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.-«-.PN.« »arienft«-»- «inzelne Nummern l Ngr. iluftage: 23000 «rn>I tzür die NLckgab« eing«. landtcr Mannscripie macht sich die Rcdactlon nicht verbindlich. Znseralen.ilnnobnie aui- »iirti: »-»»«a-tolu »nii ro»i«e in Hamburg, vcr- 'in, Wien, Leipjtg, Basel, vreeiau, nrankfmt a. M. — Nach dkoaa« In Berlin, Leipzig, Wien, Haneburg, Srantsur» a. M.. Miin- chcn, — vaad« L La. in iUanisurt a, M. — kr. Vo>»t in ilbemntp, — Na- ea», l-aiitt», Laiiiae t La, in Paris. Tageblatt für Unterhaltung und .Druck und Slgenthum der Herausgeber: Ltepsch ör Reichardt in Dresden. Verantwort!. Nedacteur: Julius Neichardt. Ln1er»ümerd,«»«ten. «rai« I» angenommen de» ilb.« Udr, Sonntag» »,» Ltttag» 12 U»r. An dt«unädti grobe »Ioi>ar- a»N« » bt»«bd. b U»r. Der Raum einer ein- Ipaltiaen Petilzeile tollet l, Pt«, rlngesanbt die Seile » Ngr. «ine «daraniic «Le da» »Lchftligige «rr,chei- nen dec Inserate wird nicht gegeben. LuiioSrligc Annonce Aufträge von uns unbe kannte» Mrmcn u. Per ionen tilferiren wir nur gegen Pränuincrando- Zablnng durch Vlies- Unarten oder Posieintaii« lunz. u Silben losten >>/, Ngr. Ausldärtig- können nie Zahlung auch aus eine DreadncrHtrni» »»weisen. Di« Eid. Nr. 24. Neunzehnter Jahrgang. Mltredacteur: Für das Feuilleton: vr. Lmtt Nterkzr. Hnrtu»»na. Dresden, Sonnabend, 24. Januar 1874. Politisches. Nahezu betäubend muß die Unterdrückung des clcricalen Jour nals „UnivcrS" auf die Franzosen gewirkt haben. Von der bom- Lenähnlichen Wirkung auf die Presse veröffentlichen wir unter der „Tagesgeschichte" eine Probe; wir fügen hinzu, daß alle Briefe aus Paris voll der Schilderungen über dm Schmerz und Zor» der Franzosen sind. Unsere Nachbarn fühlen sich gcdemüthigt, daß nach dem Preßgesetze Frankreichs ein Blatt zwei Monate lang nicht gedruckt werden darf, das zur Ermordung des Kaisers von Deutsch land und seines ersten Ministers aufsorderte. Wir erkennen an, daß die Regierung Frankreichs ihre Pflicht willig erfüllte, als sie, kaum daß diese Jnfainie gedruckt war, den Blitz auf das Haupt deü schuldigen Redacteurs niederzuckcn ließ. Jene Regierung hat in dem weiteren Verbote des öffentlichen Straßenverkaufs der „Opinion nationale" einen neuen Beiveis geliefert, daß sie sich und Deutsch land nicht ungestraft beleidigen lassen will. Aber die Franzosen selbst thuen doch Unrecht, sich unglücklich zu fühlen und von Ver wünschungen gegen Deutschland übcrzufließen, wenn es nicht gedul det wird, daß eine Journalistenfeder die Dolche für Königsmörder schleift. Wohin kommen wir, wenn solche Bubenstücke, gegen die Häupter einer anderen Nation verübt, ungesühnt bleiben sollen? Voraussichtlich wird der Sturm der Entrüstung gegen das „über- müthige Deutschland, das das unglückliche Frankreich unerbittlich verfolgt", noch eine Zeit lang rasen. Schaden fügt er uns nicht zu, er lehrt uns nur erkenne», welche Gesinnungen ein Volk be seelen, mit dem gute Beziehungen zu pflegen, uns Politik und Dor theil rathen, das aber uns durch die Zügellosigkeit seiner Leiden schaften nöthigt, die Hand am Schwerte scsi zu halten. Als wichtigste, als nächste Vorlagen des neuen Reichstags nennt man das Preß- und das Militärgcsetz. Hohen Werth legt die Reichsregierung auf die Verabschiedung desselben in dieser Früh- jahrssession. Das Budget für 1875 wird voraussichtlich erst in der Herbstsession zur Berathung kommen. Auch der kirchliche Con- flict wird an den Reichstag hcrantreten. Ein Gesetz wird vorberei tet, das Bestimmungm über die Wohnsitze enthält, in denen wider haarige Bischöfe internirt werden können. Man darf gespannt sein, welche Gegenden als Strafkolonien solcher Priester erkoren werden. Voraussichtlich ist Der Erzbischof Ledochowski der erste, der in eine solche Strafcolonie versetzt wird. Ausgepfändct bis auf die letzten Möbel fährt er mit Seelenruhe fort, gegen das Gesetz ohne Mitwirkung der Staatsbehörden katholische Geistliche anzu stellen. Er hat abermals Vorladung erhalte», um sich für diese Schritte zu verantworten. An dem Tage, wo sich Altstadt-Dresden zwischen dem Candi- daten der rcichsfrenndlichen Parteien, I)r. Minckwitz, und dem Ean- didaten der Socinldemokratie entscheidet, deren Beziehungen zu den Mramontanm so zahlreich zu Tage treten, findet in England ein großes protestantisches Meeting statt. Dasselbe ist bestimmt, in dem Kampfe Deutschlands gegen die Römlinge ein kräftiges Wort >ur Ermuthigung Deutschlands zu sprechen. Leider hat der greise Vorkämpfer des Protestantismus, O'Russel, aus Gesundheitsrück sichten abgelehnt, den Vorsitz in dieser Versammlung zu führen. In seinem Schreiben heißt cs: „Die Grundsätze, welche mich verpflich teten, die Freiheit aller Religionen zu verfechten, verpflichten mich auch, gegen eine Verschwörung zu protestircn, deren Ziel die Fessel ung Deutschlands ist. Ich erkläre daher in Gemeinschaft mit allen Freunden der Freiheit und hoffentlich mit der überwiegenden Majo rität der englischen Nation, daß ich mich nicht länger als Verfechter der bürgerlichen und religiösen Freiheit betrachten könnte, wenn ich nicht meine Sympathien für dm deutschen Kaiser in dem edlen Kampfe, welchen derselbe gegen den Ultramontanismus unternom men hat, ausdrückcn würde. Seine Sache ist die der Freiheit. Die Sache des Papstes ist die der Knechtung." Aus Amerika kommt die Kunde von dem seltsamen Tode der Siamesischen Zwillinge. Bekanntlich hatten sie sich, in tödtliche Feindschaft zu einander entbrannt, entschlossen, sich dem Messer des Anatomen anzuvertrauen, das sie für immer scheiden sollte. Die Operation ging vor sich, aber der eine Zwilling starb unter dem Messer, der andere überlebte ihn zwei Stunden. Wie ihr Leben ein Doppelleben geivesen, war auch ihr Sterben ein Doppelsterben. Eigenthümliche Seelenqual des Lebensfähigeren, zwei Stunden lang an eine Leiche gekettet zu sein und das zersetzte, vergiftete Blut des Todtcn in seine noch pulsirmden Adern rinnen ynd langsam, Spanne um Spanne, aus den: gestorbenen Körper die Starre, die Lähmung, die Ertödtung in seine lebenden, fühlenden, vibrircnden Glieder schreiten zu fühlen, nachdem er den ganzen Todeskampf seines Köx- pcrgenossen mitgekänipft, mitgelitten. Jenseits des Occans wird in diesem Augenblicke die Wissenschaft mit Secirmcffer und Mikroskop an die Lösung des Problems geschritten sein, welches durch Jahr zehnte den Scharfsinn herausforderte, ohne zu irgend einem wider spruchslosen Ergebniß zu führen. Die Natur schuf eine Spielart, eine Variante. Die beiden Kampflager der modernen Wissenschaft, so führt das „N. W. T." aus, die Spiritualistm wie die Mate rialisten, die beide nach ihrerArt dcnSchleier, der das großeSchöpf- ungSgeheimniß birgt, gehoben, das große Welträthsel gelöst zu haben wähnen, sie standen rathlos vor dieser Mißgeburt, vor dieser Aus nahme, die ihre Regeln über den Haufen warf, vor diesem Natur spiel, welches ihre Natursysteme zertrümmerte. WaS war'ü? Durch irgend einen natürlichen Zufall wuchs ein Ncrpcngeflecht des einen Embryo in den anderen, den der gleiche Mutterleib barg, hinüber, ein Blutgefäß ästete in den zweiten Körper über, und so entstand eine physiologisch« Zweieinheit, eine Gemeinsamkeit des Blutes und eine Gemeinsamkeit des Nervensystems. Die Natur begnügte sich mit dieser Aneinandcrkcttung. Die beiden Hälften dieses Dovpel- menschen waren einander physisch vollkommen gleich, beide tzlcichen Geschlechtes, beide gleicher körperlicher Beschaffenheit. Keg, Ver langen, keinen Schmerz, kein Behagen und keine Freude, die körper licher Einwirkung entsprang, vermochte der eine zu empfinden, ohne daß der andere dieses Empfinden theilte. . Der Hunger quälte sie gemeinsam, die Müdigkeit überfiel sie zu gleicher Zeit, und jede Er krankung des einen bereitete auch dem anderen Schmerz. So war dieses Doppelwescn eine vollkommene physische Einheit, aber nur dies. Wo nicht rein physische,'wo intellektuelle Einwirkung das Empfinden erregt, waren sie durchaus selbstständige, durchaus con- trastirende Individuen. Sie hatten die entgegengesetztesten Tem peramente, die widersprechendsten Neigungen, den contrastirendsten Geschmack und die unvereinbarsten Anschauungen. Dieser Doppel mensch lebte in ewigem Zank und Hader seiner beiden Hälften, die einander haßten und anfeindeten und voll tiefem Seelenschmerz in das Untrennbare Zusammenlebm sich schickten, welches die Laune der Natu« ihnen auferlegte. Die Zwillinge heiratheten — eS mögen zehn Jahre seitdem her sein — zwei Schwestern, die sich darein fan den, den beiden Hälften dieses Monstrums die Hand zu reichen Jede Hälfte gab acht Kindern, die in nichts an ihre Erzeuger ge mahnen, das Leben. Aber dieser eine Körper mit zwei Seelen zeigte recht deutlich die scharfe Trennung physischen und geistigen Lkbens. Die Spiritualisten sahen durch diese Mißgeburt die Existenz der vom Körper unabhängigen Seele erwiesen, während die Materialisten aus der Verknüpfung des Nerven- und Vcnengeäders keinen Rück schluß auf die Einheit und Gleichartigkeit der Nerven- und Gchirn- thätigkeit gelten ließen. Nun, da das Zwillingswesen, in welches sich dies Problem kleidete, todt ist, wird die Wissenschaft an seine Lösung herantreten, die vermuthlich wieder weder die schroffen Dog men dar einen noch der anderen Partei unanfechtbar machen wird, als sie cs sind. Nahe an die vierzig Jahre sind es her, seit die Siamesischen Zwillinge als Schöpfungswiindcr die Reise um die Welt anteaten, deren beide Hemisphären sie an die fünfmal durch reisten. Barnum, der große Naritätenmann, machte mit ihnen eines seiner Hauptgeschäfte. Sie erwarben sich ein stattliches Vermögen und mögen ihren sechzehn Kindern eine Vicrtelmillion Dollars bin- terlasscn hoben. Ihre Abstammung und ihr Alter blieben in un durchdringliches Dunkel gehüllt. Es ist bis heute unentschieden, ob Sictm ihr wirkliches oder nur ihr Humbugvaterland gewesen sei. Im Reiche der „Naturwunder" tritt die bekannte „zweiköpfige Nach tigall" ihre unuüttMare Erbschaft ^ - - > ------- Locale» «n» ESchsischtS. — Der OberappellationsgerichtSrath v. Friesen, Bruder des sächsischen Finanz- und Eisenbahnministers, ist zum richterlichen Mit glieds des ReichseisenbahnamtcS ernannt worden. — Der Dircctor der Forstakademie zu Tharandt, Oberforst rath vr. Judcich, hat den Oesterrcichischm Orden der eisernen Krone 3. Classe, der Professor an der Bergakademie zu Frciberg, Bergrath vr. Richter, das Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens erhalten. — Einer Mittheilung der „ReichSzcitung" zufolge wäre der ReichSobcrhandclögerichtsrath vr. Goldschmidt in Leipzig für den Auftrag ausersehcn, den Entwurf eines deutsch-bürgerlichen Gesetz buchs auszuarbeitc». — Alle unsere Informationen laufen dahin zusammen, daß der sächsische Landtag am 4. Februar vertagt wird, um den Ministern und Abgeordneten die Möglichkeit zu bieten, den Rcichstagsarbcitcn sich zu widmen. An eine Erledigung des Budgets bis zu diesen: Termine ist nicht zu denken. Nächste Woche wird allenfalls noch das! Budget des Cultusministcriums in der 2. Kammer durchberathcn werden. Auch beabsichtigt man noch diejenigen Posten des außer ordentlichen Budgets zu erledigen, in denen Geldmittel zur Vor nahme von Bauten verlangt werden, um die Regierung in den Stand zu setzen, diese Bauten zeitig «»Frühjahre beginnen zu lassen. Alle übrigen Theile des Budgets bleiben unerledigt bis nach Ostern. In der Zwischenzeit jedoch werden die Finanzdcputationen beider Kammern Sitzungen halten, um nach Ostern in rascher Folge das Budget zu erledigen. Die Beaniten, so sehnsüchtig sie auf ihre Zu lagen gewartet haben, müssen sich also mindestens noch auf 3—4 Monate gedulden. Erst nach völliger Verabschiedung des Budgets können diese Zulagen zur Auszahlung gelangen. Zwar bekommen die Beamten dann die Zulagen für mehrere Monate zusammen auf einem Breie aus- und nachbezahlt, aber es wird wenige Beamte geben, die mit dieser Art der Erledigung ihrer Zulage einverstanden sein werden. Die Verzögerung hat ihnen eine Art Sparkasse, jedoch ohne Zinsengewährung, geschaffen. — Heber vie gestrigen Sitzungen beider Kammern berichten wir morgen. Für heute nur so viel, daß der Tempel der Bcredt- samkeit in der Zweiten Kammer sich nur sehr spärlich füllte, so daß Präsident vr. Schaffrath einen Namensaufruf bewirken mußte, um constatiren zu lassen, daß die Kammer immer noch nicht beschlußfähig sei. Endlich war die nöthige Anzahl Abgeordneter anwesend. Es wurde u. A. beschlossen, daß die in Dresden wohnhaften Abgeord neten auch in Zukunft keine Diäten erhalten sollen. — Nächsten Dienstag findet die engere Wahl zwischen vr. Minckwitz und vr. Jacoby statt. Der elftere ist der Candidat der vereinigten Fortschrittspartei, der Nationallibcralen und der Con- servativen, der letztere wird von den Socialdemokraten aufgestellt. Diese Partei macht gewaltige Anstrengungen, von den anderen Par teien vernimmt man, außer den Empfehlungen des Wahlcomitee's, nur wenig. Die Goldschmidt'schc Partei hat beschlossen, für vr. Minckwitz zu stimmen. Ein gleicher Entschluß'wäre auch von den Minckwitzianern gefaßt worden, wenn Goldschmidt zur engerenWahl mit Jacoby gekommen wäre. Es erscheint unü fast unzweifelhaft, daß Vr. Minckwitz eine große Majorität auf sich vereinigt. Vor aussetzung dabei ist allerdings, daß Diejenigen, die für. ihn bereits stimmten, und die Goldschmidtianer ihre Pflicht an der Urne auch auSüben. Hierauf richten wir wiederholt die Mahnung. Sachsen ist nunmehr zur Genüge durch Socialdemokraten im Reichstage ver treten; es ist Zeit, daß auch die anderen Parteien tüchtige Kräfte hinsenden. Noch auf Eins weisen wir hin. vr. Jaeoby stcht gleich zeitig in Altstadt-Dresden und imLeipzigerLandkreise zur Stichwahl. In: letzteren Kreise soll er ziemliche Chancen haben, wenigstens be haupten es seine Anhänger. Ist dies so, so ist cs um so weniger nöthig, daß vr. Jacoby noch ein zweites Mandat aus Dresden er hält und dasselbe eventuell ablehnt. Solchenfalls stürcke in Dresden abermals eine Neuwahl und eventuell Stichwahl bevor. Wer also die Wahlagitation in Dresden für die nächsten 3 Jahre zum defini tiven Abschluß gebracht sehen will, der gebe am Dienstag einen Stimm zettel ab, auf dem steht: Stadtrath vr. zur. Minckwitz, Dresden. -- — In würdiger und doch zugleich vom edelsten Frohsinn ge tragener Weise beging am Donnerstag die Künstlerschaar des Resi denztheaters die 100. Vorstellung dieses Kunsttempels. Einer lie benswürdigen Einladung des so rasch zum Liebling Dresdens gewor denen Direktors vr. Hugo Müller folgend, vereinigten sich nach Be endigung der Festvorstellung im Hotel deSaxe die Schauspieler und ihre Colleginnen, dieMmmtlichen Vertreter der hiesigen Kunstkritik, mit Ausnahme des Herrn Otto Bank und Ludwig Hartmann, viele Schriftsteller und eine große Zahl Freunde des NesidenztheaterS, um an einem Banquet zu Ehren dieses ersten Jubeltages theilzunehmen. Es war ein munteres Völkchen, das sich dort versammelte: die Schau spielerinnen in feinster Balltoilette, ihnen Allen voran die graziöse Frau Director Müller, heute mehr wie je> des Beifalls sicher; der körperlich gelähmte und geistig so frische „Ealculator an der Elbe", Herr Reinhardt, an seinen Rollwagen geschmiedet, zu dem in seltsamem Contraste der wie Mousseux im Champagnerglase prickelnde Paul Lindau stand, expreß aus Berlin hierher geeilt, dessen eleganter Quadrillcnschwenker bald um eine anniuthigq Schauspielerin hüpfte, bald vor einem Veteranen der Presse ehrerbietig Halt machte. Allen Festgenoffen sah man die Freude über das bisher so glücklich Er reichte an. Hat sich doch das Theater auf der Circusstraße in den wenigen Monaten seiner Existenz zu einem Achtung gebietenden Kunstinstitute heraufgearbeitet, das, wenn es innerhalb seinerSphäre auch ferner edeln Impulsen folgt, die beste Gewähr für ein ferneres Gedeihen bietet. Den ersten Trinkspruch brachte Nedact-Reichardt auf Director Müller selbst aus, dem weitere Toaste auf dessen Gattin, das Theater, die Künstler und die Frauen folgten. Recht witzig war ein von vr. Weiße ausgearbeiteter Vortrag in dem er die Titel der in« —i Residnezthi-Wr «mfFchchckm Stück« «mmthbg vsnvob. Unter all gemeiner Spannung erhob sich vr. Müller, um den Gefühlen, die ,hn bewegten, einen herzlichen Ausdruck zu verleihen. Er dankte zunächst aufs Innigste dem treuen Fleiß« seiner Lollegen und Colle ginnen, um zu einem Danke gegen die Dresdner Kritik überzugehen. Er führte aus, wie die Presse Dresdens in wohlwollendster Weise ihn durch Anerkennung und verständigen Tadel fördere, wie sie, wie wohl keine zweite innerhalb Deutschlands, unbestechlich und rein objectiv ihres schwierigen Amts warte. Den größten Dank schulde er aber dem Publikum Dresdens, das ihm mit ausgesprochener Sympathie entgegenkomme und in Wahrheit eine süße Statte der Heimath bereitevhabe. Cr gelobte unermüdliches AuSharrefl auf dem betretenen Wege. — Noch manches herzliche Wort wurde ge wechselt, als die Gäste .... „den Ckampagnertchaum - . von den Gläsern bliesen." Lange nach Mitternacht erst ging die Festversammlung zu einem von Grazie und Heiterkeit durchwebten Ball über. Glückauf, Herr Director! — In dem Schwurgerichtsprozesse gegm die 25 wegen des Tumultes in der Plcissengasse in Leipzig (im August v. I.) Ange- ! tagten wurde am 29. das Urtheil gefällt. Nach demselben sind 2 Angeklagte wegen schweren Landfricdensbruchs und Aufruhrs zu je 4 Jahren, 2 andere zu 2>/z resp. 2^ Jahr Zuchthaus, 2 Angeklagte wegen Landfriedcnsbruchs zu je 2, einer zu 1 Jahr Zuchthaus ver- urtheilt. Gegen die übrigen Angeklagten wurde wegen Landfriedcns bruchs oder Aufruhrs auf Gefängnißstrafen von 8 Monaten bis zu 2 Jahren erkannt! — Seit gestern früh 7 Uhr treibt bei nur mäßigem Paffer wuchs (Wasserstand 1 Meter unter Null) das in Böhmen bislang gestaute Eis an Dresden vorüber. Die Schollen sind meist 6 Zoll stark, ihrer aber so viele, daß sie den Strom wie mit einer weiß-m Schaumdccke fast vollständig bedecken. Bei Loschwitz Mar gestern die Ucbcrfahrt ganz unmöglich. — Es sind uns von hiesigen Geschäftsleuten, die die Wiener Weltausstellung beschickt hatten, schon häufiger Klagen darüber zu gegangen, daß der Rücktransport der ausgestellten Sachen ein lo langwieriger wäre. Diese Klagen scheinen nunmehr ihr Ende er reichen zu sollen, denn beispielsweise ist der Ausstellungsschrank der Sächsischen Tabak-Fabriken, vorm. A. Collenbusch, hier, deren Fabri kate mit der Verdienstmedaille prämiirt worden sind, vor einigen Tagen hier angekommen und im Zweiggeschäft, Hauptstraße 19, mit den in Wim vertreten gewesenen Cigarrensortcn zur-Schau ausge stellt. — Die Inhaber von Remisen dürften klug handeln, sich vor einem Diebe zu bewahren, der Abends sich in Ställe und Remisen einzuschleichen weiß und daraus stiehlt, namentlich sein Augenmerk darauf zu lenken scheint, ob nicht vielleicht auf oder in einem der darin stehenden Wagm ein Kutschermantel oder ein Fußsack ». dergl. zurückgeblieben ist. — Vorgestern Nachmittag ist in dem Gehölz hinter dein weiten Neustädter Friedhof ein unbekannter Mann in den hohen 40ger Jahren, dem Arbeitcrstand angchörig, erhängt aufgefundcn worden. — Bei einer auf der klemm Schießgaffc wohnhaften Frau, die Aftermiether im Quartier hat, logirte sich vor einigen Tagen ein Mann von ungefähr 30 Jahren rin, der hier irgendwo in Arbeit stehen wollte. Vorgestern verließ derselbe die gemeinsame Schlaf kammer, die er mit den anderen Logislentm seiner Quartiervcr- micthcnn theilte, früher, als seine Cchlafgenossen aufgewacht waren. Al» dieselben später aufstanden, vermißte der Eine seinen Rock, ein Anderer seine Beinkleider, ein Dritter die ihm gehörige Mütze, und