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IM,.. H»r. Mnttl»» «ummitn l N»r. »usl.,«-S2300«r»k. -kr »I, MISgaik «Ing«» sandte« MannscrtPIe Wicht sich dt« «edactta» »Ich! «erdtndltch. 8nseraten<«nn»dm« and» »!lrt>« Lx»»»»t«I» amt Vogler In Hamburg, «er« lt». Wien, «ttdttg. 8°I«,. >re»lau, tzranmnt a. M. — «a»,» t» «rrltn, Letpttg, wie», Hamburg. Nranlfurt M.. Miln. Len. — vead« tt 0». tn «ranlfurt a. M. — Vr. Voigt tn tlbemntg. — »»- »»», l»ktt«, Sallter » 0«. tn tvart«. .Druck und «genthum der HttauSgeber: Liepsch L Reichardt in Dresden. BerantworL. Rrdactmr: Julius Nkichardt Ich« »«,«»«». Sa«»»««» «nnda» aeaen Vrbniuuraicho» S-dlan, durch «ries. «»sken a»«r vostetnäad- lung. « «Ilben »osten l>i, Kar. tluiwart o Ibnuen dt« ssabiiina »« b ins «tne Drebber, nlru a «ttMÜen. tbt«SU». Rr.8«S. Achtzehnter Mg. MItredacteur: vr. Li»,i ftür das Feuilleton: LnAHvigs LreS»e«, Mittwoch, 31. Deeemver 1873. Politisches. Nur noch wenige Stunden und die Thorflügel fallen dröhnend zu, hinter dem Jahre Dreiundsiebzig. Welch ein Jahr! Spuren wirthschaftlichen Ruins ringsumher! Soweit Bericht« aus dem großen Centrum der Cultur über das WeihnachtSfrst vyrliegen — überall klagt man über die gesunkene Kaufkraft dt« Publikums, über das Darniederliegen der Geschäfte. Die Berliner Bevölkerung hat die glänzenden Kaufläden leer gelassen, hingegen die Theater ge füllt; die Wiener lamentiren in allen möglichen Tonartew Über das „miserabligte" Weihnachtsgeschäft; in Frankreich hat eü schon wegen der Stockungen in der Industrie und Mangels an Nahrungsmitteln kleine Aufstäizde gegeben. Zu keiner Zeit, weder während des Kaiserreichs, noch in den letzten Kriegsjahren hat in Frankreich die Noth eine solche Höhe erreicht, wie jetzt, der Arbeitslohn sinkt stetig und im Gefolge dieser Erscheinung, die wir, wmn dis varhrrgegan- gene Erhöhung des Arbeitslohnes keine willkürliche und sprung- artige war, für eine der traurigsten halten, treten ein« Menge Scenen des Elends hervor: das Sichdrängen um Arbeiten für jeden Darbelohn, enorme Sterblichkeit, Diebstähle und schwerere Verbre chen, verübt einzig aus Noth, Anwachsen der Prostitution» und wie die traurige Litanei weiter heißt. Die neue Welt wird von den Nachwehen des Krachs noch schlimmer heimgesucht als dl« alte. In New-Aork sind über 100,000 Arbeiter ohne Beschäftigung und Brod; eine massenhafte Verarmung steht bevor, ist theikveise schon eingetreten. > ' , Doch, wir wollen das traurioe Gemälde nicht weiter auS- inalen. Bester ist cs, an gesetzgeberische Maßregeln zu denken, der Wiederkehr solcher wirthschaftlichen Krisen oorzubeugen. Eines der wirksamsten Mittel erblicken wir in der Hebung und Erhaltung des Mittelstandes. Der Mittelstand ist der mächtige Factor, der alles. Lebm in der Gesellschaft erzeugt, den gesunden, erhaltenden Kern derselben bildet, die Gegensätze vermittelt und das Geichgewicht der Elemente erhält, damit sie nicht, den GesammtorganismuS zerstörend, feindlich durcheinander fahren. Die zwei Pole der gesellschaftlichen Thätigkeit, der durch kühne und wenig gewissenhafte Speculation sich vermehrende Reichthum einerseits, der durch seine Organisation und rücksichtsloses Vorgehen mächtige Arbciterstand andererseits, üben bei dem jetzigen Stande der Reichs- wie Landes-Gesetzacbung einen Druck aus, welcher den Kreislauf hemmen, die Katastrophe unvermeidlich machen mußte. Dauert die jetzige Lage der Dinge fort, so ist der Mittelstand nur das zwischen zwei Mühlsteinen ge preßte Korn, das zermalmt wird. Wir bedürfen der socialen Gerechtigkeit nicht nur indem Sinne, daß Vergehen gegen die Gesetze bestraft werden und daß dic öffentliche Meinung die Unredlichkeit brandmarkt, wo sie sich ein nistet, sondern namentlich auch in der Richtung, daß die Sprossen aus der gesellschaftlichen Stufenleiter nicht ausgebrochen werden, daß es dein Fleißigen und Strebsamen möglich wird, vorwärts zu kommen und daß der Mittelstand wieder eine wohlgelittene, unzer störbare Verbindung zwischen den beiden Polen der Gesellschaft zu bilden vermag. Ist nur die Wiederbelebung des Mittelstandes der Richtpunkt unseres socialen Prozesses, das Ziel der gemeinsamen Thätigkeit geworden, dann ist auch dic Hoffnung auf Gesundung unserer Verhältnisse vorhanden. Es war der Hauptfehler während des wirthschaftlichen Aufschwunges und während der wirthschaftlichen Krise, daß man des Mittelstandes vergessen hat. Die Gegenwart zeichnet sich durch einen großen Mangel an positiven Nachrichten aus. Die Parlamente feiern und die Kaiser kränkeln. Nur die französische Nationalversammlung setzt ihre Arbeiten fort und macht nur zu Neujahr 5 Tage Ferien. Haupt gegenstand ihrer Berathungen ist die Auffindung neuer Cteucr- guellen. Daneben läuft die Bewilligung von Luxus-Ausgaben, wie die Abfindung der Exkaiserin Eugenie her. Thiers meint zwar, man solle diese Summen bewilligen, denn es sei unwürdig wegen einer Lappalie von noch nicht 3 Millionen Francs mit einer Familie zu feilschen, die 18 Jahre lang über Frankreich geherrscht habe. Andere Dcputirte meinen aber, Frankreich sei zu arm, um sich jetzt einen solchen Luxus zu gestatten. Die Bonapartisten rühren sich in anderer Weise. Sie haben 3 Millionen Bildnisse des Prinzen mit der Inschrift» ,,1'out pour Io poupls ot par Io pouplv; /Vppol su xouplo" (Alles für das Volk und durch das Volk; Berufung an das Volk) anfertigcn lassen. Dieselben sind nicht größer als Briefmarken und sind wie diese hinten mit Leim versehen, so daß man sie überall ankleben kann. Vor zwei Tagen sah man deren unzählige in ganz Montmartre. Die Polizei hat Befehl, sie abzu reißen und zu verhindern, daß man sie anklebt. Locales und Sächsisches. Se. Majestät der König hat gestern folgende Deputationen empfangen: der k. sächsischcnJnvaliden-Stiftung; der Lehrercollegien der Realschulen 1. und 2. Ordnung; der sämmtlichen Landgemeinden des Gerichtsamtes Riesa, — Dem Oberstallmeister, Generallieutenant a.D. vonThielau- Rüssing ist die nachgesuchte Entlassung aus allerhöchsten Hofdiensten mit Pension unter Belastung seines Titels und Ranges erthcilt und bei diesem Anlasse in Anerkennung seiner langjährigen treugeleistrten Dienste das Großkreuz des Albrechtsordens verliehen worden. — Der Direktor der Sächsisch-Böhmischen Dampfschifffahrts- Gesellschaft, Hönack, hat das Ritterkreuz des Albrechtsordens und der Schiffscapitain Richter das Ehlenkreuz desselben Ordens erhalten. — Die Finanzdeputation der 2. Kammer hat gestern und oorgestem in ihren beiden Abtheilungcn unter Zuziehung von k. Regicrungs-Conimissarien mehrere höchst wichtige Beschlüsse gefaßt. Abtheilung ^ bcrieth, ivie wir vernehmen, über die ver- Civilliste fastungsmäßig nothwendige neue Festsetzung der Civilliste des Königs. Gegen dic Nothivendigkeit von deren Erhöhung wurden wenige Stimmen laue. Man betonte, daß diese Erhöhung wehklagten hatte ebenso wie die Frechheit bei dem von ihm begangenen sentlich behufs Aufbesserung der Gehalte der im Hofdienst stehen den Beamten sich rechtfertige, sowie daß tn den immermehr steigenden Erträgnissen des königl. Domanialgutes die Mittel zur Erhöhung vorhanden seien. Die Finanzdeputation einigte sich dahin, die Abtretung des Schlosses Hubertusburg und des königl. Palais im Großen Garten von der Civilliste an den Staat an zunehmen und der 2. Kammer vorzuschlagen, die Civilliste aus die Dauer von der Regierungszeit des jetzigen Königs Albert in einer Höhe von 950,000 Thlr. zu bewilligen.. Hierzu würden dann noch 30000 Thlr. Chatouillengelder für die regierende Kö nigin kommen, hingegen natürlich die Apanagen des früheren kronprinzlichen Paares wegsallen und auch die 40000 Thlr. ge strichen werden, welche seither in jedem Budget als Postulat zur Erhaltung der königl. Schlösser figurirten. Die Civilliste wird künftig vielmehr dies« Ausgaben selbstständig bestreiten. Mit der Berichterstattung über die Neuregulirung der Civilliste wurde Abg. Uhlemann beauftragt; doch soll der Bericht erst in der Mitte Januar zur Verhandlung in der Kammer kommen. In der Ab theilung L wurde die Forderung für die Elbregulirung und Quaibauten innerhalb Dresden« bewilligt. Nur der Abg. May schien sich von der Nochwendigkeit dieser Ausgabe nicht überzeugen zu können. LU e» sich freilich am vorigen Landtage darum handelte, Millionen für di« Eisenbahn Schandau-Sebnitz zu be willigen, erhob er -nicht so «nseitige Bedenken. Ferner hat diese Deputation, wenn auch mit schwerem Herzen, sich nicht ent brechen können, die geforderten 375/100 Thlr. zur Vollendung des Hoftheaters zu bewilligen. Die Bewilligung erfolgte einstim mig. Es ging eben nicht ander« an, wellte man nicht eine kost spielige theure Ruine stehen lasten. Als Referent wird Abg Schmidt-Hainichen figupiren. ' — Wie aus diplomatischen Kreisen verlautet, trifft die öfter-' reichische Regierung die nöthigen Vorbereitungen, um den Schutz der für die Boden-Cultur nützlichen Vögel > u'ch internationale Ver träge mit allen europäischen Staaten zu sichern. Es soll zunächst Seitens einer zu berufenden internationalen Commission von Sach verständigen ein specielleS Verzeichnih der zu schonenden Vögel auS- aeaicheitet werden., Die preußisch« Regierung wird sich den Wünschen der SstMttichischrn Negierung anschlirßen und hoffentlich auch die übrigen deutschen Regierungen. Es bedarf natürlich auch der Ema nation eine« Vogelschutz-Gesetzes in den Einzelstäaten. — Die im Laufe des Jahres 1873 zur Ausführung ge brachten 6 Häuser der Meyer'schen Stiftung sollen zu Ostern 1874 in Benutzung kommen; die Raths - Deputation für diese Stiftung hat Hausordnungen und Miethsvertrags-Entwürfe bearbeitet, Vor schlage für Feststellung der Miethpreise gemacht und öffentliche Auf forderungen zur Bewerbung um die Wohnungen in Aussicht ge nommen. Nächstdem soll mit dem Baue der für weitere Haus bauten nöthigen Straßen- und Siel-Anlagen vorgegangen und für dieselben 4369 Thlr. zur Verfügung gestellt, desgleichen im näch sten Jahre anderweit 4, nach Befinden 5 Häusergruppen von je 4 Häusern mit je 8 Wohnungen erbaut und 14,515 Thlr. für jede Gruppe, sowie 1220 Thlr. für ein gemeinschaftliches Wasch haus verwilligt werden, wobei in Aussicht genommen wird, zu thunlicher Abmindcrung der Baukosten die Ausführung im Ganzen nach öffentlicher Ausschreibung in die Hand eines einzigen Bau meisterS zu legen. Für die Zukunft soll nach Nathsbeschluß der eigentliche JahrmarktSvcrkehr — abgesehen von dem mit jedem Jahr markts verbundenen sogenannten Vormarkte — auf zwei Tage (Montag und Dienstag) beschränkt werden. — Wegen des Straßenunfuges in der Sylvesternacht erläßt die Polizeidirection und der Rath einen energischen Aufruf, dem wir im Interesse der guten Sitte und der Bürgerruhe recht viel Wirk samkeit wünschen. Es zieht sich Jeder, der vor denKirchcn, denStra- ßen u. s. w. Unfug oder Lärm verübt, sehr strenge Strafen zu. Ge denke man des Ernstes bei dem Momente des Jahreswechsels und störe die heilige Stunde nicht durch bösliche oder dummcjungenhafte Gesetzübcrtretungen. — AlsVerfasser des bekannten Artikels über den König Johann war uns der frühere Musikdirektor Röcke! genannt worden. Jetzt erklärt die „Frkf. Ztg.", aus welcher der „Volksbote" jenen Artikel entlehnt hatte, daß Röckel nicht der Verfasser sei. Dem Ersuchen der „Frkf. Ztg." gemäß berichtigen wir jene Mittheilung. — Um nochmals auf dic verzögerte Anstrengung der strafge richtlichen Verfolgung gegen den bekannten Schmähartikel des „Volks boten" über König Johann zurückzukommen, so haben mir nachträg lich erfahren, daß das Actorium, durch welches der hiesige Sachwalter Herr vr. Stein I. vom Gesammtministerium mit Anstellung des Antrags auf Bestrafung beauftragt ward, in den ersten Tagen dieses Monats ausgestellt worden ist, daß aber der betreff. Antrag erst am 21. dies. Man. beim hies. Bezirksgerichtsamt Angegangen und die Beschlagnahme der noch vorhandenen Exemplare der betreff. Volks botennummern seiten der Polizeidirection am 22. dies. Mon. vorge nommen morden ist. — Der frühere verantwortliche Redacteur des hiesigen Volks boten, Drechslcrgesell Paul Daschner aus Straubing, welcher wegm Majestätsbelcidigung Festungsstrafe zu Hubertusburg und nach Be endigung derselben in dem Gerichtsgcfängniß zu Wermsdorf ferner weite 4WochenStrafe zu verbüßen gehabt hat, ist vor einigen Tagen hierher zunächst an die Polizeidirection abgeliefert worden, um eine wegen Contravention gegen dic Bestimmungen des Paßgesetzes ihn« zuerkannte fünftägige Gesängnihstrafe abzumachcn Und wird nach deren Verbüßung dem hiesigen Bezirksgericht überliefert werden, welches ebenfalls noch eine Gefängnißstrafe in der Dauer von 14 Wochen an ihm zu vollstrccken hat. — Vor überfüllten Tribünen wurde gestern in öffentlicher Gerichts-Verhandlung der Fall des Banquier Findeisen vor dem hiesigen Schöffengerichte abgcurtheilt. Die Person des Ange- Betrügereien ein zahlreiches Publikum hcrbeigezogen. Findeisew wurde nach langer Verhandlung wegen Unterschlagung zu 5 Jahren Gefängniß und 3JahrcnEhrenverlust verurtheilt. Wir kommen morgen ausführlich auf diesen interessanten Fall zurück. Vorgestern haben di» Schwurgerichtssitzungen begonnen. Friedr. Aug. Haßlauer erschien, des Meineids bezichtigt, auf der Anklagebank. Vertheidigt' wurde er vom Hofrath Ackermann, die Staatsanwaltschaft vertrat Herr Neiche-Eisenstuck. Die Geschmorncn erkannten auf Nicht- schuldig. Auch hierauf kommen wir noch zurück. — Die Blasewitzer Pferdebahn läßt heute in der Sylvester nacht Extramagen je nach Bedürsniß dis 1 oder 2 Uhr gehe. — Mit den Christbäumen auf den Dampfbootmasten hat cs ein rasches Ende genommen. Seit gestern treibt die Elbe (bei Nachts 8 Grad Kälte) stark mit Eis und mit der Schifffahrt ist es vorläufig auS. — Die so viel Bewunderung erregenden künstlichen Blumen von Gebhardt u. Kaulisch (Wettinerstraße) sind jetzt Waisenhaus straße 29, im Jndustriebazar Gewölbe Nr. 17 ausgestellt. . — Wie in früheren Jahren, ist auch die Neujahrs-GratulatioyS- Literatnr in allen Genres in den Verkaufsstellen auf den Straßen und Plätzen unserer Stadt zahlreich vertreten. Das Tüchtigste und Niedlichste, was wir dies Jahr in Neujahrswünschen gesehen haben und was wohl im Stande ist, dir französischen Fabrikate, die seither unnachahmlich fein waren, zu überbieten, findet man bei Schütze, (Neustadt, gr.MeißnergasseV Essinddiesin Farbendruck pracht voll ausgeführte Blumengruppen, Bouquets, sowie die mit über-- überraschenden und pikanten Verwandlungseffect ausgestatteten Kartenprägungen, die an Sinnigkeit, Neuheit und Brillanz alles Dagewesene übertreffen. — Gestern begegneten wir dem ersten Leipziger Gendarmen in neuer Uniform. Letztere scheint uns sehr kleidsam zu sein; denn der dunkle, zweireihige Waffenrock mit Silbertreffe, insbesondere aber die knappe Pickelhaube mit dem Stadtwappen, das kurze Sei tengewehr geben dem Manne ein sehr geschicktes, zeitgemäßes Aus sehen. — Heute feiert ein fleißiger und beliebter Beamter der sächs.- schles. Staatsbahn, H^rr Diätist Jahn beider Güterverwaltung, sein 30jähii^es Amts;ubiläum. Er ist nicht nur so lange bei diese' Bahn, als diese im Betriebe steht, sondern war auch schon vor An griff des Baues dortbei angestellt. — Aus der Neustadt hat sich von einem dortigen Fabrikanten ein junger Mann empfohlen, der daselbst als Handarbeiter unter gebracht war, nachdem er zuvor dort einige Kleiderschränke um die darin aufbewahrten Kleider geplündert hat. Der Erlös, den er aus ihrem Verkauf oder Versatz erwartet, soll ihm wahrscheinlich den Mangel an Reisegeld ersetzen, um damit die Flucht von hier mit Er folg antrcten zu können. — Wohlgemuth schritt vorgestern Abend über den Freibcrger Platz ein hiesiger Bürger mit seinen zwei Töchtern seines Wegs, um letzteren die Freude eines BallfesteS zu gewähren. Die jungen Damen trippelten, die leichten Ballkleider mit Mänteln und Pelz werk fest verhüllt, durch die Decemberkälte dahin. Haltet Euch die Nasen zu! — rief ihnen der Vater zu, als er einer jener Lau-äv-oansills-Büchsen ansichtig wurde, die bestimmt sind, die inenschlichen Dungstoffe fortzuschaffen. Indessen, dic Warnung kam zu spät — aus irgend einem Grunde scheuten die sonst so militärfrommcn Pferde, machten einen Satz und gingen durch. In Folge dessen zerrriß der in bester Thätigkeit befindliche Jan- chcnschlauch und sein Parfüm übcrgoß mit breitem Strahle die dahinwandelndcn Damen. Nun war auf einmal Spiel und Tanz vorbei und die Aermsten mußten, übergossen wie sie waren, den Heimweg antreten. Tags darauf bezahlte ihnen die Dünger exportgesellschaft den total ruinirten Ballstaat. — Als vor einigen Abenden ein Kaufmann von der großen Plauenschen Straße nach seiner Wohnung zurückkehrte, fand er in der Hausflur die Thüre seiner Niederlage offen stehend vor. Da er genau wußte, daß dieselbe nach Schluß des Geschäfts gehörig ver schlossen morden war, so mußte ihn diese Entdeckung sicherlich höchst unangenehm überraschen. Er ging deshalb der Sache sofort weiter nach und da ergab sich denn, daß die Thüre mittelst Nachschlüssels geöffnet und aus dem Comptoir, in welches man ohne Anstand durch die Niederlage gelangen kann, ein Geldbetrag von mehr als fünfzig Thalcrn gestohlen worden war. Zur Ermittelung des Thäters ge bricht es an allen Verdachtsspuren. — Im Anschluß an unsere gestrige Mittheilung über das doppelläufige Lcfaucheuxgewehr, welches einem hiesigen Conditor ab geschwindelt worden ist, können wir heute berichten, daß das Gewehr verseht auf dem Leihhaüse gefunden und der Betrüger in der Person eines von hier gebürtigen Schlossergescllcn gestern noch ermittelt und verhaftet worden ist — Wie wir hören, ist vor Kurzem auch das auf dem Artll- lerie-Schießplatze unweit der Stadt befindliche, erst neuerdings reno virte Krisger-Denkmal der Rohheit unbekannter Frevler zum Opfer - gefallen. Mit Gewalt ist das eiserne Geländer durchbrochen und zerwürgt, sowie der am Denkstein befestigte antike Krieger-Helm seit ner Embleme beraubt worden. - il 3 — In einem Hause der Langcstraße hat sich vor einigen Tageii ! ein taubstumm sein wollender Mensch «ungesunden und um eine ^ Gabe angesprochen. Auf die ihm vorgeschncbenc Frage: Wie heißen und wo wohnen Sie? schrieb derselbe die Antwort — „Jansen in Goch? Rheinprcußen" nieder. Auf die fernere schriftliche Frage: Jetzt in Dresden? wo da? erfolgte: Herber,ge zur Heimath, Neue« gassc. Da jedoch Zweifel an der Identität des „Taubstummen" gehegt wurden, wurde chm schließlich noch vorgeschncbcn: „Können Sie morgen Vormittag wieder kommen? Werde mich erst erkun digen, finde ich Alles in Ordnung, werde ich Ihnen 10 Ngr. zahlen, wo nicht, erfolgt Anzeige." Daraufhin entfernte sich der „Taub-