Volltext Seite (XML)
Druck und Eigenthum der Herausgeber: Eiepsch L Neichardt. — Verantwortlicher Nedacteur: Julius Rtlchardt Mitredacteur: Theodor Arabisch. Kr.SS7. Fünfzehnter Jahrgangs Berlin, Sonntag. 23. Ortober, Mittags. (W. T. B. Oifleicll.» Ve^atlleS, 22. Oktober. Gene ral Wittig bat gestcm (Freitag) Cbartrcö besetzt. (LbartrcS, die Hauptstadt des Departements Eure- et-Lolr, am Eure. zählt etwa 2<»,<xx> Einwohner und liegt circa neun Meilen nordnordwestlich von Orleans und eben so weit südwestlich von Paris; es hat einen grosien Markt iür Getreide und Vieh. Vor Paris hat sich der Feind nach seinem gestern abgeschlagenen Angriffe völlig ruhig verhalten. Vor Pietz treffen täglich wanzöstscbc Ucbcrläu- ier ln grösserer Zayl bei unfern Vorposten ei». Aus Kinzbeim eine Srunde südwestlich von Schlcttsiatt wird von heute Morgen gemeldet: Vergangene Nacht wurde die erste Parallele gegen die Lüdwcstsront von Lchlcttstadt am 500 bis 700 Schritte auvgchobcn. Diesseits stehen 32 Geschütze »n Feuer. Verlust nur 3 Mann. Brüssel, Sonnabend, 22. Oktober. iW.T.B.) Nach eingetroffcncn 'Berichten aus Mouöcron sollen die deutschen Truppen nur noch drei Kilometer von Wnims ^hcn. .D>c Stadt soll entschlossen sein. Widerstand zu leisten. Montag, 24. Oktober 187V. Dresden. 2-1. Oktober. — Ein Correspondent der N. Fr. Pr. vor Paris kam auch nach Le vcrt galant, in oas Hauptguarricr des Prmzc» Georg. Er schreibt: es ist hier 'Alles woblcrhaltcn. Prinz Georg leidet jedenfalls keinen Mangel. Ein Blick in die Küche überzeugt mich, dah der Prinz in der Nähe von Paris auch aus Pariser Art zu dinircn ii» Stande ist. Die Vorratbökamincr hing voll Feldhühner, .Hase» und Fasanen. Hinter dem Schloff lagen höbe Haufen leerer Flaschen. Daneben stand auch eine tbrcö Fnhaltö entleerte Kiste, die ein Verein in Wie» für die ver wundeten deutschen Krieger gespendet batte. < In Le vcrt galant ist ein groffcö sächsisches Feldlazarett'.» Die Lazarette waren mit innerlich leidenden gefüllt. Tvphuskranke übcrwicgcn die Auhrkrankcn. auch die Blatter» sind ausgetreten. Während die wachsen an allen Nahrungsmitteln Ucbcrflutz habe», herrschte bei den Mecklenburgern groffc Noth. — Man kann auch des Guten zu viel thun. Für die Seel sorge der sranzbsischcn Verwundeten und Kranken katholischer vonscssion ist bereits durch die hiesige katholische Geistlichkeit in ganz vorzüglicher Weise gesorgt, und waS etwa noch gefehlt hätte, ist durch 2 Lazaristen, die aus Wien, und 2 Schwestern des Vinzentius, die aus Mannheim hier angekomincn sind, reich lich gedeckt worden. In jüngster Zeit aber ist noch ein Missio- nair aus dem Elsaff für den geistlichen Verkehr mit den Frau lösen hierher verschrieben worden. Hierzu bat um so weniger ein Bedürfnis! Vorgelegen, als die katholischen Geistlichen, welche bisher mit den Franzosen uinzugchen hatten, vollständig der französischen Sprache mächtig sind. Gegen die Beschäftigung katholischer Ordensschwestern als Krankenpflegerinnen hat ae- wih Niemand etwas cinzuwcndcn, zumal da Acrzte und Pa tienten einstimmig im Lode von deren Tüchtigkeit und Gewis senhaftigkeit sind; katholische Missionairc habe» aber in dcnLa- zarcthen nichts zu suchen. — Wie uns mitgetbeilt wird, gewährt die Bundcs-Dar lclmöcasse schon seit einiger Zeit Darlchne zu V Prvcent Ver zinsung unter den bekannten Bedingungen. In sehr coulanter Weise nimmt dieselbe gegebene Darlchne ganz oder zum Theil auf Ansuchen der Empfänger jederzeit zurück und berechnet aus alle früheren zu höherem ZinSsuff abgeschlossenen Geschälter die niedrigeren Zinsen von dem Tage an, wo die Ermäfflgung un geordnet und cingctrcten ist. — Dem Vernehmen nach sind alle die gerügte» llcbelständc beseitigt, welche unlängst an dem ncucn Eoncertsaal in der Waisenleausstrakc gerügt wurden. Es steht daher zu erwarten, dah das große Eoncert, welches zum Besten des Militairhilio- verelnö von Seiten der Gcncraltircction des Hoitheatcro und eer musikalischen Kapelle den 27. d. M. gegeben wird, sich eines groffe» Zuspruchs crfrcucn wird. Das Programm enthält viel des Sci>öncn und Ncucn, n. A. einen Prolog von Hofrath l»r. Pabst, sowie von demselben auch einen HvmnuS, compo- nirt von dein Herrn Kapellmeister Nietz, genannt: „Das groffc d utschc Vaterland." Die besten Kräfte unserer Sänger und Schauspieler sind dabei in Wirksamkeit. - Einen heiteren Abend feierte am lctztvcrgangcncn Don icrstag das Unteroffiziers Eorps der Ersatz-Eompagnie des 2. Zager Bataillons Nr. 13, »reiches die Eantonncments in Bricffnitz und Umgegend bezogen hat, dadurch, taff Herr Otto Gcifflcr i» Meißen dein gedachten Untcrosfizicrs-Eorpo in höchst anzu- crkcnnendcr Weise ein Fäffchcn Wein spendete, welches auf das Hoch des geehrten Herrn Gebers sowohl, als auf die »in Felde und Lande stehenden Truppen in geziemter und gelaunter Weise geleert wurde. Ein Beweis, »nit welcher Liebe die Meißner ihrer früher dort garnisonircntcn Jäger gedacht haben, dürfte wohl der schon früher in diesem Blatte angeführte der noch maligen Veröffentlichung verdienen, daff ein Jeder, von den in'S Feld der Evrc gezogenen Jägern eine Nbeimscr Anweisung auf 1 Flasche, Offiziere hingegen eine dergleichen auf <» Flaschen Ehampagncr erhielten, welche zum größten Theil, Dank der pünktlichen Führung und guten Haltung unsres Armee-Eorps, auch wirklich zum größten Theil cingelöst werden konnten und l at sich Herr Gcifflcr beim genannten Bataillon sowohl als im ganzen Lande einen ancrkennungSwcrthen und verdienten Namen geschaffen. — Sv versteckt auch die sogenannte Halbcgasse in der Ne 'idcnz liegt und auch wohl in der Tvat das Epitheton „halb" in mancher Hinsicht verdient, so entwickeltste dock' nach mancher Richtung hin ein lebendiges Leben in stiller Zurückgezogenheit. Es klingt das seltsam, aber cs ist so. 'Noch erinnern »vir unc- an die apostolische Sendung, die im vorigen Winter sich der im E'iigclgewande austrctende Tischler Müller selbst autcrlegt und Krack deren er in seinen religiösen Vorträgen in der ersten Etage des Hauses Nr. 13 Moses und die Propheten rctckundig, salbungsvoll ansgclcgt, das Evangelium vom Feigenbaum mit dem historisch gewordenen „Haunt ihn" re., erläuterte. Der Sommer ist hin, der neue Winter vor der Thür und wie die Schwalben, so ist auch der Engel Müller am den Filtigcn seiner schwungvollen Nckcfcrtigkcit wieder heim, d. h. nach Dresden gezogen, um auf's Neue die Gedanke» seiner Anhänger mit dem »hm angeborncn Wcisheitseemcnt zusammcnzulcimcn. Wenn er im vorigen Winter blos dcbutirtc, so scheint cs in diesem Jahre aus ein festes Engagement abgesehen zu sein, denn bereits wird der bekannte Saal des Hauses 'Nr. 13 auf's 'Neue mit Sitzbänkcn versehen, vor denen, wenn sic, was leider zu erwarten, erst gestillt sind, der Feigenbaum wieder an de» Wurzel anachauen werden soll. Ja, sogar Altar und Kanzel soll schon unter dein Hobel der tischlernden Eollcgen des modernen Apostels seufzen. — In seltsamster Weise ist die Umgebung dieser Pflanzstätte moderner Irrwege, d. h. die halbe Halbc gasse der Zufluchtsort stiller Liebe, »venu auch nicht jener, die m Nr. 13 gepredigt wird, so doch der. welche ihr Fundament aus das Portemonnaie derer gegründet, »reiche als Lhbaritcn jene hohle Gasse „des Nachts in der zwölften Stunde" »rändeln. Das dunkle Treiben weiblicher Piraten ist hier in voller Blüthc, eincNarität, um die andere Straßen und Gassen keineswegs zcizcn. Aber sie ist einmal da und der Leser verlange nicht, daß »vir ihn erst tiefer im Geiste in die Schlangenwegc menschlicher Ver kommenheit hineingängcln. Somit kann inan aus dieser halben Gasse ganz geleimt »'erden. — Oeffentliche Gerichtssitzung an» 20. October. Dle Einspruchsverhandlungen betreffend den des Diebstahls an- gcklagtcn Friedrich Ernst Patzschke, so wie die in Privatklagsa chen Earl August Böhmers und Genossen wider Johann Gott- lieb 'August Weiße und Genossen, allerseits von hier, fielen aus. — Die Frau des hiesigen Bauuntcrnehmers Götze verließ auf einige Monate Dresden und verwahrte untcrdcff Ihr Mobiliar in einer Kammer, »reiche sie von Frau Johanne Sophie vcrchel. Bernhardt hier ermietbet batte. Unvermutbet zurückgckebrt fand sic ihren Spiegel, Tisch, Waschbecken, zwei Nohrstüblc und dergl. im Zimmer der Bernhardt vor. Des Diebstahls angeklagt und überführt wurde die Bernhardt zu 4 Tagen Gcsängniff vcrur- thcilt, auck' theilwcise srcigcsprochcn. Die Angeklagte beantragte gänzliche Freisprechung, da sie den Spiegel blos darum in ihr Zimmer gehangen habe, uni ihn vor Feuchtigkeit zu bewahren, auch gelang cs ihr den Ankauf der zwei Nohrsttihle durch Zeug nis, nachzuwciscn, »voraus sic schließlich ganz frcigcsprochcn und der Staat »nit den Kosten belastet »vurdc. — Der l5 Jahre alte, von seinem Lchrmcistcr entlassene Herrmann 'August Raps von hier, wiederholt schon Elgcnthumovcrgehcns halber bestraft und gegenwärtig in Bräunotors untcrgebracht, batte vor eini ger Zeit seinen vollständigen Eonstrinanden-Anzug zu dem hie sige» Trödler Fried» . Eduard Kenne in der Zabnogasse gebracht, um von demselben einiges Geld darans geliehen zu erhalten. Zu gleicher Zeit »rar ein fremder Viani» bei Kenne anwcscnd und ein Knabe 'Namens Bicher kan» eben dazu, um seine Jacke zu verkaufen. Nack» der Behauptung Naps's und dein Zcugni'ff dieses Knaben sollte Kenne auf die Versicherung Rapfens, daß er von seinem Vater geschickt sei, diesen» auf die sämmtlichcn Kleider 5 Ngr. geliehen haben, wozu er nach einige» Tagen zu zweien Malen je 5 'Ngr. hinzufügte. Ungefähr drei Wochen darnach »vurdc Raps von seinem Vater nach seinem Eonfirinan- den Anzug gefragt, Raps eilte zu Kennen um das erhaltene Darlchn zurück zu zahlen und seine Kleider zurück zu erhalten, allein Kenne erklärte, Raps habe ihm den Anzug verkauft, blieb auch hierbei stehen, als Raps seinen Vater davon in Kenntnis! setzte und dieser in Begleitung eines Gcnstarmen von Kenne die Rückgabe der Kleider verlangte. Außerdem sollte Kenne b ä dieser Gelegenheit die bezahlte Kausslnnmc aus U,r Tblr. bsstimntt baden, während er später 2>/r Tblr. angibt. 'Aus ge stellten Strafantrag »vurdc Kenne wegen Partircrci und Unter schlagung zu 18 Tagen Gefängnis, verurtbeilt; da er insbeson dere des gleiche» Vergebens ivcac» schon Vorbcstrafung erlitten. Kenne erhob Einspruch, und sein Vcrtbcidigcr, 'Adv. Kuntzsch, stellte den Mann als Zeugen auf, der zu jener Zeit, als Raps die Kleider zu Kenne gebracht hatte, zugegen gewesen sei» soll. Derselbe behauptete in der bestimmtesten Weise, daff damals Kenne dem stingcrn Raps die Kleider abgetanst habe. Staats anwalt Ur. Krauße lies, zwar die 'Anklage auf Partircrci und Unterschlagung gegen Kenne fallen, erhob aber Anklage auf Bevortbeilung einer Person, welche über ihr Pcrniögen nickst frei verfügen könne, »vorauf der Gerichtshof Kenne zu 14 Tage Gefängniff und Bezahlung aller Kosten verurtbeiltc. — A n g c k ü n d i g te G c r i chtsve rha n d l n n g e n. Piontag, de» 24. October, Vormittags st Ubr, Hanptvcrhand- lung wider den 'Agent Friedrich Wilhelm Hoher von hier, we gen Verpfändung einer fremden Sache. Vorsitzender: Gcrickstö- rath Siebdrat. — Montag, den 24. October, finden folgende Einspruckst-vcrhandlungotcrniinc statt. Vormittags st Uhr Pri- vatkiagsachc Johanne Ehristiane verchcl. Hennersdorf wider Friedrich Wilhelm Rädlcr. — !>W Uhr Privatklagsachc Ehri stiane Henriette Einert und Genossen wider Auguste.Henriette Vcriv. Hilbcnz i» Zickncdgc. — 10 Uhr Privatklagsachc Ehri stiane Wilhclminc Mar» wider Auguste Emilie Jauch hier. - lo'ü Ubr Privatklagsache Friedrich 'Albert Taggcscll wider Friedrich August Kaiser hier. - I I Ubr Privatklagsachc Earl Phuhlinaims und Genossen wider Ferdinand Morin Läppig hier. IN Ubr »unter Aussckstaff der Oefsciitlicksteit, Privat klagsachc Earl Böhme wider Moritz Rudolph Anton Hciiemann hier und Genossen. Vorsitzender: Gcrickstsrath Ebcrt. — Diens tag. den 25. October, Vormittags st Ubr, Hauptvcrhandlnng wider Earl Friedrich Ernst Hille uud Genossen, wegen Dieb stahls. Vorsitzender: Gcrickstsrath Gross. Dresden, 23. October. Der ungewohnte Schluff der neuesten Podbielsii'schen Siegcsdepesche hat viele Leute stutzig gemacht. Bisher meldeten die Depeschen einfach: Sieg, Erfolg und abermals Sieg! und überlicffen cS den Franzosen, nun das Blaue vom Himmel herunterzulügen und ihre unaus gesetzten 'Niederlagen für das Siegesbedürfniß ihrer Landsleute aufzuputzen. Woher kommt nun diese cigenthümliche Verivah rung gegen die doch unausbleiblichen Lügen der Franzosen? Nun, nehmen »vir einmal selbst an, die Pariser hätten bei ihrem Ausfall einen kleinen Vortheil davon getragen, so ist doch wahrhaftig kein Grund vorhanden, den Kopf hängen zu lassen. Betrachten »vir die Cache ruhig, so wird ungcsähr Folgendes das Richtige treffen. Eine FcslungSbesatzung muff, so lauge es »rgeud geht, Ausfälle unternehmen, »m die Belagerungsarbcilcn der Gegner zu stören. Bisher waren sämmtliche Ausfälle der Pariser äuffcrst schwächlich; sie verfielen daher aus den Plan, ihre ungeübten Streiter nach und nach zu kriegstüchtigen Truppen umzubildcn. Sie richteten in fortwährenden kleinen Schaarmützeln, Borpostengefechtcn, Demonstrationen und kleinen Ausfällen ihre Mobilgarden förmlich ab und haben es dadurch erreicht, die Zahl der regulären Streiter auf 80,000 Mann zu erhöhen. Hiermit untcrnchincn sie nun grössere Ausbrüche. Jeder derartige Ausfall muß, »venu er nicht ein Durchbruch sein soll, mit einen» Zurückgchcn der Belagerer enden. Nun kommt es 1) darauf an, was die Belagerten durch den Aus fall beabsichtigten, resp. erreichten, wie sie also die Zeit, die sic außerhalb der Festung zubrachtcn, ausfüllten, und 2) in welcher Ordnung sie den Rückzug antraten? In ersterer Be ziehung vermuthen »vir, daß die Absicht der Franzosen dahin ging, soivohl die aufgeführten Berschanzungen der Deutschen zu zerstören, als auch die Aufstellung ihres Belagerungsparkes zu verhindern, kurz, die artilleristischen Vorbereitungen zur Belage rung zu unterbrechen. Ob sie diese Absicht erreichten, steht, dahin; ganz erfolglos scheint aber ihre Bemühung nicht gewesen zu sein; sie haben möglicherweise erreicht, daß der Beginn der Belagerung einige Zeit hinausgeschoben wird. Aber keinesfalls hat ihr Erfolg lange gedauert; sehr bald griffen stärkere Ab- thcilungcn der Deutschen in das Gefecht ein und trieben die Franzosen in Unordnung zurück. Dieser Abschluß des Aus falles ist unzweifclhast, die Eroberung von Geschützen, die Ge fangennahme von über 100 Mann ist nicht von den Franzosen wegzuleugncn. Was ist nun aber auch für ein großer Scha den für uns erwachsen? Nichts weiter, als dah das Bombarde ment später beginnen kann, daß während dessen aber das Ver zehren der Lebensmittel in Paris seinen mathematisch zu berech nenden Fortgang nimmt. Paris fällt so oder so in unsere Hände. Eine Entsetzung ist ein Ding der Unmöglichkeit und ein Vertreiben der Belagerer durch die Belagerten selbst im höchsten Grade unwahrscheinlich. Und wenn »vir auch einmal einen kleinen Mißerfolg erlitten — unsere militärischen Lor beeren stnd so bergehoch, daß wir cs nicht merken, ob der eine oder andere Tag einmal ausnahinsiveise keine ncucn Mütter aufschichtet. Wir knüpfen hieran noch einige Erwägungen. Podbielski meldet, daß ein Theil des 4. Armee-Corps 'Provinz Sachsen) engagirt gewesen sei. Daraus folgt daß die kron- prinzlich sächsische Maas-Armee sich allmählich soweit nach Westen urn Paris herumgezogen hat, um den hinter Paris stehenden Truppen die Hand zu reichen. Ferner schreibt Pod bielski, daß die Garde-Landwehr gekämpft habe. Diese preußische EUtetruppe war vor kurzem erst vor Paris eingetroffen, hatte Revue vor dem König gehabt, rückte in die durch den Wegzug des v. d. Tann'schen Eorps gerissene Lücke ein und empfing gar bald die Feuertaufe. Daraus ersieht man, daß die Pariser an sich den Ort ihres Ausfalls gut gcivählt hatten. Er ging dahin, »vo wir am schwächsten ivaren. Aber wie bei allem, »vas die Franzosen thun, heißt es auch hier: zu spät! Der Ausfall hätte erfolgen müssen, che sich die Lücke wieder schloß. Auch sonst sind unsere Bataillone vor Paris »vieder recht stark geworden. Die Truppen, welche am meisten gelitten haben, zählen per Bataillon jetzt nach dem Eintreffen der geheilten Verwundeten 700—750, die weniger gelitten haben 800—850 Mann; die Friedensstärke ist 1000 Mann, die Artillerie hat weniger gelitten, die Cavalleric ist zum größten Theil »vieder verstärkt. Das sächsische Armeekorps hat viele Ersatzmann schaften bekommen. An» schivächstcn sind die bairischen und wür- tcmbcrgischcn Bataillone, da die Baiern namentlich viel Kranke haben. Nach den Berichten eines Offiziers an die N. Z. zählte der Artillcricpark vor Paris am 14. October erst 78 Geschütze. Zu jedem gehören 1000 Geschosse. Außerdem ist eine umfassende Schanzarbcit für eine möglichst gedeckte Geschützaufstcllung erforderlich. Sonach »vürden wir also noch einige Zeit bis zum 'Beginn des Bombardements ver streichen sehen. Die Häuser von Scvres, welche an der Seine liegen, mußten von ihren Einwohnern geräumt werden, da diese mit den Parisern ein verräthcrischcS Einvcrständniß unterhielten. Auch die berühmte Porzellansabrik »nutzte von den Beamten geräumt werden. — Aus Paris melden englische Corrcspondcnten, daß cS 500,000 Waffenträger zähle und man beklage, daß die Preußen sich nicht die Köpfe an den Mauern einrennen wollen. Das Barrikadcncomitö hat viel zu thun, um unzweckmäßige Barrikaden zu entfernen. 22 Bataillone Mobilgarden sind noch unbcivasfnet Man hat entdeckt, daß sich aus einer Thonerde, die man in Paris findet, Aluminiumbronzc Herstellen lasse, aus der man EhassepotS fabriciren könne. — Neuerdings taucht noch eine Lesart auf. warum Moltke nicht das Bombardement eröffne, die »vir einfach niittheilen »vollen. Abgesehen davon, daß er natürlich keine Lust verspürt, »nit mattherzigcn Experi menten zu beginnen, so soll der Umschwung über dm Beginn des Bombardements von Paris im deutschen Hauptquartier seit der Zeit datircn, wo Bonrbaki Metz verließ. Bazaine plant irgend etwas, und die Reise seines Adjutanten Bayer, der aus Versailles zu ihm zurückgekehrt war, zur Kaiserin nach England, soll in Verbindung mit der Mission Bourbaki's nach Lille stehen. Vielleicht denken beide Generale dadurch Frankreich den Frieden auszunöthigm, daß sie. im Besitz der besten Streitlräste in» Osten) eine Erklärung verösfenllichen, bestimmt, den sriedenslustigcn Theil der Bevölkerung aus ihre Seite zu ziehen. 'Wir brauchm nicht zu sagen, mit welcher Freudc »vir einen solchen Ausgang begrüßen würden ; denn davon kann wohl keine Rede sein, daff wir etwa auf folgenden Ausweg eingingen, den »vir auch in de»» Zeitungen treffen: Bazaine ergicbt sich und sein Heer, der' Commandaiit von Rieh hält aber mit 15 — 20,000 Mann die Festung weiter. Bazaine verspricht, in drei Monaten nicht gegen Deutschland zu kämpfen. Wir haben mindestens Be dingungen wie bei Sedan zu verlangen Doch, wir kommen