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- Erscheinungsdatum
- 1870-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187011272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-11
- Tag 1870-11-27
-
Monat
1870-11
-
Jahr
1870
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Erscheint, «glich früh r vhr. Inserate «erden angenommen: biS AbendS S. SonntaaSr biS Mittags 12 Uhr MariknstratzeL»; in Neustadl: vuchdruckerei von Joh. Pä stler, gr. «lostergasse ». »iijeigen in dies. Blatte staden «ine erfolgreich« Verbreitung. Unflafte, »»,««« Exemplare. Tageblatt für Unterhaltmig nab Geschäftsverkehr. Druck und Eigrnthum der Herausgeber: Li cp sch Ntlchurdt. — -Keranlwortlrcher Redatteur: Julius Neichardt. Abonnement: BierteljLhrlich 20 Ng» bei anentgeldficherki«» serung in'« Hau«. Durch die König!. Post vierleljährl. SVFRgr. Einzeln« Nummern l Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum «ine» gespaltenen Zeit«: I Ngr. Unter „Eingesandt* die Zeil» 2 Np. Nr.ü'il. Fiinfjehiiter Jahrgang: Mitvedacteur: Theodor Dro'lnsch. Sonntag, 2«. Rovcm-cr 187V. Dresden. 27. 'Rovembcr. Der cmcritirtc vormalige Pfarrer zu 'Auligk, Friedrich Eduard ä>!cuvcr, hat das Ritterkreuz dev Vcrdiciistordcns cr- haltcn. - Der seitherige 'Advocat Gustav Emil 'Nörner in Dresden isl in Folge des 'Ausgangs einer wider ih» geführten Unter iuchung von dein Amte der Advocatur entsetzt worden. - 'Rftihrend tat, deute Vormittag an der katholischen Hos- kirckc al>o 'Anlaß der Geburt dev Prinzen Piar ltaltfindcnten redcuins. werdenll aui dein Thcatcrplatz ausgestellten Bataillone Iniantc«e, sowie eine am rechten Eibister unternald dco Block- hauscs ausgestellte Batterie Salven geben. »Nach einer Mittheilung der „Neuen Freie» Presse" soll der Lcgationsrath bei der sächsischen Gesandtschaft in Wien, v. Villers, zum Intendanten der Hoi'theatcr Wiens anöcrscbcn worden sein. Die gedachte Zeitung findet dieie 2Lal'l überaus iondcrbar und ist gespannt, bald etwas Näheres über die Pio- tivc dazu zu vcrncbmcn. — Pon den vorgestern 'Abend hicreingctroffcncn I >2.', kriego. gefangenen Franzosen, bei denen jedem ls-inzelnen die Spuren voraüsgcgangcncr Entbcbrungcn. Krankl'citcn und Strapaze» aller 'Art mcbr oder weniger zu Zage lagen, mußten '.»5 Mann tbeilö als Verwundete, tbcilö als Kranke in hiesige» La zarcthcn nntergcbracht werden, wädrcnd die übrigen in das Barakcnlagcr zu tlcbigau unter entsprechender militärischer Bedeckung abgc- küdrt wurden. Mit dem gestrige» Mittagszuge folgten «> fran- zöstschc kricgogcsangcnc Omzicre mir ihrcii Dienern und wur den von dier aus zur sicheren Bcrwadrnng sofort aus die Fest ung Eiligstem gebracht. Auch trat mit demselben Zuge eine 'Anzahl Ersatzmannschaftcn, :!<> Piann circa, vier ein, angeblich für Dresden, Görlitz und Breslau bestimmt. In den Nachmit- tagsstundcn des gestrigen Tages ist auch von dier eine ziemlich bedeutende Anzahl von nett construirten Krankenwagen nach dem Kriegsschauplatz abzcgangcn, unter denen ein besonderer Küchcnwagcn und einer dergleichen für die Herren Acrztc sich befand. Kurz vor 'Abgang dco Zuges wurden sie von Ihrer kgl. Hoheit der Kronprinzessin in 'Augenschein genommen und sollen sich durch höchst praktisch sich erweisende Hängebrücken rat» sonstige dem Zwecke dco Krankentransportes außerordentlich PUNliche Bor- und Hinrichtungen besonders empfehlen. Möch ten sich dieselben in ihrem Lamariterdienste zur Linderung der Schmerzen Schwcrvcrwundcter und Kranker bewahren und immer größere Verbreitung finden! — Die am Sonnabend vor acht Tagen Abends von vier entwichenen beiden kricgsgefangencn französischen Offiziere Eapi- tain Henrv 'Ändert und Lieutenant Marius Scngler. scheinen in Wien cingctroffcu zu sein, denn in der Wiener Fremden liste werden zwei Offiziere mit jenen Namen als in einem dor tigen Hotel abgcsticgen gemeitct. lieber den unglücklichen, bisdcr noch von keiner ZAtung näher geschilderte» Ucbcriall preußischer Landwehr in Chatillon durch Ricciotti Garibaldi am Ist. d. M. wird den „L. N." aus h'daumont untenn 2l. Novbr. von einem prcußisck'cn Osficier geschrieben: „Vor circa 8 Tagen kamen wir dier an, nachdem durch die llcbergabc von Pietz der Vormarsch unsere: Armee pach dem Süden erfolgt war. Einige Tage vor unser», Ein treffen hicrselbst hatte ei» Rcncoulrc zwischen deutschen Truppen und Franetireuro stattgcfuntcn, und cs war daher für uns kein so sicherer Punkt, daß wir hätten ganz sorglos sein können, wie in unscrm früheren Standauarticr. Indcß liegt dies so in der Natur der Sache, man glaubt nicht euer an das Böse, bis es dercinbricht. Die etwa :i Stunden entfernt liegende Festung LangrcS ist seit 8 Tagen ecrnirt nnd wird durch ein sogcnann teS „fliegendes Corps" dcö 10. 'Armeceorps beobachtet. Am vorigen Mittwoch fand eine Dioiocation der Truppen statt; demzufolge rückten die vier liegenden Lantwehrtruppcn, bestehend aub 6 Eompagniccn des Ui. Landwehr - Regiments und I Cd- cadron des Reservc-Husarcii-Regiiiicuto als Bcianungstruppen über Chateau Villain nach Cdatilion ab nnd nahmen dort, nachdem 2 Cvmpagniecn als 'Besatzung kleinerer Stätte zurück geblieben, Standauarticr. Dieselbe» traten am Abend des I". d. >n Chatillon ei», am ist. Morgens, kurz »ach <i Uhr. vernahm man mehrere Schüsse und sogleich daraus ein allgemeines Feuer» aus den Häuser» der Hauptstraße auf die nach dem'Allarmpiave eilenden Soldaten. Das Feuer war ein starkes und cs wurde aus käst allen Häusern, aus den Kellern wie aus den oberen Etagen aus die Soldaten geschossen. Die Besatzung, ca. »Klo Mann stark, war in Folge dessen gcnöthigt, siel' jenseits der Seine zurückznzichcn, und verthcitigte von vier ans die Brü>cke, die sie von der Stadt trennte. Das Feuer batte jedoch keinen Einhalt und die Truppen suchten wiederum in die Stadt zu gelangen. Hierbei wurde ein Major dcö »Husaren Regln», fto erschossen, 2 Ofstcicrc verwundet und lo Plan» der Landwehr getödtct. Vermißt wurden 8 Osfieicre, 50 Huiarcn, 7«> Pferde, sowie ca. 50 Mann der Vantwedrtrnppen. Ci» großer Tdcil der Bagage, die Compagnie-Karren, das Osficier Gepäck ne! den Franktireurs in die Hände; erst um l lldr wurde dem Gefecht Einhalt gctdan. 'Nachmittags fand nnter großer Vorsicht der Einmarsch der Besatzung wieder statt. Bei den sofort vvrgc- nommenen Haussuchungen fand inan viele Soldaten erstochen und gräßlich verstümmelt in ihren Betten vor, einem Sergeanten war der Leib wörtlich ausgeichlitzt, mehreren anderen dir Hälfe durchschnitten. Sofort wurde der Maire der c-rtadt verharret und die größten Vorsichtsmaßregeln getroffen. Die'Nacht verlies ruhig; am Morgen des 20. begann jedoch das Feuer» aus den Häusern plötzlich wieder und dauerte bis Mittag fort, ohne in des, Schade» anzurichtcn, als der Maire plötzlich die Nachricht sandte, Garibaldi läge mit l 5,ooo Mann M Meile vor der Stabt. Der Regiments - Commantcur ließ sofort die Mann schaften unter Gewehr treten, sah sich jedoch gcnötdigt, da er eine bedeutend überlegene Macht im Anmarsch erblickte, den Rückzug anzutrcten. Die Truppen zogen sich fechtend zurück, erreichten, ohne Verluste zu erleiden, den 'Ausgang der Stabt und marschirten nach Chatcau-VIlain. Heute bat sich das flie gende Corps dorthin begeben und wird Chatillon wahrscheinlich wenn nicht schon heute, so doch spätestens morgen wieder besetzt werden." — Bekanntlich bat Sc. Majestät der König jüngst aus An laß der Geburt eines töniglichc» Prinzen auch 200 Tbl. ge spendet für die i» den diesigen Lazaietbc» liegenden vcrwün dctcn und rcconvalevcircndcn deutschen Soldaten. Wie das Dr. Ionrn. erfährt wird für eine Anzahl der an dieser könig lichen Spende Bethciligten von der Mizarctdtirectio» deute eine Ausfahrt per Omnibus durch den k. Große» Garte» vcran galtet werken, wobei denselben in den käsigen Etablissements eine entsprechende Erfrischung verabreicht werten soll. Die Herren Kräger, Schlüter und Kimmcl, welche sich der beschwerlichen Müden der Begleitung und Vertdeilung der kürzlich in Dresden gesammelten Liebesgaben unterzogen haben, sind nun nach lätägiger Reift in Clavc vor Paris angekommcn um von dort aus idr Vertdcilungowerk zu beendigen. 'Nacktem sie au, 10. d. Pt. idr Ouarticr im Eiscnbadnwaggon bezogen, isl cs ihnen i» Chateau Thicrv am 2l. d. M. zun, ersten Male vergönnt gewesen, in einem Bett auszuruhc». Es isl erfreulich zu hören, daß sie Gelegenheit gehabt haben, auch unser» braven Landwehrleutcu bei Avricourt, Luucvilic, Nanzig. welche bis jetzt ganz leer auvgegaugcn waren, einen Tdeii der Gaben zu weilen zu können; sic dabei, damit überall große Freude bereitet. Fhrcn letzten Feldbrief schließen sie mit den Worten: Wer dort sagt, die teilte gebrauchten hier nichts, dem möchten wir ratdcn, sich an Ort und Stelle von, Gcgcntdcil zu überzeuge»; das Geringste wird mit de», größten Danke acccptirt. ^ Berliner Briefe, l. Obne König, Prinzen, Gene ralität, Bundeskanzler und Garde ist Berlin nicht Berlin. Die braven breitschultrigen Vandwcdilcutc, welche vor den königli chen Schlössern an Stelle de, Garde schultern, kommen sich selbst fremd vor. Wenn an der bekannten Ecke, bei», Couditor Kranzlcr, inan sich nicht mehr vor de» weitvorgeitreckten 'Bei nen ciölöffclnderGardclcutnants, sondern vor denen Kurse lesen der Börsenjobber in 'Acht nehmen muß, so merkt man auch an dieser Bagatelle, wie sich die Zeilen verändert haben. Und nun gar der Reichstag: Wie hat seine Eröffnung so Viele enttäuscht. ES war freilich schwer, de», Hoden Patriotismus, welcher die letzte Session durchpulste, als cs galt die Mittel zum Kriege zu bewilligen, etwas Ebenbürtiges an die Seite zu stellen, aber so ganz schwung- und kraftlos batte man sich seine. Eröffnung dock nickt gedacht. E t w a ö von der »nächtigen Begeisterung mußte doch in Ihr glühen, ein Widerhall des welthistorische» Donners mußte ans ihr heraustöncn; statt dessen erlebte man eine pro saische Scene, die nicht nüchterner getackt werden kann. Im großen Hose des töniglichc» Schlosses flanken eine Menge er obcrtcr französischer Geschütze, sowie eine Mitrailleusr. Bei ihnen vorüber führte der Weg nach dem weißen Saale und seinen Tribünen. Mit natürlichem Interesse betrachtete ick sic mir. Den Polizcncutnant, der wegen der Reichstagocröffuung am Schlosse Dienst batte, schien mein Studium zu amüsircn. Als ich ihn auiklärte. daß wir in Dresden noch kein einziges französisches Geschütz zu sehen bekommen hätten, sab cr mich inißtranisch an. Ist mir schon recht, dachte ick, warum schafft uns unser Gouvernement keine französische» Kanonen nach Dresden und ich stieg in der Uebcrzcugung, daß mir der Poli- zeileuknant doch nicht geglaubt habe, die 7 Stockwerke zu den Tribünen hinauf. Der erste 'Abgeordnete, der in den Saal trat, war Oe. Fricdcnthal: das eiserne Kreuz hing ihm an, weißen Bande an der Brust. Er soll es für seine Verdienste um die freiwillige Krankenpflege erhalten haben. Bald folgte ihm der Frank urtcr Weltbanguier Rothschild. Am letzten Reichstag, wo 'Niemand einen wichen glücklichen Verlaus dcö Kriegs erwartete, wurde Piui: gerufen, als der vorsichtige Baron sein Außcnblciben von, Reichstag mit seinen Geschälten entschuldigte. Heute schob er nck wohlgefällig auf den glan zenden Pargnctö herum, lächelnd, freundlich grüßend. Der Plan» hat sich gedeckt, das kühlte man. Jedenfalls gebt cs w», besser, ms seinen Vettern in Paris. Nach und nach füllte sich der Weiße Saal »nt über Hundert Abgeordneten. 'Nur wenige Uniformen, einige Landwehr Waffenröckc, sonst lauter Fräcke. Wie schüttelten fick da liebe Bekannte herzlich die Hank! Selbst sächsische Abgeordnete, die ionst kür gewisse Parlamente rische Größen nickt erislirtcn, wurden herzlich willkommen ge heißen. Der Krieg bat uns nicht erst einig gemacht, cr bat nur gezeigt, daß in allen Stämmen des Vaterlandes dcrlcibc Patriotismus lebt. Wir waren in den große» Hauptsachen längkl einig, wenn auch die Meinungen in einzelnen Punkten auseinander gingen; aber daß auch die kleineren, bisher ost mißtrauisch betrachteten Staaten in der Vaterlandsliebe Nie mandem u ichständen, dies: Erkcnntniß ist dnrchgedrungen. Die Anwesenden stellten siel, in einen Halbkreis um den mit einer rotbcn Sammetdcckc verhüllten Thron. Der Bnndcsrath, paar weise geordnet, tritt geuiortvom Bnntenkanzlcramtspräsidcntcn Delbrück und dein Staatsministcr v. Friesen, ein. Die Anwe scnhcit Bismarcks würde kein ganzen Akt einen mehr europäi schen Cbai alter verliehen haben, seineAbweieiweit beraubte wm diese Perspektive. Herr Delbrück ist schließlich immer nur das, was die Engländer einen Unterstaatsickretär nennen und ein Reichstag ohne den Bundeskanzler isl eine Glocke, die wob! läuten, aber nickt durch Europa klingen kann. Allgemein sprach sic!» die Ucbcrzeuguna aus. dal' an der Stelle, wo der llcine Unterslaatssckretar die roronredc in der blauen Maroanin- mappc dielt, die stattliche Figur dco Kürassiers mir dcn Stuip- slicicln hätte stebe» sollen. Wer io oft wie ich den Talenten Delbrücks eine io aufrichtige Bewunderung gezollt, braucht nickt zu befolgen, daß inan ihm Voreingenommenheit vorwirft. Aber Eines schickt sich nickt für 'Alle. 'Nehmt eine der schwierigste» Fragen der Vottowirthsckaft oder des Finanzwcfens, stellt cin Problem aus dem Gebiete der Zölle, Steuern, Cvnsulatc.Eisen bahnen, Heimathssackcn und Gewerbeordnung aus, verlangt Jemanden, der aus dem Stegreif, aber mit erstaunlichster Lach- kcnntniß über Rinderpest, Gottbardobahn, Gewlchtsordnung, Schuldhaft. Spielbanken oder Eheschließungen reden soll, so nehmt den Präsidenten Delbrück. Braucht Ihr aber Jemanden, der in einem großen geschichtlichen Momente eine Thronrede vor den Vertretern einer siegreichen Nation verlese» soll, so bc- traut einen Anderen damit. Gebt Ihm aber zunächst eine bester stviisirte Rede, nickt eine, die zwischen der edlen Nation der Franzosen und dem unglücklichen Nachbarlaudc Frankreich hin und her schwankt, sondern dir kurz und bündig, ergreifend nnd hinreißend dem mächtigen Drange der Nation einen vollen Anö druck verleiht. Dann wird selbst das einfache Wort von jenem eckte» Pathos getragen, der von großen geschichtlichen Augen blicken unzertrennlich ist. und wo das Pathos bei dem Redner fehlen sollte, dann wirkt wenigstens jene würdige Rune, jene stille Größe, welche selbst dein schlichtesten Latze den Stempel dco Erhabenen ausdrückt. Aber diese Repräsentation, die man sich nicht geben kann, wenn sic Mutter Natur nickst verlieh, sie fehlte. Herr Delbrück las rasch nnd sehr leise. Die Reichstags- Mitglieder schaarteu sich dichter um ihn, legten die hohle Hand au die rcckstc v. tzrmuschcl. um nur etwas zu verstehen. Als daun der Präsident Simwn mir lauter Stimme cin Hoch auf den König Wilhelm auShrackstc, merkte man aut den Tribünen, daß die Vorlesung der Thronrede zu Ente sei. Ohne Ausnahme bedauerte man, daß der große'Augenblick, wo sich die Vertreter von :!0 Millionen zusammeustndcu, nickst bloß um 100 Millio nen iür die Fortietzung des Kriegs zu bewilligen, sondern eine neue Verfassung Deutschlands zu vcrathen, so wirkungslos ver puffte. Mit welcher Repräsentation cröffnctc >>u Gegensatz da zu Ilr. Simiou die erste Sitzung teS Reichstags! Hier lag Krait, Feuer, Schwung darin, beider war der Reichstag ver- Hältnihmäßig schwach besetzt. Erst am nächsten Tage ticken zahlreiche Abgeordnete cin. Besonders die rechte Seite zeigte starke vstickcn. Vor Allem steht jener Stillst leer, den sonst cin Moltkc cinnimint. Er, sonst einer der pstickstgetreuesten Abge ordneten, der den langweiligsten der Sitzungen mit einer bei spiellosen 'Ausdauer beiwohnte, hat jetzt andere Dinge zu thun, als Berlin, leipziger Straße Nr. ll stir oder gegen cin Amen dement ^askcr's zn stimmen. Wer in Versailles rast wie cin Gott durch ein einziges Wort über unzählige Menschenleben verfügt, wer durch einen einzigen Federstrich Hundcrttauscnde in Bewegung setzt, ist wohl von ielvst entschuldigt, wenn er heute da seist!, wo Alles durch Sitzenbleiben oder Anssteben entschieden wird. Ferner fehlt Prinz Aibrccht, Vater, der gegen dic Voircarmec zu Felde ist, General v. t. Goltz, der vor Paris fickst und noch eine große 'Anzahl Abgeordneter. die unter der Fahne oder bei der freiwilligen Krankenvstege sich dem Vater- linde widmen. 'Auch General v. Steinmetz läßt sich entschul digen, zum großen Leidwesen 'Aller, die über den Grund seiner Entlassung gern etwas von ibm selbst vernehmen möchten. Dafür Ist General Vogel v. Falkcnsrein da, von dem die Ber liner behaupten, cr habe wenig mchr gctha», als dic Leuchtfeuer auögepnstct und wieder angcstectt <abgesehen von seiner Für sorge für dic Hamwpcrancr, den l),. Iacobi und die Soeialistcn). 'Anck' der Däne Krvgcr ist da. welchen Vogel v. Falkenstcin cdcinalls nach Lötzen geschickt hatte. Er hat dort einen schlor- wcißcn Bart bekommen. Diese gaiize Affairc wird noch zu leb haften Auseinandersetzungen führen nnd für morgen haben die Herren Bebel, Liebknecht und Kr. Schweitzer stürmische Scenen in Aussicht gestellt. Stürme im Glas Wasser, derweilen draußen die Kriegssturme wüthen! — Meteorologische Notizen und Wetter- p iopI' ezcihu n g. 'Aus den Erscheinungen der Sternschnuppen und Feuerkugeln vermag man. nach der Annahme des Meteo rologen Eoulvicr-Gravier, die Strömungen der Luit zu erken nen, welche in den höchsten Regionen der Atmosphäre stattstndcu. Diese uns als Meteorsteine bekannten kleinen Weltkörper treten in die Erdatmosphäre ein i woselbst sic sich entzünden), haben hierbei eine kigciiri'ümiiche Richtung ihres Lames, gelangen möglicher Wciie in LMtströmc. die eine andere Richtung habeM und werden in diesem Falle von ihrer bisherigen Richtung ab- gelcnkt. Aus der Größe tcr Adlentuug wird nun auf die Rich tung des einwirkcndcu LMtstromed geschlossen. Es soll sich hierdurch wenigstens annähernd dic Richtung der in den äußer sten atmosphärischen Luftschichten herrschenden Hauptströmungcn ermitteln lassen. Dieie Ströme seiften sich erst nach Verlauf von mehreren Tagen zur Oderstäche der Erde, üben aber schon bei ihrem Lauft in den öderen Luftschichten Einstuß aus den Barometerstand aus. Die Beobachtungen jener Erschei nungen in Verbindung mit den Beobachtungen dco Barometers gewähren daher Grundlagen, a:n welche» zum Tdeii die hcrhcstimluimgcu des WitterungSveriaMco sich stützen, da ja hauptsächlich die Lustströme den Wittcrungözustand bedingen, indem dieselben aus warmen oder kalten, trockenen oder keuchten Gegenden dic Lust hcrhcnührcn. - In dieser Woche wird in den ersten Tagen veränderliches Weiler statldaden, eine stärkere Luftströmung wird iür die zweite Hälfte der Woche wolkigen Himmel und kältere Tcmvcratur verursachen, ißnomc-uiu«. - Repcrtolr d c s K ö n i g l. H o s th ea tc rs. Sonn tag: Zopi und Schwert. Montag: Der Tcmvler und dic Füdin? Ivandoc: Herr Kammcriänger Tichatscheck. - Dicns- mg: ('ine Frau die sich ans dein Fenster stürzt. Des Kriegers Frau. Die Braut aus der Residenz. — Mittwoch: Dic Mei stersinger von Nürudera. »Anfang »> Uhr > — Donnerstag: Der aeheinmißvollc Brie». Richarde Wanderleben. — Freitag: Wauda. Sonnabend: Der Spieler, äst. c. In dem neuerdauten prächtigen Saale des Gewerbe- Vereins aM der Ostra Allee, eine wadN'afte Zierde unserer Stadt, wurde gestern Vormittag von Seiten des Stadtmusikchors unter Leitung des Herrn Dircctor Puffholtt eine Probe abgchaltcn. Zweck derselben war: dic Klangwirkung der vereinten musika lischen Instnniiciftc zn prüft». Dic Capelle begann mit den, Marsch ans der» Sommernachtstraum von Mendelssohn und schon hei den ersten Töne» gab sich kund, daß hinsichtlich der Alustik der Saal seinem Banmcistcr alle Ehre machte. Hoffent lich erweist sich dicft Eigenschaft in demselben Maaß, wenn der Saal durchgängig mit Hörcrn des Abends gestillt ist. Uebcr die Einzclnhcfte» des ganzen 'Baues werden wir in diesen Ta gen berichten, wenn dic Einweihung dco SaalcS stattgesundcn, was bekanntlich nächsten Dienstag geschehen sott. Dem Verneh men nach wird Sc. Majestät der König der Feierlichkeit bei wohnen . wobei das Orchester die Bcctbopcn'lchc Ouvertüre: „die Weibe des Hauses" spielen wird. Hierauf ein von Herrn Hermann Krone verfaßter Prolog, gesprochen von der Honchau spielcrln Fräul. Guinand. Wcihclied, gesungen von der Ver sammlung. Festrede, gesprochen von Herrn A. Walter, am Schluß Weber s Jubclouverture, worauf dann das Festmahl beginnt. - Wie ehemals ans der großen Ziegelgasse ein Schleuderte
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