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mach, sich die Rcbactio» nicht verbindlich. Jnseraten-Nnnolime au»> würis u»»»«»»t»lo uuck V»ei«r i» Lamburg, ver- li„, Wien, Scip-ig. Balck, «reblau, flrnnksnrt a. M. — Ku-I. «>.«»» i» Berlin, Leipzig, Wien, Hamburg, Srankfurt a. M.. Miin- Acn. — Deal,« « La, i» Aranlfnre a, M, — kr. >°l»t in «bemnip. — U»- «i,L»Ltt«, Sa»!«» « La. tn Varl». Druck und Sigenthum der Herausgeber: Ltepfch Neikdardt in Z>resdm Nr:24«. Achtzehnter ZahrgangV ncn^ber°^n?eratewuid nicht gegeben. Auiwärtige Annonce«» Aufträge vo» unl unbe» lannlcu Firmen u. Per sonen tnscriren wir nur gegen Pränumerando- Zahlung durch Brief, marken oder Pofleintah» lung, v Silben koste« >>» Ngr, AuSwärt>qe können die Zahlung auch aus eine DrctdnerMrrna anweiscn. Li« Sr». "I 'Mitredacteur: vr. 1ku»tl Stsrov- Für baö Feuilleton: Verantwort!. Redacteur: ÄUikUS Neichardt. Dresse«» Mittwoch. 3. September 1873. Politisches. Soweit die deutsche Zunge klingt, wurde gestern der Sedantag festlich begangen. Zu seltsam wäre es, wenn die deutsche Nation des glorreichsten Tages jenes an RuhmeSthaten überreichen Feldzugs schon nach wenigen Jahren hätte vergessen wollen. Hätten umge kehrt die französischen Heeressäulen unter Mac Mahon undBazaine bei einer deutschen Festung unseren Kaiser Wilhelm umzingelt, hätte dieser seinen Feldherrndegen in die Hände des siegreichen Napoleon niederlegen inüssen, wären über Hunderttausend deutsche Soldaten kriegsgefangen nach dem Innern Frankreichs abgeführt worden, kurz, hieße das deutsche Sedan auf Französisch Gerinersheim, Lan dau, Coblenz, Mainz, oder wie immer — würden sich's die Franzo sen nehmen lassen, diesen ihren 2. September mit den patriotischsten Freudenausbrüchen zu feiern? Wir sollten in diesem Falle Etwas erleben und lesen, wie es an einem solchen Tage in Paris hergegan gen wäre, gepufft, geknallt, illuminirt, gejubelt würde! Wie ver gleichsweise nüchtern sind dazu die Feierlichkeiten in Deutschland! Schon daß sich vorher ein langer Streit darüber erhebt, ob man die sen Tag feiern oder still der Todten gedenken solle, ist echt deutsch Schließlich siegt das lebendige Gefühl über die Erwägungen des Verstandes, das deutsche Volk folgt seinen Impulsen und erinnert sich auf sein, Weise, ruhig, besonnen, Niemanden kränkend, seines großen Ehrentages. Die Häuser schmücken sich mit Fahnen und Kränzen, die Kirchen füllen sich mit Andächtigen, die Gott dafür danken, daß er diesen Tag nicht gegen uns entschied, sie füllen sich mit Wehmüthigen und Trauemden, denen der Ruhmestag Ge- sammtdeutschlands die schmerzlichsten Erinnerungen wachruft, daß gerade Einer der Ihrigen sein Herzblut für die Größe des Vater landes vergoß. In den Schulen wird der Heranwachsenden Jugend erläutert, welche Bedeutung der Sedanstag für das gemeinsame Vaterland hat. Die Börse schließt ihre Hallen, was ihr, beiläufig bemerkt, gar kein Opfer ist, da jetzt so wie so keine Geschäfte gemacht werden. Am Nachmittag und Abend finden patriotische Eoncerte statt, deren hauptsächlichste Nummer die „Wacht am Rhein" bildet und deren Erträgnisse den Invaliden zu Gute gehen. — Das ist Alles, das ist die ganze, echt deutsche, harmlose Sedanfeier. Es ist auch genug. Niemals zwar soll und wird die Erinnerung an den 2. September 1870 in den Herzen dieses Geschlechts erlöschen. Nicht blos die deutsche Mutter, die an jenem Tage ihren Sohn ver lor, nicht bloS der Invalid, dem eine heiße französische Kugel di« ge sunden Gliedmaßen verstümmelte, gedenken, so lange sie leben, dieses Tages — das deutsche Volk wird es nie vergessen, daß an ihm Preußen, Baiern und Sachsen, Nord-, Süd- und Mitteldeutsche ge meinsam den übermüthigen Feind demüthigten und den Grund zu dem bundesstaatlichen Kaiserreiche legten. Aber in milderem Glanze noch, als diese gloriose Waffenthat, leuchtet der Tag des Friedens schlusses. So unvermeidlich jener uns aufgedrungene Krieg war, so wenig wollen wir vergessen, daß nicht Kriegführen, sondern die Künste des Friedens pflegen die Bestimmung der Völker ist. Und so meinen wir: Unsere Sedanfeier, die für die Franzosen nichts Krän kendes haben kann, weil sie der natürliche Ausdruck der Freude über ein für uns Deutsche glückliches Ereigniß ist, sollen wir so lange freudig begehen, als im Volke sich der natürliche Drang dazu kund- giebt. Liegen dereinst Jahrzehnte zwischen dem Sedanstage und der Gegenwart, so werden Die, die nach uns kommen, weniger den Tag der Waffenthat, aber um so inniger den Tag des Friedensschluffes feiern. — Nach dieser Festbetrachtung kehren wir zu den Werkeltags- Arbeiten zurück, Bemerkenswerthe Ereignisse liegen heute nicht vor. Die Nachrichten aus Frankreich lauten, wie jetzt natürlich, über das Fortschreiten der Fusion (Vereinigung der monarchischen Par teien zur Wiederherstellung des Königthrons) widersprechend. Wäh rend die Mehrzahl der republikanischen Mütter sich darin gefällt, die Fusion als endgiltig gescheitert zu betrachten, behaupten die Monar chisten ganz zuversichtlich, daß die Wiederherstellung der legitimen Monarchie unmittelbar nach der Wiederkehr der Nationalversamm lung erfolgen werde. Die nicht in Abrede zu stellende reservirte Haltung der Regierung wird von gewöhnlich gut unterrichteten Personen als Kriegslist bezeichnet, auch sei das Geplänkel zwischen den legitimistischen und den orlcanistischen Journalen nichts als Spiegelfechterei. Vor Allem wünscht man in den die Jntrigue lei tenden Kreisen die Sitzungen der Generalräthe beendet zu sehen, um dann im Monat September alle etwa noch vorhandenen Hindernisse zu beseitigen; im October dürfte man schon eher etwas von den Ein zelheiten der „Restauration" verlauten lassen. — Eine wichtigere Frage des Tages beschäftigte die Regierung Frankreichs: die steigende Brodtheuerung. Frankreich hat eine sehr schlechte Ernte gehabt, 12 Millionen Hektoliter sind Heuer weniger Getreide geerntet wor den, so daß Frankreich für 400 Millionen Francs Getreide aus dem Auslande beziehen muß. Man hat sich beeilt, die unsinnigen Ein gangszölle auf Getreide und Mehl aufzuheben, hat auch zur Herab drückung der Brodpreise in Paris die sogenannte Bäckereikasse wie der hergestellt, die unter Napoleon die Differenz zwischen den hohen Getreidepreisen und einer mäßigen Brodtaxe ausglich, und so ist denn ein wesentliches Sinken der Getreide- und Mehlpreise in Paris zu bemerken gewesen. Das Kriegstheater in Spanien zeigt, der Abwechselung halber, wieder einmal ein siegreiches Vorschrciten der Carlisten. Der Car listengeneral Saballs hat die Städte Olot, Vidreras und Santa Celonna unter der Drohung zur Ergebung aufgefordert, dieselben sonst wie Tortella in Brand stecken lassen zu wollen. Nach Briefen aus Cartagena macht sich bei den Insurgenten Mangel an Lebens mitteln fühlbar; auch innere Zwistigkeiten sind ausgebrochen. Ein Theil der Anführer wird beschuldigt, er wolle den Platz denKarlisten übergeben. Vor dem Hafen befinden sich augenblicklich 11 fremde Kriegsschiffe. zu einer raschen Berühmtheit gelangte brave deutsche Kapitän Wer ner ist in das Vaterland zurückgekehrt. Er passirte die Stadt Bre men, um sich dem erhaltenen Befehle gemäß in Wilhelmshaven zu stellen und dort zu verantworten. Allem Anscheine nach hat die deutsche Marine zu befürchten, diesen ausgezeichneten Offizier zu verlieren, denn — er führt ein ärztliches Zeugniß in der Tasche, das ihn als dienstuntüchtig erklärt. Wozu wären sonst die ärztlichen Zeugnisse da, wenn sie einen kerngesunden Mann nicht als Krüppel erklären könnten! Man kann es diesem Seebären nicht verdenken, wenn er nach 33 Dienstjahren und Dem, was er jüngst erlebt hat, lieber ländliche Ruhe aufsuchen oder sich anderen Lieblingsbeschäftig ungen hingeben will, als die Strapazen des activen Dienstes fort ertragen. In Lichtenfelde bei Berlin hat die feierliche Grundsteinlegung zu dem märchenhaften Cadettenschloffe in Anwesenheit des Kaisers, der Kaiserin, des Kronprinzen, der Kronprinzessin, der Prinzen Friedrich Wilhelm, Heinrich, Carl, Friedrich Carl, Albrecht, Alexan der, August von Würtemberg, des Ministerpräsidenten Graf Roon, der Minister des Krieges, der Finanzen, des Cultus, der Justiz, des Handels re., fast der ganzen Generalität re. stattgefunden. Auch Oberbürgermeister Hobrecht, die Stadtverordnetenvorstehcr, der Prä sident des Reichstags Simson und Andere waren anwesend. Die Feier, vom schönsten Wetter begünstigt, verlief in glänzendster Weise. Gutsbesitzer Karstenn, der 60 Morgen Terrain schenkte, wurde auf dem Bauplatze in den Adelsstand erhoben. — Wo blieb Bismarck? Sonst ist aus dem Deutschen Reiche nur zu erwähnen, daß Menschen, Thiere und Pflanzen jetzt von Seuchen heimgesucht wer den: die Cholera in München, Magdeburg, Königsberg und sonst wo, die Rinderpest in Schlesien und die Blattlaus, welche binnen Kurzem einen Apfelbaum zerstört, im Garten Deutschlands, bei Stuttgart. Nette Zustände! Der durch seine Entlchloge^t in den spanischen Gemässe Bezug aus Sachsen von selbst. Locales und Sächsisches. S. k. k. H. der Erzherzog Carl Ludwig ist vorgestern Abend nach Wien abgereist. — Zur gestrigen Sedanfeier waren alle fiscalischen und tädtischen Gebäude mit sächsischen und roth-weiß-schwarzen Fahnen geschmückt, doch vermißte man die allgemeinere, größere Betheiligung rer Einwohnerschaft. Einige Straßen, welche wir Vormittags durch wandert«» und zwar di« belebtesten der Altstadt, boten allerdings einen reichen Fahnenschmuck, nur die Häuser des Altmarkts hatten etwas spärlich geflaggt. In den meisten Schulen war der Vormittag einem bezüglichen Festact gewidmet, wäyrend Nachmittags kein 11n terricht stattfand. In der Kreuzschule waren die obersten Vertreter unserer städtischen Behörden während der Feierlichkeiten erschienen und beim kirchlichen Dankgottesdienst in den evangelischen Kirchen, ergriff namentlich die treffliche Rede des Herrn Hofprediger vr. Rü- ling die ungemein zahlreich versammelte Gemeinde. Viele Geschäfts inhaber hatten ihre Gewölbe schon Vormittags, manche erst Nach mittags, manche auch gar nicht geschloffen. Nachmittags steuerte eine reich toilettirte Menge den Gesangs-Festorten zu und Abends brannten an den öffentlichen Plätzen die Gaspyramidcn, während einzelne Privatleute, zum Beispiel Oscar Renner in der Marien straße, nicht allein seinen Eingang durch ein mit Blumen um- ranktes deutsches Wappentableau, sondern am Abend auch durch eine Gasdecoration mit der Inschrift: „Gott segne Deutschland", geschmückt hatte. Zum Schluß können wir einen guten Rath nicht unterdrücken und hoffen, daß er vonDcnen, welche sich getroffen fühlen, gefälligst beherzigt wird. Unser Rath besteht nämlich darin, daß verschiedene der Flaggeninhaber ihre resp. Fahnen einer ordent lichen Wäsche unterziehen möchten; denn das Aussehen mancher dieser stolz dahinflatterndcn Flaggen ist wirklich schaudererregend. Das Roth, das Schwarz, das Grün und vor allem das Weiß ist total verschmilzt, so daß man mitunter ganz gewaltige heraldische Kenntnisse haben muß, um die wahre Farbe herauszubringen; an dererseits sind die Fahnen derart verwaschen, daß Alles eine Farbe dünkt. — Auch an der Kreuzschule, nicht nur an der Annenrealschule tehen leider dem Vernehmen nach Veränderungen bevor. Schon der Tod riß eine schmerzvolle Lücke, vr. Köhler, der vor wenigen Tagen begraben wurde, fotzte seiner Gattin bald nach. vr. Fickert hat eine Predigerstelle angenommen, vr. Krumbiegel kommt wahrscheinlich ans Freimaurerinstitut und man erzählt, daß auch das Neu städter Gymnasium später noch eine andere Lehrkraft dem städtischen Dienste entfremden könne. Auch an den Elementarschulen der Stadt sind manche Stellen frei, wie denn dort die anstrengende Lungen arbeit Heuer selbst rüstige Kräfte weggerafft hat. — Als Kaiser Wilhelm vor einigen Tagen die Station Mühl Hausen (Bad Elster) passirte, überreichten ihm eine Anzahl dortiger Damen im Vorüberfahren einen umfangreichen Kornblumenstrauß, zusammengcstellt aus den mühevoll herbeigeschafften blauen Lieb lingen des Kaisers. Kaiser Wilhelm schickte hierauf den Damen von der nächsten Station aus ein mit Bleistift eigenhändig geschriebenes Billet, welches in liebenswürdiger Weise seinen Dank aussprach. — In Bezug auf eine, wie nicht selten irrthümliche Nachricht der nationalliberalen „Spener'schen Zeitung" in Berlin läßt sich das „Dr. I." vernehmen: Nach dem Sinne dieses Artikels könne cs nur Befriedigung erregen, zu hören, daß im Reichökanzlcramtc die Vorarbeiten für die Gesetze über das Reichspapiergeld und die Reichsbanknoten abgeschlossen seien. Hiergegen versichert das „Dr. I.", daß „preußische Vorschläge" über diese beiden Entwürfe seit Schluß des letzten Reichstages gar nicht zur Kenntniß der sächsischen Regierung gelangt sind. Damit zerfällt die gegen Sachsen, Baiern und andere Staaten von jenem nationalliberalen Blatte ausgestreute Verdächtigung, daß die Regierungen dieser Länder noch weit im Rückstände mit ihren betreffenden Arbeiten sein sollen, wenigstens in — Das Auftauchen von Viehseuchen ist kein Wunder, wenn man hört, wie unbarmherzig mit dem Vieh bei dem Transport auf der Eisenbahn verfahren wird. So wurden am letzten Sonnabend, aus Oesterreich kommend, zwei Wagenladungen gemästeter Rinder von Bodenbach über Dresden nach Chemnitz transportirt, um in letzterem Orte, wie es hieß, für das Militär geschlachtet zu werden. Nach Angabe des den Transport begleitenden jungen Mannes war das arme Vieh seit Mittwoch bereits unterwegs und hatte seit dieser Zeit weder Futter noch Wasser erhalten. Natürlich lag die Mehr zahl dieser armen Thiere erschöpft am Boden. Selbst wenn diese Angabe nicht ganz genau sein sollte (doch sie stammt von dem Transporteur selbst, der wahrscheinlich der Händlcrssohn war), so ist es unzweifelhaft, daß das arme Vieh auf das Unbarmherzigste vernachlässigt war. Warum? Um die paar Kreuzer Futter- und Tränkungskosten zu sparen. Am Freitage passirte hier ebenfalls ein Transport Schweine durch, von denen mehrere verschmachtet und todt ankamen. Besitzen die Bahnhofsbeamten nicht die Macht, hier im Namen der Barmherzigkeit einzuschrciten? Sollen die Soldaten in Chemnitz solch' verdorbenes Fleisch von halbcrepirtem Viehs zu essen bekommen? — Der offizielle Cholerabericht lautet: Bestand am 1. Sept. früh 8 Kranke ; bis 2. Sept. erkrankt 1, gestorben 2, in Behandlung im Stadtlrankenhause 5. — Der Mitredacteur der Chemnitzer neuen freien Presse, Lyser, bisher eine gefeierte Größe der Socialdemokratie, ist auf dem Congresse dieser Partei in Eisenach aus der Partei ausgeschlossen worden, weil er mit dem Führer der anderen Linie der Socialdemo kratie, Hasselmann in Berlin, in Verbindung getreten war, nachdem er denselben öffentlich und ununterbrochen angegriffen hatte. — Glückauf, du Wilsdrufferstraße! Gestern endlich bist du fertig, von Owöchentlichcn Leiden erlöst worden! Diesen feierlichen Tag festlich zu begehen, hatten sich die Pflasterer und sonstigen Erd arbeiter dieser Straße verbunden und einen Hebebaum angeputzt, mit dem sie von Geschäft zu Geschäft zogen, um den grünen Sohn des Waldes von den Haus- und Ladenbesitzern noch weiter schmücken zu lassen. Bald prangten an ihm Corsets mit oder ohne Naht, Strohhüte, Seidcnbändcr u. s. w., während in die Sammelbüchsen reiche Spenden zu einem frohen Gelage für die Arbeiter flössen. Wenn cs doch andern Straßen auch bald so wohl wäre, wie dir, liebe Wilschegasse — du hast's überstanden! — In der „Dresdner Lederfabrik, vorm. F.Rob. Vierling IV." feierte am Sonntag der Werkführer und Prokurist das Fest des 25jährigen Dienstjubiläums. Als der wackere Mann — den bei läufig gesagt seine Arbeiter „Vater" nennen — nach Dresden kam, war die jetzige große Lederfabrik eine kleine Gerberei, in der etwa 10 Mann thätig waren, während die Fabrik heute nahe an 200 Ar beiter beschäftigt. Der Jubilar hat von sämmtlichen Arbeitern und Beamten der Fabrik, wie auch von dem Chef derselben Glückwünsche und Geschenke bekommen und früh um 6 Uhr schon leitete ihm ein Ständchen den festlichen Tag harmonisch ein. — Gegenüber der so oft leider mit Recht betonten Uebel des Nichtübcreinstimmcns von Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind wir heute wieder in der Lage, ein Beispiel zu bringen, wo beide Theile in bestem Einvernehmen stehen. Herr Gleitsmann, derJnhaber einer Druckfarbenfabrik aus hiesiger Blumenstraße, hat stets mit seinen Leuten im besten Einvernehmen gestanden, so daß nie einer der jetzt so beliebten Streiks bei ihm vorgckommen ist, aus dem sehr ein fachen Grnnde, weil der Principal den gerechten Wünschen seines Personals stets bereitwilligst entgegcnkam; denn Herr Gleitsmann hat selbst aus Erfahrung gelernt, was arbeiten heißt, und daß ein Arbeiter seines Lohnes wcrth ist. Ein leuchtendes Zeichen der Har monie zwischen Principal und Arbeiter bot der am Montag beim schönsten Wetter unternommene und von der besten Laune begleitete TagcSausslug dls aus ca. 25 Personen bestehenden Personals nach Königstein, wo Frühstück, Papststein, wo der Mittag, und Schandau, wo der Abend fröhlich verbracht wurde. Der Principal, welcher die Partie auf seine eigenen Kosten arrangirt hatte, wurde durch die Freude seiner Gehilfen und deren zarte Gefährtinnen, welche sich oft laut äußerte, gewiß am besten belohnt. Daß es natürlich nicht an hübschen Frauen und andern jugendlichen Damen, ohne welche be kanntlich ein Fest kein Fest ist, fehlte, brauchen wir wohl kaum zu bemerken. — Das Bischofswerdacr Wochenblatt, „der sächs. Erzähler", naturalisirt in seiner Nr. 68 mit größter GemüthSruhe den bekannt lich mit Hinterlassung eines Caffendefects von 20,000 Thlr. durch gebrannten Kassirer der Leipziger Lombardbank, indem es ihn ganz ernsthaft: „Der Lombardische Kassirer der Leipziger Bank" nennt, seine Wiege somit in den westlichen Theil der norditalienischen Tief ebene, die Lombardei, versehend und seine jedenfalls deutsche Staats angehörigkeit auslöschend. Oder sollte die Leipziger Bank wirklich sich einen Spitzbubenkassirer aus der Lombardei in den Pelz gesetzt haben? — Durch den Herrn Schwimmeister Moritz Gaffe ist eine An zahl der in dem Großen Gartentciche nach und nach aufgefundenen, abgestandenen 500 Karpfen der hiesigen Thierarzneischule zur chemi schen Untersuchung übergeben worden. Auch das Wasser dieses Teiches soll einer chemischen Analyse unterworfen werden, die von den Professoren Sußdorf undLeichsenring vorgenommen wird. Man spricht davon, daß auch die Schwäne einstweilen von dem Teiche entfernt werden, damit nicht auch sie draufgchen. — An der Thierarzncischule ist gestern Vormittag ein herr schaftlicher Kutscher von einem seiner beiden wildgewordenen Pferde an Brust und Bein durch Hufschläge so erheblich verletzt worden, daß man ihn nach dem Krankenhause hat schaffen müssen. — Einem zur Zeit hier aufhältlichen Engländer ist vor einigen Tagen auf der Eiscnbahnfahrt von hier nach Bodenbach eiw Notiz buch mit 80 Stück sogenannten Circularnoten a lO Pfd. Sterl. abhanden gekommen.