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sscn und >en- hlr. MM »ft 0 18 ll 20 ru. nrAn. lir. 17; 'KL rraua. Lstrist- tz» 3* lKöt - lator ist E. M. . Gast, . Wil- i Ncu- oldiö- > stk in, lc, <x. itlhelm »<8roh- d Bert- ls ielit.dnst mch diele etze». stlcr, rren- fe 4». von Ke 7. Sprcch. >Ir dt, «U-,ab, ,tng«. >»«dter Mauulcrtvt« «acht flq d» Rivactlo» »ich, »ertindNch. Snsniten-Annadme »u«» Wart«: N»»«»»>«>» unck Nredlau, »ranNurt a M, — »,L tlo»»« in P-rll», L8»jla, Wie», Hamburg, Nrankfurt Miln- Ken. — 0»at» » 0». ln ftranlsart a. M. — kr. V-tg» ,n »drimntz. — N»- WI,1»d»t», »alti-r » L«. in Pari«. Tageblatt sar Uiltcrhaltimg n»d Nr. 1». Nennzehnter Jahrgang. .Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch K Nkichardt in Dresden. Verantwortl. Redacteur: JutkttS Nekchüriit. i»al^t»rn PetiljkNe »pftet l-,Psa. UtUgetaildl die ^ geil« Rgy - »ln« Vataut» tür dag - niichfttägige »richet- ne» der Inserate wird nicht gegeben. «uswdriige «lnnoncen- »luftrLgc von UN» unde» kannten Firme» u. Per sonen tnseriren wir nur gegen Priinümerando- zadlung durch Brief marken oder Posleinjig- lung. !> Pttbrn kosten I», Na«. Lu»wdrt>ge können die Zahlung auch aus eine DreiduerJtrma anwetsen. Die <kx». Mitredacteur: vr. Lnatl SlerOZk. Für daS Feuilleton: LllnSvIs DreSve«, Solnwvem», 1». Januar 1874. Reichstagswahl. Wir ersuchen ie geehrten Wahlvorständc der Dresdner Wahl bezirke, sofort nach der Auszählung der Stimmzettel von dem Cr- gebniß der Wahl uns auf unsre Kosten Mittheilung zu machen. Derartige Meldungen nehmen ivir bis 8 Uhr Abends in unserer Redaction, Marienstraße 13,1. entgegen. Auswärtige Freunde unsere« Blattes bitten wir ebenfalls, uns so schleunig wie möglich mittelst Telegramms, Briefe oder Correspon- denzkarte — selbstverständlich gegen Kostenersatz — Mittheilung über das Wahlergebnis; zu machen. »L« »««Isvtlois. Politische«. Vor der Hand scheinen die neuen Gewaltinhaber Spaniens die Militärdiktatur fortführen zu wollen. Davon, daß die Nation der Spanier demnächst zu den Wahlen berufen werden solle, um durch neue Cortes den militärischen Staatsstreich zu billigen, verlau tet noch gar Nichts. Name und Titel einer Republik wird von ihnen vorläufig noch beibehalten. Wir besitzen daher in Europa jetzt zwei konservative Republiken, diejenige jenseits der Pyrenäen mit Marschall Serrano als Präsidenten, diejenige diesseits der Pyre näen, mit Marschall Mac Mahon an der Spitze. Die Neigung der Gegenwart, oberste Staatsgewalten in die Hände der Soldaten zu legen, tritt auch hierin deutlich zu Tage. Selbst jenseits des Oceans war cs der im Bürgerkriege siegreiche General Grant, den die Nordamerikaner zweimal auf den Präsidentenstuhl der großen Republik erhoben. Daß auch in Deutschland unter monarchischer Staatsform siegreiche Krieger es waren, die den modemen Staats gebilden den Stempel militärischen Wesens aufprägten, fühlen und wissen wir Alle. Die jetzigen Herren der spanischen Nation richten sich zunächst ein, ihre Herrschaft zu bewahren. Alle wichtigen mili tärischen und bürgerlichen Posten werden durch Gesinnungsgenossen besetzt, feindliche oder verdächtige Parteimänner und Generäle ver haftet, die oppositionelle Presse unterdrückt, Volksbewegungen mit starker Hand im Straßenkampfe erstickt. Alle« dir« geschieht zur Rettung, wenn nicht der bedrohten Gesellschaft, so doch der bedrohten Staatseinheit. Verschwiegen darf nicht werden, daß de* Appell an die Einheit der spanischen Nation — zu deren Schutze Serrano seinen Staatsstreich unternahm — unter dm Spaniern ein Echo findet. Die Rückwirkung des Staatsstreichs in Spanien auf die Franzosen ist unverkennbar. Mac Mahon hofft in seiner Stellung durch den unerschrockenen Streich des „Kameraden" in Madrid ein Wenig gefestigt worden zu sein. Es liegt nunmehr der Wortlaut des Circular« vor, das der französische Cultusminister de Fourton an die Bischöfe seines Lan des gesendet hat, nachdem der deutsche Botschafter Graf Arnim sich über die beleidigende Sprache dieser Kirchenfürsten beschwert föte. Wir citiren daraus nur folgende Stelle: „Ew. bischöfliche Gnaden wissen wohl, mit welcher Theil- uahme die Regierung der Kirche und dem h. Stuhle ergeben ist. Sie versteht wohl die Beunruhigung der katholischen Ge wissen und die Schmerzen zu würdigen, als deren Wortführer die Bischöfe in diesem Augenblicke aultreten. Aber solche Empfindungen können mit aller gebührenden Freiheit und Kraft auSgedrückt werden, ohne daß man zu ihrer Kundgebung zu Angriffen schreitet, über die sich die Regierungen benach barter Staaten beunruhigen könnten. Zwischen den Staaten bestehen gegenseitige RücksichtSnahmcn, die man nicht vergessen darf." Dieser Wortlaut sagt deutlich, daß die französische Regierung eigentlich im Herzensgründe mit den frechen Aeußerungen der Bi schöfe einverstanden ist, doch sei es unvorsichtig, wenn die Bischöfe aus ihren Herzen keine Mördergrube machten. Cultusminister vr. Falk in Preußen gedenkt die bekannten Maigesetze, auf Grund deren die massenhaften Verurtheilungen der halsstarrigen Bischöfe Preußens erfolgen, zu erläutern und zu ver schärfen. Er hat zu diesem Behuse 5 weitere Gesetze ausgearbeitet und dem preußischen Ministerium vorgelegt. ES handelt sich in diesen neuesten Entwürfen um eine präzisere Fassung derjenigen Bestimmungen der Maigesctze, welche die vielfachen Verschiedenheiten in der juristischen Auslegung hervorgerufcn haben; sodann soll eine Vermehrung der Strafbestimmungen in Aussicht genommen sein und endlich ist Vorsorge getroffen, künftig eintretenden besonderen Nothständen gegenüber wirksame Abhilfe zu schaffen. Dahin gehört besonders das Gesetz betreffend dis Verwaltung bischofsloser Diözesen. Ob diese Verschärfungen das Arcanum sein werden, um den Wider stand der Kirchenfürsten zu brechen, muffen wir abwarten. Das Elixir, Frieden zwischen Kirche und Staat in Preußen wiederher zustellen, sind sie gewiß nicht. Gehäusen cstraßc 7. r.zuvcrl.- Locale« und Sächsisches. " — Der Stempelfactor Mehlig in Dresden hat das Chrenkreuz des Albrechtsordens erhalten. — Ueber die Aufbesserung der Lchrergehalte hatte neulich Bürgermeister Martini aus Glauchau in der 1. Kammer eine Rede gehalten, die infolge irrthümlicher Landtagsberichte als gegen den Lehrerstand gerichtet, angesehen worden ist. Es liegt jetzt der steno graphische Bericht über jene Rede vor, die dem Sprecher wegen seiner lehrerfreundlichen Gesinnungen nur zur Ehre gereicht. Herr Martini unterstützte die Bestrebungen der Lehrer Nach Besserung ihrer Lage durch sein kräftiges und sachkundiges Wort nach allen Richtungen und ließ sich nur bei der Abneigung der 3. Kammer, auf diesem Landtage noch weitergehendc Gehaltszulagen zu be willigen, abhalten, selbstständige Anträge nach dieser Richtung zu stellen. — Nachdem sich keine Privatgesellschaft gefunden hat, die bis zum 1. Oktober v. I. sich bereit erklärt hätte, eine Eisenbahn von Schwarze >berg »ach Johanngeorgenstadt zu bar««», so hat. einen ständischen Antrag ausführend, die Regierung die Vorarbeiten für Ausführung dieses Bahnbaues auf Staatskosteil bewerkstelligen kaffen. Diese Eisenbahn wird wesentlich im Schwarzwasserthale laufen; nur im Anfänge südlich vom Ottenstein muß die Bahn erst einen Höhen rücken durchschneiden, um wieder in das Thal zu gelangen. Der Endpunkt der Bahn wird nach Wittigsthal dahin verlegt, wo das Schwarzwasser auf das österreichische Gebiet Übertritt. Man wird diesen Punkt im Einvernehmen mit der Pilsen-Priesener Eisenbahn gesellschaft wählen, die Concession für den Anschluß nach CarlSbad hat. Die neue Staatsbahn wird 2,34 Meilen lang sein, ein durch schnittliches Steigungsverhältniß von 1:67 (im Maximum von 1:50) haben. An Kunstbauobjecten kommen folgende bedeutendere auf der Linie vor: Die beiden Viaducte über das Schwarzwaffer und daüPöhlthal, zusammen 170Meter lang und 14 bis 16 Meter hoch; Viadukte bei Breitenbrunn, 100 Meter lang, 15 Meter im Maxi mum hoch; bei Johanngeorgenstadt, 170 Meter lang und 13 Meter im Maximum hoch ; ein Tunnel bei Schwarzenberg, 350 Meter lang ; zwei weitere Tunnels, 150 und 170 Meter lang, eventuell, wenn die Bodenbeschaffenheit einen Einschnitt von der erforderlichen Tiefe daselbst nicht zuläßt, ein Tunnel, 100 Meter lang. Die Baukosten sind einschließlich der Anschaffungskosten für die Transportmittel und der Verzinsung de« BaucapitalS während der Bauzeit von 5 Procent auf 2,500,000 Thlr. veranschlagt worden. — Auf verschiedene Anfragen, ob junge Leute, welche das 25. Lebensjahr überschritten, aber keinen eigenen Haushalt besitzen, — sogenannte Garens, — wahlberechtigt sind, diene zur Antwort, daß jeder 25jährige unbescholtene selbstständige Deutsche, falls er in der Wählerliste steht, das vollständige active und passive Wahlrecht besitzt. ^— Nicht uninteressant ist es zu beobachten, was für große Massen Ei» durch alle Theile Dresdens befördert werden. Die Eiskeller füllen ihre Räume bis oben hinauf und durch die ganze Stadt weht von dieser kalten Industrie ein merklich eisiger Hauch. Aber das ist gut! Denn kommenden Sommer wird wenigstens das Geschrei um Eis nicht wieder ein so großes werden, wie im verflossenen Sommer und die vielfachen Bedürfnis«; welche die Neuzeit durch EiS hebt und befriedigt, werden schnell und vor allen Dinge» billig gefüllt werden können. Man sehe nur an den üfern der Elbe die Männer arbeiten, halb im Waffdr stchmd schaffe» Ne lLt» rüstig. LMr. daß, im heißen Juli das kühlend« .GKasene von schönen «d «Wönen Lippen geschlürft werden kann. Sogar auf den Bahnen langen ganze LowrieS voll Eis an. Man wird sich somit im nächsten Som mer billig abkühlen können. "vl — Ein schauerlicher Besuch. Unsere Leser erinnern sich noch jener Unglücklichen, die vor kurzer Zeit von dem Dache der Kreuzkirche herabsprang und so ihr Leben endete. Einige Tage blieb die Leiche unerkannt und die Stadt war voll der verschiedensten in teressanten Geschichten; in das Leben der Todten wob der schnell er wachte dichterische Volksgeist romantische Elemente, bis sich endlich herausstellte, daß hier das in Melancholie verfallene Grmüth einer armen, ehrenhaften Nähterin, die jedem pikanten Abenteuer fern stand, einen Weg zur ewigen Ruhe gesucht und gefunden hatte. In zwischen ward die Leiche auf dem Trinitatislirchhofe in einer tief hinten im Kirchhof befindlichen Leichenhalle in einen Kasten gelegt und Jedermann durfte zum Zwecke der Feststellung der in Dunkel gehüllten Persönlichkeit, sie besichtigen. In einer mondhellen Nacht, in der zwölften Stunde klingelt es am Thore des Kirchhofs; der Todtengräber und seine Frau fahren nicht wenig erstaunt auf und die Frau Todtengräberin couragirt sich endlich zur Begrüßung des nächtlichen Kirchhofsgastes. Sie findet am Thore zwei Herren — einen älteren, tief vermummten und einen jüngeren — beide die äußeren Merkmale der vornehmen Welt tragend, welche die Selbst mörderin zu sehen verlangen. Auf die Frage, warum gerade zu dieser mitternächtlichen Stunde, antwortet der ältere Herr, daß es ihnen nicht anders paffe. Schweigend bewegt sich der kleine Zug zwischen den mondscheinbeglänztcn Gräbern die Pappel-Allee entlang nach der Todtcnhalle; schweigend wird der Deckel des Kastens geho ben und nach kurzer Betrachtung, zu welcher der ältere Herr sich eines Lorgnons bedient, geben sie lautlos sich Zeichen und wenden sich ab, ihrer Führerin still zurückfolgend. Von der Frau befragt, ob sie die Gesuchte in der Tobten erkannt, erfolgt blos ein stummes Schütteln des Kopfes, man geht lautlos zurück; am Thore des Kirch hofs aber drückt derJllngerederFrau ein 20-Markstück in die Hand. Nach kurzem Gruße schreiten sie zu einem in der Nähe haltenden Wagen und fahren nach der Stadt znrück. Die Frau sieht den son derbaren schweigsamen Nachtwandlern nach und weiß nun nichts weiter, als daß die Herren jedenfalls der Aristokratie angehören und wohl irgend eine aus ihren Kreisen vermißte Dame suchten. Am nächsten Tage klärte sich aber das Dunkel über die Leiche, wie be kannt geworden, auf. — Nur wenige Tage soll man — de'' Ankündigung nach — Gelegenheit haben, im Straßburger Hof c. uenkirche 20,1. Et-, einen außerordentlich geschickten Glasspinncr und Weber bei seiner Thätigkeit sehen zu können. Da es unter unser» hierortigen Lesern gewiß viele giebt, denen dieser bis zu künstlerischer Vollendung ge triebene Industriezweig in seiner Ausführung noch unbekannt ist, so wollen wir hiermit darauf hingewiesen haben. — Am Spätabend des vorgestrigen Tages erregte auf der Badcrgaffe ein Mann die Aufmerksamkeit der Passanten, weil er in scheinbar nicht ganz zurechnungsfähigem Zustande lauten Krakchl mit anderen Leuten angefangen, die ihn schließlich in eine dortige HauS stur hineingczogen und inzwischen, während sie ihn dort festhielten, nach der Polizei geschickt hatten. Letztere nahm den Mann später' mit sich fort. j — Die Bewohner eines Logis auf der Amnionstraßc wurden gestern Morgen auf einen nicht unbedeutenden Rauch aufmerksam gemacht, der unterkalb eines Ofens aus den Dielen hervorquoll. > Man setzte sofort die Feuerwache davon in Kenntniß und entfernte' den Ofen. Da ergab sich denn, daß die unterhalb des Ofens be findliche Diele in Brand gerathen war. Das Feuer wurde bald ge löscht, ehe es weiteren Schaden angerichtet hatte. — Beim Baue der Hainichen-Roßweiner Bahn ist in Nieder-^ striegießer Flur ein sehr reicher Antimonerzgang aufgefunden worden. Wie wir vernehmen, hat ein Chemnitzer Sachwalter das Abbaurccht bereits erworben. — Die in Dresden aufhältlichen Scandinaven sind neuerdings u einem Verein zusammengetreten, der den Zweck verfolgt, seinen Nitgliedern und den hier durchreisenden Landsleuten auf Erfordern mit Rach und That beizustehen. — Ein fremder Gutsbesitzer beging die Unvorsichtigkeit, auf seinem Wagen, während er denselben in diesen Tagen wenige Stun den in einem Gasthause in der Neustadt eingestellt gehabt, seinen Ueberzieher liegen zu lassen. Als er später wieder von hier weg fahren wollte und seinen Ueberzieher suchte, war derselbe vom Wagen verschwunden. ' — Von vorgestern zu gestern ist aus einem Gehöfts der Lindenaustraße, wo er an einem Küchenfenster der ersten Etage ge hangen hat, ein feister Rehbock entwendet worden. — Gestern Vormittag hat ein unbekannter junger Mensch in der Wilsdrufferstraße zwei ZeitungSträgerburschen einen schwarzen Tuchrock gegeben und dabei geäußert: „Da habt Ihr einen Rock, der Pfandlecher will mir nur 1 Thlr. 10 Ngr. dafür geben." Dies und die schleunige Entfernung des Menschen dürfte zu der Vermüthung berechtigen, daß er den fraglichen Rock auf unrechtmäßige Weise er worben hat. — Bei Klotzsche, in der Nähe des Schönkhübels, passirte cs vorgestern Nachmittag dem Geschirrführer eines mit Eis beladenen Wagens, daß letzterer mit einem ihm entgegenkommenden leeren Fuhrwerke carambolirte und dabei das eine Pferd des leeren Ge schirres dergestalt beschädigt wurde, daß dasselbe sofort niederstürzte und später vom Caviller getödtet werden mußte. Das Pferd, wel chem durch die Räder des schwerbeladenen Wagens die Hufe von den beiden linken Beinen förmllch abgetrennt worden waren, war ein starke« kräftige« Thier und gehörte einem Gutsbesitzer aus Lausa. — Heute Nachmittag r Uhr eoaeerttrt: aus dem Großen Gartrm-Teiche Dkusrkdtrettvr Ehrlich mit seiner Kapelle. Den r-Msntrten Besuchern dieses Teiches Ivkn» die Gelegenheit, in rhythmischen Bewegungen über die Eisfläche gleiten zu können, ebenso willkommen sein, wie den Hunderten, die bislang in den Mittaastnnben alS Zuschauer um den Leich herum promentrten und sich an dem regen Leben und Treibe» erfreuten. LieMarsch- ünd Tanzrhvthmen nehmen sich In der frischen, klaren Winterluft recht belebend aus und gewinne» durch daSAccompagnement der rauschenden Eisen einen ganz absonderlichen Character. — Iesfen b. Gröber«, den 7. Januar. Da ich In Ihrem mir sehr lieben Blatte noch nichts gelesen habe von dem Bau der, Berlin - Dresdner Bahn, gestatte ich mir, Ihne» einzelne wichtige Ereignisse davon mltzutheilen. Die Locomotive, die lange im lrcien Felde bei Oberau stand und die Aufmerksamkeit der Reisenden erregte, Ist schon seit längerer Zeit im Gange. Sie muß aber auch merken, daß sie sich auf einer neuen Bahn befin- ^ iheit, daß sie oder ihre schwächere und dann viel aber bald ab gehoben und sie kampit lustig weiter. Fataler ist es aber, wenn ein ganzer Zug Reißaus nimmt, wie c- kurz vor den Feiertagen geschah. Daö war eine arge Christbeicheerung, ziemlich der ganze Bauzug, schwer mit Erde und Pläner beladen, stürzte am Ende des GeieiseS vom Damme herunter und nur 3 Wagen blieben auf dem Strange stehen. Bei dem großen Falle der Bahn muß fest und recht zeitig gebremst werten, soll nicht der ganze Zug verloren geben. Vielleicht war daS nicht zur rechten Zeit gesche hen. Glücklicher Weise rcttetcn sich die Bremser durch Herunter- springen und nur der Zugführer wurde verletzt. Die WeihnachtS- sciertage waren den Arbeitern vollständig verdorben/ denn sie mußten die ziemlich ruinirten Wagen während derselben wieder hcraufbefördern. Dieses Unglück konnte man schon leichter ver gessen, wäre nicht am 30. Decbr. ein neues und sehr bedaueins- würdigeS hinzugekommen. Ein Pole, der hier mit in Arbeit stand, wurde während der Arbeit von einer hereinstürzendcn Wand erschlagen. Sein Tod erfolgte sofort, da er einen Schätcl- bruch erlitten hatte. Am 2. Januar wurde derselbe beerdigt. Er war ein sehr fleißiger Arbeiter und hintcrläßt eine Wittwe mit drei Kindern. — Die ganze Gegend gleicht einem stark be völkerten Bienenschwärme, jeben Morgen ziehe» Hunderte von Arbeitern hinaus zum Bau auö de» umliegenden Orkcn unk keh ren mit der Dunkelheit zurück. Rühmte sich letzt Straßaräbchcn seiner seinen Gesellschaften und Biere, so kann es auch die hiesige Gegend; hat sich doch selbst bei der Bahn csti Butiker etablirt, der Ihnen mit einem feinen GlaS Bairisch oder Lager auf» ar ten kann. — Verlautbarungen im Handelsregister. Ein getragen die Firma: „Carl Tischler." Inhaber: Herr Earl Tisch ler. hier. Die Firma: „Gustav Neithartt" ist übcrgcgangen aut F rau Julie Henriette Bertha Neid Hardt, aeb. Ertma»n-Mahlcr, hier; Procurist Ist: Herr Gustav Adolph Ncldbardt. — Oefsentliche SchwurgerichtSUtzung am 8. n na r. Die Verhandlung wider Amalie Angnstc Türke auö Stolpe», welche angeklagt war, im Hause ihres Mietvehccrn, eines Seilrrmeisters zu Stolpe», Feuer anaclcgr -u haben, mußte vertagt werde», da sich hcrauSstelite, daß die Angeklagte »-clst vollständig zurcchittuigöiähig war. Die Verhandlung wirr, iallö die ärztliche Beobachtung zu Gunstc» der Unzurechnungsiähiz kcit ausschlägt, ganz auigeboden werden: anternßnts in näc! >:cr SchwurgerichtSscssipn anderweit zur Entscheidung die Geschwornen beschäftigen. — Oefsentliche Gerichts Verhandlung am 8. Januar. Der Handarbeiter Friedrich August Ernst Sander auS AitbernSdoif, kcr schon dreimal mit dem Gericht i» Eonflict ge kommen ist und einmal bcrcitS mit Waldhcim Bekannisct a t ge macht hat. kam im September auS der Arbeit, als sein Arbcil- grbcr crsuhr, baß er In der betreffenden Ttraianslalt gesessen batte. Kein Gelt und keine Arbeit! Dies, veranlaßtc ib», am Lä. September vor. IS. einem ilnn bekannten Gutsbesitzer zu Kalisbach, Namens Bcnck'ler, aus der Kommode ln der Obcrstuvi' zwei Zebnthalcrschcine zu entwende». ES war i »n bentt die Frage? Hat Sander einen Einbruch begangen oder ist e", r lnie weitere Schwierigkeit, in daö z»r Zeit ganz verlanenc Geb. »de gekommen? Für Letztere« spricht der Umstand, daß die Verletzten - Bruchler Vater. Lobn und Tochter - erklärte», die Keitel.