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- Erscheinungsdatum
- 1873-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187309264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730926
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730926
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-09
- Tag 1873-09-26
-
Monat
1873-09
-
Jahr
1873
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«»et« stü, V.UH- i» ber lirpcdiNon «»rteviirat- »z. vdsi» n««v,tt»r,1 »tEIdLr. Nch^LA, «,r.. dm^ dt« Gilt t» Oigr. aintelne Stummem l llk-r. Luslag«: »».«» llr-mpl. Mlr dt« Rllckgad« «Inge« sandter Ranulcripl« «acht sich die Rtdaclto» Vicht verbindlich. Anser-ten Annahme aus wärts' Hitt»«eu-»tsiu uuck Vogsisr in Hamburg, v-r- ltn, Wien, LctVjig. Basel, >re«Ion, Nranlsurt a M. — lluS. iiva»a in Berlin, Leivjig, Wien, Hamburg, Lranksurt ». M.. Mün chen. — v»ad« » Uu. in Frankfurt a. M. — I r. Val^t in ikdemnig. — Ua- «a,l»l»t«. Laliior L La. in Pari«. Tageblatt str Unterhaltung md Geschiistsverlehr. Druck und Sigenthum d« Herausgeb«: Ltepfch ck Neichar-t in presdev. Verantwort!, Redakteur: SulMO Nekchar-t. L,getle » Rgr. «ine «aranlie glr da, NächsltL-tae, «rschei- nen der JMerut« wird nicht ^»,«»en. «uiwiirU»« »miancen. «uitri«! von vn» unbe kannt«, fsirmen ». Per sonen tnseriren wir nur gegen Pränumerando- Zahlung durch vrtel- marken oder Posietngah» lung. « Silben kosten >>/, Nar. Lugwärtiche können die Zahlung auch «us eine LrvgdnerAtrnia »nweile». Die itxp. M728S7"Achtzehnter Jahrgang. Mltredacteur: vr. Limit Für das Feuilleton: Lacket, Dresden, Freitag, 2«. September 1M3 Abonnement. Die geehrten «mswiirtigen Leser der „Dresdner Nachrichten" bitte» wir, das Abonnement für das vierte Quartal 18»» ungrsänmt erneuern zu wollen, damit wir im Staude sind, die Nummern ohne Unterbrechung weiter zu liefern. Sämmtliche Postanstalteu des deutschen Reichs und ganz Oesterreichs nehmen Bestellungen anf unser Blatt an. In Dresden abonnirt mau (einschließlich des Bringer- lohn«, vierteljährlich mit Ngr-, bei dm sächsischen Postanstaltcn mit »5 Ngr. Erpedition in Dresden, Marieustraste LS. Politisches. Bei dem Empfange des italienischeil Königs in Berlin waren alle Paladine des deutschen Reichs vertreten; nur der Eine fehlte: Bismarck. Obwohl die „Rat. Ztg." ausdrücklich seine Ankunft in Berlin gemeldet hatte, war er dennoch nicht von Varzin aufgebrochen. Hingegen erwartete nian ihn stündlich. Ein Unwohlsein, versichert man, habe diese Verzögerung in die Reise BiSmarck's gebracht. Es müßte dieser Rervenanfall stärker als sonst eingetreten sein, da die kräftige Natur des Reichskanzlers, seine robuste Körperconstitution mit gewohnter Energie derartige physische Leiden wenn nicht gänz lich zu bewältigen, soFwch zurücktreten zu lassen versteht. Und bei einem so wichtigen Ereignisse, wie dem Zusammentreffen der Mo narchen Deutschlands und Italiens durfte doch ohne zwingenden Grund der Smöpfer der deutschen Einheit, der potenzirte Cavour, durfte Bismarck nicht festen. Wir sind eher geneigt, anzunehmen, daß ein wirkliches Unwohlsein die Gegenwart Bismarck s auf dem Görlitzer Bahnhofe in Berlin in einem Augenblicke unmöglich machte, da sich Kaiser Wilhelm lind König Victor Emanuel die Hand schüttelten, als den Zeitungsklatsch zu glauben, daß die Ernennung des Generals v. Manteusfel, des Gegners Bismarck s, zum Feld marschall Letzteren so verdrossen habe, daß er vorzog, nicht bei den Empfangsfeierlichkeiten sich zu betheiligen. Auch wollen wir nicht tiefsinnige Untersuchungen darüber anstellen, warum sich die Kaiserin Auguste jetzt gerade von Berlin fernhält und so den König von Italien vermeidet. Wenn die Kaiserin Elisabeth von Oesterreich sich seiner Zeit auf der Reise nach Wien so erkältete, daß es ihr un möglich wurde, den König zu sehen, der jetzt auf dein Thron Neapels sitzt, welchen früher ihre leidliche Schwester mit Franz von Bourbon theilte, so verstehen wir, wie gelegen eine solche Verkühlung kommen kann. Wenn aber die Kaiserin Augnsta im gegenwärtigen Augen blicke den Berliner Hof ohne seine erste Repräsentantin läßt, so mö gen die Ultramontanen darin den Beweis sehen, daß die Kaiserin im inneren Herzen eine Gegnerin der Bismarckischen kirchlichen Po litik ist. Für uns scheint, zusammeugehalten mit dem Umstande, daß auch Bismarck bisher in Berlin fehlte, mehr eine seltsame Verkett ung äußerer Zufälligkeiteil zu liegen, die viel Stoff zu pikanten Be merkungen bieten, aber an dem schließlichen Ergebnisse der Gastvor stellung der Italiener in Wien und Berlin nicht viel ändern. Die Berliner Bevölkerung fährt fort, dem Gaste ihres Königs nicht blos die lärmenden Huldigungen zudringlicher Neugier darzu bringen, sondern ihre aufrichtige Freude an seiner Anwesenheit zu bezeugen. Von Natur ist der Berliner weniger erregbar und nüch terner, als der Wiener; wenn er also jetzt mehr aus sich herausgeht, als sonst seine Gepflogenheit ist, so daes Victor Emanuel auf den Eindruck, den er aus oas Völkchen an der Spree gemacht hat, befrie digt sehen. Nur oas F>snilenl>latt, die „Germania", mischt in den Weihrauch der sympathischenAufnahnie der Berliner die Düste einer ihrer Stimbon.e.'u, indem Heer v. Savigny den König von Italien daran erinnert, das; „18 von der Revolution gestürzte europäische Fürsten und F Fumiuve - in der Verbannung irren, und der Pri mas aller Fmstni. der h. Vater, ein Gefangener ist", und daß „im Verkehre der .Garge aus den Rittcrkuß oft überraschend schnell scharfe V wimrtSW äge folgen". Den König von Jtqjien, dem sie au einer an. Stckle oo> -alt. im Namen der Nicht-Intervention, diestr „ss,n'sl>v!.n Idee zum Schutze des Unrechts und zur Beugung des Recht.-'. mitten im Frieden Parma, Modena, Toscana, den Kirchenstaat un:> 'Neapel überfallen zu haben, warnt sie noch deut licher: .. jeincn se'Snen Augen wird Victor Emanuel seine kaiser lichen Wirt! ' an der Donau und Spree nicht an sich fesseln, und ist die Stunde ge-.-mm:», so wird auch er Veranlassung finde», über oen Werth Höst:.her Redensarten nachzuvenlen, wie es bessere Leute vor ihn, geil,au haben." Gas Tollste an dem Aus; rtze ist freilich der Ausspruch, daß „Standes Genossenschaft und Verwandtschaft, Ehre und Anstand, Recht nnd aterechtigleit" die Könige bestimmen sollten, sich der Sache des Grafen Ehambord und der des Don Carlos anzu nehmen. . Das fehlte gerade noch, das; Deutschland eine Flotte an den spanischen Küsten landen ließe, um Don Carlos nach Madrid zu führen, daß unsere Bataillone, froh, endlich den Boden Frankreichs verlassen zu haben, wiederum Kehrt machen sollten, um den Fran zosen einen König anszuzwiugen! Mag auch die Legitimität durch Vertreibung der Bourbonen aus Frankreich und Spanien empfind liche Stöße erlitten haben ohne Schuld, ohne Versündigung gegen ihre Völler haben jene Fürsten den Thron ihrer Väter nicht ver lassen. Die Verlängerung der Vollmachten des Marschallpräsidenten Mac Mahon ist eine abgethano Sache. Frankreich steht vor der Alternative: entweder die Republik oder das Unerwartete. Die Re publikaner gedenken beim Wiedcrzusammentritt der Nationalver sammlung durch Thiers den Antrag zu stellen, daß sich die 'National versammlung schleunigst auflöse und ein neugewähltes Parlament definitiv die Regierungaform bestimme — natürlich in rcvublikani- schein Sinne. Ein solcher Vorschlag dürfte auf eine sympathische i Aufnahme durch die Franzosen rechnen. Ob es die Königlichen so weit kommen lasten oder vorher ihren Sprung in's Finstere machen werden - Der Thronprätendent scheint das Letztere zu wollen, denn er nähert sich den Grenzen Frankreichs, um rasch bei der Hand zu sein, wenn seine Gegenwart nöthig ist. Am6.October beginnt derProceß Bazaine im großenTrianon; alle Vorkehrungen sind getroffen. Am 30. September oder am 1. October wird Bazaine nach Trianon-sous-Bas gebracht. Tie Presse ist bereits eifrig beschäftigt, zu dem großen Gerichtsdrama die Ouver türe zu spielen, besonders die ministerielle. Der Proceß Bazaine soll zu ähnlichen Zwecken dienen, wie die Wallfahrten und Wunder, er soll Bismarck bloßstellen und Deutschland in der öffentlichen Mein ung zu Grunde richten. Die „Affemblv Nationale" entwickelt dies ganz ungenirt und führt als Grund an: „Als Metz eingeschloffen und zu Frankreichs Unglück Marschall Bazaine den Oberbefehl über die heldenmüthige Armee erhielt, die unter seinen Mauern lagerte, da setzte Herr v. Bismarck eine Welt von Ränken, Lügen und Treu losigkeiten in Bewegung, um den Marschall zu bewegen, zu unter handeln, statt zu kämpfen, um Zeit zu gewinnen, daß unsere Trup pen ihre Lebensmittel erschöpften und in einer im Voraus genau be rechneten Frist durch denHunger gezwungen würden, sichzu ergeben. Me diese Missethaten werden imProceffe erwiesen werden und, was das Unglaublichste, die Chefs der feindlichen Armee haben die Pläne Bismarck's unteZtützt und eine Rolle gespielt, welche die Welt in Staunen setzen wird. Wir wollen für jetzt nichts mehr darüber sa gen, aber es schien uns von unbestreitbarer Nützlichkeit, heute schon diese Seite des Processes anzudeuten. Dies Alles erschwert die Be lastung, die auf den Marschall Bazaine fällt, aber zugleich werden solche Handlungen, wenn sie an den Hellen Tag gelangen, in Euro pas Augen bedeutend den Verdienst der deutschen Armee Herab drücken." Daß die Franzosen gern dies wollen, glauben wir ohne Weiteres. Noch immer können sie es nicht verwinden, von uns ge schlagen zu sein. Zugegeben auch, daß Bismarck und die deutschen Generäle den Marschall Bazaine in Metz mit leeren Versprechungen hinhieltcn, so ist dies eine erlaubte Kriegslist, die uns Deutschen Ströme Blutes ersparte. Um so dümmer handelte Bazaine, daß er sich so lange an der Nase herumführen und narren ließ, bis er zu schwach war, die Gitter seines Eisenkäfigs zu sprengen. Noch immer gilt der Beiname des großen Fabiers „Cunctator", der durch List und Zaudern den berühmten Hannibal narrte und Rom rettete, als ein ehrenvoll verdienter. Jetzt wissen wir wenigstens, daß der Pro ceß Bacaine eine Komödie ersten Ranges werden soll, ersonnen und inscenirt, um der Eitelkeit des ersten Volkes der Welt zu fröhnen. Locales und Sächsisches. — In der Zeit vom 1. bis mit 15. October dieses ist die Be richtigung des zweiten Termines der Bürgersteucr, femer des ziveiten Tcrmines der Jmmobiliar-Brandversicherungs-Beiträge und die Abführung des Geschosses der Erb- und Wasserzinsen sämmtlich an Rathsstelle zu bewirken. — Oessentllcbe Sitzung der Stadtverordne ten, am 24. Sept. Vorsitz: Holrath Ackermann. Der Ltadt- rath erinnert an die endliche ttertigstcüung tcö Normal-Etato, was dem St.-V. Pros. Wigard Gelegenheit Gebt, sich lebhaft gegen die lange Verzögerung der Sache Seitens deö Finanz- Ausschusses auöttlkprcchcn und besonders zu betone», daß nament lich die mit dein Etat zusammenhängende Besoldungösrage der städtischen Beamte», die einer Bcsoldungsauibcsi'erung dringend bedürften, Eile crsvrdere. Kausmami Richter als Mitglied des Fi>ian;-Auoschiii'ieö entgegnet, daß lischt Mangel an Eiscr und Fleiß, sonder» nur die Umstände Schuld an der Verzögerung wären. Gegen Ende dcS Juli t. I. seien die Unterlggöacten i» den Ausschuß bez. i» des Redners Hände gekommen, aber bald daraus vom Rath wieder zurnckgeholt worden. Der Stabtrath und tlc gemischte Deputation hätten ein volles Jahr zur Erledi gung rcsp. Ausstellung der Vorlage gebraucht, der Finanz-Aus schuß habe das nun nicht in :( oder 4 Wochen bewältigen können, zumal Lei der Dürftigkeit der Vorlagen. Er stellt de» Bericht sür d'.e übernächste öffentliche Sitzung in 'Aussicht. Unerwähnt wolle er aber nicht lasten, daß den städtischen Beamten schon im Vorfahr Gehaltszulagen von zusammen in,64.", Thlr». gewährt worden, die sich auf die Gehalte bis 400 Thlr. mit ca. 2» Proc., von 4t>tt-l>utt Thlr. mit ca. II Proc., von über 000 Thlr. mit ca. 7 Proc. vcrtheiltcn. — Der St.-V. Jasper, welchem das Eollcgium in vorletzter Sitzung de» erbetenen vierwöchcntllchcn Urlaub in Anbetracht seines bewiesenen großen Eiierö — im Wcgblclbcn von den Sitzungen, abschlug, ist wieder unentschul digt ausgcblieben; eö wird nach bedenklichem Kopfschüttcln ein stimmig beschlossen, die Disciplinarbcstimmuugen in 8 55 der Statuten gegen Herrn Jasper in Anwendung zu bringen, d. h. li m eine schriftliche Ermabnung zugchcn zu lassen, bez. ihn mit Geldstrafe zu belegen. — Durch Cominnnlcat des Stadiratho vom 10. dieses wirb das Collegium zu der ain 1. October Vormittags 10 Uhr erfolgenden Einweihung der 2. Bürgerschule Ungeladen. — Ein Antrag dcö St.-V. Lohrma»», den Stabtrath zu ersuchen, den Bau einer Haupttchlcuse unter der Prießnitz, bez. in der Prießnitzgegcnd zur Entwässerung der östlichen Antoiistatt, lm Jahre 1874 i» »Angriff zu nehmen, findet einstimmig Annahme. Dem von uns kürzlich aus den ProtocoUen der RathS-PIciuv- sltznngcn mltgcthcllten Verlängerung des Miethcontracteö big 1878 »!t dem kgl. Justizniinistcrlum betreffs der communlichen Hauögrmidstücke »Ar. 4 »nb 5 der Landhausstraße wird vom Col legium bclgctretcn. — St.-V. Herschel nimmt gegenüber einem Berichte des Verwaltnngü- und Finanz-Ausschusses über die Er richtung eines SiegeSdcnkmalS — der überdies nur ras schon viel, sach Geschriebene und Gesprochene rcproducirte — seinen schon früher behaupteten oppositionellen Standpunkt ein: er betont hauptsächlich, die Errichtung eines solche» Denkmals sei Sache des Landes n»d nicht der Commune, hier in der Stadt sei mit dem Gelbe, welches sür das Denkmal in so hobem Betrage (gegen >10,000 Thlr.) verwandt werden solle, viel Nöthlgcreö zu bestrei ten, ec stellt sich dabei natürlich nicht ans den patriotischen Stand punkt, sondern auf den des Finanzmannes. DaS Collegium er klärte aber, gegen seine und noch eine Stimme Im Allgemeinen sein Elnveeständuiß mit den Vorschlägen dcö StadtrathS und ersucht letzteren mit der »Ausschreibung rer Eoncurrcnz rmd der Zusammenstellung der entscheidenden Commission baldigst zu verfahren, bei der Ausschreibung aber die .Künstler nickst an einen bestimmten Ausstellungsort zu binden. — Hinsichtlich bcr.Verwendung der Sparkasscnübcrschüsse pro 1872 spricht sich nach einem Bericht deS VerwaltunaS-AuSschusseS.dem Vorschläge des StadtrathS entgegen — der die gelammte Ueber- schußsuwme von 26,270 Thlr. 8 Ngr. 2 Ps. an mehrere Aranken- stiste vertheilt wissen will — daS Collegium daiür auS. baß die anze Summe zu Gunsten deö Asyls sür Sieche »Verwendung inden möge, und beantragt, baß mit diesen und den noch von früher reservirten »Mitteln die eriorberliche Erweiterung und bes sere Ausstattung der »Anstalt nunmehr beschleunigt und dabei, so weit möglich, auf eine Trennung der Irren und Epileptischen von den übrigen Siechen Bedacht genommen werde. — Wir theilten vor einiger Zeit mit, daß der Rath, in »Anbetracht der neuerlich erhöhten ArbeitSanforberungen, die »Anstellung eines neuen (elften) besoldeten StadtrathS beschlossen hatte. Die heu tige Sitzung war der stadträthlichen Idee nicht günstig. Mit Rücksicht aut das baldige Inkrafttreten der neuen. für die Ent scheidung der Frage jedenfalls einflußreichen Verwaltuiigsgeietze und Gemetndeordnungen, lehnt das Collegium den neuen Stadt, rath ab. bewilligt aber dem jüngst gewählten zehnten ständigen Rathsmitgliede die nämliche persönliche Gehaltszulage, welche seinem Vorgänger gewährt worden war. von Zeit seines Amts antritts an, und ersucht den Stadtrath, schou letzt zur Berathnng der durch Einführung der neuen Städteordnung nothwenbig wer- denden gänzlichen Umarbeitung des auch ohnedies der Abände rung bedürfenden LocalstatutS zur XU. Abthcilung der älteren Stäbteordnung eine gemischte, auS je fünf Mitgliedern beider Kollegien bestehende Deputation zusammcnzuberufen. —Schon in Skr. 260 dieses Blattes wurde die Entscheidung der kgl. Kreis- direclion in der Streitsache deS Stadtverordnete»-Collegiums wlder den Redakteur Jul. Relchardt mitgctheilt, in der heutigen Sitzung bildet die »Angelegenheit die letzte Nummer der Tages ordnung. Trotz der dem Redacteur günstigen »Verordnung. die. wie er cs auch gethan, eine ganz unberechtigte Maßregelung der Preßfreiheit zurückweist und die Denunciatiou nicht zur Pflicht macht — von welcher hier überhaupt nur cinbiltungöwelse die Rede war, da ein Denunciat ja gänzlich fehlt —, hatte sich im Rechtsausschuß doch eine Majorität gebildet, die das eingeleitetc Zwangsverfahren wider die Redaction b. Bl. sortgcstellr wissen wollte, trotzdem — wie man zur Ehre dcS Rechtssinneö dieses Rechtsausschusseo annehmcn muß — auch diese Ma jorität von der Uncrsprießlichkeit ihrer ferneren „rechtlichen" Maßnahmen überzeugt sein wird. Die Minorität (im Ausschuß) findet es aber mißlich. daS »Verfahren fortzusetzen, da man den Schein aus sich late, gegen die Freiheit dcrPresse zu wir. ken, da anternti'cils die Sache nicht einmal so wichtig sei, und da eS ungerecht erscheinen müsse, daß man oie Zeugen mit Gcld- und Gefängnißstrase bedrohen wolle, während man gegenüber dem nach der allgemeinen Annahme ertstirenden Jndiöcyeten nichts weiter thun könne, als ihm einen Verweis zu geben; Letzterer — der Sünder im Colleq - der immer als imaginäre Größe figu- rlrt — werde auch infolge der vielen Verhandlungen längst »Reue süblen und Buße thun. All daS konnte sich das Colleg nun schon früher sagen, aber daS Beste fällt einem Immer zuletzt ein. Trotz der Aufforderung der Stadtv. Adv. vr. Hoffmann und Lohr- mann im Sinne der Ausschuß-Majorität schloß sich das Eollcg in der Mehrheit dein Mnoritätsgutachten an i20—18Stimme>i» und läßt cs beim Eutscheid der Krcisdirectioii bewenden, saßt Ruhe und vergißt, was doch nicht zu ändern ist. — Einer der wichtigsten Ausstellungsgegenstände ist in diesen Tagen der Kenntnißnahme des Publikums in der ersten Etage des Richhauscs (Zimmer 16) unterbreitet; diejenige »Nummer des Reichs gesetzblattes, das den Freundschaftsbund Deutschlands mit dem jetzt viel genannten Persien, dem Lande des Königs der Könige ent hält. Es ist doch sehr schön, daß der Deutsche nun den Perser seinen Freund nennen kann. — In wenigen Tagen findet wieder der Wohnungswechsel statt; schon jetzt steht man bepackte »Möbelwagen durch die Straßen ziehen. Immer noch kommt es sehr häufig vor, daß die Hauswirthe und Miethsleute, sei es aus Unwissenheit oder Bequemlichkeit, unter lassen, innerhalb der geschlichen 8 Tage nach dem Einzuge die schul dige »Anmeldung zu machen. Die Polizei scherzt nicht und solchen Jndifferentismus ihr gegenüber ahndet sie nach Maßgabe des Regu lativs vom 1. Deccmbcr 1868 mit einer Geldstrafe bis zu 50 Thlr. Also — sehe man sich vor. — Der jetzige Direktor der kaiserlichen Strafanstalt Hagenau im Elsaß, Herr Rittner, der bis zum Erwerbe dieses Lan des Oberinspcctor des Zuchthauses in Waldhcim war, hat einen höchst ehrenvollen Ruf als Direktor sämmtlichcr Straf- und Cor- rektionsanstalten nach Hamburg erhalten. Mit demselben scheidet so ziemlich der letzte Sachse aus dem höheren Dienste im »Reichsland Elsaß-Lothringen aus. Es giebt auch nur wenig Baiern, Badenser und Württembergcr in dem dortigen Reichsdienste mehr; alle Stel len werden jetzt mit geborenen Preußen besetzt. — Einem Geschäfts-Inhaber auf der Morihstraße sind im Laufe des vergangenen Dienstag drei große Glastafeln in den Schaufenstern seines Geschäfts-LocaleS zerschnitten worden. Merk würdig dabei ist. daß, trotzdem stets Jemand im Laden anwesend ge wesen, dennoch die Verübung des Frevels nicht wahrgenommen, überhaupt keinerlei Beobachtung gemacht worden ist, die darauf hin gedeutet hätte. — In einer der vergangenen Nächte ist wieder einmal ein Vandalismus auf der Aminonstraße dadurch verübt worden, daß von mehreren dort befindlichen steinernen Gartensäulen die auf den selben angebrachten, aus Blumenvasen bestehenden Verzierungen heruntergerissen worden sind. Der Besitzer des Grundstücks, den der Schaden trifft, ist gern gewillt, für die Entdeckung der Thäter eine ansehnliche Belohnung zu geben. — In der Nacht zum vergangenen Dienstag fuhr ein hiesiger Droschkenkutscher einen Fahrgast bis zur sog. Mordgrundbrücke. Hier stieg der Fahrgast aus und der Kutscher hatte eben seinen »Wagen umgelenkt, um nach der Stadt zurückzufahren, als aus dem vortigen Walde zwei Männer heraussprangm und unter Drohreden wider ihn dem Pferde in die Zügel fielen. Nur mit Mühe gelang es dem Kutscher, sein Geschirr dadurch flott zu machen, daß er mittelst eines bei sich führenden Hammers tapfer auf die Leute cinschlug und sie dadurch zwang, dieZügel los zu lassen, darauf noch einige Peitschen hiebe auf das Pferd — und er war bald den beiden Strolchen ent rückt und vor ihren weiteren Angriffen geborgen. — Der Nanie des jungen Forsteleven, welcher sich nach unserer gestrigen Mittheilung in einem Zimmer eines hiesigen Hotels vor-
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