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Es scheint indeß, als wenn dieser scheinbare Friede am längsten ge säuert habe. Zwar haben die ultramontanen Aufwiegelungen eine socialistische Erneute in Wien nicht zu Wege gebracht. Die Ar beiterpartei behielt ihre ruhige Fassung. Aber als sei man pfäffi- scherseits ergrimmt über das Fehlschlagen dieser Putschversuche, so sucht man jetzt neuen Krakehl auf einem anderen Gebiete. Dieser Tage hielt ein Wiener Geistlicher in einer Wiener Kirche eine Fa stenpredigt. Der sanftmüthige Priester sprach zuerst von der an geblichen „Arbeiterbewegung" als einer unzweifelhaften Thatsache Dann fuhr er fort: „Wir können den Arbeitern sagen, wo Schätze, wo baareS Geld zu finden ist. Zum Beispiel: auf der Ringstraße, in dem Hause Nr. so und so, im ersten Stock, Thür Nr. so und so, steht eine eiserne Casse, die gut gezählt 3 Millionen in ihrem Bauche trägt und Eigenthum eines jüdischen Börsenbarons ist — oder in dem Hause Nr. so und so wohnt ein jüdischer Börsenagent, dessen Weib eine Menge Brillanten und sonstiges Geschmeide sein eigen nennt, oder ..." Die Beispiele, berichtet man, wurden noch eine Weile fortgesetzt. Wer noch glauben wollte, man hätte eS hier mit einem einzelnen, dummen, fanatischen Priester zu thun, der wird sofort über die Bedeutung der neuen Hetz durch den Hirtenbrief des Herrn Cardinal Rauscher selbst, aufgeklärt. Zuerst berührt dieser, wie üblich, „den Verfall des Glaubens", das „schwindelhafte Ge bahren des Kapitals" und kommt zu dem Schluffe, daß es sich nun gezeigt habe, daß die angeblich bessere Schulbildung der österreichischer Jugend den Verfall des Staates und der Gesellschaft nicht habe aus halten können. Unerhört, die Jugend von 1874, die seit 1866 erst besser, d. h. ohne pfäsfische Einmengung erzogen wurde, für das verantwortlich zu machen, was voriges Jahr erst geschehen ist. Im Gegentheil, der Krach ist viel eher ein Beweis des frivolen früheren JesuitrneinfluffeL bei der Erziehung. Eminenz schließt ihre Epistel dann wie folgt: ,Moran gingen bei all' dem Unglück mit gewohnter Regsamkeit die Juden, welchen der alte Bund nicht mehr als der neue gilt; denn diese waren von allen Seiten nach Oesterreich als einem neu eröffneten gelobten Lande herbeigeströmt." Will sich die österreichische Regierung ferner über die Judenhetzen und Juden morde in Lemberg und Rumänien wundern, wenn der Wiener Erz bischof sein Amt zu so unerhörten Hzfwiegelungen mißbraucht? In Preußen geht der Kampf Des Staates gegen die Klerisei schweigend seinen Gang. Wie zwischen zwei Mühlsteinen, so uner bittlich, mechanisch und ohne Aufsehen wird die Starrköpfigkeit de: Priester zerrieben zwischen Geld- und Gefängnißstrafen. Und mährend im Schooße des Herrenhauses die Ehegesetze dem Licht de: Welt entgegenreifen (Bismarck wird wohl die Entbindung künstlich schleunigen) diskutirt die Presse über das Militärbudget. Weder P.effe, noch Volksvertretung, noch öffentliche Meinung werden am eisernen Militärstatus viel ändern. Nicht blos weil man allseitig Konflikte scheut; nicht, weil der Wolkenmacher Bismarck sofort über Frankreichs Horizont das kleine schwarzeWölkchen aufsteigcn erblickt, aus dem sich der Kriegssturm zu entwickeln gedroht, sobald irgendwo ein Seufzer über die Unerschwinglichkeit der Militärlasten laut wird; sondern hauptsächlich wird es bei der jetzigen Last verbleiben, weil Preußen — Preußen ist. Vom großen Kurfürsten zum alten Fritz, von 1849 bis 1866, 1866 bis 1871 dankt Preußen, auf welchem das jetzigeDeutschland aufgebaut ist, alles seinem Militaris mus. An Allem läßt dieser Staat eher rütteln, als an seiner Kriegstüchtrgkeit: er wird seiner geschichtlichen Mission treu bleiben Was allenfalls hinter den Coulisien spielt, deutet in der oberofstziösen „Schles. Ztg." Herr v. Blankenburg an. Er schreibt dort: Der Vorschlag der Regierung will den Friedenspräsenzstand auf unbe grenzte Zeit fcststellen. Dem gegenüber erscheint indeß die Frage berechtigt, ob nicht eine alljährliche Fixirung oder eine solche auf eine bestimmte Reihe von Jahren vorzuziehen sei. Die letztere Alterna tive scheint wenig empfehlenSwerth, denn jede periodische Verein- baruna würde das Wesen des Provisoriums verewigen und immer neue Krisen heraufbeschwören. Eine jährliche Bewilligung aber denkt sich der genannte Militärschriftsteller so, daß er eine Normal stärke der Armee von 401,659 Mann annimmt, die einer Bewilli gung nicht zu unterliegen hätte: innerhalb dieser Ziffer seine all jährlichen Beurlaubungsersparniffc re. zu vereinbaren und hält er bei der Infanterie 2 bis 3'(, Jahr, bei den anderen Waffen 2^ bis 2'/z Jahr faktische Dienstzeit für genügend. Selbst diese schwa chen Concessioncn dürften schwerlich in Berlin auf Zustimmung rechnen können. Frankreich, das jeweilig von Rcvanchcgelüsten und der Wieder erlangung der ersten Violine im europäischen Concert träumt, bietet augenblicklich viele ergötzliche Detailpolitik. Daß man zur Erhöh ung der Staatseinkünfte die Hüte stempeln wollte, ist genug be lacht worden. Aber eine Clav ierstener sollen die Franzosen wirk lich bekommen: lOFres. pro anno für jeden Klapperkasten. Würde das Gallische Reich durch die Einnahmen gerettet, oder nur Luxus- .claviere besteuert — von einem gewissen Kauswerthe ab aufwärts '— so möchte das gehen. Aber dem Arbeiter, dem kleinen Bürger die Begleitung zu seinen Chansonetten besteuern, den armen Lehrer- ( innen ihr Brod schmälern — das ist französisch knauserig. Man sollte die „Arbeitsclavierc" -wie bei der Hundesteuer die Zughunde) 'anders besteuern oder frei lassen. Die russischen Bürger haben von ihrer Polizei „die Erlaubniß erhalten" (d. h. ans deutsch „sic müssen'O zu illuminiren und schwarzgclbe Fahnen neben den nationalnisstschei: Flaggen auSzu- hängen: zu Ehren Franz Joses's des österreichischen Kaisers. Wie man diesen feiert, ihn schmeichelt, ihn betoastct — das ist immer die alte Geschichte. Ob aber der österreichische Regent Zollerleichterun gen und Handelsbegünstigungen in Petersburg erlangt, ist mehr als unwahrscheinlich. Die Russen sind die ärgsten Egoisten und haben von jeher nur das gewährt, was ihnen nützte. Man hat sogar sporadisch einzelne Artikel zollfrei eingelassen, wenn man sie als Modelle brauchte oder weil sie gerade fehlten. Und sowie sie im Reiche gehörig nachgebildct waren, sperrte man die Grenze wieder wie eine verbotene Thür. Aus Völkerliebe oder Nachbarlichkeit giebt Rußland sein Prohibitivsystem gewiß nicht auf. Scsscn behandelt worden seien. Der VoUzewireckor habe densel ben bereits sein Bedauern anSgcdrückt. Rel. Haberkorn Auch ihm, dem Vertreter einer Mittelstadt, <ct eö unangenehm, solche Lummen tür Dresdens Polizei zu vcrwiliigcn; cS bell« aber nichts, da ein förmlicher Vertrag zwischen Staat und Statt vorlicge, der nicht einseitig zu lösen sei. Ata» möge also keine Umstände machen und das Getorkelte altz nvlhwendig bewilligen. — Der Streitschc Antrag wird mit :i5 gegen :n Stimmen ab- gelehnt, evcntalls die Bewilligung von 5t» neuen Genvdarrncn und es werden gegen 4 Stimmen nur 25 neue GenSdarmen ge nehmigt. — 8 0. Leipzig, Montag. Kaum daß die Majestät eines wirklichen Königs Leipzig verlassen hat, so zieht die erborgte könig liche Hoheit eines Prinzen, des kurzlebigen, kostspieligen und doch se lustigen Prinzen Carneval hier ein. Sechs Jahre karnevalistischer Uebung haben den Leipzigern den Geschmack am Fasching nicht ver dorben, haben im Gegentheil die langbezwcifeltc Lebensfähigkeit des Carnevals in einer protestantischen Stadt unter einem bleigrauen Himmel nachgewiescn. Unter dem Scepter seiner närrischen Hoheit schwinden' für Augenblicke wenigstens politische Gegensätze, hat mir doch mit größtnärrischster Bereitwilligkeit der von mir vielfach als Landtagscandidat und nationallibcraler Reichstagsagitator ange griffene Bruno Sparig Namens des Carnevalscomitös, an das ich mich gewendet, Eintrittskartenzu allen möglichen Festivitäten zur Disposition gestellt. Es ist besonders die jüngere Generation, die sich den Carnevalpossen mit ausgelassener Lustigkeit hingiebt. Und wenn auch die Zahl der Massen, die sich gestern beim Eorso durch die Straßen bewegten, eine verschwindend kleinerst, so zeigtdie ganze Physiognomie des Publikums wenigstens guten Willen und Carne- valstimmung. Kein Vergleich mit den: Carneval italienischer Städte, auch nur ein schwacher Abglanz -es Carnevals am Rhein, aber doch ein recht lustiges, selbst den Murrkopf heiter stimmendeSMaskenfest. Eigenthümlich ist mir eins erschienen: DerCarnevalisteinespecifisch- katholische Einrichtung; die römische Kirche paßte die Saturnalien des heidnischen Roms sich an und noch heute bewährt der Carneval in katholischen Ländern das Charakteristische der Saturnalien; eine Waffe der Schwächeren gegen die Stärkeren zu sein. Nun ist es überwiegend der Papst und die ultramontane Partei, was hier in Leipzig verspottet wird. Das muß sich Papst und Kirche gefallen Locale- «nd Sächsisches. — Major Hammer, Commandeur der 1. Abtheilung des Feld artillerie-Regiments Nr. 12, hat den preußischen Kronenorden 3. Classe, Premierleutnant Piorkowski desselben Regiments den rothen Adlerorden 4. Classe, der Architect Fr. Osw. Kuhn in Dresden ebenfalls von Sr. Maj. dem deutschen Kaiser den Kronenorden er halten. — Der hiesige Strohhutfabrikant M. R. Korschatz ist zun: Hoflieferanten der Frau Prinzessin Georg ernannt werden. — II. BtM. der König und die Königin haben am Sonntag Nachmittag der im Hotel de l'Europe vom Erfinder Herrn Felder mann ausgestellten„geheimnißvollen Hand" einen Besuch abgestattct. Schon heute will Herr Feldermann nach Petersburg abreisen, wo selbst das rätselhafte mechanische Werk die hohen und nieder» Ruffen in Erstaunen setzen soll. — Als eine Neuerung bei dem deutschen Reichsheere wird die projectirte Errichtung einer besonder» Pionnier-Scction von 10 Mann im Frieden und 20 Mann im Kriege bei jeder Infanterie- Compagnie gemeldet, welche dazu bestimmt ist, ihrem betreffenden Truppenkörper im Felde durch Eingraben und Aufwerfen von flüchtigen Schanzen Deckung gegen feindliches Feuer zu schaffen. Es hängt mit der Errichtung solcher Sektionen vermutlich auch die jetzt von unserem sächsischen Pionnier-Bataillgn ausgeschriebenen Lieferung einer größeren Anzahl Pionnier-Geräthe zusammen, indem ?!*,« s? Lrm,°°«p- bÄZl« m d» O'imun»; »le, d«, sich k- Wft -Ilchöpft, d-r» ,-,uI»>i-I-m-n Ach-m) est. In der erwähnten Art und Werse der Kriegführung sind uns die Franzosen bekanntlich voraus, da sie ihr« Infanterie im Auf werfen von leichten Feldverschanzungen unseres Wissens schon lange vor dem 1870 er Kriege eingeübt hatten, doch hat der Erfolg gezeigt, daß sich die deutschen Truppen von den französischen Schützengräben im Siegesläufe nicht haben aufhalten lassen. — Landtag. Debatte der 2. Kammer über die Vermeh rung der könlal. Polizcidlrectlon um 50 oder 25 StadtgeiMar- men. Vicepräsldent Streit bringt rlnen, von keiner Fctnd,ct'ait gegen Dresden elngegebenen Antrag ein, ler darauf hinan,'lanit, rurch Gesetz zu bestimmen, wie sich in die Verwaltung rer Polizei in Dresden Staat und Stakt In Bezug ans die Kosten -u thellen haben. DaS jetzige Verhältnis! müsse endlich einmal eine Aende- rnng erfahren. Wenn die Vermehrung der Staalsbeiträge im sie Dresdner Polizei so sortgtiige, so werde In 3, 4 Jahren der Staat ÜOO.OOO Thlr., in 8, 9 Jahren eine halbe Million bcizu- iragen haben. Voy jedem Thaler Steuer müsse daS Land ' l Ngr. für Erhaltung der Dresdner Polizei abgcben. Das sei für daS Land zu drückend. Er geht den Vertrag, der 1852 betreffs Uebernahmc der Dresdner Polizei aus den Staat zwischen Staat »nd Stadt abgeschlossen ist, durch, um zu folgern, taö dieser Ver trag einseitig durch die Regierung, qvne Zustimmung der Ge meindevertretung Dresdens adgeäntert werten könne. Sticht so weit gehe er, um zu verlangen, dast die ganze Polizei von der Stadt Dresden allein zu tragen sei, sondern nur drr wesentlichste 1hcll.»1)r. Wigard: Dresden sei durchaus nicht daö Schoost- Hündchen der Regierung, wie es sich Streit vvrziistellen scheine. Sodann erzählte Wigard abermals die Geschichte von der Ab tretung der Polizei a» den Staat, um sei» alttö Verlangen zu wiederholen, bast die Sicherheitspolizei Dresden zurückgcgebcn werden müsse. Sodann geht er auS'ührlich auf den bekannten Zcrast'schcn Fall ein. tadelt den schlimmen Aufenthaltsort, in den die Sistirtcn gebracht wurden, diesen Vogelkäfig, und verlangt eine humanere Behandlung der Slftirten. Fahnäucr will Dresden gar keine neuen GenSdarmtn bewilligen. Der Minister von Nostitz scheine sich aber In Dpesdcn nicht sicher zu fühlen, wenn nicht reckst viel Gensdarmen da seien. Der Redner verlangt Lösung reS Vertrags zwischen Staat und Stadt, Zurückgabe der Polizei an die S<adt und Entschädigung Drcedcnü. U»le in an n hat auch an der Vermehrung der Gensdarmen in Dresden durch den Staat keine Freute, aber sie sei nur eine Konsequenz der Vermehrung der Landqenödarinerlc. Die Dresdner Polizei möge sich die Wiener zum Muster nehmen; auch würde es gut sein, wenn Dresden einige berittene GcnSbarmen erhielte. Der Minister von Nostitz fertigt die Slensterimg Fahnaucrs mit verdientem Spotte ab. Den Ruhm der Neuheit und Originalität hake FabiiauerS Be merkung, dast der Minister nur deshalb mehr Gensdarmen i» Dresden haben wolle, well rr sich nicht mehr sicher sülste. Er baue aber bisher seine täglichen Wege vom Kaiser Wilbelmplatzc nach der Sccstraste ins Ministerium völlig ungefährdet zurückge- lcgt. webl aber gestatte ihm seine Zeit nickst, d i e Stadttlieile Dresdens häufiger zu besuche», ans denen täglich dringender der Ruf um Schutz gegen die wachsende Unsicherheit erschalle. Dast der Staat die Sicherheitspolizei der Residenz selbst verwalte, »ei gar nlckstS ungewöhnliches, komme anderwärts fast überall bor. In Preustcn habe die Regierung sogar baS Reckst, in allen Städ ten über iO.OiiO Einwohner die Sicherheitspolizei selbst zu bc- orgcn; obnc Bedenken habe neulich der prenstische Landtag die Vermehrung der Berliner Schutzmannschait bewilligt. In kein freien England sei die Polizei Im grössten Thcllc Londons StaatS- sackic. Dresden trage alle Kosten der ihm vcrvlickenen Wohl- fahrtSpokizci. Er müsse zugeben, daß der Zuschust Dresdens zur Sichcr.,cItSpollzcl setzt ein mwerhältnkstinästlg geringer sei; eine Erhöhung desselben sei aber nickst einseitig, sondern nur in: Vcr- tragSwegc möglich. Er beklage cs aulrichtig, dast einige sehr ackstungSwerkhc Bürger Dresdens, Zerasi und Genossen, unde- gründctcrwcise verhältst worden seien. Dieselben wären ganz ge» rechtfertigt and der Untersnel üng hcrvorgcgangen. Aber freilich seien irrthümlick'e Verhaftungen nicht Immer ausgeschlossen. Die von Zerasi und Genossen ausgeacbenen Geldstücke hätten wie falsche auSgcsehen und ev wäre Pflicht gewesen, die Ausgeber zu verhakten. Sehr gern aber wolle er untersuchen, ob sie unange« behält zu Satyvefi Ms andere Gewalten der Gegenwart: auf das Militärwesen, daS Gründerthum, auf die Junkerschaft, die liberalen Schönredner und das röthliche Socialdcmagogenthum — das ist doch zu einseitig. Doch, wohin gerathe ich'? Lieber mische ich mich unter die Massen, die sich zum Korso drängen. Lilles, was sich auf der herrlichen Leipziger Ringstraße bewegt — denn Leipzig, daS jetzt zur ersten Stadt des Landes avancirt ist, (wenigstens erscheint es nur Narren so) hat eine Ringstraße, während Dresden, die zweit? Stadt des Landes, keine bekommen soll — geht bewaffnet mitRazen, Knarren, Peitschen, Fischblasen, Fuchsschwänzen und anderen ähn lichen Instrumenten — alle bestimmt, geräuschvoll den Andern zu wecken. Komische Musikkapellen durchziehen die Straßen und Wirthschaften und aus den: Hotel de Prusse zieht Prinz Carneval — ein hiesigerCigarrenhändlcr — heraus, amkorso thcilzunehmen. In zwei Reihen folgen sich Equipagen, wie sie kein künftiger Amts hauptmann sich besser wünschen kann, nnd elende Droschken. Letztere überwicgen und ihre Insassen tragen oft nicht das geringste Carnc- valzeichen. Wer sich aber an: Carncvalcorso spazieren fahren läßt und gesehen sein will, sollte seinen Tribut dem allgemeinen Feste zollen. Die charakteristische Gruppe ist das europäische Damen- orchestcr, gegen 40 junge Studenten und Kanfleute, alle in Rosa atlas gelleidet. Einige dieser falschen Mädchcngesichter sind wahre Engelsköpfe — die Mehrzahl sieht, wie das bei der Verkleidung eines jungen Mannes in ein 'Mädchen so oft der Fall — aufdring lich aus und dem ordinären Harfemnädchenzuge begegnet man nicht selten. Die Schaubuden auf dem Roßplatze enthalten viele mittel mäßige und einige gute Witze; der beste ist die Darstellung der sie mcsischen Zwillinge; gelungen ist auch das der Wiener Weltaus stellung nachgcahmtc türkische Cafö. Eine Ehrenpforte — halt, wer razt mich da? Es ist das Stubenmädchen meines Hotels, die leise mit Raze und Peitsche in mein Zimmer cingetreten ist und mich plötzlich razend fragt: ob ich denn in: AmtSeffer ganz den Umzug versäumen will? Ich raze sie wieder, schließe diesen Brief — fort, Narr mit Narren zu sein! Der Landtag ist lobt — es lebe der Carneval! — Der Andrang zu dem gestern früh von hier nach Leipzig abgelasscnen Extrazuge war ein sehr bedeurender, da sich gegen 500 Personen eingefunden hatten, welche sich des Narrenscstes wegen nach Leipzig begaben. — Ein aus dem GewerbSgebiete hcrvorgegangenes Fest gab die Dircction der hiesigen Deutschen Bekleidungs-Aka demie am 13. d. M. ihren scheidenden (resp. neu eintretenden) Zöglingen auf dem Waldschlösichen. Circa 80 Schüler aus allen Thcilen des deutschen Vaterlandes, resp. aus Rußland, Schweden und Dänemark — nebst den hiesigen Mitgliedern der Akademie und einer Anzahl Gäste — in alle»: 300 Personen — vereinigten sich Abends in Gemeinschaft mit dem Directorien und Lehrem der Anstalt zu heiteren: Beisammensein bei Concert und Ball. Elfteres — von 8—10 Uhr — wurde von der Pionnier-Capellc-ausgeführt — deren Dirigent Schubert durch treffliche Solovorträge sich reichen Beifall erwarb. Der darauf folgende Ball war belebt und nur die Zahl der anwesenden Damen für die bedeutende Tanzlust der jungen Männerwelt nicht ganz ausreichend. Herr John war, wie immer bei dergleichen Gelegenheiten, der coulantc Wirth. — An: vergangenen Sonnabend Nachmittag fuhr ein Guts besitzer aus unserem Nachbardorfe Plauen mit seinem Geschirr, mit dem er bis dahin Eis auf den Felsenkeller gefahren, von dort nach Hause. Neben ihm auf dem Wagen saß seine 11 Jahre alte Stief schwester. Unterwegs, ay einer etwas abschüssigen WeMche,