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- Erscheinungsdatum
- 1870-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187011043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-11
- Tag 1870-11-04
-
Monat
1870-11
-
Jahr
1870
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Erscheint: glich ftiib , «glich früh r Uhr. Inserate «rrdtn angrnommeu: bis AbeudS 6. SonntaaSr »IS »VUttago 12 Uhr Marienstratze L»; in Neustadt: Buchdruckerrl dou J«h. PLßl«r» gr. Klosteruasse ». Anzeigen in dies. Blatte Anden eine ersolgreich» Verbreitung. «uflage, >9,0«« Exemplare. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Likpsch K Rklchardt. — Derantwortliche, Redakteur: SuliUS Nkickardt. Fkonnement: ViertrljLhilich 20 Nß» bei uneutgeldlicher As serung in'» Hau«. Durch dir krnigl P»A dierteljährl. 22' Einzelne Nummer» 1 Ngr Inseratenpreise: Für den Raum «t»E gespaltenen Zeit«: l Ngr. Unter „Singesnube- bi« Zeile 2 «gr. Nr.3v8. Fiinfzehuter Jahrgang. Mitredactenr: Throdar Orobisch. Freitag, 4. November 187«. Dresden. 4. November. — Der In Ruhestand betretene Assessor beim Gerichtüamte Zöblitz, Johann Gottlob Brunner, bat daoEbrcnkrcuzdcö»Vcr- dicnstordcns und der Hosmarjft'till Kammerbcrr Hermann Lud wig Gras »Vitzthum von Ectstätt den russischen St. Staniolauö- Orden erster C lasse crl^altcn. — Sc. Majeftät der König hat vorgestern Nachmittag von Sr. königlichen Hoheit dem Kronprinzen aus dem Hauptguar- tiere dcö k. sächsische» ii2.) Armcccorpo das nachstehende Tcic- qramm erhalten: „Le Bert galant, 2. November INA», Mittags s-üI2 Uhr. Sr. Mascstät dem Könige von Sachsen. Bom herrlichen Wetter begünstigt, habe ich soeben vor den vereinig ten Otfizicrcorpo und Deputationen aller Truppen mit alleiniger Ausnahme der Neiterdivision Ew. Majestät huldreichen Tages- beseht bekannt gegeben und die Dekorationen vcttheilt. Daö Armeccorps ist stolz aus Ew. Majestät Zufriedenheit. dankt uuterthänigst, vereinigt sich mit Hw. Majestät Söhnen In den gemeinsamen Nus: „Gott segne Ew. Majestät." Albert." iDr.I.) — JI. MM. der König und die Königin sowie die Kö nigin Maria haben Schloss Weesenstein rcip. die Billa bei Wach wik verlassen und das hiesige Residcnzschloß und das Palais in der Augustuostralse, ebenso wie I. k.H. die Prinzessin Georg daö Palais in der Langcstraße bezogen. — Oesfentliche Sipung der Stadtverordneten, am 2. November. In einer längeren Hingabe an de» Stadt- rath verwahrt sich der Eantor an der Kreuzschule, Herr Otto, dagegen, das, er bei Belebung der Eboriftcustellen im Alum- ncum zu wenig Rücksicht auf die aus Dresden gebürtigen Schüler nehme. Der Stadtrath gicbt dieses Schreiben zur Kcnntiiisjnahnie herüber. — Herr >.',tv. Hcydcnrcich überreicht ein Expose über die F-lnanzbexwaltung der Stadt Dresden. Aus Antrag des Stadtverordneten Grüner spricht das Eolicgium seinen Dank dafür zu Protokoll aus. — Dem Borstank der Gustav-Adolph Stiftung wird der Saal sür nächsten Sonnabend zur Abhaltung einer Versammlung des hiesigen Zwcigvcrcino aus seine Mite überlasse». — Der Stadtrath weilt init, dass Stadtv. Wchgand am ü. Oetobcr als »Besitzer eines städtischen Grundstücks eingetragen worden sei-, sein Ausscheiden aus dem Collegium wird hiernach genehmigt. — Die Instification ver schiedener Rechnungen, welche der Finanzprüsnngvausschuß em pfiehlt. wird ausgesprochen. — Der Stadtrath ladet das Colle gium ein, zur Bcthciligung an der für Montag, den 7. t. Ni. in Aussicht genommenen Einwcibung der o. Bezirksichule aus der Stiitsstraßc; ebenso übersendet das Commando der Turner- fcucrwehr eine Hinladung zu einer nächsten Sonntag aus ihrem Tuniplak abzubaltenten Probe, sowie zu einem Conccrt, das Nachmittags aus dem Schillerschlößchen zum Bellen der im Felde stehenden Zurnencuerwehrmäimer gegeben werten soll. Hi» sehr unnängliches Hoinmunicat des Stadtratbs behandelt den Aufwand, welcher der Stadt durch die Rinderpest erwachsen ist und knüpft daran ein Gesuch um eine kleine Gratisication tür die Stattbezirksaussehcr, die vorzugsweise bei Bekämpfung dieser Halamität tbätig gewesen sind. Hinc Anzahl anderer Hingänge ist bereits an die verschiedenen Deputationen abgc geben worden-, am interessantesten ist darunter das von dem Zlletor dcö Stadtraths, Herrn Stattratb Adv. I)r. RGickwitz, über die KricgSmIniskcrlalvcrordnung. die Befreiung der Osfizierc von der HinguarticrungSlast betr., erstattete Gutachten. Ho wird darin nacl'gcwicsc», daß das KricgSministcrium zu einer solchen Masjregel nicht berechtigt gewcieii sei und schließlich vor- gcschtagcn, demselben ein 2lbkommcn des Inhalts anzutragen, dah, wie dies in Berlin der Fall ist, de» Soldaten, vom Feld webel abwärts, insofern sie nicht bürgerliche Gewerbe treiben oder mit Grundbesitz angesessen sind, und dem etwa zurüctgc- dliebrnen Hausstand des activen im Felde stehenden Militärs und des bei der Armee im Fclddicnttc befindliche» Hivilpcr- sonalS völlige Befreiung von der HinguarticrungSlast zugcsichcrt werde; sollte das Ministerium darauf nicht cingchen, so würde sich eine unmittelbare Beschwerde an Sc.Maj. den König und beziehentlich seiner Zeit eine Beschwerte an de» Landtag em pfehlen. — Das Collegium vcrschreitet nun zur Wadi eines StadtrathS aus Zeit, wozu von der Wadldeputation vorgeschla- gen sind die Stadtverordneten Schilling, Zicschc und Liebe, -stadtv. Richter bittet daö Collegium Herrn Schilling nicht zu rvählen, um die Finanztcputation, die schon mehrere erfahrene Mitglieder verloren l»abe, nicht noch eines kcnntnisircichcn Mit gliedes zu berauben, was bei der bevorstehenden totalen Neu wahl des Collegiums doppelt schwer ins Gewicht falle» müsse: Stadtv. Henkler weist jedoch nach, dass gerade, weil ein ganz neues Collegium gewählt werte, inan diesem die Sorge für tic Besetzung seiner Deputationen ruhig überlassen könne. Stadtv. Schilling wird hieraus mit 30 von 57 Stimmen gewählt und nimmt die Wahl an. Die Vcschlusisassung über einen Antrag der Wabiteputation, den ausschcitcndc» Mit gliedern dcö StadtrathS den Dank dcö Collegiums auszusprc- chcn, wird auf Antrag deö Stadtv. Lehmann sür die letzte Sitzung dieses IabreS Vorbehalten. — Stadtv. Adv. Krause be richtet über die Fortführung der Hassen- und NcchnungSgc- schäste der Kreuzparochic durch die Stadtbauptkasse. Da der Kirchenvorstand vom 1. Januar k.I. diese Geschäfte selbst über nehmen will, so will der Stadtratb die Bedingung, das? die städtischen Behörde» von jeder Berantwortlichkeit dein Kirchcn- vorstande gegenüber frei sein solle», fallen lasse»; ans Bor schlag der Berfassungdteputation hält jedoch tag Collegium an dieser Bedingung seft, um zu hindern, dah später etwa Ansprüche an die Stadtgcmeinde von Seiten deö KirchenvorstandeS er hoben werden. — Daö gedruckt vorliegende neue Loealstatut zur kX. Adtbeilung der Städteordnung wird de» früher ge faßten Beschlüssen entsprechend gesunden. — In Folge dcö Ge setzes vom 15. März d.J. hat sich unter anderem auch die Er höhung deö Gehaltes dcö Dirigenten der II. Gemeinde- und Hhrlich'schen StiftSschule von 750 aus ooo Tblr. nothwcndig gemacht. Früher wurden dazu 455 Thlr. aus der Schulkasse und 205 Tblr. auS der Hhrlich'schen Stiitökasse bcigetragcn; dem Vorhaben deö StadtrathS, die dazukommcndcn 50 Thlr. nach demselben Verhältnisse aus die beiden Hassen zu repartiren. ist die k. KretSdirectlon entgegengelreten, unter Hinweis aus eine früher getroffene Vereinbarung, wonach die Schule nur zu aus der Ltiftokassr, zu E, aus städtische» Mitteln unter halten werden soll. In Folge dessen macht sich gegen die frühere Annahme ein Mehraufwand von 4 Thlr. 25 Ngr. für dieses Jahr nothwcndig und das Collegium giebt seine Ein willigung dazu, daß diese Summe a oonto Pos. 44 dcö dies jährige» Hauobaltplans verausgabt werte. — Der nächste Bc- rathungSgegcnstand betrifft die Erleichterung der Statt Dresden von der HinguarticrungSlast. Der Referent. Stadtv. Walter bemerkt, daß der in der letzten Sitzung gefaßte Beschluß, eine gemischte Deputation sür diese Angelegenheit nicdcrznsctzcn, aus den heftigsten Widerstand dcö StadtrathS gestoßen sei, da gegen habe sich dieser bereit erklärt, Manenguartierc cinzu- richtcn; da er jedoch sür den jetzigen Preiö von 3 Ngr. pro Tag und Mann die wünschcnSwcrthc »Anzahl voraussichtlich nicht werde beschaffen können, so bitte er um die Ermächtigung, sür die ersten fünf Tage 5, sür die darauf folgenden 4 Ngr. pro Tag und Man» den Unternehmern zu gewähren. Die Deputation stellt daraus drei Anträge, und zwar l> den stadt- rätblichcn Borschlägen, bezüglich des Bcrgütungsdctrags von 5 und 4 Ngr., bcizustimmen, dem Stadtrath jedoch anheim zu geben, ») ob nicht städtische Gebäude, wie das Gewandhaus, die Schulen in der Oppclvorstadt und in der Stiftsstraßc zu Masscnguarticrcn einzurichtcn seien, IO zur Gewinnung der Masscnguarticrc die Mitwirkung der Abschätzungsdeputatione» in »Anspruch zu nehmen. Stadtv. »Adv. Hcubncr spricht sich gegen den »Punct as aus. um einer Verschleppung vorzubcugcn, und die Thätigkeit dcö StadtrathS nur auf den einen Punct, die sofortige Beschaffung von Massenguarticrcn, zu richten; ebenso sprechen dagegen die Stadtverordneten Lcmbkc, der vielmehr empfiehlt, die dazu'geeigneten städtischen Gebäude an Unternehmer zu vcrmicthen, Lehmann, Christoiani und Henkler. Die Deputation ändert in Folge dessen den Punkt a> insoscr», daß cs beißen soll: „ob nicht auch städ tische Gebäude u. s. w. zu Malsenguartiercn zu benützen seien", und an dieser Fasfung wird der »Antrag mit der vom Stadtv. Lehman» vorgcschlagencn Einschaltung >m Eingänge: den stadträtblichen Borschlägen bezüglich der Unterbringung in Masscnguarticrcn und tco Bcraütungsbctrags re. gegen 10 bcz. >2 Stimmen angenommen. Der zweite »Antrag lautet: „In Gemeinschaft mit dem Stadtrath n» die Negierung sowohl als den nächsten Landtag des Königreichs Sachsen um »Ausgleich ung der wegen des Krieges von 1«->7» von dem Königreiche Sachsen, insbesondere der Stadt Dresden geiragcncn Hiuguar- tierung durch das ganze Land mittelst eines desiallsigen Ent- schädigungsgestkes z» ersuche», sowie !0 de» »Bundesratp und Reichstag nicht nur, wie scheu früher beschlossen, um Erlaß des in »Art. 01 der Bundesverfassung zugesagte» Militärgesctzcs, sondern auch namentlich um Durchführung des Grundgesetzes, daß die Hinguan'ierung nicht eine Gemenitclast, sondern eine Bnndcslast sei, mindestens aber um Erhöhung der gesetzlich von BundeSwegcn für Hinguarticrung zu zahlenden Entschädigung zu ersuchen." Stadtv. Heubner constatirt, daß in tz I des Buntesgesetzeo vom 25. Juni NAH-« die Hinguarticrung aiö eine Bnndeslast hingestellt sei; die »Vergütung «in Dresden pro Mo nat und Mann l Tblr. im Sommer, 20 Gr. im Winter; in den Dönern und kleinen Städten !7'e und 12'-- Gr.s sei je doch so niedrig, daß sic kaum als ei» tleincr Beitrag zu den wirklichen Koste» betrachtet werden könne, geschweige denn als eine Entschädigung. Bei dein Betrage von 12'>- Gr. käme auf de» »Mann eine tägliche »Vergütung von 4E> Pfg.; lxfttc man denn unsere tapferen Krieger nicht für mehr wcrth, daß man sür ibr tägliches Unterkommen 4'v »Pf. gewähre. (»Beifall.) Der »Antrag wird einstimmig angenommen, ebenso der dritte: „Den Stadtratb zu ersuchen: a» bei der kgl. Staatorcgicrung dabt» vorftelltg zu werden, daß der durch die französischen Ge fangenen der diesigen Einwohnerschaft erwachsene Einguarticr- lnigsmei'raunoant von Bundcswegc» aus den zu erwartenden französischen Kricgscntschädigungsgcldcrn bezahlt werte; lg bc- buis thuniichster »Verminderung der HinguarticrungSlast bei den hiesigen Einwohnern geeignete» Orts tabi» »Vorstellung einzu- reichcn: I t daß in hiesiger Stadt die in verschiedenen Militär- gcbäuken noch vorhandenen zur Unterbringung von Soldaten wohl geeignete» Localitätcn, z. B. die Säle im Cadcttenbausc und dem Jägerhaft hierzu verwendet werten, auch 2> daß zur Untctbringung der anderweit in »Aussicht gestellten Tausende von Gefangenen nicht bloo die Statt Dresden, sondern auch andere geeignete Orte verwendet werten" — nachdem Stadtv. Friedrich daraus aufmerksam gemacht bat, daß die Säle im Cadcltcnhausc und dem Jägerhaft bereits zu Lazarctlzzwcctcn benutzt werken, und Stadtv. Zicichc das Zeughaus und ge wisse an der »Augustusstraßc gelegene Gebäude, als zur Unter bringung von Militär geeignet, bezeichnet bat. — Den Schluß bildet ein Bortrag der PctitionStcputation. — Wahrend die französischen Gefangenen unk Verwunde ten alte neueren Unglüctsiallc der französischen Waffen, wie die »Vernichtung der Loircar nee, die Kapitulationen von Sois- sons, Toni, Schlcttstätt u. s. w. mit vcrhäitnißmäßigcr Ge lassenheit angcbört haben, bat sic die Kapitulation vhnBazaine und Rietz förmlich aufgcrüttelt. Sic konnten cs nicht giftuben, erst das BicloriaschiBten I»at sie belehrt und nun lasse» sie den Kopf hängen. Es iw Alles veUoren. sagen sie und kann ballen sic die Hand gegen Bazainc, dem eogiiin und tiaitro. — Ria» macht uns daraus aufmerksam, daß daö in vielen Soldatenbriefcn erwähnte rot ne Kreuz nicht daö Iohannitcr- krcuz, sondern die Fahne des internationalen Hilssvercins ist. CS kommt allerdings sehr häufig vor. daß einzelne Zohannitcr die Sendungen dev internationalen Hilioverelns ohne Weiteres in Beschlag nehmen wollen und daß sic den »Verwundeten la gen, daß das, was von dem rothcn Kreuz kommt, von den Io oannltcrn gespendet würde. Das ist aber durchaus nicht der Fall. In der freiwilligen Krankenpflege spielen die Johanniter in diesem Kriege nur eine sehr kleine Rolle und sie empfinde» es unangenehm, daß sie von dem internationale» Hiisövercin bei weitem überflügelt worden sind. — Der Bewilligung deS KriegSminIsicriumV zufolge könne» jetzt einzelne französische Gefangene in Fabriken, Wcrkstellcn in Arbeit gehen, wenn die Inlzabcr der Letzteren um die erforder liche Genehmigung nachsuchen. So arbeiten seit dem heutigen Tage mehrere Franzosen in der an der Lcipzigerstraßc befind lichen Stcinautsabrik der Herrcn Billcrov und Boch als Hobi- drcher und Founiiercr. Die Franzose» dürfen die Gcwcrkö- rcsp. Fabriklokalc nicht verlasse» und find die EvcfS dafür ver antwortlich geworden, kaß den Gefangenen keine Gelegenheit zum Entweichen geboten wird. — Bor Pariö! Diese Parole wird wohl noch lange zu hören sein: denn unsere Truppen wintern ein, sie hüllen sich m den sonst nie dagcwcscncn Belagerungspeiz. Sie erwarten einen Hauptschlag vor Paris, allein vergebens, sie trösten sich mit dein Gedanken: „Moitkc muß das besser wissen." Euren interessanten Zug auö dem französischen Garnisonlebcn unserer sächsischen Schützen können wir nicht unberücksichtigt lassen. Am 27. Oetobcr Abendö kamen mehrere ^Dorfbewohner nach »V. zurück, daö sic aus »Befehl der Regierung verlassen hatten. Sie landen ihre Wohnungen voll Schutzen, oft ihnen aber so fort zwei Zimmer cinräruntcn, die Kamine heizten, schrvarzm Thce kochten und sogar den Luxusartikel „Zucker" dazu gaben. »Anders benehmen sich allerdings die Franzosen. Sic belohnen mit Undank, treten das Recht mit »üßcn. Herr v soll neulich von Douzv mit Ordonnanz nach Belgien geritten und unterwegs, trotzdem er das rothc Kreuz am Arm trug, spurlos verschwunden sein. Die Franzosen schützen sich in vielen Fällen mit dein rotven Kreuze, namentlich ihre Spione. Gegen ihren Kaiser scheine» sie gerate nicht sehr srcundllch gesinnt zu sein. ES tauchte neulich ein Fünffrankenstück auf, auf welchem durch de» HalS dcö Kaisers cm Bindfaden gezogen und das Gesicht cingeschlagcn war. ES ist dicö immerhin on c-Lnaiilo. — In Bivoy feierte neulich der Unteroffizier Th. vom Infanterie- Regiment ll>:r ein improvisirtcs Wcihnachtoftst. Als Liebes gabe waren von der Königin von Preußen und der nunmehr seligen Prinzessin Amalie von Sachsen Hemden und Soctcn angekommcn. Tb. batte dieselben für seine Eorporalschast auf cinem Tische geordnet, auf jctcö »Packet einen Fcldzwicback ge legt und sechs brennende Lichter rings herum gestellt. Die Leute weinten vor Freuten; denn eö tauchte der Gedanke an das wirkliche Weihnaciftöftst In ihrer Seele aus. Ob sie es mit den Ihrigen fticnr werden? Wohl nicht — Mancher vielleicht nie mehr! Doch das Soitatcnblut ist heiß. So auch hier. Die Freude gewann die Oberhand über die Wchmutb, bald war „Leben »1 der »Bude." Ein Hoch auf die edlen Gebcrinnen war der Dank. — lieber die Niederträchtigkeit der französischen C haraktere im Einzelnen giebt eine Episode den traurigsten Be weis, die sich vor Rietz zutrug. Ein junger, hoffnungsvoller Mann, der älteste Sohn einco verstorbenen »Professors in Mar- bura, der erst bor Kurzem als ciniäbrigcr Freiwilliger einge- trctcn, zum Secondc-LIeutenant befördert war und schon bei Saarbrücken seine »Bravour bewiesen, bcsanb sich am 21. Oct. auf einem »Patrouillcngange mit einem Freunde, alö ein Ueber- iänier aus Rietz sich mit der »Bitte meldete, ihm etwas zu essen zu geben. »AIS der Offizier sich umdrcbte, um nach dem Ge wünschte» zu suchen, icüertc der Franzose sein Gewehr ab und irai ibn dürft' die Sft'ultcr. so daß der Tod am anderen Tage in Folge der Verwundung erftlgte. Der heimtückische Schuft wurde zwar sofort nicdcrgcmctzeft, er hatte aber den armen jungen »Mann leider zu gut getroffen. — In unserer Statt sind nun beinahe alle Kiräfthürme mit Fahnenstangen berschen worden, wo wahrscheinlich bei dem bevorstehenden Einzuge in »Pariö die norddeutschen und sächsi schen Flaggen herabwehcn werden. Nur die katholische und die cvangcllschcHoftirchc und die Anncnkirft'c machen eine »Ausnahme. — Vorgestern Abend gegen 0 Ubr bat sich ein in der Räcknitzsiraß'c cinguartiertcr. ans der Gegend von Görlitz stam mender. aber in die sächsische Armee cingctrctcner Grenadier im Hoiraume des fraglichen Hauses mit seinem Dicnstgcwchrc erschossen, lieber die Gründe, welche den Unglücklichen zum Selbstmorde bestimmt haben, Ist nichts Näheres bekannt. Der Leichnam ist gestern früh durch die Militärbehörde aufgehoben wordcu. — Ein neuer Marktplatz in Dresden. Die Bewohner der Pirnaiftben »Vorstadt hatten sich wiederholt mit dem Anträge an den hiesigen Rath gewendet, eine Marktstclle in ihrer Ge gend, namentlich für Grünwaarcn, Obs», Bictualien re. anzule- gcn. Diesen nicht ganz ungerechtfertigten Wünschen hat der Ltadtrath insoicrn in dcrcitwilligstcr »Weift cntwroft»cn, alS er den IohanniSplatz dafür bestimmt. ES isl dies cm »Versuch, der einer weiteren »Verfügung vorauogcbt. Der Marktlnspeetor ist bereits angewiesen, den sich meldenden Händlern die etwaigen Bcrkauftstcllc» anzuwcisen. — Fwci saudcrc I<i-I7iäbrigc Burschen, die auS der Cor- rectlonSanslalt Bräunödon entsprungen waren, sind vorgestern lncr verhaftet worden. Der eine der Flüchtlinge batte ftüher bei einem hiesige», in der inneren Altstadt wohnende» Schlos- scnneistcr In der Lebrc gestanden unk die hierdurch erlangte Localkcnntniß dazu bcnußt, um mit seinem Gciävrftn in die Arbcitsiocaiitätcn seines früheren Lchrhcrrn einzubrechen und aus solchen ein aus 30 Hauptschlüsscln bestehendes Spcrrzcug. sowie diverse Klcid»>niSstüekcn zu stehlen. Glücklicher Weise hat man die jugendlichen Diebe eher beim Kragen genommen, akS cs ihnen möglich gewesen ist. die gestohlenen Hauptjchlüsscl an derweit zu protffren. — Wie nicht vorsichtig genug die Geschäftsleute sein müssen, wenn sie beim Boriegcn von Waarcn an Fremde nicht in Ver lust gerativ» wolle», beweist ci» neuerlicher Borsall, nach welchem einem hiesigen Goltarbeiter ein Siegelring von cinem unbe kannten Mann gcsiobicu wurde, dem er am Verlangen mehrere Ringe und andere Wcrtbsachcn in seinem Gewölbe zur Ansicht und »Auswahl vorgelcgt hatte. Ein nasser, kaltblütiger, herzloser Patriarch wurde, wie crzäbii wird, vorige Woche aus der »Wohnung seines Krhstall- valastco hcrausgeangclt, der viele, viele Jahre in »leistem Dun kel in Nnthätigkcit zugebracht. Eö ist dies ein mächtiger Karpfen, den man im „Schwanentcich" in Zwickau gefangen und welcher sich einer solchen WolMclelbtheit erfreute, daß er 23 und ein lzalbcv »Pfund wog. Für den Karpftnschmauß einer zahlreichen Gesellschaft ci» würdiger Fang. — Aus der Fiemmlngslraße kam in eine Wirthschast ein Gast, der Speise verlangte. Alö sich die nur allein In der Stube befindliche Witthln nach der Küche begeben, benutzte der Fremde die ihm passende Einsamkeit zu einem Griffe nach der
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