Suche löschen...
- Erscheinungsdatum
- 1873-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187306140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730614
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730614
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-06
- Tag 1873-06-14
-
Monat
1873-06
-
Jahr
1873
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«kichitm til,nq f,u, 1 Utr tn ter,,»«d>N-n M»rtk«ftr«,e ». «doir- nem«nl,»nl» vtmeltitbs- I>ch 22'/, Rgr., durch dt« V'Ii 2S N»r. Stnitln« Nummern I Ngr. n!j!>!.,k: ui.«» «rr««»l. ! c ültiitgnd« etngk- .> Manulcrtdte , > - u, die Medaclto» ncrdindtlch. ' lernte» Annnlnne au,» l » !: Hiin»«u.'talo uint 1»3>°r in Han,dura. Ber ti». Wien. Letdjtg, Basel, B. »tau, nrantfurt a. M. - tiuL «»»»» in Berlin, üeipzta. Wien, Hambur», Hranlsurt a. M., Mün chen — Vaud« t v». in Frankfurt a. M. — p». Vnt»i in tHiemnid. — ll»> ru, l-nLita, VaUiar t La» tn Part». Tageblatt für Unterhaltnag und GeWftsverlchr. ,LrvS und Eigenthumder Herausgeber: Ltepsch ör Neichardt in Dresden. Verantwort!. Redakteur: Julius Nekchar-t. Bnlerale werden Marten- Mrat.e 13 auaenam»«« it» Ad.« Udr, Sonntag» ldi, Mittag, 12 Udr. I» Mkuliadi: arod.e Alolter» «alle S di» «bd. L Udr. Der Raum einer ein- ldaliiaen Peiit'eüe lallet »L Pla Singelandt die Zeile n Ngr. eine »orant'e lür da, nachltiaaiae lirlchei- Nen der Jnleiate wird nicht gegeben. Anrwdrttge glnnoneen- «nltragc von n», nnbe- laiinten tzirmc» ». Per sonen inlertren wir nur gegen Pränumetando» Zaülung durch Sri >- inarken oder Postcinz't!- lnng. !> Eitben kosten 1>tz Ngr. Aniwärtge tonnen die gatzlung auch gut eine TreSdnertzirnta »nwtllen. Die ExV> Rr. 165. Achtzehnter Jahrgangs SNltredacteur: Or. Haiti »lers^. Für daS Feuilleton: L,uchvtgx »»i-tmann. Tresse», SonnaSenS, 14. Juni 1873 Politisches, Selbst für die verwegensten Maßregeln steht der jetzigen fran zösischen Regierung eine ansehnliche parlamentarische Mehrheit zur Seite, die mit ihr durch Dick und Dünn geht. Es läßt sich trotzdem nicht verkennen, daß die Regierung dadurch eine empfindliche mora lische Niederlage erlitten hat, daß Gambetta das vertrauliche Rund schreiben des Ministers des Innern über die Bestechung der Presse ans Tageslicht zog. Der Minister des Innern, Beule, vertheidigte sich so herzlich schwach und ungeschickt, daß er aus seinem Amte, dem er sich als keineswegs gewachsen gezeigt hat, entfernt werden muß. Das parlamentarische Manöver, welches diesem ersten von der Oppo sition gegen die Mac Mahon'sche Präsidentschaft geführten Sturine zu Grunde lag, war meisterhaft geleitet, so daß die Bonapartisten Niemanden Geringeres als Herrn Thiers als Den bezeichne,!, der die Drähte im Theatersaale zu Versailles dirigirt habe. Wie ist, fragt man allgemein, Gambetta in den Belitz eines vertraulichen Rund schreibens des Ministers an seine Präfecten gelangt? Nahe liegt er, daß ein solches.Circular nicht lange verborgen bleiben kann; noch sind ja nicht alle Präfecten und Unterpräfecten von republikanischer Gesinnung abgesetzt; einer derselben wird das Circular Gambetta zugesteckt haben. Nein! rufen die Bonapartisten, es ist Thiers mit- getheilt worden, der es an Gambetta zur weiteren Benutzung beför derte. Mag Gambetta in diesem Falle auch nur die Bolzen ver schossen haben, die ihm Thiers geschnitzt, so war der moralische Ein druck der Enthüllungen Gambetta's doch ein tiefer und wenn sich nach einer so moralischen Niederlage der Regierung noch 389 Ab geordnete finden, die ihr ein Vertrauensvotum geben, so ist derselben damit ein Freibrief für alle reaktionären Maßregeln ausgestellt. Die Bonapartisten drängen und Hetzen auch schon fortwährend an der Regierung herum, daß sie nicht blos reoclionäre und llerikale Zei tungen kaufen und bestechen, sondern namentlich auch die republika nischen Zeitungen saus t'ayov unterdrücken solle. Das offizielle Journal der französischen Regierung bestätigt, daß zwischen Kaiser Wilhelm und dem Präsidenten Mac Mahon ein Briefwechsel stattgefunden hat. Mit diesem Briefwechsel scheinen die Vorgänge mit dem deutschen Botschafter Grafen Arnim in eini gem Zusammenhang zu stehen. Bismarck läßt nämlich in seinen Zeitungen den Grafen Arnim aufs Schonungsloseste angreifen. So schreibt die „Magdeb. Ztg.", daß Arnim sich von den, Verdacht zu reinigen habe, daß er den klerikalen Umschwung in Frankreich begün stigt habe, könne er aber auch das, von dem Vorwurfe der Schlaffheit und Nachlässigkeit werde er sich nicht zu rechtfertigen im Stande sein. Durch den klerikalen Umschwung in Frankreich ist jedenfalls Italien näher bedroht, als Deutschland. Beide haben einen gemein samen Gegner: den UltramontanismnS. Diese Gemeinsamkeit des Gegners hat zu einer Ente Anlaß gegeben, die in Ungarn aufgeflogen, durch alle österreichischen Journale flattert. Als nämlich der deutsche Kronprinz, von der Wiener Weltausstellung kommend, einen Ab stecher durch Oberitalien gemacht, habe er in Mailand mit dem italie nischen Kronprinzen Humbert und mehreren italienischen Ministern eine Conferenz gehabt. Infolge dessen sei zwischen Deutschland und Italien ein förmliches Schutz- und Trutzbündniß abgeschlossen wor den. Soweit ist es jedenfalls nicht gekommen, obwohl die Möglich kcit, daß eine specifisch-katholische Politik Mac Mahons Italien und Deutschland bedrohen würde, zur Verabredung der solchenfalls zu ergreifenden Gegenmaßregeln von den leitenden Staatsmännern beider Reiche ins Auge gefaßt sein wird. Der deutsche Reichstag holt durch Fleiß das Versäumte nach. Er fördert die Berathung des Reichshaushalls, in dem er ein gutes Stück vorwärts gerückt ist. Gegen den preußischen Preßgesetzcntwurf ist die Opposition im Steigen. Wie wir gestern telegraphisch mel deten, hat die überwiegende Mehrzahl der Berliner Zeitungen einen Protest gegen dieses Machwerk veröffentlicht. Diese Erklärung, ebenso würdig als entschieden gehalten, schließt mit folgendem Satze: „Allseitig, aucti von den Regierungen, ist die patriotische Haltung anerkannt, »reiche die deutsche Presse in jeder ernsten Zeit, zuletzt noch während des französischen Krieges cingchaiten hat. Die seltenen AuöuahmeMc bestätigen nur die Regel. Ilm so weniger batte die deutsche Presse cö vcrdicnt, von einem Gesetzentwürfe bedroht zu werden, dessen Durchsilhrung jedem selbststäuvigen Manne die Leitung eines politischen Blattes unmöglich machen und die Presse in ihrem freien kritischen Beruf vernichte» würde." Unterzeichnet ist die Erklärung von den Nedacteurcn folgender Zeitungen: Vossische, National-, Spenersche, Volks-Zeitung, Tage blatt, Ulk, Tribüne, Berliner Wespen, Gegenwart, Deutsche Freie Börsen-, Demokratische Zeitung, Gerichts-, Bürger-, Staatsbürger- Zeitung, Berliner Wochenschrift, Deutsches Wochen-, Salings Börsen blatt, Berliner Börsencourier, Bank- und Handclszeitung. Für- wahr, eine Vertretung von Geist, Intelligenz, Unabhängigkeitssinn und Männlichkeit, der, als Gesammtheit betrachtet, selbst derWächtcr der öffentlichen Meinung seine Hochachtung nicht wird versagen kön nen! Ausgeschlossen haben sich (abgesehen von dem Reichs-und Staatsanzeiger, der als offizielles Blatt natürlich keine eigene Mei nung haben darf) nur die Kreiszeitung, (das Blatt des Krautjunker thums), die Nordd. Allg. Ztg. (das Orakel des Leipziger Tageblatts und die Vertreterin des Militairstaats por vxoollenco), sowie die Stroußbcrg'sche Post. Doch vermissen wir in jener Elitctruppe der Intelligenz und des Freiheitssinnes seltsamerweise unsere Eolleginnen den sehr oft jetzt im rcaktionairen Sinne schreibenden) Kladderadatsch, und den neuen Sozialdemokraten. Es versteht sich von selbst, das; die „Dresdner Nachrichten", der Aufforderung der Berliner Collcgen folaend, sich sofort unter die Reihen Derer gestellt haben, welche ihre Stimme für Freiheit der öffentlichen Meinung und gegen Knechtung des Geistes erhoben. Locales und Sächsisches. ^ — Der in Ruhestand getretene Dfrector der Sparkasse und Leihanstalt zu Bautzen, Domsch, hat das Ehrenkreuz des Verdienst ordens erhalten. — Bad Ems, den II. Juni. Gegen 8 Uhr Abends langte Se. Maj. der Kaiser von Rußland per Extrazug von Stuttgart vis Coblenz hier an und wurde vom König von Sachsen und von den Spitzen hiesiger Behörden auf dem Bahnhofe begrüßt. Unter en thusiastischen Zurufen des zahlreich versammelten Publikums fuhren beide Monarchen im offenen Wagen, Se.Maj. der König von Sach sen zur Rechten des Kaisers sitzend, durch die festlich geschmückten Straßen dem Hotel zu den vier Thürmen, welches seit Wochen schon für den Neuangekommenen hohen Gast eingerichtet ist, zu. Se. Maj, der Kaiser sah wohl aus. — Feuerwerk auf den umliegenden Höhen, Illumination und Doppelconcert beschloß die Feier des Tages. — Dem Antrag im Stadtverordneten-Collegium, endlich ein mal mit einer Verbreiterung des Georgenthors vorzugehen, ist eine lebhafte Unterstützung seitens des Publikums gesichert. Man knüpft an die vor Kurzem erfolgte Besetzung der Oberhofmarschallstelle dur > Herrn von Koenneritz die Hoffnung, daß dieser hochgestellte Beamte, dem der Ruf eines ebenso aufgeklärten als bürgerfreundlichen Mannes aus seinen früheren Amtirungen vorangegangen ist, seinen Einfluß für Erfüllung dieses gerechten Wunsches der Bürgerschaft verwenden wird. Gewiß würde dem letzteren schön früher entsprochen worden sein, wenn die höchsten und allerhöchsten Herrschaften mitunter selbst das Georgenthor zu Wagen zu passiren und die großen Belästigungen der dortigen Stockungen zu empfinden hätten. So aber ent geht ihrer eignen Beobachtung das Unerträgliche dieses Zustandes, da sie nur durch die Thore auf der Schloßstraße und hinter der katholischen Kirche in das und aus dem Schlosse fahren. « — Im Publikum findet die neue Posteinrichtung, wonach die eingehenden Briefe nicht mehr mit dem Ankunstsstempcl versehen werden, fast ganz allgemein Tadel. Es ist jetzt nicht mehr möglich, die Berspätigungen, welche entweder während der Beförderung vom Abgangsort oder durch die Briefträger stattgefunden haben, zu con troliren. Diese Angelegenheit kam auch im Reichstag zur Sprache Als der schleswig-holsteinische Abg. Seelig diesen Wegfall des Aus- gabestempcls gerügt hatte, erwiderte der den Postctat vertretende Geh. Postrath Dunkel, daß die Postverwaltung in dem Ausgabc- stempel keine wirksame Controls mehr habe erkennen können. Die Ursache der Verspätung von Briefen werde sich in den meisten Fällen auch ohne den Stempel constatiren lassen; in den natürlich sehr sel tenen Fällen, in welchen eine absichtliche Verspätung beabsichtigt werde, sei der Stempel kein Hindernih, da er ohne Blühe zu fälschen sei. Andererseits erspare die Post durch die Aufhebung des Stem pels «ine enorme Arbeitslast. Jedenfalls hätten die Beschwerden des Publikums bei der Postverwaltung nicht zugenommen. — Ueber einzelne Partieen der sächsischen Abtheilung auf der Wiener Weltausstellung gehen uns von einem Besucher derselben Klagen zu. So ist für die Unterbringung der zu der vor kurzem beendigten Thierausstellung hingeschickten sächsischen Widder und Schafe sehr wenig geschehen. Diese Thicre haben eine ganze naß kalte Juninacht ohne Hürde im Freien campiren müssen, infolge dessen sie am nächsten Tage durchaus kein besonderes Aussehen zeig ten. Von dem sächsischen Commissar, Geh. Reg.-Rath Wießncr er wartet man, daß er sich derVertretung der sächsischen Aussteller mit der Energie annehmen möge, die bei einem Unternehmen wie die Weltausstellung unumgänglich nöthig ist. Dis vom sächsischen Mi nisterium des Unterrichts bewirkte Ausstellung von Lehrmitteln hat mit einem Uebelstande zu kämpfen gehabt, dessen Beseitigung nicht in seiner Macht stand. Wie man hört, hatte es von der preußischen Regierung sich genau alle Längenmaße für die Ausstellungsobjekte erbeten und hatte hiernach die letzteren eingerichtet. Nun hat aber ein höherer preußischer Baurath ein Gebäude aufgesührt, in dem nur wenige Wände rechtwinklig stehen, so daß der sächsischen Abthei lung auf jeder Seite ein Meter an Raum fehlt. Infolgedessen paßt natürlich keine Zeichnung u. s. w., die nach der ursprünglich angege benen Größe angefcrtigt worden war, in die neue und beschränkte Raumeintheilung. Nun muß in den Hof hinaus angebaut werden, so daß sich die dort zu placirendcn Lehrmittel gar nicht präscntircn. Auch fehlt cs an Fachmännern, welche dem Publikum die ausgestell ten Gegenstände erläutern. Die Abordnung von Lehrern zu diesem Zwecke scheint auf unüberwindliche Hindernisse zu stoßen. Entschie denes Pech aber hat mit ihrer Ausstellung die sächsische Forstvcrwal tung. Dieselbe ist nämlich auch vertreten, aber nur — durch 2 Tonnen sächsischen Pechs. Von Ouerdurchschnittcn unserer Hölzer, Sämereien und allen Gegenständen, welche ein anschauliches Bild des hohen Kulturzustandes unserer Forsten geben winden, ist nicht das Geringste ausgestellt. Wenn man weiß, daß Pech dasjenige Waldprodukt ist, das auf eine am wenigsten intensiv betriebene Waldwirthschaft schließen läßt und daß eS in Sachsen, dessen Forst wesen weithin leuchtet, nur noch da erzeugt wird, wo der Mangcl an Eisenbahnen keine Abfuhr der Nutzhölzer oder andere Verwcrthuug gestattet, so könnte hieraus leicht ein Fehlschluß auf unsere Forslvcr- waltung gezogen werden. Und das ginge doch noch über die Pech Hütte Daß Sachsen viel Pech gehabt hat, ist zwar historisch nicht zu leugnen; daß man aber das sächsische Pech auf eine Weltausstel lung schickt, das ist doch zu viel Pech. — Nur die Lumpe sind bescheiden! Diesem Gocthc'schen i Spruche scheint ein in Dresdens Umgebung domicilircnder Arzt, welcher hier eine ziemlich ausgcbreitete Praxis besitzt, zu huldigen. Der Zufall führte ihn» als Patienten einen reichen aber noch minderjährigen Gymnasiasten aus einem benachbarten Sraatc unter die Hände. Er widmete ihm seine Kenntnisse und Erfahrungen eine Zeit lang und sendete ihn schließlich zur besseren Beschleunigung der Kur in seine Heimath, woselbst er ihn 4 Mal aussuchte. Endlich sollte derMoment kommen, der für den Arzt der glücklichste imLebcn ist: die Honorirung seiner Bemühungen. Die Vormundschaft des Gymnaniasten bat um die ärztliche Rechnung und erhielteincNota über .. 10,000 Gulden! Das war aber denn doch der reichen Fa milie etwas zu sehr über den Span. Sie bot ein Honorar von 1500 Thlr. an und glaubte damit selbst die geschätztesten Dienste und eine gewisse Diskretion ausreichend vergütet zu haben. Unser Arzt jedoch hatte andere Begriffe von den, Werthe seiner Dienste und bestand wiederholt brieflich auf der Aushändigung eines Honorars von l 0,000 Gulden. Dieses Sümmchen ist ihm jedoch noch nicht ge zahlt worden, vielmehr hat die Familie einen hiesigen Advocaten an genommen, der den bescheidenen Sohn Acslulaps vor dem Straf lichter belangen will unv ihn bereits der Staatsanwaltschaft wegen versuchter Erpressung dcmmcirt hat, da jener jede seiner Forderun gen mit der Drohung verstärken zu müssen geglaubt hat: cr werde im Falle der Zahlungsweigerung die Sache der Lesfentlichkcit über geben. — Endlich hat sich die Negierung veranlaßt gesehen, im „Tr. I." den Schritt, den sie gegen das „Leipz. Tagebl." gcthan hat, zu erläutern. Sie weist nach, daß ihr 'Nichts ferner gelegen hat, als der Preßfreiheit zu nahe zu treten. „Sie hat nichts weiter gcthan, als den Herausgebern mehrerer Amtsblätter zu erklären, daß man auf ihre weiteren Dienste als Amtsblätter verzichten werde, wenn sic ihre bisherige tendeuziösfeindliche Haltung gegen die Regierung auch fernerhin beibehalten sollten. Dadurch hat die Negierung von einem natürlichen, auch gesetzlich anerkannten Recht Gebrauch gemacht. Die Negierung soll „infolge der Preßfreiheit" in der eigenthümlichen Zwangslage sein, durch Zuwendung der in einem Bezirk zu erlassen den obrigkeitlichen Bekanntmachungen die weitere Verbreitung gerade solcher Blätter 'zu fördern, welche consegucnt die einer bestimmten Partei nicht zusagenden Negierungsmaßrcgeln — nicht etwa unter Darlegung von Gründen einer sachlichen Kritik unterziehen — son dern ohne Prüfung, beziehentlich unter Verschweigung oder Entstell ung des Sachverhalts zum Gegenstände solcher Raisonnements machen, welche im Allgemeinen ein Mißtrauen in das Äerständniß der wahren Landesinteressen seiten der (Negierung und in deren guten und festen Willen, diesen Interessen gerecht zu werden, in die Loyalität der Tendenzen der Regierung in Ausdrücken zu Tage legen, die man etiva gegen Jemanden braucht, dem man seine ganz besondere Geringschätzung zu bezeigen für nöthig findet? Die Regierung ist gegen diese Zwangslage aber gesetzlich geschützt. Nach dem Gesetze ist eine „dazu geeignete Zeitschrift" als Amtsblatt der Verwaltungsbehörden zu bestimmen. Diese Geneh migung muß aber auch zurückgenommen werden können, wenn das Blatt aufgehört hat, für ein Amtsblatt geeignet zu sein. Oder wollte man es der Regierung als Eingriff in die Preßfreiheit an rechnen, wenn sie die Benutzung eines Blattes als Amtsblatt unter sagt, welches in die Hände der Partei übergegangen, die jetzt den „Volksstaat" und die ihm verwandten Blätter dictirt? Wenn nun ein Amtsblatt, wie das Lpzg. Tgbl., unbegründete Angriffe gegen Regierung und die Landesvertretung bringt, der einen Kammer wegen deicn Stellung zu einzelnen legislativen Vorlagen „Noncha lance", „bagatellmäßige Behandlung der wichtigsten Volks- intercssen" „übcrmüthige Siegesgewißhcit" vorwirft und sagt: „die große Mehrheit dieser Kammer mache einen wahrhaft bedauerlichen Eindruck", das alberne, den, unserm Landesherrn, geschuldeten Re spekt gröblich verletzende Gerücht weiter verbreitet, „ein gegebenes Hofdiner sei zu dem Zwecke veranstaltet worden, um für jenes Gesetz Stimmung zu machen", wenn cs nach bekannt gewordenem Be schluß, das Gesetz zu publiciren, der Regierung, weiche dadurch ihr verfassungsmäßiges Recht ausgeübt, „Lctroyirung" vor wirst und auSspricht: „die Mitgliever der Zweiten Kam mer müßten alles Gefühl ihrer Verantwortlichkeit, ihrer Manncswürde verloren haben, wenn sie die ihnen zugedachte Be handlung ruhig über sich ergehen lasten wollten", — so ist dies offenbar ein Gebühren, welches sich für ein Amtsblatt jedenfalls nicht eignet. Die früher gegebene Erlaubnis:, das betreffende Blatt als Amtsblatt zu benutzen, hätte nach diesen Vorgängen ohne Wei teres zurückgezogen werden können, und wenn die Negierung cs trotzdem nicht ohne Weiteres gerhan, sondern sich zur Zeit noch "mit der Erklärung begnügt hat, daß es geschehen werde, wenn das Blatt diese Haltung noch ferner beibehalte, so beweist das, wie ungern sic von dem ihr gesetzlich zustehcnden Rechte Gebrauch macht. Zu ver langen und es als Eonsequcnz der Preßfreiheit darzusiellcn, daß die Regierung Blätter, welche in solcher, den Eharacter einer sachlichen, den Landesinteressen dienstbaren Kritik verläugnenden, die Gesetze des Anstandes ans das Gröbste verletzenden, das Vertrauen in die loyale, pflichtmäßige Haltung der (Negierung untergrabenden Weise gegen sie und gegen andere verfassungsmäßig bestehende öffent liche Organe offen und fortgesetzt in rücksichtslosester Farn Krieg führen, als Amtsblätter benutzen lasse, und dadurch gegen sich selbst Partei crgpeife, ist einfach absurd, und die Negie rung, welche dem Lande dafür verantwortlich ist, daß sic von ihrem Rechte, wo cs unumgänglich, Gebrauch mache, wird es zu thun auch nicht verfehlen, wenn die für jetzt geübte 'Nachsicht nutzlos verschwen det sein sollte. In die gesetzlich bestehende Preßfreiheit wird hier durch nicht eingcgriffen, dieselbe wird auch ferner in Sachsen unan getastet bleiben. Auch den Amtsblättern wird die Regierung wie seither, so in Zukunft das Recht unbefangener und sreimüthigev Meinungsäußerung nicht verkümmern, aber sie wird mit den ihr zu Gebote stehenden gesetzlichen Mitteln darüber wachen, daß dieAmts- blätter, so lange sie die freiwillig übernommene Ausgabe: Verkünder der obrigleftlicken Anordnungen der Behörden zn sein, behalten, die jenigen Rücksichten nicht bei Seite setzen, welche die öffentliche Ord nung sowohl als der öffentliche Anstand nothwendig erheischt. — Die K. Krcisdirection in Leipzig hat neuerdings aus Anlaß der Wahrnehmung, daß an Sonn- und Festtagen größere Auktionen veranstaltet und daraus bezügliche Bekanntmachungen erlassen mor den sind, auf 8 3 -mb 5, des Gesetzes über die Sonn-, Fest- und Bußtagsfeier vom 10. September 1870 hingewicsen, wonach an Sonn-, Fest- und Bußtagen nur geringfügige im Gesetze näher an gegebene Versteigerungen und Verpachtungen stattfindcn dürfen. — Einem Fahrgaste auf der Pferdebahn wurden vormiehrere Tagen von einem Unbekannten, in dem Augenblicke, als letzterer i
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite