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- Erscheinungsdatum
- 1873-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187306161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730616
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730616
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-06
- Tag 1873-06-16
-
Monat
1873-06
-
Jahr
1873
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E vlrrtellährF lich Ab, Ngr., durq dt« V°I» « «>r. llinjll»« ^ »ummern I N»r Auslage: »I,«» <tzem»k. tn>r die «iickgade einge« tv>b>" »aniilcrivte ptaait itch dt« Redaclld» ' «licht verdindlich. Vnseraten-Annahme a«»> Möetd: A„»»,»t,in aiut Vogler in Hamburg, ver. Un. Wien, Lei»«»,. Hasel, »"»lau, yranNurt a. M. — tiuch Uö», in Berlin, Leidjia, Wien, Hamburg, granlsurt a. M.. «lln- chrn — v»ad« « c». in Lranlfuet a. M. — r-, A»I»t in Lliimntg. — N»- >»», luliltt«, vu»i«, » V» tn Part». (.7 Tageblatt für Unterhalttmg and Geschäftsverkehr. M! '"s.i «udwartig« itllnExn- Auslrage ban UN» unde- lannteN Airmen u. Per» sonea inserire» wir nur «egen ' tzadiung Pmnu dur« Marien »der - Druck und Stgrnthum der Herausgeber: L'tepsch <ir Netchardt in KresbeN. Derantwortl. Redaeteur: Illliv» Nrichar-1. 16r"Acht;ehnter Zlahrgang^ Mltrcdcicteur: Lr. kkuilt Für bciö Feuilleton: TresvenVNontag, Itz.Jmii 187.4. Tagesgeschtchte. Deutsches Reich. Im Bundesrathe fand eine Besprechung über die preußische Borlage wegen des Staatspapiergeldes statt, die zu einer allseitigen Verständigung führte. Es bestätigt sich, daß der Geheime Oberregierungsrath Wagc- ner sein Pensionsgesuch eingereicht hat. Die Landstünde von Hcssen-Darmstadt beschlossen, eine Glück wunsch-Adresse an den Großherzog anläßlich des Regierungs-Jubi läums zu richten. In München constituirte sich am 10. Juni der definitive wei tere Ausschuß für das zweite deutsche Sängerbundcsfest, Das Fest soll in der zweiten Hälfte des Monats Juli im Jahre 1874 "und zwar im Glaspalaste zu München- abgehalten werden. Der Schah von Persien hat sich auf den, Bahnhofe von Her besthal an der belgischen Grenze von den ihin zur Begleitung beige gebenen preußischen Generalen und höheren Beamten verabschiedet und Sr. Majestät dem deutschen Kaiser für die ihm gewordene Auf nahme nochmals seinen Dank ausdrücken lassen. ' Oesterreich. In einer Versammlung von Banquiers und Vertretern von Bankhäusern, die unter dem Vorsitze des Finanz ministers stattfand, wurde beschlossen, einen unbegrenzten Fonds zu beschaffen, um dem Sinken der guten Effekten durch Aufkauf oder Belehnung derselben Einhalt zu thun und die Wechsel von Rauf leuten und Industriellen eskompliren zu können. Die baarcn Mittel des Fonds werden durch von der Nationalbank zu eskomptirende Aecepse beschafft. Der Vertreter der Nationalbank erklärte die Be reitwilligkeit der Bank, die an dieselbe herantretenden Ansprüche zu befriedigen. Zur Durchführung der Beschlüsse wurde ein Eomite «ngesetzt, in dem auch Rothschild vertreten ist. Die Regierung ist ferner entschlossen, die bisher gesetzlich auf ein Jahr normirten Li quidationstermine für liquidirende Gesellschaften in, Verordnungs wege auf 3 Monate hcrabzusetzcn, sowie bei Liquidationen und Fu- sionirungen Erleichterungen bezüglich der Stempel und Gebühren emtreten zu lassen, — Außerdem beräth die Regierung darüber, ob nicht Börsengeschäften dieselbe civilrechtliche Wirkung beigeletzt wer den soll, wie anderen Handelsgeschäften. — Die Blätter berechnen, daß durch die Fusionirung einer großen Anzahl von Banken etwa 6—800,000 Stück Aktien aus den, Verkehr gezogen werden. Bei der am 14. d, in Wien stattgehabten feierlichen Grund steinlegung zum neuen Rathhause hielt der Bürgermeister eine An sprache, auf die der Kaiser erwiderte, er sei überzeugt, daß die sicherste Schutzwehr des Thrones und des Landes die Liebe und Treue seiner Bürger sei. Indem der Kaiser noch auf das in der Nähe zu erbau ende Parlamentsgebäude anspielte, fügte er zum Schluß hinzu: ..Möge Jedes innerhalb der Grenzen seines Kreises nutzbringend wir ken," — Die Worte des Kaisers wurden wiederholt von stürmischen Hochs begleitet. Italien. Auf die am 13. d, überreichte Adresse der Ordens generale erwiderte der Papst, er theile ihre Beschwerden über die traurige Lage der religiösen Körperschaften; zwei Betrachtungen ge mährten ihm indeß Erleichterung: daß von Gott geliebte Seelen die Trübsal erproben müssen und daß überall das Gebet wieder in Auf schwung komme. Wiederholter Tadel Seitens der Kirche gegen die Urheber solcher Thaten werde gleichfalls eine mächtige Waffe sein, r eren Gott zur Vernichtung der Feinde dev Kirche sich bedienen werde. Gpanien. In der Sitzung der Kortes wurde Salmeron mit 176 gegen 74 Stimmen, die auf Figueras fielen, zum Präsidenten der Versammlung gewählt. Die Regierung legte ihr Programm vor, wonach sie beabsichtigt, die Trennung der Kirche vom Staat -inzuführen, die Armee zu reorganisiren, die Sklaverei abzuschaffen und sonstige soziale Reformen vorzunehmen. In kürzester Frist soll eine Kommission emannt werden, um die Demarkationslinien für Sie einzelnen föderirten Staaten festzustellen. Das Budget wird nicht vorgelegt werden, bevor die Organisirung der verbündeten Staaten vollendet ist. Das voraussichtliche Deficit betrügt etwa 2800 Millionen Realen. (1 Real ^ 2l Pfge. In Granada haben die Unruhen wieder begonnen. DaS Volk widersehte sich der Abtragung der Barrikaden und forderte die Ent waffnung der Carabiniers und den Abzug der Truppen aus der Stadt. Unter dem Drucke der Freiwilligen hat dieProvinzial-Com- mission von Malaga folgende zwei socialistisch gefärbte Beschlüsse angenommen: 1) Bezeichnung von 90 Häusern zur Dcmolirung, um den Föderirten Arbeit zu verschaffen. 2- Umwandlung der Municipal-Commission in eine Commission zur Verwaltung des Vermögens aller Derjenigen, welche die Stadt seit der Ausrufung der Republik verlassen haben. Oesterreich. Wiener AuSstellungö bericht. (Von Mar Schlesiuaerln der K. I.) Seit mehreren Tagen lacht der Himmel, scheint die Sonne, saugt Mensch und Pflanze wonnig die Düfte des unterbrochenen FrühsinaS ein. Das große Thier, dle Ausstellung, find« sich ob der Witterung-Wandlung gleich sam- um Vieles wobler. Behaglich streckt cS seine vielgestaltigen Glieder nach allen Richtungen aus, putzt sich wie eine Katze von Kops zu Fuß u«w läßt die Sonne lustig aus seine» langgestreckten Leib scheinen, ueppigcr schießen die Blumen auf, lustiger plät schern die Springbrunnen, dichter wird das Laub, stärker der Blüthengeruch rina-nm, und ln erfreulicher Weise mehrt sich auch die Zahl der heimischen und fremden Besucher, die durch das böse Wetter bisher fern gehalten worden waren. An lauen Sommernachmlttagen schweift der Finke gern durch WaldeSgrim von Zweig zu Zweig, lustig schlüpft die kluge Eidechse durch das grüne Graö und selbst den kühlen Frosch duldet cs nicht lange in seiner Behausung, Kein Wunder daher, daß auch »ns arg geplagten Menschenkindern, die da gekommen sind von nah und kern, um die neue „Bürgschaft beö Völkerstledens' z» beschauen, die Lust übcrkommt. hlnauszuspringen aus dem steinernen Ge häuse der Unlversalcultur ln das Waldeögrün. daS ihr zum herr lichen Rahmen dient. Die Preise wurden im Slllgcmeinen seit einigen Tagen bedeutend zurückgeschraubt, so daß sie das Niveau peö Gjsvöhnlicheu nicht all zu sehr überragen. Mirtbrn sielen um 20—25, pCt., Butter um 30, Spargel sogar um 100 pEt., und auch den Fiaker bat ein menschliches Rühren erfaßt, seitdem er gewahr wurde. daß nicht säunntliche Bewohner Asiens und Airikao ihre Eiephantc» und Kamcelc im Stiche ließen, um »ach Wien zu lausen und sich seines Fuhrwerks zu bedienen. Ob wir diese ersrculiche Wandlung der naturgemäßen Reactlon, der Ent täuschung über den bisher noch schwachen Fremdcnzufluß oder der Börscntrise zuzuschreiben haben, bleibe dahin gestellt. Kenner hiesiger Verhältnisse versichern, daß der Dank dasür am aller meisten dem letztgenannten Ereignisse gebühre. Diese Krise! sic hat sichtbar tici Angegriffen in alle Verhältnisse, tiefer und ver heerender als ich es für möglich gehalten hätte. Plan hört da rüber die wundersamsten Geschichten erzähle». So unter Anderem, daß einem einzigen Wagcnsabrikanten 7V neubcstellte Wagen aus dem Halse bleiben, weil deren Besteller ruinirt sind; daß einige stattbekannte, fürstlich auögestattcte Wohnungen sehnsüchtig nach Micthern ausschauen; daß der größte Theil des Ballets herren los geworden ist; daß die Zeitungen die Rückwirkung der Kata strophe i» ihren Anzeigen mächtig verspüre»; ja, daß sogar die Marktweiber sich aus die Krise bcrwen, wenn sie ihre Eier woblleiicr loöschlagc». Biele behaupten, daSSchwerstesci Überstunden,währcnd Andere noch Schlimmes für die nächste Zukunft in Aussicht stellen. Den Mitgliedern der kaiserlichen Familie, ihren hohen Gästen und den Ministern gestaltet das Leben sich doch bei Weitem mühevoll unterhaltender, alü den übrigen Geschöpfen. Daß sie überhaupt unter all' den Hofseiten, Wettrennen, Ausstellungobcstichen, Ein- vfangöcercuwnie», 'Ausfahrten, Soiröed, Besuche» nnd Gegenbe suchen nicht zusammcnbreche», ist ein wahres Wunder. Das Empfangen hoher Gäste besorgt fast ausschließlich der Premier, Gras Andrassn. Der Ton ist ei» ungezwungener, trotzdem cS selten an einige» Erzherzogen und Erzherzoginnen fehlt und un- bestcrnte Mcmchcn zu den äußersten Eurivsitäten dieser Versamm lungen gehören. Klan trennt sich in der Regel gegen Mitter nacht, und dann wird es still in den Sälen, die seit Metternich'S Zeiten solch' glänzende Gastfreundlichkeit nicht wieder gesehen ha ben. Freundlicher gestaltete in den letzten Tagen sich auch der jenige Theil des AuöstellungSplatzeS, der die perschiedencn Pa pillonö in sich schließt. Ich spreche nicht bloö von den Speisc- pavillonö, die einander im Grunde ziemlich ähnlich scheu, obwohl ln dem russischen etwelche Nationalgerichte von Dienern in russi scher Landestracht und im amerikanischen alle, bei unseren trans atlantischen Vettern beliebten Eisgetränke sammt den obligaten Strohhalmen von leibhaftigen NiggerS ausgrtragen werden. Diese Species von Anhängseln kennt man aus den trüberen »Ausstell ungen in London und Paris zur Genüäe. Wer niemals geeisten SberrtttvernrittUft. eines SttoMlmrs «sich sog, nie russische Fischsuppe und ungarisches Ghulasfleisch kostete, niemals Bekannt schaft mit stetcrschen Weinen und illyrischen Mädchentrachtcn machte, dem mögen bstse Allotria recht viele Vergnügen gewähren. Wirklich Neues aber und Niedagewesenes würde man auch in dieser Sphäre vergebens suchen. Unter all' den mannigfachen Speisepavillonö ist kein einziger, In dem auch nur Rhinozeroö- Knöchclcheu oder MensLenflcisch zu kriegen wäre. Lassen wir diese Speisepavillonö somit ruhig bei Seite, um uns den Cultur- pavillonS zuzuwcndcn. Viele davon sind artige Spielereien und nicht mehr, wogegen wieder viele willkommene Belehrung bieten. So erwähne ich für Schulmänner: daS schwedische SchulhauS, welches auf allen Weltausstellungen regelmäßig wiederkehrt; ihr Jagdlicbbabcr: das schwedische Jagdhaus; für Mütter: den Pa villon dcö Kindes; iür Kinder: das Jndianerzelt; für Leberkranke: den Pavillon der österreichischen Hellguellen; für Gesunde: den Sanitäts-Pavillon; für Bolkstrlbunen: das englische Arbeiter wohnhauS; lür Autodidakten: den deutschen Unterrichts-Pavillon; iür Unermüdliche: sämmtllche Kessel- und Bauernhäuser. Letztere bilden ein kleines, artiges Dörfchen, welches nicht leicht zu finden ist «es liegt hinter der Kunsthalle gen Ostens und einen flüchtigen Besuch verlohnt. Friedlich neben einander wohnt dort der wiedcr- gewonncne clsässische Bauer »eben dem deutschen Bruder, der Slowake und Croate neben dem Vorarlberger und Magyaren, der siebenbürger Sachse neben dem ungarischen Szckler desselben Landes. In ictem dieser Häuser lassen sich deren eigenthümliche Bauarten, Geräthschaiten, Möbelstücke, Stubciivcrziernngen re. recht gut studlrrn; desgleichen die in ihren jeweiligen Landes trachten gekleidete» Bewohner und — was für Manche» das An ziehendste sein wird — auch deren Bewohnerinnen. Dcr Aestbctik Rechnung tragend, sind behufs wohlgefälliger Darstellung der verschiedenen, zur Ausstellung zugelassciieu 'Nationalitäten durch wegs kerngesunde, stramme Familienväter nebst säuberlichen Frauen ausgesucht worden, die zuweilen ein schmuckes Töchterlcin mit sich gebracht habe». Sie empfangen die Besucher, zeigen ihnen freundlich die Stuben, die Küche, den vielgestatttgcchHanö- ratb und lassen sich auch oft bei der Handarbeit fluten, mit der sie in ihrer Hrlmcith die langen Sommernachmittage und Winter abende auSzulüllcit pflege». Es plaudert sich gar gut mit diesen Leuten — vorausgesetzt, daß man ihre Sprache versteht —, und interessant ist zu beobachten, wie verschiedentlich sie ihre Spinde» eintheilen, ihre Betten Herrichten, Ihre Küche besorgen, ihre Oeien heize» und ihre Stuben ausschmücken. Verschiedenartig wie die Gewandung, sind die Krüge, aus denen sie trinken, die Kissen, aus denen sie schlafe», die Gewebe, die sie spinnen, die allcrgcwöbnllchstcn Behelfe zum Kochen und Braten. Wenn der Vorarlberger seine Stube mit dein Portrait des Kaisers Franz Joseph schmückt, so fehlt dem sicbenbürgcr Sachscnbause tamr niemals daö Bildniß Martin Luthers. In ictem Einzelnen biö in das Kleinste offenbart sich die Verschie denheit der Race, Abstammung, geschichtlichen Uebcrliefernng und derjenigen Angewöhnungen, die theilö aus dieser, tb ilö aus kll- makischeu Geboten zu StamnirSgksetzcn geworden sind. Deshalb lohnt sich, wie oben bemerkt, ein Gang durch diese Bauer'Häuser vortrefflich, wird Manchem vielleicht anziehender erscheine» als eine Wanderung durch die Maschinenhalle, oder durch die unab sehbaren Reihen von Glasschränken, i» denen gebleichte imtuu- gebleichte BaumwoUwaaren, gedruckte Kattune, vielfarbige Mvusse- line, zartfühlende Leibchen aus GesundheitScröpe und der Wirkc- waareu zahlreiches Heer ihre Helmath aufgcschlagcn haben. 'Aber trotzdem - es täusche sich Niemand über diesen Punkt - wird der Besuch ieiicö Dörfchens Im besten Falle nur ein mangelhaf tes Bild der Wirklichkeit zu geben vermögen. Denn ledein ein zelnen seiner Bauernhäuser fehlt, was nicht gut zur Darstellung gebracht werden konnte, aber nothwendig ist zum vollen Ver- ständniß; cö fehlt ihm die Landschaft und der Viebstand; der Düngerhaufen hinten lm Hofe mit den grunzenden Schweine» und dem krähenden Hahne; cö fehlt der Stallgeruch und der Pfuhl für die jungen Gänse nnd Enten; eö fehlt daö Gärtchen und der Tauhenschlag; die Kinder fehlen und die Hunde; sa, kurzum cö fehlt die jedwedem Bauernhause elgenthümliche Atmo- phäre, die kein Geld der Welt auö der Luft einer großen Haupt- tadt hcrauSzudestiUircn vermag. So hübsch daher dicscö Dörf chen sich amche» mag, bleibt es doch Immer nur ein artiges Spielzeug, ciii Kunstprodlikt, dein man den Mangel anUrsprüng- Loralcs und Sächsisches« — Ueber den Modus der Vcrtheilung der französischen Kriegs« entschädigung unter die Staaten des vormaligen norddeutschen Bundes scheint noch nichts Definitives festzustchen. ES fragt sich nämlich zunächst, wie groß die Summe sein wird, die zur Verthei- lung gelangt, resp. was Alles von derselben vorher für militärische Zwecke abgezogen wird, che es an ein Theilen geht. Dann wnd wohl auch der Vertheilungsmaßstab seine Rolle spielen. Kommen, wie eine sehr glaubhafte Lesart lautet, 140 Millionen Thaler zur Vcrtheilung, und vollzieht sich die letztere nach Maßgabe der Be völkerung, so erhält Preußen 114, Sachsen 11 Millionen rc., am wenigsten erhalten Lübeck, Schaumburg und Reuß ä. L., nämlich zwischen 200,000 und 140,000 Thlr. Wird aber der Maß stab der militärischen Leistungen im Kriege angelegt, so würde Preußen, das nebst den kleineren Contingenten einzelner Kleinstaa ten 885,000 Mann Soldaten gestellt hat, 122Millionen bekomme»; Sachsm müßte, um 11 Millionen zu bekommen, 78,(XX) Mann ge stellt haben. Es hat jedoch nur 61,000 Mann gestellt und erhielt darnach nur 9 Millionen. — Gestern in der neunten Morgenstunde brachte Herr Kapell meister W. Müller mit der Kapelle des 4. Posen'schen Jnsanteris- Reg. Nr. 59 dem Herrn Oberst von Schimpfs vor seiner Wohnung, Antonstraße, ei» Ständchen. Vier beliebte Piecen wurden wacker vorgetragen und erfreuten nicht nur den Herrn Oberst, sondern auch eine weite Nachbarschaft, die an den geöffneten Fenstern erschien. — Von so abstoßender Seite der politische Charakter der fran zösischen Nation uns Deutschen so oft entgegengetreten ist, so sehr der Krieg und die treueste Zeit uns Blicke unerfreulichster Art in den Abgrund von Leidenschaften hat thun lassen, die in dem französischen Volke als solchem kochen, um so angenehmer ist cs, Züge von Recht lichkeit , Dankbarkeit und Liebenswürdigkeit verzeichnen zu können, die an dem Privatcharakter des Franzosen als Individuums nicht selten sind. Man theilt uns von dritter Seite folgenden freund lichen Zug mit. Ein Wachtmeister der hiesigen Militär-Reitschule machte als Feldgendarmerie-Wachtmeistcr den ganzen Feldzug gegen Frankreich mit. Sein Dienst verlangt die unparteiisch«, unerbitt liche Ausübung der Polizei im Felde und zwar gegen Militärs, wie Civil. Einstmals, als er im Dienste durch ein französisches Dorf patrouillirte, vernahm er aus einem Hause wüsten Lärm und Hilfe rufe. Er sprengte in den Hof und wurde gewahr, wie zwei preußische Jäger in heftigem Wortwechsel, der in Thätlichkeiten jeden Augen blick übergehen konnte, mit einem französischen Bauer begriffen waren. Dev Feldgendarmerie-Wachtmeister erkannte sofort, daß der ganze Streit darauf beruhte, daß Soldaten und Bauern die Sprache des Andern nicht verstanden. Es ergab sich, daß die Jäger vom Bauer zu trinken verlangt, dieser aber bethcuert hatte, er be sitze keinen Wein. Die Jäger hatten dies nicht geglaubt und i», Keller ein Faß entdeckt. Der Bauer hatte sie abzuhaltcn versucht, das Faß anzustccken, die durstigen Jäger jedoch sich nicht davon ab- bringen lassen. Schließlich kam es heraus, daß in dem Fagl Tabaksbeize enthalten war, deren Genuß den Soldaten sehr «Hi pfindliche Gesundheitsstörungen verursacht haben würde. Mi««* in diesen Streit hinein kam nun der Wachtmeister, der, de- ArcwM fischen mächtig, sich den Hergang erzählen ließ und die Soldat«, beschwichtigte. Aus Dankbarkeit hat nun der französisch« BavH vor einigen Tagen dem Wachtmeister nebst einem sehr wann gehal tenen Dankschreiben ein fein gearbeitetes, silbernes Cigarren-Ietui und ein silbernes Portemonnaie übersendet. D«n Namen, di« Truppe und den Wohnort des Wachtmeisters, der im jporfe statio- nirt gewesen, hatte er sich zu verschaffen gewußt. — Der seit einigen Tagen aus seiner Wohnung auf den Scheuncnhöfcn vermißte Handarbeiter K., welcher bereits vor einigen Tagen ohnweit Kaditz vergeblich den Tod in der Elbe gesucht hatte, wurde vorgestern Nachmittag im Walde hinter dem Wilden Rann erhängt aufgcfundcn. Derselbe hatte sich seit einig« Zeit d«m Trünke ergeben, die Lust zur Arbeit verloren und war endlich ganz lebcnsüberdrüssig geworden. Er hinterlaßt ein-' Wittwe und erwach sene Tochter. — Snbl, astatlonen. Morgen werden subhastirt in den Gerlchtöämtcr»: Bischofswerda: Karl Plans HauSicrnahrung in Ringcnhain, -loo Tblr.: — Leipzig: Ernst Küttner's Mühlen gut und Bamrgut in Lützschena, 60,:si>7 Tl'lr. «freiwillig) tarlrt. — Ocsfentliche Gerichtö-Sitzung am ko. Juni. Marie Amalie Mcitzncr stand in Diensten de! dem Restaurateur Münch; mir iör war zu gleicher Zeit dort ein BicraiiSgeber, Friedrich mit Namen. ES war im Octobcr porigen Jahres, da erwachte eines schönen Morgens der bicrreichcnte Ganumcd; er hatte auf dem Sopha i» der Gaststube eampirt und silberne Ilhr mit goldener HKle und dito Medaillon am Abend vorher auf den neben dem Sopha stehenden Tisch gelegt, setzt sah er sie nicht »ichr, er suchte die ganze Stube aus. keine llbr ließ sich erblicken. Sin» wurde von Friedrich Lärm geiclstagcn und mit vereinten Kräften, d. b. Frau Münch und die Meitzner und Friedrich, die Sucl,erci fortacsept; auch jetzt blieb alles Recherchlren erfolglos nnd keine Rettung alS die Polizei. Kaum war dies letztere iupaltschwere Wort an'SObr de, Meitzner geschlagen, da kam die Uhr n. s. w. plötzlich nun Vorschein. Sie hatte, so lautete die Aussage dcö Mädchens, in einem Loche des Spiegelsophas ge- legen, icdensallö habe sich ein Kerl cingeschlichen und darunter sein Nachtauartier aufgcschlagen; cs ergab sich aber deutlich, daß dies nicht batte sein könne» und der erstinstanzliche Richter er kannte gegen die Mcitzncr wegen Diebstahl auf eine Gefangnjß. strafe ln der Dauer von Wochen. Staatsanwalt Assessor Leonhards beantragte Aufrechtcrhaltnng dieses Bescheide- und das Mlchtcreolleglum entschied in diesem Sinne. - Herr Theater Direktor Joseph Ferdinand NcSmülIcr will mit Frau und Auf wartung In daö Sommertheatcr des Große» Gartens. DerPokt« platz Ist cö, den er als Ort der Droschkenbcstclgung erwählt hat aber er schaut sich ringsum, kein solches Vcblkel Ist z« erschauen Doch halt, da kommt eins von der Slnnenstraße daher. Frau Neömüller redet den Führer Earl August Kölbe an, der schein« zchen betreten hat, aus denen es zusammengesetzt ist. ^beginnt sein Pferd zu tränken. Jetzt tritt NeSmüyer auf
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