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«arinistritz» l». «d,u Mari . _ n>m«ul»»r»l« »irNeliilir. Uch «»>/» N»r.. durch dt, Post « U»k. Stiitkin« Nummrn, > Mr. ««llage-23000 »r»l. llitr die RiiUgade «I»»r- N'udter Maiiulkripie N'-'chl sich die «edaelion nicht »rrdlndlich. S Itrattn-Nnnahm» au» ivüitd: ll»a»«UAtoIu uvä V»,I»r in Hambura. Ber U», Wien. Lciopg. «»ül. vrediau, tzranifnrr a. M. - LuL »««, in »iriin. ^ipita, wie», Hamdurn, >,raUkfun ,. wun den, — v»ob« » 0». in '.Uanlsun a. M. — kr. ioi-t in ildemnttz. — ti»- l.»iltt«, »u»!«r t L». in vnri». Nr. «6. Remizehnter Jahrgang. Tageblatt litt Unterhaltimg »ad Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch §c Reichardt in Dresden. Verantwortl. Redacteur: IlltlNS Ueichardt. JntonteideroeyMarle». <!rabe ln anaenoiume» dt» Ad, u Iltir, Son»t»l!» dis MlUagd >2UI,r, In Äiutlndn zrosn Moiier- "fsc .> bis Abd, S Ui,r, ücc Rann, einer ein !-all>aknPttil,ctlc lopcl 15 Psn, riinürinndl bi» ' Zeile!> Ngr. Eine Vininnlic »irr da? niichsilirgiae itgchei- »cn der Jnseraic loir» nicht gegnten. Anrwiiriioe Aimoneen« Nuiliiigc von »ns Mibe- innitten Wimen u, Per- loncn inserlrcn wir nur ge,cn Prirnumerando- ZoiNung durch BriZ. morken oder VosietniNh- lnng. !> Silben loste» >>,« Ngr. AuSioiirt-oe kennen die Zahlung auch auf eine Drebdncrstirma nnweiscn. Die SrV- TageSllkschlchle. Deutsches Reich. Die Neichütagscoimnission über das Preß" gesetz hat, wesentlich auf den Antrag des Abg. 11,-. Schwarze hin, be schlossen, die Bestimmungen des Preßentwurfs abzulehncn, die au ßer den Redacteur noch den Drucker, den Verleger und Verbreiter einer Zeitschrift für den Inhalt der Zeitschrift verantwortlich, rcsp. strafbar machten. Es wurde vielmehr das sächsische System der Be strafung angenommen, daß der Exporteur eines strafbaren Artikels nur dann verantwortlich ist, wenn er nicht den Verleger der Zeit schrift, in welcher der strafbare Artikel steht, Nachweisen kann, der Verleger wieder nur dann, wenn er nicht den Drucker, der Drucker, wenn er nicht den Redacteur, der Redacteur nur dann, wenn er nicht den Verfasser Nachweisen kann. Jede dieser Personen, die bei «iner Zeitung betheiligt sind, muß also ihren Vormann Nachweisen können, um gegebenen Falls nicht verfolgt zu werden. Ferner hat die Commission beschlossen, daß der Redacteur, Drucker und Verle ger berechtigt sein soll, das Zeugniß über die Person des Verfassers, Perausgebers oder Einsenders eines Artikels zu verweigern. Endlich wurde auf Or. Schwarze's Antrag beschlossen, die vorläufige Be schlagnahme einer Zeitschrift zwar auf Grund eines richterlichen Er kenntnisses unbedingt festzusetzen, die vorläufige polizeiliche Beschlag nahme aber nur unter wesentlichen Einschränkungen zuzulassen, Anträge: die polizeiliche Beschlagnahme ganz zu beseitigen und die richterliche noch wesentlicher zu beschränken, fanden nicht die Stim menmehrheit in der Commission, Die Gewerbegesetz-Commission hat die Wiedereinführung von Arbeitsbüchern abgelehnt. Das Bedauern über diesen Beschluß kann Nur vermehrt werden, wenn man vernimmt, daß es — die Ultra- tnontanen waren, welche die Wiedereinführung der Arbeitsbücher beantragt hatten. Die Commission wird zwar ihre Beschlüsse revi- äireH, aber wir haben wenig Hoffnung, daß sie den Beschluß betreffs ^>er Arbeitsbücher aufheben wird. Vielleicht, daß die Sache im Ple num des Reichstags günstigere Aufnahme findet. ' Die Petitionskommission des Reichstags hat in ihrer Mittwoch- Sitzung auf Antrag des Abg. Rohland folgenden im allgemeinen Interesse hochwichtigen und gewiß der ungetheilten Zustimmung Heren Beschluß gefaßt: den Bundesrath zu ersuchen, möglichst bald ne Termine für Einziehung der Landesmünzen und Außerkurs- : fremden Münzen frstzustellrn und zur Kenntniß des Pu- »M> zu bringen, die öffentlichen Cassen und die königl. preußische ank schleunigst anzuweisen, die nicht zur Einlösung gelangenden ltnzen nicht wieder auszugeben, und seiner Zeit die gesetzlichen s Bestimmungen über Einziehung der Staatskassenscheine schleunigst zur allgemeinen Kenntniß des Publikums zu bringen. (V. Z.) Non den Abgg. Ilr. Hinschius und I)r. Volk ist nunmehr der bereits im vorigen Jahre von denselben Abgeordneten eingebrachte Antrag auf Einführung der obligatorischen Civilehe im deutschen Reiche eingebracht worden. Der Gesetzentwurf, der dem Anträge 'beigefügt ist, ist größtentheils derselbe, der bereits im vorigen Jahre zur Berathung gelangte, nur daß darin ausgesprochen ist, daß, wo bereits die bürgerliche Eheschließung und bürgerliche Standesbuch- sührung besteht, es bei den betreffenden gesetzlichen Einrichtungen verbleibt. Die eben zu Stande gekommene preußische Gesetzgebung auf diesem Gebiete soll also nicht berührt werden. Tpauinr. Der „Times" wird aus Paris ein Schreiben aus her Umgebung von Don Carlos mitgetheilt, wonach derselbe beab sichtigt. sich sofort nach der Einnahme von Bilbao in der dortigen Kathedrale zum König krönen zu lassen und den feierlichen Schwur auf die alten Freiheiten des Königreichs und auf die Fueros (die Verfassung) der baskischen Provinzen abzuleistcn. Don Carlos würde darauf seine Regierung konstituiren, den General Clio zum Vorsitzenden des Ministerrathes ernennen, bei den europäischen Mächten um Anerkennung der Karlisten als kriegführende Macht nachsuchen und alle Spanier von dem irgend einer anderen Regier ung oeleisteten Eid der Treue entbinden. England. Archibald Forbes, den die „Daily News" als Correspondenten nach Indien geschickt haben, entrollt über die dor tige Hungersnoth ein erschütterndes Gemälde. An einem Orte fand der C irrespondent fünfzchntausend Personen gegen einen Taglohn beschäftigt, der nicht mehr als sechs Kreuzer betrug und. obwohl an und für sich unzureichend, den Unglücklichen noch durch Betrügereien der eingebormen Beamten verkürzt werde. Die Regierung muß getadelt werden für den Aufschub, daß sie nicht europäische Aussetzer geschickt hatte. Ich fand viele Personen in äußerst abgemagertem Zustande und sah einen weiblichen Leichnam unbegraben in einem zerstörten Tempel liegen. Unter den Kindern herrscht große Sterb-, lichkeit. Die Woge der HungerSnoth droht alle Präventiv-Bemüh- ungen wegzuschwemmen. Englische Mißivirthschaft in vielen Thei- len Indiens war nie ein Geheimniß; aber durch die officiellen Ka näle erfuhr die Welt niemals etwas Ungünstiges, wenn nicht eben die Ungeheuerlichkeit einer Katastrophe alles Leugnen unmöglich machte. Aus Kalkutta geht der „Times" folgendes Telegramm zu: Sir Richard Temple sagt in seinem Privatbriefe, daß von einer Ge- 'ammtbevölkerung von 817,000 in Supole und Bhaugulpore er etwa 270,000 Hunger leidend gefunden hat. Er requirirte 28,000 Tonnen Reis. In dem Distrikte Mudhubuni litten von 700,000 Bewohnern 400,000Hunger. Er gab nachdem er sich überzeugt, Be fehl, 60,000 Tonnen in 13,000 mit 86,000 Ochsen bespannten Karren nachzusenden; außerdem eine Reserve von 2000 Karren. Für 401X000 Nothleidende in Durbungah sind außer der Zufuhr auf ' rdebahn 60,000 Tonnen inIO.OOOKarren besohlen worden. d-Tirhut wird es immer schlimmer, wenn nicht bald dort i fällt. Die Bildung von medizinischen und Unterstützungs vollzieht sich schleunig. Alle unterenKlassen leidenHunger, dtch hofft die Regierung, die Roth zu bewältigen. In den genannten Bezirke« ist man mit dem Bau von 450 Meilen Heerstraße be- ifchitftiffld In London ist am 5. März das Parlament ohne Thronrede eröffnet worden. Letztere wird erst später gehalten werden. Dieje nigen Mitglieder des Cabinets, welche zugleich Parlamentsmitglieder sind, haben sich in Folge ihres Eintritts in das Cabinet einer Neu wahl zu unterziehen: diese Wahl soll am 19. März stattsinden. — Es ist eine große Floltenrcvue bei Spithead anbefahlen, welche gele gentlich des Besuchs des Kaisers Alexander stattfinden soll. — Der „Daily News" zufolge ist die Hungersnoth in Bengalen iin steten Steigen. In einem Dorse nahe bei Mozufferpore starben in 4 Ta gen 18 Personen infolge der Hungersnoth. Locales und Sächsisches. — Der Landtag hatte bekanntlich das Gesuch mehrerer Ein wohner Dresdens befürwortet, welche wieder in den Besitz ihres zum Schanzenbau 1866 abgetretenen, vor den Thoren Dresdens gelege nen Areals gelangen wollten. Es war in Aussicht genommen, daß sie auf ihren Antrag gegen Rückerstattung der Summen, die ihnen seiner Zeit die sächsische Staatskasse für die zwangsweise Enteignung ihres Grund und Bodens ausgczahlt hatte, wieder ihr Areal zur freien Verwendung erhalten sollten. Leider scheint seiner Zeit der Landtag bei seinem Beschlüsse eine Instanz ganz ignorirt zu haben, die bei dieser Frage wesentlich bctheiligt ist: das k.Kricgsministerium. Jenes Areal ist inzwischen Reichscigcnthum geworden und es liegt auf der Hand, daß ein Beschluß dcs sächsischen Landtags sich nicht auf Reichscigcnthum erstrecken kann. Das Kriegsministerium aber scheint, wie wir vernehmen, vor der Hand nicht geneigt, auf die freie Verfügung über dieses Areal zu verzichten. Wenigstens wird uns dies bezüglich der Schanze vor dem Pirnaischen Thore und der soge nannten Zschertnitz« Schanze versichert. Ja, wir Horen sogar, daß an Erwerbung von weiterem Areal in der Nähe der Elias- und Blumenstraße gedacht wird. Welche Zwecke die sächsische Militär verwaltung mit dem ferneren Besitze jener Schanzen verbindet, ent zieht sich zunächst unserer Kenntniß. Es beschleicht uns keinerlei Mißtrauen, daß es sich etwa um Vertheidigungszwccke handelt, denn es ist uns das Königswort noch in frischer Erinnerung, daß „die Schanzen um Dresden fallen sollen" und wir wissen: an einem Kö nigsworte soll man nicht dreh'n, noch betiteln! Es ist vielmehr wahrscheinlich, daß der Militärfiscus den erhöhten Werth, den seit 1866 inzwischen jener Grund und Boden erlangt hat, sich nicht ent gehen lassen will. Denn, wenn 1874 jene Grundbesitzer für den Wiedererwerb blos den Preis zahlen, den ihnen nach 1866 die Staatskasse vergütet hat, so erhielten sie jetzt ein großes Geschenk Möglich ist es auch, daß es den Militärfiscus unangenehm berührt hat, daß der Landtag über jenes Neichseigenthum verfügte, ohne den augenblicklichen Besitzer darum zu begrüßen. Wie Dem auch sei: Thatsache bleibt eS, daß zur Zeit das Kriegsministerium sich noch nicht entschieden hat, was es mit jenem Areal macht, ob es dasselbe veräußert oder für seine eigenen Zwecke sich für die Zukunft reser- virt. Von dem Herrn Kriegsminister, der in so coulanter Weise gegen den Staat und Dresden alle MilitäretablissementS aus der Stadt entfernt und sie auf den nordöstlichen Anhöhen Dresdens vereinigt, ist gewiß nicht zu befürchten, daß er die Entwickelung Dresdens durch Verwendung jenes Areals zu militärischen Zwecken zu hemmen beabsichtige. — Vorgestern Nachmittag in der 4. Stunde fand auf dem neuen Neuftädter Kirchhofe die Beerdigung des in Dresden viclbe- kannten und geachteten Herrn Woldeinar Schmidt statt. Eine außergewöhnlich zahlreiche Menschenmenge halte sich am Grobe ein gefunden und d,e große Theilnahme gab ein sprechendes Zeugniß für die Liebe, die der Verblichene unter seinen Mitbürgern genossen. Nachdem in der Todtenhalle Herr P-stor Clauß die Rede gehalten, sprachen die Herren Stadtrath Kretzschmar als Freund und im Na men der Loge und Finanzprocurator vr. Schmidt als Verwandter am Grabe herzliche Worte der Trauer über den Verlust des Dahin- geschiedencn und der Anerkennung seiner Verdienste im Leben. So lange der Todte unserer Stadt als Bürger angehörte, hat er ihr ge dient mit seinen besten Kräften, er wirkte in seinen öffentlichen Aem- tern als Stadtrath und Stadtverordneter zum Wähle des Ganzen allezeit rüstig mit und die Redner hoben mit Wärme die politische Gcsinnungstreue hervor, mit der er unter den Kämpfern für die Freiheit immer konsequent stand; ganz besonders hat er sich in dem Kriegsjahre 1866 um die Verpflegung der hierdurchziehenden preu ßischen Truppen verdient gemacht. Auffallend war, daß trotz der Verdienste des Verstorbenen uin die Stadt und trotz der von ihm bekleideten öffentlichen Aemter von der Stadt aus Niemand osficiell der Beerdigung beiwohnte. Die Antheilnahme der Menge sprach sich ergreifend aus. Als Finanzprokurator Vr. Schmidt seine Rede mit „Amen" schloß, wiederholte die Menge feierlich dieses Bekräf tigungswort. Unter den Klängen der üblichen Grabeslieder von einem Sängcrchor dcs Plaucnschen Grundes nusgesührt, ward der Sarg in die Erde versenkt. — In einer Wohnung auf der Waisenhausstraße entstand vorgestern Morgens gegen 4 Uhr durch unvorsichtiges Umgehen mit einem brennenden Licht ein Gardincnbrand, der bald auch das im Zimmer stehende Bett, den Teppich und das Meublement ergriff und Alles mehr oder weniger vernichtete oder doch wenigstens stark beschädigte. Gelöscht wurde das Feuer durch die im Hause befind liche Dienerschaft. — Auf das der in Liquidation befindlichen Sächs. Maklerbank gehörige Hausgrundstück Scestraßc Nr. 2, ist am 5. dss. bei der frei willigen Versteigerung ein Höchstgebot von 105,000 Thlr. erlangt worden. Trotz dieses enormen Preises fordert der Liquidator Adv. Lengnik noch-zu Nachgcboten auf, die bis heute Nachmittag 3 Uhr angenommen werden. — Seit gestern ist das Restaurant im Hause der verflossenen Maklerbank in der Seestraße gerichtlich verschlossen. — In einer Wohnung am Schützenplatz wurde vor einigen Abenden von dem dort -edirnstrten Mädchen rin tmbrkannterStrolch angetroffen, der sich in einem dortigen Zimmer hinter dem Ofen versteckt hatte und beim Eintritt des Mädchens in dasselbe die Flucht ergriff, wobei er Letzteres noch beinahe umgerisscn hätte. Bei näherer Durchsicht des Logis ergab sich, daß der Mensch aus dem offen gestandenen Schreibsecretär in der fraglichen Stube eine seidene Geldbörse mit 3 Thaler Inhalt gestohlen hatte. Es ist nicht anders anzunehmen, als daß der Dieb sich mittelst Nachschlüssels in das Logis Zutritt verschafft gehabt hat. Seine Person ist unbekannt und kann nur annähernd beschrieben werden. — In dem Abort eines in hiesiger Altstadt gelegenen Nestau» rants hat sich gestern ein dortiger Gast, dessen Name noch unbekannt, erschossen. — Vorgestern Vormittag hat sich in ihrer an der Weißeritz ge legenen Wohnung eine Arbeitersfrau crhcnkt. Schwere körperliche Leiden scheinen das Motiv der Thal zu sein. — Aus Anlaß der Niederlage seines Parteigenossen Bracke !m Leipziger Landirahlkreis eröffnet der soclal-dcmokr. „Volks- slaal" einen wüthcndcn Angriff am die siegreiche Hciue'sche Partei, die sich' ans dem „gcsainmten Fabrikprotzcn- und Schlot» junkerthum, dem Rcnttn- und Großgrundbesitz-Fauienzerthum, der verknöcherten Bnreaukratie — dem gesannntcn herrschenden Bummlerti umc" zusammengesetzt habe. I» diesem Schimpflone geht cS weiter; sozialdemokratische-timmzettelvcrtheilcr seien von Hcinc'schcn Hottentotten mit Prügeln empfangen, die Wahllokale von flegelhaften Ortsvorsiehcrn mit Gewalt geräumt worben il. l. w. ii. s. w. Wenn Ungesetzlichkeiten vorgekoimnen sein sollten, so mag die unterlegene Partei die Heinriche Wahl an- iechtcn; rohe Schimpfereien bessern cs nicht. - Die dem vormaligen Banguier Findeisen gehörige Villa im Blascwitzcr Waldparke nebsl dazu gehörigem Areale ist vor gestern kür At.OOO und einige Hundert Thaler im hiesigen kgl. Landgerichte versteigert worden. Findcisen batte seiner Zeit in der künstlichen VeiinögenSbilanz, die er ausgestellt hatte, den Werth dieser Besitzung ans Ott,>!MThlr. angegeben. EinenThell davon erstand aus guten Gründen die hiesige Filiale der Geracr Bank. Für die sonstigen Gläubiger Findcisens ist bei der großen Schulbenmasse aus jener Versteigerung Nichts hcrausgekommen: sie gehen überhaupt ganz leer aus. Bei der Versteigerung mach ten sich mehrere Uebelstande recht fühlbar: Die Gerichtslokalitä- ten waren, obwohl nur gegen 2tt Vieler erschienen, drückend voll und die Beamten arbeiteten unter den erschwerendsten Umständen. Sollte man nicht solche Versteigerungen an Ort und Stelle vor nehmen? Ein Gerichtsbcamtcr, dorthin entsendet, wo bas Grundstück versteigert wird — und cs wird viel mehr Bietem Anlaß geboten, sich einzufinden. Sodann klagt man sehr darüber, kaff Das Dresdner 4gl. Landgericht die üble Gewohnheit bat» Versteigerungen von Landgrundstücken nur ln der Leipziger Zei tung und der Dorlzcltung anznzelgen. Die elftere erstellt sich zwar eines großen Leserkreises, die „Dorszcitung" aber ist, seitdem sie nicht mehr von Fr. Walther rcdiglrt wird, entschieden in der Abonnentcnzahi zurückgegangen. 'Namentlich in der Stadt Dres den selbst wird sie sehr wenig gelesen. Wenn das Landgericht Blätter zu seinen Annoncen wählte, die ebenso auf dem Lande wie ln Dresden verbreitet sind: könnte cS sich nicht ereignen, was oft Antritt: daß sich zur Versteigerung von Landgrundstücken keine oder nur wenige städtische Bieter entstellen. Dadurch aber wird bewirkt, daß lene Grundstücke oft unter ihrem Wcrthe weg geben und die Interessen der Gläubiger wie der Schuldner be einträchtigt werden. - Der Verein ehemaliger Schüler der evangelischen Frel- schule, hat im vorigen Jabre sieben armen und würdigen Kindern der cvangcl. Frcischule eine Bcschcerung lni Gciammtbetrage von k,2 Tblr. bereitet, und um dieses Jahr noch mehr thun zu können, beginnt er schon jetzt Geld zu jainmeln, zu welchem Bchuse er zu Sonntag, den 8. djs. im Saale der Eonversation ein Concertmit Ball veranstaltet. — Am 4. d. M. hat sich hier ein Frauenverein für Gabels- berger'sche Stenographie mit 20Mitgliedern unterVorstandschatt von Fräulein Geißler gebildet. Die Zuiammenkünite desselver finden bis aus Weiteres in der 2. Bürgerschule Montags und Don nerstags von 5-6 Uhr Nachmittags statt. — Oessentliche Gerichtssitzung vom 4. März Der Restanrateur Friedrich David Wünsch hier hatte in einein der Gewerbcbank gehörigen Hause ein Local iune. Er verkaufte seine Gastwirthschait und hat dem Käuier, um ihn zu verhindern, sich der Besitzerin vorzustellen und zu vergewissern, ob er im Hause bleiben könne, dabei gesagt: die Gewerbcbank geht koch bald „krach". Da zu lener Zeit wegen Scham'uß, Blachstcin» Findeilen, gegen Ereditinstltute großes Mißtrauen im Publikum herrschte, so erkannte deshalb der Einzclrichtcr aui 2» Tblr. Geld strafe gegen Wünsch, welche beute aus ltt Thlr. herabgesetzt wurde. — Am 5. März: Zwei lungc Bürschchen von 11—18 Jahren, der Handlungslchrllng Paul Woldcmar Kühner! und Johann Franz Lederer, welch' Letzterer, trotz seiner Jugend, bereits vier mal mit dem Gerichte in Berührung gekommen ist, standen heule vor Gericht. Der K. dcs Betrugs, des Diebstahls. der Unter schlagung und der Urkundenfälschung angeklagt, während Lederer nur der Beihilfe bei letzterem Vergehen ängeschnldigt war. Küh- ncrt traf eine Strafe von 1 Jabr ltt Monat, Lederer eine solche von 6 Monat Gesängniß. Kühncrt war Lehrling bei dem Banguier Eduard Hirsch auf der Lanthausstraße und zwar bis 24. November vorigen Jahres. Ein paar Tage später erhob er ans einen Brief, der ans Postvorschuß von Es. Hirsch lautete und an den Hotelier in Schandau, Herrn Krcidcmann, gerichtet war, einen Betrag von 6 Tblr. 12 Ngr. 7 Ps. Dann bat er von Herrn Eduard Hirsch 8 Thlr. 2 Ngr. Grundsteuer bekom men, natürlich um sie bei der Steuerbehörde abzuliefern, waL ebenso nicht geschehen ist. Bc! dieser Gelegenheit hat K. auch das Ouittungsbuch gefälscht, indem er falsche Datas eingetragen, rcsp. richtige radirt bat. 'Auel) eine» Wechsel aus A. E. Köhlci bat Kühne« gefälscht; derselbe war falsch girirt worben und zwar außer von K. von schon oben erwähntem Lederer. Durch dessen, von einem Wechsel gar keinen Begriff habende Schwester de» Wechsel an de» Man» zn bringen, gelang nicht. Den Wech sel batte Kühne« in einem von Hirsch an Köhler gerichteten Brieje, den cr an die Adresse zu besorgen, aber unterschlagen hatte, gefunden, auch rin zweites Schreiben Hlrsch's an Köhler vernichtet. Lotterlcloose hat K. kbcmallö nnterscl'Iagcn und ebenso das kaljcrllch deutsche Tclegrapbeiiamt um >«> Ngr. betrogen, indem cr eine Geldvornabme, bercils vor der Abgabe der be treffenden Rückantwort, welche übrigens gar nicht abgegangcn ist, bewerkstelligte. Der Hauvtanacklagtc war in Allem gestän dig, wäbrenv Lederer in ziemlich frivolem Tone leugnete. Nach de» PlaidoverS dcö Herrn Staatsanwalts Rcichc-Eisciittuck und der Herren Sltvocat Leskv und Georg Schubert, sprach das vom Herrn Gerlchtsrath Eine« präsidirlc Schöffengericht das schon oben angegebene Urtheil aus. Kurz vor Beginn ver Sitzung erschien Se. Majestät der König in Begleitung dcS Justiz' minister», ve» Bejirktzaericht-vireetorS und eines Adjutanten, tm