Volltext Seite (XML)
rankfurt — 0»^«»0,.tnSrank- kr Tageblatt für Uuterhallung Druck und Sigmthum der HeraurgeLer: iktepfch Neichardt in Dresden. Verantwort!. Redakteur: SttlittS Neichardt. «rlSSS. Gtevenzehnter Jahrgang. Mitrrbacteur: vr. Lmll Für daS Feuilleton: LnSvIs Ssrtu»»»» . Dresden. Sonnabend, 21. Decemöer 187S Geneigte Bestellungen ans die Dresdner Nachrichten für das Stt I. Quartal 1873 «olle «an anSwSrtS de! der nächste« Postanstalt möglichst frühzeitig mache«. Der Prünnmerationspreis detrügt bet allen söchfischen Haftanstalten S» Ngr. Gei^innste erhöhen — es würde kein Loos übrig bleibend Me Hauptmasse der Loose geht bekanntlich in's Ausland; es sind neuerdings zu den Rumäniern, Polen und Türken namentlich die Amerikaner getreten, welche in ganz bedeutenden Posten in der sächsischen Lotterie spielen. Neben dem guten Rufe und der Solidität der sächsischen Lotterie trägt zu diesem gesteigerte» Loosabsatze der steigende Wohlstaird und die Spiellust, die an der Börse nicht allein befriedigt wird, viel bei. — Einen reizenden Anblick gewährte gestern Abend der Saal des Gewerbehauses, in welchem die ArmenversorgungSbe- hörde mehreren Hundert Hindern aus milden Beiträgen vieler edler Menschenfreunde, eine feierliche Weihnachtsbescheerung bereitet hatte. Auf fünf großen Tafeln lagen, wohlgeordnet und mit Nummern versehen, die Gaben, bestehend aus allem Mög lichen, Spielzeug, Büchern, Kleidungsstücken, Schuhen und Stol len und Aepfel und Nüssen. ES gab dies Alles mitsammt dm 20 herrlichen Tannenbäumen einm recht erfreulichen Anblick. Punkt fünf Uhr empfing Herr Oberbürgermeister Pfotenhauer Ihre Königliche Hoheit Frau Prinzessin Georg, welche mit dem kleinen Prinzen August und Prinzeß Mathilde in sichtbar erfreuter Weise die aufgehäuften Gaben besichtigten und wenige Minutm später erschien auch Ihre Majestät die Königin Amalie. Unter dm Klängen des von der Mannsfeldt'schen Kapelle mit Schwung ausgeführten Sängermarsches aus Tannhäuser zogm die Kinder, Knaben und Mädchen in allen Größen, ein und musterten mit heilem Blicken die Tafeln und ihre Geschenke. Nach einem allgemeinen Gesänge hielt Herr Diaconus vr. xKLI. Neubert eine Ansprache an die Kinder, die sie zur Freude urd Dankbarkeit aufforderte und oft erhebende Worte und Gedanken brachte, aber sich frei hielt von jener unangenehmen niederdrücken den Schilderung menschlicher Armuth und Hinfälligkeit. Ergrei fend «Kkk fod»me d« G-fa«z öeeMindoh. H«. «chl «eist mit vor Freude und Rührung zitternder Stimme dm alten frommen Weihnachtsgesang „Stille Nacht, heilge Nacht" intonirtm. Ein Knabe sprach in kurzen und schlichten Worten im Ramm aller Kinder seinen Dank aus und ein Schlußgesang der Versamm lung endete die schöne Feier. — Zu Einweisung der neuen Stadträthe am S. Januar sind seiten des Stadtverordneten-EolleaiumS gewählt: die Herren Vice-Aorstehcr Wigard, Schriftführer Iunghähnel, Stadtv. Jordan und W. Schulze. Dies zur Berichtigung. — Während in früheren Jahren um die Weihnachtsreit herum sowohl die Preise für das Baumaterial, als die Arbeits löhne sanken, steigen die ersterm jetzt noch fortwährend und di« Maurer verdienen jetzt bei den kürzesten Tagen mehr, als noch vor 11/2 Jahren an den längsten Tagen. 32 Pfg. pro Stunde ist ein allgenrein üblicher Arbeitslohn. Wie theuer hiernach das Bauen wird, liegt auf der Hand, zumal die Materialienhändler es jetzt fast ganz in der Hand haben, allein die Preise zu machen. Gewisse Bausteine sind jetzt gar nicht zu haben. — Bor einigen Tagen wurde vor einem Hause auf der Brüdergasse zur späten Abendstunde ein Mann in hilflosem Zu stande aufgefunden. Später ergab sich, daß er dort gefallen war und d-s linke Bein gebrochen hatte. Es wurde sein Trattsport in das KrankmhauS verfügt. — Ein Unbekannter, der gegen 4V Jahre alt, groß gewesen und einen schwarzen Schnurrbart getragen habm soll, hat sich in diesen Tagen in einem hiesigen bekannten Vergnügung-locale vom Portier ein Opernglas geliehen, das er noch heute demselben wiedergeben soll. — In der vorvergangenen Nacht hat abermals in Löbtau ein Feuer stattgesunden, und zwar ist das einem dortigen Guts besitzer gehörige Wohnhaus nebst Scheune abgebrannt. — Der nach unserer treulichen Notiz am Fuße verletzte Arbeiter der ehemalig Schlick'schen Maschinenfabrik ist bereits vorgestern aus den, Stadtkrankenhause als vollständig geheilt entlassen worden und an seine Arbeit zurückgekehrt. — Zur Berichtigung. In der Nummer der„Dresdn. Nachr." vom kl». Decbr. 'ist in Sachen des HerminiatheaterS die Notiz enthalten, der Eoncurs zuin Vermögen desHerrn Direktor Bauingart sei „auf Antrag der Erben des verstorbenen Commis sionsraths Hartmann" eröffnet worden. — Da im Adreßbuch« der Stadt Dresden seit Jahren nur ein CommissionSrath Hart mann, der Unterzeichnete, aufgeführt ist, so sehe ich mich infolge der oben gedachten Notiz zu der Erklärung veranlaßt: 1) daß ich, zu meiner Freude, noch nicht „verstorben" bin, und 8) an das Herminiatheatcr, ebenfalls zu meiner Freude, irgend welche For derung nicht zu stellen habe, wodurch 3) DaS, was obige Notiz bezüglich meiner „Erben" sagt, von selbst hinfällig wird. — Hierbei gestatte ich mir zugleich zu bemerken, daß mit dem er storbenen" re. Hartmann auch mein geschätzter Namensvetter, Herr geheimer Commelzicnrath Richard Hartmann (Dresden — Politisches. Roon bleibt Kriegs-, Selchow geht nicht als Landmirth- schaftsminister — ln diesen beiden Meldungen liegt Stoff genug zu der Befürchtung, daß sich die preußische Mnisterkrisis nicht in einem Bismarck günstigen Sinne entwickeln, daß vielmehr die Herrenhauspartei obsiegen werde. Wie enthalten uns jedoch, bis der Verlauf der Dinge sich besser übersehen lassen wrrd, eines eingehenden Urtheils. — Im preußischen Abgeordnetenhause brachte der Handelüminister die Forderung eines Credits von 120 Millionen ein, um eine direkte Eisenbahnverbindung zwischen Ost und West der preußischen Monarchie, von Eydtkuh- nen bis Metz, herzustellen. BetLochnstein soll». A. eine feste Brücke über den Rhein geschlagen, die Berliner Gürtelbahn aus gebaut und vor Allem für 9 Millionen neue Betriebsmittel ge schaffen werden. Anläßlich der Budgetberathungen erklärte der Präsident der Preußischen Bank, Dechend, daß die vielbesproche nen Maßregeln der Preußischen Bank gegen sogmannte Reit wechsel, auch die „noblen", gerechtfertigt seien, um dem soliden Geschäft Geldmittel flott zu erhalten. Die Preußische Bank litte an Geldüberfluß, zum Neujahr flössen durch Einlösung der Bun desanleihe und Dividendenzahlungen dem Verkdhr 60 Millionen zu. Allerdings müßten die maßlosen Gründungen aufhören. Das Abgeordnetenhaus billigte die Politik der Preußischen Bank, vr. Löwe von der Fortschrittspartei, der alle lebenskräftigen Ein richtungen der Einzelstaaten cassiren will, schwärmte für eine' stehende Reichsbank (bei deren Existenz die Geschäftswelt im nichMreußischen Deutschland die Schulmeistereien der preußischen ganz anders als bisher empfinden würde; Laster ki- , Schärfe, dje Luständ« der Berliner Börse. Hierauf kommen wir zurück. - Me Morgm steckt Thiers ein anderes Gesicht aus und geht doch alle Abende mit dem alten zu Bette. Er hat sich's in den Kopf gesetzt, Begründer der Republik zu werden, die man, nach seinen Worten, nicht feierlich proclamiren, sondem lieber tüchtig organisiren soll. Wie? das verschweigt er, denn daß er mit der Gründung seiner 2. Kammer nicht durchkommt, das fühlt alle Wett. Sein Ehxgeiz besteht aber darin, Alles besser zu verstehen, klüger einzufädeln, schlauer zu Ende zu führen, als andere Men sche», und dabei vor aller Welt zu glänzen. Wobei ihn» ein Ehr geiz patriotischer Natur nicht abgesprochen werden soll. Nach und nach kommt man aber allgemein hinter seine Schliche. Nicht blos dm Clerikalen ist er der „alte ehrgeizige Fuchs, der weder Herz für Gott noch die Menschen hat". Auch die gemäßigt Con- servativen lassen sich nicht mehr durch seine zuckersüßen Redens, arten nasführen. Die Verfassungscommission, müde der Kinker litzchen von Thier«, arbeitet ruhig an dem Thiers so verhaßten Ministerverantwortlichkeitsgesetze, welches ihm freilich das un ausgesetzte stundenlange Redehalten abschneiden würde. Letzteres ist Hm nach wie vor LebenSbedürfniß. — Gambetta kennt aus dem Kriegsjahre das Temperament seiner Landsleute, welche fortwährend in guter Stimmung erhalten zu werden verlangen, wenn sie vorwärts gehen sollen, und es nicht im Mindesten übel nchmen, wenn sich hinterher herausstellt, daß ihre Leichtgläubig keil durch die einander täglich folgenden Siegeskunden fort und fort hinter das Licht geführt worden ist. So ließ er selbst nach der schweren Schlappe am Sonnabend durch die-„Republique franyaise" einen glänzenden Erfolg austrommeln. Doch sind die rochen Republikaner besonders erbittert über das Anschlägen der Dufaure'schen Rede in allen Gemeinden. JustizministerDufaure hatte bekanntlich am Sonnabend den Republikanern »vahrhaste Keulenschläg« beigSracht. Wird seine Rede in allen Dörfern an- gchhlagen, so kommt der Nutzen davon den Monarchisten allein zu Gute. Die französischen Bauern lesen Alles gewissenhaft, «aS an der Thür der Mairie angeschlagen wird, während sie die politischen Zeitungen nur selten und in kleiner Anzahl lesen. Die österreichische Wahlreform, welche zwar nirgends über trieb«« Begeisterung, aber überall besonnene Zustimmung findet, soll, wie d»e Ultramontanen hoffen, an der Zerfahrenheit der österreichischen Verfassungspartei scheitern. Allerdings opponirten ihr die Exminister ÄiSkra und Herbst aus Aerger darüber, daß nicht sie es sind, die diesen Fortschritt verwirklichen solle,k, aber schließlich wird ihre Opposition verstumme»», sonst würden sie ja nur die Geschäfte der Clericalen besorgen. — Der Kaiser hat den Wiener Bürgermeister zu sich gebeten, um ihn zu ermuntern, auf seinem Posten auszuharren; auch die Majorität des Wiener Ge- meinderath» hat ein ruhiges Schriftstück veröffentlicht, worin sie ««klärt, sie wolle trotz der Desertion der Demokraten unbedingt aushqrren. Ueber der Deakpartei schwebt drohend eine Wolke des Un Heils. Hwar hat nian ihr das Geld zur Arrlrihe, un, das Gleich gewicht »nHungmschen Budget wieder herzustellen, bewilligt, aber: ,H«r Fäg der Abrechnung wird kommen, sobald das Bud get auf der Tagesordnung steht!" rief der ehrenwerthe Führer der Linken, Ghizy, aus. Die liederliche Finanzwirthschaft der deakistischen Minister wird Enthüllungen ärgsterArt bieten. Eine drastische Illustration der ungarischen Zustände liefert die That- sache, daß die Hypothekenbeamten 18 Wochen Ferien machen, weil jeder der drei Beamten die sechswöchentlichen Ferien hinter einander benutzt. Mit schmerzlichem Gefühl hat der Papst, mit Jubel die Christenheit den Beschluß des italienischen Parlaments vernom men, daß die Jesuiten nun auch aus Nom vertrieben werden sollen. Mag man sie aus Deutschland jagen — zur Heimaths- losigkeit verurtheitt sind sie nur, wenn jeneunheilvollen Bedrücker der Menschheit aus ihrem innigen Zusammenhangs mit dem Papstthum gerissen werden. Dann erst wird der Alpdruck auf der Herzgrube der Menschheit aufhören. England gedenkt eine Expedition zur Untersuchung des Nordpols auszurüsten, 2 Eichenholz-Wallfischboote von 2—300 Tonnen, mit je 60 königlichen Matrosen und Officieren bemannt, sollen im Mai auslaufen, damit die Gelehrten am Nordpole von allen Sterblichen zuerst die Erdachse in Lagrsnti ihrer Umdreh ung abfassen. LoealeS und Sächsisches. — Der hiesige Kaufmann und Spitzenfabrikant A. O. Richter hat das Prädikat Königlicher Hoflieferant" erhalten. — Ihre Königl. Hoh. die Frau Kronprinzessin hat gestern Vormittag im Hof-Mseur-Geschäft von Kellner u. Sohn, Schloß straße, sowie ii» den, Galanteriewaaren- und Luxus-Geschäft von L. I. Mendelsohn u. Comp, in derselben Straße Weihnachtsein- känfe gemacht. Einer Entscheidung des König!. Ministeriums des zufolge sollen in Zukunft solche Privatgesellschaften, welche zu ihrem Vergnügen oder zu einem «vohlthätigen Zweck, aber nicht des Erwerbs wegen, theatralische Aufführungen dar stellen wollen, also sogenannte Liebhaber-Theater, in Zukunft nicht Mindert sein, liefe Vorstellungen auch öffentlich gegen Er legung des Eintrittsgeldes zu veranstalten, jedoch verbunden, hierzu jedesmal die Erlaubniß der Obrigkeit einzuholen, welche letztere darüber zu wachen hat, daß die auszuführenden Stücke nicht bedenllichen Inhalts sind und insbesondere nicht gegen An hand und Sitte verstoßen. Die Universität Leipzig nimmt inDeutschland auch hin sichtlich der Zahl der Studironden dei» ersten Platz ein. Gegen das vorjährige Wintersemester ist in diesem die Studentenzahl um 467 gestiegen, so daß gegenwärtig 2772 Studenten die Universität besuchen. Unter diesen sind nur 122 nichtinima- triculirte Studenten. Deutsche Studirende sind 2354 gegen wärtig, während sich der Nest mit 243 aus Ländern unseres Erdtheiles und mit 53 aus anderen Erdtheilen beziffert. Von den Außcreuropäen» sind 46 aus Nordamerika, 1 aus Grönland, 1 aus Mexico, 2 aus Euba, 2 aus Brasilien und 1 aus Ost- Indien. — Für die Jesuiten sind die Vorgänge in der Familie des sächsischen Generals v. Leonhard! recht Wasser auf ihre Mühle. Sie sprengen aus, daß abermals eins der ältesten Adelsgeschlechter Sachsens reumüthig in den Schooß der alleinseligmachenden Kirche zurückgekehrt sei. Die Sache verhält sich jedoch folgender maßen: Die „von" Leonhardi's gehören nicht den» ältesten Abel Sachsens an; ihr Wappen ist allerneuesten Datums; der größte Theil der Famitie dieses Namens ist bürgerlich und gut evan gelisch. Der junggeadelte General „von" Leonhardi ist mit einer Gräfin Mengersen verheirathet, deren Adel ebenfalls nicht alt ist. Er wurde von König Jeromc von Westphalen traurigen An denkens, gestiftet. Der General hat wohl nie zu den besonders glaubenstreueir Gliedern der evangelischen Kirche gehört, dem» er hat seine sämmtlichen Kinder katholisch erziehen lassen. Auch sein in» Felde verwundeter Sohn »var katholisch; es darf kein Wunder nehmen, daß derselbe in Ron, das Jesuitencollegium besuchte. Den Jesuiten paßt es aber sehr in den Streifen, aus- zusprengen, daß sie diesen jungen v. Leonhardi bekehrt haben. Dadurch lenken sie die Aufmerksamkeit auf ihre Thätigkeit. Wenn daher der jetzt un» seinen Abschied eingekommcne General ».Leonhardi inZwickau ebenfalls nachträglich katholisch geworden ist, so »var die evangelische Kirche seiner treuen Anhänglichkeit wohl überhaupt nie recht sicher. — Der Verein für Beamtenwohnungen wird in der ersten Halste des Januar eine Versammlung der Zeichner behufs Con- stituirung des Vereins einberufcn. Ein Zeichen, daß die Be- theilignng icne rege ist und das volle Jnslebentreten dcsVereins für die nächste Zeit erwartet werden darf — Nirgends sind mehr Lotterieloose, selbst mit bedeutendem Aufgeld?, zu haben. Alles ist vergriffen. Wollte der Staat die ... Alles ist vergriffen. . , „ Zahl der Loose nm 10,000 vermehren und antzc»,»essen di«ILaubegast — Chemnitz) nicht gemeint sein kann, da dieser