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- Erscheinungsdatum
- 1874-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187402088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-02
- Tag 1874-02-08
-
Monat
1874-02
-
Jahr
1874
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»«Üer2S000«r»l. Sns«r»tn>-«nn»»mt au»> wietl: umi In Hamdura, «er, — «alel. crr a. M. > Berlin, L«t»«>a, wie», Hamburg, Nr-nksurt a. M., Mlln- Len, — v»ud» » c». ln granlfurt a. M. — Nr. voll» ln ilbemnl». — U»- »», r-wttch, L-Ulu » c», t» Vnril. Tageblatt für Uiitcrhaltimg nnv .Dmck und Eigmthum der Herausgeber: ILttpsch Neichardt in Dresden- Verantwort. Redactcur: Julius Ncichardt. 4»Ieraiewerre«>lgrlen> sirahe l» anaenoolmen bl» Ud.« Udr. »«nnt^Z bt» Ml»,, >2 Udr. K Tleuliat»: »rot, »lnster« »all- » dlt Abd. b Ulir. Der Raum einer ei» Ipalltaen Peliljeil» kotzet IZ Psa. ili»g-l»ndi rie Zeile » Ngr. Eine Gnranlie iiir da» nachsllaaige Srlchei »c» der In(ernle wir! nicht gegeben, '.'lniwarlige Annoncen- Aulträge von u», unlic- lannten Firmen u. Per sonen inlcriren wir nm gegen Pränumerando Zadlnng durch Bri l niarlcn odcr Poslcinjil) lang, S Lüben kotz > IÜ, biar, An-wi,rt-oe ke-inen di» >lal>lu»a au!> »nl eine DreSdnerstirma a-kw-i-.n. Die (5rp. Nr. 3S. Remizchuter Jahrgang. Mttredacteur: llr. Ln»U Ulvre^. Für das Feuilleton: Ln«>vls sr«rtu»ai»n. Tressen, Sonntag, 8. Februar 1874. Politisches. Klanglos ist die Ouvertüre bei Eröffnung des Reichstags vor- Lbergegangen, sie verräth wenig von den Überraschungen, welche die Verhandlungen des Reichstags selbst bringen werden. Kein Ac- rord deutet das dumpfe Grollen der Clericalen an; vorsichtig wird die Saite der socialen Frage angeschlagen. Augenblicklich pausiren die deutschen ReichStagümusici, die Instrumente liegen in den Fut teralen bis zum Montag, als an welchem sich die Neichskapelle um 15 Spielleute aus Elsaß-Lothringen vermehrt haben wird. Dann aber, bei der Wahl des Kapellmeisters, werden die Dissonanzen nicht auSbleiben. Es war eine schuldige Rücksicht auf die neugewählten Vertreter dieses Reichslandes, die Präsidentenwahl bis zu einem Tage aufzuschieben, da Jene von Zabcrn und Kolmar, von Metz und Strahlung in Berlin eingetroffen sein können. Sie sollen kei nen Vorwand haben, daß das neue Vaterland ihnen nicht jede ge- bührende Aufmerksamkeit erweise. Denn es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß jene Deputirten des neuen NeichSlandeS die erste Gele genheit benutzen werden, um einen mehr oder weniger theatralischen Protest gegen die Annexion anzubringen. Noch verpflichtet die Neichsvcrfassung nicht die Abgeordneten, beim Eintritt in die Volks vertretung einen Eid auf die Verfassung abzulegen; aber trotz dieser Milde, welche den Ucberzeugungen der Elsaß-Lothringer keinen Zwang anthut, müssen wir uns auf die Erhebung jenes Protestes gefaßt machen. Veit wildem Jubel hat die Pariser Presse „die denk würdigen Wahlen" in Elsaß-Lothringen registrirt. Die „Asscinbb'e Nationale" triumphirt: „In dem Augenblicke, wo man den Bischöfen Frankreichs im Nanien Berlins Schweigen gebieten will, werden die Bischöfe Elsaß-Lothringens in Berlin im Namen Frankreichs reden. Sie werden begleitet sein von fünf Priestern, fünf katholischen Laien und von drei Protestanten, welche sich verpflichtet haben, den Katho- licismus nicht anzugreifen." Ein Blatt der radikalsten Republikaner, der „Rappel" meint, die Wahlresultate überblickend, daß Frankreich froh sein könne, daß die Clericalen in Elsaß-Lothringen so kräftig das französische Banner entfaltet haben. Dieses Blatt zieht die Clericalen sogar den ihm sonst wahlverwandten Socialdemokraten vor und sagt: „Wir werden niemals so undankbar sein zu vergessen, daß zur Zeit des Krieges die Herren Bebel und Liebknecht ihrerseits vergessen haben, daß sie Deutsche sind, um sich nur zu erinnern, daß sie Menschen sind, und daß sie daher den Erfolg Frankreich ge wünscht haben. Wenn wir die Vereinigten Staaten von Europa haben werden, werden wir sie gern in dem Parlament des Conti nentS sehen; aber der Tag, da es galt, das Vaterland zu bekräftigen, war nicht ihr Tag." Zu bemerken ist allerdings, daß die SSkial- vemokraten im neuen Reichslande, obwohl ihnen von dem Leipziger „Volksstaat" die Wahl von Bebel-und Liebknecht dringend an'sHerz gelegt wurde, diesen Candidaten ein entschiedenes FiaSco bereiteten und ihre Interessen in den Händen rein französischer Abgeordneter für bester bewahrt erklärten, als in denen der genannten Herren. Ferner erwähnen wir, daß die jetzige französische Regierung ein wenig betreten ist über den starken Ausdruck französischer Gesinnun gen in jenen Wahlen, Nicht, daß diese Stimmung von Elsaß Lothringen nicht allen Franzosen von Herzen erwünscht wäre, aber das Cabinct Mac Mahons fürchtet davon eine Trübung der mit so großer Mühe hergestellten leidlich guten Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland und eine neue Lähmung des mühsam wieder auflebcndcn Geschäftsganges. Die französische Regierung hat ««her jenen Deputirten von Elsaß-Lothringen Mahnungen zur Mäßigkeit zugchen lassen. Wir fürchten — umsonst. Es wird sich nun wesentlich um den Zeitpunkt und den Wortlaut des einzubrin- zendcn Protestes handeln. Wenn das Präsidium des Reichstags noch in den natürlich-schwachen Händen eines noch im vorigen Jahr hundert gebornen Greises, wie des Generals v. Bonin, ruht, wenn das Neichstagsruder noch nicht den in manchem parlamentarischen Sturme erprobten Händen eines Steuermanns — heiße er Simson, heiße er v. Forckenbeck — anvertraut ist, dann könnten die ersten Accorde der Ncichstagsmusici leicht mit grellen Disharmoniccn cnden.— Wenn die Clericalen auf eine betäubende Wirkung rechneten, welche die Abführung Ledochowski's auf die pohnsche Bevölkerung machen würde, so haben sic sich getäuscht. Die Bevölkerung bewahrt eine durchaus ruhige, besonnene Haltung; ja sogar die mit so vieler Sensation verbreiteten Nachrichten über die allgemeine Landestrauer der Diärese Posen-Gnesen erweisen sich bei näherem Besehen als eitel Humbug, Das Theater in Posen ist keineswegs geschlossen, sondern es wird ruhig darin weiter gespielt. Nur die imVincentius- und im katholischen Gcsellenvcrcin angcsetzt gewesenen theatralischen Dilettantenvorstellungcn sind abbcstellt worden, Concerte und Fest lichkeiten werden nach wie vor abgehalten, ja einige glänzende Car nevalbälle sind in Vorbereitung. Mummenschanz und Herzenstrauer ceimen aber schlecht aufeinander. Wenn Heuer etwas weniger ge tollt, gebechert und geliebt wird als sonst, so liegt dies in der Geld klemme, der sich Polens Aristokratie, Bürger und Bauern ebenso wenig entziehen können, als die deutschen Berufs- und Standcs- gmossen. Kurz, die polnische Bevölkerung zeigt in ihrem Acußercn, daß sic nicht daran glaubt, als soi eine dioclctianische Christenvcr- folgung im Werke, Der katholische Gottesdienst wird in aller Ruhe ungestört abgehalten, althergebrachte Processioncn werden nicht nur auf öffentlichen Straßen und Plätzen geduldet, sondern auch poli zeilich geschützt, Mag sich der abgefüyrte Kirchenfürst in Ostroms damit trösten, daß er früher oder später in seine abgcpfändctc Resi denz wieder, zurückkehren werde — augenblicklich vermißt nian ihn in Posen wenig. Ostrowo selbst hat Wenig, was cs für die Auf bewahrung eines Staatsgefangenen besonders geeignet erscheinen läßt. Uebrigens wird es, wenn anders inan ihm einen solchen ge stattet, dem Erzbischof in Ostrowo wenigstens nicht an Umgang kehlen. Dort lebt der durch irgend eine literarische Hcldenthat be tont aewordei','.. iebr ükriüe katiwlückw EAMchc Fürst Radrimsll, und diese Familie besitzt in der Nähe von Ostrowo ein schönes, von > Schinkel erbautes Jagdschloß. Die Bevölkerung von Ostrowo ist gemischt katholisch und "protestantisch, Wiens soziale Lage bietet in neuerer Zeit nur düstere Bilder; an der schönen blauen Donau, dort, wo „bei uns z'Haüs" dasLeben feuriger pulsirte, die ganze Umgebung dringender zum Genießen einlud, die Geister der Männer leichter beweglich, die Augen der Frauen gluthäugiger sind, alsanderswo, da ist jetzt mitten im flotte sten, feschesten Fasching schon Aschermittwoch. 18 Personen machten im Januar in Wien ihrem Leben freiwillig ein Ende. Und zwar entleibten sich acht Männer durch Erhcnken, vier durch Erschießen, zwei durch einen Sturz aus bedeutender Höhe; fünf Personen, näm lich drei männliche und zwei weibliche, vergifteten sich, und ein männliches Individuum tödtete sich durch Oeffnen der Halsadern. Da nun gar der 1. Februar gekommen, als an welche'» in Wien der Vierteljahrszins gezahlt wird, zeigte sich an dem Schuldigbleiben der Micthe, wie tief der große Krach das Kleingewerbe erschüttert hat. Eine erschreckende Masse von Parteien ist den MiethzinS ganz oder theilweise schuldig geblieben, hat an die Milde und Nachsicht des Hausherrn appellircn müssen. Aus den Sparkassen wurden „ der Einlagen erhoben, um die Mittel zur Bezahlung deü Quartal zinses zu erlangen, und die Leihamter konnten kaum die Massen der zum Versatz gelangenden Pfänder bewältigen. In dem Versatzamts herrschte Sonnabend den 31. v, M. ein derartiger Andrang von Parteien, daß in den Vormittagsstunden in der Prctiosen-Abthei- lung clfhundert Einlagen zur Annahme gelangten, eine Ziffer, die seit fünfzig Jahren nicht erreicht worden ist. In der Effcltcn- Abtheilung des Versatzamtes herrscht übrigens schon seit Mitte dcS vorigen Monats ein solcher Zudrang von Parteien, daß die Mager zinsräumc für die verpfändeten Effekten nicht mehr ausrcichen und schon die Bodenräume benutzt werden müssen. LocalrS «nd Sächsisches. — Se. Maj. der König hat in einer, dem Königlich Bayrischen außerordentlichen Gesandten und.bevollmächtigten Minister am hiesigen Königlichen Hofe, Freiherr» von Gasser gestern ertheil- ten Particular-Audienz dessen Beglaubigungsschreiben entgegenge nommen. — In nächster Woche wird Herr General-Pvstdircctor Stephan von Berlin nach hier kommen und einem von den hiesigen kaiserl. Postbeamten ihm zu Ehren veranstalteten Feste beiwohnen. — In dem Berichte des Abg. Haberkorn (einer Arbeit von 15 Druckbogen) über das Ministerium des Innern empfiehlt die Mehrheit der Deputation die Anstellung »an IM neuen Gensdar- men, während die Minorität nur 50 neue Gensdarmen bewilligen will. — Landtag. Die Verhandlungen über diclangcbllche Publi kation des päpstlIcl, c» U n t e h l b a r k c i t S b v g in a s durch Verlesung dcS Fnldaer Hirtenbriefs halte gestern den Tribünen der 1. Kammer viele Hüntcrte von Menschen zugelührt. Beson ders war auch die Danicntribünc übmüllt. Laut des von Herrn v. Sahr verhaßten Berichts schlägt die Mehrheit der Deputation vor: in Erwägung, daß die bisher abgegebenen Erklärungen der Regierung in genügender Weste beurkunden, daß eine Verkündi gung des UrstchlbarlcitStogma'o durch die Vcrlcinng des Fnldaer HirtenbriekcS von den katholische» Kanzeln nicht stattgekuiiten habe und nicht habe stattfinden können, dem Beschlüsse der 2. Kam mer aus cincnochmaligcBcurkundnngnichtbelzutrelcn. Hingegen empfiehlt t!c Minorität, Bürgermeister Elans; den Beschluß der 2. Kammer also anzuneffmcn: an die Sta'isrcgicrnng dao Er suchen zu richten, In geeigneter Weise alsbald ölienrilch zu beurkunden, daß eine Verkündigung des llistchlbarkcitötogmas durch die Verlesung des Hirtcnbrlescs pon den Kanzeln nicht ftattaesundcn habe »nd niebt habe stattsinkcn können. Der erste Redner, der frühere Eullusministcr 1)r. v. Falk eil st ein, rechtfertigte ausiüffrlieff gegenüber den Angriffen, die er in der 2. Kammer erfahren, seine Haiidlimgswciic. Die Verwei gerung des königl. PlacctS zur Publikation des Unichlbarkcitö- dogma S habe nicht io gedrängt, das Dogma sei auch sehr rest lich zu prüfen gewesen, während die Verlesung des Fuldacr Hir tenbriefs aus Anlaß des 25iährigcii Pricsieriubiläuiiiödcö PapsteS presstet habe. Mit großer Entrüstung wicö er den Verdacht von sich, als habe er in übst in Glauben gehandelt. Es wäre doch auch zu seltsam gewesen, wen» er erst indirekt durch Eenehmi- gnng der Verlesung des Hirtenbriefs jenes Dogma babe zuleissc» wollen und ihm 14 Tage später das königl. Plaect verweigert habe! Niemand habe bisher in Sachsen versucht, auS dem Dog ma, zu dessen Publikation ec daS königl. Plaect verweigert habe, iiachtheilige Eonscguenzen für den Staat zu ziehen. Wenn Ludwig in der 2. Kammer gesagt: die Leute würden aus Ihn (Falkcnslei») mit Fingern westen, daß er indirekt die Verkündigung jenes Dogmas bewirkt habe, so antworte er: da alle diese Voransictzungcn nicht einträsen, so zeigte viel eher das Volk mit Fingern aus Ludwig, der ohne Roth Dinge zur Sprache brachte, die ohne den gesunden Sin» des Volks sehr leicht zu Unannchmlichkcitcn führen konnten. Wen» man gesagt: in Sachsen müsse man vor Allem kaS evangelische Princip wahren, so weise er darauf hin, daß er an der Schaffung der cvangelstch-Intherlschen Synode gearbeitet habe, dieses besten' Schutzes unserer Kirche. (Bestall.» Bischof Forwcrk: Vom staatsrechtlichen Standpunkte aus bekenne auch ich, daß durch Verlesung des HirtcnbricicS weder eine aintliche noch hlrtcnamt. liebe Verkündigung des UiiichIbaikcitSkogma in Sachsen statt- gciundcn hat (Bewegung. Hört! Hört!»; dasselbe wird darin nur beiläufig erwähnt, während sein Hauptgcgcnsland da« 25,sährigc Priciicrittbstälun dcö Papstes Ist. Eine offne Anführung des Wortlauts stattfiudcnde Beziehung auf eine Entscheidung kann uninöglich eine Entscheidung genannt werden. Ich verwahre mich entschiede» gegen die Insinuation, als ob ich durch Ver lesung des Hirtcnbriesö indirekt, durch ein Hintcrpiörtchcn habe erschleichen wollen, waö aus dikcctcm Wege nicht zu er langen war. AIS Ich dem damaligen Minister v. Falken- ste!» am :m. Mal de» Hirtenbrief vorlcate, konnte ich unmöglich wissen, daß er mir am 2ff>. Juni die Verweigerung des königl. Placctö zur Verkündigung des Dogmas zustcllcn werde. Ich hatte allerdings die Erlhcilnng dcsPllnctS erwartet. Ferner erkenne ich mit der Regierung an, daß von einer landcögcictzlich ln gütiger Weise publicirten Entscheidung keine staatsrechtlichen Wirkungen herzuleitcn sind. Eine starke Zumuthuiig erscheint cS mir, daß die Regierung das, was sie bereits dreimal erklärt bat, nochmals zum v ---ten Diale erklären toll. Aber gegenüber den Auslassungen i» der 2. Kammer kan» ich den religiös-kirchlichen, de» Gewissenöffandpunlk nicht unbcrührr lassen; bin beiden Kammern Offenheit schuldig, ich will dura, mein Stiliichwclgen nicht meinen Glauben intlrcct verleugne», den Katholiken kein Aergerniß dercllc», Das anerkannte GlauvcnSprincip der katho lischen Kirche Ist das untrügliche kirchliche Lehramt, daraus iolgt, daß alle Lchrcntschcidungl» der Eonsilic» durch iffrc vom Ober- Haupte der Kirche i» Rom ordi <>t >„ !>> gemachte Publikation iüc die Gewissen der Gläubigen verbindlich sind. Auch die Dccrete des Eoncilö von Tpent sind nicht in allen Staaten vub teilt und doch skr alle Katholiken verbindlich. Die Publikation ist ln den einzelnen Landern io nicht nötkstg. Wäre sie es, io hätte ich mich unmöglich begnügen düricn »nt der ersten Ab weisung, dann hatte ich alle möglichen gcictziieffeu Mittel ergrci- icn müsicn, daß die Regierung sich wcnigacns aus de» Stand punkt der würtcmbergischen Regierung stellte, zu erklären, daß dieses Dogma keine bürgerlichen odcr staaisbärgerlichen Folgen hätte. In Sachsen ist RcligionS-und Gewinenelreiheit durch die Vcriaff'uitgsurkmtde verbürgt; weder Reest-rung uoch Stände entscheiden was von einzelnen Rcligionsgemcustllmitcn zu glauben ist. Habe ich so meine Pflicht gegen die Kirche crinllt, so drängt cö mich auch eine Pflicht gegen das Vaterland zu erfüllen. Aus alle Vorwürfe, die in der 2. Kammer gegen die katholische Kirche, ihr Oberhaupt und Lehre fielen, will ich nicht antworten. Jene ticivcrlctzentcn Acußcrungcn beruhen ans Mißverständnissen oder falschen VorauSietzungcü. So sagt man: in der Unfehlbarkeit ist die Oberfferrschait des Papstes über alle Staaten und sein Recht, die Fürsten abzusctzen und die Untcrthanen von der Treue zu entbinden, enthalten. DaS ist nicht wahr. Ein Rundschreiben dcS Papstes Ende der 4t»cr Jahre verwirft Ungehorsam gegen rechtmäßige Fürste» als irreligiös. Der 18. Canon llo ecolesür lautet: Wenn Jemand sagt: die weltliche Gewalt, die zur Re gierung der bürgerliche» Gciellschait »othwendig ist, sei nicht von Gott, man sei derselben nach göttlichem Gesetze Unterweisung nicht schuldig, der sei nnögcschlossen von der Kirche. Und Canon 17 sagt: Wenn Jemand sagt: die kirchliche Unabhängigkeit, wovon die katholische Kirche lehrt, daß sie ihr von Ehristus ver liehen sei, und die Souveränität der Staatsgewalt könnten nicht ncbeneinantcr so bestehen, daß Beider Rechte gewahrt seien, der sei im Bann! Vor 2 Jahren erklärte der Papst einer Dcputa- tion: Nur boshaile Menschen köiinlen Ihm nachiagen, daß er noch heute wie im Mittelalter Fürsten absetzcn wolle. Daran denke er heutzutage am allerwenigsten. (Bei diesen Worten bricht die Volkötribüne In herzliches Gelächter aus.) Wenn in Sachsen ein katholischer Priester clwaö Dem Entgegengesetztes lehrte, io würde ich ihn entschieden teitcln. Zuin Sefflusse noch eine Bitte an alle wahren VaterlandSircunde. Man höre bezüglich der Unfehl barkeit auch den andern Tbe»! Man leie die Schritten von Auto ritäten der kath. Kirche (der Bischof nennt eine Anzahl, darunter den traurig bekannten Büches Mart.v.Padcrborn) undman wird finden, daß bezüglich dcS Unfchlbarkeitötogmaö ein großer Theil der Tagespreise die unwürdigsten Verdrehungen erfunden hat. um die kathok. Kirche, der 14 Millionen Deutsche und 20» Millionen auf der Erde angshören, auf das schmachvollste hcrabzuwürdigen VultuSminister vr. v. Gerber aiebt arüs neue die Erklärung ab, daß die Unfehlbarkeit in Sachsen nicht proklamirt sei. Sille offiziellen Organe dcö Staats erkennen tick an, auch die 2. Kam mer stimme dieser Ansicht bei. Heute, nachdem der Bischof die selbe Erklärung abgegeben, lei vollends ei» Zweifel hieran un möglich. Er iei durch rie Erklärung dcö Bischofs befriedigt, daß dieses Dogma auch nicht einmal hirtenaintlich verkündet sei. Nie mand sei Inniger als die Regierung von der Unantastbarkeit der RcligionSirelheit überzeugt, dieses schönsten Resultates einer Ar beit vieler Jahrhunderte. Aber freilich: man solle auch unter scheiden zwischen den Gebietern des inneren religiösen Lebens und der Bcthätignng desselben in staatlicher Beziehung. Dem Staate sei unbeschadet tcr/ReligionSireibeit »das Recht gegeben, das kirchliche Leben zu beobachten, um stets wahrzunehmcn, ob die Kirchen die Grcnzien des inneren religiösen Lcbcnö auch Ivnc- baltcn. Daraus beruhe daS- königl. Plaect. Wenn also der Bischof von der Freiheit des inneren religiösen Lebens gesprochen, so macffe er, der Minister, Ihn aulmcrksam, daß in Sachsen ein königliches Plaect sür das, was der Papst orbl vt urdi verkün den wolle, eristire. (Bestall). Hieraus bringt der Vertreter der Universität, der Professor der evcmgellschcnTheologie, vi-.Frlcke, folgenden Antrag ein: „In Erwägung, daß durch die Erklärung res Biseffoiö, alö des obersten Vertreters der katholiseffen Kirche in Sacksten, nun auch klrehlicherieitS beurkundet worden ist, daß eine Verkündigung ,deS llnschlbarkcitödogma's durch Verlesung des HIrkcnbricis weder amtlich noch hirtenamtlich slattgeiunden habe, »och habe siaitflndcii können, in Erwägung, daß hierdurch die Privatäußcrnnae» des katholischen Kircheublattes setzt auch kirchlichcrscikS richtig gestellt sind, beschließt die 1. Kammer: i. den Antrag der 2. Kammer aui nochmalige Beurkundung der Nichtanküiitigung aus sich beruhen zu lassen, 2. in Anbetracht der jetzt veränderten Sachlage die 2. Kammer zum Beitritt e!n- zuladc». - Dieser »Antrag wird nach längerer Debatte, über die wir später berichten, gegen 10 Stimmen (die Bürgermeister Piolcnhauer, Lohr, Martini, Hirschberg, Hennia, Müller und Elauß, Domherr v. Watzdorf, AdvocatDcumer, -vandekökammer- präsident Rülcke) angenommen. —Die 2 Kammer hielt gcstem zwei Sitzungen, in der sie daS Justizbudget berieth. Hierüber später Näheres. — In diesen Tagen ist in Plauen i. V. der Bau der Elster thalbahn — der an anderen Stellen schon weit gediehen ist — in Angriff genommen worden. — In der Sonntagsbeilage befindet sich der Schluß des den „Bausteinen" entnommenen Aufsatzes des Ncgicrungsrath Friedrich über Armenpflege. — Der Annenkirchenvorstand hat in Folge verschiedener Be denken, mit Dank für die freundliche Absicht, die seiner Zeit vom hiesigen Uhrmacher Herrn Feind offeriere, auf seine Kosten herzu- ftellende Petroleum -Beleuchtung dcS Zifferblattes der Anncn-Kircheu- uhr abgelehnt. — Meteorologische Notizen und Andeutung des Witterungsganges. Aus zu Dresden beobachteten und notir tcn Witterungs-Vorgängen ergiebt sich, daß von 28 Februar-Tagen im Mittel 3 Tage hell, 16 Tage gemischt und 9 Tage bedeckt er scheinen, und daß an 15 Februar-Tagen Niederschläge statthaben welche an 6 Tagen nur stiegen, an 3 Tagen Regen und Schnee und an 6 Tagen nur Schnee enthalten. In einem vierzigjährigen Zeit räume waren l 6 Februar-Monate großenthcils winterlich ; die übri gen Februare dieses Zeitraums hatten fast durchgängig laue, bis weilen warme Temperatur. In einigen Jahren trat im Februar noch anhaltend größere Kälte ein, so daß das Elbeis in der Nähr von Dresden zum Stehen kam. so in den Jahre»» 1841 und 1857i , -iE
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