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- Erscheinungsdatum
- 1873-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187306242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-06
- Tag 1873-06-24
-
Monat
1873-06
-
Jahr
1873
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t«,»i» fr«, tir d-r «kv°d«l,<m Kaoenprat« l». Ld»n< «emeni»»>«i» »terteliL-r« sich «>/, «,r.. durch dt« tpoft Li Ngr. Stn»rlne viummern » Mgr. Aullagc: SI,<X>0 ExemVl. JUr die Rückgabe etnge» laudier MauuIcrtPte macht sich die Medaclio» nicht verbindlich. Jnseraten-Annabme au»« würiö: llmisvu^isiu uack Voller In Hamburg. Ber lin. Wien. Leipzig. Basel, Lre«lau. Frankfurt a. N». — kuck, tlo»,« in Berlin, Leipzig, Wien. Hambnrg, yraulsurl a. M.. Mün chen. — Laub» t La. in Frankfurt a. M. — kr. Voigt in Lbemnitz. — lia- r», ln-ütt-, Suliiar » La, t» Part». Tageblatt für Uiiterhaltmg md GeschWvnlehr. Druck und Ligenthum der Herausgeber: Ltepfch L Neichardt in Dresden. Verantwort!. Redacteur: Julius Neichardt. E8-^§^ngenaM««R >i» «b.LUHr.Bomita«» «»«ttt-g»:»»»,. 3« Reuüadt: g-ade Mott»«» -asse L »i» «bd. » vb». Der Raum einer ein« Ipaliigen Petilzeile koüetz lb Pia. Eingesandt di« Zeile s Ngr. . Line Laranlie tür da« «ächsltilaig« Lrichei-. neu der Inserate «etrd nicht gegeben. «urwürtige Annoncen» Aufträge von UN» unbe kannten Firmen u. Per sonen inseril«n wir nur gegen Pranumerando- tzablung durch Briet» marken oder Positin>ilj- lung. S Silben losten »»>, Star. Aukwärtige kbnnen die Zalslung auch ,us eine Lretdneryirm, anweilen. Die Eid. Nr; 17» Achtzehnter Zahrgang. Dtltrel acteur: vr. Lmll kler^. Für daS Feuilleton: I>»rt»u»i»i». Dresden» Dienst«!,, 21. Juni 1873. Abonnement. Die geehrte»» auswärtige,» Leser der „Dresdner Nachrichten" bitte» wir- das Abonnement für das dritte Tnartal 187 S mit Ngr. ungesäumt erneuern zu wollen- damit wir im Stande find, die Nummern ohne Unterbrechung weiter zu liefern. Sämmtliche Postanstalteu des deutschen Reichs und ganz Oesterreichs nehmen Bestellungen ans unser Blatt an. In Dresden abvNNirt Mau einschließlich des Bringer- lohnS) vierteljährlich mit SLVz Ngr., bei den sächsische» Postanstalten mit SS Ngr. Expedition in Dresden, Marienstrasze IS. Politisches. Frankreich, das — die Phrase sagt es — sonst immer an der Spitze der Zivilisation marschirt, wallfahrtet jetzt, zerknirscht unter der Fahne des Syllabus, nach Mirakelorten. Wallfahrten mit po litischen Gesängen über das „Wunderkind", Processionen, wo den Vorübergehenden der Hut vom Kopfe geschlagen wird, Präfectorial- beschlüsse, die gegen die Gewissensfreiheit verstoßen, Beamte, die demüthig mit der Kerze in der Hand den kirchlichen Kundgebungen folgen, Processe gegen Leute, die Sonntags Heu gemäht haben, und ähnliche Dinge sind jetzt in Frankreich das tägliche Brod. Ein skan dalöser Auftritt erfolgte bei der Beerdigung eines Mitglieds der Versailler Nationalversammlung, Namens Brousse. Derselbe halte ohne kirchlichen Beistand beerdigt zu werden gewünscht. Lange schwankte der Präsident Mac Mahon, ob er hierzu das Truppen- Detachcment, das zu jedem Begräbnis; eines Deputaten zu stelle» die Militärbehörde verpflichtet ist, stellen solle. Endlich erlaubte er die Theilnahme einer Escadron Kürassiere. Die Nationalversamm lung entsendete ihr Bureau zwar gleichfalls, jedoch nur, uni eine unedle Demonstration zu bewirken; denn als der Sarg Brousse's gehoben wurde, verließ das Bureau den Leichenzug in ausfälliger Weise und auch die Kürassiere ritten mit ihrem Obersten an der Spitze in anderer Richtung hinweg. So wurde die sterbliche Hülle eines französischen Volksvertreters beschimpft. Nur eine Anzahl der politischen Freunde des Verstorbenen gab ihm das Geleit. In Lyon aber hat der Präfect angeordnet, daß Begräbnisse ohne geistlichen Beistand vor früh 7 Uhr vorüber sein müssen. Schade, daß er solche Begräbnisse nicht ganz und gar verbieten kann! Und mit diesen brutalen Attentaten gegen die Gewissensfreiheit geht die Rohheit, mit der solche Dinge von der clericalen Presse gerühmt werden, Hand in Hand. So rechtfertigt der „Univers" diese in Lyon an befohlene „heimliche und eilige Einscharrung der Eadaver" derer, die keinen Geistlichen in ihrem BecrdigungSzugc sehen wollen, also: „Tie Freidenker haben aus ihren Leibern einen Haufen faulender organischer Materie gemacht, cs ist also auch gerecht, daß der Dreck karren sie hinausschafft und daß sie vorTage verscharrt sind". Wenn man solche Unslcithigkeiten liest, greift man sich verdutzt an den Kopf und fragt sich: ob das die liebenswürdigen, feinen, höflichen Franzosen sind? Die Vertretung des deutschen Gesandten in Paris, Grafen Arnim durch Herrn v. Wesdehlen wird längereZcit dauern und sich wahrscheinlich bis zum Aufhören der Occupation erstrecken, zu wel chem Zeitpunkt Graf Arnim nach Paris zurückkehrcn würde; ob zu längerem Aufenthalte dort, wird als ungewiß angesehen. Gras Arnim ist von Paris nach Karlsbad gereist, ohne Berlin zu be rühren !! Ucber die steigende Verwirrung in Spanien geben die tages geschichtlichen Notizen hinreichende Kenntnis;; wir fügen hinzu, das; den siegreichen Föderativ-Republikanern jetzt vor ihren Ministern selbst bange wird. Der Finanzniinistcr, Lazido, war bisher ein ganz unbekannter Kaufmann, der an Nichts weniger dachte, als daran, daß er je das dornige Portefeuille der spanischen Finanzen zu ver walten haben würde. Man vertraute ihm aber diesen wichtigen Posten auf die Empfehlung von mehreren Spekulanten an, die mit ihm große Lieferungsgcschäftc abschließen wollen. Der neue Kricgs- ininistcr, Estevanez, hat als Soldat von derPike auf biszumHaupt- niann gedient, dann eine ultraradicale Rede gehalten, die ihn zum Liebling der Rothen machte und ihm einen Deputirtensitz verschaffte. Als solcher avancirte er sofort zum Kriegsminister. Schade nur, daß ihm neulich ein anderer militärischer Deputirter vorwarf: er sei seines neuen Postens unwürdig, da er seiner Compagnie, die in Cuba im Felde stand, fahnenflüchtig geworden. Estevanez erwiderte ver wirrt, daß er Cuba mit regulärem Urlaube verlassen und dann seine Entlassung aus dem Kriegsdienste genommen habe, da er sich für keinen guten Offizier halte — eine sonderbare Antrittsrede eines Kricgsministers. Die Rückenmarkskrankheit, an welcher der Sultan Abdul-Azid leidet, hat den scnsationslustigen Wiener Blättern Stoff zu langen Artikeln über die Folgen des bevorstehenden TodeS des Großtürkcn gegeben. Nun stellt sich aber heraus, daß die im wüsten Sinncn- rausche der Scrailfrcuden dahingewclkte Kraft des Sultans immer noch daran denken kann, die Ausstellung in Wien zu besuchen. Er füll damit umgehen, seinen LieblingSsohn Jussuf-Jzzedin zu seinem Stellvertreter zu ernennen. Es wäre dies ein Fühler für das Pro jekt des Sultans, die türkische Thronfolge umzustoßen. Nach der selben wäre der Neffe des Sultans, der 22jährige Mehmed Murad Essend», der Thronfolger. Letzterer gilt als einer der intelligentesten türkischen Prinzen, als Freund der abendländischen Cultur, ehrgeizig und voll redlichen Willens, ist jedoch dem Sultan auf's Tiefste ver haßt, der ihn wie einen Gefangenen bewacht und cinschließt. Wenn der jetzige Sultan es wagte, durch Aendcrung der Thronfolgeordnung an einem Grundgesetze der Türkei zu rütteln, so wäre die Auflösung der Türkei nahe'bevorstehend und die ganze moslemitische Herrlich keit könnte im Nu über den Bosporus zerfetzt dahinflattern. Ein Segen für die Türkei wäre cs, wenn der jetzige Sultan bald die Augen zumachte. Der Sklave seiner Sklavinnen, trägt er durch Launen und Faulheit mehr wie einer zur Zerrüttung seines Reichs bei. Ob sein Neffe freilich hält, was er jetzt verspricht? Ober nicht nach wenig Jahren ein ebenso körperlich und geistig auägemer- gelter Despot ist, wie sein Oheim? Kronprinzen rechtfertigen nicht immer das, was die Hoffnungen ihrer Völter erwarten. Des Sultans Vetter ist Mnhomed, seine Curiosität der Schah von Persien, ist jetzt der Abgott der Engländer, von der Königin an- gefangcn bis zum Straßenjungen Londons. Man bewundert seinen Diamantcnrock, erlebt die Petersburger und Berliner Geschichtchen über Verunreinigung der königlichen Zimmer und freut sich, wenn er auf der Straße gleichgiltigen Gesichts, an seine Schaffellmütze greifend, grüßt. Unser deutscher Reichstag arbeitet im Schweiße seines Ange sichts, hält Vormittags- und Abendsitzungen. Leider ist es ihm nicht gelungen, bei dem Servisgesetze die Ungleichheit zu beseitigen, daß die Offiziere gegenüber den Reichsbeamten bevorzugt werden Ein Oberst erhält 833 Thlr. Serviszulage, der erste Rath der ober sten Reichsbehörde nur 400 Thlr., der unverheirathete jüngste Leut nant 20 Thlr. Wohnungszuschuß mehr als der erste und älteste Kammergerichtsrath in Berlin. Ist das gerecht? Der ehrliche Ab geordnete Richter sagte mit vollem Rechte: „Alan macht uns immer große Rechnungen über den Dienstaufwand der Offiziere; wenn ein Offizier sich eine Frau anschafft oder ein Pferd beschlagen läßt, so soll er dafür wo möglich immer noch besonders entschädigt werden. Aber von dem Dienstaufwand derCivilteamten, denAufwcndungen, welche sie für Anschaffung von Büchern und dergl. machen müssen, spricht man nicht. Der Leutnant hat mit 18, 10 Jahren eine feste Anstellung und seine weitere Ausbildung geschieht aus Staatskosten: der dem Leutnant gleichstehende Civilbeamte gebraucht sehr viel mehr Zeit und Geld, ehe er eine Staatsanstellung erhält; er muß ein Ca pital von 6000 Thlr., mit den Zinsen gerechnet, von 8000 Thlrn. für seine Ausbildung verwenden und es wäre nur billix, wenn ihm in seinem Beamtengehalt dies Capital nicht nur verzinst, sondern auch amortisirt würde". Leider hatte Richter in den Wind ge sprochen. LocaleL und Sächsisches. — Der Staatöminister v. Friesen hat aus Gesundheitsrücksichten einen längeren Urlaub angetreten und sich zunächst zun, Gebrauch der Cur nach Marisnbad begeben. — Wie öffentliche Blätter berichtet haben, wird ein Jmpf- gesetz vorbereitet und soll der Impfzwang eingcführt werden. Das Blatternimpfen liegt allerdings sehr im Argen und die neuer dings getroffenen Einrichtungen wollen sich auch nicht allenthalben als zweckdienlich erweisen. Wenn, wie jetzt auf dem Lande zu geschehen hat, der Arzt für jeden Ort seines oft sehr ausgedehn ten Bezirkes Tag und Stunde zum Impfen anberaumt und die Eltern aufgefordert werden, ihre Kinder zu der bestinimten Zeit in die ermittelten Jmpf-Locale zu bringen, so geschieht es nicht selten, daß an diesem Tage üble Witterung eintritt und dies ist für manche Eltern ein sehr erwünschter Grund zum Fernbleiben vom Jmpf-Locale; es trifft sich aber auch, daß der Arzt selbst, wegen anderer dringlicherer Geschäfte behindert ist, nach den betreffenden Ort zu kommen und ist somit der ganze Zweck ver fehlt. UebrigenS werden die Kinder in den Jmpf-Localen, wo selbigen Alles fremd erscheint, auch häufig sehr unruhig und macht deren Beschwichtigung mitunter viel Noth. Die vorstehend ange deuteten Uebelständc werden nicht wohl anders als durch Ver mehrung der Landärzte, an welchen in manchen Gegenden sehr fühlbarer Mangel herrscht, zu beseitigen sein, außerdem es märe thunlich, daß das Jmpfgeschäft von den Hebammen mit besorgt werden könnte. DaS Jm;>fcn ist an sich doch keine schwierige Operation und wenn in manchen Ländern Frauen als Acrzte fungircn, so dürfte cs auch möglich sein, den Hebammen daS Blattern-Jinpfcn zu lehren. Die Hebammen werden über den Gesundheitszustand von Mutter und Kind häufig besser unterrichtet sein können, als der Arzt, dieselben hätten Zeit, um das Impfen iin Hause vorzunehmcn und wenn cS den sinen Tag nicht paßt, können selbige den nächsten Tag wiedcrkommen. Das Zureden der Hebamme wird besseren Erfolg haben, als die Bestellung vor den Arzt, die Kinder werden sich von der Hebamme williger impfen lassen, als von einer fremden männlichen Person. Den Hebammen wäre ein solcher Nebenverdienst zu gönnen und man könnte mit Sicherheit darauf rechnet», daß wenig Kinder dem Impfen ent gehet» »vürden. — Dem „CH. T." wird berichtet, daß in diesen Tagen die Leipziger Buchhandlungen polizeilich von der Beschlagnahme einer Broschüre des I)r. moä. Schöpffer über die „Garteillaube" in Kenntniß gesetzt und ihnen der Vertrieb der Schrift untersagt ivorden ist. Die Broschüre sott sich in den heftigsten Vorwürfen und Herabsetzungen gegen die „Gartenlaube", ihren Verleger und ihre Mitarbeiter ergehen. — Als der leutselige Prinz Albrecht von Preußen noch lebte, ließ er an schönen Sommcrsonntagen, ebensowohl sich als dem Pu blikum zum Vergnügen, seine Wasserkünste springen. Der Aufwand, den dies verursachte, wird auf mindestens 500 Thlr. (zur Spei sung der Dampfmaschine) berechnet. Jetzt richte,» sich die Blicke der Vorübergehenden und Fahrenden vergebens nach Schloß Albrcchts bcrg. Das schöne fürstliche Besitzthum »vird durch die Gräfin Hohenau nur eben soweit in Stand erhalten, daß es nicht zurückgcht. Sollte sich nicht ein hoher Standesherr finden, der dort seinen Sitz aufschlüge? Der Verkaufspreis des Schlosses wird uns auf 1 Million angegeben; seine Baukosten werden dadurch noch lange nicht gedeckt. Auch in den benachbarten Schlössern geht es recht still und einsam zu. Kein Lebe:» in den» Palais des Herrn von Stockhausen und auch der herrliche Eckberg von Souchay ist nach dcsscin Tode verein samt. So bietei» die drei Perlen des Höhenzugs an der Elbe dem auf dem Schiff Vorüberfahrenden jetzt einen hohen architektonischen Genuß, aber flößen zugleich wehmüthige Gedanken ein. Keine Flagge weht von ihnen, keine fröhlichen Menschen beleben ihre Zimmer, ihre Berg - und Gartenanlagen. — Die Prachtgebäude sino stille Wilt- wensitze, große Mausoleen. — Der srominen Sitte der Väter folgend zogen bis jetzt all jährlich Tausende am Johannistage hinaus nach den Friedhöfen, um die stillen Wohnungen der dahingegangcnen Lieben neu zu schmücken. Auch heute werden sie nicht fehlen; mit Kränzen und Blumen be laden, sieht man gewiß wieder Züge von Fr auen und Mädchen die Straßen nach den Kirchhöfen wallen und wenn man mit hineintritt, so sicht man geschäftige Hände die Umkleidung der Gräber pflegen. Geschieht auch Vieles dabei nur formell, nur aus Gewohnheit, ohne das aufrichtige, liebevolle Erinnern an den Heimgegangenen, dessen Grab die Hand mit frischen Blumen schmückt, so ist doch die Mehr zahl ganz im Sinne der frommen allen Sitte gestimmt und Hun derte sehen wir ernst an den Gräbern stehen, über den Wassertropfen, die auf den Blumen zittern, glänzen die edleren Tropfen feuchter Augen — ein Brillantschmuck, geschaffen von unvergänglicher Liebe, würdig einer frommen Todtenfcier. Daß gerade am heutigen Tage — was ja Jedermann weis; — fast in der ganzen Christenheit eine unübersehbare Anzahl Mitmenschen an den Gräbern stehen, hebt unbewußt die feierliche Stimmung des Einzelnen und macht den Besuch des geliebten Grabes zu einem bedeutsameren und gefühls innigeren als wohl sonst andere Besuche am gleichen Orte. — Die Herren Tischlermeister Schwenke, Bauunternehmer Stein, Baugrwerke Wilh. Müller und Tischlermeister Geißler von hier schreiben uns: Soeben zurückgekchrt vom Besuche der Weltaus stellung in Wien, fühlen wir uns verpflichtet, gegenüber den über triebenen Zeitungsberichten, welche viele unserer Landsleute ab hielten, die Kaiserstadt an der Donau zu besuchen, zu erklären, daß wir in jeder Beziehung unsere äußerste Zufriedenheit aus- sprcchen können sowohl was Preise der Wohnungen, der Gasthäuser, als Großartigkeit der Ausstellung anbetrifft. Das geradezu Ueber- wältigende der Letzteren wird auf jeden Besucher einen Eindruck machen und Erinnerungen zurücklassen, die fruchttragend sind bis in die spätesten Jahre. Wir haben in der Nähe der Ausstellung, noch in der innern Stadt, Salzthorgasse Nr. 7, höchst elegante, reinliche Privatwohnung gefunden ä 2 Fl. ö. W. pro Mann und Tag; das Essen in den massenhaft vorhandenen großen Bierhallen und Restau rationen ist nicht theurer wie bei uns, daS Wiener Bier vorzüglich, stets frisch und schäumend. Wir rufen daher Allen, die durch die Zeitungen abgcschreckt worden sind vom Besuche Wiens, zu: „Bange machen gilt nicht!" Das aber, was Wien Heuer bietet, sieht un sere Generation in diesem Glanze wohl nicht ein zweites Mal. — Nebenbei gesagt: eine Tagespartie nach dem Semmering (Hin- und Rückfahrt 2 Fl. ö..W.) soll Niemand versäumen, der die Herrlichkeit der Alpenwelt kennen lernen will. < — Welche Bedeutung d«m Beschlüsse unsrer Stadtverordneten inneivohnt: die Frage der Errichtung öffentlicher Badeanstalten in der Elbe von der Erledigung mehrerer untergeordneter Punkte ab hängig zu machen, erlebt man so recht an den heißen Junitagen, mit denen der Himmel unsre Klagen über den kalten Mai bestraft An» Sonnabend und Sonntag waren die Badeanstalten von Moritz Gasse und Krüger schlecht gerechnet von gegen 6000 Menschen besucht: wieviel Tausende außerdem in den Marien-, Sidonien-, Amalien bädern, bei Naumann's iin Ostragehege und den anderen Elbbade- Anstalten Erfrischung suchten, kann man hieraus abnchmen. Nun schwebt diese Bädcrfrage seit Jahr und Tag, ist zwischen Stadtrath und Stadtverordneten herüber und hinüber geschoben worden, die herrlichste Badezeit ist da —aber Niemand ist vorhanden, hier durch zudrücken und von unserer Stadt den Vorwurf der Krähwinkelei fernzuhaltcn. Gerade die Leute, die Arbeiter, die in die theueren Bäder nicht gehen können, bedürfen der frischen Elbwellcn, die ihnen die Stadt bieten kann. Wenn Alles gut geht, werden die öffentlichen Bäder mit der Loschwitzcr Kirmes eröffnet. — Es gewährte immer einen eigenthümlichen Anblick vor den Leichenconducten die bekanntcnsogenanntenRathsspieße einhertragen zu sehen. Die Beerdigungsgesellschaft „Heimkehr" hat iin Gefühl dieser Eigcnthümlichkeit seit einiger Zeit, nach dem Entwurf eines Künstlers Trauerstäbe anfcrtigcn lassen, deren Vorantragung dem Zuge ein, »vir möchten sage»», wirklich friedlicheres Ansehen verleihen. — Wohlthätig ist der Wasserleitung Macht, »venn sie der Rath bewahrt, bewacht! Doch furchtbar »vird die starke Kraft, wenn sie der Röhre sich cntrafft, wie z. B. gestern Nachmittag auf der großen Meißnergasse. als ein Droschkenpfcrd zufällig mit scharfen», kräftigen , Hufe euren Punkt der Straße berührte, unter dem ein Wasserlei tungsrohr eine schadhafte Stelle hatte. Sofort muß im Rohre ein Bruch eingetretcn sein; das Wasser, obwohl es jetzt nur noch den halben Druck voin interimistischen Reservoir hat, brach jedoch »nit Vehemenz empor, hob das Pflaster und entquoll, ein kleines Abbild des Gcysers auf Island, in armstarkcr Fontaine, Sand und Schutt mit sich führend. Die Droschke fuhr eilig von dannen, ebenso lief ein Wasserleitungsbcamtcr fort, um den betreffenden Wasserarm abzusperrcn. Die gr. Meißnergasse wurde gar bald durch diesen Defekt überfluthct, dein sich noch ein zweiter vor dem Hause der Mann'schen Seifenfabrik anschloß, ein zahlreicher Publiku» hatte sich bald versammelt, um der improvisirten Fontaine zuzusehen. Der Wagenverkehr wurde sofort von dort nach dem Kohlmarkt gewiesen. Nach geraumer Zeit wurde durch Herumdrehen des oberen Abschluß hahnes der Quell verstopft. Hoffentlich hat der Huf des Droschken pferdes die einzige brüchige Stelle der Wasserleitung getroffen, sonst könnte man noch manche fatale Scherze erleben! — Man verhehlt sich seitens der mit den Wasserleitungsröhren auf der Augustusbrücke beschäftigten Leute nicht, daß es einiger maßen fraglich sein dürfte, ob diese Röhren auch, wenn sie der Erde übergeben werden solle»», vorhanden sind. Wie man hört, ist das Eisengußwerk Lauchhaminer selbst in großer Sorge, ob es seiner^
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