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- Erscheinungsdatum
- 1873-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187307305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730730
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730730
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-07
- Tag 1873-07-30
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Monat
1873-07
-
Jahr
1873
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Nummern I Ngr. Auflage si.ooo «rempr. stllr die «llckgode einge» landler Manuftrtptc macht sich die Medactto» nichl verbindlich. gnferaten-Ilnnadme au>» Viirtli avä > Hamburg, Ver» In verlin, Leivzia, Wien, Hamburg, ftranlsurt a, M. Mü„. chen, — Vaud, « v». t» Frankfurt a. M, — ?v> Voigt in ikbemnih, — U»- «».lmStt.. v-»,.e » 0» I» Pari». Druck und Eigenthum der Herausgeber: Ltepfch äi Netchardt in ArtLdtv. verantwortl. Rrdaetmr: -oliv« Nrtchar-t. Rr: 211. Achtzehnter Jahrgang. »Lchstttal»,« »an der Inserat« nicht gegeben. «»»«drtiae ilnnsnui» bluftriige von un» mite» kannte» Ntrmen u. Per» Ionen insirtreu wir nur »ege» Pränumerando» tzakiinng durch «ri-s» marken oder Postein»'!,. lung. s diibrn ioli n I>, Nar. Aubwolt « kSnnrn die Zahluna auch gul eine Drebdurr^irm» »nweisen. Li« «i». Mitredacteur: vr. üiott St«reF. Für das Feuilleton: Swrtiwwni». LreSSe«, Mittwoch, 30. J«tt 1873. Für die Monate August und September werden in unserer Expedition, sowie bei allen Postämtern AbvNNts ments auf die Dresdner Nachrichten zu 15 resp. 17 Ngr. »»genommen. Politisches. Im Allgemeinen wird man dem Großen Publikum Peine wissenschaftliche Kriegsgeschichte als Tageslectllre bieten. Der Erfolg der Schlachten, nicht ihre technische Construction, interessirt. Jndeß sind die Thaten des 1870er Krieges noch in so frischer Erinnerung, Derjenigen, die jene heiße Kriegszeit persönlich oder durch Familien angehörige miterlebt, sind so Biele, daß wir die Stockung der Tages politik durch eine Kritik der Schlacht bei Wörth ersetzen, die in der „N. Fr. Pr/' offenbar von kundiger Hand verfaßt, sich an das preu ßische Generalstabswerk anlehnt. Der Autor sagt: Daö kürzlich erschienene dritte Heft des preußischen General- stabswerkeö behandelt den Zwelkamps von Wörth und Spichcren und zeigt uns, wie unversehens, gegen de» Willen der Kriegs- lettung, Deuychland aus purem Missverständnisse ln diesen Dop- velsieg hineingerieth, durch welchen es der Nachfolger Frankreichs ln der Führung Europas wurde. In den Feldzügen deö ersten Mapoleon lag daö Geheimniß deS Erfolges darin, daß Napoleon, obwohl der Coalltlon an Gesammt-Strclterzahl nachstehend, den noch auf dem Schlachtselde mehr Truppen zu versammeln ver stand, als sie, und so sich durch geraume Zeit als Gebieter Euro pas geberden konnte. Deshalb erklärte er den Krieg als die Kunst, sich zu trennen, um Kl leben, und zu vereinigen, um zu sechten. Als cS aber der Coalition zum ersten Male bei Leipzig gelang, ihre Mehrheit auf daö Schlachtfeld zu bringen, alö dort 300,000 Verbündete die 170.000 Franzosen «»griffen, nahm daö Weltgebleterspielen ein End«. Alles Genie, alle Kunst des KriegS- virtuosen zerschellte da an ver brutalen Thatsache der Ueverzahl, und nur ihn selbst tras der Borwurf, sich nicht rechtzeitig zurück gezogen, sondern mit der Ueberzahl in einen Kampf eingelassen zu haben. Deshalb sprach er aus St. Helena nicht gern von Lcip- zig, denn an dem damaligen, den Gesetzen der Strategie völlig entsprechenden Benehmen der Verbündeten lieh sich nichts mäkeln und ausstellcu. Nach dem Vorbilde der Schlacht bei Leipzig sich zu schlagen, nämlich mit gesammelten Kräften, hatten Moltkc und Blumenthal Im Sinne: allein nur Moltke selbst verfuhr bei Metz und Sedan danach. Die ungestümen Führer der Vortrup pen aber coplrten den Feldzug von 1815, liehen sich Velin An blick deS Feindes zum Überstürzten Angriffe Hinreißen, kämpften stundenlang — was dem berechnenden und systematisch denkenden Moltke ein Gräuel ist — ohne alle Reserve, unter beständiger Gefahr deS Durchbruches ihrer Mitte, und errangen den Doppel sieg von Wörth und Spichcren bei dein ersten Eintreffen der Unterstützungen, auf die sie mit Zuversicht eigentlich nicht rech neu konnten. Ein Gesetzfanatiker wie der grohe Kurfürst in Ateist'S „Prinzen von Homburg" hätte nun die siegreichen Führer der Vortrupven vor rin Kriegsgericht zu stellen gedacht; aber mit Recht kam, Moltke die Durchkreuzung seiner Absichten bedauern. Denn wenn sein zerstückter und nur tbeilweise ausgeführter KrlegSplan schon so unerhörte Erfolge eintrug, so bätte der plan gemäß mit sämmtlichen Streitkrästen unternommene Angriff schon an der deutsch-französischen Grenze die Gefangennahme deö Gegners Herbeigesührt. Zn der Denkschrift an den König vom Winter 1809 zeichnet Moltke den KrlegSplan scharf: „Die Fran zosen können mit 250,000 Mann und, wenn sie alle Reserven einberufen, mit 350,OM Mann ins Feld rücken; denen können wir in erster Linie nur IO Arineecorpö von rundlloo.ooo Mann entgegenstellen, müssen also den Kampf Hinhalten, biö wir die entlegenen 3 ArmcecorpS (daö preußische, poinmcrsche und schle sische» beranziehen können, woraus wir mit rund 4M,Rio Mann und, wenn Sükdeutschland mit uns geht, mit 5004X10 Mann die Offensive ergreifen. Da sie nach der Anlage ihrer Eisenbahnen in zwei Hauptgruppen bei Straßburg und Metz ausschiffcn werden, so werfen wir aus die kleinere Gruppe bei Straßburg 3 preu ßische nebst den 3 süddeutschen Corps und aus die größere unsere anderen 10 CorpS; vereinigen sie sich aber, so greisen auch wir sie init der gesainmtcn Kraft deS Nordend und Südens an, wo durch wir wahrscheinlich schon an der Grenze die Ent scheidung herbciftthren." — Er wollte also nichts dem Glücke und Zufalle überlassen, sondern nur nach dem Ein- treffen des letzten Corps mit zermalmender stlebermacht auftretcn, was an der Sauer nicht vor dem 7. und an der Saar nicht vor dem 9. August möglich war. Den ganzen Plan der Oberleitung über den Haufen werfend, erzwang nun die Ungeduld der Untcr- feldkerren hier wie dort schon ain k. August mit ungenügenden Kräften die Entscheidung, die auch nur halbe Resultate liefern konnte und den Feind, wenn auch übel zugerichtet, entschlüpfen lieh. Die Heranziehung des schlesischen ArmcecorpS, aus das zu warten man sich nicht die Zelt genommcn batte, gelang nun nicht inehr. so daß es bei der Belagerung von Paris zum crstenmalc in die Feueriinic einrücken konnte. Das pommeriche CorpS hcran- zubringen, vermochte Moltke mit knapper Noth erst i» der Abend» stunde deS dritten Metztages, wodurch er seinen ursprünglichen Plan trotz der Fehler der Unterführer doch noch vor Thorschluß durchsetzte, alle zehn ArmcecorpS vereinigt hielt und Bazaine in sene eiserne Umarmung nahm', In der er verröcheln sollte. Wie Moltke an der -Laar seine zehn ArmcecorpS, so wollte auchBlu- menthal an der Sauer seine sechs CorpS vereinigt in der Hand halten, um dem obersten Gesetze der Strategie, nur mit versam melten Kräften zu schlagen, gerecht zu werden. Er wollte daher für den 6. August durchaus in nichts Ernstliches sich einlassen, weil an diesem Tage das bairische Corps v. d. Tann und das Corps Werder (WürtteinSerger und Badenser» noch weit zurück waren und daS schlesische CorpS noch erst wenig über Landau hinausgekommen war. Am 6. fehlte ihm also mindestens die Halste seiner Macht, und ausdrücklich untersagte er jedes Unter nehmen. Hingegen am 7. hatte er seine zwei preusiijchc» (sünsteS und elitcS» und die drei süddeutschen CorpS in erster Linie, das schlesische zwischen Wcißenburg und Bitsch aber als Reserve, also an die 150,000 Mann zur Hand. Am 7. dachte er mit aller Be ruhigung die Schlacht zu liefern, denn der vor Ihm stehende Mac Mabon konnte am 7. mit seinen eigenen vier Divisionen tm aller- günstigsten Falle die drei Divisionen Faillv'S und die zwei Divi- »ioncn Douav'S vereinigt haben, also 90,000 Mann zählen. (Von der letzten Division Douav'S war bekannt, daß sie, thciis von Civitavecchia kommend, laut Consnlar-Telegramme, aus dem Meere schwimme, thcllö i» Lyon sich erst sormire.» Nur drei Fälle waren möglich. Entweder verhielt sich Mac Mahon defen siv, um die Vogesenpäsje zu decke», oder er wollte über Bitsch zu Napoleon abrücke», um die vermmslwidrlgc Zweitbellung zu be heben i und, mit ihm vereint, eine Gcsamiittschlacht zu wagen, oder endlich er ergriff selber die Offensive. Letzteren Fall ließ Blnmenthal alS unwahrscheinlich außer Betracht, denn Niel in einer vom Kaiser genehmigten und allen Generalen zur Richt schnur eingeschärsten Taktik hatte die Wabl einer festen Stellung: die Würtembcrger unter Obernitz an die Sauer aescl illt. Dir und bas Hervorbrechen and derselben erst nach abgeschlagenem Angriffe der Preußen vorgeschriebe». Bitsch konnte wohl nicht daö Ziel deö Gegners sein, sonst hätte er sich am 4. oder iin Laufe deö 5. August dahin begeben, bevor die Preußen die bei Wcißenburg verloren gegangene Fühlung mit ihm wieder ge wonnen hatten. Nichtsdestoweniger ließ Blumenihal Bitsch für den 0. August durch die eine Häute deö balerischen CorpS Hart man» beobachten, welche dann am 7. durch daö schlesische CorpS abgelöst werden würde, um dem abzichenden Gegner auf den Fersen zu folgen. Hingegen lag die Defensive richtig iin Plane Mac Mahon's; denn je länger er wartete, desto mehr Verstärk ungen von Faillv und Douay strömten Ihm zu. so daß also beide Feldherren eine«chlacht für den 6. August pcrhorrescirten. Nach dem Blumeiitbal bie TagcSbcschlc für den 6. August an dic CorpS- Iührer abgeschickt hatte, worin nur die beiden Fälle der feindlichen Deiensive und des Abzuges nach Bitsch vorgesehen waren, be dachte er, daß er für den K. August nicht einmal über die Halite seiner Truppe» so recht versage. Vom CorpS Hartmann war dann nur die eine Division Bothmer zur Hand, weil die andere Bitsch beobachtete; da daS elfte preußische CorpS, Bose, bei Hölschloch fast eine Meile vom Feinde zurückstand, so war in der Front vor Wörth eigentlich nur daö sünste preußische Corpö, Kirchbach, zur Stelle und seiner Ausgabe, der Festhaltung des Gegners, kaum gewachsen. Dieser Umstand konnte Blae Mahon, wenn er besser alö sein Rui war, denn doch zur Ergreisung der Offensive verlocken, so unfertig er sonst sein mochte. Deshalb ließ Blnmenthal nachträglich Hartmann die Weisung zukommen, er solle, wenn rr am 6. Morgens bei Wörth Kanonendonner hören sollte, mit seiner verfügbaren Division gegen die linke Flanke deö Feindes vorrückcn. Gerade diese Weisung war cS, welche die Schlacht bei Wörth alö eine Frühgeburt in die Welt setzte. Am 6. August früh Morgens nämlich bemerkte der Coinmgndant der preußischen Vorposten des sünste» CorpS, Generalmalor Walter, Lärm und Bewegung im feindlichen Lager. Es war dies nichts alS die gewöhnliche Aeußerung sranzösischcr Lebhaftigkeit. Der Preuße, an daö eigene ge setzte, kühle Wesen gewöhnt, hielt dies für Zeichen cincö Ab marsches Mac Mahon'S nach Bitsch, und uin sich dessen zu ver gewissern, nahm er um 7 Uhr eine gewaltsame Recognoöcirung über Wörth hinaus mit einem Bataillon und einer Batterie vor. Nachdem ibm jeder Zweifel an der Unbeweglichkeit der feindlichen Blassen geschwunden, brach er daö Gesell,t ab und führte nach 8V- Uhr daö Bataillon und die Batterie in'S Bivouac zurück. Hartmann aus dem rechten Flügel mißverstand aber den Kanonen donner bet Wörth, legte ihn tür einen französischen Frontal-An- grlff auf die Preußen auS und entsendete seine zur Stelle befind liche Division Bothmer gegen die französische linke Flanke, so daß er mit zehn Bataillonen vonNchwillcr bis zur Sauer cineFeuer- linie von einer halben Meile Länge um 10 Uhr bildete. Nach 8»/, Uhr war der GcneralstabS-Ches des sünitcn CorpS, Oberst v. d. Esch, zu den preußischen Vorposten gekommen, hörte das Feuer bei den Baicrn und besorgte, daß bei fortgesetzter Un thättgkclt deS die Front bildenden fünften Corps der Feind sill mit ganzer Macht aus den einen Flügel werten könnte. Dct-Halb ließ er den Kampf bei Wörth gegen v'/r Uhr »nieder aumchmcn und führte die ganze Corps-Artillerie von vieruntacvtzig Stüll in'S Feuer. Der hinzukommende Cominandanl des fünften CorpS, Kirchbach, billigte dies und übernahm die Leitung deö Gefechtes trotz der bei Weißenbnrg erhaltenen Verwundung. Um 10 Uhr waren also alle zunächst verfügbaren Kräste, nämlich daö CorpS Kirchbach und daö halbe Corps Hartmann, auo Miüverständmß, weil eines das ankere für bedroht hielt, mit dem Feinde handge mein geworden. Mit großem Mißbehagen halte Blnmenthal »n vaupkauarllierc zn Sulz am frühen Morgen den Kanonendonner Walter s bei Wörth vernommen und einen Gcncralstabs-Maior dahin entsendet. Als dieser daö Vorrücken der Baiern undKirch- bach'S meldete, sendete Biumcnthal um 10 Uhr gemessenen Beicht an Kirchbach, alles und jedes Gefecht zu vermelden, da er »regen noch nicht versammelter Streitkräste heute eine Schlackst durchaus nicht liefern könne. AuS Mißverständnis; und auS dem bei den Preußen herrschenden Ucbcrcüer, wo jeder die weitere» Folgen eines erhaltenen Beseblcö überdenkt, »rar der Beleb! zu»» GciellstS- abbruche auch an Hartmann gelangt. Dieser batte mit der Di vision Bothmer die Höben von Fröschwiller zwar nicht nebmen können, aber doch unter empfindlichem Verluste sich am Fnßc derselben festgesetzt; ging er jetzt zurück, so erlitt er neuerliche Verluste. Doch gehorchte er um '-I I Ubr, sendete sogleich Rei ter und Batterien in'S Bivouac nach Leinbach zurück und hatte 11 Uhr auch schon fast sein ganzes Fußvolk dahin abgcführt, bis auf zwei Bataillone, die er a» der «auer wegen Erhaltung der Verbindung mit Kirchbach sieben lassen mußte. Aber Kirchbach erklärte die Einstellung teS Kampscö für rein unmöglich; er habe bereits unter cen schwersten Opfern daS freie Porterrain mit dein Sauer-Uebcrgange und Wörtb selber mit den Wörtbcr Höhen in der Front FröschwillcrS gcnoniincn; ein Rückzug über dieses un gedeckte Vortcrrain erneuere nutzlos seine Vcrluste. Alö um 12 Ubr die Heftigkeit des Kanoncndonncrö immer znnahn». setzte sich endlich Blumcntbal persönlich mit den» Kronprinzen und dein ganzen Gefolge von Fürsten in Bewegung. Schon unterwegs traf ihn die Botschaft Klrcbbach'S, daß er den Kamps abzuvrcchen nicht vermocht und die Unterstützung beider Flügelcorps verlangt habe. So war denn die Schlackst, gegen die er sich mit Hand und Fuß gesträubt hatte, in» vollsten Gange. Die Gedanken des Feldherr»» aus dem Ritte zum Schlachtselde mögen keine erfreulichen gewesen sein. Waö hatte cs genützt, daß ihn Moltke mit Truppen so überreichlich auSgcstattct und durch Zuweisung von 0 Lorpö mit zufamuicn l53 Bataillonen, 134 Schwakronen und 576 Geschützen fast unüberwindlich gemacht batte? Von einer Strategie im Sinne Moltkc's, k. b. Erdrück ung und Gcfgngcnnghine dcö Gegners durch die Ueberzahl, war nun leine Rete mehr. Alö Bluinenthal gegen > Ubr die Leitung der Schlacht übernahm, zeigte sie ein hippokratisches Gesicht. Die beiden preußischen Corps mochten 45.0M Mann Fußvolk auf dem Schlachtselde haben; aus der Tiefe cmporsleigend, »ollten sie das ebenso zahlreiche aus den Höben verschanzte Fußvolk des Gegners vertreiben — eine Riesenausgabe, ohne Hille der Süd deutschen nicht zu lösen. ES »rar nlclstö übrig geblieben, als um 12 Ubr auch die beiden anderen Divisionen über dieSauer nach zuschicken. Reserve batte »na» dann keine; inan mußte cS darauf ankommcn lassen, »ras zuerst erfolgen würde: der seindlicl'e Durch bruch oder daS Eintreffen der Süddeutsche». Bluinenthal fand »Ick, rasck' in seine Lage. Sie war die eines reichen Mannes, der plötzlich auf einmal sämmtllche Schulde» zahlen »oll, was er trotz aller Solvenz nickst kann, dem daher nichts übrig blieb, als die Gläubiger binzuhalten, bis die Ressource» allinälig flüssig werden. Schon nahte die Vorhut-Brigade dcö Corps v. d. Tann, geführt von dein fähigsten bairischen Officier, v. Orff. Obgleich durch schlechte Wege ausgehaltcn, eilte er von seinem über 2 Meilen entfernten Bivouac in JngolSbein» beide!, ließ »ein Fußvolk die Tornister ablcgcn u»d konnte sich nach 2 Ubr in die Feiicriinic zwischen Kirchbach und Hartmann einscbicbcn. Werder, schon in» Brigade Starkloff konnte nach 3 Ubr in die Schlachtünie cin- rücken. Kirchbach erhielt also die Weisung, den Frontal-A»griff noch 2 biö 3 Stunden hlnzuhaltcn, biö das Eiiigrcise» der Süd deutschen oder die Forlschritte Bose'ö sichtbar würten. Mil der AuSnützung deö endlichen Sieges gegen O UHr haperte es cbcnso, wie mit dessen Erringung. Wohl batte Bluinenthal zwei ganze Cavallerle - Divisionen von Molike zugcthcllt crbalten, aber auf das Schlachtfeld hatte er davon nlclstö zu drliiaci» vermocht. Aus dem Wege vcrminkerien sich die Schwadronen beständig, »veil sie die erbeuteten Trophäen und ausgegrifsencn Gefangenen cscortiren mußten, welch letztere Ihnen dann auf dein Transporte mcisleuö wieder entkamen. Die Schlacht von Wörth gleicht ausjallend ener von Waterloo. Von Selten der Sieger Ist die Anlage ztt beiden gleichmäßig verfehlt, weil mit unzureichenden Kräften be gonnen. Aber ein unterscheidendes Merkmal bleibt. Waterlco wird von beiden Seiten gewollt, Wörth wegen unzureichender Kräste von beiden Seiten perhorrcScirt. Deshalb wird nur biö 8 Ubr und nicht wie bei Waterloo biö Mitternacht verfolgt, und bereiter Wörth dem feindlichen Heere kein Ende, wie Waterloo. Kurz, der Sieg bei Wörth ist ein Siebenmonatkind und doch ein Riese; er würde seinesgleichen suchen, wenn (hin tie völlige Auö- rcifung nach dem Willen seines VaterS vergönnt gewesen wäre. Aber die französischen Quellen wollen von dein deutschen Angriffe alö einem verfrühten nichts wissen. Sie nehmen an, daß Blumen thal schon am 6. Angusl die Schlacht so geschlagen habe, wie er sie sür den 7. entworfen hatte, nämlich mit fünf oder gar sechg Arineecorpö. Indem sie diese aus 120- biö 150,000 Mann de, Ziffern und Mac Mcihon'ö Macht ans 40,000 Mann herabsetzev, finden sie rö leicht erklärlich, das; der Marschall, Einer gegen Drei fechtend, erliegen mußte. Wäre aber den» io gewesen, dann wäre der Marschall, statt bei Sedan, schon bei Wörth gelangen worden. Die stmirenlang allein kämpfenden zwei preußischen Corps zählten höchstens 47,000 Fußsoldaten, und der Verlust be trug für Kirchbach 6000 und sür Bo!e 3000 Mann; tie gegen Ende eiligreifenden fünf süddeutschen Brigaden zählten zusammen 30,000 Mann und hatten einen Gesammtverlust von 1500 Mann. Der Marschall kämpfte also lange genug Gleich mit Gleich, und wenn man Leöpart, der ihn doch vor Vernichtung rettete. »N Rechnung zieht, erst gegen Ende wie 1 zu l' Nur durch dieses Märchen deS Kämpfens von Einein gegen Drei ist der „berühmte Besiegte von Wörih" in Frankreich »nieder möglich geworden. LocaleS und Sächsisches. — Ihre Maj. die Kömgin-Wittwe von Preußen', welche sich einige Zeit besuchsweise im königl. Lustschloß zu Pillnitz aushielt, verließ gestern Vormittag ^/« 10 Uhr per Extrazug vom Leipziger Bahnhofe aus die hiesige Stadt und begab sich nach ihrem Risidenz- schloß Sanssouci. Ihre Maj. die Königin Amalie Auguste hatte die selbe von Pillnitz aus bis zum genannten Bahnhofe begleitet. — Se. K. H. der Prinz Georg ist gestern früh iin Gefolge einiger Herren Offiziere von hier nach Metz abgercist, um bei den dasigen Einweihungsfeierlichkeiten des errichteten Tcnkmols der dort gefallenen sächsischen Krieger zugegen zu sein. — Gestern Nachmittag ^5 Uhr ging ein Erlrazug mit Mili tärs des k. sächs. ArmcecorpS, bestehend aus Osfineren, Unteroffi zieren und Soldaten aller Grade, von hier nach Metz ab. Tiesclben werden als Deputationen der verschiedcncnTruppcnlörper die Armee bei den Tenkmal-Einiveihungsfeierlichkeiten daselbst vertreten. D e Feierlichkeit wird den 3l. d. M. in der Nähe von St. Privar stattsindcn. Tie genannten Mannschaften werden zwei Nächte in der Festung Metz verquartirt werden und bereits am I. August die Rückkehr nach hier cmtreten. — Bekanntlich findet am 31. Juli 1873 die Einweihung des Denkmals statt, welches das königlich sächsische Armeccorps »einen ain 18. August 1870 bei Maria aux chenes und St.Privat gefalle nen Offizieren und Soldaten auf der Höhe zwischen St. Privat uno Noncourt errichtet hat. AuS diese»»» Anlasse treffen II. KK. HH. der Kronprinz und die Kronprinzessin von Sachsen am 29. d. M. Abends 6 Uhr 37 Minuten in Metz ein. Am Bahnhof wird Empfang statisinden und nehmen II. KK. HH. sodann das Diner bei dem Festungsgouverneur Generalleutnant von Glünne ein. An demselben Abend ist großer Zapfenstreich und Beleuchtung der Kathedrale in Aussicht genommcn. lieber das fernere Programin verlautet, daß die hohen Her 'Haften am 30. d. M. Vormittags dem Ererciren der lOer-Dragoncr, sowie einein Schnitzclreitcn der Offi ziere dieses Regiments beiwohnen und hierauf das Schlachtfeld vom 14. August besichtigen. Dieselben werden sodann an einein Diner thcilnchmen, welches von den Offizieren des 10. Dragoner-Regiments resp. deren Commandeur Oberstleutnant von Dinklage im großen Militärcasino veranstaltet wird. Ain Abende werden die hohen Herrschaften die Soiree des Bezirkspräsidenten Grafen Arnim- Boitzenburg besuchen. Am 31. d. M. früh findet die Denkmals- Enthüllung statt. Für diesen Tag ist ein Diner in Aussicht ge nommen, wozu die Einladungen von dem Kronprinzen und dem gleichfalls nach Metz kommenden Prinzen Georg gemeinschaftlich er> gehen werden. Am 31. Juli Abends concertircn die Militärmusik corps auf der Esplanade, welcher Platz zu diesem Zwecke für das große Publikum abgesperrt und festlich beleuchtet wird. — Die Gulden-Calamität will kein Ende nehmen. Erst er klärt die Regierung, sie sei durch Bundesrathsbeschluß gezwungen, dieselben an dex fiscalischen Eassen zurückzuweisen, dann folgt ein hoher Magistrat mit gleicher Erklärung, die liebenswürdigen Privvt- Eiscnbahnen folgten natürlich mit größtem Vergnügen diesem er hebenden Beispiele; dann kam ein Theil derKaufmannschast, welche auch den vollwichtigen Silbergulden nicht für 20, sondern nur für 19 oder gar 18 Groschen annahm, und gestern macht, wie der Jn- scratentheil beweist, die Bäcker-Innung und die Pferdeeisenbahn- Gesellschaft bekannt, daß sie denselben ferner nicht mehr acceptiren wollen. Was diese handliche Münze, welche seit Jahren mit Recht so beliebt war. verbrochen hat, ist uns unerfindlich; wir habm an anderer Stelle schon über die besonders von nationalliberaler Seite hervorgerufcne Guldenhetze uns weiter verbreitet und stellen heute nur die Fragen: Warum hat die Regierung und haben die übrigen Behörden, Verkehrs- und Industrie-Anstalten nicht einenP»8clüstv- 11 Uhr durch Bose vom Schlacl'lbcäin» verständig», batte sogleich 1 Termin gestellt, von welchem an sie die Gulden nicht mehr nehmen?
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