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- Erscheinungsdatum
- 1873-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187306036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-06
- Tag 1873-06-03
-
Monat
1873-06
-
Jahr
1873
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, »wie Haltung ilt. ff wl. « uv und Speisen UV. lssement. gelbahn, ntens zu itzer. k. nent mit Ischafteu re. »r. lisilt. täten, so- «Nvr >8 ri. zverein, t»uo. k. iiurtvl»» oyln öiree irgcn von ;ackosen. 8. orgen von orgen zum rUmusik. kllvcll. nun». esen. attmustk. oclegcnheit vr f. insl«. ;8kv;-. lmusit. unarkt aus acht. znitgen. t -» Vist »»«»»« fra» , , der »l»edittoie rlesllrade l l. Ad.n- «e«eat»»rel» dlerielMr. Ilch »R vigr., durq du «oft I» N,r. lNnjkln« Kümmern I d!gr. ilullage: »1,000 Lr-mpl. Nilr die Rllckgade ringt« »andler Manulcriple matt sich die RedacUoit nicht verdliidiich. Jnserateii-Annaiime a»d- N>SrI«: auch v»»i«r i» Hamburg, Ber it», Wie», Leipzig. Balcl, vredlau, krantsurt « 0t. — Nach »»»»« in Berit», Letpjtg, Me», Hamburg, Kraulsur« a, M.. Miin- 8»N — Vaud« ü e». tn stranlfurt a. M, — I r. Voigt t > ilgemni«. — Ila- «»». liniiti«. LaUwr L !>», in Parti. Tageblatt für Unterhaltung Md Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Ltepsch öe Neichardl in Dresden. Berantwortl. Redacteur: Jullvs Neichardt. .»»»«»«««»er«» 1 l» angenammelt . o Udr. Sonntag» „> Mittag« tS Ubr. -n «eutlasi: grobe Kloster» g»Sc s bt» Add, L Utzr. Dir Raum etner ein- P-tttjkile sollet '0 P^^Slngesand, di« <ttn> Änrantt, ,ür da» nachtiragta« ttrtchei- «e» der Inserate wird »icht gegeben. Auiwürüge Annoncen» klustrage von uns niNie» kannten Firmen n. Per« soncn iiiseriren wir nur gegen Pränumerando, Zablnng durch Brief marke» ober PoslciNjat,- lung, n Silbe» last» !>/, Ngr, Auiwärtm« können die Zaiilung auch «NIs eine DreidnerKirm» anweisen. Die Cr». Ar. 154. Achtzehnker Jahrgang. Mttrebäcteur: Vr. L>uND«t«-re?. Kür das Feuilleton: Dresden, Dienstag, :17J«»i 18M7 TageSkcsclitchte. Deutsches Reich. Die Ankunst des Schah's von Persien ist am Sonnabend 6^ Uhr Abends in Berlin auf dem Potsdainer Bahnhofe erfolgt Eine Ehrcntompagnie des zweiten Garderegi ments mit der Fahne empfing denselben mit militärischen Ehren. Der Kaiser begrüßte den Schah mit einem Händedrucke und stellte btinsilben den Kronprinzen, die Prinzen des königlichen Hauses und das Gefolge vor, unter welchem sich Fürst Bismarck und die Grafen Roon und Moitte befanden. Die Abfahrt und der Einzug nach rem königlichen Schlosse erfolgte unter Kanonendonner und mit Eskorte von, Kavalerie. Ter Kaiser und der Schah von Persien fuhren in einem offenen sechsspännigen Wagen. Die öffentlichen Gebäude hatten geflaggt, eine zahllose Menschenmenge füllte die Plätze und Straßen und begrüßte den Kaiser, den Kronprinzen und o,n kaiserlichen Gast niit Hochrufen. Im Bundesrath hat Preußen die Bildung einer Cholera-Com mission beantragt. Dieselbe besteht ans den Professoren Hirsch (Berlin), Pettenkofer München,, Ober-Medicinalrath Volz (Karls ruhe) und Medieinalralh Günther (Dresden). Virchow's Nicht- berusung ist ausgefallen. Seitens des Kriegsministeriums wurde General-Arzt Böger der Commijsion beigegeben. — Die PetitionS- commission des Reichstags beantragt, zur Tagesordnung überzu- gehur über eure Petition von tratschen Invaliden, welche Gleich stellung ihrer Pensionen mir dcmn d r Invaliden aus dem Kt ege I870/71 verlangt hatten. Der Grund wa der, daß sich die finan- zi.ll' Wirkung dieser Erhöhung der Invaliden ans den Kriegen von .806—1870 gar nicht übersehen läßt. Am nächsten Mittwoch soll in Köln von pricsterlichen und Laiendelegirtcn ein alttntholischcr Missionsbischos gcivählt und zu gleich die Kirchcnvcrfassung der deutschen Altkatholikcn definitiv fest- gestellt werden. Der vorzulegende „Entwurf einer kirchlichen Syno dal- und Gemeindeordnung" ist von Professor Schulte verfaßt. « Der Stadtgerichtsrath a. D. Maaß in Berlin hat sich am Frei- rag in seiner Wohnung in der Bendlerstraße erschossen. Dem Frdbl. zufolge sollen starke Börsen-Engagements das Motiv zudieser That sein. Spanien. Der 81-jährige Espartero hat die Uebernahme der Ehrenpräsidentschaft der spanischen Republik abgelehnt. Die amtliche Zeitung veröffentlicht ein Dekret, wonach in Zukunst keine Adelstitel mehr verliehen werden sollen und der Gebrauch derselben in den Civilstands-Ncgistern und öffentlichen Dokumenten, wenn -auch nicht im Privatleben, verboten wird. Auch iverden die Adeligen der Verpflichtung enthoben, die Genehmigung des Staatsoberhauptes zur Verehelichung einzuholen. Amerika. Von den Modoc-Jndianern verfolgt der Theil, 1er sich den amerikanischen Truppen ergeben hat, diejenigen ihrer Mitindianer, die den Truppen noch Widerstand leisten. Seht, die Wilden sind doch nicht immer bessere Menschen. ui gencynugi worocn. uore meinen cieier rrm- von der vereinigten Linken voraescdlagen, von der Partei durch Tagesordnungen beseitigt worden, wie ich schon neidet habe. Ter klägliche Mangel an Ernst, den ein Oesterreich. Weltausstellung. (Von vr Doczek im R. Fr.-Bi.) Hinter dem russischen Wirthshausbinterhalt und den iiero» praveiieaaux, mitten in grüner An hat sich das „steierschc Weinbaus" ausgetban, ländlich wie die Umgebung, ländlich sitt lich. bäuerlich und steierisch; cö steht Jedem irei, sich Berge und Gletscher hinzuzuienkcn, Alpenrosen und Thymian, Edelweiß und - Kröp-e. Zu finden ist von alledem nichts, dennoch ist es ein durchaus fremdartig anmuthcnteö und trotzdem anheimelndes Obdach, das uns da gebbtcn wird. ES ist eigentlich nichts alS Dach, vom Haus selbst ist vor dem spitz zu Giebel schießenden »nr fast big bcrab zum Boden rcichcndcn Dach wenig zu sehen. Mit Fenstern wird wenig Lurutz getrieben, durch eine niedere Thür, welche die stattliche Gestalt tcö Wirthcö, eines blldschknen Mannsbildes füllt, tritt man in die Gaststube, rückwärts ist die Küche; zu einem Gelaß im obcrn Stockwerk, welches sich nur sevwcr von dem Verdacht, eine Dachkammer zu sein, reinigen dürste, gelangt man auf einer von außen angebrachten Treppe: außer den Ziegem des Herdes, den man ohne Backsteine nicht deuten kann, und außer den Fließen der Küche ist nichts von Stein am ganzen Hause. Den wahren nationalen Charakter erhäit diese übcrbescheidene Abzapfungs-Anstalt jedoch durch die als Würze bcigcgcbcnc Staffage. Zu einem steierischen Haus izehiren Leute i» steierischer Tracht, aber neben dein blonden eLchnurroart, der alo Wirrst in grauem, grünauögeschlagencm Lotenr-ck mir rothcm goldgestickten Brustlatz, in kurzen ledernen, grünen Strümpfen und hohen Schnürstieiein die Lantschait und Wirihschait belebt, neben dem mclanchoiiich blassen Kellner mit dein verdächtig breiten Scheitel wimmelt kort um die Tische und Bänke ein Dutzend der schmucksten, national gekleideten Kellnerinnen. Eine verschwindend kleine Zahl derselben ist dem Sammelnamen „Diarntl" entwachsen und neigt jenen Kategorien zu, die in ihrer Reihenfolge geringere Perzcntualsätze von Schönheit, aber stets eine Zunahme an Würde zeigen. Nicht jeder Mensch ist ein Weib, nicht jedes Weib ein Mädchen, nicht jedes Mädchen ein Diarudl; kür den Ausfall an Schönheit entschädigt aber eine größere Reffe der Reize und so dienen denn auch die würdevolle ren unter diesen zwölf Heben als wirksame Folie für alle übrigen jüngeren Schwestern, an deren Reizen der begehrliche Zahn der Zeit noch immer mit ungeschwächtem Behagen nagt und knuspert. Nach militärischen! Begriffen wären diese mit eyrfurchtgebieten- dcrcn DistinctionSzelchcn versehenen, ganz anständig möbiirten Frauenzimmer zum Unterschied von der übrigen gemcinen Mann schaft als Feldwebel zu bezeichnen; auch sonst ist man berechtigt, von „Zwölf Mädchen in Uniform" zu sprechen. Sie sind sämmt- lich gleich gekleidet und sie an Sonntagen tn ihrer Parade-Uni form zu sehen, ist für kriegerisch gestimmte Gemüther ein wahrer Augentrost, Ihre Adjustirung besteht ln kurzen graue» Röcken mit grüner Egallsirung, schwarzen, weitauSgcschnittcnen und einen großen Aufwand an „Modistin" erwidernden Sammet-Spensern und einem keck auf die Fiechien gesetzten grünen „stoß"-gesch»iück- ten Hütchen. Die Arme, die man süallch nicht ln weiße Strümpfchcn und nette Hand-Stieieletten stecken kann, sind bloß; auch die zierlich chaussirten Füßchen werden mit eckst nationaler Liberalität gezeigt. An Wochentagen tragen die Mädchen am Halö geschlossene graue Röcke mit grünen Streifen und daS nationale «chjvarzseidene Kopituch, die ganze Kompagnie ist eine äußerst stattliche Schaar. In Ihrer Hcimath ganz gewiß häufig angc.,stanzclt", müssen dle armen auf den Schoiterkorso dcS WeltauöstellungSplatzeS versetzten Dinger auf den gewohnten Weihrauch hier verzichken: der oben geschilderte, dem steierischen Weinbaus anklebente Mangel an Fenstern gestattet ihnen nicht, sich her vaterländischen Lieblings beschäftigung htnzugeben; ihnen bleiben nur die Fenster der Seele, die Augen, die jevock, von ihnen wie von uns so estrig alö möglich zum „Fensterln" beiiM werden. Bon diesen Fenstern zur Her- zcnötammer oder gar zum Frauenzimmer hat ed noch gute Wege und es wird sich auch Niemand besten rühmen könncn, sie znrück- geicgt zu haben. Munter, aus Icten heiteren Scherz eingehend, aber ccmivch unnahbar, unangreifbar in der Verjchanzung ihrer Tugend, wissen sie recht aut, was sie ihrer Würde alö „Aus- slecküngörbickte" an un für sich schuldig sind und ihr strenger Blick sagt deutlich, was ber citrvnengclbe Scidenwaarenhänbler im japanesischcn Häuschen mühsam aus ein Blatt Papier mit Blei stift nietergeschrieben: „Ich kann Ihnen nicht verkamen, noch nicht Erlaubung von Generaldirektor erhalten habend." Das Essen kort ist gut und beispiellos billig, dcr Wein noch besser und noch billiger. Wenn der Kirschbacher in Strömen stießt und Lutten- bergcc und Nachtigaller uns die 'Adern «das Bild ist ganz styl- aereckst, ländlich» zu Peitichenschnurcn anschwcttcn macht, dann beginnt das landesübliche Conccrt; rothe Brustlätze lehnen schwär merisch am Halse schmächtiger Guitarren, Auerhahnsekern nicken auf grünen Hüten über stramm bespannten Zithern und graue Lodenröcke beugen sich weit vornüber. umHolz- undStrohtnsiru- mentc zu bearbeiten und zu schrillem Aufschrei zu zwingen. Jetzt ist daö nationale Repertoir abgespielt, setzt haben »vir Alles ge nossen. waö die beiten Steirer an vaterländische» Cigenthümlich- keiten zu bieten haben, setzt wäre cS Zeit zu gehen, aber cö geht Niemand vor dein „Muß". Dänemark. Endlich ist der Schluß des Reichstages erfolgt, nachdem die Session fast 6 Monate gedauert. Trotz dieser Länge wird cs schwer sein, eine Session auizuweiscn, deren Resultat eben so gering gewesen ist. Von den tucch die Negierung vorge- lcgtcn 54 Gc»etzentwttrsen sind zwar zwei Drittel genehmigt wor den, aber diese stk Gesetze enthalten beinahe nur daö zur Fortsetz ung der Admlnislration unumgänglich Nothwendige: vcrschicdcne finanzielle Gesetze, Lölmungsgesetze, Concessioncn zur Anlage ei niger neuer Eisenbahnen rc. w. Es giebt unter ihnen nur 2 oder :! von größerer Tragweite, nämlich daö Münzgcsctz. das Gesetz, die Arbeit in den Fabriken betreffend, und ein Gesetz zur Regel ung dcr Auspfändung. Unter ten 18 Entwürscn dagegen, die nickst fertig gemacht sind, befinden sich alle mehr bedeutende Re- formentwürse: die Zollrcsorm, die Schulreform, die kommende Steuerreform, die Reform der Armenpflege und die ber Erb- schaitotheilung, die neue Armecorganisation u. s. w. Die Zeit des Reichstages ist zum Theil in der ärmlichsten Weise durch unnütze Berathungen über unmögliche private Gesetzentwürfe vergeudet worden; 19 dergleichen Entwürfe sind eingebracht unk nur einer ist genehmigt worden. Die meisten dieser Ent würfe sind von der vereinigten Linken vov selbst aber durch ' ' früher gemeldet . , . . . solches Verfahren zeigt, hat sich auch in anderer Weise kund ge- tban. Die vereinigte Linke hatte zwei Resolutionen vyrgeschlagen, die daS Verfahren des Ministeriums in zwei besonderen Richtun gen für „verfassungswidrig" erklärt. Der Präsident teS Polkö- rhingeS, der ein fanatischer Anhänger der Partei ist, hat aber diese beiden Resolutionen nicht zur Berathung komme» lassen, „um nicht die Session ohste Nutzen zu verlängern." Was kann noch mehr leichtfertig sein als ein solches Verfahren? Eine Be schuldigung des VeriassungSbrucheö gegen das Ministerium aus zuschleudern - und dann es nicht der Mühe werlh halten, die Sache im Reichstage zu berathe»? tFr.Z.) Locales u»»d Sächsisches. — In Bezug auf die UnterrichtSabtheilung der Wiener Welt ausstellung berichtet das „Fr. I.": Das k. sächsische Ministerium des Cultus in Dresden hat eine bedeutende Ausstellung veranlaßt! Normalsammlungen von vr.L.W.SchausußfürVolkS-, Bürger-und Realschulen, auch Gymnasien. Die k. polytechnische Schule in Dres den liefert eine vollständige Einrichtung für mechanische Technik, eine andere für Geodäsie, eine dritte für den Eiscnbahnbau, die k. säch sische Modellirschule eine Sammlung sauberer Ornamente; F. Huger- hoff in Leipzig stellt, nach I)r. R. Arendts Anleitung ein chemisches Laboratorium für höhere und niedere Schulen aus, Stührer in Leip zig ein physikalisches Kabinet für Gymnasien, Dietrich in Chemnitz die Erzeugnisse seiner Turn- und Feuenvehr-Geräthe-Fabrik. — Der Bezirksarzt vr. Niedner hat mittelst gedruckten Cir- cularS seinen Herren College» angezeigt, daß während des jetzigen Massenzuflusses von Fremden 2 Cholerafälle constatirt worden sind, welche alle Vorsichtsmaßregeln empfehlen. Die Krankheitsfälle sollen unter Ell'schiffreisendcn vorgekommen sein. — In Folge des außerordentlich starken Verkehrs auf der Leipzig-Dresdner Eisenbahn muhten vorgestern eine größere Anzahl Extrazüge cingeschoben werden. Wie man hörte, trafen 10 dergl. Züge hier ein und zivei wurden von hier aus abgclassen. Am Sonn abend und ersten Feiertag sind an den hiesigen Billetverkäufen 12,200 Fahrkarten auSgegeben worden. Die gestern verkauften Billeta dürften die Zahl von 5000 erreichen. — An, ersten Feiertage sind auf der Pferdebahn auf beiden Linien über 10,000 Personen befördert ivorden. Bis Mittag waren 10 und Nachmittags 20 Wagen im Gange. Es ist dies die höchste Frequenzzahl, welche bisher unerreicht dasteht. — Auch die Kur-Listen der bedeutendsten Badeorte tragen dcr socialen Gleichstellung in ihrem Verzeichniß der eingetroffenen Bade gäste Rechnung. So sind laut 24. Kur-Liste von Teplih und Schönau angekommen: Herr Friedrich Wesser, Handarbeiter, mit Frau Gemahlin aus Dresden, wohnhaft Wenzelsburg, Bahnhofs- straße. — Vorgestern Abend 6 Uhr 20 Minuten verließ das hiesige Musikchor des sächs. Echützenregiments per Bahn um nach Amerika abzureisen, die hiesige Stadt. Dasselbe war einige vierzig Mann stark. Der Abschied von den hier zurückbleibendcn Angehörigen gab zu mannichfachen rührenden Scenen Veranlassung, auch hatte sich der Regiments-Adjutant und mehrere andere Offiziere zur Verab schiedung auf dem Leipziger Bahnhofe eingrfunden. Beim Abgänge des Zuges spielte das Musikchor einen Marsch. Dem Vernehmen »ach wird die Abwesenheit dieses Chors bis Mitte August dauern. — Die ersten Schritte der Fremden, die unsre Stadt zum ersten Male besuchen, richten sich stets nach der Terrasse, oder wie sie der Dresdner noch immer benennt „der Brühl'schen Terrasse". Recht sehr erwies sich, wie die Passage längs des Doxblettmsaals und vor dem Belvedere solchen Spaziergängern auch nicht entfernt genügt. In den Marschnerschcn Lokalitäten war während des ganzen ersten Feiertags kaum ein Platz zu haben; unaufhörlich verkehrte das feinste Publikum in diesem durch reizende Lage und feine Einrichtung ausgezeichneten Etablissement. Auch das Morgenconcert daselbst, nicht minder die musikalischen Genüsse, welche am Morgen des zweiten Feiertags auf dem Waldschlößchen und in der Wirtschaft des Großen Gartens geboten wurden, waren von Tausenden froher Menschen besucht. Die herrlichen Laubgänge des Großen Gartens sahen kaum »och jemals so viele Spaziergänger. Der Verkehr auf der alten Elbbrücke verstopfte sich mitunter, namentlich wenn die Eisenbahnen neu« Massen Fremder zugeführt hatten. Die Einnahme aus dem Brücken zölle ist jedoch keine sa enorme, als mitunter angenommen wird. In Zeiten des fast ununterbrochenen Wagenrasselns passiren nicht mehr als gegen 1200 Einspänner und 250 Zweispänner die Brücke, so daß sich eine Einnahme von höchstens pro Tag 80 Thlr. herausstellt. — Am 1. Feiertag hat sich ein kleiner Knabe von 10 Jahren am Altmarkt bei der Omnibus-Station verlaufen. Die besorgte- Eltern ersuchen Diejenigen, die über den Knaben Auskunft zu geben vermögen, dieselbe Bautzncrstraße 52e, beim Hausmanne bewirken zu wollen. — Aus dem Leipziger Kreise. Trotz des außergewöhn lich milden Winters, der unsere Herbstsaaten üppig gedeihen ließ, hat Mutter Natur durch das kalte Frühjahr gesorgt, daß dieselben nicht fortwucherten, sondern jetzt eine gute Ernte versprechen. DaS Sommergetreide jedoch ist durch diese klimatische Einwirkung theil- weise in seinem Wachsthum sehr ausgehalten worden und wird vie len Ortes einen dünnen Stand behalten; auch zeitig ausgelcgte Kar toffeln ruhen meist noch unsichtbar in dcr Erde; Klee ist in gleich mäßig schönem Bestand nicht häufig anzutreffen, wie auch die Wiesen einen guten Ertrag nicht erwarten lassen. — Wenn sonach die 'Na tur auch bei Verfolgung ungewöhnlichen Ganges in diesem Jahre dem Landwirth immerhin ziemlich zufriedenstellende Erträgnisse bie ten wird, so fühlt er sich durch manche Erscheinungen dieser -Tage doch sehr gedrückt. Die durch den Gründungsschwindel leicht erwor benen Capitalien und deren Verwendung zu zahlreichen Bauten um jeden Preis in den großen Städten entziehen der Landwirthschaft ihre bisher ihr treu gebliebenen besten Arbeitskräfte und treiben auch die minder guten zu nicht erfüllbaren Lohnforderungen und zu Con- tractsbrüchen, führen aber auch Mißstände insofern mit sich, als mancher Familienvater nur nach Verlauf von mehreren Wochen seine Familie auf einen Tag sicht, der Mutter die Erziehung der Kinder, in jedem Fall sicher nicht zu deren Wohl, allein überläßt, wohl selbst auch durch Verwöhnung, die das Leben in den größeren Städten leicht bewirkt, nicht befriedigt wird, wenn er in seineHcimath zurückkehrt. — Auf lange Zeit hin wird unsere Landwirthschast die jetzigen Zustände kaum ertragen können, und wenn sie alle Ursache hatte, mit dem Fortschrcitm der Gesetzgebung einer früheren Zeit periode meist zufrieden zu sein, so ist dies gleichwie bei dem Hand werkerstand hinsichtlich mancher in den letzten Jahren erlassenen Gesetze, z. B. Gewerbegesetz, Freizügigkeit, Eisenbahnwesen, kaum anzunchmen. Gesetze, die fast nur noch den Lehren einer einseitigen theoretischen Richtung ohne Beachtung der Bedürfnisse anderer ins Gewicht fallender Factoren im Staate erlassen werden, können für siese(und für das ganze große Staatswesen nur nachtheilig wirken. Geleugnet kann nicht werden, daß hieran der wahrhaft constitutio- nelle Theil dcr Bevölkerung, Gewerbtrcibende wie Landwirthe, einen Theil der Schuld tragen. Läßt sich so Mancher doch nur zu leicht durch Stichworte, wie „liberal", „freiheitlich" u. s. w. blenden, ohne zu merken, welche persönlichen Absichten die mit diesen schönen Wor ten verschwenderisch Umgehenden verbinden. Dringender als je ist jetzt nöthig, fest zusammcnzuhalten, um den Lockungen einzelner ehr geiziger Agitatoren der Nationalliberalen und Socialdemokraten, je doch auch ebenso den Rückschrittsmännern in Kirche und Staat ent gcgcnzutrcten und iin wahrhaft constitutionellen Sinne das Wohl des großen und engeren Vaterlandes zu fördern. Jeder Wahlberech tigte kann bei den bevorstehenden Wahlen zum Landtag und Reichs tag hierzu Mitwirken. Anzucrkennen ist, daß endlich auch manche Blätter, die bisher cingeschüchtert waren und stillschwiegen, nunmehr der unter der Firina „liberalen", in Wahrheit aber aus ultra- demokratischen und aus dem sächsischen Staatswesen nicht holden Elementen zusammengesetzten Partei entgegentretcn, einer Partei, die jede selbstständige Meinung, sofern sie sich der ihrigen nicht wil lenlos unterwirft, „reactionair-particularistisch" oder „social-dcmo kratisch" nennt, ja selbst die edleren Sprossen der ehrlichen demokra tischen Richtung, wenn cs ihren Zwecken zu dienen scheint, begeifert. Es sollte diese Partei sich wohl erinnern, daß sie in dieser Art und Weise des Kampfes an den Socialdemokraten gelehrige Schüler findet, überhaupt aber mit den letzteren die Eigenschaft des „Nünmer- sattwerdeils" gemein hat. — Lilienstein! Unter allen Bergen dcr sächs. Schweiz ist wohl keiner bisher so mit Unrecht vernachlässigt worden, als der Lilienstein. Von den Tausenden, die in jedem Sommer die Touristenstraße unseres Elbthals durchziehen, hat ihn Jeder ange staunt, um seiner imposanten, je nach dem Standpunkte des Be schauers so verschiedenartigen Erscheinung willen, aber Wenige nur haben es gewagt und der Mühe werth gehalten, seinen Gipfel zu ersteigen. Für Manche war er noch mit der dunkeln Sage umgeben, daß er überhaupt nicht ersteigbar sei. Viele standen in der irrigen Meinung, daß er keine wesentlich andere Aussicht biete, als der Königstein. Die Meisten aber sind wohl dadurch zurückgeschreckt worden, daß sich auf seiner Höhe kein schützendes Obdach fand, ein Mangel, der allerdings, besonders seit der im Jahre 1866 seinem Haupte widerfahrenen grausamen Tonsur, schmerzlich zu empfinden war. Allen Freundan der sächs. Schweiz wird daher die Nachricht willkommen sein, daß diesem Mangel endlich abgcholfen worden ist. Seit wcnig Tosen befindet sich auf dem. Gipfel des LiliensteinS ei«
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