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- Erscheinungsdatum
- 1873-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187312018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18731201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18731201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-12
- Tag 1873-12-01
-
Monat
1873-12
-
Jahr
1873
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oerbindllch. ^ I«ser»ten.«nnal>me au»»' Wirt»: ll»»»»»l«t» un<I Vo»I«r in Hambukz, «er lin. Wien, Lei»»««. Ba>el. «»»lau. grankluil a. M. — LaL Iloaav in Berlin. Lei»,ia. Wie». Hamburg, Nrankfur« a. M.. Mlln- «lien. — v»ub« L 0o. in Nranksurt a. M. — k>. V»i»t i» ilhemnih. — U»- u»»,l»lltt». Luliiar » La. in ivari». Nr. 83 ». Achtzehnter Jahrgang. Druck und Sigenthum der Herausgeber: ^iepslh ^ Nkilhardt in Dresden. Verantwort!. Redacteur: Julius Nkikhardt -nicht »egel«» -«ülwirtige «nnanÄb» iLuiträge von uu» UN»« Ilannten Ntrmen u. P« Ionen injerircn wer I«x gegen Pränumerando. Zahlung durch «ri «arten »der Posirin» lung. » Silben kotl >>/, Ngr. «uiwärtigj tonnen die Zahlung auch «Ui eine Dresdnern «nweisen. Die « Mtttedacteur: 0r. Lm« Kür das Feuilleton: LachM«, »»«tm»»»». Dresden, Montag, 1: Decemver 1873: ein Achtgroschenstück Wenn das Blachstein gewußt hätte! ^ hätte sich gewiß vor seiner Flucht noch gebückt, um die Münzen zu holen, sei es auch nur, um einige Knackwürstchen als Mundvörrath mitzunehmen. — Der unter der umsichtigen Leitung des Herrn Schuldirektor Wagner fröhlich aufblühende Allgemeine Dresdner Gabelsbcrger- Stenographenverein versammelte seine Mitglieder am vorigen Frei tage zu einer, der Pflege froher Geselligkeit gewidmeten'Festver sammlung in Stadt Petersburg. Instrumental- und Vokalvor träge, komische Semen, ein gutbesetztes Quartett wechselten in un gewohnter Reichhaltigkeit und meist in recht ansprechender vorzügli cher Ausführung ab, um den Stenographen die frohe Gewißheit zu geben, daß sich unter ihnen nicht blos Künstler befinden, die mit Bleistift und Feder in dem Auffangen des gesprochenen Wortes Tüchtiges leisten, sondern die auch mit den Instrumenten der Musik innig vertraut sind.. Ein sich an ein frugales Abendbrod anschlie ßendes T-nzchen zeigte auch, daß die Füße der Stenographen auf dem glatten Parquet ebenso gewandt dahinfliegen, wie ihre Hände auf dem Papiere. — Die Verwaltung des Fletcherschen Seminars ist eiftig be schäftigt, die Schäden, welche das neuliche Feuer an den Anstaltsge bäuden angerichtet hatte, auszubessern. Bis zu Weihnachten, hofft man, wird der Unterricht an alle 150 Seminaristen in vollem Um fange wieder ertheilt werden können. Bereits ist die eine Claffe derselben einberufen, die Einberufung einer anderen steht bevor. In nicht zu ferner Zeit gedenkt man mit dem» Bau eines neuen Semi nars beginnen zu können. Für dasselbe ist ein Areal in der Oppel- vorstadt, in gesundester Lage, nahe dem Saume der Dresdner Heide, erworben worden. Die Baupläne für das neue Fletchersche Seminar werden zu ihrer Verwirklichung gegen 150,000 Thlr. beanspruchen; von dixser Summe geht dann der Erlös für das bisherige Seminar- g'ebäuve ah, das bekanntlich auf sehr werthvollem Areale liegt. — Der am Margen des 23. Nov. herrschende Sturm riß, in Wa.r.tha bei Weißenberg das Dach des dem Ziegeleibesitzer Kassel gehörigen Ziegelofens herab und es stürzte dasselbe auf die Decke des letzteren. Da der Ofen gerade geheizt war, so gerieth das Dach in Flammen und verbrannte vollständig. Zum Glück gelang es, wei te«» »«Mck, -WM. herrschenden Sturm durch Flugfeuer recht leicht hätte herbeitzeführt werden können, zu verhüten. — Am 28. v. M. wurde der am linken Ufer der Neiße, und zwar auf Rosenthaler Flur, angeschwommeno Leichnam des Webers und Inwohners Carl Gottlob Kühn aus Hirschfelde aus dem Wasser gezogen. Kühn hat in banger Besorgniß um die Zukunft am 24. v M. Abends vom Hause sich entfernt, nachdem er den Tag über rüstig gearbeitet, und seinen Tod im Wasser gesucht und gefunden; er war 63 Jahre alt, verheirathet, kinderlos und erfreute sich eines ausgezeichneten Rufes. — In dem königl. Blaufarbenwerke Oberschlema bei Schnee berg hat man endlich in dem Farbenarbeiter Förster den Dieb ent deckt, der schon seit längerer Zeit verhüttete Erze gestohlen hat. Inwieweit der Besitzer eines benachbarten PrivathüttenwrrkeS, der ebenfalls verhaftet wurde, betheiligt ist, wird die Untersuchung lehren. Die Schneeberger Gegend ist überhaupt von Dieben jetzt sehr heimgesucht. (P. A.) — Im Dorfe Nemt bei Wurzen lebt ein bereits -cht Tage altes Kalb, welches ganz regelmäßig ausgebildet ist, aber anstatt zweier Hinterfüße deren vier und zwei After mit zwei Schwänzen hat. Diese Mißgeburt soll sich, wie wir hören, noch ganz wohl befinden. — -Subhastationen am 2. Dccember In den Gcrlchtö- ämtern: Dresden : Johannes Klemm'S Grundstück, am Tabbergt, 13,500 Thlr.: GerlngSwalde: Heinrich Wirsig'S Grundstück, 2210 Thlr.; Meichenbach: Carl Klotz's Grundstück, 5525 Thlr. taxirt. — Oeffentltche Gerichtssitzung am28.November. Von den sür heute aiigesetztcn Elnspruchöverhanblungrn fand die eine in Privatklagesachen Henriette verehl. Hofmann (Nosmann?) und Genossen und Minna Wilbclmine verchl. Kiesel In Wach- witz und Gen. uptcr Ausschluß der Oeffentllchkelt statt. — Aus gefallen sind die.Privatklagcsachcn Carl Gottlob Eisoldt'v In Fisch bach wider Heinrich Eduard Ebert hier, und wider den Stein brecher Carl Friedrich Bernhardt in Söbringen wegen Bestechung. — Das Gerlchtöamt Wllödruff hat Friedrich Hermann Mißbach, der als gemächlicher Vagabund und GelegenheitSdleb die HerzogS- walker Gegend unsicher gemacht, wegen eines auf einem dem Gutsbesitzer Dittcich gehörigen Felde in HcrbigSdorf verübten KartoffelnblebstahlS (Werth der gestohlenen Schollenfrüchte --- 5 Pfg.!) und well er von einem Feldreien eine Lamalacke, die eine aus dem Felde Beschäftigte dort nievergelegt hatte, wcanahm, (In Anbetracht seiner vielmaligen Vorbestrafungen) zu 1 Jahr 1 Monat Zuchthaus verurtheilt. Da Mißbach nur Men dieStraf- höhe Einspruch erhoben, so wurde von dem reserirenden Herrn Richter nur das erstinstanzliche Urtheil verlesen, so baß über den Fall selbst nur daS einfache Tbatsächliche berichtet wurde. Der Königl. Staatsanwalt, der (in nächster Zeit nach Zwickau gehende) Herr Aff. Leonhardt meinte LaS Strafmaß, in Betracht keö ge ringen Werthes der gestohlenen Gegenstände, entsprechend herab- zusetzcn. Daö von Herrn GerichtSrath Müller präscntirte Füns- rlchtercolleaium erkannte aus 4 Monat Gcfängniß. Eine Hait- strase von 1 Woche hat ihn außerdem deshalb betroffen, weil er im „Busch" ein Feuer angcbrannt, um fleh besagtes Kar- toffelku^nd zu braten. TageSgeschtchte. Deutsches Reich. Nach zuverlässigen Nachrichten ist eine Vorlage an den Reichstag wegen Freigebung des Apothekergcwerbes in nächster Zeit nicht zu erwarten. Die preußische Negierung hält es aus sanitätspolizeilichen Gründen für bedenklich, die Concessions- pflicht der Apotheker aufzugcben. In Betreff der Fusion der Magdeburg-Halberstädter und der Magdeburg-Leipziger Eiscnbahngesellschasten ist, wie die „Magdeb. Zeitung" meldet, ein Rcscript des Handelsministers vom 11. Nov. eingelaufen, worin zunächst der Nachweis gefordert wird, daß durch die Verschmelzung der beiden Gesellschaften die allgemeinen Verkehrs interessen nicht gefährdet werden. Sodann wird auch die Darlegung derjenigen Garantien verlangt, welche die Direktion für die Wah rung des sich für den Staat an die Pflege und Entfaltung des Tran sitverkehrs auf der Halle Kasseler Bahn resp. einzelnen Theilcn dieser Bahn knüpfenden Interesses zu bieten gedenken. , Aus Meiningen theilt man mit, daß bereits 92 Gemeinden die obligatorische Fortbildungsschule eingeführt haben. Oesterreich. Der Kaiser hat dem königl. preußischen Ge neralleutnant Herzog von Natibor und dem königl. preußischen Wirkt. Geheimen Rath und Ober-Berghauptmann Krug von Nidda seine besondere Anerkennung mit Rücksicht auf ihre hervorragende Thätigkeit im Interesse der Weltausstellung ausgedrückt und aus demselben Anlasse dem königl. Ministerialdirector von Moser als Präsidenten der deutschen Neichs-Centralcommission das Großkreuz dHs Ordens der eisernen Krone verliehen. Frankreich. Das rechte Centrum beabsichtigt einen Antrag einzubringen, welcher die Erhöhung des Gehaltes des Präsidenten Mac Mahon auf 200,000 Franken monatlich verlangt. Die bei der Ersatzwahl vom 16. Nov. zu Deputaten gewähl ten der republikanischen Partei ungehörigen Generale Letellier-Va- lazs und Saussier sind durch.Verfügung des Kriegsministers vom gestrigen Tage ihrer militärischen Commandos enthoben worden. Dem Vernehmen nach sollen auch noch andere Generale aufgefordcrt werden, zwischen Beibehaltung ihrer militärischen Stellring oder Thrflnahme an her Tagespolitik zu wählen. > Amerika. Einen Beweis st», di» Ansicht. Hatz Hk Folgen de» t«re» UnMck. -WM tevOtMw Krisis in Nordamerika sich noch lange fühlbar machen werden, liefert (so schreibt die New-Aorker Handels-Zeitung") die. Thatsache, daß am 11. November in Boston per Dampfer „Atlas" 230 Zwischen deck-Paffagiere, fast ausschließlich aus Fabrikarbeitern von Boston, Fall River rc. bestehend, nach Europa zurückgekchrt sind, um dort Beschäftigung zu suchen. Die spanische Regierung hat nach in Washington eingegange nen Nachrichten nunmehr alle Forderungen der amerikanischen Ne gierung bewilligt, auch soll sich dieselbe zur feierlichen Salutirung der amerikanischen Flagge im Hafen von St. Jago bereit erklärt haben. Die Vorbereitungen für die Kampfbereitschaft der Marine dauern mit Rücksicht darauf, daß Spanien vielleicht nicht im Stande wäre, die eingegangenen Bedingungen zu erfüllen, noch fort. " Gegenüber den von der spanischen Regierung über die Virgi niuS-Angelegenheit verbreiteten Nachrichten wird von kompetenter Seite versichert, daß die Streitfrage noch keinesfalls als endgiltig ge schlichtet angesehen werden könne. Der wieder zusammengetrctene Ministerrath hat sich ausschließlich mit der Frage beschäftigt und ver lautet nur, daß die von der amerikanischen Regierung für erforder lich erachteten Erklärungen Spanien» noch nicht eingetroffen seien. Trotzdem hat sich die bis dahin bedenklich« Situation etwa» günstiger gestattet. Die Volksstimmung ist jedoch noch immer eine gereizte. . . Der Congreß, welcher am 1. December zusammentritt, wird um» Bewilligung eines größeren Militärbudgets für das Jahr 1874/75 ersuch) werden. Während für das laufende Jahr 60,441,202 Dollars hinreichten, verlangt man für das kommende Jahr 56,320,000 Dollars, und zwar 35,861,000 Dollars für die Armee und 20,459,000 Dollars für die Flotte, Hafenverbefferun gsn u. s. w. Von den 6,000,000 Dollars, die der Congreß mehr bewilligen soll, kommen allerdings etwa 4,000,000 Dollars auf HpHesserungen von Häfen, Flüssen u. s. w. achten: Nach 8 1I5o., 6. und g. der LanbtagSordnung als UN» zulässig zurückzuweilen. — Witterungs-Beobachtung am 30. November, Mittag». Barometerstand nach Otto L Bösolt hier: 27 Paris. Zoll 5'/-L (seit^gestern gefallen OL.). — Thermometer nach Reauwur; ' Schloßthurmlahne zeigte NordwestS sts " 8 Grad über Null. — Die Schloßthurmlahne Wind. — Himmel beiter und unbewölkt, etwas stürmisch Locales und Sächsisches. — Ihre Maj. die Kaiserin Auguste wird heute Mittag 11 Uhr titsitelst der Leipziger Bahn zu einem Besuche der Königin-Wittwe und des Kgl. sächs. Hofes hier eintreffen. . - — Die hohe Protectorin des Dresdner Pestalozzistifts, Ihre Majestät die Königin Maria, beehrte vorigen Sonnabend die von dem betreffenden Damencomitee in Meinhold's Saale veranstaltete Verkaufsausstellung mit ihrem Besuche und zeichnete dieselbe durch .eiche Einkäufe aus. Wie die allerhöchsten Herrschaften diese Aus stellung schon vorher mit werthvollen Geschenken bedacht hatten, so ließen auch Ihre Maj. die Königin Car ola, Ihre Maj. die Königin- Mutter und Ihre k.Hoh. die Prinzessin Georg durch beauftragte Hofdamen höchst dankenswerthe Einkäufe machen. Trotz des un günstigen Wetters war auch der Besuch von Seiten des größeren Publikums und die Betheiligung am Kaufgeschäfte eine recht er freuliche. — Die Zöglinge tzxS Freimaurer-Knabeninstitut- werden aus Aulaß des 100jährigen Jubiläums desselben heute in corpore das Hoftheater besuchen. — Bei der in voriger Woche stattgrhabten Auktion de- Mo biliar» des Thüringer Bankvereins wurden die großen eisernen Geldschränke und die äußerst luxuriöse Bureaueinrichtung, soweit sie in Ladentischen und dergleichen bestand, ziemlich zu */g ihre» Werthes erstanden- Einzelne kleinere Gegenstände wurden, wie dies in Auktionen manchmal vorkommt, sogar über ihren Werth bezahlt. Der Bieter um die Geld- und Cassenschränke warm, wse bei der jetzigen Börsenlage natürlich, nur wenige da. Hinter und unter von PensionScrhöhungi rc. betreffend. 2. Bericht cn. »(gliche Dccret Sir. 12, Gewährung Pensionö- unv VerstümmelungSzulagc! der zweiten Deputation (Abchclluiig 8.) über Position 9 bcS außerordentliche» Ausgabcbutgetv „zu dem Baue und der Ein richtung des neuen Polytechnikums." 3. Bericht der zweiten Deputation (Abthcilnust li.) über eine Petition Johann Fr. Gru- ncrs und Genossen, und einer dergleichen von C. C. Hartmann und Mäutlcr au» Stadt Lößnitz, die Anlegung einer Haltestelle mit Güterbeförderung betreffend. 4. Mündliche Berichte der vierten Deputation über die Petitionen a) des Lackfabr.kanten Dietze in Leipzig, die Vereinfachung der Rechtspflege betreffend. ictzigm Bor,emage nauwuy, nur wenige va. Hinrer unv unter Gutachten - Die Petition^ d) Äch- den Geldschränken fand man noch einige kleinere Münzen, darunter! per 8 In GroiM NM Mwettcruna trvLifs,Nnt«ngesetze». W, DaS dreihundertjShrige Dienstsubiläum der — Kartoffel. Dreihundert Jahre waren es am 1». November, seit die ersten Kartoffelknollcn aut europäischen Boden hinkollerten. Am IS. November 1573 löschte die Brigg John Hawkins, die unter der Flagge des britischen Leuen die See zwischen den Passaten befuhr, in Halifax gar wundersame Ladung: ganze Berge rundlicher und länglicher Früchte, unscheinbar und wie eS schirm ungenießbar, die Reste der Schiffsprovision, die das Schiff im Haien von Santa iö in völliger Ermangelung einer änderest nothgedrungcn ausgenommen. Die Matrosen thürmtcn die Knol len aut dem Strand zu Haus und ließen sie da als herrenloses Gut liegen. Das war der erste Einzug der Kartoffel in Europa; wie der unnützeste Ballast ward-sie verächtlich an die Küste aus- geworfen. Hlcr und da gelangte eine dieser Knollen in dir Beete von Botanikern unv Blumisten, und in der und jener Scharteke lener Jahre ist von der „Pflanze PapaS" die Rede, „so die Wilden in der neuen Welt gleich Brod verzehren - und die in Gärten zu Jrclanb gedeihlich wächst." Größeres Interesse wid mete man der neuen Knollenfrucht damals nicht und ihre Ver breitung in Europa überschritt nicht die Gestade des grünen Erie- Eli Jahre später landete die Kartoffel zum zweiten Mal an der irische» Küste, doch ward sie diesmal nicht verächtlich auf den Strand geworfen. Sorgsam wurden die Knollen lausgeladen, sorgsam weit und breit im Laude gepflanzt. Sir Walter Ra- leigh, der Colonisator VirglnicnS, batte sie in seine irische Hcl- math gebracht, prophetischen Blickes die Bedeutung vorausahnend, die die neue Bodenirucht für sein hungcrgegeißelleS Volk gewin nen mußte. Aber auch seine Bemühungen vermochten nicht daS Vorurtheil und die Scheu der Bevölkerung gegen die wenig ver lockend aussebende Wurzelirucht zu überwinden, und auch die von ihm geforderte Anpflanzung blieb eine spärliche, nur vom Curio- sitäten-Jntercsse geleitete, wenn sie auch de» GcorgSkaual über schritt und Lancashire mit in ihren Bezirk zog. Ein Jahr nach Ralcigb landete Sir Francis Drake, der, ohne cS selbst noch zu wissen, zum ersten Male die Südspitzc Amerikas umsegelt hatte, tm Haien von Plymouth und führte die Kartoffel, ihren ! Nutzen enthusiastisch preisend, in der gelehrten und vornehmen Welt Londons ein. Sein warmes Fürwort war eS, dem die be- j scheidtne Kuollenirucht «ö zu verdanken hat, baß man 1585 in Europa »um ersten Male sie nicht vlos „»pflanzte, sondern auch kostete. Aber auch Drake'SBemühungen vermochten diese Pflanze weher tm Garten noch aus der Tafel einzubürgern. Man pflanzte da und dort eilten Knollen, versuchte da und dort ein Schnittchen und überließ sie im Uevrlgen den Gelehrten, die nun mit rühm lichem Eifer Über das neue Object in Büchern und Dissertatio nen dick und dünn, groß und klein, sich hermachtcn unv haar scharf bewiesen, die „PapaS" wären ein gefährlich, giitlg Gewächs, „sintemalen sie zu dem Geschlcchte „Solanum" gehörten. Mehr bedurfte es nicht, um die Popularisirung der neuen Frucht zu hemme», und nur der Liebhaberei einzelner Blumisten hat sie es zu danken, daß sie zu Enke deS 16. Jahrhunderts den Kanal überschritt und nach Holland gelangte. Hier erhielt die „Papa" den Namen „Tartouiotie", ein Name, der später in der sprach- vcrderbenden Zelt deö dreißigjährigen Krieges zu dem noch heute gang und gäben Ausdruck „Kartoffel" verballhornt wurde. Lang- ,am setzte sie bann ihre Wanderung aus dem Eontinent fort. Im Jahre 1601 kamen die ersten Kartoffeln, allerdings nur ihrer zwei, die an den BotanikerKlnsiuö gesendet wurde», nach Wien. Fünf zehn Jahre später wurde sic aus die königliche Tafel zu Paris zum ersten Male gesetzt und behielt von da dauernd ihren Platz im Menu der Könige von Frankreich. DaS war ausschlaggebend sür die fernere Zukunft der Kartoffel in Europa. Die königliche Protection machte sie In Frankreich beliebt und gewann ihr die Gunst der Potentaten, welchen Paris de» Ton in der Hoisttte da mals anzugcben begann. In die Pfalz und nach Hessen kam die neue Frucht zuerst den Mein herüber und gedieh in stattlicher Menge in Garten und Feld, allerdings vorerst mehr als Vieh futter, als die Menschennahrung mehrend. Aber als die Donner deS großen Krieges über Deutschland sich entluden, als die Rei terschwadronen zerstampfend über die Saatfelder stürmte», als Krlegökuechte und Freibeuter dem Bauer die letzte Krume Broh. daS letzte Huhn raubten unv das Korn aus Speicher und Tenne nahmen, um es den Pferden vorzuwcricn, als daS Elcnd deS drei ßigjährigen Krieges Deutschland erfüllte, da erinnerte sich das verhungernde Volk deö mißachteten „GrüblingS", wie cs die Knollenfrucht nannte, und nahm zu ihr, die der Landsknecht ver schmähte und sür zu schlecht hielt, sie seinem Rosse vorzuwerfcn, seine Zuflucht. Eine stille Helferin und Retterin folgte die Kar toffel den HeereSzügen, den verwüsteten Aeckcrn neue Saat, der verhungernde», auSgesogcnen Bcvölkcrung neue Nahrung bietend. AlS der Krieg zu Ende war, verschwand auch die Kartoffel auS zahlreichen Gegenden. Das hochnäsige Vorurtöeil der Bevölke rung verbannte die Helferin ln der Noll), als diese Noth vorüber war. Nur in der Pfalz, in Böhmen und im Voigtlanbe bewahrte sie ihre ungcschwächte Beliebtheit, die Bewohner dieser Landstriche mannigfachem Gespött auSsctzcnd. Aber MißwachS und Theue- rung machte die Verschmähte bald da. bald dort wieder hochwill kommen und die fürsorglichen Landcörcgcntc» hatten alsbald die Erdtuffeln" oder „Erdäpfeln" das war der Name, den sie ÄnianaS deö vorigen Jahrhunderts erhielten alS wahre Er retter ihrer getreuen untcrthancn aus Hungersnöthcn erkannt und ihren Anocm hochobrigkeitlich aiibcfohlcn. Friedrich der Große war auch von dieser landcöväterllchcu Fürsorge erfüllt und ord nete ZwangSmaßregcln an, um seine Bauern zum Erdäpfclanbau zu zwingen, unv zahlreiche kleine Gewalthaber ahmtest seinem Bei- lele nach. Aber der Zwang der Fürsten und der Antrieb der oth vermochte nicht dir Kultur dieser Nährfrucht mehr alS sehr nebensächliche Pflege zu erringen. Erst der Wissenschaft war cs Vorbehalten, ihr die ihrer Bedeutung geziemende Stellung unter den Bokenfrüchte», daö Ihr gebührende Maß von Aufmerksamkeit In der Pflege und Wartung zu erringe», und mit Ihrer Hilfe den Bewohnern unseres ErdtheilS neue, segensreichere LcbenSbeding- ungcn zu schaffen. Der große Reformator der Bodenkultur Deutschlands ünv Europas, Albrecht Thaer, der vor nun einem Jahrhundert sein Werk der Neugestaltung deö landwirthschaft- >chen Betriebes begann, machte die.Kartoffel zur Trägerin der von ihm elngefübrtcn Fruchtwechsclwirthschaft. Aus seine An regung begann, namenttlch in den Landstrichen mit leichtem Bo den der Karwffelbau im Großen aus den sonst der Brache über lassenen «lecker». Die^ für daö „Stecken" der Knollen nothwen- dlae sorgsame Zubereitung der Stecker, die Pflege der dem Boden entkeimten Pflanzen erhält diese «lecker, deren Kraft durch daS Knollcuaewäch«. wenig avaespannt wird, locker und ustkrMrcln und sättigt sie mit Tauerstoff, damit der nachfolgenden SWAer-
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