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Die clerikale Opposition decla- mirte für eine Freiheit der Kirche, die der absolute Gegensatz der Freiheit überhaupt, der DolkSfreiheit ist; die Freunde der Vor lage ergingen sich in Ausmalung der Gefahren der klerikalen Agitation und folgen der Regierung im Vertrauen auf deren Konservativen, nationalliberalen oder fortschrittlichen Charakter, 1« nachdem es Conservative, Nationallibcrale oder Fortschrittler sind. Eigentliche juristische Beleuchtung der Abänderung der Lerfafsungsurkunde trat weniger hervor. Unser Standpunkt zu der Falk'schen Vorlage ist ein einfacher: wir wenden alle Sympathie ihrer Tendenz zu, da sie dahin geht, die Freiheit des Individuums und das Licht der Humanität sicher zu stellen vor pfäffischen Verdummungs- und Zwangsmaßregeln; wir be dauern eS jedoch, daß hierzu zunächst nur der bureaulratische Weg gewählt wird und daß das Gemeindeprinzip in den Hinter grund tritt vor mancherlei Polizeimaßrcgeln, mit welchen der Fortschritt verkauft werden muß. > --- Uebertreibungen sind eine charakteristische Angewohnheit der leichtlebigen Franzosen. Hunderte von Mitgliedern der europäischen Revolutionspartei, Internationale geirannt, hatte angeblich die Pariser Polizei verhaftet. Genauere Nachforsch ungen haben aber ergeben, daß nur 11 verhaftet wurden. JmDe- cemberhatteGambetta vonderTribüne herab verkündigt,daß binnen wenigen Tagen, ohne alle Agitation, eine Million Unter schriften zu Gunsten der Auflösung der Nationalversammlung zusammengc- bracht worden sei. Jetzt haben seine Freunde von der außer stenLinkm ganz geräuschlos diese Unterschriften vorgelegt und es hat sich ergeben, daß sie die Summe von 40,000 nicht wesentlich über schreiten. Uebrigens wird Gambetta jetzt eine Reihe böser Tage erleben. Der Bericht über die Vogesenarmee uird die Freiwilligen Garibaldi's wird in der Nationalversammlung disculirt und die unglaubliche Verschwendung, die tolle Kricgsführung, die Nach thelle, welche sie nicht den verhaßten Prussiens, sondern Frank reich gebracht, tritt in erschreckender Weise zu Tage. Gnmbetta'S wahnwitzige Fortsetzung des Kampfes kann kaum schärfer als furch Reproduction seiner damaligen Depeschen verurthcilt wer- /ley. Am 24. December 1870 faselte er von den „letzten ver zweifelten Anstrengungen", welche die Preußen machten, und -aß de« Sieg unzweifelhaft bald Frankreich zufallen müßte. Nicht minder skandalös sind freilich die Enthüllungen, die über die Fäukniß des Kaiserthums vor dem Kriege gemacht werden. Die Verschleuderung und der Diebstahl von Stoffen aus allen Fest ungen und Arsenalen unter Napoleon war an der Tages sehr sagt der französischen Handelswelt die Stren "'Just' " Recht sehr sagt der sranz , mit welcher der Justizminister gegen die betrügerischen Ban! ireetoren vorgeht. Dufaure trifft mit dieser Strenge zwer Fliegen auf einen Streich: er compromittirt die in diese skanda lösen Prozesse verwickelten Führer der Bonapartisten und wen det da» Publikum davon ab, Jndustriepapiere zu kaufen, um es ^um Ankauf der französischen Anleihen zu veranlassen. Der große Strike der Eisenarbeiter in Südengland hat eine ganz außerordentliche Tragweite. Es handelt sich nicht blos um ein Mehr oder Weniger von Arbeitslohn, sondern darum, die Gruben- und Fabrikbesitzer mit gebundenen Händen unter den Willen der Gewerkvereine zu liefern. Gelingt der Strike, so werden sich alle Arbeiter den Gewerkvereinen anschließcn, macht er FiaSco, so ist er in der öffentlichen Meinung verurtheilt. Die prinzipielle Seite de» Strlle» macht die Erbitterung der Arbeiter wie Fabrikbesitzer erklärlich. E» ist ein von dem Gewerkvereine bedachtsam vorbereiteter und mit voller Würdigung der auf dem Spiele stehenden Interessen eingeleiteter Strike. In Wim ist die „Elementar-Versicherungs-Bank" dem Wanquerot nahe und tn Rom soll die schöne Sünderin auf dem throne Schottlands, Maria Stuart, wegen ihrer Verdienste um den katholischen Glaubm, heilig gesprochen werden. Wenn das Schiller «lebt hätte! , .7? ^ Locale» ««d Sächsisches. ' — Landtag. Die Berathungen der 1. Kammer über die Reform der dtrecten Steuern, welche in den letzten Tagen stattfandm, waren von hoben, Interesse. Bekanntlich gipfeln die Vorschläge der Finanzdeputation der I. Kammer, welche zwar tdeilweise aus dm von der Negierung vorgelegten Ent wurf einer ErtragSsteuer sich gründen, denselben aber ln sehr wichtigen Thellen vollständig umgestaltet haben, darin: i. die verschiedenen Erwerböguellen, d. h. den ertragSiähigcn Grund besitz» da» zinstragende Capital und den Gewerbebetrieb mit «Wlchluß der Lohnarbeit und de» au» der Bekleidung von Staats-, Ecinmunal- und sonstigen Acmtcrn, sowie auö wissen schaftliche» und künstlerischen Leistungen fließenden Erwcrbö nach ibrcm »nithmaßlichenDurchschnittöertrage mit einer Er trag oft euer zu belegen, bei welcher von dem Abzug der Schnidzinscn abgesehen werden soll, außerdem aber 2. von Denjenigen, deren jährliches Einkommen nach Abzug der Schnidzinscn 000 Thlr. übersteigt, eine Einkommen, sleucr zu erbeben. — Obwohl inan sich die Schwierigkeiten der Aumähruna dieser zwiefachen Besteuerung nicht verhehlte, so wurde doch «m Lause der Debatten satt allseitig anerkannt, daß eo nur aus diesem Wege gelingen könne, die Interessen der mit Schulden belasteten und der minder vclasictcn Grund besitzer unter sich auszugleichcn. sowie die widerstreitenden Interessen der seitherigen Grundsteuerpflichttgcn und der Ge werbe- und Personaisteuerpflichtigcn zu versöhnen, und daß cS sich in hohem Grade cmpsehle, erst an der Hand praktischer Erschwungen sich darüber zu entscheiden, ob man seiner Zeit ausschließlich zur Einkommensteuer übergehen oder sich mit den Ertragöftcucrn allein begnügen will. Eine längere Debatte irze ab. seiner Fassung zu mehrfachen Zweifeln Veranlassung g Amcndcmentö des Geh. Finauzraths v. Rostitz-WalUvitz hakten zuin Zweck, ticse Zweifel zu klären und eine nähere Erläuter ung der fraglichen Bestimmungen hcrbeizuführcn. In Folge der dadurch veranlaßten Debatte wurde beschlossen, nicht nur die zur menschlichen Wohnung benutzten Gebäude, sondern auch den Ertrag solcher Gebäude und Gcbäudethcile. welche vom Eigcnthnmer zu gewerblichen oder anderen als lantwirth- Landwirtbschait aus eigenen und fremde» Grundstücken), sowie der periönlichen Leistungen begreift, wurden im Wesentlichen nach den Vorschlägen der Deputation angenommen. Aue wurde in KI«», im Gegensatz zu der Vorlage, welche das stritte Einkommen aus Besoldungen, sowie den Ertrag der Lohnarbeit re. nach Maßgabe des Ertrags des letzten Jahreö besteuert wissen wollte, beschlossen, die ErtragSsteuer nach dem Durch schnitt der letzten 3 Jahre zu bemessen. KI« enthält in seinem 7. Absätze eine sehr wesentliche Begünstigung für die Gcwcrb- trcibendcn und die von persönlichen Leistungen lebenden Steuerpflichtigen, indem der der Gewerbesteuer unterliegende Durchschnittscrtrag, wenn der Gesammterwerb, welchen der Beitragspflichtige auS den sämmtlichen der ErtragSsteuer niitcr- liegcndcn Erwcrböauelien bezieht, weniger als 100 Thlr. be trägt, ganz steuerfrei bleibt, wenn er dagegeu 100-149 Thlr. beträgt, nur nach 0,25 - - - 150-199 - - - . 0,3 - - - 200-249 - -c - - 0.4 - - - 250-299 - - - - 0,5 re. und nur wenn er 450 Thlr. und mehr beträgt, voll in "Ansatz gebracht wird. Auch K 17 enthält eine wesentliche Be stimmung zu Gunsten der obigen Steuerpflichtigen. Nach dem selben soll nämlich 1 Steuereinheit auf je 1 Thlr. des Durch- schnittöcrtraacö auS dem Grundbesitze und dem ZinS- und Rentengenusse, bei allen übrigen Erwerbögucllcn dagegen nur ans je l'/z Thlr. gelegt werden. Bürgermeister Koch machte icdoch darauf aufmerksam, daß sich hierbei alle mit testen Be soldungen cmgcstclltcn Personen im Nachtheile befänden, weil inan nur bei ihnen den vollen Betrag ihrer Bezüge kenne und sie deshalb härter von der Steuer betroffen würden. Aut seinen "Antrag wurde beschlossen, bei dieser Kategorie der Steuerpflichtigen I Steuereinheit nur auf je 1?/» Thlr. des Durchschnittsertrags zu legen. Dagegen wurden die KK 12 und 22, welche die Versicherungsgesellschaften auf Gegenseitig keit und Vorschuß- und Consnmvercine sur stcuersrci erklärten, gestrichen. Unverändert wurde K 21 angenommen, wonach nur daS 2500 Thlr. übersteigende Einkommen nach seinem vollen Betrage steuerpflichtig sein soll, wogegen dasselbe, wenn cs 2000—2499 Thlr. beträgt, nur nach 0,8 - - 1 «00-1999 - - - - 0.0 - - 1200-1599 - - - - «,,5 - - 1000-1199 - - - - 0,4 . - 800-999 - - - - 0.3 - - «00-799 - - - - 0.25 seines wirklichen Betrags zur Einkommensteuer hcrangezogcn werden soll. Eine längere Debatte fand bei K 35 statt, wel cher die Steuerpflichtigen bei Verlust des Rcclamationvrechtö zur Declaration ihrer Envcrbögncllcn und ihres Einkommens verpflichtet. Von den Herren Bürgermeistern Müller und Martini war bereits in der vorhergehenden Sitzung aus die Bedenken aufmerksam gemacht worden, welche die Gewcrb- ttcibenden gegen diese Bestimmung hegten. Nachdem icdoch von Seite des Referenten wiederholt darauf hingewicscn wor den war, daß in Sachsen zur Zeit »och nicht cinmal das hhpothekartsch anSgcliehene Eapitas zur Ncntcnsicucr hcran- gczogcn sei, und nachdem auch Herr StaatSminister v. Friesen hervcrgeboben hatte, daß namentlich bei der ErtragSsitncr eine spcciclle Declaration des Umsangs und Ertrags des Gewerbes nicht erfordert werde, wlrrde auch ticicr Paragraph mit Stim menmehrheit angenommen. Außerdem fanden zu KK 20, 35 und 37 mehrere Amendements der Herren v. Nostitz-Wallwitz und Seiler die Zustimmung der Kammer. "Aut den "Antrag dcS Ersteren wurde daS Finanzministerium ermächtigt, über die künftige Einrichtung und Fortführung der Grundsteuer- Dokumente im Werordnungswegc Bestimmung zu treffen. Die Kammer gelangte mit der Specialbcrathung biö zu K 40, so daß dieselbe voraussichtlich heute, Montag, beendigt werben kann. Die Annahme deö von der Deputation l» Uebercinstiinmung mit der Staassregierung aiisgcarbeilctcn Gesetzentwuris in der 1. Kammer unterliegt keinem Zweifel. Dagegen hört man, daß die 2. Kammcr in ihrer Mehrheit demselben abgeneigt ist. Da dieselbe ihrerseits jedoch zu posi tiven Gegenvorschlägen sich schwerlich einigen dürste, so droht die so nothwendige und seit 9 Jahren erstrebte Reform aber mals In unbestimmte Ferne zu rücken. — In der am 31. Januar in Stadt Petersburg statt gefundenen Versammlung deö Dresdner Allgemeiner» Haus- besitzervercins erfolgte die Co n sti tu i rung deö Dresdner PfandbricfinstitutS nach Klarlegung über Wesen, Bedeutung und Ziele dieser für den gelammten städtlsüzrn Grundbesitz wichtigen und segenövollcn Einrichtung in Ge mäßheit der transitorischen Bestimmung des K 75 der vorgc- lcgten Statuten. Zweck des Instituts soll sein: die Hvpo- thckenschulden der bcigetretencn Grundbesitzer in courötähigc Papiere «Pfandbriefe) nmzuwandeln; ferner die Hypotheken durch die unkündbaren Ptandbricte selbst unkündbar zu machen und diese Hypotheken endlich durch eine mäßige Erhöhung des Zinsfußes innerhalb 40 bis 45 Jahren zu tilgen. An meldungen autDarlehnögcsuche molaren inGesamnsthöhevon 502,000 Thlr. und ist somit die Basis zum Beginn der Thä- tigkeit dieses Instituts geschaffen. — Das von der Attlen-Gesellichast „Bair. BrauhauS" ans der Schätcrstratze angekauite HauS ist Nr. 20, nicht 19 wie gestern berichtet war. - Im Victoria-Salon gehen Veränderungen vor, die auch das Publikum direct berühren. Dircctor Schmieder sieht sich genöthigt. die Eintrittspreise zu erhöhen. Es drängen ihn dazu tie sich jetzt bedeutend steigernden Forderungen derKünst- ler, Gagcnaniprüche, die Mancher im Publikum gar nicht ahnt. Tüchtige und interessante Künstler aber waren bisher immer da, und Dir. Schmieder will seinem Publikum nun keineswegs geringere Kräfte vorstihren, vielmehr will er immer Gediegeneres an sich heranzichcn. Der Eintrittspreis ins Parterre wird sich von 5 aut 7>>. Ngr. erhöhen und die übrigen Plätze werden auch im Preise etwas steigen. ES ist neu eine Soubrette in "Aussicht, der sehr guter Nut vorauö- gcht, die ganz vorzüglich, tcsch und kein sein soll: Fräulein csinger aus Wien, und eine Gymnastiker-Gesellschaft von Ruf, deren Mitgstetcr besonteiS am Trapez Außerordentliches leisten sollen und unter dem Namen Gebrüder LipotS schon in vielen Städten "Aussehen erregt haben. - Miß Lotta Walton tie am Freitag Abend zum letzten Male anstrat und Abschied nahm von ihren zahlreichen Freunden und Frenntinncn, feierte an ihrem Bcnctizabende wahrhafte Triumphe. DaS Publikum ward nicht müde, sie zu rnien, und mehrere 20Bougueis und Kränze fieley zn ihren Füßen. — Am 5. d. M. findet in Braun's Hotel ein großer Maskenball statt, zu welches« -Herr Braun die umfassendsten Vor kehrungen und dekorativen Vorbereitungen getroffen hat. Ta bei einem Maskenball Hauptsache ist, daß sich Räume finden, durch welche man das heitere Suchen in möglichst ausgedehnter Weise beginnen und fortschen kann, so dürfte gerade dieser Ort höchst günstig sein, denn außer dem großen Saal und 16 Zim mern ist sogar noch der Hofraum überbaut und zum Saale ein gerichtet worden. Das ganze Etablissement soll durch 'grüne Tannenbäume geschmückt sein und einen sehr schönen Eindruck machen. Wie uns mitgetheilt wird, soll in dieser Saison nur ein Maskenball stattfinden. — Leipzig, 1. Februar. Seit Kurzem ist die Pferde bahnlinie Leipzig-Gohlis eröffnet, und dies hat für den Leipziger etwas zu bedeuten. Das schöne Rosenthal, dessen Am fang sich zwischen der Stadt und Gohlis hinzieht, führt diesem Orte zu jeder Jahreszeit viele Besucher zu. Nur ein bischen Gebirge fehlt noch! Leipzig und auch Berlin würden sich gern für schweres Geld ein paar solcher Erdvorsprünge, wie die Um gegend von Dresden und namentlich die sächsische Schweiz sic so zahlreich aufzuweisen haben, kommen lassen — wenn'S nur ginge! Da aber die Natur die Gegenden beider Seestädte so stiefmütter lich behandelt hat, so cultiviren sie beide ihre Eigenheiten, und man kann in Berlin wie in Leipzig die Wahrnehmung machen, daß die Einwohnerschaft mit den wahren lind eingebildeten Schönheiten ihrer Wohnstadt — Vaterstadt kann man wegen der hier wie dort so außerordentlichen Freizügigkeit nicht sagen — sich aufzuspiclcn weiß. Thiergarten — Noscnthal — Unter den Linden — Grimmaische Straße - Intelligenz und was drinn und dran hängt — reges wissenschaftliches und Geschästs- lcben — Berliner Witz — Leipziger Behäbigkeit — Berliner Weißbier — Leipziger Speckkuchen — alles Dinge, die beiden Städten über das Niveau der Gewöhnlichkeit Hinaushelsen. Ob auch der Karneval die Leipziger berühmt machen wird? Wer soll's sagen! Aber sowohl das Fcstzugs-, als das Korso- und das Finanz Eomitce, nebst dem großen und kleinen Rath thnn das Ihrige, um das Möglichste zu leisten. Vor Kurzem ersehen wir aus den „Nachr.", daß die Milgliederzahl der Karnevalsgciell- schaft auf 1000 gestiegen war; jetzt sind es jedenfalls schon weit mehr, da durch Inserate des Finanzcomitees und durch Zusend ung von Mitgliedskarten gewiß irochHunderte, wenn nicht Tau sends gewonnen werden. Der Kassenbestand betrug circa 3000 Thlr.; jetzt steht es wahrscheinlich noch ganz anders. Den 4.Jan. war der erste Narrenabend, bei welchem auch eine Einnahme von circa 800 Thlrn. erzielt wurde. Den 22. fand in der Centtal halle ein größeres „närrisches Eoncert" statt, dessen Ergebnisse dem bedrängten Finanzcomitee die gerunzelteStirn glätten sollte. DaS Zugprogramm, zu dessen Ausstellung eine Preisbewerbung ausgeschrieben war, ist in seinen Grundzügen auch schon festge- stellt; den Preis von 300 Mark hat ein Leipziger Bildhauer er rungen. Ausgezeichnetes soll bevorstehen, und aus der sehr leb haften und rührigen Reclame zu schließen, wird auch kein Mittel unversucht bleiben, den Zug der Narrheit von aller Welt Enden her zu verstärken. Die große Narrenwoche beginnt mit dem 22. Februar und werden sich in ununterbrochener Reihe folgen ein abermaliges großes närrisches Eoncert, die Abholung de» Prinzen Karneval au» dein ,Helm" zu Eutritzsch und die Um-