Volltext Seite (XML)
Erscheint: Täglich srtch ? Uhr. Inserate weiden aiigknomincu: bis Adcudö u. SoimtanS: did Mittags 12 ttffr Marieustrahe in; >» Ncusiadl: B u ch d, n ck c r c i ro» J«h. Pähl er, <zr. Sttcsternasse S. Anzrigcn in dies. Blatte sind«» eine ersolqreiche Berbicilung. Auslage: Zs,«»«« Exemplare. Druck und Eigknthum der Herausgeber: Litpsch ör Ntichardl. — Verantwortlicher Nedactcur: Julius Ntichardt Nr. 2!>i. Fünfzehnter Jahrgang: Mitredactem: Theodor Vroinsch. Drcotcn, 2<». Oktober. — Die in um'ercr gestrigen Nummer aus den (N N. c»t- iieinmenc Notiz, daß non den bicr bcffndlick'e» sranzösisck'cn Ge ßnigenen :t Scrgeantmaioro cnttvichcn seien, ist dadin zu bcrick)- rigen, daß jene:< ttntcroisiziere nicht Non bicr eutwick'cn, son dern nur über die ilnicn gestattete Zeit auo der Eaicrnc weg- acdliebcn waren, sich aber selbst wieder cingciundcn baden. — Von den ca. :i«'»oo Mann gefangenen Franzosen ist jetzt die Hälfte, nämlich die ersten 0 Eompagnic», in dao Varackcn- lagcr zu Ucbigau cinguarticrt: die letzten o Eompagnie» scdcn ivrcr Nnogliartierung auo der Eascrne und idrcr klebenübrung ui den Picschncr E-ibwinkel in spätestens 14 Tagen entgegen. Trotzdem werden wir die Easernc noch nicht so bald wieder unseren Truppen zuriiergcgcdcn scdcn, denn cd sind iür Dresden noch weitere 25,oo Mann gefangener Franzosen angckündigt. Fn^cinem Tbeil der von den Franzose» vcrlaffencn Easernc >ind bereits sächsische Doltaten ciiigcriickt. Vorder mußten aber diese Räume einer gründlichen Steinigung unterworfen werden, denn sic sadcn gräulich genug auo. An idrcm Körper und an idrcr Kleidung daltcn die Frainosc» aus Reinlichkeit; tleWob- iiimgcn aber versauen sie lörmlick'. - Der Bestand der Lazarctbc betrug am vorigen Dienstag gegen 2<>«o Mann an Kranken und Verwundeten. Es waren '.nn arößtcntbcil Preuße»; yon Lachsen und Franzosen lagen »ngefäbr nur je 5,00 Nkann in den Hospitälern. Trotz vcr- ichictencr Todesfälle und solcher deimtüetlschcrKrankdciten, wie Rubr, Darmkatarrd und TdpduS ist der Gesinitbeitozustaiid im (ganzen ein recht guter zu nennen, denn es sind seit den 2'ä- Monaten, seitdem die (Zazaretbc belegt wurden, bei einer Aus- uadinc von über 7000 Man», noch »lebt 70 verstorben. — Was ein Niensch alles auszudaltc» vermag! (gestern kam unter den 5>x kranken und verwundeten Sachsen, weiche nag' Zittau von den (,'azarctdcn in Douzv geschafft wurden, auch ein stattlicher, breitschulteriger Feldwebel der Artillerie dicr durch, Namens Ritter auS der Gegend von Frciberg. Der selbe war in der Schlacht von Sedan von einem Graiiatsplittcr an der Stirn über dem rechten Auge getroffen worden. Der Splitter batte ein so tüchtiges Lock, gemacht, das; auö demselben über :< Lotl) Gehirns bcrausgcslosscn waren. Trotzdem befand sich der stramme Feldwebel in leidlichem. ja gutem Zustand; er batte keinen Augenbiiek die Besinnung verloren gehabt und gebt jetzt seiner völligen Genesung entgegen. Aufm den ge nannten Sachsen sind noch 24 Prcusien »ach Breslau turchgc- gaiigen. Viele kamen aus den (kazarctbcn vor Paris, welche letzt io viel als möglich geräumt werten. Vorgestern Nachmit tag brachten 2 preußlsebc Untcrosnzicrc eine» recht aiiscdnliel'e» Herrn in (zivil als Gefangenen nach der Festung Nelke durch. Man hörte, das, dick der Maire von Argcntcuil bei Paris sei. welcher der Spionage und des Verratdo dringend verdächtig ist. Er selbst bctdcuerte natürlich seine Unschuld und wollte höch stens gegen daö Verbot die (time der deutschen Vorposten über schritte» haben. Er machte sonst einen sedr würdigen Ein- druck, er kam im Eivilroek a», nannte sieb selbst aber Eommaiv kaut der Mobilgarte von Argcntcull, wahrscheinlich um damit Ne Bcbandlung eines kriegsgesangenc» Soldaten zu erhalte». Endlich sind wiederum mehrere Schlüssclsoltari'n durebgckom- u,:n. zwei Preusicn, wovon der eine beim Papst als Zuave. .er andere als Gendarm gedient hatte. Sic sadc» übrigens uvr propre aus. Die vorgestern »»gekommenen Franzose» ikrcn bisher i» de» (tazaretben zu Leipzig gelegen, von wo sic is gcdcilt entlassen worden waren. — Nächsten Freitag feiert der diesige Bürger und Scl'ub- '. .chcrnicistcr Kunze init seiner Ehefrau das seltene Fest der .'ldencn Hochzeit lHolzdoigassc ?ir. :l.l - Vorgestern Nachmittag in der dritten Stunde ist am > :vkai beim Rangirc» von Eiscnbai'nivage» der io Fahr alte -äagenschicber Freund von hier, zwischen die Puücr gekommen u id tott gedrückt worden. Mit vielem Glück wurde in der Narbt vom Dienstag -ur Mittwoch ein gröberer und schwerer Diebstahl verhütet, so ab cS beim bloßen Versuch blieb. Ein »»bekannter, aber wie c' nach seinen Manövcrn scheint, sehr raisinirtcr Dieb, batte stch zur genannten Feit in dao Haus a» der Ege der Ncucn- iuid Pirnaischcn Llrabc, in welchem Herr Kaustnan» Tlbmann >ein Geschäft bat, einschliebcn lassen und dort wahrscheinlich mit >cdr i'antsestcn und geeigneten Werkzeugen die Felder der im Hole zum (faden süluenten starken Tdürc l'crausgeiä'nittcn, war aber aus eiserne Stäbe und sonstigen guten Verschluss ge stoben, so dab ein schnelles Wcitcrdringc» ibm unmöglich wurde, statte er noch etwa eine Stunde Feit gehabt, so wäre cs »iebt beim blobcn Versuch geblieben. Allerdings wurden die Nacht Wächter allarmirt. Der Dieb entsprang aber leider in der Rich tung nach dem grobe» Garten zu, wo er sieb wodl von der ge dabten Strapaze erholt habe» dürste. - Fm Eireus Renz zeigt sich allabendlich immer noch die selbe rege Tbcilnal'mc von Seiten des Publikums, wie sie am Beginn der Vorsteltiuigc» war; und ist dies ein Beweis stu die eminente», vortrefflichen steiilungen der zahlreichen Gesellschaft und stir den interessanten Fubalt des allabendlichen Pregrammcs. So war die Vorstellung am Dienstag Abend wieder stark irc- auentirt und das Programm i» jeder Piece ei» rrguisitcs 'Wir übergeben die Einzelheiten, da wir schon hinreichend die Klinstleistungen der Herren Gärtner. Francois, Renz, stlovd, Götze, Bridgeö und Gatlcv, ferner die Damen Kcncbei. Aldbv, Etbair, Hager re. beiprock'cii und rühmend anerkannt haben, wir können »ur sagen, kab die Directum Renz in diesem Genre stets das Ausgezeichnetste liefert. Ein höchst komisches Futcrmczzo bildet die Parodie der siamesischen Zwillinge Ehang und Eng, die von den Komikern Scstae, Gontard und Bclling schon incb- rcre Nkale zur Aufführung gelangte. Die Nachahmung der beiden alte» Herren ist so ziemlich naturgetreu und macht cS besonderes Vergnügen, wenn man, wie es i» Wirklichkeit bei den noch lebende» Originalen geschieht, zu sehen, wie sic in Harnisch geratbcn und einander derb zurcchtweisen, wen» einer oder der andere stolpert und daö Gleichgewicht verliert. Wer die Originale nickst geieben, kann sich wenigstens durch die Pa rodie eine Vorstellung von den betten berühmtesten Mänuer» der Neuze'k, ab-.r wobt auch von den beiden unglücklichste» Brüdern machen. In der Dicnstagvorstcllung präsentlrtc sich auch das Lchulpscrd Berlin, welches in Berlin zu dem 5>0jäb- rigcn Künstlerjubiläuin dem Herr» Direktor Renz als Geschenk i» der Manege übergeben wnrte. Besonders machen wir noch aus am Schlusi jedes Abends zur DarstcUtuig gelangenden Pan tomimcn aufmerksam, die nur eine Directum, wie Renz, in dieser Weise dem Publikum verführen kann. Die große Anzahl des Personals, die reiche elegante Garderobe, der pikante Inhalt der Stücke selbst, wie auch die Einrichtung der Sccncric und das Bunte der Decorationc» geben ein Ensemble, das wodl eine beachtciiswerlbc, interessante Abendiniterhaltung liefert. — Gestern Vormittag l l Nbr entstand in einem Hause der großen Kirck'gassc ein Schadenfeuer, während die Bewohnerin des Zimmers auf dem Markte Blumen seil hielt. Es waren Betten in Brand geratden, jedoch Hilfsmittel schnell zur Hand, so daß das Feuer bald gelöscht wurde. — Morgen Freitag findet in, Saale des Rcußischc» Gar tcns zum Besten der Wittwe» und Waise» unserer im Kriege gebliebenen sächsischen Krieger ein Eonccrt, auSgestihrt von mehreren Mitgliedern des Vereins,.Dilettantin" statt. Auo dem Programm ist hervorzubebcii, daß ei» Mitglied der Gesellschaft sich als Füselicr Kuxschke protucircn und icnes bekannte Mt: „ Was kraucht da in dem Busch herum, Ich glaub' cs ist Na po lst»» !" Vorträge» wird. — Am Ist. Oktober wurde in Ebemnitz von dem Güter- zugc an der Haltestelle St. Nikolai der dort stationirtc HM schlagwärter Fobann Earl Friedrich Schindler aus Erfenschlag durch eigene Unvorsichtigkeit derart überfahren, daß sofort der Tod eingctretcn ist. — Am 2st. September wurde im Bahn- Hose zu ErdmannStors bei Edemnitz der Weichensteller Kümmel von der Säule eines umfallcntcn Höhenmessers so a», Kopte beschädigt, daß er bald darauf starb. — Wir erinnern uns nachträglich des 5,0jäbrigcn und des halb immerhin seltenen Amtojubiläumo des Herrn Eantors und Oberlehrers Mcrkwitz in Pirna, welches derselbe mit noch sel tener geistiger und körperlicher Rüstigkeit im vorigen Monat beging, nachdem er namentlich an der Stadtschule zu Pirna 4b< Fahre lang ehrenvoll gewirkt. Wenn man auch von Seiten dcS Euitusministcriums eine höhere, sichtbare "Auszeichnung wunderbarer Weise vermisste, so ehrte man doch den Festtag des Jubilars in Pirna selbst aus die herzlichste Weise. — Wurzen, 17. Oktober. Vor ungefähr st Wochen war, wie dies zum Acrgcr der Fagtliebbaber auch anderwärts ge schieht, au, dem, dem hiesigen Herrn Particulicr Ermschcr ge hörigen Körlitzcr Jagdgebiet ein feister Kater ein Bische-» auf dem "Anstand gewesen und wollte seine gemachte Beute zur Vcrspcistnig verschleppen. „Hinz" wurde aber in Flagranti er tappt, er ergriff der Sicherheit seines eigenen Pelzes wegen die Flnckst und ließ den Raub im Stickst, (letzterer war cm noch warmer, 12 bis 14 Tage alter monströser Hase von jedenfalls größter Seltenheit. Dickes mißgestaltete Tbicr, welches unbe dingt sich — wenn auch vielleicht nur an der Mutter genährt und tortbewegt haben mußte, hat einen regelrecht gesonnten, etwas großen Kops, mit zwei ebenmäßige» „(löffeln": ein drittes kleineres Gehörorgan ist in der Mitte res Hinterkopscs aus der Haut in die Höbe gewachsen. Von hier aus gehen nun zwei fast gleich große ebenmäßig gebaute Körper aus, von denen Feder wieder seine vier gleichfalls im Vcrhältniß stehenden „(käme" hat. Kurz, wir wußten nicht, ob wir hier zwei Hasen mit nur einem Kopf, oder eine» Haien mit »(löffeln, E(läuten und 2 Körpern bewundern sollten. Herr Ermichcr hak dieses für 'Naturforscher und Zoologen gewiß höchst interessante Phä nomen ailsstopscn lassen und ist eben im Fntcrcsse der Wissen schatt dem Vernehmen nach nickst abgeneigt, kasstlvc einem naturhislorischc» Mmeum einzuvcrleiben. — A ngc kimitigte Gerichtsverhandlungen. Freitag, den 21. (.ctober, Vormittags 0 libr, Hauptvcrbaiit' lung wider Earl Ferdinant Schönhammer von vier wegen Be trugs und Unterschlagung. Vorsitzender: Gcrichlsrath Groß. Dresden, ist. Oktober. Die Reise des französischen Generals Boyer aus Metz zum Bundeskanzler in Versailles ist eine Nachricht von schwerwiegender Bedeutung. Die zahlreichen Ausfälle Bazaine s haben ihm schließlich die Uebcrzeugung bei gebracht, daß ein Ausbrechcn, wo nicht unmöglich, so doch äußerst schwierig sei. Wie es um seine Verproviantirung be stellt sei, darüber widerspreche» sich zwar die Angaben; schließ lich aber müssen selbst die reichsten Vorrälhe aus die ästige gehen. Beide Umstände haben ihn schließlich zur Abi'endung eines Parlamentärs veranlaßt. Diese Reise allein sagt genug, selbst wenn es nicht zu einer Eapilulation staue Möge diese aber wie immer lauten, mögen die Truppen Bazaine's in einer neuen Völkerwanderung nach Deutschland kommen oder sonst lvo intcrnirl werden — das Freiwerden der st'00,000 Manu Deutschen, die jetzt vor Men lagern, würde ein unschätzbarer Gewinn sein. Nicht für das Bombardement von Paris zu nächst, aber theils zum dichteren Schließen des Belagerungs gürtels, noch mehr aber zur Erstickung aller der Widerstands lräste, die sich noch in Frankreich regen. Zunächst reichen näm lich das hat dieser Monat, seit welchem wir vor Paris liegen, bewiesen die Truppen vor Paris vollständig zur Eernirung und zum Beginn des Bombardements, wenn ein solches beab sichtig! wird, aus. Sodann aber ist es eine fast näher liegende Nothivcndigleit, die Funken des Aufstandes in den Vogesen und bei Besanpon, in der Franche Eontee, zu ersticken und uns neue Requisitionsgebiete im Norden, Westens und Süden von Paris zu erschließen. Was das Bombardement selbst anlangl, so dringt im Hauptguattier natürlich keine Partei auf eine Zerstörung der Stadt, sondern nur aus ein mäßiges Bombar dement. Der König aber, milden Sinnes, möchte auch dieses Fksnnement: Bitnrljährlich 20 Agr. btt anriitgeldlicherkir. ferung tn's Hau«. Durch dir Lönigl. Post dirttcljLhrl. 22>,s«gr. Einzelne Nummern l Ngr. Inseratenpreise: Für deu Raum eine« gelpaltenen Zeile: I Ngr. Unter „Eingesandt" die Zeile 2 Ngr. Taillierst»!,, 2(1. Oktober 187V. möglichst vermieden sehen und den Grasen Bismarck bewegt zu gleicher Anschauung auch noch die politische Erwägung, daß es sich nach der Einnahme von Paris doch auch um die Einsetzung einer von Paris anerkannten Regierung handelt, was aber enorm erschwert würde, wenn wir in eine mehr oder weniger in einen Aschenhaufen verwandelte Stadl einzögen. Dm Parisern freilich scheint fast das Be rnbardcment erwünschter, als die sie ängstigende, imposante Ruhe im Belagerungsheer. Gmeral Trochu äußerte jüngst gegen einen Engländer, daß die Deutschen eine Taktik der Belagerung gewählt hatten, welche jsür den französischen Rarionalcharakter am unerträglichsten sei. Gegen das Einäschern eines Stadttheils würden die Pariser in Heller Wuth aufstehen, aber die Erschöpfung ihrer Geduld durch Nichtsthun im deut schen Lager, laufe ganz gegen das Pariser Temperament. Je denfalls, hat Trochu sortgefahren, gewinnen die Provinzen Zeit, Paris zu Hilfe zu kommen und die Provinzen werden wenig stens nicht sagen lönnen, daß sie nicht Zeit gehabt h sen, Ent- satzungstruppcn für Paris zu bilden. Freilich sicht es mit der Erhebung der Provinzen windig genug aus, mit der „Massen- crhcbuilg" will es gar nicht so sehr vorwärts. Die Pariser sind nach wie vor auf ihre eigenen Kräfte angewiesen und diese reichen, wie wir gestern entwickelten, wohl dazu aus, sich noch langer zu halten, aber nicht dazu, einen fulminanten Aus fall zu machen, um die Batteriebautcn der Deutschen und ihre artilleristischen Vorbereitungen zu zerstören und ihnen einen unberechenbaren Schaden zuzufügcn. Wenn wirklich die Mobil garden so dringend verlangen, vor den Feind geführt zu wer den, warum brechen sic nicht in Uebermacht aus und werfen sich aus einzelne Theile der Deutschen, da diese bei dem schwer passirbarcn, von Wasscrläufen aller Art durchschnittenen Terrain, das jetzt noch dazu durch Regengüsse ausgewcicht ist, Mühe genug hätten, sich gegenseitig zu Hilfe zu kommen? Jeden falls ist es eilt Zeichen günstigster Art für uns, daß in einem ganzen Monat die halbe Million Bewaffneter in Paris, die uns der Zahl nach überlegen ist, nicht gewagt hat, einen Massen haften Ausfall zu »lachen. Die Verpflegung in Paris erscheint nach englischen Berichten, nicht in dem ungünstigen Lichte, wie man bisher annahm. Die reichen Pariser müssen allerdings nach dieser Quelle aus frische Fische und Butter verzichten, aber Eier und Blumenkohl können sie noch kaufen. Die Ar men, welche sämmtlich Paterlandsverthcidiger sind, erhalten als solche 30 Centimes kezlich und können sie sich auch kein Ochsen- und Hammelfleisch laufen, das übrigens jetzt bei der Fleisch laxe billiger ist, als früher, so begnügen sie sich mit Pferde und Eselssleisch. Beides wird von dein Pferdcsleischverein als die gesündeste und nahrhafteste Kost angepriescn. Es werden täglich 25>0 Pferde geschlachtet und die vielen Droschken-, Kar ren und Omnibuspferde werden noch aus lange Zeit ausreichen. Nach einer geistreich feilt sollenden Bemerkung der „Liberia" wurde das Fleisch eineS geschlachteten, dreijährigen Esels, der bei seilten Lebzeiten den 'Namen „Bismarck" geführt haben soll, auSgeboten. Gepökelte Fleischwaaren sind sehr thcuer, Geflügel selten, die Gemüsegärten sind unter öffentliche Auf sicht gestellt worden Holzkohlen sind sehr thcuer'. Das preiswürdigste sind immer noch Leberpasteten, eingemachter Spargel, gctrüffelter Fasan und ähnliche Artikel. Außer dem hofft man, ebenso wie cs möglich wäre, Minister per Luftballon hinaus zu bringen, auch Ochsen zur weiteren Verproviantirung per Luftballon nach Paris hineinzubriirgen In Tours ist eine Eonnmssion von Luslschiffern beschäftigt, einen Ballon zu erfinden, oer sich so lenken läßt, daß er in Paris nicdersällr. Die Pariser sind auf den Straßen «ödes muthig, in ihren vier Wänden aber kleinlaut. Wir müssen alle diese Angaben dahingestellt sein lassen, eingedenk der Er fahrung, daß cs olmehin schwer ist, Genaues zu erfahren von Dem, was vor einer Festung vor sich gehl, aber fast unmög lich, bestimmt zu ivinen, wie cs in einer solchen ausiieht. Das Velagcrungshcer vor Paris, das ist nunmehr sicher, bereitet 'ich aus den Wniterfeidziig vor Das schlechte Wetter erschwert an sich die Verproviantirung. Von Zucker haben unsere Truppen schon lange lein Vt'und mehr, das Vrod wird täglich thcurer und kleiner. Die Mchlvorräthc gehen rapid zu Ende. Ein Gleiches gilt von Hafer, Streu und Stroh. Hingegen ist frisches Fleisch vorhanden Viag an dieser Schilderung der Elbcrseldcr Zeitung Vieles übertrieben sein, so viel ist sicher, daß bei unfern Truppen Sckff»alhans immer noch Xücheniueistcr ist. Die Ein schießung von St. Eloud erfolgte gerade als sich Moltke mit seinem Stabe dort befand, um die schon früher angerichtetcn Verwüstungen in Augenschein zu nehmen. In dem Schlöffe hatten die Deutschen ein Observatorium eingerichtet. Als das Schloß in Brand geschossen wurde, wollte man ihn löschen, es war aber unmöglich, und so beschränkte man sich darauf, das Mobiliar, die Küsten und Kunstgcgcnständc aller Art und die Bibliothek möglichst zu retten. Unter den geretteten Sachen befand sich auch der Schreibtisch, an welchem Napoleon III. die Kriegserklärung gegen Deutschland unterschrieben hatte. Jetzt stehen preußische Wachtposten aus der Ruine. — Nachdem das