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rich H , Ub»»- Nummer» I N,r. «usl-s«: »I.oao «rem»,. Für die Rückgabe etnae- laudier Maiiuicrtpi« Mach! sich die Redactto» »lcht verbindlich. Inserate»-rlnnodme au»« würt». lleaitaa'iboi» avck Vi>»I«r in Hamburg, Ber lin. Wien, Letvjig, Kasel, Rrcllau, granlsurt a M. — Lock. Ito»»» in Berlin, Leipzig, Wien, Hamburg, Franlsurl ». M.. Mün zen. — Vaud« » c», in Franlfurt a. M. — kr. Voigt in ilbemni». — II»- v»»,l»iltt«, üuliier » La. tu Part». Tageblatt Druck und Eigenthum d« Heraulgeber: Ltepfch ör Neichardt in Dresden. Verantwort!. Redacteur: MlivS Neichardt. »palttaen P-itiz-ileio'uA IL Psg, Sinaeiandd di» Zeile S Ngr Line Garantie sür da, ntichsttLaige Srsckei- nen der Inserale wird nicht gegeben. Lusivarttge «nnancen- «ustriige van UN» unde- lannten Firmen u. Per sonen inserire» wir nur gegen Priinumerando- Zablung durch Briet« Marien ober Posietndah- lung. » Silben tosten I>-> Nar. Aurwiirtige können die gabluna auch aus eine DrebdnerFirma anwetsen. Die iliv- Rr: 279. Achtzehnter Zahrgang. Mitredacteur: vr. Lmll vt«rS^. Für das Feuilleton: La«I»vt« »»rto»»»»». Dressen, Sonnabend, 27. September 1873. Abonnement. Die geehrten auswärtigen Leser der „Dresdner Nachrichten" bitte« wir, das Abonnement sür das vierte Quartal 187» »ngesiiumt erneuern zn wollen, damit wir im Stande sind, die Nummern ohne Unterbrechung weiter zu liefern. Sämmtliche Postaustalteu des deutschen Reichs und ganz Oesterreichs nehmen Bestellungen aus unser Blatt an. In Dresden abonuirt mau (einschließlich des Bringer lohns) vierteljährlich mit rr^Ngr., bei den sächsischen Postanstalten mit «S Rgr. Expedition in Dresden, Marieustratze IS Politisches. Endlich ist er cingctroffen. Alle Vermuthungen, die sich an seine Abwesenheit knüpfte», erledigen sich. Er ist da. Er ist gesehen worden. Leibhaftig erblickte man ihn. Wen? wo? Nun, wen anders als den Reichskanzler Bismarck in Berlin. Vorgestern Abend ^7 Uhr stieg er hinkend aus dem Salonwagen aus, der ihn von Varzin nach Berlin geführt hatte. Sein Gesundheitszustand ist durchaus nicht der günstigste, ein heftiges Hüftweh hatte seine Reise bisher verzögert. Und aber über ein Kleines, so wird er nach seinem Var- zin zurückkehren, um dort seinen Studien und seiner Hüfte zu leben. Alle Fabeln, die sich an das Femhalten Bismarcks knüpften, ver flüchtigen sich durch das Erscheinen Bismarcks. Weder die Enthül lungen Lamarmora's über Bismarcks Thaten vor dem Kriege von 1806, noch die Bismarck so verdrießliche nagelneue Feldmarschalls uniform, in der sich Manteuffel jetzt am Berliner Hofe bewegt und bei allen Festlichkeiten vorneweg in erster Reihe seine Rolle spielt, haben die Ausdehnung der Einsiedelei Bismarcks in Pommern ver anlaßt, sondern gemeines, prosaisches Hüftweh. Bismarck„schmoM nicht, sondern er leidet Schmerzen. Diese Wahrheit mag für pikante Zeitungsartikel ungelegen kommen, sie ist nichts dcstoweniger That- sache. Auch die Vermuthung wirbelt jetzt wesenlos in die Lüfte: daß Bismarck absichtlich sich von Berlin fernhalte, um den Argwohn Rußlands und Frankreichs zu besänftigen und daß sein Fernbleiben andeuten solle, der Besuch der Italiener in Berlin sei mehr ein Akt fürstlicher Freundschaftsbezeugunaen, als die Vorbereitung einer großen diplomatischen Aktion. Nein! Es werden ganz sicherlich weittragende Verabredungen zwischen den Monarchen und den Staatsmännern Deutschlands und Italiens jetzt vorgenommen. Nur politisch Unzurechnungsfähige mögen den Versicherungen der offiziösen Zeitungen glauben, daß nur persönliche Beziehungen zwi schen den gekrönten -Häuptern des deutschen und des italienischen Reichs und seiner ersten Minister gepflogen werden. Nicht blos Ge spräche über die Wildschwcinsjagdcn in San Nossore oder das Reh treiben im Grunewald bei Berlin, nicht blos militärische Reminis- cenzen oder Urtheile über Paraden und Revuen werden gewechselt, sondern politische Fragen ersten Ranges bilden den ganz naturge mäßen Untergrund für die Conversationen, die jetzt in den höchsten Kreisen Deutschlands und Italiens gepflegt werden. Wir enthalten uns selbstoerstäüdlich aller Combinationen, aber ein Kind kann es greifen, daß das Verhältniß Frankreichs zu Italien und Deutschland, die immer großartigere Umrisse annehmenden Projekte der Jesuiten, die bevorstehende Einsetzung der Bourbonen in Frankreich und die nächste Papstwahl die Fundamente der politischen Unterredungen abgeben müssen. Die Person Victor Emanuels sorgt nebenbei noch genug für Ünterhaltungsstoff der Berliner. Kaum hat sich ihnen das Buch der Schah-Anekdoten, der Erzählungen über den König des Morgen landes geschlossen, so schlägt ihnen der König des CitronenlandeS ein ganzes Buch neuer Charakterzüge auf. Wer mit Bosheit und In grimm Victor Emanuel in Berlin sieht, wie die jesuitische „Germa nia", warnt die Berliner Mädchen und Frauen vor den Zärtlich keiten der Italiener, da ihr König seinen Namen „Vittorio" nicht österreichischen Soldaten, sondern schönen Fraum gegenüber erobert habe. Die Ursulinerinnen schlossen die Fenster ihres Klosters in Berlin, als Victor Emanuel, der „gekrönte Antichrist",' vorüberfuhr und — äugten durch die Dachluken nach dem rc> xslsntuomo. Andere wieder wissen nicht genug von seiner Lustigkeit zu erzählen. Haben seine burlesken Einfälle doch den in der Schule des Unglücks ernst gewordenen Sinn des österreichischen Kaisers so erheitert, daß dieser über burleske Einfälle Victor Emanuels zum Erstaunen des Wiener Hofs öfters in Helles Lachen ausbrach. Wie sollte der frohe, leutselige Geist des von der Sonne des Glücks beschienenen Kaiser Wilhelm nicht an den Bemerkungen seines Gastes aus dem Süden behagliche Freude empfinden? Auch das Speisen oder vielmehr das Nichtspeisen Victor's giebt Stoff zu vielen Geschichtchen. Bei dm Galadiners rührt er keine einzige Speise an, verschmäht sogar Eis, Eonfekt und Früchte, nicht einmal die Serviette nimmt er von seinem Teller. Speisen, am Tage genossen, machen ihn regelmäßig müde und schläfrig. Mäßig wie er ist, ißt er Morgens etliche Zwiebeln mit etwas Brod, gegen Mitternacht dann einige Teller Maccaroni, die ihm sein eigener Koch bereitet, und trinkt dazu seine Flasche Rothspohn — voikL tout! Auch Handschuhe legt er nur höchst sel ten an. Und so existiren über ihn eine Menge klein« artiger Er zählungen. Mit jeder neuen Post, die inGroßbritannien von der afrikani schen Westküste hereinkommt, schwindet die Hoffnung auf eine rasche Beendigung des Krieges gegen die Aschantis. Letztere sind gut ge führt, vermeiden einen Entscheidungskampf im offenen Felde, der ihnen durch die überlegme Taktik und Bewaffnung der Engländer gefährlich werden müßte, werben dafür Verbündete aus allen be nachbarten Stämmen und scheinen einen Guerillakrieg vorzubereiten, der, im Bunde mit dem furchtbaren Klima und seinen verheerenden Monate verleiden soll. Es liegt Methode in diesem Plane, und je weniger England Lust in sich verspürt, einen kostspieligen Kricg, wie der gegen den abessinischen Theodor gewesen, an der Westküste Afri kas zu beginnen, desto verstimmender wirken die letzten Nachrichten, welche die Möglichkeit eines derartigen Krieges in Aussicht stellen. Die Zuversicht, daß man mit einer Handvoll Engländer ein ganzes Heer wilder Schwarzen zu Paaren treiben könne, ist stark erschüttert worden. Graf Chambord scheint die Stunde für gekommen zu erachten, da er König sein darf. Selbst die Republikaner nehmen die Restau ration des KönigthumS als eine nicht mehr abzuwehrende Wendung in den Geschicken Frankreichs hin. Was will es anders heißen, wenn gemäßigt republikanische Blätter sich bereits mit dem Studium der Detailfragen beschäftigen, die zwischen dem Könige und der Kammer etwa zu regeln bleiben und auf die dabei sich erhebenden Meinungs verschiedenheiten die Hoffnung bauen, daß jene Wendung, wie schließ lich Alles in dieser wandelbaren. Welt, doch nur ein Ucbergang sein werde? Und wenn die radikale Presse ihre dem „Unmöglichen" gegenüber bisher affektirte Mäßigung aufgiebt und ihre Sprache zu Drohungen steigert, so liegt darin eben auch nur das Zugeständniß, daß die Bestrebungen der royalistischen Parteien in der National versammlung sich nicht mehr aufhalten lassen. Es liegt etwas wie Pulvcrgeruch in der Luft Frankreichs. Denn ohne wilde Zuckungen wird Frankreich diese neueste Phase seiner Entwicklung nicht durch laufen. LoealcS und Sächsisches. — S. K. H. der Kronprinz Albert ist am 24. früh um 6 Uhr 40 Min. mit dem Couricrzuge der Staatsbahn aus Dresden in Wien angekommen. Der Prinz wurde auf dem Bahnhofe von dem Kaiser erwartet, und nach gegenseitiger Begrüßung fuhren die Herr schaften nach Schönbrunn. — Dem vr. xk. Carl Louis Naumann hier, Inhaber der zu Plauen unter der Firma: „vr. L. Naumann" bestehenden Fabrik für Gewürzextracte, Gewürzsalze und Fruchtextracte, ist das Prädi- cat „Königlicher Hoflieferant", dem Waldwärter auf Naundorfer Forstrevier, Korb, die zum Albrechtsorden gehörige Medaille in Sil ber verliehen worden. — Bekanntlich tritt mit dem 1. Oktober d. I. der bisher am hiesigen königlichen Hofe bevollmächtigte k. großbritanische Geschäfts träger Mr.Burnley in Pension. Sein Nachfolger ist, wie wir hören, der bisher in Bern beglaubigte Mr. Strackey, dessen Eintreffen in Dresden bereits in diesen Tagen erwartet wird. — Sichern» Vernehmen nach besteht die Absicht, den Landtag auf den 13. Oktober d. I. einzuberufen. (Dr. I.) An der Kasse des Altstädter Hoftheaters steht die Auffor derung angeschrieben, den Betrag für die zu entnehmenden Billets abgezählt in Bereitschaft zu halten, und diese Aufforderung ist eine keineswegs für den Äassirer erfundene Erleichterung, sondern eine solche lediglich für das Publikum selbst. Es nimmt uns wirklich Wunder, wie Klagen darüber zu uns kommen konnten, daß der Kassirer des Neustädter Albert-Theaters ani Eröffnungstage — also noch dazu bei starkem Andrang zur Kasse — die gleiche Aufforder ung an die Billetkäufcr richtete. Der Kassirer hatte an diesem Vor mittage bereits soviel einzelnes Geld, als er besessen, verwechselt und mußte alsdann wohl oder übel, um nicht die wartende Menge da durch unnöthig aufzuhalten, ein ferneres Wechseln ablehnen. Das Publikum dient sich selbst, wenn es den Kassirern ihr ohnedies schon mannichfach beschwerliches Amt dadurch erleichtert, daß es die kleine Mühe übernimmt, sich abgezähltes Geld zu besorgen. Hinsichtlich der ferneren Klage, daß vor der Neustädter Theaterkasse noch keine Barrieren errichtet sind, innerhalb deren sich das andrängende Publikum leicht in Ordnung erhalten kann, hören wir, daß alle Vorbereitungen getroffen sind, daß dieser Schutz des Schwächeren, dieser Canal der Ordnung beim Zuströmen des Publikums an die Kasse, demnächst errichtet wird. — ät. Heiter, ivie fast immer das Antlitz und das ganze Wesen des liebenswürdigen Greises, des im 84. Lebensjahre ver storbenen Kanzleiraths a. D. Zschille, strahlte am Donnerstag Vormittag die Sonne am Himmel, als eine ansehnliche Schaar sei ner vielen Verwandten und Freunde auf dem alten Fricdrichstädter Kirchhofe sein Grab umstand, wohin man 10 Jahre vorher schon seine Gattin gebettet hatte. Nachdem das feierliche Geläute der neuen Kirchenglocken verstummt war, trat Herr Hofprediger vr. Rüling an das offene Grab und erbaute die Trauerversammlung in gewohnter geist- und gemüthvoller Weise durch eineRede, in welcher er unseren lieben Zschille mit dem Simeon des neuen Testaments verglich, dem derselbe sowohl in» Alter, als auch im Streben nach dem Höheren, Wahren und Schönen und in der Liebe zu Gott, sei nem Heiland und seiner Kirche ähnlich gewesen sei. Worte der Verehrung und Dankbarkeit riefen sodann dem Dahingeschiedenen noch Herr Legationsrath v. Zobel, sowie Herr vr. Trcitschke in die letzte Ruhestätte nach, während der pädagogische Verein, dessen Ehrenmitglied er war und welchen eine Anzahl Mitglieder desselben bei dem Begräbnisse vertraten, sich es Vorbehalten hat, nach alter Sitte bei der alljährlichen Todtenfeier im Vereine des theuren Man nes ehrend und dankbar zu gedenken. Die Reichardt'sche Schwurverweigerung hat in der letzten Stadtverordnetensitzung eine Behandlung erfahren, die uns, ganz gegen unsere ursprüngliche Absicht, nöthigt, auf dieselbe noch in Kürze lich zurückzukommen. Wir dursten hoffen, daß die Niederlage, die sich das Stadtvcrordnctcncollegium hierbei zugezogen hat, ihm An laß bieten werde, die Sache schweigend zu begraben. Viel Ruhm war ja ohnehin von vornherein hierbei nicht zu holen, hat auch das Colle gium dabei nicht erworben. Doch, wir könnten ihm ruhig das Ver- — „ ^ gnügen lassen, die Niederlage durch allerhand Staubaufwirbeln zu Krankheiten, den Europäern das Kriegführen nach Verlauf weniger I verdecke», ivenn hierbei eine billige Rücksichtnahme auf die Wahr haftigkeit einer vor der Gemeindeobrigkeit abgelegten Aussage eines Bürgers der Stadt Dresden, des Redacteur Neichardt, obgcwallglc hätte. Kein Stadtverordneter, der am Mittwoch das Wort ergriff, scheute sich jedoch, diese Aussage, die, wir wiederholen es, vor der gesetzlichen Obrigkeit erstattet wurde, als eine unglaubwürdige dar zustellen. Niemand trat auf, der ein Wort der Vertheidigung für einen AbivcsenVen gesagt, der nur die Frage untersucht hätte — ob es denn so unwahrscheinlich sei, daß N. die Namen der drei Stadt- raths-Candidaten sich aus seiner Kenntniß der Personen, Dinge und Verhältnisse construiren konnte? Da R. nun als Sieger aus diesem Streite hervorgegangen ist, so hindert uns nichts mehr, den Stadt verordneten die nöthigen Erläuterungen zu geben. Es stand eine Stadtrathswahl bevor. Wir erhielten eine Warnung: es sei im Werke, durch eine Eoterie einen hiesigen Sachwalter mittelst einer Ueberrumpelung des Collegiums zum Stadtrathe zu wählen. Unsre Pflicht gebot uns, im Interesse der Stadt derartige Manöver zu Hintertreiben. Wir schlugen Lärm. Bald war es Stadtgespräch, daß die Wahl stünde zwischen dem Bürgermeister Großenhains, Kunze, und dem Advocat Hendel von hier. Wir gönnten einem Artikel, der für Hendel plaidirte, aus Rücksichten der Unparteilichkeit und da er uns von einem höchst achtbaren Führer der Nationalliberalen zu ging, Aufnahme in unser Blatt. Der Tag der Wahl rückt heran. Wir fragten unS: wer kann außer Kunze und Hendel der dritte Candidat sein, der, der Form wegen, als bloßer Strohmann ins Scrutinium ausgenommen wird? Eine aufmerksame Nedaction muß die Augen überall haben, muß attent sein, Personen, Neigungen, Absichten nnd Verhältnisse kennen, um ihren Zweck: Neuigkeiten zu bieten, nicht zu verfehlen. Wir wußten: Bürgermeister Peucker sehnt sich von seinem dornenvolle Platze in Meerane hinweg. Vom Städte tag in Meerane, den mehrere Dresdner besucht hatten, wußten wir, daß Peucker gern nach Dresden wollte, wie er jetzt auch als Stadtrath nach Leipzig geht. Wir wußten aus unserüi Verkehr mit hervor ragenden Personen der nationalliberalen Partei, daß sich diese für die Herziehung Peuckcr's nach Dresden interessire. Wir hatten allen Grund anzunehmen: Peucker und kein Anderer ist der dritte Can didat. Der Erfolg hat die Richtigkeit unsers Calculs vollständig be stätigt. Wenn einzelne der geehrten Stadtverordneten sich das nicht zusammenreimen können, so verstehen wir das. Uns ist jedoch so Manches, was fis beschließen, nicht so unbegreiflich. So hoch stehen die Entschließungen einzelner dieser Herren nicht über menschlicher Einsicht, daß nicht ein aufmerksamer Beobachter ganz genau im Voraus wüßte, was sie thun oder lassen werden. — Zur diesjährigen Herbstprüfung bei der Prüfungscommis sion sür einjährige Freiwillige hier hatten sich nach dem „Dr. I." 128 junge Leute gemeldet, von denen 66 infolge abgelegten Examens und 38 auf Grund beigebrachter ausreichender Zeugnisse zum ein jährigen Dienst angenommen wurden, während 24 wegen mangeln der Bildung zurückgcwiesen werden mußten. — Der Zusammensturz vieler amerikanischer Banken hat nicht nur den Stand des deutschen Geldmarktes im Allgemeinen geschä digt, sondern auch in Dresden ganz besonders traurige Erscheinun gen hervorgcrufen. Es leben hier bekanntlich sehr viel amerikanische Familien, die einen beträchtlichen Aufwand zu machen in der glück lichen Lage waren. Wir hören nun, daß einzelne derselben durch den Börsenkrach in Amerika ganz empfindliche Verluste erlitten haben, indem Häuser fallirten, bei denen sie ihr ganzes Vermögen angelegt hatten. Jene Familien werden nun entweder Dresden ver lassen oder einen so eingczogencn Haushalt führen, daßdieGeschäfls- treibendcn unserer Stadt den Einnahmeausfall merken werden. — Bei der gegenwärtigen Ueberschwemmung des Verkehrs mit den sogenannten „wilden Kassenscheinen" glauben wir im In teresse unserer Leser das Verzeichniß des werthloscn Papiergeldes, wie es die „Brg.-Z." aufgestellt hat, nachstehend reproduziren zu müssen: /V. Papiergeld, welches von den betreffenden Banken und Staatskassen außer Eours gesetzt ist und nicht mehr cingelöst wird: 1) Anhalt-Bcrnburgcr, Anhalt-Köthener und Anhalt-Köthcn-Bern- burger Staatskassen- und Eisenbahnscheine. Sämmtliche Sorten. 2) Anhalt Dessauische Kassenscheine 1 und 5 Thlr. (1. Aug. 1849), 10 Thlr. (1. Octobcr 1855). 3) Anhalt-Dessauische Landeübank- scheine 1 und 5 Thlr. (2. Januar 1847). 4 Bautzener landstän dische Banlschcine 5 Thlr. (15. November 1850). 5) Bairische Hypo theken- und Wechsel-Vankschcine 10 Gulden (1. Mai 41, 1. Juli 50). 6) Braunschweigische Bankscheine (7. März 42). 7) Braun schweigische Bankscheine 10 Thlr. Gold auf gelbem Papier (1. Juni 56). 8> Breslauer Stadtbank-Noten (10. Juni 48). 9) Gothaer Kassenscheine 1 und 5 Thlr. (30. September 47). 10) Großherzog lich Hessische Grundrentcn-Scheine, sämmtliche Sorten. 11) Groß herzoglich Sächsisch-Weimarische Kasscn-Anweisungcn 1 und 5Thlr. (27. August 47). 12) Holsteinische Kaffen-Anweisungen (23. März 54). 13) Königsbergcr Privat-Bankschcine, sämmtliche Sorten. 14) Kurhessische Kcmmerz-Bankscheinc. 15) Leipziger Bankscheine, alle vor dem 2. November kreirtcn Scheine. 16) Polnische Bank- Scheine, grüne 1 Rubel-, weiße und rothe3Rubclscheine. 17) Pots- damer Stadtschcine (8. September 49). 18) Provinzial-Actienbank- schcine von Posen (vom 1. Dcccmbcr 57). 19) Reuß ältere Linie 1 Thaler-Kasscnscheine (15. Mai 58). 20) Reuß jüngere Linie 1 Thaler-Kassenanweisungen 27. März 49 . 21) Rostockcr Bank notcn (1. Juli 50). 22' Königlich Sächsische Kassenbillets aus den Jahren 40, 43, 46, 48 und 55. 33) Schleswig-Holsteinische Kassen scheine (31. Juli 48). 24) Schwarzburg-Rudolstädtische Kassen scheine (vom Jahre 48). 25) Schwarzburg-Sondershausensche Kas senscheine aus den Jahren 54, 55 und 59. 26) Wllrttembcrgische Kassenscheine aus den Jahren 49 und 50. v. Wcrthloscs Papier geld seit Beginn seiner Ausgaben: Sämmtliche Noten der Luxem burger sogenannten Nationalbank. — Noch immer kommen Enthüllungen über das Treiben im Thüringer Bankverein. So hat der jetzt verhaftete Buchhalter,