Volltext Seite (XML)
K« 23« Achtzehnter Jahrgang. »"K'SI Tresdech"Lonntag, 24. August 1873. Politisches. Da» schöne Frankreich hallt in diesem Augenblicke wieder von dem wüsten Lärme, von dem die massenhaft auftauchenden Wall fahrten begleitet find. Die Clericalen erkennen in diesen religiösen Prozessionen da» zweckmäßigste Agitationsmittel für die Wiederein setzung de» letzten Bourbonen auf den französischen Königsthron. Neben den Kirchenfahnen entfalten die frommen bußfertigen Waller auch politische Ban,rer, die mit dem Wappen, Abzeichen oder dem Namen»zuge de» „Roy" versehen sind. Präfekten, Deputirte, Bi schöfe und andere einflußreiche Persönlichkeiten marschiren im Zuge, »em mitunter weißgekleidete Mädchen, Lilien tragend, voranschreiten. Außer kirchlichen Gesängen lassen die Wallfahrer auch Rufe, wie „Vivs 1v ro)'! Vivs Henri V.!" ertönen und wenn die Zuschauer sann mit einem „Vivo la rsxubliguo!" antworten, so unterbrechen, «ie e» bei Notredame de Rochefort geschah, die Gläubigen ihre Neli- zionsübung, prügeln die Gottlosen solenn durch und setzen dann Ihre Prozession gottselig weiter fort. Diese Wall- und Bußfahrten Strecken sich über ganz Frankreich; sogar aus England undBelgien ulen Gläubige herbei und selbst in dem republikanisch stark zerwühl ten Lyon war, wie Telegramme besagen, „die Ceremonie prachtvoll." Mt solchen Demonstrationen soll der großen Masse der Franzosm der Gedanke des bourbonischenKönigthumS geläufig gemacht werden. Auch noch andere Anzeichen sprechen dafür, daß die Royalisten ent schlossen sind, rasch auf ihr Ziel zuzugehen. Der Uebertritt des be zahlen John Lemmoine vom Journal des Debats zu den Monar chisten bedeutet den Abfall der gemäßigten Republikaner. Sie stellen sich offen in da» monarchische Lager. Mag der Beweis Lsmmoine'S noch so sehr hinken, daß die Republikaner das Meiste dazu beigetra- ;en haben, die Republik unmöglich zu machen — die Thatsache ist nicht wegzuleugnen, daß die Idee an Boden gewinnt, daß das Ende der Republik unvermeidlich bevorstehe. Ob die widerstrebenden Par teien stark genug sein werden, die klerikale Wiederaufrichtung des legitimen Königsthrons zu verhindern, kann nur die Zukunft lehren. Die Bonapartisten erscheinen im jetzigen Augenblicke als die einzige Partei, die dies durch Erregung von Aufständen und Empörung Hintertreiben könnte. Einstweilen ist die VerwaltuffgSmaschinerie des Marschall Mac Mahon eifrig beschäftigt, durch Drangsalircn.der Republikaner dem Prätendenten Heinrich den Weg zu dem Throne Frankreichs zu ebnen. Die Republikaner, die jetzt in Spanien das GtgatSruder füh ren, gerathen immer mehr mit den Prinzipien in Widerspruch, die sie verfochten, als sie noch in der Opposition die Republik gegen das Königthum vertraten. Die Dinge sehen eben anders aus, wenn man »och die Hand nach dem Schlüffe! ausstreckt, u.nd wenn man dm Schlüffe! handhabt. Mit welchen hinreißenden Redewendungen würde dereinst Castelar die Aufhebung der Gesetze zum Schutze der persönlichen Freiheit gebrandmarkt haben, wenn drese Maß regöl von einem königlichen Ministerium gegen die im Aufstande befindlichen Republikaner vorgeschlagen worden wäre! Jetzt muß die republika nische Regierung zu diesem Hilfsmittel greifen, um dm Staat vor dem Aeußersten zu retten. Auch deportirt wird zu Ehrm des repu blikanischen Prinzips! Ob die imposante Truppenmacht, welche der Regierung gegen die Carlisten zu Gebote steht, sich nur auf dem Papier befindet, läßt sich bei den fortwährenden Erfolgen der Cär- listen beinahe vermuthen. Doch wird heute einmal der Abwechselung halber von einem größeren Siege der Regierungstruppen berichtet. Nach den in Madrid eingetroffenen Meldungen des Brigadiers Reye« aus Manresa sind in dem Gefechte vom 16.d.(beiBalsareny) die Carlistenführer Saballs, Miret und Tristany, der letztere schwer, verwundet. Die Carlisten hatten 85 Todte und 200 Verwundete. Gegen den Prinzen Alphons von Bourbon soll ein Mordversuch ge macht und der Urheber mit dem Tode bestraft sein. Zu einem Prozesse zwischen der Stadt Genf und dem braun» schweigschen Staatsfiscus wegen des Testaments des Herzogs Carl wird es jedenfalls kommen. Es ist kaum anzunehmen, daß die Erbin Genf freiwillig verzichten wird auf die Immobilien, die Herzog Carl 1830 auf seiner Flucht in Braunschweig zurücklassen mußte und die jetzt die Genfer Stadtgemeinde von Braunschweig zurück fordern soll. Dieselben belaufen sich auf Millionen und wurden 1830 zurückbehalten als Entschädigung für die Staatsforsten, die der saubere Carl für seinen Nutzen verkaufte. In dieser Richtung freut man sich in Braunschweig, daß der Exherzog Carl vor seinem Bruder, dem regierenden Herzoge, starb. Denn umgekehrten Falles, so meinen wenigstens die Braunschweiger, würde die berühmte Bi bliothek zu Wolfenbüttel und die an Niederländern besonders reiche Gemäldegalerie in Braunschweig an den Flüchtling Carl gefallen sein. Das Testament wird schon deshalb angefochten werden, da der Verfasser desselben zur Zeit seiner Testirung unter Curatel stand. Neu ist eine Lesart, die ein Telegramm der N. fr. Pr. aus London zum Besten giebt. Darnach hätte der Exherzog ursprünglich den Prinzen Lulu zum Universal-Erben eingesetzt gehabt. Er überreichte Napoleon Hl. seine Vermögensliste. Diese wurde am 4. September in den Tuilerirn vorgesunden und gab zu Gerüchten über Napoleons Rcichthum Anlaß. "Nach Sedan wurde jedoch jenes Testament annnllirt und der junge Napoleonide kommt in einem Augenblicke um die Millionen, wo er sie am besten gebrauchen könnte. JnParis hat der regierende Herzog Wilhelm von Braunschweig einen Achter lichen Befehl nachgesucht, um das dort aufgehäufte gesammtc beweg- egliche und unbewegliche Vermögen des verstorbenen Herzogs Carl mit Beschlag zu belegen. Daß wir im klebrigen nicht empfehlen, um einen Menschen wie diesen todten Carl Landestrauer anzulegen, werden nicht bloü die Musiker unter unseren Lesern, sondern unsere ganze Leserschast sehr begreiflich finden; denn die Wege hoher Hof- beamten sind nicht unsere Wege und ihre Gedanken nicht unsere Gedanken. Man würde sich vielleicht auch an den Höfen nicht mit der Trauer so beeilt haben, hätte man den Wortlaut des Testaments abgewartet, in welchem sich die Stachelbeere von „entarteten" Ver wandte» findet, denen die gute Seele Carl ihr Erbe entzog. Locales und Sächsisches. — Der Minister des königlichen Hauses, der frühere Staats minister vr. von Falkenstein, ist von seiner Urlaubsreise zurück gekehrt. — Am Freitage Vormittags gegen 11 Uhr erschienen mit ihrem Gefolge in der Wiener Weltausstellung der Kronprinz und die Kronprinzessin von Sachsen und der Prinz Wasa. Die hohen Gäste wurden beim Kaiserpavillon vom Generaldirektor Baron Schwarz, Hofrath v. Engerth und Oberkommissär Steyskal em pfangen und in den Pavillon des Vizekönigs von Egypten, in das Czarenhaus, den persischen Pavillon, den Pavillon der Fürsten von Monaco, in die Kunsthalle und in die Blumenausstellung geleitet, in welch' letzterer der Kronprinzessin ein prachtvolles Bouquet über reicht wurde. Im Pavillon der „Neuen freien Presse" ließ sich der Kronprinz durch Baron Schwarz den Herausgeber, Herrn Adolph Werthner, und den Leiter der Druckerei, Herrn Christoph Reißer, vorstellen und widmete den technischen Einrichtungen des Pavillons große Aufmerksamkeit. Die hohen Herrschaften nahmen sodann ein Dejeuner bei „krLrs, xrovonqawr" ein und verließen um halb fünf Uhr Abmds die Ausstellung. Abends zuvor hatten sie das Theater an der Wien mit ihrem Besuche beehrt. Es wurden „Theatralische Weltau»stellungSträume" gegeben. Der Kronprinz trug die öster reichische Uniform, die Kronprinzessin ein blaues Seidenkleid mit weißem Spitzenkragen. Das kronprinzliche Paar erschien um 8 Uhr zum Beginn des zweiten Aktes und wurde vom Direktor Steiner empfangen. Erst nahe am Schluffe der Vorstellung verließen die hohen Gäste, welche sich an dem schnurrigen Quodlibet sichtlich er- lustigt hatten, das Theater. Für den Sonnabend ist große Parade der Wiener Garnison vor dem Kaiser und unserem Kronprinzen auf der Schmelz beabsichtigt. — Nächsten Dienstag, den 26. d., soll Vormittags 9 Uhr der alljährliche Erntefest-Gottesdienst in der Frauenkirche gefeiert wer den. Derselbe wurde im Jahre 1725 von einer frommen Dresdner Bürgerswittwe, Frau Johanna Glühmann, gestiftet und es werden bei diesem Gottesdienste die Choräle in feierlicher Weise mit Posau nenbegleitung gesungen. Diese letztere Verschönerung des Gottes dienstes ist der Stiftung eines ungenanntenGemeindegliedes zu ver danken, welches im Jahre 1843 eine darauf bezügliche Stiftung machte. Wünschenswert!) wäre es freilich, wenn dieser Festgottes dienst künftig Sonntags stattfinden könnte. — Auch die Strohgeflechte der Strohwaarenmanufaktur H.H. Reichel in Dippoldiswalde, die bereits auf den Industrieausstel lungen in Leipzig, New-Uork, London, Paris und Merseburg Preise erhielten, wurden auf der Mmer Weltausstellung prämiirt. Haben wir bisher die Inhaber vieler preisgekrönter Firmen genannt, so freut es uns, diese große Reihe auch durch Namen von Mitarbeitern vervollständigen zu können. In der Steingutfabrik von Villeroy u. Boch hier, welche bekanntlich das Ehrendiplom erhielt, wurden fol gende Herren mit der silbernen sogenannten Mitarbeiter-Medaille ausgezeichnet: Eduard Apitz, Mühlenmeister; Mathias Jacobs, odelleur; Joseph Leffel, Dreher-Werkführer; Ferdinand Zimmer, aler. Es ist gewiß nur in der Ordnung, daß auch das Verdienst der Mitarbeiter an den siegreichen Erzeugnissen der Industrie Aner kennung findet. — Von vorgestern bis gestern Mittag ist wieder nur «in Choleraerkrankungsfall, aber kein Todesfall zur Anmeldung ge langt, und sind nur noch 5 Kranke, und zwar 4 im Stadt krankenhause und 1 in Privatpflege vorhanden. Die böse Krank heit verliert sich also ganz entschieden. —Der heutige volkswirthschaftliche Artikel der Sonntagsbeilage entscheidet sich in weiterer Beantwortung der Frage, ob sich eine Unterdrückung der socialdemokratischen Presse empfehle, aus Gerecht tigkeitS- und Zwcckmäßigkeitsgründen verneinend; wirft jedoch die in einem 3. Artikel zu beantwortende Frage auf: ob denn gar nichts zu thun sei, um der immer frecher werdenden Verlogenheit jener Presse, ihren immer maßloser sich gestaltenden Verdächtigungen zu begegnen? — In diesem Monat sind es 60 Jahre, daß der ehemalige Zögling des hiesigen Blindeninstituts, Namens TraugottFritzsche in Finsterniß umherwandelt. Oft schon haben wir eines 25-, auch 50jährigen Ehe-, Dienst- oder sonstigen Jubiläums gedacht und ge denken deshalb auch heute dieses Leidenszeitabschnittes. Von einem Jubiläum ist da nicht die Rede; es wäre eine bittere Ironie, aber vielleicht mildert Der und Jener die traurige Erinnerung des armen Blinden an den August von 1813, während dessen er nach einem Scharlachfieber als 5jähriger Knabe das Licht der Augen für immer verlor, durch einen Silberblick, den Fritzsche noch recht wohl mit den Fingerspitzen wahrnehmen kann. Er ist arm und lebt auf einer klei nen Feldwirthschaft seines Bruders bei Riesa. Die Direction der hiesigen Blindenanstalt, in welcher er von 1824—1834 war, kennt den Mann noch gut und wird gern eine Verbindung mit dem armen Blinden vermitteln. — Alan schreibt uns: In einer letzteren Nummer Ihres gern gelesenen Blattes besprechen Sie die neue Uniformirung der sächs. Staatsbahnbeamten, welche wirklich als geschmackvoll und kleidsam zu bezeichnen ist. Eines aber haben Sie bei Ihrer Besprechung über sehen, daß bereits der Witz, die Initialbuchstaben, 8. L. auf den Achselstücken der Uniform, deren Deutung „Sächs. Staats-Eisen bahn" ist, auf den Träger derselben bezüglich in „Sehr Schlechte Ein- , künste" umgewandelt hat. Ob mit Recht oder Unrecht bleibt dahin gestellt. Ganz unrecht dürfte der Witz jedoch nicht sein. Hoffentlich macht der künftige Landtag denselben zu Schanden; es dürste aber die Zulage, wie die Berliner Börsenzeitung vor einigen Tagen ge wissermaßen als böses Omen andeutele, nicht mit 10^ festgestellt! werden. — In dem benachbarten Dorfe Rhänitz ist vor einigen Tagen die Handarbeiters-Familie Jentzsch durch das Zerspringen! einer Granate in Jammer und Elend gestürzt worden. Der Mann hatte eine von den Schießübungen der Artillerie h«rüh- rende, verloren gegangene Granate aufgefunden, mit nach H«us, genommen und dieselbe, da er wohl sah, daß sie noch gelaÄ,^ sei, in einen Eimer mit Wasser gelegt, um die gefährlich« Füllung unschädlich zu machen. Den Seinigen hatte er strene untersagt, sich dn der Granate zu vergreifen. Nichtsdestoweniger haben dieselben am vorigen Donnerstag in seiner Abwesenheit die Granate aus dem Wasser herausgenommen und versucht, sii zu zerschlagen, dabei ist dieselbe explodirt und hat die Frau bei Handarbeiters Jentzsch und deren Mutter so gefährlich verletzt, daß dieselben nach dem hiesigen Krankenhaus haben geschafft werden müssen. Der Ersteren ist ein Bein und der Letzteren ein Arm zerschmettert worden. — Eine Fortsetzung der Dresden-Blasewitzer Pferdebahn nach Tolkewitz - Laubegast war schon lange ein stiller, mitunter auch sich ziemlich laut aussprechender Wunsch zahlreicher Bewohner jener Ge> gend. Wenn nun auch nicht ein Weiterbau der Pferdebahn ange-- bracht war, so hat die Continental-Pferdebahn doch den Wünschen der Laubegaster und Tolkewitzer insoweit Rechnung getragen, daß sw- zwischen Blasewitz und Laubegast eine Omnibuslinie eingerichtet hat. Natürlich mit Mauleseln. — Vorgestern früh in der fünften Stunde hat eine Frauen»» person sich in der Nähe von Paunsdorf bei dem Herannahen eine» von Leipzig kommenden Güterzugs auf das Bahngleis gelegt, um wahrscheinlich sich auf diese Weise tödten zu lassen. Die Räum« der Maschine des Zugs haben dieselbe jedoch zur Seite geworfen, so, daß sie schwerverletzt nach dem Krankenhause in Leipzig transportirt werden mußte. Desgleichen hat sich gestern früh bei Borsdorf ein Mann überfahren lasten, welcher jedoch sofort getödtet worden ist. — In diesen Tagen ist ein schon ziemlich erheblicher Kleider diebstahl mittelst Einbruches in Altstriesen verübt worden. Die Kleider bestehen in Herren-Garderobe, der Bestohlene ist ein dortige» Stellmacher. — An derselben Stelle der Johannisstraße, wo vorgestern ein Zusammenstoß zwischen einem Pferdebahmvagen und einem Geschirr stattgefunden hatte, ereignete sich gestern früh eine gleiche Caram bolage. Diesmal war es ein Sandwagen, der von dem scharf herab rollenden Pserdebahnomnibus auf die Seite gedrängt wurde. Ohne weiteren Schaden als den einer Fensterscheibe, durch welche die Spreizen des Sandwagens fuhren, ging der Unfall vorüber. Möch ten Pferdebahn- und Privatgeschirrkutscher an den Stellen, die durch die Legung der Wasserleitungsröhren verengt werden, mit ganz be sonderer Vorsicht fahren. — Repertoir des König!. Hoftheaters. Sonntag: Aschenbrödel. — Montag: Der fliegende Holländer.— Dienstag: Romeo und Julia. Romeo: Hr. Lortzing, a. l. G. — Montag: Tannhäuser. (Anfang i/°7 Uhr.) — Donnerstag: Faust. (Anfang 6 Uhr.)—Freitag: Zwei Tage aus dem Leben eines Fürsten. Kleine Mißverständnisse. — Sonnabend: Tannhäuser. (Anfang i/z7 Uhr) — Seit dem 21. d. M. liegen drei Brunnen der kleinen Pack hofstraße im Trocknen und unter diesen dreien ist noch dazu ein öf fentlicher. „So nun aber das Salz dumpf wird, womit soll man salzen?" heißt's in der Bibel, und so nun aber kein Master in der Plumpe ist, was soll man mit der Plumpe? fragen die Leute auf der kleinen Packhofstraße. Die Frauen und Mädchen lausen mit den leeren Gefäßen kreuz und quer herum und suchen einen Tropfen Wasser wie der Karavanenmann in der Wüste. Im „Schlesischen Hofe" auf der kleinen Packhofstraße giebt es zwar einen Brunnen, wo noch Master läuft, aber — da darf Niemand von Außen hinein. Die Leute hoffen nun auf die Wasserleitung mit dem aushaltenden Wasser. — Einen nicht geringen Schrecken hat am Mittwoch ein Pferdebahn-Passagier empfunden, als er merkte, daß er meinem dieser Wagen zwei Packete, enthaltend Werthpapiere im Betrag« von 1510 Thlr. und verschiedene wichtige Documente, liegen ge lassen. Aber nicht minder groß war seine Freude, als er aus der Jnspcction der Pferdebahn beide Packete unversehrt ausgeant- wartet erhielt. Der ehrliche Eonductcur ivard natürlich von dem Glücklichen beschenkt. — Während in diesen Tagen eine, unweit Dresden wohnhafte Dame zum Zwecke von Einkäufen auf dem Antonsplatz aufhältlich war und einmal ihren Handkorb vom Arme heruntemahm und auf einige Augenblicke neben sich auf die Erde setzte, hat ihr ein Dieb oder eine Diebin unbemerkter Weise aus dem Korbe ein No tizbuch genommen, welches ihre ganze Baarschaft und zwar mehr als dreißig Thaler in Kastenscheinen enthielt. — In einem Gasthaus: der Altstadt ist gestern Nachmittag ein Fremder in seinem Zimmer erhängt gefunden worden, welcher vor gestern Abend sich dort einlogirt und cingeschlossen gehabt hatte. — In dem Personenzugc, welcher 6 Uhr Abends in Chemnitz von Dresden ab ankommt, starb am 21. d. etwa 5 Minuten vor Chemnitz der pensionirte Oberförster Heydcck aus Deutsch-Einsiedel am Schlagfluß. Er befand sich mit seiner Gattin auf der Reise, um seine Söhne zu besuchen. Kurz vor seinem Tode war der Verstor bene noch ganz munter. — Als vorgestern ein Handelsmann aus Eisenberg, welcher mit einem einspännigen Geschirr nach der Stadt gekommen, Nach mittags wieder nach der Heimath zurückzukehren im Begriff war, wurde plötzlich sein Pferd, ein Brauner, auf der Großenhainerstraßr von einer heftigen Kolik befallen, daß das arme Thier förmlich schweißtriefend sich durch den Straßcnstaub in einen Schimmel um- wandelte. Den, Eigenthümer des Thiercs wurde es bereits um da» Leben desselben bange, als ein hinzugekommener Herr den guten ! Rath gab, dem Pferde guten schwarzen Kaffee einzufüllen. Diese» i Hausmittel wurde auch befolgt und alsbald dem Pferde eine tüch- ! tige Portion Kaffee mittelst Trichters eingefüllt, infolge besten sich ! auch einige Besserung cinstellte, so daß nach einiger Zeit der Rchck-