Volltext Seite (XML)
nemene«»«t» »ch AV,»gr., dutq d>» Voft <» »,«. Lin«»!«» Runmer» I »I«r. Auflage: 23000 »r»l. ksiir dl« «iiSgnbe «Ing«. laudier Manntcripie macht sich die Medac,Ml» nicht »erblndlich. Jnseraten-Ilnnadm« «u»< Wort«: n»« VaBL t» Hamdur,. «er. «n. M«n, Lei»«tg. «alel. «redlau, draittfuri a. M. — »u«. dl,»« in Vcrlin, beipji«, Wien. Hambura. Hranlsur, M. Mit,,. Hen — v-ng« » La. In »ranlsu« ch«» — kr. Vaixt in lldemnttz. — Sa- ftuUI.r » c». in Pari«, Tageblatt str Unterhaltung und .Druck und Eigenthum der Httau-gebe«: l^iepsch Ä! Neichardt in Dresden. Verantwort!. Nedactmr: Julius Neichardt. Jnloratewerdei^kanen ->eat>e IS ane^iainme» »i» »Id.« Udi.1vo»ntiA dt« Ein?- z,. -sn Hcultadl: a/Li>, rtiadcr. »alle » di> »vd. » »dl. Der Rairni einer rin tpattiaen'Prtiljcitk teilet I« PI«, ltt»«csa»dt die Zeile » lüge. Sine Garantie iiir da« nächiitäaige Siirdei. iien der Inserate wird nicht gegedcu. Auswärtige Annoncen. Aufträge von und unbe kannten Firmen u. Per- tonen inierire» wir nur gegen Pränumerando. Zadlung durch Brici- marlcn oder Polieinz,ig ln,ig. g Silben kosten I>, Ngr. AilSwnrt-gc tonne» die galNnng auch aus eine DreSdncrZirnia an,veilen. Die Exp. Rr. 8S. Re»»zeh»ter Jahrgang. Mitredacteur: Or. klmN Nt«r«s.v. Für das Feuilleton: I-a«-««!« ig-ai-tm»»»»». Dresse«, Toiincrstag, 26. MSrz 1874. Polltlscht». An Vordergründe stehen heute Personalnotizen. Der Fürsten tag in Berlin ist geschlossen: Bismarck, der weder von Jesuitenhänden vergiftet ist, noch baldiger Auflösung entgcgengeht, wird noch 3 Wo chen das Krankenzimmer hüten müssen, ehe die aus gichtischer Anlage entsprungene Venenentzündung des rechten Schenkels sich beruhigt hat. Von Triest aus segelt als neuernannter Gesandter Oestreichs Baron Schwarz-Senborn nach Washington ab, um, nachdem er die Wiener Weltausstellung in gigantischer Weise verzerrt und die schöne Idee in einem Hohlspiegel gezeigt hat, seine Erfahrungen den Nordamerikanern bei der Weltausstellung in Philadelphia i. 1.1876 zu Nutze zu machen. Der neue östreichische JnternuntiuS in Con- stantinopel aber, Graf Zichy, trifft daselbst nicht mehr den russischen Gesandten General Jgnatieff an, der inzwischen abberufen ist. Die Entfernung dieses unruhigen Geistes, zusammengehalren mit der gleichzeitigen Entsendung eines administrativen Talentes wie Graf Zichy nach Constantinopel, beiveist, daß Oestreich und Ungarn sich in der Idee begegnen, daß die politischen Aufgaben in der Türkei in der nächsten Zeit zurückzutreten, die orientalische Frage zu ruhen habe und zunächst wesentlich wirthschaftliche Aufgaben zu lösen sind. Vor 25 Jahren schlug Radetzky die Schlacht von Novara. Unter ihm erwarb der 32jährige tapfere Sohn des Erzherzogs'Carl, der Erzherzog Albrecht, den Maria-Theresiaorden. Der Kaiser Oestreichs hat diesen für die östreichischen Waffen siegreichen Tag durch ein Handschreiben an den Erzherzog Albrecht gefeiert. Gleich zeitig begeht der König Italiens, Victor Emanucl, in Rom die Feier seines'2ü jährigen Negierungs-Jubiläums. Sein von Radetzky ausS Haupt bei Novara geschlagener Vater, Carl Albert, hatte auf die Krone Sardiniens verzichtet, war flüchtig geworden und sein uner fahrener Sohn Victor Emanucl mußte von den siegreichen östrcichi- schen Heerführern persönlich milde Fricdensbcdingungen erbitten Jetzt ist der damalige BittstellerKönig eines Reichs von 27 Millionen Menschen, das von den Alpe» nach Sizilien reicht. Den wesentlich sten Antheil an diesem Umschwünge trägt nicht das italienische Volk, sondern das Ausland, das den Piemontesen Provinzeil über Pro, vinzen in den Sehooß warf. Gestern war es Napoleon, heut« Bis marck, gestem. die roch« Hose, heute di« Pickelhaube; gesterndcr Turko, heute der Ulan, die das Beste zur Vollendung der italieni sehen Gnheif thaten. Was das rothe Hemd Garibaldi'S mithalf, ist zwar unvergessen, aber ebenso, daß Victor Emanucl dem Roth- hemde Garibaldi bei Aspromonte eine Kugel in das Bein schießen ließ. Nehmen wir dazu die Unfähigkeit der Bourbonen in Neapel, die tolle Priesterherrschaft in Rom und die Bestechlichkeit neapolita nischer Minister, so bleibt wenig, was Victor Emanucl, ein tapfrer Soldat, ein guter Jäger und ein feiner Kenner weiblicher Schön heiten, gethan hat, um sein bescheidnes Palais in Turin mit den weiten Hallen des Quirinal in Rom vertauschen zu können. Mit den Besiegern der Aschantineger will ^nach ihrer Rückkehr von der Goldküste die Königin von England in Hydepark eine so lenne Revue abhalten. Ihr Führer Wolscley erhält den Gcneral- majorsrang und die Baronetswürbe, außerdem eine Dotation von 1500 Pfund Sterling, die auf 2 Menschenleben ausgedehnt wird. Die Engländer mögen dann wenigstens nicht auf die deutsche KriegS- sührung pharisäisch herabblicken. Auch sie vergrößerten nach sieg reicher Beendigung des Krieges ihr Gebiet, ließm sich Kriegscontri- butionen zahlen und geben ihren siegreichen Generälen Dotationen. Die Kosten des Aschantikriegs belaufen sich auf 900,000 Pfd. St. In dein ehrenwcrthen Vereine „Berliner Presse" Halle sich der bekannte Abg. llr. Braun, bekannt als „Unser Braun", National liberaler, Gründer und Plagiator erster Sorte, jetzt Rcdacteur der verwahrlosten „Spenerschen Zeitung", zur Ausnahme gemeldet. Seine Freunde zogen jedoch sein Aufnahmegesuch freiwillig zurück. Unser Braun, der das Güthe'sche Wort „Die Flöhe und die Wanzen gehören auch zum Ganzen" mit Vorliebe citirt, erfährt jetzt zu seinem Leidwesen, daß sich der Verein „Berliner Presse" keine Motte in seinen clz sehen lassen will. Thiers, der in den nächsten Tagen seinen 77. Geburtstag feiert, hat vor wenigen Tagen der deutschen Botschaft in Paris seinen Besuch abgcstatttt. Endlich haben wir in der Münzfrage ein beruhigendes Wort vernommen. Der deutsche BundeSrath hat selbst anerkannt, daß keine öffentliche Kaffe berechtigt sei, östreichische Vereinsthalcr zurück zuweisen. Vielinehr sind diese Kassen angewiesen worden, wenn dack Publikum Zahlungen in solchen Münzsorten nicht annehmen wollte, andere Münzsorten auszugeben. Wenn die öffentlichen Kas sen, wie es jetzt die Absicht des Bundesraths ist, östreichische Vereins- thaler, sogut wie die Thaler deutschen Gepräges, seiner Zeit cinzu- lösen gehalten sein sollen, so freuen wir uns zwar dieser Thatsache, bekennen aber freimüthig, daß sic damit Nichts weiter thun, als was ihre Pflicht und Schuldigkeit ist. Eine recht schätzbare Einrichtung hat das Reichseisenbahnamt getroffen. Es veröffentlicht allmonatlich eine tabellarische Ucbersicht über die stattgehabten Zugverspätungen. Am tollsten war diese Ealamität im December, merklich gebeffcrt bereits im Januar. Die sämmtlichen deutschen Eiscnbahnzüge verspäteten sich im December um 133,633, im Januar um 45,726 Minuten-, im December tra fen 9 pCt. aller Courier- und Schnellzüge, im Januar 3,5 pCt., in jenem 4,1 pCt. der Personenzüge, in diesem 1,2 pCt. verspätet ein. Der verlängerte Aufenthalt auf den Stationm ist die Haupt ursache der Verzögerungen, nicht die Verlängerung der Fahrzeit, für die es verschiedene gute Gründe geben kann, wie WittcrungSverhült- nisse, Beschädigung des Materials, Warnungssignale u. s. w. Fünf Bahnen überschritten das durchschnittliche Maaß der Unpünktlichkeit um mehr als das Doppelte. Zunächst die königl. preußische Staatb- bahn, Ostbahn, die 8,9 pCt. aller Züge verspätete und 8668 Mi nuten durch ungehörigen Aufenthalt auf den Stationen verlor. Nach dieser saumseligsten aller Bahnen kommt die Magdeburg- Halberstädter, dann die Frankfurt-Bebraer, dann die Magdeburg-1 Leipziger und die Anhalter Bahn, also sämmtlich preußische' Bahnen. Das Ideal ist die Homburqer Bahn, die freilich nur eine sehr kurze Strecke befährt und gar leine Verspätung hatte. Das gewaltige Netz der sächsischen Staatsbahn imponirte wiederum durch den gewaltigen Umfang ihrer Leistungen. Sie beförderte 20,172 Züge, legte 56,455,MO Achskilometer zurück, von denen 8,338,788 auf die Courier-, Schnell- und Personenzüge entfallen und leitete diesen umfangreichen Betrieb so pünktlich, daß erst auf 631,300 Ach-kilometer eine Verspätung eintrat. Ferner ist rühmend hcrvor- zuheben die Pünktlichkeit der Leipzig-Dresdener, Oldenburgischen, Badischen und Oberhessischcn Bahn. Die Bergisch-Märkische Bahn ragt hervor durch die große Anzahl ihrer Personenzüge, nämlich 7750, die Hessische Ludwigsbahn durch die große Anzahl ihrer Courie'rzüge, nämlich 1792, die Nicderschlcsische Bahn führte über jeden Kilometer Bahnlänge im Durchschnitt 69,800 Achsen, während der Durchschnitt sämmtlicher Bahnen nur 25,900 Achsen pro Kilo meter beträgt. Locales und Sächsisches. — Mit I. Majestäten ist auch der KricgSminister General v. Fabrice hier wieder von Berlin eingetroffcn. — Der Cäntor und Kirchschullehrer Brünkmann zu Thallwitz hat die goldene Medaille des Verdienstordens erhallen. -— Die königlich preußische Oberexaminations - Commission ist unter ikrem Vorsitzenden, dem General v. Holleben, nunmehr hier eingetroffen, um die Selekta des königl. Cadettcncorps persönlich zu prüfen. Hierbei wird sie auch von den sonstigen Einrichtungen dieser Militärbildungs-Anstalt Kenntniß nehmen. Die persönliche Hier herkunft des greisen Generals v. Holleben faßt man hier als eine Auszeichnung auf, die dem königl. sächsischen CadettencorpS zu Theil wird, denn nach den Verträgen zwischen der Krone Preußen und Sachsen hat sich eigentlich die Selekta des CadettenhauseS nach Berlin zur Prüfung zu begeben. Davon, daß die obersten Classen unseres CadettenhauseS an die Central-Cadetten-Austalt in Lichterfclde ver setzt werden und die Militärbildungs»Anstalt Sachsens um ihre besten Schüler geschmälert werden sollte, wie dies in den Wünschen der Nationalliberalen liegt, ist bei den maßgebenden Kreism Preu ßens und Sachsens, wie man uns bestimmt versichert, Nichts bekannt. — Man schreibt uns aus Bautzen: Die Trauung des Grafen von Peralta-Renaud-Riesch, Majoratsherrn auf Neschwitz, welche am 15. l. M. stattfinden sollte, war allerdings durch das Auftreten eines Dresdner Advocaten, de- Bevollmächtigten des jüngeren Bru ders des Grafen, insofern gestört worden, als derselbe nach mehr fachen anderen vergeblichen Versuchen, die Trauung zu hindern, endlich, gestützt aus das Zeugniß eines in Neschwitz practicirenden Arztes, das er sich nach vielfachen Bemühungen zu verschaffen ge mußt hatte, mit der Behauptung der Unzurechnungsfähigkeit des Grafen hervortrat. Nachdem indeß diese Behauptung durch das Zeugniß des hcrzugeholten Herrn Bezirksarztes widerlegt worden ivar, ist am daraus folgenden Tage die Trauung von dem protestan tischen Ortspfarrer, welcher bei Prüfung und Vorerörterung der cinschlagmden Umstände und Verhältnisse auf das Sorgfältigste und Gewissenhafteste zu Werke gegangen war, vollzogen worden. Was die fragliche Verehelichung selbst anlangt, so mag dieselbe einer verschiedenartigen Beurthcilung unterliegen. Jndcß so viel steht fest, daß der Bruder des Grafen, der als präsumtiver Nachfolger in der Majoratsherrschaft ein nahe liegendes Interesse an der Nicht- verchelichung des jetzigen Besitzers hatte, in keiner Weise berechtigt war, diese an und für sich völlig legale Heirath zu Hintertreiben, wenn auch dadurch ein Verhältniß, welches geeignet war, im Publi kum Anstoß zu erregen, in die durch das Band der Ehe geheiligte Form eingekleidet wurde. - — Der Frühling hat begonnen! Im Kalender steht s, und die freundliche Sonne, welche die Schneedecken auf den fernen Berg- häißpkern zusehends verzehrt und die Pelzmützen verscheucht, bestä tigt ««. Die Fluren schicken sich an, wieder das liebliche grüne Ge wand anzulegen. Die herrliche Zeit, wo die Finken schlagen, ist wie der «ingetreten In die Menschen zieht neues Leben, und die inten siv« Kraft der verjüngenden Natur wird selbst da nicht ohne bele- bendSWirkung bleiben, wo der Krach des verwichenen Jahres düstere Schatten warf. Hcrausgelockt von der warmen Frühlingssonne, zei gst»,die Straßen und Plätze ein reges Gewimmel, und an dem lau- ten Aibel der fröhlichen Kinderherzen nehmen stillvergnügt auch die größeren Kindkr Theil. Nicht bei allen der letzteren freilich kann sich der fröhliche Geist so „ungepreßt" wie bei jenen in der Brust regen, da in diesen Tagen, wo der Besitzer des Hauses gegen seine Mieth- bewohner das Sccpter schwingt, die Frage „Sein oder Nichtsein", die herrliche Alternative „Ausziehen oder Mehrzahlen" zum Ver- spruch kommt. Denn mag die Blüthczeit der Micthzinüfructisica- tivn, welche der Wirbeltanz der in Nacht und Grauen versunkinen Schwindelepoche so mächtig förderte, auch vorüber sein, der Steiger ung-lustigen io abetrmsto, wie auch solcher, welche gleich den Mücken in den trügerischen Glanz des goldenen Lichtes tauchten und sich die Flügel verbrannten, und nun die tiefm Scharten mit dem Gelde der armen Miethbewohner auSwetzen, siebt cs genug. Doch, wie Alles dem Wechsel unterworfen^st' und in der Natur, wie im Leben der Völler im Großen nZ-Ai Kleinen Jedes einmal seinen Tag feiert, ,so läßt sich hoffen, brauch dem mattgehetztcn Miethbewohner die Zeit nicht auSbleiden wird, wo er sagen kann: jetzt blüht endlich auch dein Weizen. Denn Tag wird's auch auf die dickste Nacht, und kommt die Zeit, so reifen auch die spätesten Früchte. Euch aber, ihr Herren HauSwirth«, rufen wir im Hinblick auf das Wandelbare und im Angesicht des holden Frühlings zu: „Bringt in das liebliche Ge läute, welches jetzt durch das Gcmüth des Menschen ziehen will, durch Steigerungen und 'ibettriebene Miethfordrrungen keine Disso nanzen'" — Gcwerbcverein, am 2!i. März. Mit der am :!0. d.M. abzichaltendm letzten Sitzung dieses Winters wird zugleich die Entlastung und Prämilrung der Gcwcrvichüler verbunden wer ten. Am 2. April soll eine Generalversammlung definitiv über die schon öfters erwähnte Frage einer sächsischen Gcwcrde-Ans- slclllnig entscheiden. Das Zustandekommen einer solchen ist so gut wie gesichert. Herr Walter berichtet sodann eingedend über die im Landtage zur Sprache kommende Stcuclrciorm. Aoc einigen Jahrzehnten, sagt Redner, hätten sich die Gewerbtreiden- dc» dem Grundbesitz gegenüber, als zu hoch besteuert geglaubt. Die Landleute kcbrtcn aber den Spieß um und ihren geschickten Machinationen, ihrer Rührigkeit unk ihrem Eiicr gelang es, der Welt das Gegembell zu beweisen, so daß man jetzt eine Erleich terung dcö Grundbesitz.S aui Kosten der Handel- und Gewerb- licibcnden ansirebte. Biö jetzt hatten wir neben den Grund steuern noch Gewerbe- und Perionalsieucr. Die richtigste und gerechteste Steuer, meint Redner, wäre nun allerdings eine all- gemeine Einkommensteuer. Dazu sei aber nöthlg, daß alle Menschen Engel, oder daß man von der wirklichen Einnahme eines Jeden genau unterrichtet >ci. Die Steuer-Commission tcü Landtages hat beschlossen, die Einkommen-Steuer allerdings e!n- zustihrcn, aber eine kleine Grundsteuer noch io lange bcizubchal- tc», bis der Staat die Ueberzeugung gewinne, daß alle Bedürf nisse durch die erstere gedeckt werden könnten. Der Ertrag einer solchen wird sich nun freilich nach den Zeiten richten: er wird in guten Zelten ein hoher, in schlechten ein geringerer sein, während die Höhe der Staats-Ausgaben dieselbe bleiben dürste. Ilm Er fahrungen zu sammeln, wird der Landlag tbcz. die Commissions der Regierung anheimgebcn, allgemeine Abschätzungen in den einzelnen Bezirken vornehmen zu lassen und das Resultat dem zweitnächstcn Landtage vorzulegen, der dann definitiv über die Einführung einer alleinigen Einkommensteuer, falls nicht ein zu hoher Procentsatz sich ergebe, Beschluß fassen müßte. Doch meint Redner, werke die Regierung, der oben erwähnten Möglichkeit ungünstiger Zcitverhälliilssc gedenkend, die Grund- und Gewerbe steuer nicht ganz anfgebc». Kür die progressive Einkommensteuer, wie sie die Commission iiimmehr beschlossen, bat sich Herr Walter nicht erwärmen können. Er meint, cs sei ungerecht, daß Jemand der 2000 Thlr. Jahrcs-Einkünste habe, dem gegenüber, der nur >000 Thlr. habe, nicht bloö koppelt, sondern drei- bis viermal so viel Steuern zahlen solle. Dem gegenüber müßten die Reichen statt 7'/s Rgr., auch 1 Thlr. für das Stück Butter bezahlen. Eins glaube er bei der neuen Einrichtung bestimmt, nämlich das. daß der ländliche Grundbesitz eS dadurch nickst besser bekommen werde. Die Feststellung des Einkommens würde durch die neue Einrichtung der Verwaltungs-Behörden lehr erleichtert werden. Die Lreise seien in einzelne Bezirke von 1000 bis 10,000 Ein wohner zu thellcn und durch gewählte Commissionen abzuschätzcu. Außerdem werde Jeder bei Verlust des ReclamationSrechtes, be züglich Strafe, verpflichtet sein, seine Einnahmen genau anzu- gsben. — Herr Schütze kam noch einmal aus die Gcwürzlalze des Herrn vr. Ncumann zurück, indem er drei Teuer Probe.- wurst von Herrn Prütoriuö (Versuche mit Wurstgewürzsalz: Zwicbclwurst und Bratwurst vorzüglich; der Blutwurst kehlte etwas Majoranj der Versammlung mit dem Motto: „Prüfet Alles und das Beste behaltet", zur Begutachtung übergab.—Herr Hotelier Lingke besprach die Einrichtung und Bemannung der Dampsschiffe. die zwischen Hamburg und Ncw-York den Wer. St ^ ' ' ' " kehr vermitteln. Von Hamburg nach der neuen Welt ist ge wöhnlich das Zwischendeck überfüllt und die Cajütcn schwach be setzt, während aui nach Hamburg gehenden Schiffen daö Umge kehrte der Kall ist. Zur Ausfüllung der Zeit bis zum Haupt- Vortrage gab Herr Walter noch eine kurze Geschichte der Gast häuser. dabei vor Allem der altrömischen Tavernen gedenkend. Die Wirtde galten dort, ähnlich wie früher in Deutschland die Schauspieler und Schar>rickster, für unehrliche Leute, was wohl taber kommen mag, daß nur die niederen Stände sich jener Gast Häuser bediente» Die mittclalterlichenZuständeDcutschlands inBe- zug dieses Gegenstandes iliustrlrtc Redner trefflich durch einen Briet, den der gelehrte ErasmuS von Rotterdam an Luther richtete. Im Hauplvorirage sprach Herr ve. Thieme in trefflicher Weise über den Werth der populären Medici». Au! diesem Gebiete bestan den und bestehen zwei Parteien. Die alte conscrvative Partei, die manchen scharfsinnigen Forscher in ihren Reihen zählt und nicht allein durch Eigennutz zu Nachstehendem bestimmt wirk, glaubt, daß durch Popularisirung dieses Gegenstandes die Wissen schaft schwer geschädigt, daß ein halbes Wissen zu schädlichem Dünkel führen und dirccte Quelle vieles Unheils werden könne, was sie durch verschiedene Fälle beweist. Sie will die Medici» absolut nur alS Katl,edcrwi>senschaft behandelt haben. Die neuere Partei der'Aufklärung »nd des Fortschrittes, der die berühmtesten Männer der Gegenwart angeboren, erkennt manches Angcsührte an, obnc deswegen so schwarz wie jene z» sehen. Sic glaubt durch Belehrung dcö Volkes einmal eine bessere Volksbildung lind dadurch die Lölling der socialcn Wir.cn zu söldcrn, vor altem aber dem CharlataniSmuS und Aberglauben eine Grenze zu setze». Tie Slerztc würden deöbalb nicht unnöthig werten; aber man würde ibre Aussprüche besser zu würdigen wissen. ES ist die Am gäbe unscrö Jahrbundcrts. die Heilkunde in die Bahnen zurück- zuleitcn, die Hippokratco ihr vorgezcichnet. Die Neuzeit hat durch den großartigen Aufschwung, dm dicSlaturwisscnschaften genom inen, bewiesen, daß die Heilkunde nichts iür sich Bestehendes sei, sondern einzig und allein nur aus einer gründlichen Kenntniß der erstercn bastrt. ES ist hohler Schwindel, wenn Aerzte Jemandem glauben mache» wollten, daß sie besondere Gaben vor Anderen voraus hätten. Die Heilkunde kann und darf »lchls Anderes sein, als eine Anwendung natiirwissenschaitlichcr Kenntnisse, und wer solche Studien nickst gemacht, kann entschiede» als Arzt nicht praktiziren. Um aber dem Volke die Richtigkeit dieser Methode zu beweisen, um cö mit Vertrauen zu seinen Acrztcn zu erfüllen, müsse jeder Elnzelnr die innere Einrichtung seines Körpers ken nen und cS sei deshalb Aufgabe der Schulen, statt jahrelang die Köpfe der Kinder mit jüdischen Könige-geschicksten und christlichen Wundertractatc» zu füllen seine nur zu wahre Thatsache, die auch in Dreötms Schulen durchgängig zu finden ist, wie überhaupt der RcligionSuntclrlcht einer durchgreifenden Reorganisation be kam, die 'Naturwissenschaften und vor Allem die Lehre vom menschlichen Körper sAnthropoiogiej mehr zu pflege». Daun werde Dresden au» aufhörm, eine Brutstätte iür dm Geheim- mittclschwindcl zu sein und die unsinnigen Tractate der Herren 4>n. Blau »nd vr. Netzsch würden dann entschieden keine Abneh mer meist finden. Der gefährlichen und entsittlichenden Einwir kung des GcheimmittelschwindclS könne nur dadurch vorgcvciigt werden. Die Methoden, die man bei brr Anthropologie re. an gewandt, seien zum großen Theil verkehrte gewesen. In Bock'S Buch vom gesunden und kranken Mensche», das bei manchen Mängeln seine trefflichen Selten habe, lese man km zweiten Theil, ohne den weit wichtigeren ersten gründlich zu studlrm. Um das. Richtige zn erlangen, müsse man praktischer gebildete Lehrer haben und wenn die Volksschule erst hier ihre Pflicht tbnr, würden Vorträge über Diätetik re. entschiede» zu den überflüssigen Din gen gehören. DaS Nächstliegende und Röthigflc aus der Anato mie müffe in brr Schule unbedingt behandelt werden; die wahre