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- Erscheinungsdatum
- 1870-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187012148
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-12
- Tag 1870-12-14
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Monat
1870-12
-
Jahr
1870
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Erscheint: r«glich früh 7 Uhr. Inserate werde« angcnommkn: blö Abendö 6 Tonntaasr biS Mittag 12 Uhr Marienstrahe »»; in Neustadt: vuchdruckerri «v Job. Pähl er, gr. rttsstergasfr s. «nirigeu in dies. Blatte finden eine erfolgreiche Berbrritung. « usI« ser »»,«»» Exemplare. Tageblatt sür Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Druck und Ei-enthum der Herausgeber: Litpsch ör Reichst-t. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Neichardt Momiement: Vierteljährlich 20Ngr- bei unrntgeldlichci Ae» ferung in'S Hau» Durch die König!. Post vtettrljährl. 23>/»Rgr Einzelne Nummern 1 Ngr Inseratenpreise 7 Für den Raum ei«» gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Eingesandt* die Zeile 3 Ngr. Rr.S18. Fünfzehnter Jahrgang: » Dresden. l4. Dccember. — Sicherem Vernehmen nach ist Se. Excellenz der Herr Staats- und Kriegvmlnisler von Fabricc zum Gcneralgouvcr- neur zu Amienö in Frankreich dcstimiiit und dürste schon in kiesen Tagen dahl» abgehen. Zu seinem Adjutanten bat sich der Herr Minister den Major von Hclldon, stütze reu Adjutan ten Sr. Kai. Hob. dcS Prinzen Georg, bestimmt. Die Ge schärte eines Gencralgouverncurv von Lachsen und die inten, mistlsche Leitung des Kriegoministcriumö übernimmt der Gene ralmajor zur Disposition von Brandcnstcin. zuletzt sächsischer Militairbcvollmächtigter beim 'Norddeutschen Bunde. — Der eommandirende General des 12. Armeccorps, Le. königliche Hoheit Prinz Georg, bat, wie dem Dr. I. aus Lc- Vert-aalant mitgeihcilt wird, die ausgezeichneten Leistungen der sächsischen Truppen an den letzten beiden Lchlaebttagcn durch nachstehenden Corpöbefehl lobend anerkannt: „Hauptguarticr Champö, am 2. Deccmbcr 1870, Abends' Utzr. CorpSbcscbl. Die sächsische Kriegsgeschichte bat ein neues rubmvotlcö Blatt aufzulveisen. Die beute im Gefecht gewesenen Truppen haben mit grohcr Tapferkeit und seltenem Mutb ihren alten Rubin bewahrt. Speciell spreche ich dem 8. Infanterieregiment Vir. 107 wegen deö Sturmes aus Bric-sur-Marnc und dem Schützcn- regiment Sir. 108 wegen seines glänzenden Gefechtes gegen vielfach überlegene Kräfte meine Bewunderung und volle An erkennung auö." — Der verwundete sächsische Prcmier-Lieutnant von Schütz, der vorgestern mit dem 4 Ubr-Zuge Nachmittags bicr cintraf, bat sich zur weitere» Verpflegung in die diesige Diaeonisscn- Anstalt aufncbmen lassen. Der Zug Abendö 0 Uhr brachte verschiedene Ersatzmannichastcn und .»französische krlegögesangcne Ctvittsten, von denen Ginzeine in den Luftballons vor Paris flgurirt haben sollten. Gin gestriger Grtrazug früh gegen O lltzr fübtte :ill7 kriegögeiangenc Franzosen mit 10 Offizieren bicr durch nach Glatz weiter, während mit dem Mittagszuge ver schiedene Ersatzmannschaftcn für Dresden und Görlitz bestimmt, und 1 verwundeter sächsischer Freiwilliger, der von Heidelberg kam, hier eintrafcn. — Berliner Briefe. V. Dein König ein Hoch! — cö lebe der Kaiser! In diesen Worten läsit sich vielleicht die Stimmung wiedcrsptegein, mit welcher der Reichstag und die Kaiserstadt Berlin die Krönung des deutschen Verfass,»igöbaucö betrachtet. Soll ich aber ganz aufrichtig sein, so habe ich eine eigentliche, »vahre Festjubclstimmung nirgends wabrgenommcn. 'Zunächst Ist die Zelt nicht darnach angetban, um über dem romantischen Schimmer, der die Kaiserkrone umleuchtet, den blutigen Schein zu übersehe», der über der Nealität der Schlacht selber ausgebreitet liegt. Vorüber ist die kaiserlose, aber noch nicht die schreckliche Zeit. Berlin, eine vorzugsweise nüchterne, spekulative Stadt, schließt genug dcS Schmerzes in sich, um sich nicht dem Hcrzensjubel voll bingcbcn zu können, aber cs wen bet doch auch schon sei» Antlitz der ncuaufgehcnden Sonne zu. Unsere Grnte wird erst kommen, tröste» sich die Berliner, wenn eS jetzt auch eine Zeit lang traurig und still ist. Nicht nur die Geschäftsleute, die Hoteliers. die O.uadratstißspekulante». die Tbeaterbesitzcr und Gigcnthümcr von Vcrgnügungo - Etablissc- mcntö. die Projektenmacher, die Direktoren der in Berlin mün denden Eisenbahnen, sondern auch die ganze Finanzwclt. die Journalistik und die Häupter der politischen, socialen und kirch ilchen Parteien, namentlich aber die Legion der Gcbcimerätbc — alle erwarten sie von dem kaiserlichen Hoiiager erhöhte Renten, steigende Einnahmen, wachsende Nutzungen, schwellen den Rtichthum. verstärkten Einfluß, dominircntc Machtstellung. Vor der Hand äußern sich diese Svmptomc »ocb vorsichtig, aber sie bereiten sich vor. mit dem geschlossenen Frieden die gelähmten Schwingen krästig zu regen. Auch der Reichstag empfand keine ganz ungetrübte Freude. Dem altprcußischen Adel, wie er in den Reihe» der Strengconservativen vertreten ist. schmeckt die Kaiserwürdc etwas zu süddeutsch, sie fürchten ein Avschlcifcn deö specifischc» Preußenttzums, eine Schwächung deS strammen Hobenzollernthums; indessen, ebenso wie bereits die einige Zeit am Hofe bestandene Abneiguug gegen das Kaiser diadcm überwunden wurde, so ist mir nicht bange, daß gar bald auch diese Kreise der neuen Krone einige freundliche Sei tcn abgewinncn werden. Am zufriedensten waren die sogcnan» ten Frciconservativen. weniger die Nationalliberalen. Mit Schmerzen sahen sie. daß die Gründung einer erblichen Kaiser dhnastie nur um den Preis einiger Zugeständnisse an die Selbst ständlgkcit der Mittclstaatcn erkauft werden konnte. Noch schär ser sprach diese Abneigung sich bei der Fortschrittsparthci aus, welche einen förmlichen vaß gegen die Mittclstaatcn zur Schau tnrg und deren begabteste Führer, wie Hovcrbcck, Schulze und Löwe zwar dem neuen Cäsar zujauchztcn, aber es schmerzlich empfanden, daß den Mittel- und Kleinstaaten nicht zum Dank sür ihre Bundcötrcuc in diesem Kriege das Lebenslicht ausgc- blasen wurde. Ich habe kaum bei tcn Nationaliibcralcn je ein solches Bekämpicn deö im deutschen Polköcharaktcr liegenden Triebes nach freier Selbstentwickelung gefunden, wie bei diesen Herren, deren Tlxoric nur darin zu bestehen schien, es müsse im Namen der Freiheit Alles erst großpreußisch nivcUirt werten, um dann nach fortschrittlicher Schablone wiederum in dcccn- tralisirte Gruppen zu zerfallen. Eine weisere Politik, sollte man meinen, knüpft an daö bereits bestehende Dcccistralisirte an, giebt dem Kaiser waö dcS Kaisers ist und gewährt im klebrige» den deutschen Stämmen eine freie Entwickelung des vielgcartctcn deutschen Geistes. Aber niemals hätte der Abschluß des deut schen VerfassungSwcrkeö vor sich geben kosten obnc Gegenleistung der kaiserlichen Regierung. Wigart verlangte bescheiden genug, nachsprechend waS Uhland vor 21 Jahren gefordert, nur ein Tröpfchen demokratischen OelcS, Niemand aberwicß daraufhin, daß letzt oder nie die Zeit zu Gegenleistungen des Kaisers sei. Wer glaubt wohl, baß cö zu keiner Kaiscrkrönung gekommen, »venn brr Reichstag für daö Volk einiges gefordert und widrigcn- falleS seine Zustimmung versagt hätte? AIS da sind: Diäten, v<PeS Budgetrecht, wie cö seit 40 Jahren in den Mittel- und Kleinstaaten besteht, einen obersten BundevstaatSgerichtöbof zum Hchlrm und Schutz deS VerfassungSrechtcö deö gesammten Volkes und der einzelnen Staaten, Minlsterverantwortllchkeit, strenge Scheidung zwischen dem. waS deö Bundes und dem ivaö Mitredacteur: Theodor Dro'oisch. deS Einzelstaateö ist und sonstige bescheidene Wünsäze. Wenn jetzt schon dem noch nicht gesalbten, ungekrönten Kaiser der Reichstag so sich nabt, welche Rolle wird er spielen einem Kaiser gegenüber, dessen Majestät mit solcher Machtfülle auöge- stattet. einberschreitct, geweiht durch die glorreichsten Siege? Trotz alledem und alledem war für einen Abgeordneten, der die rotbe Repuplik mit Mende oder Liebknecht oder Bebel an der Spitze nicht sür die wünschcnSwertbeste Staatcstorm hält, gar keine Frage, wie er zu stimmen habe. Ein so gestellter Kaiser war zwar sür Keinen das Ideal, aber für Alle war der Kaiser das Svmbol eines geordneten Staato- wcsens, von dem man Verwirklichung seiner Hoffnungen er wartete. Via» verschloß nicht die Augen, daß mit dem Kaiser die Kaiscrprätcnsioncn kommen können, aber man weiß auch, daß Wilhelm das starke Zepter mit milder Hand führen wird. Er regiere in Frieden ein cdlcö Volk, er gebe ihm Schutz der Gesetze, befriedige in besonnener Entwicklung den idealen Drang der Nation, er schirme die Schwachen, erfreue die Leidenden, zähme den Uebermutb, zügele die dösen Leidenschaften der Be vorrechteten und wer arm an Recht und Besitz ist. dem verleibe er den Trost der Gerechtigkeit und Fürsorge. Solchem Zauber, der die deutsche Kaiserkrone umwallt, konnte bis am jenes Häuflein Sozialrcpubiikaner Niemand widerstehen. Gegen ihre o Stimmen wurde nicht nur die neue, kaum fertig gewordene Deutsche Verfassung in eine RcichSvenassung mit einem deut schen Kaiser an der Spike umgcwandelt, sondern auch König Wilhelm feierlichst ersucht, die Krone anzuncbincn. Die Debat ten waren nicht sehr interessant. Liebknecht fand in der neuen Verfassung nicht vielmehr als eine Versicherungsanstalt der Fürsten gegen die Demokratie; daß er nicht ohne Ordnungsruf die Tribüne verließ, versteht sich von selbst. Miguel sprach in der unterwürfigsten Weise von den Verdiensten der Hobenzollern. Wenn ein Altprcußc also spräche, so ist das aus natürlichem Boden erwachsen; wenn aber Jemand, der alö Republikaner ä la Liebknecht seine politische Laufbahn begann, dann sich zur constitutionellcn königl. hannöver'scbcn Opposition abdämpfte und schließlich in lauter Rohal Ismus erstickt, io kann ich bei solch einem Mann nur mit Achselzucken vorübcrgehcn. Einen Orden gäbe ich ihm, wenn ich König wäre, im Leben nicht. Der berühmte Blende verstand es, volle drei Viertelstunden den Reichstag bis zum Sterben zu langweilen. Ehe Blende spricht, spritzt er sich mit einer kleinen Morphiumspritze ein Opiat unter die äußerste Haut, um seinen von vielen Nachtwachen erschlaff ten NcrvcnorganiSmus neu anzuregcn. Es war Schade, daß ihm Niemand zutzörtc, er soll ganz wundersame Sätze gespro chen haben. Ein Abgeordneter hörte von ibm im Vorübcrgcben das köstliche Wort: „Die Menschheit ist im Allgemeinen die Nation, namentlich die Deutsche". Als er merkte, eine wie traurige Figur er spiele, bat er den Präsidenten, er möge ibm doch die Aufmerksamkeit des Hauses zuwcntcn. Natürlich ant wortete ihm Simson, daö müsse der Redner allein verstehen. Zum Schlüsse rief er auS: Die Nation wird einst an meiner Stelle sprechen! und tauchte in einem unauslöschlichen Ge lächter unter, um sich ten Schweiß von der Stirn zu wischen und mit der Morphiumspritze zu arbeiten. Einen Triumph der Schadenfreude erlebten die Sozialisten ganz am Schluß der RcichstagSsitzungen. Es fragte sich, ob die Adresse durch die st Präsidenten oder durch sto Mitglieder dem König in Ver sailles überreicht werten solle. Graf Kleist batte den taktlosen Einfall, eine lächerliche Schilderung davon zu entwerfen, wie es auoschen würde, wenn die stO Man» in zwcirädcrigcn Lei terwagen in Versailles ciniührcn. Hcnnig sagte: dann werten auch die st Präsidenten lächerlich auoschen und Hovcrbcck be schwichtigte. daß für st Präsidenten leichter ein Leiterwagen beschafft werde» könne, als für stO Mann. Diese, man sollte sie eigentlich nicht für möglich halten, taktlose Scene amüsirtc die Socialistcn köstlich, sür alle Andere» war sic natürlich im höch sten Grade peinlich. Endlich kam man über diese Etiguctten- srage hinweg und looste sto Mann auS, die nun wahrscheinlich »ach Versailles schon unterwegs sind. Mit diesem Mißklang schloß ein historischer Augenblick. Möge sich in dem neuen Reiche, unter der versöhnende» Kaiserkrone der alte Stammco- badcr legen, mögen namentlich die, deren Landesherr die Kö- nigskronc mit dem Kaiscrtiatem vertauscht, ihr altes Preußen lied in seinem Kchrverö in Zukunft nickst mehr singen: Ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein! sondern sich zu einer höheren Harmonie aufschwingent rufen: Ich bin ein Preuße, will ein Deutscher sein! und darnach bandeln Das gebe Gott! Am Montag 'Abend sind hier Personen durckstrans- portirt worden, welche daö cernirte Paris in Luftballons ver lassen batten, aber von unseren Truppen aufgefangen worden waren. ES waren anständig gekleidete Herren und wurden dieselben durch eine» preußischen Offizier und zwei Unteroffiziere nach der Festung Glogau geschafft. — Dem Vernehmen nach war unsere Feltartillcric, die in diesen Tage» von hier nach Frankreich nachrückcn wird, vor Piälzburg zur Verwendung bestimmt. — Die kürzlich beendeten Stattverordnctenwahlen haben in anderen Blättern zu verschiedenen Urtbeilen darüber geführt, welcher der Eantitatcnlistcn der Sieg zuzuschrcibcn sei. Bei einer derartigen Frage können selbstverständlich nur die Namc» in Beträgst kommen/welche jeder der Listen cigcnthümlich sind, und da ergicbt sich ten», daß von der Liste des Bürger Vcr- eins, des Innungoältcstcn Vereins, des Vereins Gewerbtreibcn- der und deö Hausbesitzer-Vereins IO Gandidatcn, von der der Gonservativc» 10 und der dcS städtischen Vereins 4 gewählt worden sind. — Im Hause Nr. 6 deS RäcknitzplatzcS bat vorgestern gegen Abend ein Gartincnbrand stattgeiundcn. — Wie wir hören, ist neuerdings von der Polizei wieder einmal eine größere Atizabl sogenannter Räuchcithalcr eonfiö- cirt worden. — Einen nicht unerheblichen Verlust hat der Inhaber der Markctentcrbudc erlitten, die am st. Deccmbcr im französischen Barackenlager bei llebigan Abends gegen halb 8 Uhr ab- branntc, nachdem sie der Besitzer kurz nach 5 Ubr fest ver schlossen hatte. Der Verlust erreicht die Höhe von nahezu stOO Tlzalern, denn cö befanden sich in dem Raume mehrere Eimer Mittwoch-14. Deeember 187V. Nordlmuser, Rum. ferner Cigaretten, französische Schnupftabake, Schweizer- und französische Liqueure, Kleider, Weine, Gläser und anderes Geschirr. Der Inhaber ist dadurch allerdings all' seiner Habe beraubt und dursten die paar Thaler, die an Ort und Stelle sofort für ihn gesammelt wurden, nicht hinreichen, ihm einigen Trost zu bringen. — Die für heute angckündigte Trio-Soir.e der Herren Rollfuß, Seclmann und Bnrchl kann erst morgen «Donnerstag» stattfinden. — Die Ziehung der Casscler Lotterie beginnt morgen Don nerstag, den 15. d. M., Nachmittags präcise 2 Uhr und dauert biö zuin 20. Dec. b. I. - Die Subscriptioncu auf die fünfjährigen 5",oigen Schatz- anweisungcn des Norddeutschen Bundes vom Jabre 1870 wer ten am 14., 15. und 16. Deccmbcr 1870 von 8 bis 1 Uhr Vor mittags und von st biö 5 Uhr Nachmittags, bei der hiesigen Finanz-Hauptcasse angenommen. - Die CoUcctionen der Herren OScar Fcilgenhauer, Ecke der Pragerstraße, sowie August Heinholb, Moritzstrahe, wurden auch am ZiehungStage 1. Classe 79. Lotterie mit dem zweiten Hauptgewinn von 5000 Thlr. antbeilig von Fortuna bedacht. — In Bezug aus die Verhältnisse der Kohlcnproduction und der Kolstenversendung überhaupt, wie speciell in Bezug am daö Zwickaucr Revier sind in neuerer Zeit verschiedene Stirn- men laut geworden, indem man namentlich den jetzigen großen Mangel an diesem Brennmaterial dem Mangel an nöthigcr Tranvportgelcgcnhcit auf den Eisenbahnen zmcbob. Wir sind jedoch in der Lage, zu eonstatircn, daß die Verwaltung der säch sischen StaatSbabnen die größten 'Anstrengungen gemacht, den Zwickaucr Kohlen namentlich trotz deö so überaus viel Eisen- bahnmatcrial in Anspruch nehmenden Krieges Tag für Tag die erforderlichen Kohlenwagen zu stellen und zwar nicht die bis weilen biö ins Fabelhafte gesteigerte Zahl der verlangten, son dern die Zahl von Wagen, welche der genügend bekannt«» Pro- duetionökraft der Zwickaucr Werke entspricht. ES erfolgte die vollständigste 'Abfuhr aller Koblcnvorräthe, so daß aus keinen» Werke mehr Vorrätbe lagen. Die Werksverwaltungen müssen sich außerordentlich anstrengen, daß sie immer so viel Kohlen fördern, alö zur Beladung der ihnen gestellten Wagen nöthig sind, so daß Fuhrleute gar keine Kohlen erhalten, die somit von Werk zu Werk fahren müssen, um ihre Bedürfnisse zu befriedi gen. Ja, es ist vorgckommen, daß einzelne Werke die Bahn Verwaltung gebeten haben, Ionen weniger Wagen zu stellen, weil sic nickst alle beladen konnten. Allerdings war einmal mo mcntan Wagcnmangel vorhanden, er erklärte sich aber leicht durch den Krieg, der Tausende von Wagen aller Gattungen und zwar auf längere Zeit forderte. Wie den Kohlenwerken des Zwickaucr Reviereo von Seiten der Bahnvcrwaltung Rechnung getragen wurde, beweist der Umstand, daß z. B. im Novem. Der d. I. 29,121 Wagenladungen L 100 Centncr — eine bis her selten erreichte Zahl — von da befördert worden sind, im Oktober 21,040 und im September 22.44st Wagenladungen. Sonach kamen durchschnittlich an jedem 'Arbeitstage 1165 Wa genladungen zur Beförderung, wozu die Lowrpo zum größten Tbcil aus dem Wagenpark der sächsischen Staatöcisenbahnen und kaum der fünfte Tbeil von den benachbarten Bahnen ge stellt wurde. Dazu bedurfte cS nickst bloö der größten Anstreng ungcn, sondern auch der weitesten Umsicht und Controle seiten der Bahnvcrwaltung. Diese Koblcnlowrvö in Bezug aus den Transport ans den Zwickaucr Revieren kennzeichnen sich durch große gelbe Zettel mit der Aufschrift- „Für Steinkohlen von Zwickau", und sind dieselben für diesen Zweck auö dem allgc meinen Wagenpark der sächsischen Staatöcisenbahnen als ein Separatwagcnpart auSgeschicdcn, welcher, wie wir hören, stOOO Lowlchö mit cincr Geiammttragfähigkcit von 3000 Wagen ladungen oder äoo.loo Gentner umfaßt, Zahlen, bei deren Fest stellung die genaueste Berechnung über die durchschnittliche Dauer dcS Wagen Turnus neben der Rücksicht auf das wirklich vorhandene Bedürfnis! maßgebend gewesen ist. Solche Maß regeln können die Kohlcnwcrkc, wie oic Kotzlenconsumenten nur beglückwünschen, um so mehr, als die Verhältnisse, welche Ur sachc zu der anfänglichen Galamitäl gegeben haben, sich bisher kaum zum Vortheile der allgemeinen Vertchröbeziebungen ge ändert haben und einen derartigen Aufschwung des Kolstentranö Portes erwarten ließen. Dadurch ist cs auch gekommen, daß in der Zwickaucr Gegend die Koblennotb drückender empfunden wird, alS in weiteren Ravons, indem an« manchem 'Werke ost gar nicksts iür die aus näheren Ortschaften kommenden Geschirre übrig bleibt. Somit hätte sich die frül^ere Klage über den Lva genmangcl erledigt, und bei der Wichtigkeit, welche die Zwickaucr Steinkohle biö in die weitesten Entfernungen erlangt hat, wird auch fernerhin der Koblenproduction, wie dem Kohlcnversandt die nötlstgc 'Aufmerksamkeit zugcwcndet »'erden. — O e s f c n t l i ck' c G e r i ck' to s i tz un g am 12. Deccmbcr. Die für den io. Dccbr. angcsckte Hauptverbandlung wider den Rittmeister a. D. von Salza und Lichtcnau wegen Majestätö belcidigung ist vertagt worden.- Der 21jährige, schon mit Ar beitshaus bestrafte Schneidcrssohn Fürckstegott Ernst Günther anö Klotzicke ist abermals des Diebstahls angeklagt. Fünf Fälle liegen vor. 'Am 7. Oktober d. I. erbrach Günther durch ge waitsamcs 'Andrücken die Thür cincr Kammer mit lockerem Schlösse und entwendete dem Holzmachcr Großmann in Klotzsche aus einem Klciderfchrankc von den daselbst befindlichen 15 Thlr fünf Thlr., welche rer Dieb für sich verbrauchte. Noch an dem selben Tage stahl der jugendliche Verbrecher ein österreichisches Guldcnslück aus einer Kaffeekanne in der Wohnung der verw. Gommlich in Klotzsche. Günther hütete bei», FIcischcrmelster Kückstcr bicr die Schafe, da nahm der Hirte eines Tageö. ehe er mit seiner Heerte aus die Weide ging, eine zweipfündige Wurst weg, um sick' gutes Frühstück zu bereiten; die Freude ward ihm vereitelt, da man den Diebstahl rechtzeitig wahrgenommcn hatte. Alsdann stahl Günther von einem Gattcnzaunc in Weixdorf eine blaue Lcinwantschürzc; auch dies bemerkte dcr Eigenthümer sofort und nahm dem Dieb daS gestohlene Gut wieder ad. — Fünftens entwendete der 'Angeklagte auö dem Schmidt'schen Hause in Klotzsche ein Paar dem Handarbeiter Graf gehörige Beinkleider, an Werth 4 Thlr. Günther trug dieselben biS zu seiner Arrctur. >io daß der Eigentbümer sein Kleidungsstück in bedeutend verschlechtertem Zustande zurück erkalten bat. Der
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