Suche löschen...
- Erscheinungsdatum
- 1870-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187011099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-11
- Tag 1870-11-09
-
Monat
1870-11
-
Jahr
1870
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
sullflmtde müßten die Mobilgardenbataillone in Paris müßig l gen. das Knallen von den Aorta müßte aufhörm. die moralischen Elemente, welche in der kriegerischen Arbeit liegen, würden sich lockern, die Demoralisation zunehinen. Trochu erklärte neulich in seiner Proklamatiou: der Waffenstillstand brächte manche Bortheile für die Franzosen mit sich; in welcher Stunde er kannte er, daß seine Nachtheile gegen die Portheile überwogen- Ilermuthlich wird nun ThierS, wie einst sein College Favre, ein langes Aktenstück veröffentlichen, worin er der Hartnäckig leit Bismarcks und seinen übertriebenen Kordeningen alle Schuld für den- Ausgang der Verhandlungen beimessen wird. Wsmarck wird antworten. Erst hieraus wird sich ein unge fähres Bild machen lasten, ob wirklich die Lerproviantirung-Z frage die einzige Klippe darbot oder nicht vielmehr die materielle Entscheidung über die Abtretung der deutschen (Lrenzdeparte mentS und was. wenn das erstere der Fall, die Franzosen für Gründe für ihr Beharren auf der Verproviantirung anführen. Nur soviel wissen wir: günstigere Bedingungen werden von Niemandem und bei keiner Gelegenheit ihnen für einen Waffen stillstand mehr angeboren werden können, als die Aufrechter!)«! tung des stutlm quo. Selbst wenn es, was höchst unwahr icheinlich, wieder einmal zu Waffenstillstandsverhandlungen lommen sollte, so wird doch der Sieger niemals eine Verschlecht l rung seiner militärischem Lage zu Gunsten des Besiegten an bieten. Wenn aber selbst ein gemäßigter Mann so wenig Zu geständniste zu machen über sich gewinnt, wie Thiers — wer wll der dritte Unterhändler dereinst sein? Diese Abnutzung uird Berbrauchung eines Staatsmannes wie Thiers rückt den Abschluß eines Friedens in nebelgraue Ferne; mit den Nöthen wird nicht zu verhandeln sein und wir hatten dann den euro putschen Nothftand nicht eines fortgesetzten Krieges, sondern eines nicht abzuschließenden Friedens. 'Wir fürchten: selbst die Demütlngung von Paris wird hterin nichts bessern. Die Ein- nähme, nur durch die AuShungermng, nicht durch eine theil- weis« Einäscherung bewirkt, würde die Franzosen in ihrem Wahne, Paris sei unbczwinglich. nur verstärken: die Einnahme nach einem Bombardement wird die Einbildungen nur wenig schwächen. Wenn aber wirklich ThierS den Schwerpunkt aus die Verproviantirung legte, so ist damit wohl schon auöge sprachen, daß der Proviant in der TI>at sehr geschmolzen ist. Mr legen aus drastische Hundesleischdepeschen nicht so großen Werth; die ernstliche Betonung der Nolhwendigteir, Paris zu »erproviantiren, ist zwar weniger packend, aber bezeichnender. - - Ku den militärischen Ereignissen übergehend, so erwarten manche Korrespondenten in kurzer Zeit ein Hervorbrechen der Pariser nach Süden, um die Kette der deutschem Gegenbesestigungen dort zu zersprengen. Der Ausfall nach Nordosten, bei Le Bourget lehn aber, baß die Panser eine Aktion der 'Nordost armee, deren Befehlshaber kurze Zeit Bourbali war, cnvarteir Sie wollten über Le Bourget hinaus diesem Entsatzungsheere die Hand reichen. Großes Vertrauen setzen die Pariser' auf di: bretonischen Mobilgarden, welche für die Republik das sind, was die Zuaven für daS Kaiserreich sind. — Die Kapitulation des Forts Monier bedeutet noch nicht die Uebergabe der Fest ung Neubreisach selbst, aber bereitet sic vor. Das Fort liegt unmittelbar am Rhein, seine eroberten 5 Kanonen werden sich nun gegen die bisher unnahbare Ostfronte von Neubreisach selbst kehren. — Es ist sehr schwer, aus dem Stückwerk der Nachrichten über die stattgehabten einzelnen Gefechte sich ein klares Bild über die Bewegungen im oberen Elsaß zu ver schaffen. Man dürfte aber das Richtige treffen, wenn man annimmt, daß cS zunächst die Absicht war. dem Plane Gari baldi's entgeaenzulreten. in der Thalsenkung zwischen dm Süd »ogesen und dem Juragebirge nach dem Rhein vorzubrechen und den Krieg in den Schwarzwald zu tragen, wobei ihm die neutrale Schweiz einen sicheren Rückhalt geboten hätte. Zu diesem Behuse werden setzt die Festungen des Obercljaß, Schielt fkädt und Reubreisach erobert, zugleich wird Belsort cernirt, welches bisher einen sicheren Schlupfwinkel für alle die unruhi gen Elemente von Mühlhausen und des sonstigen oberen El saffes bot. Die Deutschen ziehen sich also längs der Schweizer Grenze hin. nachdem sie in ihrem Rücken Schlettsrävt und Neubreisach erobert haben und Beifort im Rücken bedrohen und zwingen dann! Garibaldi, nicht nur seinen Plan auszugeben, sondern auf seine eigene Sicherheit Bedacht zu nehmen. — Dir französische Flotte dürfte dießmal, nachdem! sie einen an deren Admiral erhalten hat, in der 'Nordsee nicht so thatenloS verbleiben wie seither. Berlrn, Dienstag, 8. November, Vormittags Aus Versailles von gestern Abend halb kl Uhr wnd gemeldet: Nachdem die französische Regierung durch Thiers erklärt lzatte. das deutsche Angebot eines Waffenstillstandes von beliebiger Dauer auf der Basis des militärischen Hiatus guo nicht an nehmen zu können, schlug Graf Bismarck vor. die Regierung von Paris und Tours möge die Wahlen nach Belieben aus schreiben und den Termin mittheilev. Die deutschen Heere ver sprächen, auch ohne Waffenstillstand die Wahlen in den ganzen »ccupirten Theilen Frankreichs zuzulaffen. zu fördern und ihre Freiheit zu achten. ThierS hatte darauf eine Besprechung in den Vorpostenlinien mit Favre und Trochu. war aber nach Versailles zurückgekehrt, nicht ermächtigt, den deutschen Vorschlag «nzunehmen, hatte vielmehr Befehl, die Verhandlungen abzu brechen. — Rach Pruxrtmittheilungen aus Paris ist Jules Favre und die Mehrzahl seiner Kollegen für die Wahlen zur Constituante und für den durch Thiers vermittelten Waffen stillstand geivesen, Trochu aber, dagegen aqitirend, hat seine Ansicht durchgesetzt. Infolge der mit zwei Ballons erbeuteten Korrespondenz aus Paris ist von Seiten des Oberkommandos der deutschen Armeen ein allgemeines Verbot erlaffen worden, irgend eine Person aus Paris heraus oder nach Paris hinein zu lassen. Die in den Ballons gefangenen Personen sind vor ein Kriegsgericht gestellt Tr I. General v. Tresckow meldet ossiciell aus les Errues vor Belsort vom 6. d. M., daß die Division zwischen Colmar und Belsort in mehrern kleinen Gefechten Franctireurs vertrieben hat. Am 2. d. fanden kleine Gefechte gegen Mobilgarden bei les Errues, bei Nougemont und bei Petit Magny statt ; in letz teren ließ der Feilst» allein ü Offiziere und 103 Nimm tobt zurück. Am 3. d. wurde Belsort cernirt und die Verbindung mit General v. Werder hergestellt. Hamburg, Dienstag, 8. November, (vfficiel.) Eine Necognoscirungüfahrt unsrer Clbfkottille bestätigt die gestrige Anwesenheit französischer Schiffe in der Umgegend von Hclgo laut»; man sah 7 Panzerschiffe und 4 Holzcorvetten nördlich von Helgoland kreuzen. Karlsruhe, Montag, 7. November, Abends. Die ,ZkarlSr. Ztg." meldet über die Kapitulation des Fort Mortier bei 'Neubreisach: Die Gefangenen, 6 Ossiziere und 210 Mann, kommen nach Rastatt DaS Fort ist gänzlich zusammengeschossen, von 7 feindlichen Geschützen sind t> demontirt. Der Coinman dant von Reudreisach versprach, nicht mehr nach Altbreisach zu schießen. ! Dr. I.) Marseille, Montag, 7. November. Es herrscht hier eine enorme Panigue. Die revolutionäre Commune herrscht despotisch. Der Alhambraelub fällt fortdauernd Todeüurtheile. Der gewesene Seincpräfect Hausmann wurde in Nizza verhaftet. Aus Versailles, :;».Oet.. dringt die.,Allg. Ztg."folgende MlNdcllung: „Heute Vormittag traf Hr. Tdicrö, von Orleans kommend, ln Begleitung zweier Secrctäre und von einem vaic rischen Offizier, dem Grafen von Preising, escortirt. vier ein. Der französische Staatsmann vat seine Grille, Versailles aus der Hinreise nach Paris nicht vcrüvrcn zu wollen, ausgegevcn, nacvdcm ivin Graf BiSinarck die kategorische Antwort crthcilt vatte, daß der Weg nach Paris üvcr Versailles führe, Ilcvcr de» Inhalt des Gesprächs, welches Hr. ThierS heute Vormittag mit dem Grafen BiSinarck geführt, ist vegrcifiichcrweife vis jetzt nichts in die Oeffeiitlichkeit gedrungen. Der Inhalt seiner Gespräche mit preußischen Offizieren ist mir von einem Obrcn- zcllgen ziemlick' ausführlich hcrick'tet worden. Hr. ThierShod veio» dero hervor, daß er in derKainmcr »>it aller Entschiedenheit gegen de» Krieg gesprochen. Er cikirte eine» großen T heil seiner da malige» Rede und erinnerte daran, daß -io Depiltiric mit wild erhohene» Fäuste» am ihn eingkdrllngeii seien, ihn beständig lliilcrvreck'ciid. und daß ihm Avcnds eine Katzenmusik gebracht worden sei. Er stellte nicht in Avredc, daß er lr-Ot» mit alte» Energie den Krieg gegen Deutschland geschürt have; allein tamais hätten die Dinge ganz anders gelegen; damals sei die Sache Frankreichs einegercck'te gewesen: cs have gegolten. Smie» der Pforte z» er- halle», daS von Aegvpten vekrovt worden, und damals dadc man üdcr ein trefflich gerüstetes Heer verfügt. Den General Meiste nannte Hr. ThierS den erneu Strategen unseres Jahr hllndcrtö, mit auch der Tüchtigkeit unserer Offiziere, wclck'e die Ihne» aiipertraukeu Truppen so trefflich zu leiten verftälideii. zollte er ei» unbedingtes Lob: „Ja, ja. sie vavcn gea rvcitct", vemcrtte einer seiner Begleiter, „während unsere Offiziere sich in einer Verdienkung aus die Unbesiegbarkeit der iranzdsi'chen Armee verließen." Es kam zufällig die Rede daraus, daß in Vicy auch der Er Kricgsiiiinisier Ledon» alS Gefangener in unsere Hände gefallen. „Sollen wir Ihnen denselben nicht ausliefern?" irug scherzend ein preußischer OM zier. „Rein, um Gotteswillcu nicht!" antwortete einer der Begleiter des Hrn. TPiers: „am Uevste» wäre cs uns, Sie machten ihn zum Obcrbc'chiöhaber Ihrer eigenen 'Armee!" In ähiiiicher Arr wurde am die Bemcrkiuig. daß dei der Freilassung der Gefangene» »ach dein Kriege auch der Kaiser zurückkehrcii würde, geantwortet: „'Rein, wir senden ihn mit Protest zurück! Ihr havt ihn angenommen, nun mögt ihr ihn auch bcbaltcn und füttern !" Der Deputirtc i naeh der mit gemachten Beschrei- vung vielleicht Herr Esiaiicclin» hov gleichfalls hervor, daß auch er gegen den Krieg geirimmt und sprach die Hoffnung aus, daß Deutschland jetzt, nachdem cs ja klar vor aller Weit vcwicscii, wie viel stärker es aiS Frankreich sei. die französische Ration durch Großmutv versöhnen und aui eine GevietSavtrelung ver sichten werke, deren es ja erwiesenermaßen zu seinem Schutz gegen das schwächere, so raich unk vollständig vesicgtc Frank- reich gar nicket bedürfe. Versailles, 2. Rov. Herr TvierS hat gestern eine mehr stündige Unterredung mit kein Herrn Graten BiSinarck gcvadt, aver so interessant sicherlich das Gcipräch der Veiten Staats Männer gewesen itt, so wird sür de» Aligcuviick in der politi scheu Lage durch ticsc Zusammenkunft nichts geändert werden. Schon die schnelle Rückkehr des Herrn Thiers aus Paris ließ erkennen, daß er dort für seine Vorschläge teine» günstigen Bo ten gesunden hat und cs gehört durchaus kein Scharfsinn dazu, um zu wissen, kaß kic vollständige Dcinüthigung von Paris die notvwcnkige Vorvedingung von FricdeliSvcrhandiungcn M, die ernsthafte Aussicht aus Erfolg gewähren sollen. Es gicvt hier nicht wenige, welche wünsche», daß die kliiterwersiliig von Paris nicket durch das vloßc'Aushuiigcrii.souderururck'Waffen gewait erzwungen würde, da im enteren Falle die Francoien nur noch mehr von der Uubczwmglichleit ihrer Hauptstadt über zeugt sein unk sich das nächste Mai noch deffcr vcrproviantircn würden. Ja cS Et noch zweifelhaft genug, oh die Uilterweriung von Paris wirtlich schon de» Frieden bcrbci'übrt. Man wen tct mit einem Schein von Recket ein, daß dock' irgend ein Zeit dünkt für die Ernüchterung des 'raiizöffscl'cn Volkes kommen müsse, aver cs wird davci die voUkommcue Abnormität deömo- ralichcn Zustandes dieses Volkes üverseven. Die Erklärung ihres gegenwärtigen Regimes, daß von einer GevietSadtretung oder Scl'lci'iing der Festungen keine Rede sein könne, ist den Franzosen aus der Seele gciprochcn, jede Regierung, die sich an dieses Programm hält, kann der allgemeinen Unterstützung gewiß sein. In den höheren politischen Kreisen, wo der dcut- 'ck>e Staatsmann mit andern Staatsmännern zusammcnkommt, mag der Eindruck nicht so schart sein. Herr ThierS soll seine Ueverzeugung ausgesprochen haben, daß cö unerläßlich notb- wcntig tür Frankreich ici. den Frieden ioiort und um jeden Preis zu schließen. Derselben Ansicht müßte jeder vernünitige Mensch in Frankreich sein, aber das Unglück ist, daß cö augenblicklich wenig vernünftige Franzosen giedt. Suchen Sie sich hier das Ideal eines friedlichen Mannes aus, io wird er zehn oder zwanzig,nal versichern, tan er den Frieden liebt und daß: nicht er. sondern wir Veite — denn er setzt von den Fremden, mit denen er spricht, dieselbe humane Gesinnung, dieselbe Friedens liebe voraus — den Frieden wünschen. Man kann dazu die allerpartbetilchste Schilderung der Leiden tcü Krieges erkalten. Ader man versuche, dem Manne begreiflich zu machen, daß wir dock' nick't ganz so dringend, wie die Franzosen, den Frieden nö- thig haben und jeder Versuch, diesen Unterschied zur Ancrkcn nung zu dringen, wird vergeblich sein. - Die preußische Be hörde läßt mit Gcnugtbuung einzelne Artikel französischer Zeit ungen wiedcrgcvcn. welche sich En Sinne der Vernunft auölprechen, aber das sind Stimmen in der Wüste, welche — bis jetzt — ebne Einfluß aut die allgemeine Stimmung sind. — Gestern 'Abend war cö von Seiten der parlier Fortü her ruhig gewesen, aber in der zwölften Stunde begann eine äußerst hcttige Kanonade und da der Wind aus 'Norden siebt lkcm Regen ist eine empfindlich niedrige Temperatur gefolgt), io hatte man hier den vollen Genuß desselben. <V. Z.» Briefkasten. — E i n A n on h mu s. b i c r. Sie wünschen in Ihrem Brink eine Rciorm in Betreff sächsischer Straiansialtcn und de ziehen sich aui Oesterreich, wo man in einigen Ltraibänscrn die Einrichtung getroffen, daß die S t r ä f l i n g c in der Musik Unterricht erhalten. Davon isi uns Richte- bekannt, io Etwas müßte jedenfalls wohl erst der Reichskanzler, Gras Bcusi, ein geführt haben der allerdings als ein Musikircnnd bekannt ist. Da kommen wavrschcinlich tle Langfingerigen zur Violine und spielen mit Betrachtung am ihren Zustand Variationen über daS Lied: „Mich fliehen alle Freuden!" Der Gcsanglehrer könnte sich hier als wahrer Satyrikcr zeigen, z. B. wenn er seine Schüler singen ließe: „Freut Euch dcö Lebens" oder „Wie schön isi s im Freien, vci grünenden Maien." — 8«n Abonnent. hier, schreibt unS: „Auf dem setzte» Neick-Stag zu Berlin, wo die hohen Gelber »ür daS Militär Streitfragen envrckten, sagte der General Moltke: „Da 0 Mi litär verpflegt sich selbst!" Hier, In Dresden, lirde lch seit drei Monaten Nichts davon verspürt, iin Gcgenthell, ich habe heute wieder 2? T Haler für meine auöguartlcrten Leute bezahlen müssen ohne ic Aussicht auf Wiedererstattung zu ha den, weil der Ouarticrzettel auf „ohne Verpflegung" lautete, ein jeder Bürger aber moralisch gezwungen war. die Soldaten »licht darben zu lassen. Autwor t. ES sind unö in dieser Einguarticrungö Angelegenheit wohl einige Dutzend Briefe zugckommen, viele darunter sehr bitter. Die letzte kleine Wo chcnschau hat die Sache in Erwägung gezogen und wir 'Alke dürfen uns wohl der Hoffnung hEigebe», daß eine günstige Acn dclting eintlitt. — Stad tpostb rief von Sch. hier, welcher Beweis gievt, daß die Dummheit nick't auostirvt. Einsender sagt: „Ich erlaube mir die bescheidene Frage, ob Ick', da ich 23 Jahre alt bin, schon einen Ochse» an Stiefeln, Stlefclsohlcn und Glace handschuhen avgclausc» habe?" — A ntwort: Glacehandschuh sind entweder von Ziegen oder Grmsemledcr und ganz seine Pariser auch von Rattcnfclicn gefertigt. Daß Sie solche von Ochscnledcr getragen, ist vielleicht aus wahlvcrwandtschast- lichcn Rücksichten geschehen. — „E in Du m n, er vom Dorf e", Hanü Ohnesorgen, verlangt zu wissen. weSbalb das große Pferd der Reitcrstatue August dcö Starken der Zunge entbehre. Ein Pferd, >vv man die Kandare im Gebiß sehen könne, müsse auch die Zunge zeigen. Antwort: ES ist rinc bekannte und oit gerügte Sache, daß der Kupscrschmled Wiedcmann, der diese Statue fertigte, eben die Zunge vergessen bat. Macht aber Nichts aus. Das Ganze isi von Kupfer; aus Kupfer bildet sich alöbald Grünspan und, Grünspan isi Gift. Mithin hat Dreöden eine gütige Zunge weniger. — Fra u p. G. in Weit» a r. Der Name dcö Johanni ters. der von Douzh aus nach Belgien geritten und dort ver schwuiidcii, isi uns nicht bekannt. Wir baden die Nachricht einem an u»S gerichteten Feldpostbrief entnommen. — 'Anfrage „Ni ehre Damen." Können Sie uns nicht im Brieikaiic» 'Auskunft geben, od sich die Fürstin Met ternich noch in Paus befindet oder vielleicht durch einen Luftballon aus der Statt entkommen ist? ES entstand die Frage: wer wird für diesen Winter die Mode erfinden, ,vaS doch seit Jabren durch diese hohe Frau geschah?" — 'Antwort: Jedenfalls ist die Fürstin noch in Paris, denn wenn sic durch '.'ülfc eines Luftballons ausgcsiiegc», so würde mau dock)jeden falls gelesen habe», wo die Fürstin Metternich nlcdcrgckomme» wäre. — W übel»» S p. i n D—s. Anfrage, wo man die jetzt beliebten große» S cd i c s c r - W a n d t a s c I n tür Schulen be ziehen könne, welche immer mehr die sck'warzlackirtcn hölzernen verdrängen. — Wcndcn Sic sich an die Firma: Rücke r t. in Lebest vci Sonncvcrg im Mciniiig'schcn. Der O.uatratsuß kostet lä Sil bergt oschrn und sür drei Thaier erhalten Sie schon eine recht anständige Wandtafel, deren größte in dem genann ten Geschält sich bis aus k,«> O.uadratsuß erstreckt. — Aüred B. hier. Ihr Gedicht hat Ausnahme gei'un den En — Papier korb. „Achtung sür unglückliche Tapierkeit!" sagte Napoleon I.. alö ein Zug österreichischer Gefangener von Deutsch Franzosen verhöhnt wurde. An diese Worte wollen wir Sic und alle Diejenigen erinnern, welche uns Gedichte cinscnden die mehr dem Schlamme alö dem casta- lischen cben O.uell entsprungen sind. Im Jahre l81k» erschien ein -Vicht, dessen Lchlußvcrö auch heute wieder zu beherzigen G wäre. er lautet: In gleich des Herrschers Reich vernichtet, So soll euch Rache nicht rrsrcu'n. Denn wo der Himmel selber richtet, Gcvührt'ö den Menschen, zu vcrzcih'n. — Bernhard R. in Neuschönscld bei Leipzig. Die ErziehungS-Anstalt für Soldatcnkindcr zu Kleinsiruppen bei Pirna wurde im Jahre l822 errichtet. Bei der Occupa tionsarmcc welche Sachsen im Jahre 1815» in Frankreich stellen mußte, waren von den »ür jene Mannschasten gezahlten Geldern »>.'»,2l8 Tbaler erspart worden und diese verwendete man zum Vortbcilc der ganzen 'Armee zur Dotation dcS genannten In siilutcs. in welchem jedoch nur kic dem Militär atigevörige» und in Sachsen geborenen Kinder Ausnahme finden. Die Frage über Freistellen in der'Anstalt, wie hoch dieselben von sächsischer Seile totirt sink, isi uns vor der Hand nicht mögttch, zu vc antworten. Jedenfalls können Sie dich geeigneten Ortes iu Leipzig erfahren. — Brief au ö P irna, N. IN. folgenden Inhaltes: „Kanu uns der Briefkasten nicht'Aufklärung geben, wie cS kommt, daß daS Bartbaar eher grau wird und adsiirbt, alö taö Kohl haar ? Das Bartbaar isi doch wenigstens 2» Jahre jünger und sollte unbedingt dein Kopie nachsicben." — Antwort. Nack unserer 'Ansicht unterliegt der Bart deshalb eher, weil er sich an den Kinnladen befindet und diese von vielen Männern nrcbr strapazirt und angestrengt werden als der Kops. - Briet auö M eisten mit Unterschrift „Ein fremder Durchreisender auö Magdeburg" folgenden Inhaltes: „Ehre und Lov einem hiesigen Schneidermeister dem cS gelang, mir hinnen zwei Stunden und 28 Minuten eine schöne, untadellmftr Ballwe st e zu lieiern, iciir und elastisch bearbeitet. DaS dringt ein Dresdener Schneider nick't fertig ; nehmen Sie kiest in Ihr Blatt aus u. s. w. — Da baden wir'S, das Räthset der Welt geschichte. daö eleusinische Gcheimnist ist gelös t: zur Fertigung einer nobeln Ballwcsie nur 2 Stunden 28 Minuten Zeit. Ein Glück, daß der fremde, durchreisende Magdeburger nicht den Namen des Schneiders genannt bat, denn wenn nun in Dres den eln Kleidenerttger einen Kunden sitzen läßt, dann würben sle zornigen 'Antlitzes sich aui den Dampsschneikcr ln Meißen und aus die zwei Stunden achtundzwanzig Minuten berufen. * Der nculiche Orkan hat in Strastburg einen Daum geknickt, welcher ein Wahrzeichen der Stadt war. Bor mehre ren Jahrhunderten, alö Strastburg und die Umgegenv, wie im Jahr 1870. von Schwert und Feuer verheert war. verliest io erzählt die Sage — ein armer Knabe sein zerstörtes Dort, um Almosen für seine hilflose vcrwittwete Mutter zu sammeln. Er ging betrübt durch den Hagenauer Wald und brach einige Tannenrciscr ab. um dafür einige Nothpsennlge oder etliche Stückchen Brok in Strastburg zu bekommen. Er kam mit seinem Bündclck'cn in dieser Stadt an und verkaufte seine Tanncn- zweige bis aui zwei. Der fromme Knabe steckte diese in den Boden hinter der St. Aurelicnkirche in der Mcistenthurmsirahc l Faubourg national) und kehrte in sein Dort zurück. Mit der Zeit wurden die beiden Tännchen große Tannen und wuchsen weit üvcr die Kirche hinaus. Man umgab die Riescnbäumc mit einem Gitter und verehrte sie wie Denkmale. Sie waren Zeugen aller schweren Ereignisse, welche Strastburg bcimsuck'ten. der ersten Eapitulation, der Blokade von 18U,. der Belagerung und der Eapitulation von I87«>. Sie waren den Verwüstungen der schrecklichen Beschießung und dem Feuer, welches die sie um gebeuten Häuser zerstörte, glücklich entronnen. Einer der beiden alten Brüder ist mm vom Sturmwind vingcrafft worden, und der andere siebt nur noch allein traurig da. Möge er eine Frietcnssäule sein! * Der bekannte Taschenkalender für sächsische Hauö- und Landwirthe von l)r. W. Löbe erscheint auf daS Iavr l87l in stark vermeinter und in allen seinen Tbeilcn wesentlich vcrbeflc» tcr. Ist. 'Ausgabe im Verlage der Reichcnbach'schen Buchhant unig in Leipzig. Weit und breit von Fachmännern geschätzt, ersetzt dieses vorzügliche Büchelchen mit selucm auhcrordcntlich
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)