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- Erscheinungsdatum
- 1870-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187011222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-11
- Tag 1870-11-22
-
Monat
1870-11
-
Jahr
1870
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Erscheint: «.glich früh 7 Uhr. Anserate «verden angenommen: biS AbendS 6, Sonntag» r »i» Mittags L2 Uhr Marienstratze L»; . in Neustadt: vnchdruckeret »»n Joh. PLßler, Ur.Kloftergafte». >»irigen in dies. Blatte staden »ine erfolgreich« Verbreitung. ««flagrr Exemplare. Tageblatt für Unterhallang und Geschäftsverkehr. Abonnement: Vierteljährlich 2k>Ngr. bei uurntgeldllcherLi«. frrung in'« Hau» Durch die Königs. Post Vierteljahrs. 22yrRgr Einzelne Nummern 1 Ngr r Inseratenpreises Für den Raum einer gespaltenen Zelle: 1 Ngr. Unter „Stngesaudt* die Zell» 2 Ngr. Nr.326. Fünfzehnter Jahrgang: Dru« und Tigenthum der Herausgeber: Lieg sch L Neichar-t. — Verantwortlicher Redacteur: IlltlllS Neichar-t. Dienstags 22. November 187«: Mitredacteur: Theodor Dro'oisch. Dresden, 22. Novcinver. — Se. Mal. der König hat aus Anlaß der Geburt eines königlichen Prinzen 500Thlr. für die hiesige» »Armen, 2«>0Thlr. für die in den diesigen Lazarctbcn befindlichen kranken und re- coiivalcsclrendcn deutschen Soldaten und 100 Thlr. für die hie sige Dlaconisscnanstalt gespendet. — Se. Erc. der Herr Staatöminister Frhr. b. Friesen irll am Sonntag Nachmittag aus Versailles zurückgckchrt und hM .ich nach Berlin begeben. — Der cmcritirte Kirchschullehrer JohannGottsrict Geißler in Hirschftld bat die goldne Medaille des Verdienstordens erlxUtcn. — Das General Gouvernement macht Folgendes bekannt: Die hier tetinirten kriegdgcfangcnen Offlzicre Ändert, -Henri, Eapttain. Wt. ck-- tigne-, Lengler, MariuS, Lieutenant, 28t. ckvlignc-, baden ihr schriftlich gegebenes Ehrenwort, Dresden ohne Erlm»bniß der Militärbehörde nicht verlassen zu wollen, gebrochen und sind am 20. d. M. von hier auö dcsertirt. Alle Civil- und Militär-Vebördcn werden per »»laßt, die genannten Ofstzlcre tm Bctrctuiiassalle fcstzunevinen und an das Kriegs- gefangcnen-Dcpot zu Dresden eiiuuliesern. — DaS Dtrectoriuin des internationalen Hilssvereins hat sich durch die Erschöpfung der ihm bisher zu Gebote gestan denen Mittel veranlasst gesehen, sich in einem Aufrufe mit der Bitte um fernerwcite Spenden an das Publicum zu wenden. Die Tausende von Verwundeten und Schwerkranken, die sich jetzt noch In den Lazarethe», befinden und viele Monate hinaus noch verpflegt sein wollen, rechtfertigen diesen erneuten Appell an die SNildthätlgkett von selbst. Wir entnehmen rem Ausruic, daß alle Sonnabende ein grosser, namentlich den Typhuö- kranstn sehr förderlicher Transport von kräftigen, eine abwech selnde Nahrung bietenden Fleischspeisen, starken Weinen »nd Bieren und warmen Bekleidangöstückcn nach den deutschen Fcld- .azarethen in Frankreich seitens deö sächsischen internationalen MreinS abgetanen wird, daß aber die Erschöpsuiig der sinan- Men Mittel diesem Samaritcrwerke bald genug Einhalt thun ivirV. DaS sächsische Volk wird nicht wollen, daß seine Söhne, die setzt erst durch Krankheit ober das Schwert des Feindes aus La» Krankenlager geworfen »verden, als die Kameraden von früheren Wochen. Wlr wünschen dem Aufrufe möglichsten — Aus Berlin gelangt die Nachricht nach Leipzig, daß daS Generalpostaint eine Thellung deö OberpostdirectionöbcKrkcö Leipzig dergestalt beabsichtigt, daß neben Leipzig auch in Dres den eine Overpostbirection eingerichtet wird. — Wenn irgend eine Zeit dazu angcthan ist, die Leute über Dinge reden und schreiben zu lassen, von dcuen sie nichts ver stehen. so ist es wohl die gegenwärtige. Ein lehrreiches Beispiel hierfür finden wir in einem Corrcspoiitc'.rzartikel der Leipziger Zeitung vom 13. November 1870; der Autor ist „ein du der wetwilligen Krankenpflege im Felde in hervorragender Stellung dekhelllater Herr." Nachdem unv dicker Herr die Bestantthcile keiner Colonne geschildert, zu welcher u. A. auch drei englische Parlamentsmitglieder gehörten, erzählte er, daß er die zwölf Lazaretbc in Nancv eingerichtet, da cs an Militärärzten fehlte und daß er hieraus den energischen Entschluß gefaßt bade, binnen wenigen Tagen 1100 — sage eit. Hundert - Schlachtciibumm ler nach Deutschland zu schicken, „was die Betreffenden natür lich sehr erregte." Der später Ihm gewordene großartige und >chr schwierige Auftrag, die Evoeatio» und Enrischung der Verwundeten und Kranken für die ganze um Paris stehende Armee zu leiten, wurde »bin durch die Ankunft der Frau Simon aus Dresden mit ihren Albcrtinerinncn sehr erleichtert. „Diese Frau — schreibt der Herr »veiler - siebt großartig hier da; nicht allein, daß sie täglich ost bis zu 600 Kranke speist, sie macht es auch möglich, noch einigen Tankenden Gesunden eine kräftige Erbswunlsuppc zu bereiten, so daß »vir Tage haben, an denen 5000 Mann gestärkt worden sind. Dabei hat sic noch die Oberaufsicht über die Lazarethe deö 12. <sächsische») Armee-Corpö, wohin sie jetzt Frau von P. mit mehreren Al- berttnerlnnen geschickt bat. Die Frau hat ein seltenes Talent die sch»vierigstcn Aufgaben zu löten und in allen Hauptquar tieren ist man voll des Lobes über sie. Der Albcrtövcrein, aus .reichem diese unvergleichliche tt) Frau bervoraegangen. ist alö d:e Seele dieser großartigen Tbätigkcit Gegenstand allgemeiner Bewunderung re. re." „Die Königl. Sächs. Krankenpflege feiert üb rbaupt In diesem Kriege Triumpbe." „So viel steht unbc- dingt fest, daß daS Militär - Sanitätswcien ohne diel frei willige Krankenpflege überhaupt nicht hätte existircn können. Zöge heute diese Krankenpflege sich zurück, so -wären unkcre armen Verwundeten und Kranken verloren." „Den Verwun deten Ist nur durch die reichlichen Gaben der freiwilligen Kran kenpflcgc geholfen worden." So der Herr. Wir knüpfen an diese Ergüsse vorläufig nur folgende Fragen: Wie richtet man zwölf Feldlazarethe ein, wen» man keine Aerzte bat? Ist es Tatsache, daß Frau Simon die Oberaufsicht über die Laza- rctbe deö 12. (sächs.) Armee CorpS hat? Steht cs wirklich nn bedingt lest, daß daSMilltär-SanitätSwescn obnc die freiwillige Krankenpflege überhaupt nicht hätte existiren können? Schrei ber dieser Zeilen gehört nicht zu Denicnigcn, welche die Leistun gen der Privathilte im Kriege irgendwie unterschätzen möchten; aber »»»an hüte sich, die Sclbstberäucherung auk diesem Gebiete zu »vctt zu treiben ; denn vom Erhabenen bis zum Lächer lichen lst bekanntlich nur ein Schritt! — Immer vielseitiger drängt sich die T Hatsache hervor, baß die Abschlleßung von Paris, sowie üvcrhanvt daß gänzliche varnicderllegen der industriellen Tbätigkcit in Frantreicv die günstigste Rückwirkung am die deutsche Production äußern. In Leipzig sind Iin Laufe der letzten Wochen dci vielen Han delshäusern eine Menge der wcrlhvoUsien Aufträge aus den verschiedensten eurot'älschen Ländern, die früher sammt und so»»- bcrS nach französischen Fabrikstädtcn gerichtet wurden, eilige gangen; erst gestern lzatten »vir wieder Gelegenheit, uns von einer solchen nach dein hiesigen Platz gelangte» Eommission <u»S Amsterdam lin Betrage von mehreren Tausend Tdalern zu überzeugen. Ferner meldet man aus Annabcrg und Buchholz daß dort die Fabrikation von Posaincnten re. ln neuester Zelt etiK^chedeutmden Aufschwung gewonnen bat. An der Energie und Intelligenz der deutschen Industriellen wird eö liegen, sich die neue Knndschast dauernd zu erbalten, (L. T.) -- Mcinbold'o Saal vermochte am Sonntag Abend kaum die zahlreiche» Zuhörer zu lassen, welche, freundlicher Privat- Einladung folgend, sich vlrsanunelten, um einer musikalischen Abentuntcrhaltung beizuwohiic»», welche zum Besten der Waisen von hiesige» Post-Beamten und -ttntcweaintc» mit collegiali- scher Hingebung von sünt Herren deö Hospostanttö veranstaltet worden war. Ein besonderes Interesse crwcckle der liebens würdige Eii.r, mit welche»» die mst ausschließlich aus Hospost- amts-Bricftrcigcrn zusammengesetzte Musik-Eapellc unter tüch tiger Oberleitung eines Eollcgcn die Ouvertüre zu den „Huge notten", die charakteristische Arie aus den» ktabat mator von Rossini und sonstige Piece!» kraft- und weibcvoll ihren Meta!!- Instrumenten entlockte. Ein uin so größeres Opfer, alS diese Herren in ihrem Berufe otncdin Anstrengungen haben, welche eine Schonung der Lungen rathkam erscheinen lassen. Herr Börnchen, ein Schüler des Hern» Kammervirtuos Grützmacher, welcher zu den schönsten Hoffnungen berechtigt, spielte mit seeienvoUem Vortrag eine I-r»n<uE tiongroiico und eine Ro manze auf dein Ecllo — ei», Instrument, welches durch seinen cdcln Klang sich immer die Sympathie der Zuhörer erzwingt. Die Herren Obcrpostsecretäre Nitzscbc und Hartman»» widmeten dem cdeln Zwecke ihre schätzbaren Talente im Gesänge durch einige Lieder für Tcnsr und Bariton, sowie im Zusammcnklcmge Mciitclosol'il'schcr Duetten, während zwei Damen durch Dekla mation und Pianovorträge dem Programm treffliche Abwechs lung verschafften. Die in diesem Kreise angenehm verlebten Stunden riesen im Herze» der Zuhörer die Gefühle der Dank barkeit wach für Diejenigen, welche dem guten Zwecke ihre Kräfte so uneigennützig gewidmet und damit einen reichen Er trag erzielt hatten für die Unterstützung hilfloser Waisenkinder. — Nicht gewöhnllche Umstände waren es, unter welchen sich am vergangenen Todtensonntag eine größere »Anzahl Stu- dirender am hiesigen Polytechnikum, zumeist Mitglieder des Gesangverein „Erato" in früher Morgenstunde aus dem weiten Kirchhof vereinigt hatten. Es galt diese stille Feier dein Anden ken deö Hrn. Eommissionörath Gerstkamp, welcher, obschon seit mehreren Iabren aus dieser Welt abgerusen, sich doch durch seine großartigen Stiftungen am hiesigen Polytechnikum ein djMN'veö Anbenken erworben hat. Der Bereitwilligkeit deö obengenannten Gesangvereins ist cö zu danken, daß die Feier durch den Bortrag deö Chorals „Nach einer Prüfung kurzer Tage" eine erhebendere wurde. Beschlossen wurde dieselbe durch eine ihr angemessene »Ansprache eines der Herren Stipendiaten. — In der letzten außerordentlichen Monatsversammlung der Gartendaugcscllschaft „Flora" wurde, nachdem der Rein ertrag der Moiiatsausstcllung im Oktober dein Dresdner Hilfs verein für die Frauen cinbermekicr Krieger einstimmig überwie sen war, über zwei iin nächsten Jahre abzubaltente große öffent liche Ausstellungen, eine Frübsabrs und eine Sommcraucstcll- ung,Beschluß gc»aßt. DieFrühiabrsauSstellung wird in gewohnter Wette während der Qsteneiertage zur Repräsentation dcrHaupt- culturen der Dresdner Gärtnereien stattstnkc» und sind zu der selben außer dem Preise der Friedrich-August-Stiftung (vier Auaustd'or» für 17 verschiedene Ausgaben je drei Preise (goldne, große und kleine silberne Medaillen», sowie für 16 dcrgi. Aus gaben je zwei Preise von der Gesellschaft ausgcketzt. Die Som mer - Ausstellung. deren Avbaltung iür das Jahr 1871 bereits im Herbste tcS JabreS 186!« einstimmig beschlossen war, wirb bestimmt in der zweiten Hälfte deS Monats Juli abgehaltcn werden. Für diekelbc ist ein sehr niniassentes Programm aus gestellt. Indem für Pflanzen und Pflanzengruppen 68 Aufgaben, für Sortimente abgcschnittencr Blumen !> Aufgaben, für Früchte 6 Ausgaben, für Gemüse 5 Aufgaben, für künstliche und ge schmackvolle Anwendung avgeschnittener Blumen und Topf pflanzen 6 Aufgaben, für Gartenpläne 1 »Ausgabe, und endlich für Gartcngeräthc und Gartenmöbei 6 »Ausgaben mit je 3 Preisen festgesetzt worden sind. Man siebt, daß taö Programm ein äußerst reichhaltiges »verden wird, daS nur, wenn die räumliche Begrenzung der »Ausstellung cö erfordern sollte, cinc verhältniß- »nähtge Kürning erfahren dürste. Unter den mehreren für die »Ausstellung geeigneten Plätzen wird in kürzester Zeit eine de finitive »Auswahl und Bestimmung erfolgen. -- Eine seltene Idee, seine Gäste loö zu »verden, hatte ain vergangenen Sonntag der Wirth einer hiesigen scbr bekannten dairikchcn »Bierstube, in dessen Lokal sich gegen halb 12 Uhr Nachts drei Damen befanden, die den» Inhaber der Restauration nicht ganz passend für die letztere erschienen. Da dieselben der »Aufforderung gemäß daS Lokal nicht verlasst» wollte», befahl der Wirth, daß alle Gäste sofort ihr »Bier arwtrinkcn und das Zimmer verlaßen sollten. Bekanntlich läßt sich eine ganz gc füllte Bierstube nicht so schnell leeren, als der Wirth will und so nahm Lctz.taccr die Stubcnthür, hob sie anö und stellte sie an die Wand, doch zufällig unglücklicher Weist so, daß dabei ein an der Want hängender Hut jämmerlich zerdrückt wurde. Der deshalb entstandene Lärm konnte nur durch Hcrdciboicn der Polizei geschlichtet werden, welche die Ruhe zwilchen Wirst» und Gästen wieder brrstcllte. — Ein Stückchen von curioscr Gevatterick-aik trug fick» in einem der sächsischen Lazarethe, wie die K. Z. erzählt, zu. Ein Mann, der an seinem jüngsten, nur »reuige Tage alten Kinde die Handlung der heiligen Taust vAlzieben lassen »rollte, stellte an die Verwaltung deö Lazarewo, daö ln seinem Wohnorte e.ristirtc, die »Bitte, sie möchten ihm alö Taukzeuge für sein Kind womöglich einen Tnrco geben. Dickes cigeutlüliniichc »Begehren wurde selvstverständlich mcl»t erfüllt. »Am vergangene» Sonntag beging der »Play hinter der Klostcrstraßc ein trauriges Gedächtnis», denn cs war gerade ein Jahr, alö dort der Pontonschuppcn wegbranntc. -»statt ist der übriggcbliebeii) Schuppen die Lagerstätte Verwundeter. Ein hiesigerkstkchäitsmali» hat die unliebsame Entdeckung gemacht, daß sei» Eommis. de» er als Playrcikcnden verwendet, bei mehreren Kunden für ihn »Außenstände cimajjirl, diese jedoch an ihn nicht abgcliestrt sondern unterschlagen bat. Ans hinüber erfolgte »Anzeige soll sich die »Behörde der Person des »Angc- schultigtcn sosott versichert haben. — Auö einer in der ersten Etage ctncü Hauses in der Born- gaste gelegenen Wohnung ist am vorgestrigen »Abend vermuth- lich unter Anwendung von Nachschlüsseln eine Summe von ca. 130 Thalern und eine Partie Pretiosen, als: zwei goldene Broschen. 1 goldene Kette, 1 deral. Damenuhr, 1 Paar dergt. »Boutonö, 2 dcrgi. Ringe. 1 dcrgl. Hcmdknopf, iin ungefähren Werth von 60 Tbirn. gestohlen worden. — »Man sollte es kau»» glauben, daß in der Zeit der Noth und namentlich »renn man sich in einer Lage benndet, in der inan selbst die Hilfsquellen »Anderer in Anspruch nimmt, es noch Leute gicbt, die »nit der lieben-Gotteogcibe, iür die Lindere rnnlF tanken würden, verschwenderisch, ja sogar frevelhaft umgehen, wie folgende Tlzatsachc beweist. Die Bewohner eines Hauses tm Englischen Viertel habe» schon öfter beobachtet, daß eine dastae Productcnhäildlerin, die selbst die Frau eines ins Feld gerück ten LandwebrmanneS ist. die in ihrem Geschäft altbacken ge wordenen Wcißwaaren in die »Aschengrube wirft. Dort haben die Leute wenigstens diese Backwaaren gesunden, die arme Be wohner deö Hauseö gerp selbst noch zu einer Wassersuppe be nützen würden. DaS Merkwürdigste in der Sache ist aber der Umstand, daß die Frau selbst auö dem MilitalrbilfSveretn noch Unterstützung bezieht. — »Am Sonntag Abend in der 7. Stunde wurde Seiten des »Publikums an einem angetrunkenen Decorationsmaler Lynchjustiz geübt. Derselbe batte eine kleine neunjährige Hau- sirerin aus dein Vautzcner Platz geschlagen und, alö sie die Flucht ergriff, verfolgt. »Auf das Geschrei des Kindes hatte daö »Publikum, darunter verschiedene Soldaten, sich seiner an genommen und de»» Verfolger scstgehalten. Dieser belegte un kluger Weise namentlich die Soldaten mit Schimpsreden und wurde nunmehr nicht nur nicht an der Verfolgung deS kleiner» Mädchens behindert, sondern auch trotz seines Widerstande» nach der nächsten »Polizeiwache geschafft. Dort soll er nun in einem Zustand angekommcn sei», der darauf schließen ließ, daß er aus dem Transport dahin wegen seiner Schimpsreden gehö rige »Prügel erhalten hat. — Eine sehr gruselige Spuckgeschichte wird allen Ernstes aus Coswig berichtet, und überlasten wir natürlich dem Leser, sich deö Pudels Kern herauszuschälen. In Coswig, dem sonst so friedlichen Kirchdorsc, steht bekanntlich ein in letzterer Zeit un bewohntes Gehöfte, daS Den ritterlich - stolzen Namen ,,D1e Felse»»burg " führt, obschon das alte Gemäuer eigentlich eine weit nüchternere Bezeichnung verdiente. Hier ist nun vor Kur zem der Trompeter der in dafiger Gegend zur Zelt aarnlsonlren- dcn Ulanen einquartiert worden und hat eö sich dieser musika lische Krieger in den öde», verlassenen Räumen, so gut eS eben angcht. bequem und wohnlich geinacht. Leider aber sollst unser »rackerer Soldat in seinem zwar sehr geräumigen, aber unge- mütblichcn Quartier keineswegs die gehoffte und benöthigte Ruhe finden, und besonders waren es die nächtlichen Stunden, wäh rend deren in der alten Felsenburg ein wahrer Hcidenhumor herrschte. Dröhnende Schritte, wie mit schweren Reitcrstiestln. polterten allnächtlich die Treppe auf und nieder, unsichtbare »Arme, wie mit eisernen Fäusten bewehrt, donnerten um die Geisterstunde an die verschiedenen Thüren, und wenn der cou- ragirte Trompeter dem Höllenspecktakcl »nit Säbel und Carablncr zu Leibe geben »rollte, blieben alle Nachiorschnngcn resultatlos, gleichwohl der schauerliche Krakehl vor wie nach beim Alten. Da ging cs denn schließlich einmal an eine gründliche HauS- dnrchiuchung, bei »reicher namentlich der nicht recht geheucrltchc Keller förmlich umgcstürzt und aufgewühlt wurde, und hier sand sich in der Tiefe verscharrt — ein wohlerhaltcner Todtenschüdck und eine vergilbte Bibel. Der Skandal batte von Stund' an ein Ende, jedoch soll übrigens der auigesundene Todtenkvps plötzlich wieder spurlos verschwunden sein. Ob nun indessen der grausige Gclsterspuk in der „Felsenburg" oder vielleicht anderwärtt- in der Nachbarschaft sich aus'ö Neue einstellcn wird, darüber fehlt vorläufig eine weitere und genauere »Nachricht. — In der Brauerei zu Rochiitz ist der Braugehilse Lutz aus Wien in den ziemlich kochenden Maischbottich gefallen und bat sich dabei so bedeutend verbrannt, daß er in das städtische Krankenhaus gebracht »verden »nußte. - . . .—A — Wenn auch die rauhe und naßkalte Witterung dieses Jahres den Ertrag der Kartoffelernte an vielen Orten ziemlich beeinträchtigte, so hat die Natur den Schaden stellenweise durch die Runkelrübe in Etwas »ricder ar»Sgeglichen. So bat z. B. der Bauer Scholze in Höflcin hei Marlenstern Runkelrüben iin Gewichte bis zu 8yr »Pfund erzielt und die Ernst betrug aus einer Fläche von ungefähr IW Quadratruthcn mehr M 2000 Ccntner. — Oef sen tl i ck c Gerichtöiltzung am 19. Novbr. Die 28jährige Clara Henriette »Bcrnl.xird aus Freiberg ist des ausgezeichneten Diebstahls angeklagt. Dieselbe hat seit mehre ren Jahren hier in Hotels gedient. Seit den» 13. Sept. d. I. »rar sie dicnstlov und geriet!) in Noth. Da fiel ihr ein, daß sie einen -Eauptschlbffcl besitze, »reichen sie seiner Zelt tm Hotel zur Stadt London an Stelle eines verlorenen lspäter »viedcrgetun- tcne») anscrtigen ließ. In den Abendstunden deö 22. Sevtbr. erschloß die »Angeklagte eine Kammer der ersten Etage iin Kütt iicr'schcn Gastbaus am der Schubmachcrgassc. entwendest ein »Bett und ein der Kellnerin Wels gehöriges Kleid in, Gciammt- wcrtb von über 7 Tdlr. und verplantest die Sachen sofort für Thlr. »Bier Tage später zur selben Tageszeit drang die »Bernhard aus ganz gleiche Weise in eine Kammer der Wolf- schcu Gastwirtm'chast auk der »Badcrgasse. entwendete daraus cvensalls ein Gcbctt »Betten, an Werth gegen 7 Thlr. und ließ dieselben durch einen Dienst»»»»»»» bei einen, andern Pfandleiher verpfände», »ras ihr auch -B - Thlr. cinvrachte. »Am nächsten Tage beging die Diebin zun» dritten Male einen ganz gleiche» Dicdsiabl in einen» verschlossenen Zimmer der ersten Etage iin Hotcl zum Bairikchci» Hos aui der Wilsdruffer Straße. Der Werth der Bette» vetrng gegen 12 Tblr.. aued diese verpfändete die Bernhard iür gegen 7 Thlr. Dock' hier folgte die Strafe ans dem Fuße nach. Sie ward soiort arretirt und der Pfand- sck'ibing ihr wieder nbgcnommen. Sämmtlichc Verletzte haben ibr Eigentbum »bieder erlangt. »Bei den offenen Zugeständnissen der Angcttagtcn blieb für denn Vertbeidiger, Hern, Adv. vr. Schaffrath, nur die Beleuchtung der Milderungögründc. Der Gericht, hol vcrnrtbciltc die Bernhard in Anrechnung ihrer Rück. Willigkeit (vor 10 Jahre» 2 Mal Gcsctnanih) zu I Jahr, 2 Mona ten und l Woche Arbeitshaus. - 19. November. In Folge
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