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Schon die gebietende Stellung beider hoher Briefsteller ver leiht der Correspondenz eine Tragweite, wie selten Actenstücke sie besitzen. Wenn sonst'sich Monarchen, mit Uebergchung ihrer Mi nister, persönliche Zuschriften machen, so läßt diese VerkehrSscene Rückschlüsse auf die Bedeutung des zu behandelnden Gegenstandes zu. Wenn sich aber der Papst, dessen Mund selten von Segen, häufiger von Verwünschungen überfließt, von schwerer Krankheit kaum genesen, an den Schreibtisch setzt, um an den mächtigsten Mo narchen der Christenheit, und noch dazu an einen Protestanten, einen Schreibebrief zu richten, wenn dann der Kaiser eine ausführ liche Antwort giebt, dann fesselt die ungewöhnliche Form solcher Kundgebungen beinahe ebenso wie deren Inhalt. Nicht päpstlicher Staatssekretär gegen deutschen Reichskanzler, nicht Antonelli contra Bismarck, nein! Papst gegen Kaiser, der neunte Pius gegen den ersten Wilhelm steigen, zwei Kämpfern vergleichbar, aus ihren Pa lästen in die Arena hernieder, um Angesichts des versammelten Eu ropas im gewaltigen Geisteskampfe zu ringen. Dieses Schauspiel ist, wenigstens für das jetzt lebende Geschlecht, neu, überraschend, ergreifend. Augenblicklich, da diese Betrachtungen zu Papier gebracht werden, liegt von jener Correspondenz nur der telegraphischeAuszug vor, dm uns Wolf'S Telegraphenbureau noch in später Abendstunde zusandte, an dem der deutsche Reichsanzeiger die Actenstücke in Ber lin veröffentlichte. Aber der Auszug entrollt in knappen Aus drücken das Gesammtbild des entbrannten Streits. Freuen wir uns, daraus entnehmen zu dürfen, daß Recht, Vernunft und Logik die glänzenden Waffen des deutschen Kaisers sind, an denen das mittelalterliche Rüstzeug des Greises, der sich thöricht-anmaßlich >Herr der Christenheit" nennt, zerschellen. Wir begreifen es, wenn der Papst sich seiner Erzbischöfe und sonstigen Priester in Preußen annimmt und sich zu ihrem Schutze gegen vermeintliches Unrecht an deren weltliches Oberhaupt wendet. Aber recht übel berathm war der Papst, als er die echtjesuitische Wendung gebrauchte, daß König Wilhelm von Gesetzen, die er unterschrieben, wahrscheinlich Nichts wüßte. Die Antwort ist ihm nicht schuldig geblieben worden. Wir verzichten auf ein näheres Eingehen auf den Streit, wer die Verfolgungen, denen in Preußen thatsächlich die römischen Priester unterworfen sind, verschuldet hat. Wir wissen, daß die preußische Regierung sich im Zustande der Nothwehr gegen römische Herr schaftsgelüste befindet und daß die Klage des Papstes übel funda- rnentirt ist. Aber es empört sich in uns jede protestantische Fiber aegenjdie Anmaßung des Papstes, daß Jeder, der die Taufe empfangen, in irgend einer Weise dem Papste angehöre. Der Monarch Preu ßens hat als evangelischer Christ bereits eine treffliche Antwort ge geben, die in allen evangelischen Herzen einen lauten Wiederhall er wecken wird. Namentlich fällt der Schlußsatz des kaiserlichen Briefes in's Gewicht, welcher lautet: „Eine Aeußerung in dem Schreiben Ew.Heil. kann Ich nicht ohne Widerspruch übergehen, wenn sie auch .licht auf irrigen Berichterstattungen, sondern auf Ew. Heiligkeit Glauben beruht, die Aeußerung nämlich, daß Jeder, der die Taufe empfangen hat, dem Papste angehöre. Der evangelische Glaube, zu dem Ich Mich, wie Ew. Heil, bekannt sein muß, gleich Meinen Vorfahren und mit der Mehrheit Meiner Unterthanen bekenne, ge stattet uns nicht in dem Verhältniß zu Gott einen anderen Ver mittler als unseren Herrn Jesum Christum anzunehmen." Es gehört ein unerhörter Grad unersättlicher Machtbegier dazu, wenn sich der „Knecht der Knechte" anmaßt, einen Machtanspruch auch über die Christen zu erheben, die ihn und sein Regiment prinzipiell verwerfen. Die Keulenschläge, die in dem kaiserlichen Briefe auf das päpstliche Rüstzeug niederfallen, sind am besten geeignet, dem Brief steller, wenn er Ende dieser Woche nach Wien kommt, einen freudi gen Empfang seitens der Bevölkerung zu bereiten. Der polizeili chen Vorbereitung eines freundlichen Empfanges, wenn solche gesche hen sein sollte, hätte es nach dieser Correspondenz nicht bedurft. Diese Monarchenzusammenkunft soll einen ausgeprägten bürgerli chen Charakter haben. Die Uniform soll dem Civilkleide Platz machen und sogar das militärische Gefolge des deutschen Kaisers in der Ausstellungsrotunde ohne Säbelgerassel erscheinen. Auch der Civilschneider Bismarcks bekommt Arbeit. Ganz ohne die weiße Kürassier-Uniform mit dem schwefelgelben Kragen und den histori schen Kanonenstiefeln wird eS aber doch nicht ganz abgehen, denn der Parade der Wiener Garnison auf der Schmelz wird Bismarck nicht im Promenadenanzug mit Lackstiefeletten und Calabreserhute beiwohnen können. Salzburg, jene Stadt, in der 1867 die Kaiser Napoleon und Franz Joseph ihre vielbesprochene und so resultatlose Zu sammenkunft hatten, ist zu der Stadt ausersehen, in der Graf Chambord die Erstlingshuldigungen seiner Getreuen aus Frankreich entgegennahm, Inzwischen verschlimmert sich der Stand seines Projektes in Frankreich selbst von Tag zu Tag. Die Nachwahlen hätten lange nicht so große Majoritäten für die Republikaner erge ben, wenn nicht die Bonapartisten gemeinschaftliche Sache mit ihnen gemacht und gegen die königlich gesinnten Candidaten gestimmt hätten. Die Republikaner tragen infolge dieses Ausfalls der Wah len den Kopf hoch; sie hoffen, daß die schwankenden Mitglieder der Nationalversammmlung nunmehr bei der Sache der Republik aus harren werden. Die Königlichen aber verwerthen die Wahlen als Abschreckungsmittel, Sie sagen: wenn solche Wahlen erfolgen, dann ist cs die höchste Zeit, daß ein strenges königliches Regiment eingesetzt wird, sonst wird Frankreich bald die Beute der Rothen, Die Frage: ob Lilienbanner oder Tricolore'? ist mit dem Grafen Chambord selbst etwas in den Hintergrund getreten. Als läppi sches Curiosum wollen wir nur erwähnen, daß der Hanswurst der Legitimität, Herr von Villemestant, sich den Fahnenstreit so gelöst! denkt: Wenn der König Heinrich auf dem Boden Frankreichs die ersten Huldigungen empfängt, werden sein« Augen vor Rührung so voller Thränen stehen, daß er gar nicht sieht, mrt welchen Fahnen ihm die Franzosen entgegengekommen sind. O heilige Einfalt! In Dänemark erleidet das Ministerium in dem neu zusammen getretenen Landtage Niederlage auf Niederlage; Mißtrauensvotum auf Mißtrauensvotum. Wenn die Kammer soweit gehen wird, ihm das Finanzgesetz abzuschlagen, steht die Auflösung bevor. Das englische liberale Ministerium hat jetzt an mehreren wich tigen Stellen Wahlerfolge über die Conservativen zu verzeichnen. Damit ist sein Fortbestand gesichert. Auf die Verhandlungen des Eisenacher CongresseS für Social- Politik näher einzugehen, findet sich für uns später einmal Platz und Gelegenheit. Hier erwähnen wir nur, daß sehr zweckmäßige Be schlüsse gegen die schweren socialpolitischen und volkswirthschaftlichen Schäden gefaßt wurden, die aus der Alleinherrschaft derActiengesell- schaften hervorgehen. Locales rmd GiichstschkS. — Der Chausseegeldeinnehmer Müller zu Schedewitz hat die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Silber erhalten. — Die Frage, ob S. k. H, der Kronprinz den Landtag im Aufträge des König- mittelst Thronrede eröffnen könne, wurde ge stern infolge einer Untersuchung des Geh. Medizinalraths 1>r. Fied ler bejahend beantwortet. Nachdem in der Hoskirche Oberhofpredi- aer vr. Kohlschütter die übliche Landtagspredigt (9 Uhr) gehalten haben wird, erfolgt die Eröffnung des Landtags im k. Schlosse um 12 Uhr durch den Kronprinzen. Bei demselben stellten sich gestern diePräsidien beiderKammern vor ; auch gaben viele Mitglieder beider Kammern in der kronprinzlichen Villa in Strehlen ihre Karte ab. Ob wohl der Kronprinz infolge seines SiurzcS noch einige Schmerzen leidet, gedenkt er sich doch den Landtagsarbeitcn wie früher zu wid men. Er wird sogleich in die 1. Kammer cintreten Seine Wahl als Mitglied resp. Vorsitzenden der Finanz-Commission gilt als gewiß. — Beide Kammern hielten gestern eine weitere vorbereitende Sitzung, um sich zu constituiren. Bereits früh 9 Uhr waren die von Sr. Maj, dem König als Präsidenten ernannten resv. bestätig ten Herren von Zehmen und Vr. Schafftath-nach Pillnitz gefahren, um in die Hände des Monarchen das Gelöbniß der Treue nieder- zukegen. Als Vicepräsidenten beider Kammern hat der König, dem Herkommen gemäß, die an erster Stelle Gewählten bestätigt, in der 1. Kammer also den Oberbürgermeister Psotenhauer, der vor den, Grafen Hohenthal und dem Bürgermeister Müller-Chemnitz die meisten Stimmen erhalten hatte, in der 2. Kammer den Bürger meister Streit-Zwickau. In jeder Kamnn.- erfolgte gestern Mittag zunächst die Verpflichtung der Abgeordneten. Diejenigen, welche früher bereits Abgeordnete gewesen waren, wurden mittelst Hand schlages, die Neugewählten durch förmlichen Eid in Pflicht genom men, Sodann wurden die Secretäre gewählt. Die 1. Kammer, auch in Personalien conscrvativ, wählte ihre früheren Schriftführer, Bürgermeister Löhr-Bautzen und Advocat v. Schütz, wieder. FÄr den ersten Secretär in der 2. Kammer hatte die Linke wiederum den zeitherigen Secretär Bürgermeister Dietcl-Wurzen aufgestellt. Rechte und Centrum schlossen sich dem Vorschläge an und wurde Bürger meister Dietel mit 66 Stimmen gewählt. Die übrigen zersplitter ten sich auf Zumpe, Eysold, vr. Hase, v. Zahn und vr. Leistncr, Die zweite Secretärstelle hatte die Linke wieder der vereinigten Rech ten und dem Centrum eingeräumt. Die Wahl war schwieriger, da sich Niemand zur Annahme der Wahl bereit finden wollte. Nach dem die Abgeordneten Mannsfeld, vr. Hahn, v. Hausen und auch v. Zahn bestimmt abgelehnt, wurde Letzterer trotzdem von der Par tei in Vorschlag gebracht uud mit 62 Stimmen gewählt. — Im Saal der Klinik am Zeughausplatz sind dir 14 Ent würfe ausgestellt (von früh 10 bis Nachmittags 4 Uhr), welche von verschiedenen Architekten als Concurrenzarbeiten für das künftige hiesige Justizgebäude (auf den, Rampeschen Holzhofcomplex) gefertigt wurden. Den ersten Preis (2000 Thlr/ ertheilten die Preisrichter der unter dem Motto „Solon" eingegangenen Arbeit der Herren Landbau-Jnspcctor Trobsch und Architekt Eck zu Dresden ; den zwei ten (1500 Thlr.) Herrn Trautzsch in Zwickau; den dritten (1000 Thlr.) Herrn Hauschild in Dresden. Der Beschauer wird ohne Frage die Ertheilung des ersten Preises bestätigen. Die der Pill- nitzerstraße zugekehrte Frontseite des Planes von Trobsch und Eck ist vorzüglich schön und der ganze Bau erhält durch die imposante Mittelgliederung im Loggiastpl, über welcher sich kühn und edel der Mittelpiebel aufbaut, den Charakter eines Justiz-Palastes, wäh rend die anderen Entwürfe mehr Justizgebäude oder Gerichtsgebäude oder auch Gerichtskasernen darstellen. Gerade dort, wo jetzt die Haltestelle der Pferdebahn befindlich und so, daß die Albrechtsgasse ziemlich auf die Gebäudemitte einmündet, würde der Justizpalast so weit von der Straßenflucht zurückteren, daß ein geräumiger Vorhof entstünde, der rechts und links durch zwei bis zur Flucht vortretende Seitenflügel flankirt würde, die sich hart an die bestehenden Häuser anschlöffen. Im Souterrain ist die (Luft-) Heizung projectirt, Par terre, «ffter und zweiter Stock enthalten die öffentlichen Gerichts- räume rc., der dritte (niedere) Stock Nichterzimmer. Präsidialwoh nungen und nach hinten eventuelle Gefängnißräume sind ebenfalls bedacht. Die Lichthöfe und Treppen sind hell, bequem. Jndeß sind die Höfe rc. bei dem zweitprämiirten Plan fast noch weiter gedacht. Falls der Bau nach dem Plan der Herren Trobsch und Eck geschähe, würde es den hochbefähigten beiden Herren, die augenblicklich ja auch am Polytechnikumbau bcthciligt sind, möglich sein, durch manche Combination eventuelle Wünsche noch zu berücksichtigen, wenn ihnen j auch praktisch derBau übertragen würde. Letzteres wäre ent schieden eine Maßregel, welche des Beifalls aller Baukunstfreunde! sicher wäre. > — Am Donnerstag vergangener Woche stattete der von einem AuSfluge nach der sächsischen Schweiz über hier zurückkehrende Ober bürgermeister Hobrecht aus Berlin dem hiesigen Stadtoberhaupt« einen Besuch ab und nahm unter dessen Leitung specielle Kenntnis von den Einrichtungen des hiesigen Rathhauses. Besondere Erkun digungen betrafen die hierortige höhere Töchterschule, nach derev Vorbild eine solche für Berlin projectirt zu werden scheint. — Vorgestern Nachts starb der Schöpfer und Besitzer bei unter dem Namen ,Mdicke'S Wintergarten" weltberühmten Garten- etabliffements, Herr Herrmann Lü dicke. Jeder Natur- und Blumenfreund wird nicht ohne Theilnahme an den Verstorbenen zu- rückdenken, der mit hohem Geschick, seltenem Geschmack und mit be deutenden Mitteln den Wintergarten zu einer Zierde unserer Vater stadt schuf und unterhielt. — Die Stadtverordneten Leipzigs haben neulich ohne Debatt, und meistentheils den Anträgen des Raths entsprechend einstimmig beschlossen: 1) Die Zahl der ständigen Lehrer von 149 auf 160 zu erhöhen; 2) diese 160 Stellen in 6 Gehaltsklassen zu theilen, näm lich 18 Stellen mit 1000 Thlm. auszustatten, 28 Stellen mit 906 Thlrn., 28 mit 800Thlrn., 28 mit 700Thlrn., 28 mit600Thlrn. 30 mit 500 Thlrn. (zusammen 117,OM Thlr.). Von diesen Ge halten sollen 85 Procent als baares Gehalt, 15 Procent als Wohn- ungsentschädiqung (gemäß tz 21 des neuen Schulgesetzes) berechnet werden. Außerdem soll die den provisorischen Lehrern bisher erst nach dreijähriger Dienstzeit gewährte Zulage von 50 Thlrn. fortan bereits nach zweijähriger Dienstzeit cintreten. Alle diese Beschlüsse sollen vom 1. Januar 1874 an in Kraft treten. Wegen Besserstell ung der Fachlehrer beantragte man: den Schreib-, Zeichen-, Ge sang- und Turnlehrern bei der Anstellung 20^/§ Thlr. für die Wochenstunden zu gewähren, das Honorar aber von 5 zu 5 Jahre» auf 22^, 25, 27^ bis 29 fg Thlr. steigen zu lassen, sodaß cs, be! 24 Wochcnstunden anfangs einem Gehalte von 500 Thlrn,, dann einem solchen von 550, 6M, 650 bis700Thlrn. entspräche. Etwas höher soll der Gehalt den Zeichenlehrern an höhcrn Schulen berechnet werden, zu 25—33*/z Thlr. Endlich soll das Gehalt der Näh- Lehrerinnen von 12^ Thlr. nach zehnjähriger Dienstzeit auf 14-2 und nach zwanzigjähriger Dienstzeit auf 16^/z für jede Wochenstunde steigen. Gehet hin, ihr Stadtverordneten, in anderen Städten, und thvet desgleichen! — Vorgestern Abend in der 8. Stunde erschien in der Trepp- schen Conditorci eine ausfallend knochige und große Weibsperson, Trotz des Weibcrrockes und abgesehen davon, daß die ausfallende Erscheinung auch einige männliche Kleidung trug, ward man bald inne, daß hier ein junger Mann die Bekleidung des anderen Ge schlechts vorwitzig angelegt habe. Bei seinem Austritt aus dem Ge schüft folgten ihm alsbald viele Menschen, die ihm das Geleite gäbe» bis zu einem Hause in der Webergassc Culmbacher Bicrhalle), wo selbst er den Blicken der Menge entschwand. Bewohner des erwähn ten Hauses theilten mit, daß cr ein Schneidergehilfe und öfter nich> wohl bei Sinnen sei. Ein Zeuge des Vorfalles wollt- Anzeige ar geeigneter Stelle erheben, wodurch wohl die Fortsetzung solcher son rerbarcr Spaziergänge abgcschnitten wird. — In das Comptoir der Actien-Tabakfabrik von Müller aus der Mittelstraße ist in einer der vergangenen Nüchlc auf freche Ar» eingebrochen nnd aus einem dort befindlichen Pulte, das verschlossen gewesen, aber ebenfalls erbrochen worden, ein kleiner Geldbetrag ge stohlen worden. Mehrere Cigarren, die sich der Dieb dort noch zu- sammcngesucht und in ein Päckchen gebunden gehabt, hat er, wie cs scheint, in der Eile seines Rückzuges vergessen vorher an sich zu neh men und im Comptoir liegen lasten. — Nicht in großen Städten allein werden Leichtsinnige ver mittelst des Spieles ausgeplündcrt, auch kleine Orte wissen hier und da etwas Aehnliches wie Bauernfängerei und dergleichen aufzu weisen. Da ist am Abend des 14. dies, in Naundorf bei Kötzschen broda im dortigen Gasthof ein junger 25jähriger Mann einigen Spielern in die Hände gefallen, die ihn gründlich „besorgt" haben Der junge Mann, Namens Klien aus Sprcmberg, hatte sein ganzer Geld bereits verloren und schon neues von einem Mitspieler aufge borgt, um dem Spiele weiter huldigen zu können; da, als ihm nicht» mehr abzunehmen war, bricht plötzlich Scandal los und der Arme, so schon innerlich geschlagen, erhielt nun auch noch tüchtige Schläge von Außen. Es kann nicht oft genug betont werden, daß — Vor sicht die Mutter der Weisheit ist! — Eine am See vier Treppen hoch wohnhafte Frau bemerkt« vor einigen Tagen, als sie zufällig aus der Thüre ihres Wohn zimmers heraus auf den Vorsaal hinaus trat, einen jungen, ihr un bekannten Menschen, der mit zwei in Taschentücher eingeschlagenen Hocken aus einer auf dem Vorsaal gelegenen Bodenkammer heraus trat und bei ihrem Anblick die Flucht ergriff Die Frau rief ihn zwar an, allein der Mensch ließ sich nicht halten, er eilte die Treppen herunter soschnell, daß ihm die Frau nicht folgen konnte; ein Dienst mädchen im Hause, welches auf den Menschen ebenfalls aufmerksam wurde, verfolgte ihn bis auf die Anncnstraße, dort entschwand er aber aus ihrem Gesichtskreise. Späterergab sich, daß derselbe die Bodenkammer erbrochen gehabt, und einem Bäckergesellen, der darin seineHabe verwahrte, einen ganzen Anzug ini Werthevon 15 Thlrn. einen Ueberzieher im Werthe von 8 Thlrn., sowie eine Cylinderuh? und verschiedene andere Wäschstücke entwendet hatte. — Im Waldpark hat am Dienstag Abend ein heftiger Zu sammenstoß zweier Pfcrdebahnwagen stattgcfunden, wodurch eim im hintern Wagen sitzende Frau heftig hingeworfen wurde. Das Deck des einen Wagens ist hinten zertrümmert, überhaupt der an gerichtete Schaden sehr bedeutend. Der Kutscher des herausfahren den Wagens soll geschlafen haben, jedenfalls hat er auf Zuruf und j Pfeifen nicht gehört. Derselbe war schon früher bei der Bahn und war schon einmal entlasten worden. — In langen Reihen stehen an Markttagen, oft doppelt und ^ dreifach nebeneinander, aus dem Antonsplatz die mit Hunden be-