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- Erscheinungsdatum
- 1874-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187402272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-02
- Tag 1874-02-27
-
Monat
1874-02
-
Jahr
1874
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«»kla,e: 23000 «xpl. Hür dl« SlUäoabe e>»«e- landler Manulcrlple »acht M die Redacii»» «tql verbindlich. v»jer»1»n.»„naüi»e ->u«. ivärlH: ll»»evart«in u»ä »«,>«» ln Hamburg, lüer. Un. Vlen, Leimig. Äolel. Nretlau, tzranlsuil a. M. — Kill. ilo„« in Berlin, Leipzig. Wien. Hnmbnrg, grankfurl a. M., Mün chen. — Vaud« » c». in granlfurt °. M. — H v«i»t ln llbemni». — u»- «».HoSt»» Lull,«» » L«. ln Pari». Tageblatt für Unterhaltimg und Gcschäftsverlchr. Druck und Cigenthum der HeoauSgeber: Dtepsch ör Reichardt in Dresden- Verantwort!. Redacteur: Julius Nkichardt Der Raum einer »in lbaUiaen Petit,eile kotzet lL Psg. ltiiigeiandt die Zeile » Slgr. «ine «orantie lür da» iiächli tägige Srlchei- nen der Inserate wird nicht gegotzen. Nu»iv!irtige Annoncen» Aulträge von un» unbe kannten Firmen u. Per lon«,, inierircn wir nur gegen Piänuinerando- ZoNIung durch Brici- marke» oder Polteln,,!,- luug. » Silben koste» I>>, Nar. Sutloärt ge lännen die Zabluna auch «ul eine Dretdnertzirma anweilen. Die lkxp. Nr. S8. Rennzehnter Jahrgang. SNitrebacteur: I)r. Lnitl Für das Feuilleton: n»i-t«»»n>». Dresden, Freitag, 37. Februar 1874. Für den Monat Mär; werden in unserer Expedition, sowie bei allen Postämtern Abonne «e«t» auf die Dresdner Nachrichten zu ?>/„ resp. 8'/z Ngr. angenomnien. Politische». Was Kaiser Wilhelm an den Grafen Rüssel geschrieben: er sei der natürliche Führer seines Volks in dem ihm aufgedrungenen Kampfe gegen die Herrschaftsgelüste des übermüthigen Rom — das reiht sich würdig an den Brief an, den er in gleichem Sinne vor we nigen Monaten an den Papst gerichtet hatte. Er knüpft seine Mis sion direkt an die Thaten der alten Wahlkaiser des Reiches deutscher Scanon, die einen — leider nicht immer siegreichen Krieg zur Wah rung der unveräußerlichen Hohcitsrechte des Staats führten. Er gelobt sodann das Werk der deutschen Reformation: Gewissens freiheit und Schutz der Landesgesetze fortsetzen zu wollen; er verheißt in echt evangelischer Duldsamkeit den nichtevangelischen Staatsbürgern freie Ausübung ihrer Religion. Das find Alles echt fürstliche Worte. Auch unsere katholischen Mitbürger mögen daraus die Gewißheit schöpfen, daß der Kampf, den ihr welt liches gegen ihr geistliches Oberhaupt führt und führen muß, ihr Heiligster, ihre religiösen Ueberzeugungen und die freie Bethätigung derselben nicht antastet. Zugleich ergicbt sich aus jenem Kaiserbriese, daß Kaiser Wilhelm auch nicht als König von Preußen gesonnen ist, mit der römischen Curie einen Frieden einzugchen, der auf Kosten der Attribute des Staats die weltliche Macht zur Dienerin der pa pistischen Kirche machte. Damit verflüchtigen sich die wiederholt auf getauchten Gerüchte über einen nahen Friedensschluß der preußischen Regierung und den Ultramontanen. Gewiß, wir wünschten auch das baldige Erlöschen dieses Krieges ; wir halten es für dringend ge boten, daß die Reichsregierung sich allen Ernstes hinter die socialen Fragen machte und die socialen Zerwürfnisse zu heben suchte; aber davon darf der Staat Nichts opfern, daß er die Gewissensfreiheit seiner sämmtlichen Bürger schützte, daß er seine Machtmittel den auf Unterdrückung der geistigen Freiheit gerichteten Bestrebungen der römischen Curie zur Verfügung stellte! Nach dem Wortlaute der Erklärung von 6 elsäfser Deputirten ist kein Zweifel mehr möglich, daß Bischof Näß ihnen selbst unerwar tet «Über vielbesprochenen Erklärung, dich die Katholiken den Fraük- ftpeter Frieden anerkennten, in der Reichetagsverhandlung hcrvor- getreten ist. Ihre Ueberraschung ist eine berechtigte. Bischof Näß hat eine Art Handstreich vollführt und es ist kein Wunder, daß die Hochfluth der Aufregung in Straßburg, Schlettstadt und anderen Städten gegen ihn im Wachsen ist. Wir Deutschen lassen diesen häuslichen Krieg im Elsaß sich ruhig austoben. Noch gar mancher lei Gestalt wird der Widerwille des Elsasses gegen die Annexion an nehmen, ehe er sich in ein ruhigeres Bette verliert und sich schließlich in Zuneigung zur Mutter Germania verwandelt. Nicht uninteressant ist die Nachwahl im 6. Berliner Wahlkreise. Seit Gründung des Norddeutschen Bundes hat Berlin immer fort schrittlich gewählt und die 6 dortigen Kreise können als Doinaine oder, wenn das besser klingt, als Bollwerk der Fortschrittspartei gel ten. Das geht so weit, daß, während gegen 50 Berliner außerhalb Berlins in allerhand deutschen Wahlkreisen gewählt werden und Berlin Reichstagsabgeordnete förmlich exportirt, in Berlin selbst alle im Reiche durchgcfallencn Candidaten jener Partei ein Unterkommen finden. So seiner Zeit der Mecklenburger Wiggers, so später der Westfale Windthorst (Vetter der Perle von Meppen), dann wieder Herz aus Baicrn, jetzt Banks aus Hamburg. Man kann nicht an ders, als hierin einen Zug der Gastlichkeit finden und daran soll die Betrachtung 'Nichts ändern, daß Berlin selbst unter seinen Mit bürgern wenig Capacitätcn zu zählen scheint, die es für wichtig er achten, die Reichshauptstadt im Reichstage zu vertreten. Mit all' der Gehässigkeit, welche die Socialdemokraten entwickeln, wenn ehrenwerthc Arbeiter im Vereine mit dem Bürgerthum sociale Fortschritte anstrebcn, ist die österreichischeSocialdemokratie überden Wiener Arbeiterverein „Volkswille" hergefallen, da dieser es gewagt hat, eine Anzahl erfüllbarer Forderungen an den Wiener Rcichsrath zu stellen. Dieses loyale Streben der Wiener Arbeiter wird bestens verdächtigt; cs wird ihnen untergeschoben, daß sie nurdieZiehpuppcn der Bourgeoisie seien, daß ihr Memorandum von dem Minister Unger ausgearbeitet sei; cs wird ihnen als schweres Verbrechen an gerechnet, daß sie auf Reformen und nicht auf den Umsturz aller Dinge spcculiren. Das österreichische Abgeordnetenhaus aber ist ehrlich bemüht, die Forderungen der Wiener Arbeiter gewissenhaft zu prüfen. Die erste Frage, die der Ausschuß beräth, ist: Empfiehlt es sich, besondere Arbeiterkammcrn zu bilden, oder ist die Delegation von Vertretern der Arbeiter in die bestehenden Handels- und Ge werbekammern vorzuzichen? Zu den Berathungen ist der Arbeiter führer Oberwinder zugezogen, der einer Anzahl Sitzungen beigewohnt hat und sein Wissen dazu verwendet, das Loos seiner Mitarbeiter auf friedlichem Wege zu heben. Natürlich muß er sich von den rolhen Exnltados seiner Partei die Vorwürfe der Unfähigkeit, des Verraths an der heiligen Sache und dergleichen gefallen lassen. So außer Rand und Band der ungarische Staat zu gehen scheint, soviele Kraft besitzen die Magyaren immer noch, die anderen «in Bereiche der Stcphanskrone lebenden Nationalitäten zu brutali- jiren. Ganz besonders leiden darunter die siebenbürgischcn Sachsen, oeren Landtag (Nations-Universität genannt) soeben auf das Schmachvollste von den dummstolzen Ungarn gemaßregelt wird. Das' Siebcnbürgisch-deutsche Tageblatt läßt sich in einem „Im Kampf um, ous gebeugte Recht" überschriebencn Artikel wie folgt vernehmen: i „Jede Stunde liefert den Beweis von der erschreckenden 'Wahrheit ^ des nicht von uns, sondern von fremden Besuchern dieses Landes! ausgestellten Satzes, daß der Magyar bis zur Ueberreizung empfang- ^ lich sei für ein ihm angcthaneü Unrecht, dagegen keine Empfindung ; für das Recht fremder Volksgenossen und daher auch kein Gewissen für das Unrecht habe, das er ihnen zufügt. Wir hatten gemeint, daß jeder Magyar, der in den fünfziger und sechszigcr Jahren so laut auf den Schild des ConstitutionalismuS geschlagen, vor Scham über den Erlaß des Ministers Szapary, welcher der Nations-Univer sität das den ungarischen Marktflecken Bercczk und Jllyefalu zu stehende Recht der Petition und Repräsentation in Landesangelegcn- heiten verivehrt, sein Antlitz verhüllen müßte. Diese Meinung wird vorzugsweise vom ,Lon" widerlegt, welcher sogar den traurigen Muth hat, der Mittheilung über den magyarischen Gewaltact folgende Bemerkung voranzuschicken: „Endlich ist die Regierung einmal der Uebergriffe der sächsischen Universität überdrüssig geworden." Hilfe muß unfern deutschen Brüdern aber von ihmn selbst kommen. Das selbe Blatt sagt mit Recht: „Der Pester und Ofener Deutsche klagt überden Sprachenzwang, welcher die deutsche Sprache selbst aus dem Gemeindehause verbannt hat, der Oedenburger über die Zurücksetzung der deutschen Industrie, der Zipscr über die durch die Arroudirung drohende Verjunkerung des Städtebürgcrthums, der Siebenbürger Sachse über die Verletzung seiner historischen Rechtsstellung und und der Banaler Schwabe über die heillose Comitatswirthschaft einiger erbgesessenen Adelssippen. Jede unter den deutschen Grup pen in Ungarn hat ihre besonderen Schmerzen, und keine, mit Aus nahme Weniger, ist noch unter dem Eindrücke der besonderen Unbill, die ihr widerfahren, zu der Erkenntniß gelangt, daß alle Deutschen in Ungarn, gleichviel ob sie im Norden oder Süden, im Westen oder Osten wohnen, gemeinsame Beschwerden haben und daß sowohl die sen als auch den Lokalschmerzen am besten abgeholfcn werden könne, wenn alle Deutschen in Ungarn sich die Hand reichen und im gemein samen Kampfe für ihre bedrohten Güter einstehen. Die Vorbeding ung dieser Vereinigung ist allerdings das Gemcinverständniß all der Kämpfe und Gebreste, welche jeder einzelnen Gruppe in Ungarn eigen sind, — und dieses Verständniß fehlt noch zur Stunde." Locale» und Sächsische». — Se. Maj. der König hat den zum griechischen Consul in Leipzig ernannten Herrn Phocion P. Naoum dortselbst in dieser Eigen; chaft anerkannt. — Da die in der jüngsten Legislatur-Periode des Reichstags der liberalen Reichspartei angehörenden Abgeordneten aus Preußen und Baiern in übergroßer Mehrzahl nicht mehr Mitglieder des Reichstag» sinv,1sbr0imm«ßkich zeamKM, dies« fortzuführen. Es sind daher die sächsischen Reichstags-Abgeordneten Ackermann, Günther, von Könneritz, von Nostitz-Wallwitz und De. Schwarze in diedeutscheReichspartei eingetreten. In glei cher Weise beabsichtigen einige süddeutsche Abgeordneten bei dieser Fraction sich anzumeldcn. Bei der in der deutschen Reichspartei üblichen Freiheit der Abstimmung konnten die genannten Abgeord neten aus Sachsen dieser Fraktion sich trotz einzelner divergirenden Ansichten um so mehr ohne Bedenken anschließcn, als dieselbe dcr liberalen Reichspartei im «origen Reichstage am nächsten stand und gegen die ausdrückliche Wahrung der freien Abstimmung bei einer Verschiedenheit der Meinungen kein Bedenken Seitens der gedachten Fraction geltend gemacht wurde. — Die Verordnung vom 21. April 1841, durch welchen die Pfarrer der evangelischen Kirchen angewiesen waren, die bei den Kirchenärarien durch den Cymbel (Klingelbeutel) und sonst eingehen den in hiesigen Landen verbotenen Münzen von Zeit zu Zeit an die königliche Münze zu Dresden einzusenden, ist nach dem „P. A " neuerdings ausgehoben worden, nachdem daselbst die eigenen Aus prägungen aufgehört haben und nur noch auf Reichsrechnung ge prägt, alles hieM erforderliche Prägmctall aber von Reichswegen dahin geliefert wird, es also dort an Gelegenheit gebricht, die von den Kirchen eingescndeten devalvirten Münzen zu verwenden. WiedcrauSgegeben dürfen indeß solche ungiltige Münzen auch fernerhin nicht werden, und bleibt cS den Kirchenadministratoren überlassen, die vereinnahmten schlechten und verbotenen Silber- und Kupfermünzen, unter Fürsorge für Destruirung des Gepräges der selben, bestmöglichst zu verwerthen. — Vor Kurzem starben in einem Dorfe nahe bei Dresden zwei Kinder, die verschiedenen Eltern angehörten, an einem Tage. Der Todtengräber des benachbarten Kirchdorfs schaufelte für die jugendlichen Leichen zwei Gräber und zwar unweit von ' 'ander. Zu gleicher Stunde wurden die Leichen der Mutter Erde uoergeben und der Geistliche hielt zwischen beiden Gräbern stehend, für Beide, die Grabrede. Weinend entfernten sich die Eltern; da bedeutete der Geistliche einem der Väter: er möge ihm doch die Gebühren für die Grabrede einhändigen und zwar betrügen diese 25 Ngr. Der Vater entgegnete jedoch, daß er nicht gewillt sei, dieses Geld zu be zahlen, da der Herr Pfarrer doch nur eine Grabrede gehalten habe und er für diese bereits von dem anderen Vater, dessen Kind gleich zeitig mit begraben wurde, bezahlt worden sei. War nun schon jene Mahnung noch unweit des offenen Grabes wenig taktvoll, so stei gerte sich diese Ungebührlichkeit durch das Folgende: Als nämlich der Geistliche abermals auf das Bemmen der 25 Ngr. drang, so erklärte sich der Vater zur Bezahlung bereit, wenn der Geistliche wenigstens nachträglich noch eine Grabrede halten wolle. Dieser überlegte sich'S ein Wenig, nickte dann und hielt dann eine wenn auch kürzere Rede, worauf er dann seine Gebühren in Empfang nahm. — Daß solche Vorkommnisse nicht dazu beitragen können, die Achtung vor dem geistlichen Amte zu erhöhen, bedarf keines Nachweises. Wir wissen recht gut, daß viele Geistliche recht herzlich schlecht gestellt sind und Mühe haben, die Accidenzeinnahmen für Taufen, Trauen und Be graben hcrcinzubeko» men; aber die Würde des geistlichen Amtes sollte doppelt dazu mahnen, nicht den Schein auf sich zu laden, als seien die Gebühren die Hauptsache und die Amtshandlung nur die Gelegenheit zum Geldverdienen. — Nach bei der Königlichen Staatsanwaltschaft in Pirna ein- gezogener Erkundigung, beruht die in der „Berliner Volkszeitung" enthaltene Mittheilung, daß die Staatsanwaltschaft in Sachen der Pirnaer Bank auch strafrechtlich gegen den Verfasser der im redoc tionellen Thcilc des „Pirnaer Anzeiger" enthaltenen Artikels, iiler den besonders günstigen Stand des genannten Instituts, vorgehcn ,verde, auf Unwahrheit. In das Treiben d^r Bank dürste übrigens schon in nächster Zeit die gegen einen Volontär derselben abzuhal- tcnde Hauptverhandlung einen Einblick gewähren. — Oesfcntliche Sitzung der Stadtverordne ten am 2 5. Febr. Ter Anfang dieser Sitzung mar für die Tribünen inioiern ein wenig günstiger, als tm Saale eln energi- scbes Geräusch unterhalten ward, so daß die ersten Vorträge des Vorsitzenden St.-V. Jordan im Zusammenhänge zu vcrncbmeu unmöglich war. Etwas von Bedeutung scheint aber dabei nicht verloren gegangen zu sein. Seit Jahren sind dlcLeinwandhänd- lcr, auch wen» der Jabrmarkt in Neustadt abgchalten wird, mit Ibren Ständen aus den Altstädtcr Slntonsplatz verwiese» gewesen; cs ist aber, wie früher schon erwähnt ward, daS Bcdürsniß fühl bar geworden, die Lclnwandhändlcr während des Ncustädtcr Marktes diesem elnzuverleiben und während dcd Altstädtcr Mark tes aus dem JohanniSpiatze zu placiren. Mittelst neuen Coinmu- nieatS wird der Stadtrath wiederholt ersucht, nunmehr dem nicht länger entgegen zu sein. Einem stadträthlichcn Vorschläge, wel cher dem früheren Ziegeleibesttzer Sonntag die Abtretung von Skraßenareal auf sein neues Bautcrrain im Hinblick aus seine früheren Opier erlassen will, wird deigcsiimint und ein Vergleich über dieRcchtöverdäitnissc zwischen dcmAlmoscnkastcn i erädreu-- kirche und dem Fludclhausc genehmigt. Westlich der Uferstraße und südlich der Lcipzigcrstraßc liegt ein, dem Herrn Directvr Patzig gehöriges großes Terrain, welches derselbe bebauen will- Er hat dem Statlrath einen Bebauungsplan cingercicdt, nach welchem er die Herstellung einer mit dcr Elbe parallel lauiendcn Qualstraßc und mehrere andere von dcr Elbe austräNS steigender Straßen, sämmtl ich in der Straßcnbreite von l7 PI kr. beabsich tigt. Die Firma Ludwig Gehe u. Co. hat zwar gegen den Plan bei verschiedenen Behörden Einwendungen erhoben, aber kein Glück damit gehabt. Sie will daS fragliche Areal von bcrStadt uw Herstellung cincS freien Platzes erkauft sehen, daö würde aber dcr Statt 20N,000 Tblr. loste», denn soviel per angt Dir. Patzig Er das Terrain, und in den Stadlsäckcl ein großes Loch machen. »Auch daö diesseitige Collegium erwärmt sich nicht für die Gche- :chc Idee, crtheilt vielmehr dem Bebauungsplan und dessen Bc- bauungSmodalitätcn Zustimmung. Dcr vierte Bericht des F-inanzauSschusscs über de» Haushaltplan 1874 (Nes. St.-V. Fröbner) behandelt Pos. I!) der Einnahme: Indirecte Ab gaben. Die Einnahmen dieier Pos. sind für dieses Jahr vor- veranschlagt mit 17,500 Thlr. Maizstcuerzuschicig: 23,0>!0 Thlr Schlachtsteuerzuschlag; 15,OM Thlr. Abgabe von Fleischern; 6600 Tblr. Abgabe von Nutzvieh; 4I00Thlr. Abgabe vonWild- Tbir. Abgabe von Geflügel; 1200 Thlr. Abgabe von Mts Thlr. Abgabe von fremden Bieren und 81.OM Haler Abgabe von Mehl und Backwerk. Die Summe der Ein nahmen ist um 12,5M Thlr. höher als im Vorjahr. Die ent sprechenden 'Ausgabepositionen betreffen die Gehalte, resp. Tan- tiömcnbczüge der mit Eiuhcbung dieser Steuern betrauten Be amten rc. Der Geiammtbetrag der Ausgaben an 32,008 Tblr. von der Einnahme abgezogen, ergicbt einen zu Gunsten der Stadt- cafle verbleibenden Ueberschuß von 138,200 Thaler. Der Bericht dcö Ausschusses wird gebilligt. — Dcr freireligiösen Ge meinde. der Freidenker-Gemeinde und dem Frauenvcrcin gegen Vcrtheucrung der Lebensmittel werben ihre Gesuche um Uebcr- lassung tcS Stadtverordneten - Sitzungssaales kür die erbetenen Tage in der gewünschten Welse beantwortet. An Stelle des auS- geschiedenen Herrn Staötrath Hultzsch war die Wahl eines neuen Staktra'hcs aus Zeit zu bewirken. Die Wahl traf mit großer Majorität — mit 53 von 55 Stimmen — Herrn Proscssor WIgard. Die Dankcöworte dcö Erwählten klangen etwas ei- genthümlich. ES war, als höre man noch immer die Bitterkeit aus seinen Worten, die er unverhokcn in dcr ersicn diesjährigen Sitzung dcö Collcgs, als die Wahl zum Vorsteher nicht auf ihn kiel, zu erkennen gab. Er betonte, daß ihn die jetzige käst ein stimmige Wahl überrasche, daß er ihren Diotivcn aber nicht naeh- korschen wolle und da er, obwohl lm 07. Jahre stehend, doch floh noch rüstig fühle und trotz seiner ziemlich umfänglichen ärztlichen Praxis noch Zelt finden werde, die Geschäfte dcö neuen Amtes zu verrichten und ihm somit Ablchnungsgründe nicht zur Seite stünden, die Wahl annchme und für das ihm, wiecSschcine, bewiesene Vertrauen danke. Jedenfalls sch«, det in ihm aus Lein Collegium ein Ehrenmann, dcr hin länglich durch sein Lebe» bewiesen bat, daß er für DaS, was er als recht und gut erkannt, selbst Opfer nicht scheut. — Nach einem Berichte des VerwaitungöausschusscS wird dcr Stadtrath ersucht, wegen des Eanalshstems und dcr WatcrclosctS, als auch wegen rer Beschaffenheit des Canalinhaltö jetzt und nach der Er öffnung der Wasserleitung Untersuchungen anzustellen. j«vie praktische Voruntersuchungen über die einzelnen in Frage Em inenten Systeme vorzunchmcn, inaleichen über die Errichtung der gemischten Deputation iür öffentliche Gesundheitspflege sich bald möglichst schlüssig machen zu wollen. Die Verhandlungen über die Erhöhung dev Einheitssatzes der Abjacenzkostcn fürSwleußsn- bauten wird aus Antrag des St.-V. Lohrmann, nach bereits be gonnener Debatte, vertagt. Schließlich wird: der Ankauf eines Stückes des Thorhausgrundstücks-Areals am Freiberaer Schlage; die Anstellung eines dritten Straßcnmcisters mit 500 Thlr. Ge balt ; die Vollziehung eines Kaufvertrages betreffs des fiskalischen ThorhauseS am Löbtauer Schlage; die Unterstützung des vorma ligen Steuereinnehmers Schlegel mit jährlich 20k> Thlr., für welche sich mit warmer Fürsprache die Herren Gottschau. Prof. Wigard und Dr. Rotbe verwenden; und die Verausgabung von 700 Thlr. zur Herstellung und Bepflanzung des LinbcnauplatzeS genehmigt. Schluß der Sitzung gegen -ValO Uhr. — Gestern wurden im Aufträge des Stadtraths in hiesiger Stadt zum ersten Male mit dem in anderen großen Städten, wie Paris, London rc., bereits verwendeten Bürstenwagen in Alt- und Neustadt Versuche im Straßenkehren gemacht, die, soviel man beob achten konnte, recht gut ausfielen. Der Wagen wird von einem Pferde gezogen und hat nur einm Mann zur Bedienung. Am un teren Thcile des Wagens zwischen den Rädern befindet sich eine cylindrische, circa 5 Ellen lange und etwa 15 Zoll im Durchmesser haltende Binsenbürste, welche durch das Fortfahren des Wagens sich drehend die Straße kehrt, dabei aber etwas schräg steht, um den aufgckchrten Schmutz nach einer Seite zu schieben. — Oft schon ist über die Gefährlichkeit des Petroleums bet unvorsichtiger Behandlung geschrieben worden und immer noch gicbt es Leute, welche diese Gefährlichkeit nicht einsehen. In dem Hause Rosenweg 35 wollte dieser Tage ein Dienstmädchen beim Feuer wachen sich dadurch zum schnelleren Anbrennen verhelfen, daß sie aus einer Flasche Petroleum in den Ofen goß, in welchem noch
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