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- Erscheinungsdatum
- 1873-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187307268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-07
- Tag 1873-07-26
-
Monat
1873-07
-
Jahr
1873
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»r,»«iikt t«,riq ft«, 7 u»r in der »ipedllion Mariens,rote Ui. Nb«n« nnnk>!!»Vrr„ «iertelisUir» llch A'ä Ngr., durch di» Voll I» Ngr. llliijeln« .. .Nummern I Ngr. «u laoe: LI.0Ü0 «xempl. ülir die Nii-kgade etnge» sa»dler Maiiiilcriple Ma6t sich die uledacito» lucht vcrbuidlich. Jnseralen Aiutalune au»« Wirt«: llutsvu«tai» n»a Vvnlve In Hamvurg, Brr lim Wien, veivUn. Bai-I, Brrscau, Nrnntturi a. >. — liull. Uv«»» in Brr !, Lripjia. Bitru. Hamb».,,, pr-mlsurt a. M., Miln- chrn. — Otuida L c». in Nranssnrt n. M. — I r, V»i«'t in Cbcmntss. — Na- »»«, HuIItt«. üulluir L i^, in Pari». Tageblatt für Unterhaltung nud Geschäftsverkehr. Druck und Cigenthum der Herausgeber: Ltepsch L Reichardt inZtresden. Berantwortl. Nedactcur: InlivS Ntichardt Lrr Raum eine, rtn- ftalttaen Pelitjeile lostch iü Psa Linaesandl di« Zeile S Ngr. Sine varantie sür da» nächstlaaiae »rschei« »l«n ber Inserat« wird nicht gegeben. Auiwäriig« «nnonren- eluslräg« von un» unde» kannten girmen u. Per» Ionen tnseiiren wir nur gegen Pränumerando« Zahlung durch Brtcs» marken oder Posietni >is- lung. s Silbe» kosten Ni, Nor. »ln»wari>ae können die Zahlung auch «us eine DregdnerMrnir anweiscn. Die ckx». Nr. 2V7. Achtzehnter Zahrgang. Mitredacteiir: IIr. klnilt Hlvrov. Für das Keuilleto»: k»n«>v>« iinBtnsnnn. Dresden, Sonnabend, ZTOZuli 1873 «LI Politisches. Sehr interessant sind die Vergleiche, welche von Kenner,', der französischen Zustände zwischen den Erscheinungen kurz vor der Juli-Revolution 1830 und jetzt angestellt werden. Nichts beweist schlagender das Hcrannahen einer Katastrophe in Frankreich als die Beobachtung gewisser Symptome im öffentlichen kleben. Für uns Deutsche betrachtet sich zwar die drohende Gefahr insofern ganz anders, weil die jetzigen nationalen und const^itionellen Zustände unsers Vaterlandes, die Rückwirkung einer Revolution in Paris — trotz aller Socialdcmokratie — fast ausschließen. Wer aber noch zweifelt an den Dingen, die sich in Frankreich vorbereiten, der muß an dein Gebühren der Versailler Assemblee doch stutzig werden; arrangirt man heute Wallfahrten, so gab es damals Missionen. Den in La Salelte, in Lourdes und sogar in Batignolles vollbrach ten Wundern gegenüber hatte man damals das berühmte Kreuz von Migne, dessen wundcrthätige Erscheinung nicht allein von Pfarrern und Bischöfen, sondern auch durch Protokolle, welche von den Gendarmerie - Brigadicren ausgenommen wurden, conslatirt worden ist. Jedes Regiment der französischen Armee besaß damals seinen Almosenier. Alle Sonntage begab sich das Regiment zur Militär- messe. Der protestantische oder israelitische Offizier, w acher diese, Pflicht nicht nachgekommen wäre, hätte unausweichlich in den Arrest spazieren müssen, von den gewöhnlichen Soldaten gar nicht zu reden. Es versteht sich von selbst, daß cs bei ihnen kein Mittelding gab z-oiscku'ir Zur-Messe-gehen oder JnS-Gesängniß wandern. Nur daß die Offiziere damals, anstatt zu beten, liberale Blatt.r, die Vorläufer der freidenkerischen, lasen. Was damals in der Armee geschah, ver hinderte ebensowenig als die mehrere Jahre hindurch fortgesetzten Missionen den AuSbruch der Juli-Revolution. Die Staatsmänner des 25. Mai messen zweifelsohne diesen gcs.chichtlichcn Thaisachrn cin.en sehr geringen Werth bei, da sie den Vorschlag wegen Äirdeieinsüh rung der Seelsorge als Gesetzentwurf angenommen, dessen zweite Lesung mit 406 gegen l63 Stimmen vrtirt wurde. Marsche,!! Marmont sagte 1821, daß die besten Empfehlungen sür Beiordn rung dem KriegSminister vom geistlichen Almosenier geliefert würden. Was werden aber die Offiziere zu diesen, Gesetz gebungs-Acte sagen? Man müßte sich sehr irren, oder dieses Gesetz wird im LfsiziercorpS — Anhänger für die Republik werben. In Spanien hat cS Don Carlos keineswegs bei der gestern mitgetheilten Proclamation bewenden lassen, sondern er hat auch beim Uebcrschrciten der spanischen Grenze an den Papst folgendes Telegramm gerichtet: „Das Banner der katholischen RAigion und der Gesetzmäßigkeit weht in diesem Augenblicke auf allen Pmilten meines Spanien. Der Triumph der Sache der Gerechtigkeit ist nahe. Ich flehe um Euren Segen, der mich allein zum Siege süh ren kann." Ja, wenn der Papst, der sich selbst nicht helfen kann, könnte wie er wollte, so würde er auch Carloseu Helsen, und vielleicht eine Verschwörung Spaniens mit Frankreich gegen Italien anzetteln. Wie aber fände sich dann Pius I X. mit Isabellen ab, deren dicker KRckcnkopf wichtig in Brüssel schon austauchie? Er hat ihr dech vor Jahren eine Tugcndrose i setze» Sie nicht elwa Tugendhose, liebe, Herr Setzer) geschenkt und sie mit apostolischem Legen förmlich überschüttet! In die dänische Frage des Abg. Ärygar an B'Smark hat sich ..ein sinnentstellender Druckfehler" e i n g e scll li ch c n, wie cs in der Zeitungssprache heißt!) denn wie sich jetzt h>rausstel!t, hat BiS uarck keineswegs die Prätensicn ter Dänen a«> ein Stückchen Nordschles wig, eine heilige, sondern eine heillige Sache genannt. Ja Lauer, das ist ganz was anders! Im übrigen Europa und den umliegenden Dörfern herrscht Stille; nur in Oesllrr.ich, wo ans dem fetten Eniturboden die Pflanze Journalistik üppig wuchert (manchmal auch als Unkraut einem Mistbeet: entsprießt) ist großer Federkrieg ausgcbrochen. Wir Eiselbianer können genau noch nicht absehen, in wie weit das Ministerium in Wien sich vor den Schwarzen fürchtet und allerhand Bockssprünge macht, um sich mit der orthodoxen Sippe zu vertragen. Ein.ulneErlasse signire» doch nicht den Geist der Regierung, nament lich nicht die Erlasse eines einzelnen Ministers, ohne vorausgcgangcne Ministerconsercnz. Wenn aber die „N. Fr. Pr." Recht Hot, so geht wirtlich die Reaction in Ecsterreich und in Ungarn unaufhalt sam los. Schriebe dies oder jenes lcichtsinnig-liberalisirende Blatt gegen die Negierung, so würde das wenig ausinachcn; die „N. Fr. Pr." aber soll ja das hochcfsieiöse Organ des Ministeriums sein oder gewesen sein! Und wie wir verdutzt wären, wenn plötzlich die„Nordd.' Ällg. Ztg." oder die „Nat.Zta." aus Bismarck als einen reaktionären Pfaffensreund schimpfte», so seltsam nimmt fichs aus, wenn die „N. Fr. Pr." gegen Streu,aner und Consorten plötzlich ins Gericht geht. Daß sich in Oesterreich die Tendenz der Aufklärung so gar nicht befestigen will! Seit Joseph II. ein Wechsel der Systeme, der eine festgefügte Monarchie schädigen würde, geschweige Oester reich, dieses Lappland der Landkarte, -essen bunte Nationalitäts- Lappen nur noch mühsam von dem schwarzgelben Heftfaden znsam- mengehalten werden! — Aus den, deutschen Reich liegt an onti- clerikalcn Nachrichten nur Befriedigendes vor. Die Regierung giebt sich vorläufig keiner schwachen Anwandlung hin — die Pfaffen kochen Rache. Lassen wir sie kochen. Die Germania — (welche Frechheit liegt allein schon darin, einem verächtliche» Jesuitenblatt diesen Namen zu geben!) hat sich, wie vorauszusehen war, sehr an der NationalzcitungSnotiz gefreut, daß ein „U r t h e i l" gegen Bi schof Krementz nicht vorlicge. Das ist aber alles eins, die Wirkung eines Urtheils, die GehaltScntzichniig liegt vor. - Die Fröttstettcr Eisenbahnunfalluntcrsuchmtgscommission fördert nichts Erbauliches zu Tage und wir stimmen den unabhängigen deutschen Blättern nur bei, das; das vorstehende lange officielle Wort nur ein winziges BerichtigunaSniäuSlcin geboren hat, das wie aus dem Tuschkasten gefärbt aussicht. Der Neichöanzcigcr sagt: wie eine von Eo»,Mis sionen der betheiligten (I!) Eisenbahnen angestellte Untersuch ung ergeben habe, daß die Beschaffenheit des Materials nicht die Schuld an dem Unglück trage. Vielleicht ist dem wirklich so, aber das Publikum wird nicmalsVcrtrauen zu derartigen Untersuchungen haben, welche von den bclheiligten und daher vielleicht mitschuldigen Eisenbahn-Verwaltungen geführt werden. Einer solchen „Unter suchung" gegenüber steht eS Jedermann frei, die Resultate derselben als mit der Wahrheit nicht im Einklang befindlich und entgegen gesetzte ZeitungSmittheilungen sür begründet zu halten. Nur öffentliche gerichtliche Untersuchungen würden mit Vertrauen aus genommen werden, und es ist eine der dringendsten Aufgaben des Reichstags, auf die Einführung solcher hinznwirken. — Kostbar sind die Verhandlungen auf der iathol. Wandervcrsaiiimlung in Mün chen verlaufen. Von Debatten war nicht die Rede, man war ein hellig in allein und probirte höchstens wessen Anträge gegen Kaiser und Reich am stärksten abgefaßt waren. Der Stadtpfarrer Huhn schoß den Vogel ab indem er von dem Rechte der „Pfalzgrafen bei Rhein" Baiern, sprach, den Kaiser nöthigcnfalls vor Gericht zu ziehen und mit dem goldnen Schwerte hinzurichten. Eine Frechheit ist jedenfalls dadurch begangen worden, daß aus der Ver sammlung eine Deputation an den König von Baiern abgcsandt wurde, um von ihm Schutz für die vom Jesuitengesetz betroffenen „verwandten Orden" zu verlangen. Stände die Bevölkerung Ober baiernS aus der Bildungshölie, die wir an Sachsen und den westlichen preußischen Lanoestheilen rühmen, so verfielen solche freche Beschlüsse dem Spott. In Baiern aber wird thatsächlich unter der Firma „Katho'ikcnrcchtc" ein reichsfeindlichcr Unfug getrieben, dem die 'Landesregierung nicht ferner „rußig -usehen darf. Locales »ud Liichsischcs. — Ter Pfarrer Julius Hermann Strauß zu Plohn hat das Ritterkreuz des AlbrcchtsordenS erhalten. — Aad E m S, den 23. Juli. Ob hier die Erde aus ihrem tief unten befindlichen Dampfkessel, wo die Wässer für die Kurgäste ans 28 und resp. «10 -l- Grad gebracht werden, mehr Wärme ans strahlt oder cd durch die das enge Thal einschließenden Höhen des Tamms aller Zuzug frischer Luftströmungen abgesperrt wird,— gewiß bleibt eS, daß es hier heißer ist, als an der Elbe Strand, eine wahre Backofengluth; unerträglich und doch muß es auSgehaltcn weiden, wie bei jenem Hochzcitsbraten, „der so fett war, daß sie ihn gar nicht essen konnten, sie hätten ihn aber doch noch gegessen", sagte der Junge zur Mutter, Die Sonne, um welche alle Kur-Planeten und -Kometen sich hier drehen, ist selbstverständlich der Kaiser. Früh Uhr verläßt Se. Maß sein Zimmer, nimmt aus der Hand eines Fräulein Thiel, einer der beiden grazicnhaften Töchter des i-ofliesernntigcn Glaohändlers, den Becher in Empfang und trägt ihn selbst zur O.uellcn-Madaine, die ihn gefüllt auf cinem mit blen dend weißer Serviette bedeckten Präsentirbret dem Kaiser kredenzt. Uebrigcns trinlt der Kaiser nicht, wie Sie der „pflichtt:, u detaillnt meldenden" „Prov.-Eon ." Nachdrucken, Krahnchen, sondern Kessel eruimen. Dann promcnirt Se. Majestät von cinem Flüaeladjutant begleitet — an heißen Tagen säst ausschließlich nur in den Eolon- atzen, den unmittelbar an den Kursaal anstoßendenVerkaufshallcn. Kommt ein General oder sonst ein Oberoffizier, so geht der Kaiser auch mit diesem einige Ria! aut und ab, wobei der Adjutant zurück bleibt; sehr häufig spricht er auch Damen an, die dann von dem die civilc Suite bildenden Publikum angestaunt und von etlichen drei st reu Personen auch wolll ansgesraat werden, was er gewollt, u. s. w. Der T"g der Abreise ist auf Sonnabend, den 2r>. festgesetzt: daun wird eS roh! auch etwas lichter werden, denn gegenwärtig ist Ei:w. I! eun nicht gang doch ziemlich siari boicllt. Am stärtsten ist die Hcndelsw.lt vertreten, obwohl aus begreiflichen Gründen die r ichcn jüdischen Familien aus Bulin recht fehlen. Frankreich ist i 1 diesem Jahre wieder, wenn auch nur sehr schwach, vertreten. Au h Dresden bat ein ziemlich starkes Eontingcnt gestellt. Die Do Sdner Nachrichten erhalten wir sehr unregelmäßig, bald früh M,10 Uhr, bald nach Tische um 2 t!hr, einmal kamen sie auch erst am spaten Abend in meine Hände und ich fürchtete schon, daß ihnen ans der Thüringer Bahn ein Unglück zugcstoßcn sein konnte. Es wäre dies um so mehr zu bellagcn gewesen, als gerade diese 'Num mer über Ihre bekannte Schwurgeschichte etwas 'Neues brachte, das ich nun noch meinen Dresdner Kurcollegcn »üttheilen konnte. Der hiesige Kriegcrvcrein (der Ausdruck ist jedenfalls passender als Mili- tärvcrcin) begielt sich eben in seierlichcm Aufzuge zu dcrGnmdstcin leonng des Denkmals, welches zum'Andcnlcn an die im französischen Kriege gebliebenen Einser gesetzt werden soll. Oberstleutnant Ehc'lins hält die erste Ansprache, zwei evangelische Geistliche und der Rabbiner sprechen nach ihm ; der katholische Pater fehlt (aus leicht begreiflichen Gründen : er kann, wie die Emser sagen, „de Prcuß net leide"). Das Denkmal kommt auf einen vorspringciiden Felsen der sogenannten Bäderlci-Höhe, von wo cs gewiß einen sehr guten Ein druck machen wird. — Innerhalb Dresdens ist ein neuer Eholcrafall nicht vorge- kommeu und in den Dresden zunächst gelegenen Ortschaften ist die Epidemie — nach gestriger amtlicher Meldung — auch im Erlöschen, In verflossener Woche sind in diesen Ortschaften nur 73 neue Cholera-Erkrankungsfälle, darunter 28 mit tödtlichemVer laufe (entgegen l l 1 Fällen mit 38 tödtlichen Ausgängen in der Woche zuvor) zur Anzeige gelangt. Also auch in den inficirtcn Dörfern ein bedeutendes Abnchmcn. Sehr unangenehm ist, daß trotz der beruhigenden Mittheilungen aller hiesigen Blätter über den Gesundheitszustand Dresdens, auswärts immer noch eine ganz irrige Meinung herrscht und Furcht vor Dresden cxistirt. So theilt uns heute ein Fabrikant mit, der gegenwärtig zum Markt in Chem nitz aufhältlich war, daß er dort von drei verschiedenen Personen ge fragt wurde, ob man unbesorgt wegen der Cholera nach Dresden reisen könne; es sei ihnen Angst ge»«acht worden! Wenn in einer so nahe gelegenen Stadt derartige Fragen gestellt werden, so ist dies ei» Beweis dafür, daß ein großer Thejl des Publikums weniger officiellen, als übertriebenen indirecten Mittheilungcn Glauben schenkt. Das dies gerade in solchen Fällen sehr traurig ist, braucht nicht erst bewiesen zu werden. — Der Rath inacht bekannt, daß die von der königl. Staats Anwaltschaft angestellte» Erörterungen, betreffs des am 2. Mai d. I. auf einein Neubau der Strehlener Straße erfolgten Treppen, einsturzcs ergeben haben, daß eine strafbare Verschuldung des Bau Herrn oder eines der bei dem Bau beschäftigt gewesenen Arbeiter nicht vorliege. Wir thcilen dies unfern Lesern, die seiner Zeit die Unglücksgeschichte in diesem Blatte lasen, als Abschluß der Ange legenheit mit. — Der 1. August, welcher der Tag ist, an dem vor 25Jahren die Sächs.-Böhmische Staatsbahn eröffnet wurde, ist auch der Tag des 25 jährigen Dienstjubiläums des Haltestellenwärters und Bille teurs zu Heidenau, 'Namens A. Schimpfs. — Selbst in Böhmen werden die auf einmal in Mißcredit er klärten Guldenstücke nicht mehr für voll angenommen, sondern nur zum Silbercours. Der Kaufmann I. G. Busch hier (siehe Inserat im heutigen Blatte) hat am 22. d. M. bei einer grcßen Zahlung an ein Handelshaus in Außig an der Elbe eine Partie Einguldenstvcke mitgesandt, in der berechtigten Hoffnung, daß dieselben doch sicher im Guldenlande selbst die hicrortige Verachtung nicht zu erdulden haben würden, aber, die vernünftigsten Berechnungen trügen. Er wird ihm vom dortigen Hause milgctheilt, daß die Gulden nur für llO/« 'Neugroschen angenommen worden sind. Das ist unangenehm, aber wahr und geeignet, auch beim kosmopolitischsten Menschen ein Gefühl der Verachtung für die österreichischen Silberkinder hcrvor- zurusen. — Unser zoologischer Garten hat vorgestern einen höchst inM- essantcnZuwachs bekommen, einen schon ziemlich großen und äußerst gcmüthlichcn weiblichen S ch impa n s c n. Ein Schimpanse — ,ae Affenart der Schmalnascn gehörig — war hier noch nie, schon des wegen muß seine drollige Person die Neugierde erregen, mehr nock aber dürfte die 'Neugierde erweckt werden, wenn man hört, wie da«' sehr kluge und gesittete Thier sich so manierlich zu benehmen weiß, daß es ihm Vorgesetzten Kaffe oder Thce re. sich eben so gut cinzu schenken weiß wie wir und eben so anständig aus der Tasse trinke Seine Suppe ißt er nur mit dem Löffel, den er zmischcn dem Dau men und den andern Fingern der Hand ganz graziös hält und le-ch l und sicher zum Munde führt. Director Schopfs hat das in Europa ungemein seltene Thier von Herrn Kaufmann Ich» in Saupcrsdorf bei Kirchberg, der ihn direct aus Afrika mitge rächt hat, für eine vcrhältnißmäßig billige Summe erläuft. Bei seinem vorigen Herrn ist unser Schimpanse völlig frei im Hanse umherge- laufcn, auch ganz frei mit spazieren gegangen. Der Liebenswürdig keit seines Etzaracters und jedenfalls auch der Licbenswürdigteit der ihm hier gewordenen Behandlung zufolge, hat er sich schon freund schaftlich an den Director und den ihm zugetheiltcn Wärter nnoe- schlosscn, läßt sich herumführen und hat nichts von der Bösartiglou so vieler Assen. Leider leben die guten und klugen Thierc in der Gefangenschaft nie lange und so ist es denn auch fraglich, ob wir lange das Vergnügen seiner Bekanntschaft werden genießen können, sicher aber wird er der Liebling des Publikums werden, wie der Schimpanse des Berliner Aquariums: Molly, deren Seele leider auch iu die afrikanischen Gefilde ihrer Jugendzeit zurückgekehrt ist. Vor der Hand findet man den seltenen Gast im Affenhause, es wird aber im großen Wintcrhanse eine Art Stube für ihn eingerichtet, in r-ie er daun überzieht. Man muß ihm etwas mehr Comfort bieten als den andern Thiercn; natürlich, je gebildeter ein Wesen, desto höher steigern sich seine Anforderungen an das Leben. — Außerdem sind noch vom Garten angekauft worden ein Schnurrbart- Schaukel-Affe, ein Ichneumon und 4 amerik. Eichhörnchen. Ein „Freund des Gartens" hat demselben ein schönes Geschenk ge macht, einen amerikanischen Silberlöwen und ein Herr Earl Bondi aus Langensalza hat den Garten durch zwei Meer katzen Javanische Asien) die er als schätzenswerthes Geschenk übersandt, bereichert, ebenso hat Sc. kgl. Hoheit der Herzog von Schleswig-Holstein 2 Wildschweine iFrischlinge) und Herr A. Hcmpel in Pulsnitz 2 Windspiele geschenkt. Auch ans sich selbst hat sich der Thic> bestand vermehrt, indem ein munterer Mahnen Hirsch geboren wurde. — Wir gedachten vor einigen Tagen eines 18-jührigen Mäd chens, welches sich aus der Antonstadt von ihrer Dienstherrschaft entfernt und in einem zurückgelassencn Zettel die Absicht ausgespro chen hatte, sich das Leben nehmen zu wollen. Die Betreffende scheint indcß sehr bald von ihrer trüben Idee abgckommen zu sein, da sic, wie wir hören, an einem der letztvergangenen Tage auf dem Allmächte von ihrer ehemaligen Dicnsthcrrin munter herumstreichend betroffen worden ist. — Ein seit 30 Jahren in der Mohrenapotheke beschäftigter treuer Arbeiter, Namens Mühlpfort, feiert morgen mit seinerGattin das 50jährige Ehejubiläum. — Einer Handelssrau ist vorgestern Mittag von ihrem Hand wagen, den sic wenige Minuten aus der Radebergerstraße hat unbe aufsichtigt stehen lassen, ein Sack, in dem sich ein Stück weiß ge musterte Gardinen befand, gestohlen worden. — Wir brachten neulich eine Notiz über zwei davon gelaufene Jungen, die schon über 10 Tage fort waren, ohne daß cS gelang, ihrer habhast zu werden. Am Dienstag ist nun der eine dieser netten Burschen auf der Bautzncr Straße durch die Eltern angc halten und zurückgebracht worden. Aber schon vorgestern hat er seinem alten Gelüste wieder nachgcgeben, einen Augenblick die Ab Wesenheit seiner Eltern benützt und unter Mitnahme einer Spar büchse mit etwa 14 Thalern das Weite gesucht. Bekleidet war er mit cinem grauen Jaquet, grauer Weste, schwarz-blauen Hosen unt einer Tuchmütze. Seit dieser neuerlichen Bethätigung einer seltener Energie, die einer bessern Sache werth wäre, hat man von den jungen Abenteurer nichts mehr gehört. Der andere Ausreißer soV
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