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- Erscheinungsdatum
- 1873-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187312097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18731209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18731209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-12
- Tag 1873-12-09
-
Monat
1873-12
-
Jahr
1873
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*si»e»>» ,ru»- ? u»r t» d»r SipedNIo»« «Nartrnslr-It-- I». Al oii- ve»lk!ik-prcll »lertelsätr« ltch A>/, Ngr., turch die O«st 2» Ngr. ütnjllne Nummern l Ngr. Auflage: 22300 lrxpl. gilr die Rllikgabe clnge- fandter Mannferipte macht sich die Redacliou nicht uerdludlich. Inseraten Ailnalune aus. Voller ln Hamdura, Ber lin, Wien, ScipUg. Basel, Breslau, tzrauksurl a, Ä. — iiu'l. Si,!»oo j„ Berlin, Lelpiia, Ltlicii, Samdnra, pranlfurt a, M,, Mün- chen. — l-aul)« L La. in liranlfuri a, M. — t'r. Vaixt,n Llieninis, — u»- e»»,Lulltt», valllsr L La. i» VariS. Rr. 343. Achtzehnter Jahrgang. Tageblatt siir Unterhaltniig und Gcschastsvcrlehr. Druck und Cigenthum der Herausgeber: Liepslh ^ Rcichllrdt in Dresden. Verantwort!. Redacteur: Julius Neichardt. 7>nfer»«e werden Marec^. itrasie in angcnrmmeie di« Ad. -> U»>, «ountac» di« Mittag» lu Udr. A» Neuiiadt: grade Nlolier- aassc 5 bis Abd. r u»r. Der !>!aum einer eit»- Ivaliiaen Pellijclle ioirrt IS Psa. Ein-icsandt «t» gelle N Ngr (kine Waranii« für da» nachuiaglae ibrlchei. nen der Jnserale wird nicht gegeben. AuSwSrtige Annonceii. Aullrüg« von un» unbe. kannlen Firmen u. Per- Ionen tnleriren wir nur gegen Pränumerando» Zadlang durch Bciel- marken oder Posieintah. lung. d Cilden laste» >ti, Ngr. Aildwartige gönnen die gadluna aul, auf eine DreSdnerHirmil anweifen. Die Sr,. Mttrcdactcur: Or. Liull IN«»»«».'»'. Für das Feuilleton: II»rtmni>n. Dresden, Dienstag, 9. Deeemver 1873. Politisches. Der Gott dcr Magyaren will gor kein Ansehen hoben. Seit Wochen bereits ist dcr Ministerpräsident v. Szlavy auf der Suche nach einem Finanzminister; aber Ablehnungen, nichts als Ablehnun gen erfährt er. Aber wenn man glaubte, daß der Stolz der Magya ren durch das tlügliche Schauspiel, das ihr dem Bankrotte naher Siaat ganz Europa bietet, gedemüthigt sei, dann würde inan irren. In einer rein deutschen Grafschaft Siebenbürgens, in Schäßburg, empfindet es die Bevölkerung als drückendsten Uebclstand, das; aus schließlich das Ungarische Amts und Gerichtssprache ist; die Graf schaft bittet um gleichberechtigte Anwendung des Deutschen; aber mit Hohn wirft der Reichstag in Pest dieses billige Gesuch in den Papierkorb. Die angestammten Nationalsehlcrder Ungarn, die Groß mannssucht, die Lust am Gepränge und der Hang, glänzenden Schein für das Wesen zu nehmen, haben dieses Volk zu Einrichtung ihres Staats in einem Style verleitet, daß auch einem steucrfähigcren und steuerwilligercn Volle, als dem ungarischen, in den Haaren Angst werden müßte, wie der dürftige Leib eine so schwere Rüstung noch ferner zu tragen im Stande sei. Wer den Ungarn aber ein Wort Mvon reden wollte, daß die selbstständige Honvedarmee, dieMillioncn jährlich verschlingt, zunächst aufzuhebcn sei, dcr würde wegen dieses frechen Tastens an den Stolz und die Lieblingsschöpfung der Nation 'ich gar bald als „verfluchter Schwöb" dort politisch unmöglich machen. Die zum Andenken an das Regierungs-Jubiläum des Kaisers gestiftete Kriegs-Medaille wird in einer Anzahl von ungefähr 300,000 Stücken ausgeprägt; denn so hoch etwa beläuft sich die Zahl derjenigen, welche durch die Theilnahme an den in dem letzten Bierteljahrhundert geführten Feldzügen zum Tragen der Medaille berechtigt sind. In Ungarn empfindet man cs nun peinlich, daß auch die österreichischen Soldaten, die 1848/49 die ungarische Re sektion nicderwarfen, dieses Erinnerungskreuz tragen sollten; den Wienern geht es ebenfalls gegen den Strich, daß die Kroaten, die unter den; Banner Jellacic das in Aufruhr emporlodcrnde Wien stürmten, sich mit dieser Medaille schmücken und daß gar die Solda ten, die vor Kurzem gegen die wilden Bocchescn in den schwarzen Bersten wenig Lorbeeren erwarben, als ein „kriegführendes Heer" angesehen werden, giebt erst recht Stoff zu üblen Nachreden. Die Virginius-Angelegenheit zeigt alle Tage ein anderes Ge sicht. Eins nur ist sicher — so wie jetzt d?r Zustand auf Cuba ist, u!ird er nicht mehr lange bleiben können. Bevor die Insurrektion ausbrach, betrugen die Einkünfte der Insel Cuba, die Gemeinde-Ab gaben nicht inbegriffen, 36 Millionen Dollars jährlich. Von dieser Summe wurden jedes Jahr 20 Millionen zur Erhaltung einer Ar mee von 20,000 Mann auf der Insel und einer aus 40 Schiffen bestehenden Flotte, sodann von mehr als 14,000 in dcr Civilverwal- tvng angestelltcn spanischen Officieren verwendet Diese Officiere waren immer und sind auch heute noch aus Spanien nach Cuba gesendete Spanier, da die kubanische Bevölkerung zur Theilnahme an der Regierung der Insel, ganz locale Angelegenheiten ausgenommen, niemals zugclassen wurde. Das Ncincrträgniß von Euba betrug oaher für Spanien vor dem Aufstande sechs Millionen Dollars jährlich. Dies Geld wurde nach Madrid geschickt. Die Gemeinde steuern waren auf das Höchste bemessen; sie trugen 10 Millionen Dollars per Jahr. Dcr Krieg hat nicht nur alle Einkünfte dcr Insel verschlungen, sondern eS mußten noch 70 Millionen Dollars geborgt werden. Man schätzt die Zahl derer, welche seit Beginn des Krieges von den Spaniern hingerichtet wurden, auf 40,000; die Ziffer derjenigen, welche im Kampfe fielen, hat nicht festgcstcllt Wer tteil können. Die Zahl dcr kämpfend gefallenen oder voir den In surgenten Hingerichteten Spanier beläuft sich auf 75,000 Mann. Diesen Zuständen ein Ende zu machen, ist Pflicht der Menschlichkeit und in Folge der letzten Ereignisse haben England und die Vereinig ten Staaten volles Recht, einzugrcifen und einen der Menschenwürde und dcr Eivilisation entsprechenden Stand der Dinge in Euba ein zuführen. Der russischen Diplomatie ist, ivie cs scheint, ein geschickter Streich in Konstaniinopel gelungen. Die türkische Regierung hat nämlich mit einem Riale sämmtliche englische Ingenieure und Maschinisten, welche im Arsenal und ans dcr Panzerflotte dienten, entlassen und durch orthodoxe Türken ersetzt. Diesen wird die russische Kriegs kunst zur See sicher gewachsen sein, denn die Türken sind als See fahrer noch unerfahrener als die Russen. Es ist ein cigenthümlicher Fall, daß der russische Gesandte, General Jgnatiew, die Türken cnt- entkräftet, indem er ihren Chauvinismus anfacht. Das „Baier. Vaterland" hat die Entdeckung gemacht, daß dcr junge Fürst Taxis zu Ncgcnsburg einen preußischen Jäger-Lieute nant zum Erzieher erhalten hat. Da dcr Fürst zivei Jahre im Je- suitcueolleg zu Feldkirch zugebracht hat, und bisher als eine einstige klerikale Größe angehofft worden ist, so ist das „Baier. Vaterland" ganz außer Rand und Baud über diesen Verrath an dcr guten Sache gcrathen und macht den Ehef des fürstlichen Hauses für das uner hört Verbrechen verantwortlich, einen Jesuitenzögliug unter die Aussicht und Leitung eines preußischen Lieutenants zu stellen. Wir schwärmen auch nicht für Lieutenants als Pädagogen, aber lieber sind sie uns immer noch als Jesuiten. Was aber einmal aus diesem jungen Fürsten von Taxis werden wird, an dem erst dcr Jesuit und karnn dexJägcrlicutenant herumdoktcrt, darüber kann man sich seine Gedcuüen zollfrei machen. Schonung gegen Monsignore LcdochowSki würde im preußischen Maeste -rin noch nie erlebtes Beispiel von Schwäche sein, nach dem der Brich.vonTgt, dm Lcdochowski an den Oberpräsidentcn dcr Provinz Pchr e n-.Z-chkt h't. Er denkt nicht mit einem Athemzug tmrg,'. 'ftiS'vstnvistyum i»i.derzulegen, vielmehr schreibt er: „Das bjstWcichc Amt habe ich mit den daran geknüpften Rechten und MiEEn MV;Ägtt durch Hände seines sichtbaren Stellvertreters auf Edstsn üchxkommen: kraft dieser mir von Gott verliehenen Ge walt regiere ich denjenigen Theil dcr Kirche, welchen der h. Vater mir angewiesen hat. Keine weltliche Macht ist daher im Stande, diese Mission mir zu entziehen. Allerdings kann materielle Gewalt den, katholischen Bischof die Erfüllung seiner erhabencnPflichtcn un möglich machen und ihn an der Wahrnehmung der ihm znstehenden Rechte, nimmermehr aber ihn seines bischöflichen Amtes in Wirklich keit entsetzen, denn die kirchliche, von Gott den Seelenhirten ver liehene Gewalt kann von den Menschen nicht vernichtet werden." Wenn der preußische Staat vor diesem Eottesgnadenthum eines katholischen Geistlichen zurückwiche, dann kannte er als Staat nur gleich einpacken. LocalcS und Sächsisches. — Den etatmäßigen ordentlichen Mitgliedern des Bergamts zu Freiberg ist den Functionstitel Bergamtsrath mit dem Range in Elaste IV. Nr. 18 der Hofrangordnung beigelegt und demgemäß sind die bisherigen Bergmeister Lucius, Kühn und Müller und der bisherige Bergamtsassessor vr. zur. Freiesleben zu Bergamtsräthcn, der BergamtSassessor Leonhardi in Freiberg aber zumBergcommissions- rath ernannt worden. — Die Landtagsverhandlungen über die Art und Weise, wie im Frühjahre 1871 der damalige Kultusminister den Ultramontanen bezüglich der Verlesung des Fuldaer Hirtenbriefs allerhand Liebes dienste erwiesen hat, erwecken in weiten Kreisen einen langandauern den Nachhall. Allgemein bedauert man den jetzigen Kultusminister vr. v. Gerber, dem sein Amtsvorgänger eine so üble Suppe ein- gcbrockt hat; man findet cS begreiflich, daß er möglichst lange sich sträubte, den eigentlich Schuldigen hinter den Coulissen hervorzu- zichcn. Gespannt darf man sein, welche Ausschlüsse Herr v. Falken stein, wenn die ganze Angelegenheit an die erste Kammer gelangen wird, über sein zum Mindesten gesagt, höchst zweideutiges Verhalten abgcben wird. Daß in der Annahme des Deputationsantrags auf öffentliche Erklärung der Regierung: daß durch Verlesung des Ful- dacr Hirtenbriefes nicht das Unfehlbarkeitsdogma verkündet sei oder verkündet werden durfte, keinerlei Mißtrauensvotum gegen den jetzigen Chef des Kultusministeriums liegt, ist in der Kammer öffent lich, ohne Widerspruch zu finden, ausgesprochen worden. Etwas höchst Seltenes erlebte man aber, daß die ziveite Kammer, absehend von allen Parteifragen, sogut wie einmüthig in der Verurtheilung einer Regierungsmaßregel einen ziemlich weitgehenden Antrag stellt. Noch bedarf es wohl kaum der Hervorhebung, daß jener Kammerbeschluß sich nicht gegen die katholische» Staatsbürger Sach sens richtete, sondern nur der durch einen übermüthigen Priester, wie der Redakteur des vielgenannten Kirchenblattes ist, gehöhnten Staatsautorität eine Gcnugthuung verschaffen soll. — Der Gastwirth Junge in Altstadt-Borna hatte sich über ein Tanzregulativ des dortigen Gerichtsamts beschwerend an den Landtag gewendet. In der Verathung dieser Sache durch die 4 Deputation der 2. Kammer kam es zur Sprache, daß dem Unfuge, daß unter dem Anscheine geschlossenerGesellschaften öffentliche Tanz musiken abgehalten werden, gesteuert werde. Anderseits wurde be merkt, daß ordnungsmäßige, nnt guter Polizeiaufsicht versehene Tanzbelustigungen in mehr als einer Beziehung, ja sogar in sanitä- tischcr, eher zu fördern, als zu behindern sind. Zum Schluffe schlägt Referent von Ehrenstcin vor, die Junge'sche Petition der Regierung zur Erwägung abzugebcn. — Nach Süd-Australien können vom 1. Januar 1874 ab durch die deutschen Postanstaltcn Zchlungen bis zum Betrage von 70 Thalcrn iin Wege dcr Postanweisungen vermittelt werden. Die zu frankirendc Gcsammtgcbühr beträgt 1 Groschen für jeden Thalcr des eingezahlten Betrages, mindestens aber 10 Groschen. Die Post anweisung muß den Zunamen und mindestens den Anfangsbuch staben eines Vornamens des Empfängers (bzw. die Bezeichnung der Firma des Empfängers), sowie die genaue Adresse desselben ent halten. In gleicher Weise muß dcr Absender in dem Coupon durch Angabe des Zunamens und wenigstens des Anfangsbuchstaben eines Vornamens (bzw. der Firma;, sowie durch Angabe der Adresse bezeichnet sein. — Eine dcr betrübendstcn Wahrnehmungen ist cs, daßdieLan- dcsanstaltcn für Irre, Schwache und Sieche, sowie für Sträflinge kaum ausrcichen, uni die für sie bestimmte Personen aufzunehmen. Zur Vergrößerung und besseren Ausstattung und Einrichtung dieser Anstalten werden in jeder Finanzperiodc Hunderttausend!: von dcr Regierung gefordert und vom Landtage bewilligt. Soweit es sich um Herstellung von Einrichtungen handelt, die eine bessere Gesund heitspflege und zweckmäßigere Wahrnehmung dcr in den Anstalten verfolgten Ziele handelt, läßt sich hiergegen gewiß Nichts cinwenden. Traurig aber ist die vorhandene Nothwendigkeit, diese Anstalten zu vermehren und zu vergrößern. Besonders ausfällig tritt diese Er scheinung bei den Irrenanstalten hervor. Noch niemals ist die An meldung zu den Landes- wie Privatirrenanstalten eine so große gewesen, wie jetzt. Ebenso müssen Gemeinden, die ihrer Verpflegung anvertraute schwachsinnigcPersonen in den dazu bestimmten Staats- anflalten unterbringen wollen, oft recht lange warten, da Alles be setzt ist. Die hinter uns liegende Gründungsperiodc hat die Zahl dcr WahnsinnSfällc bedenklich vermehrt. Die Aufregungen, die mit dem Börscnspicle, sowohl dem Verlieren wie dem Gewinnen, Zusammenhängen, haben auf viele Gemüihcr zerrüttend gewirkt und die VcrmögenSvcrlustc, die nnt der jetzigen Krachperiode für so Biele, oft ganz am Börsenspicl Unschuldige, verbunden sind, haben nicht minder die Zahl der geistig Gestörten vermehrt. — Der in Meiningen verhaftete Oberstleutnant v. Engel hat in! wahrhaft teuflischer Weise das Vertrauen seines Herrn und Freundes,! tonnte, die jedenfalls mit der Entwendung von noch anderen Effecten des Herzogs von Meiningen, zu hintergehcn gewußt. Als ihn seine j geendet haben würden. Gläubiger drängten, erklärte er eines Tages dem Herzoge, daß er! — Am Poppitzplatzc ist gestern Vormittag ein Arbeiter beim ihm ein Geständnis; zu machen habe. Aufgcmuntcrt, die Wahrheit j Grundgrabcn eines Hauses verunglückt. Eine untcrhöhlle Eedwand zu gcstchcm, bekannte er: 17,000 Thlr. Schulden zu haben. In ge- stürzte nämlich plötzlich ein, als sich jener Arbeiter gerade in der «wkmtcr großmüthincr Weise erklärte sich der Herzog bereit, diese Grube befand, verschüttete ihn und zerschmetterte ihm auck> Summe aus seinen Mitteln zu decken. Statt dessen schrieb der saubere Flügeladjutant Wechsel im Betrage von 70,000 Thlr. und fälschte die Unterschrift, indem er den Namen seines Herzogs darauf anbrachte. Nach Ablauf der Wechsel kamen sie, und zwar ohne daß der Fälscher davon eine Ahnung halte, in die Hände des Herzogs. Dieser ließ den Adjutanten kommen, unterhielt sich mit ihm über mehrere gleichgiltige Dinge und fragte dann: L propos — für wie viel habe ich doch Ihnen neulich gutgesagt'? „Für 17,OM Thlr.". — „Ach, würden Sie mir das nicht einmal schriftlich geben?" — „Mit Vergnügen, Durchlaucht." — v. Engel schrieb ein Dokument nieder, worin er bekannte, daß der Herzog ihm für 17,MO Thlr. gutgesagt habe. Im Besitze dieses Dokuments zog der -Herzog aus der Brusttasche die gefälschten Wechsel und fragte ihn: „Nun, wie steht es denn hiermit?" Der entlarvte Verräther erblaßte und stahl sich aus dem Zimmer. Ter Herzog reiste nach Berlin, um über den unerhörten Fall allerhöchsten Orts Bericht zu erstatten; sofort kam dcr telegraphische Befehl, den Schuldigen zu verhaften. ES ergab sich hierbei, daß v. Engel die Fälschungen in noch viel großartigerem Style betrieben, daß er, um die Sache zu vertuschen, in der wagehalsigsten Weise an dcr Börse spekulirt hatte. Trotzdv«^ daß er wußte, daß dcr Blitz über seinem Haupte zuckte, nahm er weder die Flucht, noch eine mitleidige Pistole, sondern verkehrte, als ob Nichts vorgefallcn sei, ruhig in dcr feinen Welt Meiningen- weiter. In einer vornehmen Gesellschaft wurde er verhaftet. — Gestern zeigte sich auf der Elbe das erste Treibeis, vorläu fig nur in der Stärke von 1 bis 14/j Zoll. Tie schmucken Dampfer der sächs.-böhm. Gesellschaft besaßen noch dcnMuth hindurchzufahren- Es muß dcr Direction, welche bei dem schwachen Verkehr wenig ihre-' Rechnung findet, nachgerühmt werden, daß sie trotzdem dem Publi kum noch zu dienen bestrebt ist. Und wenn nun die bclebendei- Boote in die Winterhafen sich bergen werden, dann wünschen wir der Direktion eine fröhliche Campagne 1874 und einen so-ergiebigen - Fahrplan wie 1873! — Nach den; ersten Schneefall am Sonnabend, der die Geleits.-' der Pferdebahn mit Wasser gefüllt hatte, trat Abends plötzlich startz ker Frost ein, so daß innerhalb der Nacht gearbeitet und mit der ' Lowry gefahren werden mußte, um andern Morgens fahren zA können. Bis jetzt ist infolge dieser Anstrengungen der Betrieb'nicht gestört. — Ein Fest im Eiskeller. Die Stammgäste der renom- mirten bairischen Bierrestauration von Neumann auf der Schösier- gafse wurden am Sonnabend Abend durch eine Einladung des Wirths (des Herrn Ziegenhals) in den Eiskeller im Souterrain deH- Hauses erfreut. An langer Tafel saßen die Geladenen in den-.er leuchteten, unterirdischen, mit Tannenreiscrn und bunten Lampions geschmückten Kcllerräumen zwischen den Fässern des ausgezeichneten Nürnberger Bockbieres. Außerdem gab es Knackwürstchen, Nettig und Feuerwerk. Es war sehr gemächlich; denn als durch die ben galische Flamme magisches, rosiges Licht verbreitet wurde, rief ein wackerer Zecher in seiner rosigen Bocklaune schließlich aus: Bravo, jetzt kann man sein Elend wenigstens übersehen. Nachdem die Gäste aufFässcrn aus demKellcr geritten waren, wurden die unterirdischen Lokalitäten ihrer künftigen Bestimmung übergeben, nach welcher sie von nun an als Eiskeller zu dienen haben. — Dcr Besitzer des Hauses Nr. 34 der Pillnitzerstraße hat jetzt aus eigenem Antriebe die Passage auf dem Trottoir freigegeben. Allerdings konnte dies; nur in der Zeit erfolgen, in welcher nicht an dem Abbruch des Hauses gearbeitet wird. In dieser Zeit muß, um den Passanten keinen Schaden zuzufügcn, das Trottoir gesperrt bleiben. Es ist sonach von Abends 4 bis Morgens 8 Uhr freigc- geben. Bei dem späteren Ausbau des Hauses, dcr ohne die Gefahr des Einstürzcns niedcrzurcißender Wände erfolgt, wird das Trottoir, wie bei anderen Neubauten, offen doch geschützt sein. — Beim Ausstichen eines mehrere Eentncr schweren Fasses ist am vergangenen Sonnabend ein Böttchcrgcselle auf dem Walv- schlößchcn dadurch verunglückt, daß das Fas; plötzlich umgestürzt und ihm auf den linken Oberschenkel gefallen ist. Dadurch hat letzterer einen Bruch erlitten, zufolge dessen dcr Geselle in die Diaconisscn- anstalt gebracht werden mußte. — Vor mehreren Tagen war ein auf der Eamenzerstraße wohnhafter Arbeiter damit beschäftigt, im Gehöfte seines Dicnstherrn einen Kohlcnambulanzwagen mit umlcnken zu helfen, als plötzlich der Wagen umstürztc und so unglücklich auf den Arbeiter fiel, daß diesem beide Unterschenkel dadurch gebrochen wurden. Man brachte den Verunglückten in die Diaconisscnanstalt. — Vor einigen Tagen befand sich eine in der Altstadt wohn hafte Bürgcrsfran jaus dcr Rückkehr in ihr Logis und war eben im Begriff, die Vorhausthüre anszuschließeu, als dieselbe plötzlich von Innen geöffnet wurde und aus der Thüre heraus ihr ein unbe kannter Mann cntgegentrat, dcr sic flüchtig grüßie und darauf die Treppe des Hauses hcrabciltc. Tie Frau glaubte nicht anders, als daß ihr Ehemann zu Hause anwesend und bei diesem jener Fremde auf Besuch gewesen lei. Nach ihrem Eintritt in ihr Logis mußte 1e sich aber davon überzeugen, daß ihr Mann gar nicht zu Hause anwesend war; ihre Befürchtung, daß jener Unbekannte sonach nichts Gutes im Schilde geführt, erwies sich auch alsbald als richtig. Er hatte einige Thaler Geld entwendet. Ob er aber mittelst Nach schlüssels in die Wohnung gekommen oder ob sic so unvorsichtig ge wesen, vor ihrem Weggänge ans dcr Wohnung die Vorhausthüre hinter sich nicht gehörig zu verschließen, bleibt zweifelhaft. Jeden falls war die Frau noch zur richtigen Stunde nach Hause zurück- gekehrt, che dcr Dieb weitere Studien in dcr Wohnung machen
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