft war es, als ein Deputirter, "Namens Ehaper, ein Stück Dynamit aus der Tasche zog. Erspielte damit in der Nähe des LichtS: „Das wäre genug", sagte er, „um diese Tribüne und meine chrenwerthen Collegen in die Luft zu sprengen", und hielt dann eine längere Rede, in welcher er die freie Industrie pries und die Unschädlichkeit der DynamitsabrikatM darzuthun sich bemühte. Mit crklärlichcnSwlze blickten die Franzosen auf die Unverwüstlichkeit ihrer Finanzen, wie solche jetzt wieder zu Tage trat, atS die neue Anleihe der Stadt Paris 4L Mal überzeichnet wurde. Widersprechend wie immer klingen die "Nachrichten vom spani schen Kriegsschauplätze. Soviel erkennt man jedoch, daß die Be wältigung der Earlisten kein Stück Arbeit ist, das sich im Handum drehen besorgen läßt. Der Hauptschlag, den, .wie es erst scheinen wollte, die Königlichen vorbereitet' hatten, erfolgt zunächst nicht, wie sich schon daraus ergicbt, daß der feuergetauste Alfons zuvörderst nach Madrid zurückkchren soll. Er verlangt offenbar nicht nach einem Dacapo der Musik des Kugelpfeiscns. Die ultramoiztanen Blätter Deutschlands können sich nur schwer dazu entschließen, sich von Don Carlos, den der Papst auf- giebt, abzuwenden und sich Don Alfons zuzukehren. Die Berliner Germania besitzt ein Nestchen Sclbstständigkeitsgefühls und erklärt: nur in Glaubenssachen sei der unfehlbare Papst oberster Richter, in politischen Dingen sei die Ucberzeugung der Katholiken unbeschränkt. Wollte Gott, so wär' es! DaS Schweizer Blatt der Ultramontaucn, die „Botschaft" aber bringt das i-uvrilmiu ckol' iutollotta. das Opfer des Verstandes ohne Schwierigkeiten, sie nennt den Don EarloS, den sie gestern noch inö Herz geschlossen hatte, heute schlankweg „Don Mordbrand." öon! Im Proccß Ofenheim ist jetzt eine mehrtägige Pause eingetre- ren, die von: Staatsanwalt und dem Gerichts-Präsidenten zum Aufstellen einer Frage-Colonne an den Angeklagten, von den Ge schworenen dazu benutzt wird, an den FaschingS-Freuden zu naschen. Gegen Ende der Woche dürften die Plaidoyerö von Staatsanwalt und Verthcidigcr anheben und damit der Niesen-Proceß in sein letztes Stadium (d. h. der l. Instanz) eintreten. Die Pause in dem Proceß Ofcnheim wird einstweilen durch die Broschüre des Erzherzog Johann Salvator ausgcfüllt, die ein solches Aufsehen erregte, daß sich bereits eine zweite Auslage nöthig machte. Dieser junge Erz herzog erfreut sich trotz seiner 14 Vornamen bei dem österreichischen OfficierS-Eorps einer großen Beliebtheit. Er bestand seiner Zeit darauf, das gewöhnliche Examen für Stabs-Ossiciere mitzumachen, während man ihn höchsten Orts kraft seiner fürstlichen Geburt sofort zum Major avanciren lassen wollte. Er bestand das Examen mit der 1. Censur, gilt als ein Schüler des Erzherzogs Albrechck, des Siegers von Custozza und hat in seiner Broschüre etwas aus der Schule geschwatzt. Verschnupsen muß cs freilich, wenn ein Erz herzog erzählt, daß Oesterreich eine Festungs-Artillerie so gut als gar nicht mehr besitzt und sich im ganzen Bclagerungspark, zu dessen Commandanten sogar ein Feldmarschall-Leutnant ernannt ist, nur ein einziges Stück kurzer 24pfüudiger Hinterlader befindet. Die Ansicht des Erzherzogs, daß cs über kurz oder lang, trotz der guten Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich, zu einem blutigen Waffcngange kommen müsse, zählt in der österreichischen Armee viel Anhänger. Ueber die Wirkung des Civilehe-Gesctzes in der Provinz Bran denburg enthält die „B.-Z." eine lehrreiche Statistik. Seit October v. I. sind ini Bezirk Berlin von je 100 Neugeborenen nur 51 ge tauft worden und von je 100 Ehepaaren haben sich gar nur 19 kirch lich trauen lassen. Im Vergleich hierzu ist der Bezirk Potsdam schon viel kirchlicher. Da sind von je IM Kindern 85 getauft und von je IM Ehepaaren 72 kirchlich getraut worden. Im Bezirk Frankfurt a. d. O. stellte sich die Kirchlichkeit noch günstiger. Da sind 90 von je IM Neugeborenen getauft und fast ebenso viel von je IM Ehepaaren kirchlich getraut worden. Nun stellt sich zwar die Sache insofern günstiger für die evangelische Kirche, als unter jenen IM in's Civilstandsregister Eingetragenen, auch die Katholiken und Juden sich befinden, die natürlich nicht von den Pastoren als Ge traute oder Getaufte gezählt wurden. Thatsache aber ist es, daß das junge Geschlecht viel weniger nach dem Traualtar und dem Taufbecken Verlangen trägt, als ältere Braut- und Ehepaare. Gegen Bismarck intriguirt der hohe Feudaladcl Preußens auf eine originelle Weise. Man will dem Reichskanzler höchsten Ortes damit schaden, daß man ihn als gar zu freisinnig schildert. So wird in ein Kirsches Blatt das faule Ei gelegt, Bismarck wolle in Zu kunst ganz parlamentarisch nach englischen: Muster regieren. An fangs habe er es mit Ministern versucht, die er aus dem preußischen kleinen Landadel genommen; dann sei er zu dem System der Bureau- kratie übergcgangcn und habe Delbrück, Lconhardt, Achenbach, Falk und Eamphausen zu Ministern ernannt, jetzt wolle er ein Eabinet aus der parlamentarischen Mehrheit bilden und die Herren Bennig sen, Bamberger, LaSkcr mit Portfeuilles bedenken. Nun wäre es zwar ein Schauspiel für Götter und Menschen, dsn verschlossenen, finsteren Bennigsen sich mit ministerieller Liebenswürdigkeit umgür ten, den unglückseligen Vater der deutschen Goldwährung und des Bantgesetzes, Bamberger, sich in praktische Etats-Studien vertiefen und den Jongleur LaSker seine Gaukeleien in ernsthaftem Tone Vorbringen zu sehen, aber der böse Zweck jenes Gerüchts liegt aus der Hand und die „Franks. Ztg." hat Recht, wenn sie an den Aus spruch Bismarcks erinnert, der bei der letzten ReichStaqswahl einem socialdcmokratffchen Eolporteur, welcher ihm einen Stimmzettel mit dem Namen „Hasenclever" in die Hand spielen wollte, lachend zu rief : „Soweit, lieber Mann, sind wir noch nicht!" Locales und Sächsisches. — Dem Director der Realschule 1. Ordnung in Zwickau, Keller, ist der Titel „Professor" verliehen worden. — Der Postsecrctär Kruhse in Dresden ist zum K. Ober- Postkasscu-Buchhalter ernannt worden. — Die Ministerien des Innern und des Unterrichts machen bekannt, daß das stenographische Institut in Dresden zu Abnahme von Prüfungen in der Stenographie und zu Ausstellung von Zeugnissen darüber ermächtigt, und in Folge dessen künftighin zu Ertheilung des Unterrichts in der Stenographie an den öffent lichen Unterrichtsanstalten nur solche Bewerber zuzulaffen, welche die vorgedachte Prüfung bestanden haben. — Am Montag hat beim Generaldirector Reichsgrafen von Platen eine musikalische Soiree in glänzender Weise stattgesundcn. Anwesend - waren II. Majestäten König und Königin, Prinz und Prinzessin Georg, Erbgroßherzog von Weimar nebst höchst dessen Gemahlin, Großherzog von Toscana nebst Gemahlin und Tochter. Unter den vielen geladenen Gästen befanden sich die Herren Gesandten und die Minister von Fabrice und Abelen, viele der höchsten Hof-Chargen rc. Eine große Anzahl von den Mitgliedern des Hofthcatcrs waren ebenfalls geladen. Das ausgestellte, von Herrn Eoncertmeister Schuch geleitete Pro gramm war ungemein reichhaltig. Der musikalische Theil wurde ausgesührt von den Damen: Kainz-Prause, Malten, ProSta, Nanitz und Reuter und den Herren Eoncertmeister Lautcrbach, Kammer sänger Riese, Degcle, Köhler, Eichbcrgcr, Erl, Hagen und Engel hardt. Fräul. Haverlandt sprach das schöne Gedicht: „Die vier Slufcnalter" von Philalethes. Fräul. Ulrich war durch -vamilien- trauer behindert, der an sic ergangenen Einladung Folge zu leisten. — Nachstehende königlich sächsische Offiziere sind für die Dauer der Frühjahcs-Exerciticn zu den in Berlin garnisonirenden Garde- Rcgimcntcrn commandirt worden: Der Hauptmann v. Beulivitz vom Jnfant.'Rgt. Nr. 107 zum 2. Garde Regt. zu Fuß, der Haupt mann Müller vom I. lLeib-Grenad. Regt. Nr. 100 zum Garde- Füsilier-Regt., der Hauptmann Graf Einsiedel vom Jnsant.-Rgt. Prinz Friedrich August "Nr. 104 zum Kaiser Franz-G.-Grcnad.-Regt. "Nr. 2 und der Hauptmann Bücher vom 4. Jnsant.-Rgt. Nr. 103 zum Kaiser Alexander Gardc-Grenad.-Negt. dir. 1. — Die genann ten Offiziere sind zn diesem Zwecke bereits in Berlin eingctroffen. Der Hauptmann im königl. sächs. Kriegsministerium v. Zezschwitz, welcher noch kommandirt war, hat sich nach beendiglem Kommando nach Dresden zurückbegcbcn. — Die Verhandlungen des Kreisausschusses, über deren Be ginn wir gestern berichtet, zogen sich bis gegen 5 Uhr hin. Im weiteren Verlaufe wurde Res. Geh. Reg,-Rath Sperber mit 7 gegen 2 Stimmen einem Einsprüche stattgcgebcn, der aus Großenhain gegen die Zulassung eines Stadtverordneten cingegangen war. Der Betreffende war, obwohl er nicht in der Wahlliste gestanden, gewählt worden, der Stadtrath hatte ihn auch eiiigeführt, auf erhobenen Einspruch jedoch kassirte der Kreisauüschuß diese Wahl. Weiter hatte der Bürgermeister Rumpelt in Großenhain gebeten, ihm die Ausübung einer beschränkten ndvocatorischen Praxis, das Abhaltcn von gerichtlichen Terminen für Radeberger Bürger uud ausschließlich vor dem dasigen Gerichte, zu gestatten. Der Kreisausschuß lehnte jedoch (Referent Geh. "lieg,-Rath KönigShcim) mit 8 gegen 1 Stimme das Rumpelt'sche Gesuch ab. Damit ist ein wichtiges Präjudiz ge schaffen. Besoldete Rathsmitglieder, die bereits advocatorische Praxis betreiben dürfen, bleiben im Genüsse dieses Rechts; wenn jedoch neue besoldete Rathsmitglieder angestellt werden und diese die ad vocatorische Praxis betreiben wollen, so haben sie erst ein Gesuch an die höhere Instanz einzureichen, und diese hat damit einen Vorgang geschaffen, der nicht ohne Folge bleiben kann. Der Kreisausschuß will, daß wer ein besoldetes Rathöamt übernimmt, demselben aus schließlich seine Kraft widmet. Ein weiterer Punkt, über den Rcg.- Rath v. Criegern berichtete, betraf den Rccurs, welchen die Gemeinde Trachau und einige Grundstücksbesitzer eingemendet hatten, gegen die in erster Instanz genehmigte Anlage eines Dünger- und Ab- lagerungsplatzeS und einer auf kaltem Wege zu betreibenden Pou- drettcnsabrik, Dieselbe sollte an den Radcbculcr Stadtweg, ziemlich Hochgelegen hinkommen, so daß durch den Westwind die lieblichen Gerüche dieser Stoffuiiiwandlungsanstalt unsere Stadt aus erster Hand erhalten hätte. Mit 5 gegen 2 Stimmen pflichtete der Kreis ausschuß dem Recurse bei, lehnte also die Errichtung der Anlage ab. Abg. Jordan, der sich im klebrigen jedoch keineswegs für die An lage jener Parfümericanstalt dort aussprach, meinte: irgendwo müß ten doch solche Anstalten errichtet werden. Abg. May-Polenz empfahl, daß Dresden sein ganzes Latrinenwesen bester einrichten und das Abfuhrsystem fallen lasse. , Zum Schluffe entschied (Ref. Reg,-Rath Linke- der KrriSauSschuß bei zwei Streitfällen über den Untcrftützungswohnsitz zu Gunsten der Stäotc Dressen uns Freibcrg gegen die Dörfer Plauen und Älcinwaltersdorf, — Damit war der erste Kreistag ans Ende seiner Bcrathungcn gelangt. Die neue gesetzliche Einrichtung erschien Betheiligten wie Zuhörscn als ein ansehnlicher Fortschritt gegen srühe.r. Wichtige Verwal tungSfragcn werden nicht mehr wie bisher am grünen Tische unter Ausschluß der Oeffentlichkeit durch einige Burcaulratcn entschieden, sondern cs findet ein volles öffentliches und mündliches Verfahren statt. Die Referenten hatten sich wohl gesattelt, jeder rückte mit einem schriftlich abgcfaßten Antrag vor; Männer des Volts, Sach kundige jeder Gattung, beleuchten das Für und Wider in freier Rede und Gegenrede, die Vereinigung von Praktikern uud juristisch gebildetenVcrwaltungsbcamtcn unter der präciscn und bei etwaigen Abschweifungen stets zum Kern der Sache zurücksührcnden Leitung des KreishauptmannS läßt bei allseitigem guten Willen erwarten, daß sich das neue Institut iin Vertrauen der Kreisangesessenen bald einbürgcrn wird. — Die Einweisung der ncugewählten Stadtverordneten sinder voraussichtlich nicht vor dem 15. Februar statt. — Herr Minister von Gerber giebt nächsten Montag in seiner in der Theresienstraße gelegenen neuen eleganten Behausung eine großeRout, zu welcher gegen 400Einladungen ergangen sind. Vor aussichtlich durste auch unserKönigshaus in seinen höchsten Gliedern hierbei anwesend sein. , — Wie die Berliner Tribüne meldet, hat der Magistrar daselbst den Hausbesitzern die Bestreuung der Trottoirs mit Salz ancmpfohlcn, sobald Schneefall beginne, wodurch das Reinigen sehr vereinfacht werde, da der Schnee statt festgetreten zu werden, weg- thaut und dem Besen weicht. — Im Gegensatz zu früher hat die Straßenreinigungs-Be- hörde in der Pragerstraße, Waisenhausstraße rc. energisch den Schnee von der Fahrbahn entfernt und diese Einheit der Action hat dort schnell aufgeräumt. In jedem Fall sollte immer die Stadt in die seltenen Cchnee-Calamitätcn eingreisen und lieber den adja- cirenden Hausbesitzer zu Geldbeiträgen heranziehen, als Wochen lang mit diesem um die Verpflichtung zu streiten. Denn wenn Hinz weggeräumt und Kunz läßt's liegen, wird die Straße nimmer rein. Vorgestern Nachmittag fand in dem Hause Falkcnstraße Nr. 1 eine Probe mit dem neuen Täubrich'schen Backofen unter Bc- theiligung eines großen Theiles hiesiger Bäckermeister statt. Der Erfinder dieses Ofens, welcher bereits oineReihc von praktischen Er findungen und Verbesserungen im Bereiche der Kochmaschiiicn ge macht hat, beschäftigt sich seit länger als einem halben Jahre unter großem Kostenaufwands an der größtmöglichsten Vollendung eines in dieser Art bis jetzt noch einzig dastehenden, für das Backgewcrbc ungemein wichtigen Apparates. Derselbe steht frei in dem als Back local bestimmten Raume und erhalt indirect seine Feuerung, Ueber das System selbst werden mir spätcr berichten. Daß Manches, was beim heutigen ersten Versuch nicht glückte, sich später bewähren wird, darf wohl nicht bezweifelt werden, die seltene Ausdauer des Herrn Täubrich wird auch die wenigen Hindernisse in möglichst kurier Zeit zu beseitigen suchen. Der Hauptgrund, der heute zu Uugumten der Erfindung namentlich hindernd wirkte, war der Mangel, an Ober Hitze, der nach dem Urthcil einer Anzahl Sachverständigen hauptsäch lich von den zum Feuern verwendeten, durchaus untauglichen Kohlen, sonne auch in der mangelhaften Hebung des Feucrmanncs zu suchet: ist. — Der hiesige Omnibusvcrein hat seit gestern einige seine: größeren Wagen auf Schlittenkufen gesetzt und fährt, wie cs scheint, damit durch den Schnee besser, als auf Räder», — Ein in der Porticusstraße wohnhafter Schneider hatte vor gestern Abend dem Bockbier so zugesprochcn, daß er die Richtung nach seiner Wohnung versah und anstatt nach dieser, nach dein BiS- marckplatzc gericth. Dort setzte er sich vor einer Hausthür hin und schlief ein, Seiircn Schlaf hat ein Gauner benutzt und ihn: Uhr und Portemonnaie gestohlen, — Wer sich einen Begriff darüber zu machen vermag, wie un endlich viel Zeit und Gelv bislang durch den schwerfälligen Verkehr zwischen unseren beiden städtischen Eollegicn verschwendet werden mußte, der wird cs als einen Schritt zur Besserung begrüßen, daß der Stadtrath nunmehr aus Grund 76 der rev. St, Orou. zu deir Sitzungen der Stadtverordneten cii: oder mehrere Rathsmitglicdcr abordnen wird. Dadurch wird dein St,-Verordn, Collegium hoffent lich in den meisten Fällen sofort über gewisse Sachen Auskunft von Rathswegcn erthcilt und viel überflüssige und theuere Schreiberei er spart werden können. Ja, der Stadtrath beabsichtigt sogar schon an den jenseitigen Ausschußsitzungen durch eines oder mehrere seiner Mitglieder Antheil zu nehmen. — Jener Lohndicncr, von welchem wir gestern mittheilten, daß er sich am Sonnabend gegen Abend den Hals und die Adern am Arme mit einem Räsirmesser durchschnitten habe, ist vorgestern Nachmittag im Krankenhause an den Folgen der Verwundungen gestorben. — Ein hiesiger Expedient machte in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag in einer Restauration der Wilsdruffer Vorstadt Kunst- stückchcn mit einem Stuhle und zerbrach denselben; da er nichts für denselben bezahlen wollte, kam es zu sehr unangenehmen Erörterun gen mit dem Wirthe. Ein Wächter wurde hcrbcigerufcn; da sich der junge Mann auch an diesen thätlich vergriff, erfolgte Arretur und ein Spaziergang hinter die Frauenkirche. — Ein biederer Nicderlausitzer hatte sich an eine in Friedrich-- stadt wohnende Wittwe herangeschlängelt und ihr vorgelogen, erhübe einen Gasthof bei Pirna gekauft und 5M Thlr. angezahlt; er brauche aber augenblicklich 11 Thlr., um die Gcrichtskosten bezahlen zu können. Die Wittwe. die Hoffnung auf Hochzeit sich gemacht hatte, gab daü geforderte Geld. . Es stellte sich aber bald heraus, daß von einem Gasthauskaufe gar nicht die Rede sein könne, ja der Lausitzer nicht einmal ein Obdach besitze, so daß die projectirte Hoch-
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