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- Erscheinungsdatum
- 1873-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187306177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730617
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-06
- Tag 1873-06-17
-
Monat
1873-06
-
Jahr
1873
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t,,l,q »rii, lvtr I, irr »e»«d>ii<m l»»r>»eyer«te IS. Lb»n- ie«eitt«pret» vtertkliühr- ich >>Ä 8«r., durq dt, soll »L -tgr. cit»«elne kümmern I k»r. Iufl»,e: »l,«X> »xemfl. »sie die -illckgade «löge- landter »»anuicrtple n»<t sich die Medattto» nicht »erblndltch. Ünseraten-Annalime aul- iilirl»: II»--«».l«i» u»ä »»»!»« >» Hamdmg. Per» sin. Wien, Lei»»!,,, Valet, Sretlau, »rnnisurt L. M. - LuL «ln»»« in PcrUn, keipjia. Wien. Hnulbnrq, ttauputt a. M.. Miln- yeu. — vuadn ch Lo. in »ranlfurt a. M. — i r. l'nirt IN Sdcmni,. — ll.r- f«», liuittt«. LalU.e ch Or, t» Patt». Tageblatt für Nnterhaltmig >md Gefchüftsverkchr. Druck und Eigen,yum der Herausgeber: Liepfch ^ Netltinrdt in Dresden. Berantwortl. Nedacteur: Julius Neichardt. LinIer«te«»rdenMarien< Inas« IS anaennmmeir diü «d. »Udr.Loiinlcc» rt»Mt»aa»irunr. 2» dt'usiaoil grade Klolllk» «--sie t> b>t «dd. L Ubr. Der Raum einer ein- i»»Ut,ien Prttl»eile losict IS Pia. irtnariandt sie Zeile S N^r. »ine idarailtt« iilr da» nächsilitaiae Erichet- Nklt der Inserate «lrd nicht gegeben. «»»wiirtig« vnnoncen- Anliräge von Nil» »»de« lannlin Ni,men u. Per. Ionen tnlerire» wir nur argen Prännmerando- Zadlnng durch Brici- marken oder Posicingrh« luna. » Silben losten I", Nar. AuSwdrlee kennen die Zahlung auch »ul eine DreidnerFiiji,» »nwetsen. Die lkxp. Är. 168 Achtzehnter AWangi Mitrevcittcür: llr. ttle>i-c>.>. Für daö Feuttlekon: r.n«lret»r >«,», Lresdeu, Dienstag, 17. Znni 1873. P-INisch-a. Binnen l4 Tagen, erklärte vor 14 Tagen Mist Bismarck, verde der Bundcürath dem Reichstage ein Preßgesctz vorlegen. Er st bekanntlich mit seinem Entwurf auf solche Schwierigkeiten ge'to- jcn, daß eS überhaupt fraglich ist, ob es noch zur Vorlegung des PreßgcsctzcS an diesen Reichstag überhaupt kommt. Ein eigcn'hüm iiches Schauspiel gewahrt im jetzigen Augenblick dcr Aanöesrath. niemand wird läugnen, daß Bismarck mit seinem Preßgesctze den Hemden des Reichs Wasser auf die Mühle geliefert hat. Wer das Hoch bezweifelte, der lese die tiefathmcnde Befriedigung dcr social- seinokratischen Blatter darüber, daß sich Bismarck nunmehr als der keine Junker erwiesen habe; der sehe die Schadenfreude der Ultra- montanen, daß nunmehr auch gegen die freisinnige Presse ein Gesetz gemacht werden soll, das den Kanzelparagraphen im Strafgesetz buche bei weitem übertrcffe. Wer ist eü nun, der Bismarck davor bewahrt, daß er die Hoffnungen der Reichsseinde verwiriliche? Ge wiß in erster Linie die öffentliche Meinung. Auch der Reichstag dürfte, trotzdem daß die Gründer wie Braun, Miguel, Kardorsf und andere derartige Geister noch das große Wort führen, doch nicht die Hand an die Preßfreiheit legen. Aber zunächst gebührt dem vicl- angefeindeten Bundesrathe, den Mittel- und Kleinstaaten als sol chen, die in ihm rein zur Vertretung kommen, ein Verdienst, wenn sie das Preßgesctz so umgestaltcn, daß Bismarck abgchaltcn wird, die reichsfeindlichcn Parteien gegen seinen Willen zu starken. In der Staatspapicrgeldfrage läuft der im BundeSrath erzielte Compromiß darauf hinaus, daß die Eiuzeistaaten sich verpflichten, von 187b ab in gewisser Menge ihr auogegcbeneS Papiergeld cinzu- ziehen. Die Maßregel wird in 10 Jahren vollendet iein, so daß cs 1885 nur noch Reichspapicrgcld geben wiro und zwar 40 Millionen, so daß auf den Kopf dcr RcichSbevölierung für 1 Thlr.Neichspapier gcld kommt. Es freut uns doppelt, daß ein solcher Ausweg mög lich war, der eine einheitlicheNcgelung der buntscheckigen KasscnbilleO wirthschaft gestattet und die finanziellen Opfer, die Sachsen nament lieh zu bringen hat, in gemessener Weise mildert und vertheilt. Alle Quellen des EreditS sind für Oesterreich jetzt im Auslande abgeschnitten und in Oesterreich selbst besteht kein Credit mehr. Augenblicklich machen die Finanzkräfte und die Regierung die ver zweifeltsten Anstrengungen, das Acußerste abzuhalten. Dcr Börsen krach hat seine Zerstörungen nunmehr auch auf den Handel ausge dehnt. Schwer leiden Industrie, Handel und Gewerbe schon jetzt, man fieht für den Ultimo großen Insolvenzen entgegen und der Ge danke an Hunderttausende von brodloscn Arbeitern liegt nicht fern. Dauert dieser Zustand noch längere Zeit an, so wird auch Deutsch land (darüber täusche man sich nicht) schweren Erschütterungen c>u- zegengehen. Die italienischen Cardinäle sollen die Absicht haben, keinen Italiener zum Nachfolger PiuS IX. zu erwählen, da ein solcher kei nen Hinterhalt an einem katholischen Staate besäße, wohl aber ihr Augenmerk auf den Erzbischof Rauscher in Wien zu lenken, dem Oesterreich als specifisch katholische Macht als Stützpunkt diene» könnte. Aber die Lesterreicher bedanken sich für diese bedenkliche Ehre Die vielgerühmle Rechtlichkeit des Marschalls Mac Mahon kann sich, wie es scheint, recht gut mit einem Ministerium vertragen, das ebenso gewissenlos als ungeschickt ist. Der Münster des Innern, Beul«', tritt von seinem Posten nicht zurück. Immer weiter nach der revolutionären Seite hin entwickeln sich die Verhältnisse in Spanien Nicht ko sehr der Umstand, daß in einer Woche vier verschiedene Ministerien sich ablösten, vielmehr das ständige Erstarken dcr rothen, gewaltthätigen Elemente in der Staatsverwaltung läßt das Aergste befürchten. Wenn die hervor ragendsten Geister der Regierung, Eastelar, der ehrliche Idealist, ohne dessen zündende Rede die republikanischen Theorien schwerlich in dem dazu gänzlich unreifen Spanien so verbreitet worden wären, und Figueras, dessen Organisationskraft allein die Republik vielleicht vcr wirklicht hätte, jetzt an die Luft gesetzt werden, da sie schon als eine unerträgliche Fortschrittsbehinderungsmaschine erscheine», so ist an einen Halt auf der schiefen Ebene nicht zu denken. Genau so, wie Eastelar und Figueras die monarchische Regierung in gesetzwidriger Weise auflösten, so werden sie jetzt von den noch weiter links Stehen den vertrieben. Abermals wimmelte Madrid von Bewaffneten, Pro klamationen bezcichneten die Regierung als Reactionare, nur der Rücktritt der Minister verhinderte den Straßenkampf. Figueras hatte zum Schutze der Regierung die Gensdarmcrie aufgeboten; das seuveraine Volk ließ sich diese Anmaßung natürlich nicht gefallen. Jetzt flieht Figueras nach Frankreich, wohin sich schon die von ihm Gestürzten geflüchtet haben. Wie lange wird es dauern, so gelten die neuen Gewaltinhaber abermals als verstockte Reactionare, so werden die theoretischenSocialisten von denpractischenCommunisten abgelöst und diese wieder von den Anarchisten verdrängt, bis der lintseste Flügelmann seine sämmtlichen Vordermänner über die Py renäen geschoben hat und unter dem schönen Wahlspruche: Ordnung und Freiheit, d. h. Anarchie und sociale Liquidation, schaltet oder aucb der S«riich Gäthe's sich erfüllt, an den die „K. Z." mahnt: Ich habe gar n.cytö wider die Menge; Doch kommt sie einmal Inö Gedränge. So ruft sie, um den Teufel zu bannen, Gcwlß die Schelme, die Tyrannen. Locales und Sächsisches. — Der pensionirte Controleur bei dem Hauptsteueramte Plauen, Alliner, hat das Ehrcnkreuz des AlbrechtSordens erhalten. — Se. Majestät der König wird, nach dem „Dr. I.", Ems am 17.Juni früh 0 Uhr verlassen, nach genommenem Nachtquartier in Eisenach am 18. Jizni Nachmittags i/,2 Uhr in Leipzig und von da mit Extrazug in Riesa eintreffen. Von Riesa begiebt sich der König, ohne an diesem Tage nach Dresden zu kommen, mit I. M. vcr Königin nach Jahnishausen, wo am 18. Juni die Tafel statt-! Mannes Einhalt zu thun. — Dcr Kaiser von Rußland hat am 12. d. in Ems in Be gleitung des Grafen Adlerberg dem König von Sachsen einen Be such abgestattet und seine Trink- und Aadccur bereits begonnen. Das ihm zu Ehren veranstaltete Abcndfcst verlief in glänzender Weise. — Hinsichtlich der Wiederbesctzung der Stellung des zum Oberhospredig r berufenen EonsistorialrathcS Oe. Kohlschüttcr hat dcr Stadtrath sein Augenmerk namentlich nusHerrn Superintendent Franz in Annaberg gerichtet und schlägt denselben sannnt einem an deren ungenannten Bewerber dem Kirchenvorstande der Kreuz- parochie vor. Superintendent I>e. Meier, welcher zunächst in Aus sicht genommen worden war, bleibt, dem dringenden Wunsche der Fraucnkirchcngemcinde nachgcbcnd, in seinem Amte. — Der Stadt-Eommandant, General-Lieutenant v. Harck-n, Crcellenz, hat einen längeren Urlaub angctreten und verficht näh rend dieser Zeit der Eommandcur der 1. Eavalerie-Briaade, Gene ralmajor v. Earlowitz, dessen Geschäfte. — Allen öffentlichen Briefkasten, welche seither innerhalb des deutschen Postgebietes im Gebrauch sich befanden, haftet trotz aller Verbesserungen, die man nach und nach an ihnen vornahm., noch so manches Fehlerhafte und Unvollkommene an, von dem als Haupt sächlichstes hcrvorzuhcben wäre, das; cs erstlich Frevlern möglich ist, mittelst zugespitztcr oder behalter Instrumente, ja einfacher Leim ruthen rc. Briefe hcrausznziehen; daß cs ferner gewissenlosen Post- bediensteten keine sonderliche Mühe macht, die Sammettaschcn trotz des oben an denselben angcbrachlcn Verschlusses beliebig zu entleeren, ist nichts Neues. Drittens ist die Eontrole über rechtzeitige und all- seitige Abholung dcr Bricfbcutel — wcnn auch nicht nnthunlich — so doch unsicher, und daß endlich das Geschäft des Sammelns ttvic z. B. in Preußen mit den gußeisernen Kästen z. Z. noch als um- sländlich und zeitraubend sich erweist, ist genugsam bekannt. Der intelligente Gcncralpostdirccwr Stephan nun stellte vor längerer Zeit schon dcr Technik die Preisaufgabc, einen Briefkasten zu erfin den, der allen berechtigten Anforderungen entspricht, welche Sicher heit wid Vereinfachung der Benutzung an dieses moderne Möbel stellt. Einem sehr befähigten jungen Manne, vem auf hiesigem Polytechnikum studireudcn Theodor Bode aus Cassel, ist es endlich gelungen von überall her, namentlich auch aus Schweden sind Mo delle eingesandt worden, die sich nicht bewährt haben , die gewiß schwierige Aufgabe zu lösen, und unser wackerer Schlosser Schwab, vcr seine Meisterschaft in der praktischen Mechanik schon öfters be währte, fertigte einen Briefkasten an, der den Intentionen Stephans entspricht und in wenig Tagen nach Berlin abgeht, um von da aus auf die Wiener Weltausstellung zu wandern. Der Briefsammler bekommt hinfort gar keinen Brief mehr zu sehen, indem durch cm dreimaliges Herumdrehcn des Schlüssels die Böven dcr Bnes tasten sammt den Deckeln dcr Sammelkästen sich innerhalb der eisernen Wände erst gegenseitig öffnen und dann von selbst wieder schließen ; auch kann der Sammler in Zukunft auf einem größeren Perkebrs- gebiete in viel kürzerer Zeit mehr Briefkästen als bisher in einen einzigen Sammclkastcn entleeren. Sodann ist die Eontrole sicher und genau; denn mittelst einer cinsachcn, aber äußerst sinnreichen Eonslruetion controlirt sich der Kasten dadurch selbst, daß beim Auf schlüßen die Marken mit der Zeitangabe in den Bricfbcutel fallen. Endlich — und dies dürste die Hauptsache sein — ist eine Entwen dung der Briefe, sobald sie einmal cingcschobcn sind, Seitens Unbe rufener geradezu unmöglich, da ein sog. Vriefal greiser jedem In strumente — und wäre dasselbe auch mit dein größten Raffinement erdacht — unter erschwerenden Umständen wohl das gewaltsame Eindringen gestattet, aber das Zurückziehen mit einem Briefe faktisch unmöglich macht. Herr Schwab ist dem Vernehmen nach gern erbötig, die Besichtigung dieses Briefkastens Denen zu gestatten, welche sich für die Sache wesentlich interessircn sollten. — 10,000 Gulden ärztliches Honorar erscheint nach unserer neulichcn Mitthcilung selbst für die Herstellung eines siechen Leibes als zu hochgegrissen; wie dasselbe jedoch als eine dcr Krankheit, den Personen, Umstanden und dcr bewirkten Lebensrcttung ungefähr an gemessene Forderung sich herauszustellen im Stande ist, wird sich aus dem Nachstehenden ergeben. Wir schöpfen diese Thatsachen aus einem Einblick in die zwischen dcr Familie des Gchciltcn und dem behandelnden Arzte gewechselten Briefe, die uns jener Arzt aus der Umgegend von Dresden unter dem Motto: Erscheint dcr ersehnte Arzt — so ist er ein Engel, Hiltt derselbe — so ist er ein Gott, Sendet er aber die Rechnung, so giebt es — eine Obervormundschaft. vorgelcgt hat. Sehen wir uns also die Kehrseite der Medaille an! Der in seiner Specialität weitrenommirte Arzt behandelte seit 1809 mehrere Glieder einer gräflichen Familie Böhmens, deren hocharistokratischer Stammbaum mehrere Jahrhunderte weit zurück reicht und von dein einer der Ahnen eine der bedeutendsten Rollen in der Geschichte Oesterreichs gespielt hat. Insonderheit wurde ihm oberhauples täglich vor Augen, an den Arzt, der ein anderes Glied ihrer Familie von der gleichen entsetzlichen Krankheit befreit hatte. Obwohl zweifelnd, ob seine Kunst hier noch retten könne, verschloß der Arzt sein Ohr nicht vor den immer dringlicheren Rusen des ge ängsteten Mutterherzens und verstand sich dazu, die Cur zu über nehmen Mil Hintansetzung einer sehr ausgedehnten, sehr einträg lichen Praxis reiste er, dein telegraphischen Rufe folgend, nach dem gräflichen Scl/osse in dem benachb-rten Böhmen ab. Dort führt« er die Nttlung -.nd vollständige Heilung des unglücklichen Jüng lings durch. Die Behandle» g erstreckte sich natürlich auf Wochen hinaus; der Arzt blieb mitunttr 2, 3, 4 Wochen auf dem Schlosse und hatte die F eudc, nicht nur ein Menschenleben dem sichern Tode zu entreißen, sondern au e, der Familie ihren Majoratsherrn zu er halten Die Heilung war nicht blas mit Anwendung der ärztlichen Mittel, sondern au ^ durch Verrichtung zahlreicher Dienstleistungen gcaenüber d n Patiuiten verknüpft, die weit ab von den Verpflich tungen eines Arztes liegen. Ja noch mehr: nicht blos der junge Graf, auch die Mutter iGd die Dienerschaft bediente sich der Erfah rungen des Arztes, der ihnen wie ein von Gott gesandter Engel er schien. M't den unsäalichslenDankcsbethcuerungcn wurde, nachdem das unmö"tich Sch ffrende ih i gelungen, der Arzt entlassen und ihm wiederholt, was ihm vor Uebernahme der Cur zugesichert war: er möge fordern, was er wolle — dem Lebensretter werde man nichts obschlagen. Um jedoch sicher zu gehen, befragte der Arzt den Schwager dcr Mutter des Geretteten: welche Summe er wohl fordern solle i — Fordern Sie ganz nach ihrem Ermessen, fordern Sie viel! — Sind 10,000 Gulden wohl zu viel? — Wo denken Sie hin? Ich finde diese Summe für solche Dienste und bei dem Reichthum de> Familie für sehr bescheiden. — Es erfolgte die Forderung. Statt der Honorirung derselben aber langte ein sehr kühl gehaltener Brief oes Geretteten an, der den Arzt an die Obervormundschaft verwies. Der Abstand im Tone dieses Briess zu den früheren ließen dcnArzt nichts Gutes ahnen. Bisher die überschwenglichsten Dankcsworte, die bis an den Tod dauernden Freuiidschastsbetheucrungen, die Bitte: nichts von Hochgeboren zu schreiben, sondern ihn beim Vornamen zu nennen, und nun: Verfechten Sie Ihre Sache bei der Oberver- mundschaft! Der Arzt wendete sich in einem längeren Schreiben an die Gräfin, stellte ihr vor, was er gethan und daß die Vormund schaft doch nichts darüber zu sagen habe, wie er die Gräfin selbst und ihre Dienerschaft seit drei Jahren ohne jede Honorarzahlung ärztlich behandelt u. s. w. Es erfolgte hierauf eine Erklärung der Ober Vormundschaft, in der sie dem Arzte 1500 Gulden anbot. Als dar auf ein ziveites Schreiben des Arztes an die Gräfin die Bemerkung enthielt: was die Welt dazu sagen würde, wenn über diese dclicaten Verhältnisse etwas ins Publikum dränge? war die Antwort ein Schreiben eines hiesigen Advocaten, daß der Arzt wegen versuchter Erpressung venuncirt worden sei. So steht die Sache. Ui-'ere An sicht ist die, daß es ärztliche Hilfsleistungen giebt, die mit keiner Summe Geldes ausgewogen werden können,- daß daS Motto de- Arztes ein zutreffendes ist und daß die Pflichten, die gewisse höhen Gesellschaftskreise gegenüber dem Arzte in der Roth übernehmen, nach bewirkter Rettung oft vergessen werden. — Das Handelsgericht zu Leipzig hat am 14. in dem Monstre? processe der deutschen Genossenschaft dramatischcrAutoren undCom- ponisten gegen den Tirector des Leipziger Stadltheatcrs, Friedrich Haase, das erste Erkenntniß publicirt und demgemäß den Beklagten auf Grund des ReichsgesctzcS vom 11. Juni 1870, das Urheberrecht von Schriftwerken u. s.w. betreffend, unbedingt verurthcilt: 1)Hrn. Rod. Benedix, 2; Frau W. v. Hillern geb. Birch zu Freiburg i. Br. als Rechtsnachfolgern! der Charl. Birch-Pfeiffer, 3) Hrn.C.v.Holtei, -1 Hrn. 1)r. Müller v. Königswinter, 5, den Lortzing'schen Erben, und 6, Hrn. K. Voltz in Wiesbaden, als Rechtsnachfolger Richard Wagncr's, und zwar wegen unbcsugterAufführung der dramatischen Werke „DerPhlegmatiSmus", „D'e rclegirten Studenten", „Aschen brödel", .Die Hochzeitsreise", „Das bemooste Haupt", „Das Lü gen", „Der alte Magister", „Die zärtlichen Verwandten", „Ein Lustspiel", „Die Dienstboten" :e.. „Die Waise aus Lowood", „Die Grille", „Dorf und Stadt" rc„ „Dreiunddreißig Minuten in Grüne berg", „Sie hat ihr Herz entdeckt". „Undine", „Ezar und Zimmer- inann", „Der Waffenschmied", „Lohcngrin", „Der fliegende Hol länder" und „Tannhäuser" — die olle Bruttoeinnahme von jeder. Aufführung ohne Kostenabzug und, was die nicht den ganzen Abend ausfüllenden Werke bctriffi, einen entsprechenden Theil der Brutto einnahme als Entschädigung zu zahlen. Theilwcise und was die Ansprüche der Herren Feldm. n u. Gen. betrifft, ist die Klage an gebrachtermaßcn abgewiesen worden. Ueverdies ist Dir. Haase noch verurthcilt worden, die durch seine Streitankündigung der Stadtge- meindc Leipzig und Dir. Heinr. Laube in Wien erwachsenen Kosten, soweit sie restitutionsfähig, zu erstatten. — Bekanntlich sind durch die Neichsgewerbeordnung vom 21. Juni 1869, conform deni vorher geltenden sächsischen Gewerbegesetz, alle Verbote und Strafbestimmungen gegen Arbeitgeber und Arbeit ein junger, noch minorenner Graf zur Behandlung übergeben, auf f nehmer wegen Verabredungen und Vereinigungen behufs der Er finden wird. dessen Wiederherstellung die Familie einen um so höheren Werth legte, als derselbe der künftige Majoratsherr einer Herrschaft ist, deren Werth mit 25 Millionen Gulden nicht zu hoch geschätzt wird. Wenn cs dem Arzte nicht gelang, den bis zum Tode siechen Körper des unglücklichen jungen Grafen, der immer weiter um sich fressen den heimtückischen Krankheit zu entreißen, so waren die Hoffnungen der Familie: daß von dem künftigen MajoratShcrrn ein fröhlich auf blühendes Geschlecht von Erben dereinst ausgchcn und dcr bedeutende Familicnbesitz nicht an eine verwandte Linie fallen werde, sie waren vernichtet. Der junge Graf wankte einem sichern Grabe hoffnungs los entgegen; drei, vier der renonnnirtesten österreichischen Aerzte hatten das Beste ihrer Wissenschaft und Erfahrung vergebens auf- geboten, um den weiteren Zerstörungen der Lebenskraft des jungen Die gräfliche Familie wendete sich in ihrer Angst, das Schwinden der Kräfte ihres künftigen Familicn- langung günstiger Lohn- und Arbeitsbedingungen, insbesondere mit telst Einstellung der Arbeit und Entlassung der Arbeiter, aufgeho ben. Doch bedroht 8- 153 des Gesetzes Denjenigen mit Gefängniß- strase bis zu drei Monaten, welcher Andere durch Anwendung kör perlichen Zwanges, durch Drohungen, durch Ehrverletzung oder durch Vcrrnfserklärung bestimmt oder zu bestimmen versucht, an solchen Verabredungen theilzunehmcn oder ihnen Folge zu leisten, oder An dere durch gleiche Mittel hindert oder zu hindern versucht, von sol chen Verabredungen zurückzutreten. Neuerdings ist das königliche Bezirlsgkkichtsamt hier in die Lage gekommen, diese Strafbestim mung gegen vier frühere BraugcselleN des Hofbrauhauses hier, Na mens Schimpc, Vogel, Wendt und Jahn, anzuwenden. Der Fall war folgender. Am Vormittag des 3. Mai d. I. verlangten im hie sigen Hofbrauhause von acht Braugesellen sieben eine Lohnerhöhung von 10 Thalern monatlich, und als ihnen diese Forderung nicht so.
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