Suche löschen...
- Erscheinungsdatum
- 1873-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187306152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-06
- Tag 1873-06-15
-
Monat
1873-06
-
Jahr
1873
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
arlcktint »«glich sriii, 7 >lgr ,n dcr e p, p!artci»na»e l^. Avon- »cmcnlepvei« uieUeyallr- ltch 'N„r.. l-nrch die Po>> L7 Ngr. Si»jrl»e Nummern > Ri». AuNage: ^xcmpl. L>ir die Riickgnbe einge- jnndier Manuscripie inaidl sich die »ikdnciisn »ich! verduidiich. Jnl-rani-SIunaemc ou»« w'ilo lUtit-eu ku ui«« Vuginr i» Humdnig, Ber lin. L-iieu. ^cipri.,. Bai-I, vre»!»,,. !<rnnliurl M. — Nu«. ii-ouu in Berlin, Leipzig. Wien. H>„» > rg, straulsiiri a M. Mün chen. — l)unp« L ( u. in Nrimlfiirt » M. — l r, vochi >n Ldemm?, — tlu- Li. l-ztliis, NuIUui k 0«. in Pari». TaMatt sür Unterhaltung und GeWstsverkehr. Snseeniepi Drude l« unaeno »t» »i>.» UI,r.«,nnl»r »«I MMagg u M. Jl »eujzudl: gr-de tilosle»» guise d di» Add. d U»r. Der Ruum einer ei» ipalltue» Prtiizeiie lode» iS PIkl. dinäesandt d-« Zeile « SIg«. Eine Garantie sür da» nächsliägiae itrsche,- neu der Inserate wrrd ^ nicht gegeben. Sluiwärtlge Annoneen- «luslrage von un« unde- kannlen Firmen u. Per sonen tnlcrlrrn wir nur gegen Pränumcrando- Zadlung durch Brtef- marlen oder Poneintnn- lung. U Silben losten 1>'o Nar Answärr're kiinuen die Zahlung auch «ns eine rrebdnertzirui» »nweisen. Die Exp. Sir. 1<»6 Achtzehnter Jahrgang. «-ruck und Eigenthum de« Herausgeber: Ltepsch L Reichardt in Dresden. Verantwort!. Redacteur: Julius Neichardt. Dresden» «onntag, I.». J»„! 18731 Mltredactenr: l)r. I.nitl »lvro.v. Wr daö ,Feuilleton: r-««I»vt« ii»rru»»»u. Politischrö. Bon dem Vorwürfe, daß sie unreelle Geschäfte, Scheinabschlüsse und Schwindel aller Art durch Nachsehen undGeschehenlasscn unter suche, wird sich die österreichische Regierung schwerlich reinigen tön neu. Jeder Tag, den die wiener Börse verlebt, bringt dafür neue bestätigende Thalsachcn. Der „größte Fructificirer des Aaargeldes", Placht, ist, verwünscht von tausend Betrogenen, verhaftet; aber Ver waltungsräthe, die notorisch viel Schlimmeres verübt, befinden sich aus freiem Fuße. Der Grundsatz von den großen Dieben, die man laufen läßt, ist am allerbcdenklichsten gegenüber den Größen jener räudigen Sippe von Gcldjobbern, welchen die ganze menschliche Ge sellschaft nur ein wüster Tummelplatz ihrer rücksichtslosesten Inte ressen ist. Die österreichische Regierung dringt nicht auf die Pflicht zu liquidiren bei Banken, die den größten Theil ihres Gesellschafts Vermögens verloren haben. Sie läßt vielmehr durch ihre eigenen kaiserlichen Beamten verlogene Geschäftsabschlüsse ausstellen. Roll 8 Tage bevor die Wechslerbank in Wien mit mindestens 15 Millio nen Gulden bankerot wurde, zeigte ihre unter der Autorität eine', kaiserlichen Regierungscommissars aufgestellte Bilanz einen — Ge winn von 600,000 'Gulden. Was hat die Ueberivachung von Aktiengesellschaften und Banken durch Regierungscommissare si» einen anderen Erfolg in praxi, als den Argwohn des Publikum einzulullen- Diese Scheinüberwachung durch die Regierung hat nie mals die Schwindler gehindert, eine großartige Teufelei durchzusetzen und das auf die Solidität der Regierung vertrauende Publikum zu täuschen. Die eigentliche Geschäftswelt in Wien wußte längst, wao sie von jener Wechslerbank zu halten hatte, die in „Gründungen" eine wahrhaft kaninchenartige Fruchtbarkeit entwickelte, kühn, verwegen speculirt und damit ein verhältnißmäßig kleines Acticnkapitaldreimal hereingebracht hatte. Das Publikum ist es, das hineinfiel. Diese Fäulnis;, welche in jetziger Zeit in so erschreckender Weise in Oester reich zu Tage tritt, die Eorruption, welche Alles, was eigentlich zum Hüter der guten Sitten, der Redlichkeit und Gesetze geboren ist, an gefressen hat, wird und muß sich dereinst in den schweren Stunden die jedem Reiche einmal beschicken sind, bitter rächen. Dem österreichischen Cultusministcr hat die Maßregelung des Wiener Bürgerschuldirector Bobies wenig Freude bereitet. Bobies hatte bekanntlich gegen den Erlaß der Regierung prolestirt, wornach die Schulkinder zu allerhand religiösen Hebungen, wie Messehören. Beichtgehen, Wallfahrten, Prozessionenmitmachen u. s. w. von der Geistlichkeit auch gegen den Wille» der Eltern und Lehrer gezwungen werden sollten. Bobies findet jedoch unter der Lehrerschaft Oester reichs kräftigen Zuspruch; auch die freisinnige Presse führt eine mannhafte Sprache gegen die Verkümmerung der Bildungszwecke der Schule. Der Minister v. Stremayr wird die berechtigten Gründe, welche Lehrer und Zeitungen gegen ihn ins Feld stellen, nicht da durch aus der Welt schaffen, daß er jedes ihm mißliebige Zeitungs blatt confiscirt. Scharf gegen pflichttreue Lehrer, ist Stremayr die Güte leibst gegen trotzige Geistliche. Die Bischöfe von Linz, Gra und Brixen weigern sich nämlich, dem niederen katholischen Kleru die Staatssubvention, welche Regierung und Rcichsrath bewilligi baben, unter anderen als den von den Bischöfen gestellten Beding ungen zukommen zu lassen. Ist es schon eine Schmach, daß di> reiche katholische Kirche Oesterreichs die niedere Geistlichkeit, die der beschwerlichen Dienst der Seelsorge oft unter d;n größten Mühselig leiten und Entbehrungen versieht, hungern läßt, während die Bischöfe und Aebte an den reichbesetzten Tafeln des Lebens schmausen, so würde, wenn die Regierung denBischöfcn dieVertheilung derStaats Unterstützungsgelder völlig anheimgäbe, eine noch viel größere Unter jochung der armen Geistlichen unter die Willkür ihrer Oberen die Folge sein. Die Geistlichen werden sich nun, mit Umgehung ihre» Bischöfe, direct an die Regierung wenden müssen, um an jenen be scheidenen Aufbesserungen Theil nehmen zu können. Gekaufte Blätter hat es unter jeder Regierung in Frankreich gegeben. Aber so schamlos ivie das jetzige Käbinet hat es noch kcins getrieben. Keine ivagte es, ihre Beamten anzuwcisen, „den Preis zu erforschen, den eine Zeitung für die wohlwollende Unterstützung der Regierung verlangen könnte". Das geschieht von einer Regierung, die alle „ehrlichen Leute" zu ihrer Unterstützung aufruft! Selbst dem Paul von Cassagnae, der doch wahrhaftig kein Heiliger, ist dies zu toll; er fragt: ob er sich über solche kindische Sprache mehr ärgern oder ob er lachen solle - Bei solchen Zuständen wird das Gewissen abgestumpft und die Heuchelei auf den Thron gesetzt. Frankreich wäre wahrhaftig eines besseren Looses werth! Bemcrkenswerth ist es, daß die Bonapartisten jetzt gegen die Regierung schreiben. Mac Mahon weist nämlich die Umsturzpläne der Anhänger Napoleon IV energisch zurück und will den erledigten Posten des Ministers des Innern nicht mit einem Bonapartisten besetzen. Der Telegraph hat in den letzten paar Tagen seine eigenen Nachrichten über Spanien förmlich zu Tode gehetzt. Kaum konnte man sich durch lautes Nachlesen der Namen des neuen Ministeriums von dem sonoren Wohlklang derselben überzeugen und so mindestens vom akustischen Standpunkt aus eine gewisse Voreingenommenheit für die sonst ganz unbekannten Herren gewinnen, so stolpert schi ente zweite Depesche herein und ineldcte, daß das kaum gebildete Staatsretter-Kabinet schon wieder zum Styx hinabgcsticgcn sei, und nach den neuesten Meldungen sehen wir wieder ein Ministerium mit einigen aus der Reihe der „Unversöhnlichen" entnommenen Elemen ten „verstärkt" am Ruder. Die Minister find in großer Ver legenheit, ob sie Millionen Papiergeldes mit ZwangScourS ausgcbcn oder eine Zwangsanleihe aufnchmen sollen. Und als ob des Wirr warrs in dem unglücklichen Lande noch nicht genug wäre, so hat sich der Carlistenführer Santa Cruz von der Sache des feigen Don Carlos losgesagt und die katholische Republik mit Cabrera als Präsidenten ausgerufe». Er kämpft, plündert, mordet, requirirt und petrolisirt auf eigene Faust. 'Näheres über diese originelle Persönlichkeit bietet die„Tazesgeschichte". Im deutschen Reich wird die hirnverbrannte Sprache, welche ^ und einer der Zahl nach schon angedeutetcn Menschenmenge bedeckt, das Leibjournal des Papstes über unfern Reichskanzler führt, ihre > Alles sah hinab auf die riesige Fläche, auf welcher kleine Fähnchen Wirkung nicht verfehlen. So muß eü kommen! Nur immer geflucht i und Hürden die Bahn andeutelen. Endlich erschienen die Hof-Equi- und gezetert! Man erficht aber aus der gistigenWuth, mit der man, pagen. Die Prinzen bestiegen ihre Reitpferde und umgeben von in Rom gegen das deutsche Reich beißt, ivie verzweifelt der Papst! Generälen und Offizieren jagien sie umher, Kronprinz Alben an der seine Sache ansieht. j Seite der Frau Prinzessin Georg, die brillant zu Pferde saß. Tie Sonst wollen wir noch zweier erfreulichenThatsachen gedenken:! Kronprinzessin und der junge Prinz Frulaich August, der seiner Einmal folgt Hessen dem Vorgänge des Reichs und Preußens und! frühen militärischen Neigung durch das Tragen einer Militärmütze verlangt für seine Beamten Serviszulageu ; zum ander» hat der wür tembergischc Bevollmächtigte bei der Berathung des Liatengesetzes im Bundesrath die Ansicht seiner Regierung vertreten, daß auf die Dauer dieDiätenlosigkeit der Abgeordneten nicht haltbar sei, indessen seien vorläufig die nächsten Wahlen und die Wirkung der in Aus sicht stehenden Gewährung freier Fahrt auf den Eisenbahnen an die Mitglieder des Reichstags für die Tauer der Sessionen abzuwarten. L'ocales und Sächsisches. — Den König!. Sächs. Orden der Rautenkronc hat der Ritt meister s la suite des 2. preußischen Garde-Ulanen-Regiments Erl- grohherzog von Mecklenburg erhalten. — Der bisherige Commandant der Festung Königstcin, Gen Aut. v. Beeren, hat von Sr. Maj. dem König eine prachtvolle Por zellanvase und vom betr. Ossiziereorps ein Album mit den Photo graphien sämmtlicher unter ihm gestandener Offiziere und Beamten erhalten. — Im Reichstage spielte sich am l l. Juli gelegentlich der Feststellung der Tagesordnung für die nächste Sitzung eine für du sswerbtreibenden des deutschen Reichs iehr lehrreiche Scene ab Bekanntlich hatte eine Vertrauensmänner-Bersmnmlung bcrathen. welche besonders wichtigen Gegenstände der 'Reichstag noch verhan veln soll. Darunter befinden sich die Anträge auf Preßgesetz unl Eivilehe nicht, wenigstens nicht an erster Stelle, während gleichwohl oie Verhandlung dieser Gegenstände vielfach lebhaft gewünscht wird, und es entstand ein harter Kampf um die Frage, welchem von bei oen Anträgen die Priorität auf der Tagesordnung eingeräumt wer den soll. Dazwischen machten aber die Abg. Ackermann und Günthe, dringend geltend, daß der Birnbaum sche Bericht über die Arbeiter und Gewerbeverhäftnisse immer noch auf seine Erledigung in Reichstage harrt. Günther führte an, daß dies der wichtigste Gegen stand sei, der den Reichstag zu beschäftigen habe, viel wichtiger ak- alle anderen Sachen, die aus die Tagesordnung gestellt worden seien Widerspruch.) Man würde sich irren, wenn man annehmen wollte, daß das große Publikum in .fiiner Majorität mit den Arbeiten der Reichstags zufrieden sein würde, wenn derselbe diese Frage unerle vigt ließe. Ackermann machte darauf altfmcrksam, daß der Gegen stand schon wiederholt abgcsctzt worden, und da in jeder Woche nui ein Tag für Petitionsberathungcn bestimmt ist, zu fürchten sei, das überhaupt gar Nichts geschehe. Dem Berichterstatter Birnbaum, de; bekanntlich die Petitionen unserer Gewerbe und landwirthschaft liehen Vereine in den Papierkorb verweisen will, schien nnchgerad- vor seiner eigenen Professorenweishcit bange zu werden. Er sucht- sich durch die Erklärung zu helfen, daß neuerdings wieder Petition,.» verschiedenen Inhalts in Bezug auf Arbciterverhältnisse eingegangei seien, über welche ein 'Nachbericht erforderlich scheine. Das hieße i» gegenwärtigen Stadium des Reichstags natürlich nichts Andcrcs als die Sache systematisch todtschwcigen, und erschien um so eigen thümlichcr, als schon vor einiger Zeit der Vorsitzende der Petitions Commission Kannegießer, aus Anfrage erklärte, ein Nachbcric! werde nicht erfolgen. Das Resultat war, daß zum Theil infolg, der falsch verstandenen negativen Fragstellung die Petitionen nu; gar nicht mehr zur Besprechung im Reichstage kommen werden. Üebrigenü ist es nicht wahr, daß Präsident IW. Simson vom Schal von Persien den Sonnen und Löwcnorden bekomme» hat. Es ist höchstens der journalistische Entenorden gewesen. Thatsache ist ec übrigens, daß der Schah dem Präsidenten Simso» einen Orden ver leihen wollte und zwar einen höheren als Bismarck, iveil Simson iu Reichstage höher sitzt, als Bismarck. Die vier Schriftführer, welch, Simson zur Leite sitzen hat, hielt der Schah von Persien für Po lizcibeamte, da sie zufällig alle graue Sommerröcke anhatten. Bei Hoftafeln hat sich der Schah stets gefreut, wenn Stangcnspargcl ser virt wurde, — weil man diesen mit den Fingern angrcift. Unglück licherivcise hat er die Stengel stets am Blauköpfchen angcfaßt. — Die Zahl der Abgeordneten zum Reichstag, die der jetzigen Session überhaupt noch gar nicht beigewohnt haben, hat sich in neuester Zeit bis auf 21 verringert. Es giebt nur noch 21 Abgc ordnete, die diesmal ihre Schritte noch nicht über die Schwelle des Reichstags gesetzt haben. Außer Bebel, dessen Haft genügender Entschuldigungsgrund abgiebt, ist es nur der Abg. I)r. Köchly der von sächsischen Abgeordneten ohne allen und jeden Grund fehlt, und sich auch nicht einmal entschuldigt hat. — Die Budgetcommission des 'Reichstags hat die Forderungen der Militärverwaltung für Erbauung von Militärmagazinen i» Dresden und Großenhain und eines Getreide- und Mehlthurms in Leipzig abgelehnt. Auch für eine große Anzahl preußischer ' tädte wurde die Errichtung derartiger Magazin-Neubauten, Bücke reien und ähnlicher Anlagen abgelehnt. Es wurden im Ganzen 664,000 Thlr. gestrichen. Es sollen nur 13,241,000 Thlr. für militärische Bauten und Einrichtungen aus der französischen Kricgs- utschädigung bewi^igt werden. — Wenn schon vielfach die Frage aufgeworfen worden ist, ob das Wettrennen überhaupt ein Vergnügen sei und sein könnte, oder ob man eü nicht als zweckloseste Thierquälerei bezeichnen und gänzlich beseitigen müsse, so scheint in diesem Falle leider die Volks- stimme für das Vergnügen zu entscheiden, denn trotz des ungewissen Wetters, trotz der in der Luft liegenden Gewitterschwüle, waren gestern Nachmittag wieder Tausende hinausgeströmt nach dem am Heller liegenden Cavalerie-Exercicrplahe. ' ^ Uhr war der dortige > sein, der unbefangenen Stimme, welche über die ArbeiterverhSltnisse Hügel mit einer Garnitur von vielen Hundert Equipage» aller Art sich so oft in der „Concordia" bören läßt, auch unsrerseits Gehör m -lusdruck gab, waren ebenfalls zugegen. Ter begumende Regen störte die Menge nicht. Die vorhandenen fliegenden Restaurationen fanden vortrefflichen Zuspruch und die bei solchen Belustigungen im Freien nie fehlenden Knackwürstchen mit Semmeln wurden bei den Klängen heiterer Marsche und Tänze verzehrt. Leider ist das Rennen selbst nicht so harmlos abgegangen. Ein Trompetensignal verkün dete den Beginn des ersten Jagdrennens sür Gardereiter-Osfiziere. Die Dislancej3000 Meter, Hindernisse in der Höhe von 3^/z Fuß und 10 Fuß Breite. Acht braune Pferde kämpften um den Preis; sie jagten pfeilgeschwind dahin und nahmen die Hürden prächtig, bis an der letzten des Leutnant Freiherr v. Reitzenstein'S braune Stute, l-u ^rn-erv, so unglücklich stürzte, daß der Genannte das Bei», wie wir hören am Oberschenkel, gebrochen hat. Dos Pferd blieb lange liegen, die Menge zeigte die lebhafteste Antheil- nahme, namentlich als man eine Kutsche über den Platz nach der Unglückssteilc fahren sah, von der man allgemein sagte, sie sei der Doctorwagen. Es fiürüen in diesem Rennen iroch drei Pferde, aber ohne Schaden sür sich und die Reiter. Den ersten Preis ge wann Leutnant v. Nostitz mit der braunen Stute Muschel, gehörig dem Leutnant und Tivisions-Adjmant v. Oppel; den zweiten Preis gewann Leutnant v. Strahlenheim mit seiner Stute Atö. Das zweite Rennen, Flachrennen, Tistance 1500 Meter, brachte wieder Pferde auf die Bahn. Ein Schimmel und ein Rappe bogen aus, wobei der Rappe seinen Reiter gründlich abwarf, der eine längere Weile sichtlich bemüht mar, die Glieder wieder einzurenkcn, während sein Pferd weiter trabte und von Anderen »ngefangcn werden mußte. Auch bei diesem Rennen erhielt Leutnant von Nostitz den ersten Preis. Den glücklichen Doppelsicgcr gratulirten von den Equipagen aus viele Damen und Herren. Im dritten Rennen, Jagdrennen, Distance und Hürden wie beim ersten, stürzte, soviel wir wenigstens bemerkten und hörten, eines der acht Rennpferde und ein Ulanenosfizier gewann den ersten Preis, dessen 'Namen wir nicht erfahren konnten. Zum Schluß des Pferderennens begann den Hügel herab im tiefen Sande ein Men- schenrcnnen — nach den Droschken und-Omnibuffen, denn es goß jetzt wie mit Kannen und em Platz im Trocknen war znnäHM Hauptsache, vor der jede Rücksicht schwinden mußte. — Mit dem Keime zu recht anständigem Schnupfen strömten die Tausende, die nicht fahren loimten, schimpfend oder lachend heim. Sie waren doch aber bei dem Wettrennen gewesen! — 'Nach der „N. Z." wird eine Anzahl hervorragender Abge ordnerer der liberalen Parteien kein Mandat für den nächsten säch sischen Landtag annehmen. Besonders gilt dies von Or. Rentzsch, der wegen möglicher Collifionen seiner jetzigen Stellung als Director einer Eisenbahnbaugcsellschaft mit seinen Pflichten als Abgeordneter oefiniriv auf eine Wudcrwahl verzichtet hat. Or. Rentzsch hat sich, wie auch wir sehr gern anerkennen, imLandtage als die bedeutendste ovlkswinhschaftlichc Capazität bewährt. Daß er in Eisenbahncon- ecssionssragen sehr leicht eine schiefe Beurtheilung erfahren kann, hat ihn als charakterfesten Mann bewogen, lieber nicht in den Landtag ,u treten. Daß IW. Biedermann auf das Erwerben fernerer Lor beeren im Landtage verzichtet, steht, nach demselben Blatte, ebenfalls 'est. Tie von ihm geführte Linke mag nun sehen, wie sie den Karren »'s Schulgesetzes, den er so gründlich verfahren hat, wieder hcraus- bringt. ES wirst gewiß ein cigenthümliches Licht auf seine Taktik saß er sich jetzt — empfiehlt. Auch Ludwig und Pornitz haben sich geäußert, daß sie schwerlich eine Wahl annehmen würden. Noch übler stünde es mit den Aussichten der Liberalen bei den nächster Reichstagswahlen, da die meisten der bisher Gewählten nicht wieder nach Berlin gehen wollen. Die „N. Z." meint, ihre Stellen wür- oen wahrscheinlich durch Conservative oder Socialdemocraten besetzt vcrden. — Ein höchst bedauerlicher Unglücksfall wird der „C. Z." aus Jciberg mitgetscilt. Eine dort unbekannte, 17jährige Arbeiterin flüchtet sich vor dem Rcgenwetter in die Flur eines Hauses, das einer Compagnie des Jägerbataillons Kronprinz) zum Masseuquartier fient. Einige Soldaten scherzen mit ihr und berauben sie ihrer Schürze. Das Mädchen läuft, ohne zu wissen, daß sie in eine Ka icrne kommt, ihrer Schürze nach. Nun sollen iunerhalb der Kaserne nit dem Mädchen und gegen dessen Willen unsittliche Handlungen wrgenommen ivorden sein, die wir zur Ehre unserer Soldaten nichj .'or dein Beweise der Wahrheit glauben wollen, umsoweniger, ak die „E. Z." meldet, daß sogar der wachthabende Unteroffizier diese Vorkommnisse begünstigt habe. Die gerichtliche Untersuchung ist ein- gelcitet. Hoffentlich widerlegt sic vollständig die oben angedeuteten Handlungen. — Eine der bemerkensivcrthcstcn Erscheinungen in der socia len Entwicklung derArbeit bieten die „Gewerkvereine". Ebenso heftig angegriffen, wie abgöttisch verehrt, schwankt über sie das Ur- theil Die Arbeitgeber wollen zum Theil von ihnen nichts wissen, Andere wissen sich sehr gut mit ihnen zu stellen, die Arbeiter schlie ßen sich diesen Corporationcn zahlreich an, noch mehr Arbeiter stehen abseits: die Socialdemokratie betrachtet sie einerseits als Mittel zum Zwecke der Umwälzung aller EigcnthumS-, Staats- und Familien- verhältniffe, und verwirft sic andererseits wiederum, weil in einen» großen Theile der „Gewerkvereine" Gott sei Dank! Vernunft und guter Wille stärker sind als blinde Triebe und böse Leidenschaften, gestachelt von den professionsinäßigen Umstürzlern. Da wird eS gpt
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite