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Orr« sanen instrirrn »k nur »««en Pränumtrandl" Zadlnna durch «rtr»> maile« »der PoOet«»».- lun». u vitben loitrn l-i, «lar. »umndrt«»« vnne» bi« gnhtun» auch «s eine v«»dn«r^ ' »nwetie». Dt« acteur: Vr D»NV1«r«zr Für daS Feullleton: LMckMl, «»rt»»»». Dresden, Montag, 25. Mai 1871. von Rußland Ist Freitag «Send in Sm» etngetroffen und in bn, „vier Jahreszeiten" ab. Tagerzeschtchte. Deutsche» «eich. Der Kaiser vo end in Em» etngetroffen und in den „S gestiegen. Die Stadt war glänzend tllumintrt.' ES wird die Einrichtung einer neuen ReichSvehbrde, einer Art iSeneral-SekretariatS, welches den Verkehr deö Reichskanzler» mit den Departements des ReichSkanzler-AmteS vermittelt, beab sichtigt. Die Dotirung der Behörde wird wahrscheinlich schon in dem nächsten ReichShaushalt eingestellt sein. Die Verhaftung des Blschois von Paderborn hat deshalb nicht stattgefunden. weil er sich mit einem amtlichen und ord nungsmäßigen ärztlichen Attest ausgerüstet hat, wonach sein Ge sundheitszustand die Vollstreckung der Halt nicht zulaßt. Die Mittheilung der Pariser „Union", daß die deutsche Re- aierung in einer diplomatischen Note den Wunsch ausgesprochen bade, den Herzog von DecazeS an der Spitze des Ministerium» beS Auswärtigen erbalten zu sehen. wird der „Kölnischen Zei tung" als völlig unbegründet bezeichnet. Am 15. d. M. erschien bet rem Lehrer I.Lange in Lauten bürg in Westpreußen ein 1 »jähriger LehrerSsohn und überreichte demselben den nachstehenden Brief seines BatelS: B.. den 15. Mat 1874. Lieber College! Erbarme Dich und rette mich vom Hungertode. Seit drei Tagen haben wir nur halbe Portionen oenossen; gestern, als am Freitage, nur eine. Kein Geld, kein Brod, keine Kartoffeln. Jst'S Dlr daher möglich, mir aus Deiner Kaffe bis zum 1. k. M.4 Thlr vorzuschießen, um so besser, wo nicht, so borge doch dieselben auf Deinen Namen und schicke sie mir durch Ueberbringer Diese», meine» Sohn. Zu Deiner Sicher- heit will ich Dlr künftigen Monat meine Uhr als Pfand schicken. Um'ö Himmels Willen schlage mir meine Bitte nicht ab. Herz lich grüßt Dein betrübter Freund St. N. — Der verzweifelte Schreiber dieses Briefes Ist Zögling deö Angervurger Seminars. 26 Jahre im Amte und Vater von fünf unerzogenen Kindern. Die Norp In seiner Familie ist grenzenlos. — Hoffentlich werden diese wenigen Worte genügen, um mindestens jene Lehrersamilte vor dem Hungertode zu schützen. Den viamen des Lehrers nennt auf Verlangen die Redaction der „Neuen wcstpr.Mtttvetlungcn" »>nd der Lehrer I.. Lange in Lautenburg. Frankreich. Ter Botschafter des deutschen Reiche», Fürst v. Hohenlohe, sollte am 2». im PalaiS Elysöe dein Marschau- Präsidenten Mac Mabon seine Krebitlve überreichen. Man sagt, es werde bei Eröffnung der Sitzung der National versammlung eine Botschaft des Präsidenten verlesen werden. Ist dies nicht der Fall, so interpellirt bas linke Cenrrum über die Cadinctsblldung. Arnim ist in Paris angekommen. D'Alton Ehre Ist gestorben. Eine Anzahl Pariser frommer Damen hat sich geeinigt, dem heil. Bater eine goldene Dornenkrone zum Geschenk zu machen. Amerika. Die Indianer im Dacota-Tertttorium haben ihre Raubzüge wieder ausgenommen. Einige Tage später feuerten die Sioux-Indianer auf die Vorposten de» Fort Fciterman im Wyoming.Territorium. Die ComauchcS feuerten in daS am Red River liegende Lager Augur (TeraS). Diese kleinen Neckereien sind gewöhnlich ein Anzeichen eine» nahenden Sturmes. Feind seligkeiten werden im Laufe deö Sommers erwartet. — Die amerikanischen Pilger, welche eine Wallfahrt nach LourdeS und Rom im Auge haben, wollten New-Uork am 16. d. verlassen. Die Thellnayme von mindestens 100 Pilgern ist gesichert. Locale« «ad Sächsisches. — Die PfingstseiertagS-Physiognomie der Straßen war gestern eine sehr belebte und von der anderer Tage wesentlich verschiedene. Die die Straßen durchwandernden Fremden häuften sich fast von Stunde zu Stunde und namentlich dominirten unter den fremden Gestalten Provinzler und Landleute. Ganz« kleine Völkerschaften tauchten hier und da auf; wir begegneten großen Trupps polnischer Eisenbahnarbeiter, alle in lange Röcke gekleidet und mit hohen Stie feln versehen, die konsequent sich nur auf der Mitte der Straße fort- bewegen und gar oft über den oder jenen Gegenstand eben in mitten der Straße ziemlich geräuschvoll Meinungsaustausch hielten. Auch «ine Gesellschaft, die sich hinsichtlich der rothberänderten Kopf bedeckung sämmtlich mit den sogenannten 5 Neugroschen-Strohhüten versehen hatten, zog munter die Straßen durch. Auf der Leipziger Bahn waren bis gestern Mittag sechs Extrazüge angekommen, drei über Riesa, zwei über Döbeln und einer direct von Berlin. Die sttestaurants erfreuten sich schon vom frühesten Morgen an de» leb haftesten Zuspruchs. — Der,Mrl. Börsen-Courier" vom 23. d. bringt di« für uns Dresdner höchst interessante Mittheilung, daß sich die Reise-DiSpo- sition des Fürsten Bismarck plötzlich geändert habe; der Fürst Reichskanzler wolle sich nicht nach Varzin, sondern hierher nach Dresden ivenden, um in einer hiesigen diätetischen Heilanstalt sich körperliche Genesung zu tzvten. Wenn sich diese Mittheilung be- stätigt, so kann mit der Heilanstalt nur die deS vr. KleS, Bachstraße Nr. 8, gemeint sein, die ein bewährter Kurort für Unterleibs-, Brust-, Nerven- und Hautkrankr re. ist. Jedenfalls wüiche sich Dresden reuen, wenn es dem Fürsten - Reichskanzler gefiele, einige Zeit sier im Elbflorenz zu verweilen. — Bei der gefirigen Reveille ist die gehobene FeirrtagSstimm- ung denn doch etwa« weit gegangen. Als das Musikchor, welches wie immer von einer großen Menge theilweise auch übermüd' Musikfreunde begleitet ward, an da» Stadt-Waldschlößchen-Resiäu rant kam, stürzte sich die Menge auf einen dort stehenden mit Maie» beladenen Wagen, setzte sich in den Besitz der Maien ohne nach ihrem Preise zu fragen und schwang die jungen Stämmchen als duftende Frühlingsbeute vor und neben dem Mufikchor her, welches fast ganz von grünen Zweigen umringt war. Hoffentlich haben die überlustigen Leute die Maien wieder auf den Wagen zurückgelegt. — Die hiesige sächsische Dampfschiff»- und Maschinenbau-An stalt hat einen kleineren Raddampfer gebaut, welchen sie an klein« Gesellschaften von 40 bi» 50 Personen auf einen halben oder ganzen Tag zu vermiethen geneigt ist. Da» Schiff hat eine Länge von 21 Meter und eine größt« Breit« von nahezu 2'/, Meter. Die Fahr» geschivindigkeit de» Schiffe« beträgt 11,700 Meter oder circa 1*/,» alte sächsische Meile pro Sttrnde. Der äußer« Schiffskörper ist durchweg au« Eisenblech gearbeitet, in der Mitte desselben befindet sich der Maschinenraum und im Vorder- und Hintörthtil je ein« Cajü^ jede für circa 2b Personen Raum ballend. DaS Jnz ner« der Cajüttn ist auf das Eleganteste ausgeführt. Besucher der Wiener Weltausstellung werben da» Schiff vielleicht schon gesehen haben, e« war in Wien im Donaudurchstichcanal, nächst den Ulmer Wohnungsschiffen, auSgpstellt. Man wird sich erinnern, daß schon früher einmal solch ein kleiner Dampfer die Elbe zwischen Dresden und Pillnitz befuhr. Jenes war aber ein Schraubendainpfer und bewährte sich bei der Seichtigkeit der Elbe nicht, der jetzige Rad dampfer wird sich dagegen sicher behaupten. — Die „Chemn. Freie Presse" hat am 20. d. ihre tausendste Nummer ausgegeben und summirt zu diesem .Hubiläum" ihre ver schiedenen Strafen, wobei sich ergiebt, daß von den bisher erschie nenen Tausend Nummern auf je zwanzig ein Monat Hast kommt, denn es sind bis jetzt 50 Monate Haststrafen über di« Redqcteure verhängt wordm, ungerechnet der Geldstrafen. — Am 22. Mai ist der von Zittau ^11 Uhr nach Groß schönau und Warnsdorf abgelassene Personenzug in Scheibe entgleist, 2 Güterwagen sind umgchürzt und haben das Geleise gesperrt. Sonstiges Unglück ist nicht dabei vorgekommen. Der ^3 Uhr-Zug konnte wieder fahren. Am vorvergangenen Sonntag hat sich, wie die ,A N> be richten, eine Frau n Sellerhausen, welche in gesegneten Umständen gewesen, ein Messer in den Unterleib gestoßen und bedeutende Ver letzungen beigebracht. Am Dienstag früh soll die Unglückliche den schrecklichen Verletzungen erlegen seins Der Vorfall erhält aber noch dadurch besondere Bedeutung, daß man die Frau als ein Opfer re ligiösen Wahne» bezeichnen kann, da sie notorisch eine sehr eifrige Anhängerin «iner daselbst bestehenden religiösen Sekte gewesen ist und Spure« religiöser Sinnesverwirrung schon vor der That an den Tag gelegt hat. — Oberwiesenthal i. Erzg., 22. Mai. Durch dm schnelle» Witterungswechsel ist seit zwei Tagen plötzlich auch bei uns der Frühling eingekehrt, obwohl wir vor etwaigen Rückschlägen noch nicht sicher sind. Der noch vor acht Tagen den Boden bedeckende nee ist bis auf «ivige, namentlich in Schleichen liegende Stellen, woselbst er sich noch längere Zeit halten wird, verschwunden und Staub wirbelt bereit» auf der Straß«; die Wiesen überziehen sich fast zusehends mit qjner frischen, grünm Rasendecke, Bäume (freilich meist nur Ebereschen) Und Sträucher sangen an zu schwellen und werden bald im Blätterschmucke dastehen, und auf dm Feldern ar- beilr» fleißige Hände, mn da« Versäumt« nachzuh,!««. Schon kann man wieder trockenen Fuße« Sachsens höchsten Berg, den Fichtel- berg, besteigen, vow dessen, mtt einem Aussichtsthürmchen versehener Spitze man in unser Sachsenland und nach Böhmen hinein eine prächtige Aussicht hat, wozu dem Besucher gegen geringe Vergütung ein von der Stadt aus mitzunehmendes großes und gutes Fernrohr zu Gebote steht, und auch zu Wagen ist die Höhe des Berges bequem zu erreichen. Leicht athmet sich die erfrischende Bergesluft und dürfte es, gutes Wetter vorausgesetzt, Niemand gereyen, einmal hierher seine Schritte gelenkt zu haben. findet eutiwer Sittichen «Handlungen, weiche im Bankettsaale des S'aalbaueo adgchalten werden, sind verschiedene Festlichkeiten in Aussicht genommen. * - Verstetaerun tern: Dresden: Johann e n den 26. bsS. in den Gerichtöäm- »cheurlch'S Grundstücke, Schnorrstraße. Crimmitzschau: Hermann Breltengroß'ö HauS 5884 8000 Thlr. Thlr. tarirt — Oeffentliche Ger chtSsitzung vom 21. Mai- Der ElnspruchSvcrhanklungStermin wider Carl Ferdinand Lentzsch in Possendori wegen Beleidigung des Rrichsobcrbauptes iand unter Ausschluß der Veffentlichkrit statt. - In einer Februar- nummer des „Dresdner Volksboten" war über eine Gerichtsver handlung reserirt worden, in der man den Redacteur des ge nannten Blatte», Herrn Johann Klemp, zu 8 Wochen Gciäng- niß verurtheilt batte, wegen Beleidigung des BezirkSgcrichts- directorS v. Mücke in seiner Eigenschaft aiS SchwurgcrichtSprä- stdenr «m Bebel - LIebknechtschen Falle. Der damals zur Bestra fung gekommene, allerdings stark gepfefferte Artikel wurde nun von Klemp wörtlich wieder In sein Referat ausgenommen und sah darin da» kgl. Ministerium der Justiz eine neue verleumde rische Beleidigung Mucke'S. DaS erstinstanzliche Erkenntntß lautete aus 3 Monate Getängniß iür Klemp. Trotz eingehendster schrift licher Bcrtheldigung skitenS deS Adv. Schrapo zu Crimmitzschau wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft (Herr vr. Hartmann) vom Bezirksgericht die Hobe Strafe bestätigt. —Hedwig Ulimann war beschuldigt, einer Bekannten von einem Betrage von 7 Tha. lern, welche in einer Kommode lagen. 4 Tblr. gestohlen zu ha ben. Sie befand sich im Zimmer der Bestohlenen, al» diese ge rade nicht anwesend war, zog rasch daS Kommodentach auf und wurde dabet von der wieder zmückkehrenden Freundin überrascht. Natürlich Schrecken aut beiden Selten! Die Ullmann gab an, Ne habe eine Decke. welche auf der Kommode lag und die mit einem Zipfel in das Kommodenfych geklemmt war. wieder frei machyi wollen: über den Verdleib der 4 Tblr. wußte sie keine Auskunft zu geben, ste habe sie nicht. Adv. Lederer wteö au« die lünstige Lage, tn welcher sich die Angeklagte notorisch befindet, in und beantragte, jedoch erfolglos, Yrrtsprechuna von der auf 4 Tage Ge'änanlß lautenden Strafe. — Der schon mehrfach wegen Betrugs bestrafte Handarbeiter Carl Hermann Getßdort brauchte am Gründonnerstag Geld, da er total abgebrannt war. Sr begab sich, um welche» zu schaffen, zu dem Weber und Vo- gelhändjer Menzel, schwatzte demselben vor: der russische Ge sandte brauche nothwendig einen Kanarienhahn. Menzel solle Ihm nur einen geben. Stolz aus solch' bove Kondschait, gab der ge» schmeichelte Menzel rin famoscS Vögelchen her. welches natürlich loiort versilbert wurde. 6 Monate Getängniß brachte der gelbe Vogel dem Angeklagten in beiden Instanzen ein. — Die Per- Handlung wikör den Schlossermristrr Carl Gustav veuchelt in Potschappcl und besten Ehefrau, welche beschuldigt wann, ihre Lebrjungen dazu angebalten zu haben: aus dortiger Glasfabrik waaren für den Klempnerladen der Frau dorthin zu schaffen und ebenso Siscniraaren auS der Stablgnßanstalt, mußte vertagt wer den, da Adv. Lederer wichtige Dcscnsloiiaianträar stellte. Zn erste« Instanz war Beuchelt zu 4 Wochen, seine Frau zu ^Ta gen veruttbent worden. — Dl« gebelme Verhandlung wider Jo hann Gottfried Mose» au» Großvurgk wegen Unzucht mit einem Kinde endete mit brr vrrurthcil rrn ZuchHauS. — WitterungS-Beobac Barometerstand nach Otto seit gestern unverändert). 15 Grad über Null. — Die Schloßthurmkahne zeigte Osi- Wind. Himmel: bewölkt. — Älbhöhe in Dresden, 24.Mai, MItt.: 5 Cent, mit«0, klagten zu 3 Jäh- KeuMeton. König!. Hoftheater in Altstadt. Gastspiel der italieni schen Schanspielgesellschaft Ernesto Rosst am 23. in Shakespeares Othello. Wir Deutschen dürfen zunächst mit Genugthuung aus unsere nationale Toleranz verweisen, mit der wir ein Schauspiel bei uns aufnehmen, das in fremdem Idiom gesprochen wird. Den Meisten wenigsten» dürfte der eigentliche Text des Othello vorgestern unverständlich geblieben sein, da eine nur gewöhnliche Kenntniß de» Italienischen keineswegs dazu befähigt, Feinheiten im Versbau ode» in der prosaischen Dialektik von der Bühne herab zu verstehen. Ob eine deutsche Gesellschaft mittelguter Schauspieler in Neapel auf die selbe Toleranz rechnen dürste, ist schwer glaublich. Jndeß, da» mag nun sein wie ihm wolle — seinen Shakespeare kennt der Deutsche- und da Othello (aber auch nur Othello, keineswegs jedoch Hamlet) kein rhetorisches, sondem ein mimisches Stück ist, zu welchem dn Südländer besonders eignet, so bringt man Ernesto Rosst genugsam günstiges Vorurtheil entgegen. Leider aber hat die Dresdner Krittz wie so oft schon, abermals die unliebsame Aufgabe, die von Wien und Berlin intonirteLobposaunesür Nossi ein wenig zuzustopfen. Daß seine Mitglieder vom Cassio bis Noderigo, vom Jago (der noch der Beste) bis zur Desdemona herzlich mittelmäßig sind und überall vo« den zweiten Kräften des hiesigen Hoftheaters geschlagen werden) sei weiter nicht erörtert. Wir halten uns an Rossi selbst. Und diesem Darsteller sollte Dresden, das die größten Othellisten gesehen hat, zu letzt den größten: Bogumil Dawison, zujauchzen dürfen? Zwischen der bestialisch wilden Auffassung des Afrikaners Jra Aldridge und der selbstbewußten, erschütternd menschlichen Auffassung DawisonL steht Rossi. Cr hat aber kaum etwas von Letzterem, von Jenem aber gerccke Das, was zwar die Menge fanatisirt (wie die Spanier vom Stierkampfe fanatisirt werden), aber jme Durchdringung de» dichterischen Stoffes, jenes geistvolle Spiel mit dem Wort, aus dem sich Othello die entsetzlichsten Gedanken mit selbstmörderischer Gier herausschält, jene Plastik zartfühlender Liebe und gigantischen Ster bens fehlen dem Italiener. Nicht aber die Leidenschaft an sich. Mit mäßigen Misteln deS Organs und der Sprachhandhabung auS- gestattet, in den stärkstm Unmaßen der Tempi hin und her schwan kend, giebt Rossi jenen Momenten den krassesten und hochinteressan ten schreckhaften Ausdruck, in welchen die Zügellosigkeit des Empfin dens eben Alles erlaubt. Das ist im dritten Act, da Jago ihm das Gift deS Zweifel» einträufelt, als er Desdemona im fünften Act' erwürgt, und (das Tollste von Allem) da er sich mit einem kurzen- krummen Säbel den Kopf abtrennt, taumelt und ihn gleichsam, da mit er nicht herabfalle, mit der linken Hand stützt. Das Medium der Kunst, die nie unästhetisch wirkt, hat mit diesem Effect weniger zu thun. Es ist mehr eine Aufgabe für Mellini und könnte nur überboten werden, wenn der Darsteller seinen blutigen Kopf wirk lich abschnitte und dem Publikum zur Besichtigung auf denSouffleur- kasten legte. Ob wir es noch dahin bringen? Und doch muß der, Rossi aller Orten gespendete Beifall sich erklären lassen. Durch schauspielerische Schulung, Meisterschaft der Rede, poesievolle Durch dringung des leitenden Gedankens im Stück, würden die Erfolge des (keineswegs mehr jungen- Darstellers nicht erklärt werden können. Wohl aber durch das südländische, uns frappante Temperament Rossi'S und einiger seiner Acteurs. Die Raschheit und Unmittel barkeit der Bewegungen und Empfindungen, die hierdurch erzielte Wirkung frischer Naivetät (auf den mittleren Bühnen Ita lien» überall heimisch) erfreuen uns und man wünscht hier und da, unsere jüngeren Schauspieler möchten öfter den Rapport zwischen Wort rmd Acüon so sicher und deutlich treffen, wie diese Südländer. Aber, — bedrücke man doch die Leistung der fremden Gäste nicht durch Vergleichung mit unfern ersten Kräften und gebe gerechtenveise zu, daß eine Aufführung vonso mittlerer Durchschnitts qualität bei uns von keinem Intendanten, keinem Publikum und keiner Kritik gewünscht werden kann. Den Einen, Rossi, als Othello ausgenommen, der indieserNolle durch die Race die mindere künstlerische Qualität geschickt deckt. R. wählt überdies nicht die Mohrenmaske für den Othello, sondern giebt ihn als Mauren, d. h. nur etwas bräunlich-gelb, nicht schwarz; doch sowohl das Spiel mit dem Weiß der Augen wie das Zähnefletschen der Negerrace behält Rossi bei. Seinen — übrigens auch in Wien und Berlin ange- zweifelten Hamlet und Lear kann man sich nach Othello hier nicht wohl erfolgreich denken. Daß das Gastspiel sich hier ausdehnen werde, ist nicht glaub haft. Höchstens wird eine Wiederholung Othellos sich empfehlen. Ludwig Hartmann. -j- Die Allst» am Leipzig« Stadttheater scheint mit dem Ab gang von Castor von Strantz und Pollar Haase enden zu sollen und noch ehe die Angelegenheit spruchreif ward, gingen auS allen Himmelsstrichen Bewerbungen um das Directoriat ein. Dte von der „Literatur" gebrachte Notiz, Paul Lindau be würbe sich mit, wird von diesem deSavouirt. Untet^den sonstigen Namen von gutem Klang befindet sich auch, wie man versichert, Herr 0r. Hugo Müller vom Dresdner Rcsibcnztheater und man würde daö levhast beklagen müssen, wenn nicht gleichzeitig daS Gerücht auftauchte, vr. Hugo Müller würde beide Bühnen, Leipzig und Dresden, i» Regie nehmen. Für beide könnte daS höchst vortbcilhalt sein und letzt, zur Zeit der Eisen- barnen, ließe sich leichter amtiren aiS damals, alö die altsSchstsche Hofbühne eine Depcntcnz in Leipzig hatte. Uebcr die Beiahlä- üua dürtte Dresden dem Vr. Müller ein glänzendstes Zeugmtz auSstellen. -j- Permanente Kunstausstellung (A. Elb) GewandhauSitr. 1. Heute und morgen geöffnet von 11-3. Neu aufacstellt: 4. Delgeinülbe: Pros. Fr. Preller, Weimar: Zweiter C ycluS der Odyffee-Landschasten: Odysseus Flucht auS der Höhle de» Cyclchrn PolyphrmoS. Polypvrm schleudert dem ihn verhöhnen-